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Turmkran Der Turm eines Turmdrehkranes wird durch das Belastungsmoment,
das sich aus dem Auslegereigengewichtsmoment und dem Lastmoment zusammensetzt, auf
Biegung beansprucht. Dies hat die nachteiligen Folgen, daß einmal der Turm verhältnismäßig
schwer gebaut werden muß und daß andererseits infolge der durch das Biegemoment
hervorgerufenen elastischen Ausbiegung starke Schwingungen des Turm- und Auslegersystems
auftreten können. Derartige Schwingungen als Folge der Massenkräfte des schwingenden
Systems verursachen unerwünschte Spannungserhöhungen, ja sogar Radentlastungen,
die zum Entgleisen führen können.
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Es ist bekannt, zur Momententlastung des Turmes eines Turmdrehkranes
das Auslegereinziehseil zwischen einerseits am Kranoberwagen und andererseits am
Kranturm in Höhe des Ausleger-Anlenkpunktes vorgesehenen Flaschenzugrollen einzuscheren.
Diese Anordnung hat den Nachteil, daß eine exakte Entlastung des Kranturmes von
den Belastungsmomenten nur für eine ganz bestimmte Auslegerlänge bei entsprechender
Last und bei einer ganz bestimmten Auslegerstellung (Ausladung) erreicht werden
kann, da die zur Erzeugung des Entlastungsmomentes herangezogene Seilkraft im Auslegereinziehseil
nicht linear mit dem Belastungsmoment zusammenhängt, das den Turm auf Biegung beansprucht.
Sie nimmt nämlich bei gleichbleibendem Belastungsmoment, wenn also mit abnehmender
Ausladung die Last zunimmt, je nach der Lage der Turmspitze beim Einziehen des Auslegers
mehr oder weniger stark ab, so daß das Entlastungsmoment, das durch den in das Einziehseil
eingescherten Flaschenzug erzeugt wird, im Verhältnis zum Belastungsmoment bei den
meisten Auslegerstellungen wesentlich kleiner ausfällt als erwünscht. Infolgedessen
verbleibt ein erhebliches Restmoment im Kranturm, es kann somit die gewünschte Wirkung
nur teilweise erreicht werden.
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Ferner ist ein Turmdrehkran bekannt, bei dem ein offener Flaschenzug
im Auslegereinziehseil ein Gegenmoment erzeugt, wobei die große, zum Aufrichten
des Turmes nötige Flaschenzugkraft nach beendigtem Aufrichtevorgang durch Ausschalten
eines Teiles des Flaschenzuges auf das zur Entlastung des Turmes erforderliches
Maß reduziert wird. Da aber auch hierbei zur Turmentlastung lediglich die Seilkraft
im Auslegereinziehseil verwendet wird, haften diesem Kran die gleichen r%längel
an wie dem oben beschriebenen.
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Demgegenüber wird mit der vorliegenden Erfindung bezweckt, eine möglichst
vollkommene Entlastung des Turmes eines Turmkranes von den Belastungsmomenten bei
allen vorkommenden Betriebsverhältnissen zu erzielen. Die Erfindung geht aus von
einem Turmkran, auf dessen Turm die im Ausleger-Einziehseil auftretenden Zugkräfte
unter Vermittlung von kraftverstärkenden Elementen derart einwirken, daß den Belastungsmomenten
entgegengewirkt wird, und die Erfindung besteht in erster Linie darin, daß zusätzliche
Entlastungsmomente durch die im Lasthubseil auftretenden Zugkräfte unter Vermittlung
von kraftverstärkenden Elementen aus den Turm ausgeübt werden.
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Man kann bei einer Anordnung nach der Erfindung erreichen, daß z.
B. dann, wenn die Ausladung bei gleichbleibendem Belastungsmoment verringert wird,
die hiermit verbundene Verringerung des vom Einziehseil erzeugten Entlastungsmomentes
dadurch nahezu völlig ausgeglichen wird, daß das vom Lastzugseil herrührende Entlastungsmoment
entsprechend der Zunahme der Last bei Verringerung der Ausladung ansteigt. Es kann
also bei allen Auslegerstellungen das aus den beiden Teilmomenten resultierende
Entlastungsmoment mit sehr großer Genauigkeit den jeweiligen Turmbelastungsmomenten
angeglichen werden, so daß der Turm in jedem Fall nahezu vollständig von Biegemomenten
entlastet ist.
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In der Zeichnung ist als Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
ein Turmdrehkran in Seitenansicht dargestellt.
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Auf dem fahrbaren Untergestell t des Kranes ist mittels eines Schwenkkranzes
2 die Drehbühne 3 gelagert, auf welcher der Turm 4 errichtet ist. In Höhe des Gelenkes
5, in dem sich der Ausleger 6 gegen den Turm 4 stützt, ragt von diesem aus schräg
nach hinten und oben eine Turmspitze 7. Am oberen Ende dieser Spitze ist eine Umlenkrolle
8 für das Ausleger-Halteseil 9 gelagert, das an der Spitze des Auslegers 6 angreift.
Das Seil 9 ist von der Rolle 8 aus nach unten
über eine Flaschenrolle
10 und von dieser nach oben zu einem Festpunkt 11 an der Turmspitze
4 geführt. An der Rolle 10 hängt eine weitere Flasche mit zwei Rollen
12, über welche das Ausleger-Einziehseil 13 in zweifacher Flaschung geführt ist.
Das eine Ende dieses Seiles ist in einem Punkt 14 an der Drehbühne 3 befestigt,
während das andere Ende auf die Trommel 15 der Einziehwinde gewickelt ist.
Dazwischen ist das Seil 13 um eine Umlenkrolle 16 geschert, die an
der Drehbühne 3 gelagert ist.
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Das Hubseil 17 ist mit zwei Strängen um eine den Kranhaken
tragende Flaschenrolle 18 geschlungen sowie über zwei Rollen 19 an
der Spitze des Auslegers 6 und über zwei Rollen 20 geführt, welch
letztere an der Turmspitze 7 etwas unterhalb von dem Befestigungspunkt des Halteseiles
gelagert sind. Von einer der Rollen 20 ist der eine Strang des Seiles
17
zu der Trommel 21 des an der Drehbühne 3 sitzenden Hubwerkes geführt, während
der andere Strang über die andere Rolle 20 zwischen zwei Flaschenrollen
22,
23 an der Drehbühne 3 bzw. an der Turmspitze 7 sowie einen Festpunkt 24
an der Drehbühne 3 geschert ist. Diese Rolle 23 ist an der Turmspitze
7
zwischen den Rollen 20 und dem Befestigungspunkt 11 angeordnet.
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Die Zugkraft in dem Ausleger-Halteseil 9, die in dem Punkt
11 an der Turmspitze 7 angreift, bewirkt ein Entlastungsmoment, das
den jeweiligen auf dem Turm 4 wirkenden Belastungsmomenten entgegengerichtet
ist. Ein weiteres Entlastungsmoment wird über die Flaschenrolle 23 aus der Zugkraft
in dem Hubseil 17 auf den Turm 4 ausgeübt. Naturgemäß können das Ausleger-Halteseil,
das Einziehseil und das Hubseil auch in anderer Weise, insbesondere mit andersartiger
Flaschung, geführt sein. Man hat es jedenfalls in der Hand, durch Wahl der Flaschung
in den verschiedenen Seilzügen sowie durch Wahl der Angriffspunkte der betreffenden
Seile an der Turmspitze 7 zu erreichen, daß die Summe der von der Einzieh-Seilkraft
und der Hubseilkraft herrührenden Entlastungsmomente bei jeder Auslegerstellung
und auch bei einer Änderung der Auslegerlänge nahezu vollständig das betreffende
Belastungsmoment ausgleicht, so daß die Resultierende aller auf den Turm wirkenden
Kräfte in lotrechter Richtung innerhalb des Turmquerschnittes verläuft und so den
Turm praktisch nur auf Druck beansprucht.
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Die Entlastungsmomente, welche die auf den Turm wirkenden Belastungsmomente
ausgleichen, können auch auf andere Weise von den Zugkräften in dem Einziehseil
und in dem Lastzugseil hergeleitet und verstärkt auf den Turm übertragen werden.
Beispielsweise können zum Antrieb der Trommeln für das Einziehwerk und das Hübwerk
Planetengetriebe verwendet werden, von denen je ein Zweig auf eine weitere Seiltrommel
wirkt, und zwar vorzugsweise mit einer momentenverstärkenden Übersetzung. Von dieser
Trommel kann ein Seil zu einer geeigneten Stelle an dem Turm, z. B. an der Turmspitze,
geführt werden. Das gewünschte Entlastungsmoment kann beispielsweise auch dadurch
erzeugt werden, daß ein an der Turmspitze oder einem rückwärtigen Arm des Turmes
angreifendes Seil durch einen Hydraulik-Kolben gespannt wird und daß zur Erzeugung
des auf diesen wirkenden Flüssigkeitsdruckes ein kleinerer Kolben dient, auf den
die Auflagekräfte der z. B. in Schwingen gelagerten Motoren des Einzieh- und des
Hubwerkes wirken.