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Magensonde Die üblichen ,NIagensonden, wie sie beispielsweise in der
Veterinärmedizin verwendet werden, haben verschiedene Mängel. unter anderem den,
daß sie nicht zur Ausleerung des speziellen Mageninhaltes benutzt werden können,
den man bei Wiederkäuern findet, die an Tympanitis leiden, einer Krankheit, die
von abnormen Vergärungsprozessen in einem leicht umsetzbaren Futter herrührt (Primäre
Tympanie).
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Diese Krankheit, die sehr akut verläuft, fordert oft operative Eingriffe,
die vielfach von Komplikationen begleitet sind und nicht selten unglücklich verlaufen,
bedingt aber allemal einen bedeutenden Ausfall in der Vieilwirtschaft.
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Die gewöhnlichen Typen der Magensonden haben alle den großen Fehler,
daß sie, während sie sich bei anderen Formen von Tympanie gut bewähren, nicht von
den Futterteilen freigehalten werden können, die in den obengenannten Krankheitsfällen
die Löcher der Sonde verstopfen. Die in den letzten Jahren erschienenen Bauchpumpen
haben denselben Fehler.
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Es ist zwar versucht worden, eine Magensonde zu konstruieren, die
von den obengenannten Nachteilen frei ist, indessen ist dieses Instrument sehr lsompliziert
und schwierig zu sterilisieren; auch ist es mit demselben nicht möglich, den flüssigen
Bauchinhalt mit den leicht umsetzbaren Nahrungsstoffen und Alil;roorganismen aufzusaugen,
wobei es zudem schwierig wird, den Zustand des Tieres in kurzer Zeit unter Kontrolle
zu bringen.
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Die Erfindung beabsichtigt die Schaffung einer Magensonde, die sämtliche
obengenannten Fehler und Nachteile vermeidet und sich auch zur Behandlung obengenannter
Krankheit verwenden läßt, so daß sich operative Eingriffe verhüten lassen. Das Neue
der erfindungsgemäßen Magensonde ist, daß sie aus zwei im Verhältnis zueinander
beweglichen Teilen besteht, von denen der eine ein passend geformter, an sich bekannter,
perforierter Sauglsörper ist, während der andere ein Abschabeorgan bildet, wobei
diese beiden Teile teils mit einem Leitungssystem, teils mit einem die Leitung umgebenden
Schutzorgan so verbunden sind, daß sie von dem wiederkäuenden Tier geschluckt und
in dessen Vormagen überführt werden können.
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Hierdurch wird erreicht, daß, wenn man Saugkörper und Abschabelsörper
in Längsrichtung zueinander verschiebt, die erwähnte Verstopfung der Löcher des
Saugkörpers verhindert werden kann, indem man die verstopfenden Stoffe ablöst, ohne
daß der Apparat aus dem Vormagen herausgenommen werden müßte Nach der Erfindung
kann der Abschabeliörper als ein außerhalb des Saugkörpers angebrachtes Organ ausgebildet
werden, das bei der gegenseitigen Bew& gung zwischen den zwei Körpern die Löcher
des
Saugkörpers reinigt. Letzterer läßt sich an einer festen und steifen, aber doch
biegsamen Rohrleitung befestigen, derart, daß er im Abschabelrörper verschiebbar
ist In die Rohrleitung wird zweckmäßig ein Dreiwegehahn eingesetzt, welcher es gestattet,
daß man von atmosphärischem Druck im Saugkörper zu Unterdruck überwechseln kann,
wenn dieser an ein Vakuumgerät angeschlossen ist.
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Auf diese Weise läßt sich einerseits die Absaugung von Gasen und
l\Iikroorganismen intensivieren, andererseits aber jede Beschädigung der Schleimhäute
bei Lageveränderung der Sonde verhüten sowie das Abschaben des Saugkörpers leichter
machen, indem der durch den Sog erzeugte Druckunterschied ausgeglichen und die Festsaugung
des Futters aus dem Saugkörper aufgehoben wird.
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Der Aleschabekörper kann verschiedene Formen haben, indem er z. B.
mit Bürsten versehen oder mit einer vorderen Schabekante ausgestattet wird.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung schematisch und beispielhaft veranschaulicht.
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Mit 1 ist ein zylindrischer, am äußeren Ende abgerundeter, geschlossener
Saugkörper bezeichnet, dessen Wandung eine gleichmäßig verteilte Perforierung 2
aufweist und der am entgegengesetzten Ende mit einem biegsamen, aber verhältnismäßig
steifen, luftdichten Rohr 3 passender Länge, z. B. einem solchen aus Kunststoff,
verbunden ist.
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Das Rohr 3 ist durch einen Dreiwegehahn 4 und eine z. B. aus Kunststoff
bestehende Rohrschlange 5 mit einem passend großen Behälter oder einer Flasche 6
in Verbindung, die wiederum durch eine Gummischlange 7 an eine Vakuumpumpe 8 mit
Handgriff 9 angeschlossen ist.
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Die Leitungen 5 und 7 können über ALetallrohrstücke 10, die durch
einen Kautschukpfropfen 11 geführt sind, mit dem Inneren der Flasche 6 in Verbindung
stehen. Ein Metallverschluß 12 dient zum Verschluß des Pfropfens 11.
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Auf dem Saugkörper 1 ist ein Schabelsörper 13 angebracht, der in
der gezeigten Ausführungsform die Gestalt eines zylindrischen, an beiden Enden offenen
Rohres hat, welches sich dicht an den Saugkörper schließt und in welchem sich letzterer
mit Hilfe des Rohres 3 hin und her schieben läßt.
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Das Rohr 3 führt durch ein passend langes Schutzrohr 16, das z. B.
eine galvanisierte Stahlspirale sein kann, die hinten an das Ende des Schabekörpers
13 festgemacht ist, wo ohnehin ein Ansatz 14 zum Befestigen von anderen Zubehör
vorgesehen ist.
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Gegebenenfalls kann das vordere, sich gegen den Sauglsörper 1 hinwendende
Ende der galvanisierten Stahlspirale selbst den Abschabekörper bilden.
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Am Abschabekörper 13 ließe sich vorn eine passend geformte, federnde
Schabekante 15 vorsehen, die dicht gegen die Außenwand des Saugkörpers anliegt.
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Natürlich könnte der Schabekörper auch andere, dem Saugkörper entsprechende
Formen besitzen und z. B. mit Bürsten versehen sein, die entweder anstatt oder in
Verbindung mit der Schabekante 15 benutzt werden.
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Der Apparat arbeitet wie folgt: Nachdem die Teile des Apparates miteinander
verbunden sind, wird der Saugkörper 1 in den Schabekörper 13 hineingezogen; worauf
man das Gerät in den Vormagen des zu untersuchenden Tieres einführt.
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Dies geschieht auf die Weise, daß ein Gehilfe den Kopf des Tieres
hält, während der Operateur mit der linken Hand die Zunge des Tieres faßt. Infolgedessen
wird das Tier, z. B. eine Kuh, das Maul soweit öffnen, daß es leicht ist, den Körper
13 mit der in diesem liegenden Sonde auf das hintere Ende der Zunge zu legen.
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Indem nun der Operateur die Zunge des Tieres losläßt, macht dieses
eine Schluckbewegung, so daß der Apparat durch die Speiseröhre gleitet; die weitere
Hinunterführung wird durch einen leichten Druck auf das Schutzorgan 16 hewerkstelligt.
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Nunmehr wird die Sonde durch einen Druck auf das Rohr 3 in seine
vorderste Stellung überführt, so daß angesammeltes Gas entweichen kann. Um den Abstrom
des Gases zu erleichtern, der im Falle von Tympanitis infolge eines großen Überdrucks
im Tier leib erfolgt, wird der Dreiwegehahn 4 mit der Atmosphäre in Verbindung gesetzt.
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In Fällen, in denen man mit dem neuartigen Instrument eine Heilbehandlung
beabsichtigt und in denen die Gärungsgase als kleinere oder größere Blasen oder
geradezu als Gasinseln in der ganzen, ständig gärenden Futtermasse im Leib oder
Vormagen verteilt sind, wird ihr Ausströmen bald aufhören, indem die festeren Futterbestandteile,
z. B. die noch nicht verdauten Strohteile, sich über die Löcher der Sonde legen
und diese hermetisch schließen. Indem man daher die Sonde in den Schabezylinder
hineinzieht, werden die angesammelten Futterteile abgeschabt, so daß, wenn man die
Sonde wieder in ihre vorderste Stellung schiebt, neue Möglichkeiten für das
Gasausströmen
geschaffen werden, besonders wenn die Sonde in verschiedene Gegenden des NIagens
hin und her geführt wird.
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Hierdurch wird es möglich, die akute Lebensgefahr, in welcher das
Tier sich befand, aufzuheben.
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Das passive Ausströmen von Gasen wird, wenn der Druckabfall genügend
groß geworden ist, aufhören.
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Nun wird der Dreiwegehahn 4 auf den Vakuumbehälter 6 eingestellt,
wodurch im Saugkörper 1 ein Unterdruck entsteht, der von neuem die Ausströmung von
Gasen in Gang setzen wird, wobei allerdings in den Vakuumbehälter gasgemischte Bauchflüssigkeit
übertritt.
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Auch hierbei werden ständig Unterbrechungen auftreten, weil sich
die Löcher der Sonde verstopfen.
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Indem man solche Unterbrechungen in der durchsichtigen Schlange 5,
z. B. aus Polyäthylen, feststellt, wird der Dreiwegehahn wieder auf die Außenatmosphäre
umgestellt. Man hebt dadurch den Unterdruck auf und erreicht, daß die angesammelten
Futterteile um die Sonde herum leichter mit dem Schabelsörper 16 entfernt werden
können.
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Das Instrument wird danach zu einem neuen Gebiet des Magens geführt
und der Dreiwegehahn wieder in Verbindung mit dem Vakuumbebälter gebracht usw.
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Es ist immer notwendig, den Unterdruck wegzunehmen, wenn man Stellungsveränderungen
mit dem Sondenkopf vornimmt oder wenn die Stellung der ganzen Sonde verändert wird.
Denn wenn dies nicht beachtet wird, besteht die Gefahr von Schleimhautbeschädigungen.
Auch beim Herausnehmen der Sonde ist es aus diesem Grund notwendig, den Unterdruck
abzuschalten.
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Durch die beschriebene Behandlung wird erreicht, daß die Gärungsgase
entfernt werden und das Tier vom Erstickungstod errettet wird, der eintreten würde,
weil die Bewegung des Zwerchfells im Dienste der Respiration verhindert wird.
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Außerdem werden eine Menge von Mikroorganismen und leicht gärender
Bauchsaft, die der eigentliche Grund des Leidens sind, entfernt.
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Das relativ langsame Ausströmen der Gase bedingt auch, daß das Kreislaufverhältnis
des Tieres sich langsam normalisiert, was große Bedeutung hat.
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Man vermeidet im übrigen die blutigen Eingriffe, auf die man früher
angewiesen war, und damit all die Komplikationen, die mit solchen Operationen oft
verbunden sind. zumal als Folge der akuten Umstände niemals die üblichen Forderungen
der Chirurgie bezüglich hygienischer Handhabung beachtet werden können.
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Sowohl der Saugkörper als auch der Schabekörper können, wie erwähnt,
auch auf eine andere Weise als auf die gezeigte ausgeführt werden. So kann z. B.
die Sonde ovalen Querschnitt haben statt kreisförmig zu sein, und der Schabekörper
kann mit Bürsten versehen sein oder von dem Schutzorgan 16 gebildet werden.