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Verfahren zum Herstellen von insbesondere mit Glasfasern verstärkten
Erzeugnissen mit mehrfarbigen Deckschichten aus härtbaren Kunstharzmassen Es ist
bekannt, Gegenstände aus faserverstärkten Formmassen auf Grundlage sogenannter ungesättigter
Polyesterharze in der Weise herzustellen, daß auf eine von verstärkenden Fasern
freie Materialschicht, die meist pigmentiert oder angefärbt wird, weitere verstärkte
Schichten aufgebracht werden. Bei der Herstellung wird die pigmentierte Formmasse,
welche beim fertigen geformten Gegenstand später die Deckschicht darstellt, zunächst
auf das Werkzeug oder auf das Modell als flüssige dünne Kunstharzschicht aufgetragen.
Erst nachdem diese Polyesterschicht nach kürzerer oder längerer Zeit geliert, an-
oder ausgehärtet ist, werden auf diese Gel-Coat-Deckschicht die verstärkenden Materialien
und weiteres Polyesterharz aufgebracht. Ähnlich wie ungesättigte Polyesterharze
lassen sich auch andere flüssige härtbare Kunstharzsysteme, z. B. auf Basis sogenannter
Epoxyharze, in der geschilderten Weise verarbeiten. Die nach dem Gel-Coat-Verfahren
erzeugten Deckschichten sind, abgesehen von der farbigen Gestaltung des geformten
Gegenstandes, auch noch aus anderen Gründen erwünscht; z. B. wird das Austreten
von Fasern der verstärkenden Materialien aus der Oberfläche des geformten Kunstharzgegenstandes
verhindert, wodurch ganz besonders bei der überwiegend gebräuchlichen Anwendung
von Glasfasern oder Glasfasertextilien die Korrosionsbeständigkeit der ausgehärteten
Formmassen erheblich verbessert wird. Als Beispiel für Gegenstände aus glasfaserverstärkten
ungesättigten Polyesterharzen, die mit einer dünnen pigmentierten oder sonstwie
gefärbten nicht verstärkten Schicht ausgestattet werden, sind Boote, Karosserien,
Abdeckhauben u. a. m. zu nennen. Es liegt in der Gel-Coat-Technik begründet, daß
beim derzeitigen technischen Stand in einfacher Weise sich nur einfarbige Deckschichten
erzeugen lassen, während die Herstellung von Formkörpern mit gemusterter und besonders
mehrfarbiger Oberfläche, die naturgemäß mittels Schablonen erfolgen muß, sehr zeitraubend
ist oder an folgenden Schwierigkeiten scheitert: Werden nämlich auf den nicht mit
Schablonen bedeckten Teilen der Unterlagen der Formen oder des Modells pigmentierte
oder eingefärbte Polyester- oder Epoxyformmassen aufgetragen und nach Entfernung
der Schablonen die frei gebliebenen Stellen mit andersfarbigen oder ungefärbten
Kunstharzen der genannten Art bedeckt, verlaufen die verschiedenfarbigen von Natur
aus flüssigen ungesättigten Kunstharzmassen ineinander, wenn die eine geraume Zeit
beanspruchende Gelierung, An- oder Aushärtung der zuerst verarbeiteten Kunstharzformmasse
nicht
abgewartet wird. Werden die Schablonen aber erst nach Gelierung, An- oder Aushärtung
der zuerst aufgebrachten eingefärbten Formmasse vor Auftrag weiterer Formassen entfernt,
um im Arbeitsgang ein eventuelles Ineinanderlaufen zu verhindern, so hat diese Fertigungsweise
die Zerstörung des zuvor auf gebrachten Gel-Coat-Anteils zur Folge, weil die dünne
Schicht eines frisch anpolymerisierten ungesättigten Polyesterharzes ungenügende
mechanische Festigkeit besitzt. Bekannt ist das Hinterfüllen mit Glasfaserverstärkungen
beim Herstellen von Dekorationsplatten.
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Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum Herstellen von insbesondere
mit Glasfasern verstärkten Erzeugnissen mit mehrfarbigen Deckschichten aus härtbaren
Kunstharzmassen, bei dem die Deckschichten mittels Schablonen auf ein Modell aufgetragen
werden, mit dem Kennzeichen, daß zunächst Schichten aus gefärbten thixotropen ungesättigten
Polyesterformmassen und hierauf Schichten aus andersfarbigen Polyesterharzen neben
und/oder über den zuerst aufgetragenen Schichten aufgebracht, die Schichten dann
geliert und hierauf gegebenenfalls in an sich bekannter Weise mit Verstärkungsschichten
hinterfüllt werden.
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Selbst wenn anschließend gleich die Schablonen entfernt werden, so
verlaufen die gefärbten thixotropen Kunstharzformmassen nicht, und die Muster bleiben
konturenscharf.
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Auf die nach Abziehen der Schablonen freien Stellen der Unterlagen,
Formen oder Modelle werden unverzüglich andere eventuell eingefärbte härtbare Harzmischungen
von flüssiger Konsistenz aufgegossen. Dabei können ohne Gefahr des Ineinanderlaufens
die mit thixotropen farbigen Kunstharzen
bedeckten Stellen mit
flüssigen härtbaren Kunstharzen übergossen werden.
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Die auf diese Weise erzielte exakte Trennung der verschieden gefärbten
Formmassen bleibt erhalten und führt zu gemusterten Oberflächen mit scharfen Konturen,
selbst wenn die Gelierung verzögert wird und die Aushärtung erst nach mehreren Stunden
stattfindet. Nach gemeinsamer Gelierung des thixotropen pigmentierten und des flüssigen
härtbaren Kunstharzauftrags erfolgt im allgemeinen die Verstärkung mit Glasfasern
bzw. Glasfasergeweben und deren Tränkung bzw. Hinterfüllung des gemusterten Gel-Coats
in bekannter Weise.
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Das erfindungsgemäße Verfahren gestaltet sich vor allem dann günstig,
wenn es sich um die scharfe Trennung der Muster von zwei und mehr deckend aufgetragenen
pigmentierten flüssigen härtbaren Kunstharzformmassen handelt, wie es z. B. bei
zweifarbigen Verkehrsschildern, Markierungstafeln, mehrfarbigen Reklameschildern
od. dgl. der Fall ist, da dann nach Auftrag der thixotropen härtbaren Kunstharzmassen
und Abzug der Schablonen das weitere eventuell pigmentierte härtbare flüssige Kunstharz
aufgespritzt werden kann. Das Verfahren ist aber keineswegs auf die wechselweise
Verarbeitung pigmentierter thixotroper und flüssiger Kunstharze zur Erzeugung gemusterter
Deckschichten beschränkt, auch mit transparent eingefärbten härtbaren flüssigen
Kunstharzmassen lassen sich zwei und mehrfarbige gemusterte konturenscharfe Effekte
erzielen, wie auch pigmentierte und transparent eingefärbte härtbare oder in umgekehrter
Folge wechselweise zur Erzeugung von Mustern dienen können.
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Für die erfindungsgemäße Arbeitsweise sind flüssige, möglichst lösungsmittelfreie,
härtbare Kunstharzsysteme geeignet, die sich bei Raumtemperatur oder bei mäßig erhöhten
Temperaturen härten lassen. Besonders kommen als Bindemittel in bekannter Weise
durch Veresterung von a,ß-ungesättigten Dicarbonsäuren mit Polyolen, in der Hauptsache
mit Glykolen, erhältliche Polyester in Frage, die in Styrol oder anderen flüssigen
monomeren polymerisierbaren Verbindungen gelöst werden und nach Zusatz von peroxydischen
Katalysstoren und Beschleunigern durch Mischpolymerisation härten. Ein weiteres
Beispiel sind flüssige Mischungen von sogenannten Epoxyharzen, die in bekannter
Weise durch Umsetzung von zweiwertigen Ein- und Zweikernphenolen mit Epichlofhydrin
entstehen und mit flüssigen Polyaminen und/oder Aminopolyamidharzen sowie gegebenenfalls
mit flüssigen Monoepoxyverbindungen kombiniert werden. Als Ausführungsbeispiel sei
die Herstellung einer zweifarbigen Platte auf Grundlage ungesättigter Polyesterharze
beschrieben. Auf einer als Unterlage dienenden geschliffenen und polierten Glasplatte,
die mit Randbegrenzungen zur
Verhinderung des Ablaufens versehen und mit einem Trennmittel
bestrichen ist, wird eine dicht anliegende Schablone befestigt. Geeignetes Schablonenmaterial
sind z. B. selbstklebende Folien. Auf die ausgeschnittenen Stellen wird ein mit
hochdisperser Kieselsäure thixotrop gemachtes ungesättigtes Polyesterharz, das pigmentiert
ist und die üblichen peroxydischen Initiatoren und als Beschleuniger Kobaltnaphthenat
oder tertiäre aromatische Amine enthält, mit einem Spachtel aufgetragen. Nach dem
Abziehen der Schablone wird auf die nicht von der thixotropen pigmentierten Polyestermasse
bedeckten Teile der Glasplatte sofort ein flüssiges andersfarbig pigmentiertes mit
Katalysatoren und Beschleunigern vermischtes Polyesterharz aufgegossen oder aufgespritzt.
Bei entsprechend starker Pigmentierung der thixotropen Polyestermasse ist es unwesentlich,
wenn auch die gemusterten Stellen mit dem andersfarbig pigmentierten Gießharz überdeckt
werden.
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Sobald die Gelierung der gemusterten Deckschicht genügend fortgeschritten
ist, wird diese in bekannter Weise mit Glasfasermatten oder -geweben und weiteren
Mengen gefärbter oder auch ungefärbter ungesättigter Polyesterharze hinterfüllt,
die man bei Zimmertemperatur polymerisieren läßt oder bei mäßig erhöhter Temperatur
härtet. Wird eine pp lierte Metallplatte als Unterlage benutzt, so ist mit einer
zweiten polierten und mit Trennmittel bestrichenen Platte als Auflage auch eine
Hitzehärtung mit mässigem Druck möglich.