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Kant- und Wendevorrichtung Die Erfindung bezieht sich auf Kant- und
Wendevorrichtungen für über einen Rollgang bewegtes stabförmiges Walzgut mit zwei
um eine gemeinsame waagerechte Achse schwenkbaren, mit Rollen besetzten Zangenschenkeln,
die am oberen Ende eines höhenverstellbar in einem unterhalb einer Rollwerklücke
längsverfahrbaren Wagen geführten Trägers gelagert sind. Bei bekannten Vorrichtungen
dieser Art können die Zangenschenkel gemeinsam mit dem von ihnen gefaßten Gut durchweg
nur um etwa 90° verschwenkt werden. Die Bewegung der Zangenschenkel erfolgt allgemein
über Schubstangengetriebe, die außer dem die Zangenschenkel angreifenden Schubstangen
zahlreiche Lenker, Hebel und Gelenkstellen aufweisen und infolgedessen viel Raum
beanspruchen. Solche Gestänge sind zudem, wenn ihre Teile nicht sehr stark und entsprechend
voluminös ausgeführt sein sollen, empfindlich gegen im Walzwerksbetrieb nicht vermeidbare
Stoßbeanspruchungen, und die zahlreichen Gelenke führen schon nach verhältnismäßig
geringer Abnutzung zu erheblichen Ungenauigkeiten in der Zangenführung. Die bekannten
Kant- und Wendevorrichtungen der genannten Art erfordern im übrigen außer den Fahr-
und Hebeantrieben durchweg gesonderte Antriebe zum Öffnen und Schließen der Zange
einerseits und zum Verschwenken der geschlossenen Zange andererseits.
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Zweck der Erfindung ist, eine Kant- und Wendevorrichtung zu schaffen,
deren auf einer gemeinsamen Achse gelagerte Zangenschenkel sowohl jeder für sich
als auch gemeinsam mit von ihnen gefaßtem Gut um volle 180° schwenkbar sind und
es erlauben, über ein Rollwerk bewegtes stabförmiges Gut nicht nur innerhalb dieses
Bereichs von 180° um seine Längsachse zu drehen, sondern dieses Gut in jeder Lage,
in der es sich auf dem Rollgang befindet, sowohl von unten als auch von jeder beliebigen
Seite her sicher zu fassen sowie in jeder Drehlage wieder abzulegen.
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Die Erfindung verfolgt ferner den Zweck, die Wendevorrichtung im Aufbau
besonders einfach zu gestalten, die zum Antrieb der Zangenschenkel nötigen Teile
ihrer Zahl und ihren Abmessungen nach auf ein Mindestmaß zu beschränken und so zueinander
anzuordnen, daß sie auf möglichst geringem Raum untergebracht werden können und
infolgedessen auch ihre vollständige Kapselung und damit ein absoluter Schutz gegen
Beschädigungen und gegen vom Walzgut abfallenden Walzzunder möglich ist.
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Die Erfindung erreicht dies bei einer Kant- und Wendevorrichtung für
über einen Rollgang bewegtes stabförmiges Walzgut mit zwei um eine waagerechte gemeinsame
Achse schwenkbaren, mit Rollen besetzten Zangenschenkeln, die an einem höhenverstellbar
in einem unterhalb einer Rollganglücke längsverfahrbaren Wagen geführten Träger
gelagert sind, dadurch, daß die Zangenschenkel an Kreisscheiben oder -rädern sitzen,
die um die Schwenkachse der Zangenschenkel mit Hilfe von über ihren Umfang geführten
angetriebenen Seil- oder Kettenzügen unabhängig voneinander je um 180° drehbar sind.
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Bei Kant- und Wendevorrichtungen ist es zwar bekannt, an mit Rollen
besetzten Zangenschenkeln Kreissegmente anzuordnen, über die sie durch Antriebe
unabhängig voneinander drehbar sind. Jedoch sind hier die Zangenschenkel nicht um
eine gemeinsame Achse und im übrigen auch nur so weit um ihre Achsen schwenkbar,
wie zum Greifen des Walzgutes erforderlich ist, wogegen das Kanten und Wenden des
Walzgutes durch Verdrehen eines die Zangenschenkel mit ihren Lagern und Antrieben
enthaltenden zylindrischen Ringsegments mit Hilfe eines besonderen Antriebs um eine
dritte Achse erfolgt. Abgesehen von der Notwendigkeit der Strom- oder Druckmittelzuführung
zu den im drehbaren Ringsegment angeordneten Antrieben durch bewegliche Leitungen,
die hinderlich und der Beschädigung ausgesetzt sind, führen die getrennte Lagerung
der Zangenschenkel, die Lagerung des Ringsegments sowie die drei Antriebe dafür
zu einem aufwendigen Aufbau und zu einer schwer bedienbaren Vorrichtung.
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Auch ist das Verdrehen zweier radial geschlitzter Scheiben, die den
Greifer eines quer zur Walzrichtung verfahrbaren Walzwerksmanipulators bilden, unabhängig
voneinander um eine gemeinsame Achse in beliebigen Richtungen mit Hilfe von über
einen Teil der Scheibenumfänge geführten angetriebenen Seil- oder Kettenzügen an
sich nicht neu. Bei einem bekannten Manipulator dieser Art dienen jedoch zum
wahlweisen
Verdrehen jeder Scheibe in beiden Richtungen zwei einerseits am Scheibenumfang,
andererseits an dem das Scheibenlager enthaltenden Träger befestigte Seilzüge, von
denen jeder über zwei zu beiden Seiten außerhalb des Verfahrbereichs des Manipulators
angeordnete Rollen umgeführt ist und die Scheibe dadurch in einer Richtung verdreht,
daß der Abstand dieser Umlenkrollen durch Verschieben wenigstens einer Rolle mittels
eines Kraftantriebes vergrößert wird.
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Die wegen der Radialschlitze der Scheiben notwendige Zuordnung zweier
Seilzüge mit je zwei Umlenkrollen und einem Antrieb sowie die Anordnung der Umlenkrollen
außerhalb des Manipulators selbst führen zu einer aufwendigen und sperrigen Vorrichtung,
die zudem umständlich zu bedienen ist. Außerdem erscheinen besondere Maßnahmen unentbehrlich,
die ein mehr oder weniger weites Wiederöffnen des geschlossenen Greifers beim seitlichen
Verschieben des Manipulators verhindern.
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Demgegenüber nehmen beim Gegenstand der Erfindung die beiden über
je eine der Kreisscheiben oder -räder geführten Seil- oder Kettenzüge auch bei sehr
kräftiger Ausbildung nur geringfügigen Raum in Anspruch und lassen sich leicht innerhalb
des zu einem allseitig geschlossenen Gehäuse ausgestalteten höhenverstellbaren Trägers
für die Zange unterbringen. Ihr Antrieb kann auf einfachste Weise, z. B. mit Hilfe
eines angetriebenen schwenkbaren Doppelhebels, erfolgen. Ein besonders einfacher
Antrieb ergibt sich jedoch, wenn die beiden je einem Zangenschenkel zugeordneten
Seil- oder Kettenzüge zu einem endlosen, über wenigstens eine Rolle umgelenkten
endlosen Zug verbunden sind. In diesem Falle genügt eine in beiden Drehrichtungen
antreibbare Umlenkrolle für die Betätigung jedes Ketten- oder Seilzuges. Dabei kann
statt eines Drehantriebs der Umlenkrolle vorteilhaft in jeden endlosen Zug als Antrieb
ein in einem am höhenverstellbaren Träger befestigten Zylinder mit wechselnder Richtung
verschiebbarer Kolben eingefügt sein. Durch getrenntes Verschieben der beiden in
je einem Seil- oder Kettenzug liegenden Kolben kann zum Öffnen und Schließen der
Zange jeder Zangenschenkel um volle 180° um seine Achse verschwenkt werden, während
bei gleichzeitigem und gleichsinnigem Antrieb beider Kolben beide Zangenschenkel,
z. B. bei geschlossener Zange, gemeinsam in beiden Richtungen innerhalb dieses Schwenkbereichs
bewegt werden können. Zur Vereinfachung der Zangenbetätigung können Mittel vorgesehen
sein, die es erlauben, den Antrieb wenigstens eines der Zangenschenkel auf Leerlauf
zu schalten und die den Zangenschenkeln zugeordneten Seil- oder Kettenzüge miteinander
zu kuppeln. Die Kupplung der Seil- oder Kettenzüge geschieht auf einfache Weise,
z. B. mit Hilfe einer Magnetkupplung, die zwischen die beiden um eine gemeinsame
Achse drehbaren Umlenkrollen geschaltet ist. Um ein Rutschen der Seil- oder Kettenzüge
zu vermeiden, können diese an einer Stelle des Umfangs der die Zangenschenkel tragenden
Scheiben oder Räder, erforderlichenfalls auch der Umlenkrolle, festgelegt sein.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung näher veranschaulicht.
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F i g.1, 2 und 3 zeigen ein Ausführungsbeispiel für die den Gegenstand
der Erfindung bildende Kant-und Wendevorrichtung, und zwar F i g. 1 in Seitenansicht
teilweise in einem lotrechten Längsschnitt, F i g. 2 eine Teilseitenansicht, teilweise
in einer anderen Ebene lotrecht längsgeschnitten, F i g. 3 einen lotrechten Querschnitt
durch die gleiche Vorrichtung; F i g. 4 zeigt eine Aufsicht auf die Zange in größerem
Maßstab; in F i g. 5, 6 und 7 sind die möglichen Endstellungen der Zange oberhalb
eines Rollgangs mit von ihnen gefaßtem Walzgut verschiedener Querschnitte und je
eine Mittelstellung dargestellt.
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Die Kant- und Wendevorrichtung wird von einem Wagen 1 getragen, der
mit Hilfe von Laufrädern 2, 2 a unterhalb einer Lücke zwischen zwei Rollen eines
(nicht gezeichneten) Rollgangs quer zu dessen Förderrichtung verfahrbar ist. Von
den Laufrädern 2 und 2 a ist wenigstens eines mit Hilfe eines Motors 3 über ein
Schneckengetriebe 4 antreibbar. In dem Wagen 1 ist geradlinig höhenverstellbar
ein Träger 5 geführt. Er kann mit Hilfe einer hydraulischen Druckvorrichtung bewegt
werden, deren Zylinder 6 innerhalb des Trägers 5 angeordnet und deren Kolben 7 über
die Kolbenstange 7 a mit dem Wagen 1 fest verbunden ist (F i g. 1 und 3). Am oberen
Ende des Trägers 5 sind um eine feste Achse 8 schwenkbar die beiden Zangenschenkel
9 und 9' gelagert, die an ihren freien Enden in üblicher Weise Rollen
10, 10'
tragen. Die Zangenschenkel 9, 9' sitzen an kreisförmigen Scheiben
11,11' (F i g. 2 und 3). über jede dieser Scheiben 11,11' ist ein endloser Seil-
oder Kettenzug 12 bzw. 12' geführt, der am unteren Ende des Trägers 5 über eine
Rolle 13 bzw. 13' umgelenkt ist. In je einen Zug der beiden endlosen Seil- oder
Kettenzüge 12, 12' ist der Kolben 14 bzw. 14' eines hydraulischen
Antriebs eingefügt, dessen Zylinder 15 bzw. 15' fest mit dem Träger verbunden ist.
In den Zylindern 15 und 15' können die zugehörigen Kolben
14 und 14' so weit in beiden Richtungen aus ihrer Mittellage verschoben
werden, daß dabei jede der Scheiben 11 und 11' mit den an ihnen befindlichen Zangenschenkeln
aus den in F i g. 1 bis 3 gezeichneten Mittelstellungen nach beiden Seiten um je
90° verschwenkt werden. Die beiden Umlenkrollen 13 und 13' sind über eine Magnetkupplung
16 kuppelbar, so daß die beiden Seil- oder Kettenzüge 12 und 12' nach
Umschalten eines ihrer Antriebe auf Leerlauf vom anderen Antrieb aus zwangläufig
gemeinsam betrieben werden können.
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Statt in einer geradlinigen Führung des Wagens 1 kann der Träger 5
der eine Arm eines Winkelhebels sein, dessen anderer Arm um eine waagerechte, zu
den Laufradachsen parallele Achse schwenkbar am Wagen 1 gelagert ist. In
diesem Fall können die Ketten- oder Seilzüge über weitere Umlenkrollen bis in den
am Wagen 1 gelagerten Arm geführt und ihr hydraulischer Antrieb an oder in
diesem Arm untergebracht sein. Eine solche Ausbildung des Trägers empfiehlt sich,
wenn entweder unterhalb des Rollgangs ein Raum von nur geringer Höhe vorhanden oder
wenn die Kant- und Wendevorrichtung statt auf einem besonderen Wagen an einem Verschiebelineal
angeordnet ist.
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Aus F i g. 5 bis 7 ergibt sich, daß mit Hilfe der den Gegenstand der
Erfindung bildenden Vorrichtung auf einem Rollgang 17 liegendes oder über diesen
bewegtes stabförmiges Walzgut verschiedenartiger Querschnitte in beliebiger Richtung
von unten oder von beiden Seiten her gefaßt, um volle 180° gedreht und in beliebiger
Winkellage auf dem Rollgang geführt werden kann.