Die
Untersuchung der Wirkung von Wirkstoffen, Hautauflagen, Grundstoffen
von Salben und Cremes usw. auf die menschliche Haut kann nur in Ausnahmefällen unmittelbar
am Menschen vorgenommen werden. Es sind daher zahlreiche Alternativen
zur direkten Anwendung am Menschen vorgeschlagen und angewendet
worden. Beispiele hierfür sind
Tierversuche, Einzelzell-Kulturen,
Co-Kulturen, Hautäquivalente
und humane Hautorgankulturmodelle.
Diese
Alternativen weisen aber häufig
Nachteile auf.
Die
Durchführung
von Tierversuchen ist vielfach unerwünscht oder gar gesetzlich verboten.
Darüber
hinaus verursachen sie, beispielsweise wegen der aufwendigen Tierhaltung,
hohe Kosten und sind häufig,
etwa im Fall von Nagern wie Mäusen
oder Ratten, nur schlecht auf den Menschen zu übertragen. Die Haut von Nagern
unterscheidet sich in vielen Parametern von der Haut des Menschen,
beispielsweise in der Wundheilung durch den größeren Einfluß der Wundkontraktion,
in der Epidermisdicke und der Art der Gap-Junctions und Mastzellen.
Die Übertragbarkeit
auf den Menschen ist dadurch deutlich beeinträchtigt.
Einzel-
und Co-Kulturen bilden das komplexe Organ Haut nur sehr unzureichend
nach, da in der Regel verschiedene Zelltypen und vor allem die speziellen
Gewebeverbände
fehlen.
Ein
Hautäquivalent,
d.h. eine künstlich
gezüchtete
Haut, ist ebenfalls nur eine unzureichende Alternative, da auch
hier verschiedene Zelltypen fehlen. Zusätzlich handelt es sich um hyperproliferative Zellen
und die Hautbarriere, die durch die Hornschicht (stratum corneum)
der Epidermis gebildet wird, ist noch nicht komplett ausgebildet.
Zudem sind Hautäquivalente
sehr teuer.
Auch
menschliche Hautorgankultur-Wundmodelle sind eingesetzt worden.
Menschliche Haut ist aber nur in geringer Menge verfügbar. Die
Haut stammt häufig
von Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Da in der
Regel Hautabschnitte verwendet werden, die bei Operationen angefallen sind,
ist die Vergleichbarkeit von Resultaten, die mit solchen Hautmodellen
gewonnen werden, auch durch die unterschiedlichen Vorerkrankungen
und Vorbehandlungen der Operierten in Frage gestellt. Zudem sind
die Gewebestücke,
die für
die Gewinnung der Hautorganmodelle zur Verfügung stehen, kurz vorher einem
größeren Gewebeverband
bzw. Hautstück
entnommen worden und sind in der Regel nicht sehr groß. An den
Rändern
dieser Gewebestücke
finden massive Veränderungen
durch Einsetzen der Wundheilung statt. Die für die Hautorganmodelle entnommenen
Gewebeabschnitte ("Stanzen") müssen häufig in
der Nähe
der Randberei che genommen werden und unterliegen daher dem Einfluß der "primären" Wundheilung. Standardisierte
Untersuchungen sind daher entweder nur begrenzt oder gar nicht möglich. Die
Durchführung
von Screenings ist aufgrund der limitierten Verfügbarkeit von Haut mit sehr ähnlichen
Ausgangseigenschaften unmöglich.
Die
Haut des Schweins ist der menschlichen Haut in vielen Parametern
sehr ähnlich
(Meyer W., Hautarzt 47: 178–182,
1996; Meyer et al., Münch. Tierärztl. Wschr.
114: 92–99,
2001; Meyer et al., Münch.
Tierärztl.
Wschr. 114: 100–111,
2001), so daß sie
für die
Untersuchung der menschlichen Haut, beispielsweise in einem Ex-vivo-Hautorganmodell, grundsätzlich geeignet
ist.
Haut
von geschlachteten Schweinen ist darüber hinaus in ausreichender
Menge verfügbar.
Da Schweine bei der Schlachtung auch etwa im gleichen Alter (jung
adult, ca. 6 Monate) sind und darüber hinaus in der Regel keine
Vorerkrankungen vorliegen oder Vorbehandlungen erfolgt sind, weist
die von den Schlachttieren gewonnene Haut vergleichsweise einheitliche
Eigenschaften auf.
Ex-vivo-Hautorganmodelle
aus Schweinehaut sind grundsätzlich
bekannt. Die bisher verfügbaren
Hautorganmodelle aus Schweinehaut sind aber für viele Untersuchungen, beispielsweise
solche zur Wundheilung oder solche zur Untersuchung einer Hautbarriereschädigung,
nicht geeignet, da sie falsche, schlecht reproduzierbare oder unzuverlässige Ergebnisse
liefern. Beispielsweise sind bisher verfügbare Hautorganmodelle für die Untersuchung
der Wundheilung aufgrund ihrer geringen Dicke (1000 μm) nicht
geeignet, da sich Wunden, die noch ei nen Dermisanteil haben, nicht
reproduzierbar generieren lassen.
Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Ex-vivo-Hautorganmodell aus
Schweinehaut zur Verfügung
zu stellen, das die Nachteile der im Stand der Technik bekannten
Modelle nicht aufweist, insbesondere zur Untersuchung der Wundheilung
geeignet ist und standardisierte Untersuchungen und Screenings erlaubt.
Die
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren zur Herstellung eines Ex-vivo-Hautorganmodells
umfassend die Schritte
- a) Entnehmen von Haut
mit Dermis und Epidermis vom Körper
oder Körperteil
eines Schweins,
- b) Kürzen
von in der Haut befindlichen Haaren, wobei das Kürzen der Haare in einer Weise
erfolgt, daß der
durchschnittliche transepidermale Wasserverlust (TEWL) der Haut
mit gekürzten Haaren
im wesentlichen dem durchschnittlichen transepidermalen Wasserverlust
von Haut mit ungekürzten
Haaren entspricht.
Es
hat sich herausgestellt, daß bei
den bisherigen Schweinehaut-Modellen die Hautbarriere nicht intakt
ist. Unter Hautbarriere wird in der vorliegenden Anmeldung, die äußere Schicht
der Epidermis, die Hornschicht (stratum corneum), verstanden. Unter
einer intakten Hautbarriere wird eine Hornschicht verstanden, die
nicht mechanisch beschädigt ist
und/oder eine gegenüber
dem Normalzustand veränderte
quantitative oder qualitative Lipidzusammensetzung aufweist. Eine
Beeinträchtigung
der Barrierefunktion läßt sich
beispielsweise durch Messung des transepidermalen Wasserverlusts
(TEWL) feststellen. Erhöhte
TEWL-Werte zeigen eine beeinträchtige
Barrierefunktion an.
Das
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Schweinehautmodell eignet sich gut für Untersuchungen
der Wundheilung, z.B. zum Testen von Wundauflagen wie beispielsweise
Gaze, Wundsalben, Wundcremes, Grundstoffen solcher Salben und Cremes,
Zellen wie Keratinocyten, Fibroblasten, Melanocyten, Merkelzelltumorzellen,
Melanomzellen, Leukocyten, Lymphocyten, Granulocyten, mesenchymalen
Stammzellen, embryonalen Stammzellen, epidermalen Stammzellen, Liposomen,
Bakterien, Pilzen, Viren, Prionen etc.
Es
hat sich herausgestellt, daß das
Kürzen bzw.
Entfernen der Haare der verwendeten Schweinhaut für den Erhalt
einer möglichst
intakten Hautbarriere problematisch ist. Die Haare werden gekürzt oder
entfernt, um beispielsweise einen ausreichenden Kontakt von Wundauflagen
mit der Haut zu gewährleisten.
Die Haare werden dabei beispielsweise soweit gekürzt, daß sie etwa in Höhe der Epidermis oder
knapp darüber
enden. Bevorzugt werden die Haare soweit gekürzt, daß sie ein bis vier Millimeter, besonders
bevorzugt ein bis zwei Millimeter oberhalb der Epidermis enden.
Bisher wurden die Haare beispielsweise durch Rasieren der Schweinehaut
entfernt, was zu einer mechanischen Beschädigung der Hautbarriere führt, die
sich anhand eines erhöhten transepidermalen
Wasserverlusts feststellen läßt. Das
Meß-Verfahren
hierzu ist dem Fachmann auf diesem Gebiet bekannt. Ob die Barrierefunktion
der Haut eine Beeinträchtigung
erfahren hat, kann beispielsweise durch Messung des durchschnittlichen TEWL-Werts
der Haut bzw. eines Hautabschnitts vor und nach dem Kürzen/Entfernen
der Haare bestimmt werden. Auch eine Vergleichsmessung mit Haut,
die ansonsten gleich behandelt wurde, deren Haare aber nicht gekürzt oder
entfernt wurden, kann hierzu herangezogen werden. Um eine Beschädigung oder Veränderung
der Hautbarriere zu vermeiden bzw. minimal zu halten, ist es vorteilhaft,
die Haare beispielsweise mit einer Schere, einem Messer, einem elektrischen
oder mechanischen Bartschneider oder dergleichen so abzuschneiden,
daß ein
mechanischer Kontakt mit der Epidermis unterbleibt oder so minimal ist,
daß der
durchschnittliche transepidermale Wasserverlust im wesentlichen
dem von Haut entspricht, bei dem die Haare nicht gekürzt wurden.
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung entspricht der durchschnittliche
transepidermale Wasserverlust der Haut mit gekürzten Haaren im wesentlichen
dem durchschnittlichen transepidermalen Wasserverlust von Haut mit
ungekürzten
Haaren, wenn der durchschnittliche transepidermale Wasserverlust
von Haut mit ungekürzten
Haaren mindestens 70%, bevorzugt mindestens 90%, besonders bevorzugt
mindestens 95%, weiter besonders bevorzugt mindestens 98% des durchschnittlichen
transepidermalen Wasserverlusts von Haut mit gekürzten Haaren beträgt.
Für Untersuchungen
zur Wundheilung mit Hilfe des erfindungsgemäßen Hautorganmodells wird bevorzugt
eine Wunde in der Haut hervorgerufen. Dies kann dadurch geschehen,
daß in
einem Abschnitt der Haut die Epidermis, etwa durch Ausstanzen, entfernt
wird. Bevorzugt wird dabei auch der obere Teil der Dermis mit entfernt.
Das derart hergestellte Wundmodell eignet sich zur Untersuchung
der Wirksamkeit von Wirkstoffen, Wundauflagen, Salben usw. auf die
Wundheilung.
Die
Schweinehaut wird bevorzugt in geeigneter Weise desinfiziert, um
eine Verkeimung mit Bakterien und/oder Pilzen zu verhindern oder
zu hemmen. Eine solche Verkeimung kann beispielsweise bei längeren Untersuchungen über mehrere Tage,
wie sie mit dem vorliegenden Hautmodell möglich sind, zu unerwünschten
Veränderungen
der Schweinehaut oder einer Verfälschung
von Meßergebnissen
führen.
Die gewählte
Methode zum Desinfizieren sollte die Hautbarriere ebenfalls nicht
beschädigen
bzw. beeinträchtigen,
wobei es hier auch darauf ankommt, die Lipidzusammensetzung der Hornschicht
nicht zu beeinflussen. Eine falsche Desinfektion kann beispielsweise
cytotoxisch wirken und die erhaltenen Meßergebnisse beeinflussen. Als
geeignet haben sich Desinfektionsmittel erwiesen, die zum Desinfizieren
von Oberflächen
geeignet sind, beispielsweise Hände-Desinfektionslösungen wie Sterillium® (Bode
Chemie Hamburg; 45 g 2-Propanol, 30 g 1-Propanol, 0,2 g Mecetronium
etilsulfat (INN) in 100 g Lösung),
Cutasept S, (Bode Chemie) oder Desderman N (Schülke & Mayr). Die Desinfektion erlaubt
es, bei längerfristigen
Untersuchungen im Bereich von einem bis zu mehreren Tagen, die mit
dem vorliegenden Hautmodell ohne weiteres durchführbar sind, eine Beeinträchtigung
der Meßergebnisse durch
Bakterien- oder Pilzbefall zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Bevorzugt
umfaßt
das Verfahren das In-Kontakt-Bringen der Schweinehaut mit einem
Medium, vorzugsweise einem wässrigen
Medium, wobei die Dermis (Corium, Lederhaut) im wesentlichen von dem
Medium umgeben ist. Besonders bevorzugt ist die Epidermis dabei
einer Gasphase, vorzugsweise Luft, die bevorzugt mit CO2,
z.B. in einer Konzentration von 5% (Volumen/Volumen) angereichert
ist, ausgesetzt ("Air-liquid-interphase"-Kultur).
Dem
Medium kann beispielsweise ein Wirkstoff, beispielsweise eine zu
untersuchende Substanz, zugefügt
werden. Es ist aber auch möglich, den
Wirkstoff unmittelbar auf die Epidermis der Schweinehaut und/oder
in die Wunde des Modells aufzubringen. Ebenso ist möglich, den
Wirkstoff intradermal zu applizieren, beispielsweise durch Injektion. Der
Wirkstoff kann beispielsweise auch in einer Wundauflage oder dergleichen
enthalten sein.
In
der Regel muß die
verwendete Schweinehaut gereinigt werden. Dies kann beispielsweise durch
einfaches oder mehrfaches Waschen mit Wasser geschehen.
Des
weiteren ist es vorteilhaft, das Unterhaut-Fettgewebe der Schweinehaut
zu entfernen, so daß die
Schweinhaut nur noch die Epidermis und Dermis umfaßt. Dadurch
kann die Versorgung des Gewebes optimal gewährleistet werden. Dies ist
insbesondere dann von Bedeutung, wenn Transportprozesse untersucht
werden sollen oder die Versuche längere Zeit (mehrere Tage) andauern.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens entstammt die Schweinhaut dem Ohr eines Schweins,
bevorzugt der Innenseite des Ohrs, besonders bevorzugt einem Bereich
der Innenseite des Ohrs, der wulstartige Verdickungen (plicae scaphae)
aufweist. Es hat sich gezeigt, daß Haut aus solchen Bereichen
besonders gut geeignet ist für
die Zwecke der Erfindung.
Die
Erfindung betrifft auch Ex-vivo-Hautorganmodelle aus Schweinehaut,
die durch eines der vorstehend beschriebenen Verfahren erhältlich sind.
Darüber hinaus
betrifft die Erfindung auch die Verwendung erfindungsgemäßer Ex-vivo-Hautorganmodelle
zur Untersuchung von Wundheilungsprozessen sowie zur Untersuchung
des Einflusses eines Wirkstoffs auf Haut, insbesondere auf die Wundheilung
der Haut. Es kann auch der Einfluß von Wundauflagen, Wundcremes,
Wundsalben und deren Bestandteilen auf Wundheilungsprozesse untersucht
werden. Wundauflagen können
beispielsweise Alginatfasern, Hydrokolloide, Folien (z.B. Polyurethanfolien),
Schaumstoffe, (z.B. Polyurethanschäume), Hydrogele, Aktivkohleverbände usw.
sein. Wundsalben und Wundcremes können z.B. Zinksalben und dergleichen
sein.
Der
Wirkstoff, dessen Wirkung auf die Haut untersucht werden soll, ist
dabei bevorzugt ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Proteinen, DNA, RNA, Aminosäuren, Aminosäurederivaten,
Oligopeptiden, Oligonukleotiden, Hormonen, Wachstumsfaktoren, Cytokinen,
Steroiden, Retinoiden, Ionen, Metallen oder Metallionen, Insulin,
Glukose, Honig, Rinderserumalbumin (BSA), vasoaktiven Substanzen,
Pflanzenextrakten und deren Bestandteilen, Algenextrakten und deren
Bestandteilen, neuroaktiven Substanzen, pigmentaktivierenden oder
-hemmenden Substanzen, proliferationsfördernden oder -hemmenden Substanzen,
migrationsfördernden oder
-hemmenden Substanzen, pH-verändernden Substanzen,
radikalerzeugenden oder -hemmenden Substanzen, osmolaritätverändernden
Substanzen, Anti-aging-Wirkstoffen, kosmetischen Rohstoffen (z.B.
Wollwachsalkohole, Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Emulgatoren,
Harnstoff, Ceramide), antientzündlichen
und entzündungsfördernden
Substanzen, UV-Licht-Schäden verhindernden
Substanzen, schmerzhemmenden Substanzen, allergieauslösenden Substanzen,
antiallergischen Substanzen, bakteriziden und virusstatischen Substanzen,
an tiandrogenen Substanzen, energiespendenden Substanzen (z.B. ATP,
NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin), Enzymen, Enzyminhibitoren
und -aktivatoren, Liposomen, eukaryontischen und prokaryontischen Zellen,
Pilzen, Viren und Prionen.
Der
Wirkstoff kann untersucht werden, indem er beispielsweise in das
wässrige
Medium gegeben wird und/oder indem er auf die Epidermis – wenn eine Wunde
vorhanden ist, um die Wunde herum (auf den Wundrand) – und/oder
auf die Wunde selbst gegeben wird. Es ist auch möglich, den Wirkstoff intradermal
in die Epidermis und/oder die Wunde zu applizieren, beispielsweise
durch Injektion. Der Wirkstoff kann auch beispielsweise in einer
Wundauflage oder dergleichen enthalten sein.
Die
Erfindung betrifft auch eine Anordnung zur Durchführung von
Untersuchungen zu menschlicher oder tierischer Haut, die ein erfindungsgemäßes Ex-vivo-Hautorganmodell
umfaßt.
Bei
einer solchen Anordnung ist die Dermis bevorzugt in Kontakt mit
einem vorzugsweise wäßrigen Medium
gebracht und die Epidermis ist einer Gasphase, vorzugsweise Luft,
die beispielsweise mit CO2 angereichert
sein kann, ausgesetzt. Ein zu untersuchender Wirkstoff ist beispielsweise
in dem wäßrigen Medium
enthalten. Alternativ oder zusätzlich
kann der Wirkstoff auch auf oder in die Epidermis auf- bzw. eingebracht
sein. Für
den Fall, daß eine Wunde
in der Haut gesetzt wurde, kann der Wirkstoff darüber hinaus
auch, alternativ oder zusätzlich,
auf oder in die Wunde auf- oder eingebracht sein.
Der
Wirkstoff ist dabei bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Proteinen, DNA, RNA, Aminosäuren,
Aminosäurede rivaten,
Oligopeptiden, Oligonukleotiden, Hormonen, Wachstumsfaktoren, Cytokinen,
Steroiden, Retinoiden, Ionen, Metallen oder Metallionen, Insulin,
Glukose, Honig, Rinderserumalbumin (BSA), vasoaktiven Substanzen, Pflanzenextrakten
und deren Bestandteilen, Algenextrakten und deren Bestandteilen,
neuroaktiven Substanzen, pigmentaktivierenden oder -hemmenden Substanzen,
proliferationsfördernden
oder -hemmenden Substanzen, migrationsfördernden oder -hemmenden Substanzen,
pH-verändernden
Substanzen, radikalerzeugenden oder -hemmenden Substanzen, osmolaritätsverändernden
Substanzen, Anti-aging-Wirkstoffen, kosmetischen Rohstoffen, antientzündlichen
und entzündungsfördernden
Substanzen, UV-Licht-Schäden verhindernden
Substanzen, schmerzhemmenden Substanzen, allergieauslösenden Substanzen,
antiallergischen Substanzen, bakteriziden und virusstatischen Substanzen,
antiandrogenen Substanzen, energiespendenden Substanzen (z.B. ATP,
NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin), Enzymen, Enzyminhibitoren
und -aktivatoren, Liposomen, eukaryontischen und prokaryontischen
Zellen, Pilzen, Viren und Prionen.
Im
folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Figuren
näher erläutert. Es
zeigt:
1 Ein Schweineohr unmittelbar
nach dem Abtrennen von einem geschlachteten Schwein
2 Die Innenseite eines gereinigten
und desinfizierten Schweineohrs, bei dem die Haare gekürzt worden
sind und dem Hautabschnitte ("Stanzen") entnommen wurden.
3 Eine "Air-Liquid-Interphase"-Kultur einer Schweinehautstanze.
4 Eine schematische Darstellung
eines erfindungsgemäßen Ex-vivo-Hautkulturmodells
vor dem Setzen einer Wunde.
5 Eine schematische Darstellung
des erfindungsgemäßen Ex-vivo-Hautkulturmodells
mit einer Wunde.
Beispiel
Das
Ohr 7 eines geschlachteten Schweins (s. 1) wurde sofort nach der Schlachtung
zwischen zwei mit physiologischer Kochsalzlösung getränkte Kompressen gegeben. Die
Verarbeitung des so vorbereiteten Ohres 7 erfolgte so bald
wie möglich.
Das Ohr 7 wurde mindestens 5 min unter fließendem Wasser
gewaschen. Anschließend
wurden die Haare vorsichtig mit einer Schere abgeschnitten, so daß die Hautbarriere
intakt blieb (s. 2).
Das Ohr 7 wurde nochmals unter fließendem Wasser gewaschen. Anschließend wurde über beide
Seiten ein Desinfektionsmittel (Sterillium®) laufen
gelassen. Nach einer Einwirkzeit des Sterillium von etwa 2 Minuten
wurde das Ohr 7 mit der Außenseite des Ohrs 7 nach
unten einzeln auf mit Sterillium® getränkte Gaze
gelegt. Auf die Innenseite des Ohrs 7 wurde ebenfalls sterile
Gaze gelegt und diese mit Sterillium® getränkt. Nach
10 min Einwirkzeit wurde das Ohr 7 mit sterilen Handschuhen
hochgehoben und mit steriler Kochsalzlösung gründlich abgespült. Das
Ohr 7 wurde mit steriler Gaze abgetupft und in eine sterile Schale
gelegt. Hautabschnitte (Stanzen) 9 (6 mm im Durchmesser)
von der Innenseite des Ohres 7 an Stellen 8 im
Bereich wulstartiger Verdickungen (plicae scaphae) 11 des
Ohres 7 wurden unter Vermeidung von Druckartefakten entnommen
(s. 2) und in eine sterile
Schale mit Medium gegeben. Die Stanzen 9 wurden vorsichtig durch „Eindrehen" einer "Biopsy Punch" (Fa. Stiefel) gewonnen.
Die Stanzen 9 wurden tief im Fettgewebe mit einer Schere
abgeschnitten. Zum Entfernen von Sterillium®- und
Kochsalzresten wurden die Stanzen 9 kurz in Medium geschwenkt.
Das Medium hatte folgende Zusammensetzung:
DMEM (Fa. Biochrom)
5%
FCS (Fa. Biochrom)
59,9 μg/ml
Penicillin (Fa. Grunenthal)
0,125 mg/ml Streptomycin (Fa. HEFA
Pharma)
Das
Fettgewebe wurde von den Stanzen 9 entfernt. Aus dem zentralen
Bereich der Stanze 9 wurde mit Hilfe einer 3 mm Biopsy-Punch
(Fa. Stiefel) die Epidermis 2 und der obere Teil der Dermis 3 entfernt,
so daß eine
Wunde 6 entstand. Die Hautstanzen 9 wurden mit
der Epidermisseite nach oben in ein Loch 10 einer 12-Well-Platte
gegeben (s. 3), deren
Boden mit Gaze 5 bedeckt war. Das Loch 10 wurde
soweit mit Medium aufgefüllt,
daß die
Dermis 3 von Medium umgeben, die Epidermis 2 aber
in Luftkontakt war. Die Oberseite der Stanze 9 wurde leicht mit
Gaze abgetupft.
Das
Modell (1) wurde sofort oder aber erst nach einer definierten
Zeit (je nach Versuchsanforderung nach z.B. 3 h, 6 h, 12 h, 24 h,
48 h, 3 d, 4 d) behandelt mit beispielsweise
- – Wundauflagen
(z.B. Gaze, Hydrogele, Alginatfasern, Hydrokolloide usw.)
- – Wundsalben/Wundcremes
- – Grundstoffen
zu Wundsalben/Wundcremes
- – Wachstumsfaktoren,
Hormone, Cytokine, Steroide, Retinoide, Ionen, Metalle, Insulin,
Glucose, Honig, BSA, andere energiespendende Substanzen (z.B. ATP,
NADH, Phosphoenolpyruvat, Phosphcreatin), vasoaktive Substanzen,
Pflanzenextrakte und deren Einzelsubstanzen, Algenextrakte und deren
Einzelsubstanzen, neuroaktive Substanzen, pigmentaktive oder hemmende
Substanzen, sonstige chemische Wirkstoffe
- – Fibrin/Thrombin,
Blut, Serum, Plasma
- – Inhibitoren/Aktivatoren
für Enzyme
(z.B. Metallomatrixproteinasen, Collagenasen, Elastasen usw.) einschließlich enzymabsorbierender
Substanzen (z.B. hochmolekulare Absorber)
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Signaltransduktionswegen in der Zelle
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Cytoskeletts
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Zell-Matrix-Verbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Basalmembran
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Gap Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Desmosomen und Adhärenzverbindungen
- – Inhibitoren
und Aktivatoren von Tight Junctions
- – Inhibitoren
und Aktivatoren des Aufbaus der Hautbarriere, z.B. stratum corneum
- – proliferationsfördernden
und proliferationshemmenden Substanzen
- – migrationsfördernden
und -hemmenden Substanzen
- – Zellen,
z.B. Keratinocyten, Fibroblasten, Melanocyten, Merkelzelltumorzellen,
Melanomzellen, Lymphocyten, Granulocyten, Leukocyten im allgemeinen,
adulte Stammzellen, mesenchymale Stammzellen, embryonale Stammzellen,
epidermale Stammzellen
- – pH-Wert-verändernden
Substanzen
- – osmolaritätsverändernden
Substanzen
- – radikalerzeugenden
und -hemmenden Substanzen
- – UVA,
UVB, Sonnenlicht
- – Bakterien
- – Viren
- – Allergenen
- – Pilzen
- – Parasiten
- – Prionen
- – DNA
(z.B. Einzelstrang-DNA, Doppelstrang-DNA, Plasmide)
- – RNA
(z.B. Einzelstrang-RNA, Doppelstrang-RNA, siRNA)
- – Aminosäuren, Aminosäurederivate,
Oligopeptide
- – Oligonukleotide
- – Liposomen
- – Anti-aging-Wirkstoffe
- – kosmetische
Rohstoffe (z.B. Wollwachs, Bienenwachs, ätherische Öle etc.)
- – antientzündliche
(antiphlogistische) Stoffe
- – entzündungsfördernde
Substanzen
- – Desinfektionsmittel
- – Antiseptika,
bakterizide und virusstatische Substanzen
- – UV-Licht-Schäden verhindernde
Substanzen
- – schmerzhemmende
Substanzen
- – antiallergische
Substanzen
Das
Modell wurde „systemisch" (über das Medium)
oder „topisch" (Auftragung auf
die Stanze bzw. den Wundrand oder in die Wunde) behandelt.
Die
Versuche wurden zu verschiedenen Zeitpunkten abgestoppt (z. B. nach
6 h, 12 h, 18 h, 24 h, 48 h, 3 d, 4 d, 5 d, 6 d, 7 d).