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Fachbildungsvorrichtung, insbesondere Jacquardmaschine Die Erfindung
betrifft eine Fachbildungsvorrichtung, insbesondere Jacquardmaschine, bei welcher
die Weblitzen mit Hilfe einer Vorwähleinrichtung mustergemäß mit der Aushebeeinrichtung
in Eingriff gebracht werden.
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Bei einer bekannten Vorrichtung dieser Art (französische Patentschrift
1048 906) ist eine mit einer mechanischen Greifvorrichtung ausgestattete Aushebeeinrichtung
vorgesehen und besteht die Vorwähleinrichtung aus Elektromagneten, von denen jeder
Litze einer zugeordnet ist und die zusammen mit einem sie tragenden Rahmen eine
zweite Aushebeeinrichtung bilden. In der Vorwählstellung haben die Magnete von den
ihnen zugewandten, magnetisch erfaßbaren Litzenenden einen Abstand, über den sich
bei Erregung der Magnete die mustergemäß von den Magneten ausgewählten Litzen hinwegbewegen
müssen und der wenigstens so groß ist, daß dabei die mit der mechanischen Greifvorrichtung
ausgestattete Aushebeeinrichtung die Enden der von den Magneten ausgewählten Litzen
nicht mehr erfassen kann, im Gegensatz zu den Enden der nicht ausgewählten Litzen.
Nach dem Anziehen der Litzen durch die Magnete und dem Erfassen der nicht ausgewählten
Litzen durch die mechanische Greifvorrichtung nimmt der die Magnete tragende Rahmen
die ausgewählten Litzen in die Unterfachstellung durch magnetische Haftung mit,
während die anderen Litzen in die Oberfachstellung gelangen.
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Diese Fachbildungsvorrichtung hat wesentliche Nachteile. Um die Litzen
mustergemäß zu bewegen, müssen zuerst die Magnete entsprechend erregt werden. Danach
muß die die mechanische Greifvorrichtung tragende Aushebevorrichtung mit den von
den Magneten unbeeinflußt gebliebenen Litzen in Eingriff gebracht werden. Erst dann
ist die Litzenaushebung möglich. Diese Arbeitsweise, bei der die Litzen vor ihrer
Aushebung erst einen gewissen Vorwählweg zurücklegen müssen, erfordert einen verhältnismäßig
großen Zeitaufwand, wodurch die Arbeitsgeschwindigkeit der Fachbildungsvorrichtung
begrenzt ist. Die Magnete müssen ferner für verhältnismäßig große Magnetkräfte ausgelegt
sein, denn sie müssen ein über den genannten Abstand reichendes, also verhältnismäßig
großes Kraftfeld erzeugen und außerdem noch die Litzen entgegen dem Kettfadenzug
anziehen. Abgesehen von dem dadurch bedingten großen Herstellungsaufwand kommt zu
dem Zeitaufwand bei der Bewegung der Litzen auch noch ein verhältnismäßig großer
Zeitaufwand beim Aufbau der Magnetfelder hinzu und eine verhältnismäßig große Zeitverzögerung
beim Magnetfeldabbau beim Loslassen der Litzen. Die Größe der Magnetspulen verhindert
eine enge Bauweise. Ferner sind die durch die Magnete jeweils unbeeinflußt bleibenden
Litzen und die von diesen geführten Fäden der Gefahr ausgesetzt, durch Reibung von
den Nachbarfäden mitgenommen zu werden, wenn letztere durch die Vorwähleinrichtung
aus der Grundstellung herausbewegt werden. Dadurch kann es zu Fehleinlesungen kommen.
Da die Litzen unmittelbar nach ihrer Zurückführung in die Grundstellung, beim Unwirksamwerden
der sie haltenden Magnete und der die mechanische Greifvorrichtung aufweisenden
Aushebevorrichtung, ungeführt sind und nur an den Kettfäden hängen, können sie in
Schwingungen geraten, so daß bei erneuter Vorwahl Fehleinlesungen nicht ausgeschlossen
sind. Schließlich ist die bekannte Maschine insofern kompliziert, als eine eigene
mechanische Steuervorrichtung für die mechanische Greifvorrichtung vorhanden sein
muß.
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Gemäß der Erfindung sind die genannten Nachteile dadurch vermieden,
daß die Aushebeeinrichtung einen Magneten aufweist, von dem vor der Fachbildung
alle Litzen angezogen werden, und die Vorwähleinrichtung mit dem Magneten hin- und
herbewegte, den einzelnen Litzen zugeordnete Elemente enthält, die den Anziehungskräften
zwischen dem Magneten und den Litzen beim Beginn der Litzenaushebung mustergemäß
entgegenwirken und sie aufheben. Dadurch, daß die Vorwählelemente nur dazu
dienen,
die magnetische Haftung zwischen Litzenende und Aushebemagnet aufzubrechen, entfallen
Vorwählwege und -zeiten, die sonst erforderlich wären. Dieser Vorgang erfolgt zudem
erst bei Beginn der Litzenaushebung, wodurch zusätzlich Zeit gespart wird. Da der
Mitnehmermagnet allen oder zumindestens einer großen Zahl von Litzen zugeordnet
ist, kann er preiswert hergestellt sein; insbesondere bedarf er, wenn er ein Elektromagnet
ist, nur einer einzigen Wicklung.
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Bei einer bevorzugten weiteren Ausführungsform der Erfindung ist beiden
Enden der Litzen eine Aushebeeinrichtung mit einem Magneten zugeordnet, so daß die
Litzen in jeder Stellung an wenigstens einem Ende durch magnetische Haftkräfte gehalten
sind, und daß der Magnet, dem die Vorwählelemente zugeordnet sind, mit größeren
Haftkräften an den Litzenenden angreift als der zweite Magnet an den ihm zugeordneten
Litzenenden. Dadurch, daß die Litzen in jeder Stellung an wenigstens einem ihrer
beiden Enden kraftschlüssig gehalten sind, können sie keine unkontrollierten Bewegungen
ausführen, so daß auch ein freies Schwingen der Litzen ausgeschlossen ist. Dadurch,
daß der Magnet, dem die Vorwählelemente zugeordnet sind, die Litzenenden beim Beginn
der Aushebebewegung fester hält als der zweite Magnet, ist eine zuverlässige Vorwahl
mit nur kleinen Vorwählkräften gewährleistet.
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Weitere bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus
den Ansprüchen 3 bis 14, auf die verwiesen wird.
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Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung an Hand der Zeichnung
beschrieben. In dieser zeigen F i g. 1 bis 3 schematisch die Hauptteile einer erfindungsgemäßen
Jacquardmaschine in drei verschiedenen Stellungen, und zwar in der Geschlossenfachstellung,
einer Mittelstellung und der Offenfachstellung, und F i g. 4 einen Schnitt durch
den Magneten der Aushebeeinrichtung eines zweiten Ausführungsbeispieles einer erfindungsgemäßen
Jacquardmaschine.
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Die einzelnen steuerbaren Litzen 1 der in der Zeichnung dargestellten
erfindungsgemäßen Jacquardmaschine haben etwa in ihrer Mitte Litzenaugen 2, während
sie an ihren beiden Enden je einen aus einem Permanentmagneten oder einem Weicheisenmagneten
bestehenden Anker 3 und 4 aufweisen. Diese Anker 3 und 4 sind zur Fachbildung mit
Magnete aufweisenden Aushebeeinrichtungen kuppelbar. Zu diesem Zweck enthält die
Maschine gemäß den F'i g. 1 bis 3 ober- und unterhalb der Litzen 1 je einen Permanentmagneten
5 bzw. 6. Die Magnete können in mehrere kleinere Magnete unterteilt sein. Weiterhin
sind mit dem unteren Magneten 6 auf und ab bewegte, den Litzen 1 zugeordnete Vorwählelemente
7 vorhanden. Diese arbeiten mustergemäß derart, daß die von ihnen beeinflußten Litzen
vom unteren Magneten 6 abgedrückt und die oberen Enden dieser Litzen vom oberen
Magneten 5 erfaßt werden.
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Beim Ausführungsbeispiel der Erfindung nach F i g. 4 sind die Magnete
der Anhebeeinrichtungen Elektromagnete, was eine Erhöhung und Verminderung der Magnetkraft
während des Arbeitsvorganges ermöglicht, so daß man der Magnetkraft den jeweils
gewünschten Wert geben kann. Der Magnet 5 besteht aus einer Magnetplatte, die auf-
und abbewegt wird, und von einem ein elektromagnetisches Feld erzeugenden, von einer
Weicheisenkappe 8 umgebenen, ortsfest angeordneten Solenoid 9 umgeben ist. Gemäß
F i g. 4 ist die Magnetplatte aus der mit stark ausgezogenen Linien dargestellten
Stellung der Ausgangsstellung, in die mit strichpunktierten Linien dargestellte
Stellung anhebbar, die der angehobenen Stellung der Litzen 1 entspricht.
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Bei beiden in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen durchlaufen
die Litzen 1 Löcher, welche auf Grund ihrer Eigenschaft als Führungsmittel als Harnischbretter
bezeichnet werden können. Die Harnischbretter 10 und 11 sollen mit den Ankern
3 und 4 oder entsprechenden Vorsprüngen an den Litzenenden zusammenwirken,
wobei sie unter Aufrechterhaltung bestimmter Abstände zum jeweils den anderen Litzenenden
zugeordneten Magneten in der Litzenrichtung hin und her verschiebbar sind. Beim
Öffnen und Schließen des Faches wird so den jeweils nicht mit einem der Magnete
in Eingriff befindlichen Litzenenden eine geführte und kontrollierte Bewegung erteilt.
Die Bewegungen der Harnischbretter werden von irgendeiner Antriebswelle der Maschine
abgeleitet.
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Das Harnischbrett 10 und der zusammen mit ihm bewegte Magnet 6 beginnen
gemäß F i g. 2 beim Öff-
nen des Faches ihre Bewegung kurz vor dem Harnischbrett
11 und dem entsprechenden Magnet 5. Es ist aber auch möglich, die Bewegungen beider
Harnischbretter und der mit ihnen bewegten Magnete gleichzeitig beginnen zu lassen.
Gemäß F i g. 2 folgt eine der beiden gezeichneten Litzen 1 dem Magneten 6 bei seiner
Abwärtsbewegung, während die andere Litze 1 dem Magneten 6 nicht folgt. Sie verbleibt
in ihrer Ausgangslage, weil sie mit dem aus einem Stift, einer Nadel od. dgl. bestehenden,
sie vom Magneten 6 wegdrückenden Vorwählelement 7 zusammenwirkt. Wenn kurz darauf
der Magnet 5 seine Aufwärtsbewegung ausführt, nimmt er diese Litze 1 mit, so daß
das in F i g. 3 gezeigte Fach gebildet wird.
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Die Bewegung der Litzen kann bei der erfindungsgemäßen Sacquardmaschine
in einem beliebigen Winkel zur Horizontalebene erfolgen. Man kann auch eine völlig
horizontale Litzenbewegung erzeugen, da man von Harnischgewichten unabhängig ist.
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Beim dargestellten Ausführungsbeispiel werden die Vorwählelemente
7 durch ein Druckmittel betätigt, das durch Ventile in Abhängigkeit vom Muster auf
sie verteilt wird. Die Ventile können hierbei von Jacquardkarten od. dgl. betätigt
werden. Die Karten können auch selbst mit ihren Löchern die Ventile bilden oder
mit diesen zusammenwirkende Ventilglieder enthalten. Die Vorwählelemente können
aber auch über ein Tonbandgerät mustergemäß steuerbar sein.
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rDie Vorwählelemente 7 brauchen ferner nicht notwendigerweise aus
Nadeln od. dgl. zu bestehen. Der Druck auf die Litzen 1, welche dem Magneten 6 nicht
folgen sollen, kann vielmehr auch durch unmittelbare Einwirkung von Druckluft oder
Saugluft erzeugt werden. Zu diesem Zweck müssen dann die Vorwählelemente aus Druck-
oder Saugluftzuführungsmitteln an den Aushebevorrichtungen bestehen.