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Mittel zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums In der nicht vorveröffentlichten
deutschen Auslegeschrift 1060 655 sind Schädlingsbekämpfungsmittel mit einem
Gehalt an Verbindungen der allgemeinen Formel
beschrieben, worin die Reste R organische Reste bedeuten, die miteinander verbunden
sein können.
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Es wurde gefunden, daß aus der großen Gruppe der in diesem Patent
als Schädlingsbekämpfungsmittel beanspruchten Verbindungsklasse vier Verbindungen
das Pflanzenwachstum, insbesondere hemmend, zu beeinflussen vermögen. Es handelt
sich um die folgenden Substanzen I. 1,2-Dicyan-1,2-di-(methylmercapto)-äthen, II.
5,6-Dicyan-2,3-dihydro-1,4-dithiin, III. 4,5-Dicyan-2-thion-1,3-dithiol, IV. 4,5-Dicyan-2-methylmercapto-1,3--dithiol,
die folgende Strukturformeln besitzen:
Man kann die neuen Mittel zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums auch in Kombination
mit bekannten Herbiciden, wie z. B. -Isopropyl-phenyl-carbamat, m-Chlor-isopropyl-phenyl-carbamat,
Maleinsäurehydrazid oder Phenylurethan, anwenden.
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Die neuen Mittel wirken insbesondere keimhemmend. Die keimhemmende
Wirkung wurde z. B. auf Grund folgender Versuche ermittelt: Methode: Petrischalenkeimversuch
mit Gartenkresse (Lepidium sativum L.) : Je 100 Samen werden auf angefeuchteten
Filterblättern ausgelegt. Nach 7 Tagen wird festgestellt, wieviel Samen in der geschlossenen
Petrischale bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit und Zimmertemperatur ausgekeimt
sind.
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Zahlenangaben: In der folgenden Tabelle wird die Dosis in mg Wirkstoff
je 55 qcm Naßfilter angegeben, von welcher ab 1. die Samenkeimung zu 100% gehemmt
bleibt, 2. die Entwicklung des Sämlings gestört wird und 3. die Samenkeimung und
das Sämlingswachstum ohne Befund, d. h. kontrollgleich ist.
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Geprüft wurden folgende Substanzen: I. 1,2-Dicyan-1,2-di-(meihylmercapto)-äthen,
II. 5,6-Dicyan-2,3-dihydro-1,4-dithiin, III. 4,5-Dicyan-2-thion-1,3-dithiol, IV.
4,5-Dicyan-2-methylmercapto-1,3-dithiol, im Vergleich mit folgenden bekannten Herbiciden:
PU = Phenylurethan, CIPC = m-Chlor-isopropyl-phenyl-carbamat.
Verbindung |
Nr. |
I . . . . . . . . . . . . 1 bis 2 0,2 bis 0,5 0,1 bis 0,2 |
III . . . . . . . . . . . . 2 bis 5 0,2 bis 0,5 0,1 bis 0,2 |
Ii ............ 2 0,2 bis 0,5 0,05 bis 0,1 |
IV ............ 2 1 0,2 |
PU ............ 20 2(-5) (0,5-) 1 |
CIPC ......... 10 0,1 0,05 |
Wie die vorstehende Tabelle zeigt, übertreffen .die neuen Mittel
zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums die im Vergleich mitgeprüften bekannten
Herbicide Phenylurethan und m-Chlor-isopropyl-phenyl-carbämat in ihrer keimhemmend6n
Wirkung sehr wesentlich, zum Teil um das 10- bis 20fache: - -Auf Grund ihrer guten
keimhemmenden Eigenschaften sind -die neuen Mittel vor allem als Vorauflaufherbicide
für Gemüsekulturen geeignet. So wurden z. B. mit einem 800/eigen Spritzpulver der
Verbindung III, das in einer Aufwandmenge von 8 kg/ha unmittelbar vor dem Stecken
von Zwiebeln gegen die nach dem Stecken auflaufenden Unkräuter, wie z. B. Melde
und Knötericharten, eingesetzt worden war, sehr gute Erfolge erzielt. Die Zwiebelkultur
blieb dabei vollkommen ungeschädigt. Die gleichen Ergebnisse wurden bei Verwendung
80o/oiger Emulsionskonzentrate (Aufwandmenge etwa 6 bis 81/ha) erhalten.
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Die Herbicide nach der Erfindung können durch Umsetzung des Dinatriumsalzes
des 1,2-Dicyän-1,2-dimercapto-äthens mit der entsprechenden Halogenkomponente (Methylbromid,
Thiophosgen, 1,2-Dibromäthan oder Methyl-dichlormethyl-thioäther) hergestellt werden.
Sie lassen sich zu allen üblichen Anwendungsformen verarbeiten. Zum Beispiel kann
man Streumittel herstellen, indem man die Substanzen mit Schiefermehl, Schwerspat,
Sand, Bentonit oder einem anderen üblichen inerten festen Verdünnungsmittel vermischt.
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Zur Herstellung von Spritzbrühen verwendet man eine Stammlösung der
Verbindungen in einem geeigneten Lösungsmittel und setzt gegebenenfalls nichtionogene
und/oder anionenaktive Emulgatoren zu.
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Beispiele 1. 18 g Dinatriumsalz des 1,2-Dicyan-1,2-dimercapto-äthens,
in 75 ml Alkohol absolut suspendiert, werden innerhalb einiger Stunden mit einer
Lösung von 15 g 1,2-Dibrom-äthan in 80 ml Alkohol absolut verrührt; .während der
ganzen Zeit wird bei Siedehitze gerührt. Zur Vervollständigung der Reaktion kocht
man noch 1/z Stunde zweiter. Das entstandene NaBr wird durch Filtration beseitigt.
Das Filtrat gibt beim Abkühlen 2,6 g kristallisiertes 5,6-Dicyan-2,3-dihydro-1,4-dithiin,
welches nach Umkristallisieren aus der 20fachen Menge Methanol bei 136° C schmilzt.
Durch Einmengen der Mutterlaugen können weitere 6 g hochprozentiges Material gewonnen
werden.
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2. Zu einer Suspension von 3,7 g des Dinatriumsalzes von 1,2-Dicyan-1,2-dimercapto-äthan
in 50 ccm Benzol werden in etwa 15 Minuten 1,4 ccm Thiophosgen unter Eiskühlung
und Rühren zugetropft, darauf durch 16stündiges Weiterrühren bei gewöhnlicher Temperatur
die Reaktion zu Ende geführt. Nach Entfernung der wasserlöslichen Anteile wird das
Benzol abdestilliert. Das reine 4,5-Dicyan-1,3-dithiol-2-thion kristallisiert in
goldgelben Nadeln aus und schmilzt bei 123° C.
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3. 60g Dinatriumsalz des 1,2-Dicyan-1,2-dimercaptoäthans werden in
400 ccm Aceton suspendiert. Unter Rühren tropft man langsam ohne Kühlung 30 g Dichlormethyl-methyl-thioäther
ein. Die Reaktion ist schwach exotherm. Anschließend wird -1 Stunde gerührt, dann
unter vermindertem Druck eingedampft. Der Rückstand wird mit Wasser versetzt, das
ausgeschiedene 4,5-Dicyan--2-methyl-mercapto-1,3-dithiol abgesaugt, mit Wasser gewaschen
und aus Benzol oder Tetrachlorkohlenstoff umkristallisiert. Gelbe Kristalle vom
Schmelzpunkt 93 bis 95° C. 4. Emulsionskonzentrat: 15 Gewichtsteile 1,2-Dicyan-1,2-di-(methylmercapto)-äthen,
65 Gewichtsteile Cyclohexanon, - -10 Gewichtsteile Xylol, 10 Gewichtsteile Emulgatormischung
aus einem oxäthylierten Tallölsorbitester, einer oxäthylierten Fettsäure und einem
Sulfonat.
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5. Spritzpulver: 80,0 Gewichtsteile 4,5-Dicv an-2-thion-1,3-dithiol,
10,0 Gewichtsteile Bolus, 9,8 Gewichtsteile Sulfitablaugenpulver, 0,2 Gewichtsteile
Alkylnaphthalinsulfonat. 6. Streumittel: 25 Gewichtsteile 4,5-Dicyan-2-thion-1,3-dithiol,
25 Gewichtsteile Schwerspat, 50 Gewichtsteile Talkum. 7. Spritzpulver: 50 Gewichtsteile
5,6-Dicyan-2,3-dihydro-1,4-dithiin, 15 Gewichtsteile Sulfitablaugenpulver, 15 Gewichtsteile
gefälltes Aluminiumsilikat, 11 Gewichtsteile Kaolin, 9 Gewichtsteile - Alkylnaphthalinsulfonat,
techn. B. Streumittel: 35 Gewichtsteile 4,5-Dicyan-2-methylmercapto-1,3-dithiol,
25 Gewichtsteile Kaolin, 40 Gewichtsteile Sand. 9. Emulsionskonzentrat: 12Gewichtsteile
4,5-Dicyan-2-methylmercapto-1,3-dithiol, 8 Gewichtsteile m-Chlor-isopropyl-phenyl-carbamat,
60 Gewichtsteile Cyclohexanon, 10 Gewichtsteile Xylol, 10 Gewichtsteile Emulgatormischung
aus einem oxäthylierten Tallölsorbitester und einem Sulfonat.