DE13799C - Kontrol-Kompafs und zugehöriges Dromoskop - Google Patents
Kontrol-Kompafs und zugehöriges DromoskopInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 42: Instrumente.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 22. Februar 1880 ab.
a) Control-Compafs.
Der Control-Compafs, Fig. 1 und 2, ist ein Apparat, mit welchem ohne Peilung und unabhängig
von Aenderungen der geographischen Breite, sowie von Krengungen des Schiffes der
wahre oder magnetische Cours ermittelt und demnach die Deviation der nicht compensirten
Steuer-Compasse bestimmt und eine beständige Controle der compensirten Steuer-Compasse ausgeübt
werden kann. Aufserdem kann dieser Apparat auch als »Goniometer« verwendet
werden.
α ist eine als Inclinationsnadel montirte
Doppelnadel mit prismatischer Axe d d, den Regulirgewichten e e und mit einem Spiegel l>.
Sie ist im Gehäuse A A installirt, und ■ zwar liegt beim Gebrauche die scharfe Kante der
beiden Axenenden in halbrund ausgeschliffenen oder überhaupt vertieften Axenlagern aus Achat,
Glas oder Edelstein.
In dieser Weise montirt und installirt, hat die Nadel im Gegensatze zu den Intensitäts- und
Inclinationsnadeln der Inclinatorien einen sehr geringen Spielraum für Inclinationsänderungen,
und dient sie überhaupt nur zur Angabe bestimmter, auf eine »Normalinclination« bezüglicher
Inclinationsunterschiede, bezw. zur Beobachtung »gleich weit von der Normalinclination
abstehender (correspondirender) Inclinationen« in östlichen und westlichen Nadelazimuthen. Die
Nadel wird aber nicht durch directe Drehung ihres Gehäuses, sondern durch Drehungen des
Schiffes bei bestimmten Einstellungen des Instrumentes nach dem auf die Keilrichtung orientirten
Azimuthaikreise in diese Nadelazimuthe gebracht. .
Der am Instrumente eingestellte Cours und die in jenen Augenblicken gemachten Steuer-Compafsablesungen,
in welchen während der abwechselnden Drehung des Schiffes nach Steuer- und nach Backbord von der eingestellten Coursrichtung bestimmte »correspondirende Inclinationen«
beobachtet werden, bilden nebst dem Drehungswinkel des Schiffes die Elemente, aus
welchen in ganz neuer, eigenthümlicher Weise und ganz unabhängig vom permanenten und
vertical inducirten Magnetismus des Schiffes, der zu steuernde magnetische oder wahre Cours erhalten
wird.
Das Nadelgehäuse^iyi besteht aus zwei Hälften.
Die untere Hälfte reicht bis zur Höhe der Nadelaxe. Sie ist an dem scheibenförmigen Metallansatze
B B befestigt oder angegossen und enthält die Nadelaxenlager sammt der Arretirvorrichtung
r r. Am unteren Boden dieser Hälfte ist eine verticale event, ausgehöhlte Metallstange
befestigt, welche ein Gewicht L trägt und in der Aushöhlung einen verticalen Inductionsstab V
aus weichem Eisen aufnehmen kann. Die obere Hälfte des Gehäuses dient als Deckel und trägt
event, obenauf ein Bleigewicht /. u u ist ein nach innen gerichtetes konisches Röhrchen aus
Metall, welches im Innern mit einem Glasdeckel w verschlossen ist, auf dem ein horizontaler
Faden oder Rifs f angebracht ist.
An die Metallscheibe BB sind zwei Hülsen hhx
angegossen. Diese Hülsen sind zur Aufnahme der Inductionsstäbe HH1 bestimmt. Der Stab H
trägt die Scala K, Fig. 3, sammt dem mit einem
verticalen Schlitz versehenen Ocular 0, und zwei an den Seitenbacken m m angebrachte, um je
eine horizontale Axe drehbare Magnetstäbchen-^i?,
welche als Inclihationsregulatoren fungiren. Das
Ocular ο dient sowohl zur Inclinationsbeobachtung, als auch zu Peilungen. Der Inductionsstab
IP trägt am äufseren Ende den Diopterrahmen g mit dem verticalen Faden der Peilungen.
Die Inductionsstäbe VJTH1 beschleunigen die
durch Coursänderungen bewirkte Inclinationsänderung der Nadel und ertheilen dem Instrumente
dadurch eine gröfsere Empfindlichkeit, als es ohne diese Stäbe besitzen würde.
An der Metallscheibe B B, in senkrechter Richtung zur Nadelaxe dd, sind die beiden
Axen DD angebracht, welche entweder prismatisch geformt oder mit Frictionsrollen umgeben
sind, und im Card an-Ringe EE aufliegen.
Die Axen des Ringes EE sind gleichfalls prismatisch geformt oder mit Frictionsrollen
versehen, und haben ihre Lager auf den beiden Böcken FF, welche an dem Führungsringe G G
angebracht sind. Der Ring G G liegt im concentrischen Ringe PP und dieser im Ringe QQ,
welcher nahe dem oberen Rande ξ ξ des Compafshäuschens an dieses festgeschraubt ist.
Die Ringe G G und PP sind centrisch drehbar und können mittelst der Klemmschraube I
an einander und mittelst der Schraube II an den äufseren Ring Q geklemmt werden. III
und IV sind an den unteren Flächen der Ringe befestigte Metallplättchen, welche im Verein
mit den Klemmen I, II das Auseinanderfallen des Ringsystems bei Transporten u. s. w. verhüten,
ί ist der am äufseren Ringe Q befestigte Steuerstrich, / ist der Peilzeiger. Beide Zeiger
reichen bis zu den Theilstrichen der Roseneintheilung des auf die Kielrichtung zu orientirenden
Azimuthaikreises PP,
Das Instrument wird in dem in Fig. ι skizzirten Häuschen installirt und kann zu speciellen
Zwecken analog den gewöhnlichen Steuer-Compassen mit G. B. Airy's Semicircular- und
Quadrantalcompensirung versehen werden. In den meisten Fällen wird aber nur im Ständer K1,
oder wenn das Instrument in einem gewöhnlichen Steuer-Compafshäuschen installirt werden
sollte, im cylindrischen Theile desselben ein vertical verschiebbarer oder um eine horizontale
Axe drehbarer dritter Inclinationsregulator JH1
lothrecht zum Centrum anzubringen sein.
Der Hut des Häuschens kann durch horizontale Messingarme ß'fr mit den Böcken FF
verkuppelt und sodann mit dem Instrument zugleich horizontal gedreht werden, ρ ist eine
Stellschraube für den Hut, ε ein Scharnier des Fensters δ, welches zum Oeffnen eingerichtet ist.
Die Beleuchtung geschieht mittelst seitlich im Hut angebrachter Lampen.
Die vorstehend beschriebene Nadel könnte ohne Ummagnetisirung nur auf einer der beiden
Hemisphären verwendet werden. Wird sie aber mit einer cylindrischen oder mit einer zweischneidigen
oder verdrehbaren prismatischen Axe montirt, und wird von b gegen α hin,
Fig. 2, ein zweiter Spiegel derart angebracht, dafs seine Spiegelfläche die Fortsetzung der
belegten Fläche des Spiegels b bildet, so kann die Nadel auch ohne Ummagnetisirung auf beiden
Hemisphären verwendet werden.
Zur Paralysirung der Stöfse und Vibrationen des Schiffes kann das Instrument mit einer entsprechenden
Polsterung oder mit einer Kautschukaufhängung versehen werden.
Die Polsterung wird hergestellt, indem man den Cardan-Ring EE nicht direct auf den
beiden Böcken FF, sondern auf einem mit EE concentrischen und auf die Böcke FF' gesetzten
Doppelringe lagert, zwischen dessen auf und in einander liegende Hälften Kautschukröhrchen
oder ein anderes analog wirkendes Material eingefügt ist.
Die Kautschukaufhängung wird hergestellt, indem man zwischen dem, wie in Fig. ι und 2
installirten Cardan-Ringe EE und der Metallscheibe B B einen concentrischen und mit
symmetrisch vertheilten Kautschukbändern versehenen Ring einschaltet, die Axen DD von
der Platte B B auf diesen Ring verlegt und die Platte B B an den Kautschukbändern befestigt.
Der Ring mit den Bändern wird so eingerichtet, dafs eventuelle, durch Marken angezeigte Verdrehungen
der Platte B B durch gleichmäfsige Verschiebung oder Verdrehung der Bänder rectificirt
werden können.
Um die Bänder ausschalten zu können, werden entweder an der Platte B B oder am eingeschalteten
Ringe Sperrhaken angebracht, durch welche die Platte mit diesem Ringe fest verbunden
werden kann.
Um event, auch ein längeres Pendel VL anwenden
zu können, installirt man den Apparat entweder auf einem Dreifufs oder Häuschen mit
cylin drisch er oder konischer Mantelfläche, in welches die verticale Metallstange mit L hineinragen
kann. Der Regulator JR.1 wird in diesem Falle in die untere Hälfte dieser Stange verlegt
oder an der Metallfläche des Häuschens angebracht.
Anstatt des aus Fig. 1 und 2 ersichtlichen Nadelgehäuses wird, wie bei der Inclination,
ein dosenförmiges Gehäuse angewendet und die Einrichtung getroffen, dafs die Inclination durch
das obere Nadelende an einem im Gehäuse, parallel zum Verticalschnitt der Nadel und concentrisch
zu ihrer Drehungsaxe angebrachten Scalasegmente markirt und durch Seitenfenster des Gehäuses abgelesen wird. In diesem Gehäuse
wird anstatt der früher beschriebenen Nadel mit Spiegel eine längere einfache oder
zusammengesetzte Nadel mit prismatischer oder cylin drischer Axe, aber ohne Spiegel, installirt.
Auf ihre Drehungsaxe kann ein bei der Normalstellung der Nadel vertical stehender, dem
Züngleih einer Waage ähnlicher Stift gesteckt werden, welcher zur Beschleunigung der Inclinationsänderung
beiträgt. Die Scala in K entfällt, das Ocular ο wird nur zum Peilen eingerichtet.
Will man die Peilvorrichtung auch weglassen, so werden die Inclinationsregulatoren RR
auf einen an das Gehäuse geschraubten Träger versetzt. Die übrigen Einrichtungen des Instruments
bleiben, abgesehen von den Dimensionsverhältnissen, so, wie sie vorstehend beschrieben
worden sind. Der in dieser Weise construirte Control-Compafs kann event, auch als Steuer-Compafs
verwendet werden.
b) Dromoscop.
Das dem Control - Compasse beigegebene Dromoscop, Fig. 4, hat den Zweck, die Bestimmung
des arithmetischen Mittels je zweier auf correspondirende Inclinationen bezüglicher
Compafsablesungen ohne Rechnung vornehmen zu können, sowie auf bestimmte Einstellungen
des Control-Compasses bezügliche Drehungswinkel des Schiffes, und ausschliefslich nur von
den Coefficienten A D Eg der Deviationstheorie abhängige, daher für alle geographischen Breiten
constante Azimuthcorrectionen anzugeben.
Das Dromoscop besteht aus zwei aus Carton oder sonstigem Material angefertigten kreisrunden
Scheiben α α β β, welche in γ um eine gemeinsame
Axe concentrisch drehbar sind und mittelst einer unterhalb β β angebrachten Klemmschraube
III an einander geklemmt werden können. Aufserdem besitzt dieses Dromoscop aber die bezüglich der gemeinsamen Drehungsaxe
γ gleichschenkeligen Zeiger B S, welche an zwei gleichschenkelige Gelenkarme g g1 gelenkt
sind, und überdies noch einen Faden/, welcher durch die centrisch durchbohrte Drehungsaxe
γ und durch die analog durchbohrte Gelenkaxe α hindurchgeführt ist.
Der Zeiger S besitzt einen von der Drehungsaxe bis zum äufsersten Rande der Scheiben verlängerten
Arm mit der Klemmschraube I, mit welcher derselbe an dem Scheibenrande festgeklemmt
werden kann. Mit der Klemmschraube II kann der Zeiger B an den Gelenkarm g geklemmt werden.
Die Scheibe α α. enthält zwei concentrische
Kreise mit der Bezeichnung »Doppelter Drehungswinkel« und zwei concentrische Roseneinthei-
lungen mit den Bezeichnungen »Compafscours« und »Magnetischer Cours«. Die beiden Roseneintheilungen
sind durch punktirte Radiallinien mit einander verbunden, von welchen einzelne bis zu den Kreisen der Drehungswinkel verlängert
sind.
Der sichtbare Rand der Scheibe β β enthält eine bezüglich der Scheibe α. α concentrische
Roseneintheilung mit der Bezeichnung »Wahrer Cours«.
Ist der Control-Compafs mit G. B. Airy's Correctoren aus weichem Eisen versehen, oder
wollte man event, die Azimuthcorrectionen mittelst eines zweiten zwischen PP und Q Q,
Fig. 2, am Compasse einzuschaltenden Azimuthalkreises bewerkstelligen, so könnte eine Roseneintheilung
der Scheibe α α und event, auch die nur wegen der Mifsweisungscorrection angebrachte
Scheibe β β weggelassen werden.
Claims (6)
- PATENT-Ansprüche:ι . Die Erzeugung und Anwendung (Verwerthung) des Control-Compasses in den vorstehend beschriebenen Constructionsarten.
- 2. Die Erzeugung und Anwendung des vorstehend beschriebenen Dromoscops als Hülfs- und Correctionsmittel bei den mit dem Control-Compafs auszuführenden Cours- und Diviationsbestimmungen durch correspondirende Inclinationen.
- 3. Die Anwendung einer fixen oder verdrehbaren prismatischen oder event, zweischneidigen (zweikantigen) Axe bei allen Inclinationsnadeln, welche überhaupt zu Inclinationsbeobachtungen im Sinne der vorstehenden Beschreibung verwendet werden sollen.
- 4. Die Anwendung eines oder zweier Spiegel bei Inclinationsnadeln mit prismatischer oder cylindrischer Axe, sowie die Anwendung der aus Fig. i, 2, 3 ersichtlichen Scala im Sinne der vorstehenden Beschreibung.
- 5. Die Anwendung der Inductionsstäbe^ZT^1 oder einzelner von diesen Stäben, durch welche die durch Coursänderung bewirkte Inclinationsänderung der Nadel beschleunigt und infolge dessen die Empfindlichkeit des Control-Compasses gesteigert wird.
- 6. Die vorstehend beschriebene Anwendung des Control-Compasses als Goniometer.Hierzu I Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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