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Biegsamer und dehnbarer Isolierstoff Die Erfindung betrifft einen
biegsamen und dehnbaren Isolierstoff in Form von Bahnen oder Bändern zum Umwickeln
von elektrischen Leitern.
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Für die Isolation elektrischer Leiter und Leitergruppen sind die Dicke
und die Art der Isoierstoffe von außerordentlicher Bedeutung. Im Hinblick auf die
Einsparung von meist kostbarem Raum und Gewicht ist eine Isolation von geringstmöglicher
Dicke - aber natürlich ausreichendem Isolationswiderstand - erwünscht. Eine Isolation
soll - physikalisch betrachtet - vorzugsweise zäh und fest sein. Je gleichförmiger
ein Isoliermaterial ist, desto weniger Material wird. bei der Isolierung einer elektrischen
Einrichtung vergeudet. Denn eine Isolation muß so dick gemacht werden, daß sie an
ihren schwächsten oder ihren dünnsten Punkten noch ausreichend isoliert. Ein schmiegsames
Isoliermaterial ist in den Fällen besonders wichtig, in denen es sich um die Isolierung
von kompliziert geformten Spulen elektrischer Motoren und Generatoren handelt, die
sowohl mit dem geringsten Abstand eng nebeneinander angeordnet als auch genau in
Nuten, Schlitze oder Stützen passen müssen.
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Einer der besten und wirksamsten Isolierstoffe ist Glimmer. Die Durchschlagfestigkeit
dieses Werkstoffes ist hoch; seine Beständigkeit gegen Dauerspannungen ist annähernd
beispiellos. Die Form, in der Glimmer für Isolierzwecke verwendet werden kann, hängt
in gewissem Umfang von den speziellen Verwendungszwecken ab, für die er benutzt
werden soll. Für den Fall, daß die isolierende Schicht eben sein und keiner merklichen
Krümmung ausgesetzt werden soll, werden im allgemeinen Lagen der bekannten Glimmerplatten
verwendet. In den Fällen dagegen, in denen die glimmerhaltige Isolation während
irgendeines Anwendungsvorganges biegsam sein muß, also z. B. dann, wenn sie zum
Umwickeln von Leitern dient, ist solch eine verhältnismäßig sprödes Glimmermaterial
nicht brauchbar. Es müssen daher biegsamere Glimmerisoliermaterialien verwendet
werden.
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Eine Art von biegsamem Glimmerisoliermaterial, das ein umfangreiches
Anwendungsgebiet von Isolierung von Leitern mittels Aufbringen von Bändern gefunden
hat, ist das sogenannte Spaltglimmerband. Es wird in engen Windungen, die sich im
allgemeinen teilweise überlappen, um den Leiter herumgewickelt. Die glimmerhaltige
Komponente dieses Materials besteht im wesentlichen aus Glimmerblättchen, die zu
verhältnismäßig dünnen Schuppen zerkleinert oder aufgespalten sind und einen Durchmesser
von etwa 20 bis 40 mm haben. Die Schuppen werden dann unter gegenseitiger Überlappung
auf eine biegsame, selbsttragende Unterlage wie Papier, lackiertem Baumwollgewebe
(Kambrik) od. dgl. aufgeklebt. Auf diese Weise erhält man einen biegsamen Glimmerbogen.
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Ein anderer biegsamer Werkstoff besteht aus sehr fein verteilten,
extrem dünnen einzelnen Glimmerschüppchen. Diese liegen in Form eines papierähnlichen
Bogens vor, der durch Anwendung von Verfahren erhalten wird, die ähnlich dem bei
der Herstellung von Papier aus Faserbrei benutzten Verfahren sind. Der- »Glimmerplan«-Bogen
ist insofern selbsttragend, als er angehoben und auch sonst noch beliebig gehandhabt
werden kann, so daß er bei sorgfältiger Behandlung nicht auseinanderbricht; er ist
jedoch sehr zerbrechlich, und seine Zerreißfestigkeit ist sehr gering.
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Die genannten biegsamen, glimmerhaltigen Folien haben an sich gute
elektrische Eigenschaften. Es ist aber seit langem bekannt, daß diese biegsamen,
glimmerhaltigen Isolierstoffe in Form von Bögen oder Folien bei der geringsten Dehnung
unter gleichzeitiger entsprechender Verschlechterung der elektrischen Eigenschaften
brechen oder plötzlich reißen. Infolgedessen war es bei der bisherigen Technik der
Isolierung mit biegsamen Bögen oder Bändern aus solchen Glimmerschüppchen unmöglich,
das Material zu dehnen oder zu strecken, ohne daß Beschädigungen des Isoliermaterials
eintraten.
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Bei Isolierbändern für elektrische Leiter werden im allgemeinen kunstharzartige
Bindemittel in Verbindung mit biegsamen, glimmerhaltigen Trägermaterialien verwendet.
Die kunstharzhaltigen Bindemittel dienen, nachdem sie ausgehärtet worden sind, dazu,
die Isolation zu verstärken und zusammenzuhalten und sie an dem zu isolierenden
Bauteil anzukleben
oder zu befestigen. Bis vor kurzem wurden die
Kunstharze fast ausschließlich in flüssiger Form in der Weise hinzugefügt, daß man
mit ihnen die einzelnen Wicklungslagen des biegsamen Glimmerbandes, das schon um
den oder die zu isolierenden Leiter gewickelt war, imprägnierte. Anschließend härtete
man das kunstharzhaltige Bindemittel aus.
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Neuerdings werden auch glimmerhaltige Isolierbänder benutzt, bei denen
das Kunstharz schon beim Umwickeln des Leiters in dem Band selbst in Form eines
stabilen, in der Wärme aushärtbaren Bindemittels enthalten ist.
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Es ist auch bekannt, glimmerhaltige Isolierstoffe zusammen mit Kunstharz
und einem Verstärkungsgewebe zu verwenden. Neben normalem Leinengewebe sind für
solche Verstärkungsgewebe auch Glasseidegewebe abgewandt worden. Die USA.-Patentschrift
2 707 204 beschreibt ein solches Isolierband, bei dem das ghmmerhaltige Isoliermaterial
mit einem Kunstharz auf ein Verstärkungsgewebe aus Glasfasern aufgebracht ist. Wegen
der Empfindlichkeit der glimmerhaltigen Folien gegenüber mechanischer Beanspruchung
verwendet die genannte USA.-Patentschrift ein nicht dehnbares Verstärkungsgewebe.
Auch Asbestgewebe ist bereits als Verstärkungsbahn vorgeschlagen worden. Es sind
auch bereits Verstärkungsbahnen bekanntgeworden, die eine leichte Dehnung in der
Größenordnung von wenigen Prozent aufweisen und die aus einem diagonal gewebten
Leinenband bestehen.
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Zum Umwickeln von Leitern, die eine komplizierte Gestalt haben, werden
jedoch Isolierbänder mit einer guten Dehnbarkeit gewünscht. Nur dann schmiegen sich
solche Isolierbänder an unregelmäßige Oberflächen der Leiter an, ohne runzlig und
faltig übereinanderzuliegen. Durch solche Runzeln und Falten werden ungleichmäßige
und inhomogene Stellen in der Isolation hervorgerufen.
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Sofern die bisher bekannten Isolierbänder überhaupt eine geringe Dehnbarkeit
zeigten, waren sie nur ungleichmäßig dehnbar, d. h., wenn man ein solches Band zwischen
zwei Punkten dehnte, war die Ausdehnung nicht an jeder Stelle der Bandlänge gleichmäßig,
sondern meist in der Mitte etwas stärker, so daß Einschnürungen entstanden. Es ist
bekannt, daß Isolierbänder bei der Dehnung ihren Querschnitt verkleinern. Dadurch
verringert sich auch die Isolationsdicke. Mit den bisher bekannten, eben beschriebenen
Isolierbändern konnte daher keine einheitliche Dicke und qualitativ gleichmäßige
Isolation hergestellt werden, wenn man - wie es eine hohlraumfreie Isolation erfordert
- das Band mehr oder weniger stark dehnte.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist somit, ein Isolierband zu schaffen,
welches in hohem Maße gleichförmig dehnbar ist, ohne dabei seine elektrischen Eigenschaften
wesentlich zu verschlechtern.
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Die Erfindung betrifft einen biegsamen und dehnbaren Isolierstoff
in Form von Bahnen oder Bändern zum Umwickeln von elektrischen Leitern, der aus
einer porösen, papierähnlichen Glimmerfolie, einer dehnbaren Verstärkungsbahn als
Unterlage und einem bei Lagertemperatur stabilen, in der Wärme härtbaren Kunstharz
besteht und dadurch gekennzeichnet ist, daß eine Verstärkungsbahn aus nicht verwebten,
gereckten und ungereckten, kurzen, an ihren Kreuzungspunkten autogen miteinander
verschweißten Polyesterfasern und die poröse, papierähnliche Glimmerfolie mittels
eines elastischen, aaspolymerisierten, in der Wärme fließfähigen Kunstharzes durchimprägniert
und miteinander verklebt sind.
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Vorzugsweise besitzen die Polyesterfasern eine Länge von etwa 25 mm,
wobei die nicht gereckten Fasern etwa 40 bis 60 Gewichtsprozent ausmachen: Das Kunstharz
besteht vorzugsweise aus 65"Gewichtsprozent festem, homopolymerisiertem Diallylplithalat,
Monomeren und einem Peroxydbeschleuniger.
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Der erfindungsgemäße Isolierstoff besitzt eine gleichförmige Dehnbarkeit
von mindestens 100/" ohne daß sich seine elektrischen Eigenschaften bei dieser
Dehnung wesentlich ändern.
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In dem erfindungsgemäßen Isolierstoff' ist die Glimmerfolie vollständig
von dem Kunstharz durchdrungen, so daß die Glimmerteilchen in einer harzhaltigen
Matrix liegen. Das erfindungsgemäße Isolierband schmiegt sich infolge seiner Dehnbarkeit
eng an die kompliziertesten Körper an, und nach Erwärmung zur Aushärtung des Kunstharzes
ergibt sich eine zähe, feste und gleichförmige, hohlraumfreie Isolierung mit überlegenen
elektrischen Eigenschaften.
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Die Glimmerfolie besteht aus einer dünnen, papierähnlichen Folie,
die im wesentlichen aus feinverteilten, äußerst dünnen, einzelnen Glimmerteilchen
aufgebaut ist. Eine bevorzugte Ausführungsform einer solchen papierähnlichen Glimmerfolie
erhält man bei Ausführung des Verfahrens gemäß USA.-Patentschrift 2 549 880. Das
dort beschriebene Verfahren besteht darin, daß Blattglimmer gemahlen oder gebrochen
wird, die gemahlenen und zerriebenen Teilchen auf eine Temperatur erwärmt werden,
die einerseits ausreicht, um die Glimmerpartikeln aufzuspalten, andererseits aber
niedriger ist als die kritische Temperatur, bei der Glimmer vollständig dehydratisiert.
Der Blattglimmer kann beispielsweise auf 800°C erwärmt werden. Die erwärmten Teilchen
werden dann kurz in eine Lösung von Natriumcarbonat eingetaucht, in der sie abgekühlt
werden. Hierauf wird der Glimmer aus der Suspension abgetrennt und getrocknet; anschließend
wird er für die Dauer von etwa einer Stunde in eine 5°/jge Salzsäurelösung gegeben.
Die sich schließlich ergebenden, feinverteilten, extremdünnen Schuppen oder Fasern
werden ausgewaschen und in Wasser suspendiert. Dann wird aus diesen Schuppen oder
Fasern eine papierähnliche Folie hergestellt, indem man die Schuppen auf Drahtsieben,
wie man sie bei der Herstellung von Papier verwendet, von ihrer Aufschlämmflüssigkeit
abtrennt, sie dann in Bogenform abnimmt und die so entstandene, zerbrechliche, aber
selbsttragende und biegsame, zusammenhängende und poröse, papierähnliche Bahn trocknet.
Ein für den vorgesehenen Zweck gut geeigneter, papierähnlicher Glimmerbogen dieser
Art besitzt ein Sollgewicht von 1,95 g/150 cma und eine Solldicke von 0,1 mm.
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Obwohl die papierähnliche Glimmerfolie selbst tatsächlich nicht gestreckt
oder gedehnt werden kann, ohne ihre physikalischen und elektrischen Eigenschaften
vollständig einzubüßen, und obwohl eine derartige papierähnliche Folie, auch wenn
sie mit einem dehbaren und biegsamen Kunstharz imprägniert ist, nicht in nennenswertem
Ausmaß gedehnt werden kann, ohne daß physikalische oder elektrische Defekte auftreten,
hat sich überraschenderweise ergeben, daß die neuen Isolierstoffe der Erfindung
ganz erheblich gestreckt oder gedehnt werden können, ohne daß ein merkliches oder
plötzliches Absinken der elektrischen Eigenschaften eintritt. In vielen
Fällen
können die Bogen oder Folien bis zu 20 °/o oder mehr gedehnt werden.
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Die Kunstharzmasse besteht vorzugsweise aus 65 Teilen pulverisiertem,
festem, homoplymerisiertem Diallylphthalat mit einem spezifischen Gewicht von 1,26
und einem Erweichungsbereich von 80 bis 105°C, 35 Teilen monomerem Diallylphthalat
und 2 Teilen flüssigem tertiärem Butylperbenzoat. Diese Bestandteile werden mit
70 Teilen Aceton so lange gerührt, bis eine homogene vollständige Lösung entstanden
ist.
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Die Glimmerfolie wird mit einem solchen Kunstharz so vollständig durchtränkt,
daß die einzelnen Glimmer--teilchen in dem Kunstharz eingebettet liegen. Vorzugsweise
wird die Glimmerfolie dabei infolge der Aufquellung durch das Kunstharz auf eine
gegenüber ihrer anfänglichen Dicke verdoppelte Dicke gebracht.
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Die Verstärkungsbahn besteht aus nicht verwebten, gereckten und ungereckten,
kurzen Polyesterfasern. Eine solche Konstruktion hat z. B. ein Gewicht von 0,52
g/150 cm2. Vorzugsweise werden Polyesterfasern aus einem hochmolekularen Reaktionsprodukt
aus Äthylenglykol und Terephthalsäure verwendet. Sowohl die gereckten als auch die
nicht gereckten Fasern haben eine Länge von etwa 25 mm, wobei die nicht gereckten
Fasern vorzugsweise etwa 40 Gewichtsprozent der Mischung ausmachen. Sie sind an
ihren Kreuzungspunkten autogen miteinander verschweißt, so daß sie ein Neztwerk
bilden; innerhalb dessen die gereckten Fasern miteinander verflochten sind. Dieses
faserförmige, streckbare und schmiegsame Gebilde und ein Verfahren zu seiner Herstellung
sind an anderer Stelle beschrieben und nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
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Der erfindungsgemäße Isolierstoff kann auf einer biegsamen Unterlage
aufgebaut werden und lösbar mit dieser vereinigt werden. Diese Unterlage muß vor
der Verarbeitung des Isolierbandes leicht abgezogen werden können.
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Nach F i g. 1 besteht die glimmerhaltige Kunstharzfolie
10 nach der Erfindung aus einer dünnen papierähnlichen, aus feinverteilten,
äußerst dünnen Glimmerplättchen aufgebauten Folie 11, die auf einem, mindestens
um 10 °/o dehnbaren, schmiegsamen Gewebe 12 aufliegt. Die Folie 11 ist mit einer
wärmebeständigen, streckbaren und biegsamen Kunstharzmasse 13 durchimprägniert und
durch diese mit dem Verstärkungsgewebe 12 verklebt.
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F i g. 2 zeigt, daß die glimmerhaltige Kunstharzfolie 10 zusammen
mit einer biegsamen Unterlage 15, mit der sie lösbar verbunden ist, auf einen Spulenkern
16 aufgewickelt ist. Rollen dieser Art dienen für den handelsmäßigen Vertrieb.
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F i g. 3 veranschaulicht die Wicklung eines Segments eines Elektromotors.
Der schmale Streifen 20 von 12,5 bis 25,0 mm Breite wird unter kräftigem Anziehen
von Hand in sich teilweise überlappenden, wendelförmigen Windungen um die Leiter
21 der Motorwicklung herumgewickelt. Während des Wickelns wird die Unterlage 15
entfernt. Der Isolierstreifen dehnt und reckt sich und paßt sich infolge seines
Bestrebens, sich aufzuwickeln, sehr eng an die Unterlage an. Auf diese Weise entstehen
auf Werkstücken komplizierter Form gleichförmige Windungen ohne Übereinanderfalten
oder Runzeln des Isolierstreifens. Eine zweite Lage 22 wird in ähnlicher Weise auf
die Spule und über die Windungen 20 gewickelt. Der erfindungsgemäße Isolierstoff
kann so hergestellt werden, daß man die getrennt bereitete Bindemittellösung 13
mit Hilfe von Streichmessern oder einer Tropf- oder Sprüheinrichtung einseitig von
oben auf das zwei- oder dreiteilige Gefüge aus der Polyester-Verstärkungsbahn 12,
dem Glimmerpapier 11 und gegebenenfalls der Trennfolie 15 aufbringt. Das imprägnierte
Laminat wird 3 bis 5 Minuten durch einen auf 65 bis 80°C vorgewärmten Trockenofen
geführt. Dabei durchdringt das Kunstharz vollständig das Glimmerpapier und verklebt
es fest mit dem Verstärkungsgeflecht. Nach dem Verlassen des Ofens wurde das Laminat
in Rollen aufgewickelt und anschließend in die erforderlichen Längen und Bandbreiten
geschnitten. Von einem so hergestellten Isolierband ist mühelos die zusätzlich verstärkende
Trennschicht abzuziehen, ohne daß irgendwelches Harz mitgenommen wird. Ohne diese
Unterlage hatte das Isolierband eine Dicke von etwa 0,45 bis 0,50 mm. Eine mikroskopische
Untersuchung ergab, daß die mit Kunstharz imprägnierte Glimmerschicht ungefähr die
Hälfte der gesamten Dicke oder mehr ausmachte. Dies ist wesentlich mehr als die
anfängliche Glimmerpapierdicke von 0,1 mm.
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Das auf die beschriebene Weise hergestellte Isoliermaterial wurde
stärksten Prüfbeanspruchungen unterworfen. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden
Tabelle zusammengefaßt. Die Versuche wurden nach der Materialprüfvorschrift der
amerikanischen Gesellschaft für das Materialprüfungswesen, ASTM-D 149-55 T, mit
folgender Ausnahme durchgeführt. Wegen der erforderlichen extrem hohen elektrischen
Spannung wurde an Stelle von Luft Perfluortributylamin als ein flüssiges Dielektrikum
gewählt, in welchem die Versuche durchgeführt wurden. Die Proben wurden in Bänder
von 25,4 mm Breite und 203 mm Länge geschnitten. Sie wurden dann von der Unterlage
abgezogen und in die einander gegenüberliegenden Backen einer Zerreißmaschine gespannt.
Die Proben wurden dann zwischen den Spannbacken jeweils um den in der Tabelle angegebenen
Betrag gedehnt. Die ungerade bezifferten Proben wurden dann von den Spannbacken
losgelassen; man ließ sie sich so weit zusammenziehen, bis sie wieder im Kräftegleichgewicht
waren; dann wurden sie in einen Ofen gelegt und während 2 Stunden bei dieser Temperatur
von etwa 120°C behandelt. Während dieses Vorganges fand eine weitere Kontraktion
statt. Die geradzahlig bezifferten Proben wurden ebenso gedehnt, aber während des
Härtens zwischen den Spannbacken unter Spannung belassen.
Probe -Nr. Dehnung Durchschlagfestigkeit |
in % |
in Volt je 0,025 mm* |
Kontrollversuch** 0 1800 |
1 2 1600 |
2 2 1500 |
3 5 1650 |
4 5 1650 |
5 10 1500 |
6 10 1400 |
7 15 1300 |
8 15 1200 |
9 20 1200 |
10 20 1300 |
* Arithmetisches Mittel aus fünf Ablesungen. |
** Dicke 0,457 mm; gleiche Behandlung wie bei den anderen |
Proben. |
Die in der Tabelle wiedergegebenen Resultate sind aus zwei Gründen
von ganz besonderer Bedeutung: 1. Früher war es unmöglich, glimmerhaltige Isolierbänder
in nennenswertem Ausmaß zu dehnen, ohne die elektrischen Eigenschaften erheblich
zu verschlechtern.
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2. Die Tatsache, daß man Isolierbänder bis zu etwa 100/, ohne
merkliche Einbuße ihrer elektrischen Eigenschaften strecken und dehnen kann, ist
eine notwendige Voraussetzung für die erwünschte Schmiegsamkeit beim Umwickeln von
Leitern mit komplizierten geometrischen Formen. Auch andere elektrische Eigenschaften
des neuen Isoliermaterials erwiesen sich in ähnlicher Weise als verbessert. Besonders
bemerkenswert ist dabei die Dauerspannungsbeständigkeit, die bei gedehnten Proben
unter Coronabedingungen extrem groß ist. Sie liegt in der Größenordnung der bekannten,
anfangs biegsamen, nicht dehnbaren glimmerhaltigen Bänder. Wurden mit dem im Beispiel
genannten Isolierband Leiter unter starkem Zug von Hand umwickelt und ohne eine
Form ausgehärtet, ergaben sich fest haftende Isolationen mit gleichmäßig glatter
Außenfläche. Die elektrischen Eigenschaften der Isolation waren im allgemeinen denjenigen
äquivalent, die man erhalten würde, wenn man die einzelnen günstigen Eigenschaften
der verschiedenen vorhandenen Schichten zusammenzählen würde. Das Ergebnis mit .dem
neuen erfindungsgemäßen Isolierband war eine zusammenhängende und über die ganze
Länge hohlraumfreie Isolation.
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Auch die Lagerfähigkeit der nach dem Beispiel hergestellten Bahnen
und Bänder erwies sich als sehr befriedigend. Die noch nicht ausgehärteten Bahnen
oder Bänder wurden zusammen mit der Unterlage in Rollenform. unter leichter Kühlung
(z. B. bei -4 bis 10°C) länger als 1 Jahr, von der Herstellung an gerechnet, aufbewahrt.
Sie erwiesen sich dann noch in jeder Hinsicht so gut, wie wenn sie sofort nach der
Herstellung zu Isolationszwecken verwendet worden wären. Wurden sie bei Zimmertemperatur
aufbewahrt, dann waren sie noch nach 6 Monaten gut brauchbar.
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Die oben angegebene Mischung aus monomerem und polymerem Diallylphthalat
mit einem Peroxydbeschleuniger stellt ein bevorzugtes Kunstharzbindemittel dar,
das biegsam, streckbar, hitzebeständig und fließfähig ist. Ein ganz besonders. wichtiges
Merkmal dieses Materials ist die Art, wie es den papierähnlichen Glimmerbogen »benetzt«
und vollkommen durchdringt, zum Anschwellen bringt und völlig ausfüllt. Diese Mischung
wird bevorzugt. Gleichfalls brauchbar sind jedoch andere äquivalente Mischungen,
wie z. B. gewisse Silikonharze, die in der Wärme aushärten. Auch verschiedene Epoxydharzmischungen
haben günstige Eigenschaften. Es sind auch stabile Kunstharzmischungen mit Erfolg
erprobt worden, die durch Wärmebehandlung in Polyurethane übergehen. Die verwendeten
Kunstharze sind stabil, d. h., sie können bei Zimmertemperatur oder niedrigeren
Temperaturen im nicht ausgehärteten Zustand gelagert werden. Sie können später durch
Wärmebehandlung in einen festen, nicht schmelzbaren Zustand übergeführt werden.
Sie bilden dann biegsame, geschmeidige und streckbare oder bei Raumtemperatur annähernd
feste Isolationen und weisen daher auch keine unzulässige Ionenwanderung auf. Im
allgemeinen ist es erforderlich, die Kunstharzmischungen in gelöstem Zustand oder
in dünnflüssigem Zustand zu verwenden, um die Imprägnierung zu erleichtern. Bevorzugt
wird eine Imprägniermischung, die gut fließt, aber nicht so dünnflüssig, daß sie
durch die Folie hindurch und aus dieser heraus fließt. In einer mittleren Viskositätslage
wird die praktisch vollständige Ausfüllung des Glimmerpapiers begünstigt. Die Menge
der einzubringenden Kunstharzmischung kann innerhalb gewisser Grenzen verschieden
groß sein. Es wurde gefunden, daß nach Einbringung einer ausreichenden Menge Kunstharz
in die Folie, die so groß sein muß, daß die Verstärkungsbahn nicht mit den Fingern
von der Schicht getrennt werden kann, nach Trocknung und Kühlung des Gebildes auch
eine auszureichende Menge vorhanden ist, um ein Isolierband zu schaffen, das eine
hohlraumfreie Isolation ergibt, nachdem es unter festem Anziehen von Hand um die
Leiter herumgewickelt und mit Wärme behandelt worden ist. Der Glimmerteil wird von
dem Kunstharz hauptsächlich wegen seiner außerordentlich großen Oberfläche in größerem
Ausmaß imprägniert als die Verstärkungsbahn. Mitunter wird die Kunstharzmischung
auch im Überschuß angewendet, z. B. wenn in den zu umwickelnden Teilen Hohlräume
vorhanden sind. Auf diese Weise fördert man die Ausfüllung der Hohlräume durch den
Überfluß an Kunstharz.
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Der erfindungsgemäße Isolierstoff kann gut in Bänder auf einen Kern
aufgewickelt werden. Bei Gebrauch wird er unter kräftigem Anziehen mit der Hand
in sich teilweise überlappenden Windungen um den zu isolierenden Leiter herumgewickelt.
Die so umwickelten Leiter werden anschließend erwärmt, wobei sich ein Einlegen in
eine Form erübrigt. Die Temperatur muß hoch genug sein und während eines genügend
langen Zeitraumes wirken, um das Kunstharz in einen festen, zähen, unschmelzbaren
Zustand überzuführen. Ein Ausfließen des Kunstharzes während der Wärmebehandlung
ist unter allen Umständen zu vermeiden.