-
Verfahren zur Herstellung eines injizierbaren, Pollen-Antigene enthaltenden
Impfstoffes Die Verwendung von Antigenen zur Immunisierung gegen bestimmte Krankheiten
ist bekannt. Antigene werden auch verwendet, um die Empfindlichkeit allergischer
Personen herabzusetzen. Durch Verabreichung von Antigenen werden im Körper Antikörper
erzeugt, die speziell mit den ihre Bildung anregenden Antigenen reagieren können.
Antikörper bewirken einen wachsenden Widerstand gegenüber schädlichen Wirkungen
von infektiösen Mitteln und die Überwindung einer Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen
allergieerzeugenden Stoffen. Antikörper tun dies durch Bildung von Komplexen mit
dem entsprechenden Antigen oder infektiösen Mitteln; derartige Komplexe sind normalerweise
harmlos, aber wenn sie in bestimmten Mengen gebildet werden, können sie sehr toxisch
sein. Die Antigentherapie ist mit dem Risiko verbunden, daß der Patient infolge
eines vorhergehenden überempfindlichen Zustandes sehr heftig auf das entsprechende
Antigen reagieren kann. Überempfindlichkeiten können je nach der Natur des reizenden
Antigens, der Natur der physiologischen Reizbeantwortung und anderer Faktoren in
verschiedene Arten aufgeteilt werden. Die Erfindung betrifft die Verminderung der
durch die Wechselwirkung eines Antigen-Antikörper-Komplexes mit dem Wirtsgewebe
hervorgerufenen Überempfindlichkeit. Derartige Überempfindlichkeiten können in Form
eines allgemeinen Körperschocks oder örtlicher Reaktionen vorliegen, je nach der
Berührung zwischen dem Antigen-Antikörper-Komplex mit dem Wirtsgewebe und der Konzentration
des verwendeten Antigen-Antikörper-Komplexes. Derartige überempfindliche Reaktionen
sind bekannt als anaphylaktischer Schock oder Arthus-Phenomen. Wenn eine anaphylaktische
Reaktion auftritt, kann der empfindliche Patient einen Schock erleiden, und in schweren
Fällen kann der Tod erfolgen. Wenn die Reaktion zwischen dem Antigen-Antikörper-Komplex
und dem Wirtsgewebe örtlich auftritt, ist die resultierende Üb erempfindlichkeit
nicht so gefährlich, als wenn ein anaphylaktischer Schock eintritt, aber sie ist
trotzdem beschwerlich. Beispiele für schnellauftretende örtliche Überempfindlichkeiten
sind Asthma, Heuschnupfen, Konjunctivitis (Bindehautentzündung) und Exzeme.
-
Derartige Störungen resultieren aus der Reaktion der Antigen-Antikörper-Komplexe
mit dem Wirtsgewebe in dem vermutlich am meisten befallenen Bereich.
-
Da bei Verabreichung von Antigenen oder Drogen, besonders an allergische
Personen, ein anaphylaktischer Schock auftreten kann, hat man diese in der Praxis
in Form langsam steigender, sehr kleiner Dosen verabreicht, um die Möglichkeit einer
Einführung von
zu hohen Dosen von Antigen in den Blutkreislauf, die mit im Blut vorhandenen
Antikörpern reagieren können, zu verhindern. Antigen-Antikörper-Komplexe, die in
Gegenwart überschüssiger Antigene gebildet werden, verursachen einen anaphylaktischen
Schock.
-
Aus dem gleichen Grund hat man in der Praxis die Antigene subkutan
oder intramuskulär verabreicht, so daß die Antigene langsam und nacheinander und
nicht schnell, wie es bei intravenöser Verabreichung der Antigene der Fall sein
würde, aus dem Injektionsbezirk in den Blutstrom eingeführt werden.
-
Während die subkutane und intramuskuläre Verabreichung von Antigenen
eine gewisse Kontrolle über eine zu schnelle Einführung von Antigenen in den Blutkreislauf
bietet, ist eine solche Kontrolle nicht ausreichend bei der Verabreichung üblicher
wäßriger Antigen-Injektionen. Es wurde gefunden, daß in vielen Fällen eine subkutane
oder intramuskuläre Verabreichung von wäßrigen Antigen-Injektionen zu einem anaphylaktischen
Schock geführt hat. Es wurde vorgeschlagen, statt der wäßrigen Antigen-Injektionen
Emulsionen von Antigen in verschiedenen Ölen zu verwenden, da ein langsameres Freisetzen
von Antigenen aus dem Injektionsbezirk in den Blutkreislauf erfolgt. Während Ölemulsions-Antigen-Injektionen
dazu dienen, ein langsameres Freisetzen von Antigenen aus dem Injektionsbezirk in
den Blutkreislauf zu bewirken
als wäßrige Injektionen, sind sie
von einem Nachteil begleitet. Die Öle sind im Gegensatz zu Wasser Fremdsubstanzen
für den Körper und können beträchtliche Reizungen hervorrufen. Öle und Wachse sind
auch toxisch und können carcinogen wirken. Wie im Fall der Verabreichung wäßriger
Antigen-Injektionen garantiert die Verwendung emulgierter Antigen-Injektionen nicht
den Schutz gegenüber dem anaphylaktischen Schock. Der Grund dafür besteht darin,
daß bei jeder Art von Injektionen die Antigene letztlich in solcher Form in den
Blutkreislauf gelangen, daß sie mit darin vorhandenen Antikörpern reagieren und
einen Antigen-Antikörper-Komplex bilden können, der wiederum einen anaphylaktischen
Schock verursachen kann.
-
Ziel dieser Erfindung ist die Schaffung neuer Antigen-Injektions-Zusammensetzungen,
die die gewünschte therapeutische Wirkung ausüben, wenn sie Menschen verabreicht
werden, die aber keine Überempfindlichkeit bewirken können.
-
Die erfindungsgemäß hergestellten Impfstoffe bewirken, daß bei Injektion
in den Körper Antigene in den Blutkreislauf eingeführt werden, die nicht reizende
schützende Mittel enthalten, wodurch die Reaktion mit Antikörpern im Blutkreislauf
verhindert wird.
-
Diese geschützten Antigene können vom Blutserum durch die Zellen des
retikuloendothelialen Systems (d. h. Zellen der Leber, Milz, Lunge usw., die phagocytische
Eigenschaften besitzen) aufgenommen werden.
-
Die Aufnahme derartiger geschützter Antigene durch diese Zellen ist
bekanntlich für die nachfolgende Entwicklung von Antikörpern durch den Körper, die
in den Blutkreislauf freigesetzt werden, erwünscht.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines
injizierbaren, Pollen-Antigene enthaltenden Impfstoffes aus antigen wirkenden Pollen-Extrakten,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Extrakte mit einem zellplasmatischen
Protein und einer sauren Substanz, nämlich Desoxyribonucleinsäure, Ribonucleinsäure,
Thymudillinsäure, Sialinsäure, Glycoprotein, Heparin oder Gummiarabikum, inkubiert.
-
Eine Form von erfindungsgemäß hergestellten injizierbaren Antigen-Impfstoffen,
die die erforderlichen Eigenschaften aufweisen, sind wäßrige, Antigenteilchen enthaltende
Suspensionen, die eine poröse Masse, die Antigene enthält, umfassen. Diese können
durch Mischen von Hämoglobin (Zellauflösungsprodukt von gewaschenen Erythrozyten),
Antigenen und Desoxyribonucleinsäure in geeigneten Konzentrationen zur Bildung einer
verdünnten Lösung und Inkubieren der Lösung bei 37"C gebildet werden, wodurch kugelförmige
Teilchen mit einem Durchmesser von 1 bis 10 Mikron erhalten werden.
-
Bei der Herstellung der beschriebenen Teilchen reagieren Hämoglobin
und Desoxyribonucleinsäure unter Bildung einer porösen Masse, in der die Antigene
eingeschlossen sind. Außer Hämoglobin können andere Proteine enthaltende Substanzen,
wie zellplasmatische Proteine, Gelatine, Kasein, Globulin und ähnliche Proteinsubstanzen
zur Bildung der Antigenteilchen verwendet werden. Außer Desoxyribonucleinsäure können
andere Substanzen, wie Ribonucleinsäure, Thymudillinsäure, Sialinsäure, Glykoprotein,
Glykoside, Heparin, Gummiarabikum und andere Kohlehydrate, und eine Vielzahl von
Polyanionen, Polykationen und Polyelektrolyten zur Reaktion mit Hämoglobin und ähnlichen
Protein-
substanzen unter Bildung einer porösen Masse verwendet werden.
-
Wenn Antigenteilchen enthaltende, injizierbare Impfstoffe in den
Blutkreislauf eingeführt werden, wurde gefunden, daß die das Antigen einschließende
poröse Masse das Antigen vor der Bildung löslicher Komplexe mit im Blutkreislauf
vorhandenen Antikörpern schützt.
-
Dies verhindert einen eventuellen anaphylaktischen Schock, der auf
derartige Antigen-Antikörper-Komplexe zurückzuführen wäre. Die Antigenteilchen im
Blutkreislauf müssen vom Blutkreislauf durch die Zellen des retikuloendothelialen
Systems aufgenommen werden. Wenn die Antigene in der porösen Masse dieser Teilchen
von den Zellen des retikuloendothelialen Systems aufgenommen werden, rufen sie einen
hohen Spiegel von Antikörpern hervor, die in dem Blutkreislauf freigesetzt werden.
Das Vorliegen großer Mengen von Antikörpern dient zum Schutz des Patienten vor einem
Schock bei nachfolgender Aussetzung an Antigene. Ein solcher Patient hat dann eine
herabgesetzte Empfindlichkeit.
-
Es wurde gefunden, daß die Verwendung der genannten Antigenteilchen
den weiteren Vorteil hat, daß die poröse Masse, in der die Antigene enthalten sind,
nicht reizt und im Gegensatz zu Ölemulsionen die Entwicklung von Reizungen weder
verursacht noch begünstigt.
-
Da bei Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten Zusammensetzungen
die Antigene im Blutkreislauf nicht fähig sind, lösliche Komplexe mit den darin
vorhandenen Antikörpern zu bilden, können die Injektionszusammensetzungen nicht
nur subkutan oder intramuskulär, sondern auch intravenös verabreicht werden. Dies
ist ein bemerkenswerter Fortschritt in der Antigentherapie, da, wie vorher ausgeführt,
Antigene Wegen der raschen Bildung von Antigen-Antikörper-Komplexen im Blutserum,
die zum anaphylaktischen Schock führt, bisher nicht intravenös verabreicht werden
konnten.
-
Erfindungsgemäß ist es nun möglich, eine wirksame Antigentherapie
für überempfindliche Personen anzuwenden, ohne diese Personen dem Risiko des anaphylaktischen
Schocks auszusetzen. Es ist sehr überraschend und unerwartet, daß Antigene an überempfindliche
Personen in beträchtlichen Mengen verabreicht werden können, ohne einen anaphylakfischen
Schock zu verursachen. Bisher konnten überempfindliche Personen entweder keine Antigentherapie
erhalten, oder es war, wenn eine Antigentherapie angewendet wurde, erforderlich,
die Antigene in sehr kleinen Dosen zu verabreichen. Selbst unter solchen Vorsichtsmaßnahmen
bestand noch die Gefahr des anaphylaktischen Schocks.
-
Die erfindungsgemäßen Impfstoffe sind z. B. zur Behandlung von jahreszeitlich
auftretendem Heuschnupfen geeignet.
-
Bekanntlich wird das jahreszeitlich bedingt auftretende Heufieber
vor allem durch Pollen, z. B. Pollen von Timothy, Roggen, Mai- oder Junigras sowie
Kreuzkraut und andere Kräuter, verursacht. Zur Immunisierung gegen Heufieber verabreicht
man nach dem üblichen Verfahren dem Patienten vor Anfang der Pollensaison eine Serie
von langsam ansteigenden, sehr kleinen Dosen eines Pollenextrakts, gegen den der
Patient empfindlich ist. Die Injektionen werden zeitlich so eingestellt, daß sie
eben vor Beginn der Pollensaison den Höhepunkt erreichen, in der Hoffnung, daß genügend
Antikörper gebildet werden, um das Antigen
(Pollen) zu überwinden,
mit dem der Patient im Laufe des Sommers in Berührung kommt. In ähnlicher Weise
können andere Antigentherapien durchgeführt werden.
-
Es folgt ein Beispiel zur Herstellung von Kreuzkrautpollenteilchen,
die an Patienten verabreicht werden können, die vom Heufieber befallen sind. Derartige
Antigenteilchen bewirken eine starke Verminderung der Überempfindlichkeit, wenn
sie nach üblichen Injektionsverfahren an Patienten verabreicht werden, die gegenüber
der Kreuzkrautpollentherapie überempfindlich sind.
-
Beispiel 1 0,05 Mol NaCl ......................... 117,0 ccm Kreuzkrautextrakt
(1 mg Protein/ccm) (0,2 mg Stickstoff/ccm) ................ 15,0 Hämoglobin*-Lösung
(Einheit = 0,37).... 2,8 Desoxyribonucleinsäurelösung (15 mg/ccm) 15,0 pH eingestellt
auf 4,8 mit 0,1 n-HCl ...... 1,0 150,8 Inkubation bei 37°C - 18 Stunden.
-
* Vom Menschen Die obengenannte injizierbare Pollen-Antigen-Zusammensetzung
kann wie folgt an Menschen verabreicht werden: Eine einfache Injektion entweder
intramuskulär in den Arm oder die Gesäßbacke oder subkutan in den Arm oder in das
Bein. Die intramuskuläre Injektion sollte 1 ccm der Teilchensuspension mit einem
Gehalt von 0,5 mg Kreuzkrautprotein pro Kubikzentimeter sein. Die subkutane Injektion
sollte 0,2 com der Teilchensuspension mit einem Gehalt von 0,1 mg Kreuzkrautprotein
betragen.
-
Die injizierte Zusammensetzung von Beispiel 1 wurde an Menschen getestet
mit Hilfe eines Ritztestes. Die dem Ritztest ausgesetzte Person zeigte eine sofortige
starke Reaktion (7 cm Quaddel und Hof mit Verhärtung) auf 0,0025 mg Krenzkrautextraktprotein
und zeigte überhaupt keine Reaktion auf die gleiche Menge Protein, das in den erfindungsgemäß
hergestellten Teilchen enthalten war.
-
Mit diesem und dem in dem nachfolgenden Beispiel beschriebenen Impfstoff
wurden Antikörpertiter von 1: 10 bis 1: 1000 erreicht.
-
Ein anderes Beispiel einer injizierbaren Pollen-Antigen-Zusammensetzung
ist das folgende: Beispiel 2 0,05 Mol NaCl ........................ 117,0 ccm Kreuzkrautextrakt
(1 mg Protein/ccm) (0,2 mg Stickstoff/ccm) ................ 15,0 Hämoglobin*-Lösung
(Einheit = 0,37).... 2,8 Heparinlösung (5 mg/ccm) .............. 15,0 pH eingestellt
auf 4,8 mit 0,1 n-HCl ,,,,,, 1,0 150,8 Inkubation bei 370 - 18 Stunden.
-
* Kaninchen
Durch diese Erfindung ist es nunmehr möglich, die Antigen-Therapie
ohne das Risiko des anaphylaktischen Schocks bei empfindlichen Patienten anzuwenden.
Es können größere Dosen des Antigens an allergische Patienten verabreicht werden,
als bisher möglich war, und es ist nicht mehr nötig, mehrfache Injektionen anzuwenden.
-
Beispiel 3 Thymudillinsäure ............... 1,3 mg 0,05 Mol NaCl
..................... 98 ccm 5 Einheiten Hämoglobin ............ 2,0 ccm Pollen-Antigen
..................... 10,0 mg pH ............................... 4,9 Inkubation
bei 370 - 6 Stunden Beispiel 4 Sialinsäure ........................ 100 mg 0,05
Mol NaCl ..................... 97 ccm 4 Einheiten Hämoglobin ............. 2,0 ccm
Pollen-Antigen ..................... 10,0 mg pH .............................. 4,8
Inkubation wie in den vorhergehenden Beispielen.
-
Beispiel 5 Glykoprotein ...................... 30 mg 0,05 Mol NaCl.....................
90 ccm 5 Einheiten Hämoglobin ............ 2,5 ccm Pollen-Antigen.....................
10,0 mg pH ............................... 4,9 Inkubation wie in den vorhergehenden
Beispielen.
-
Beispiel 6 Gummiarabikum ................... 40 mg 0,05 Mol NaCl.....................
80 ccm 4 EinheitenHämoglobin ............ 1,6 ccm Pollen-Antigen .....................
10,0 mg Inkubation wie in den vorhergehenden Beispielen.
-
Beispiel 7 Heparin .......................... 2,5 mg 0,05 Mol NaCl
..................... 98 ccm 5 Einheiten Hämoglobin ............ 2,0 ccm Pollen-Antigen.....................
10,0 mg Inkubation wie in den vorhergehenden Beispielen.