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Die
Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der elektronischen Reproduktionstechnik
und betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Rasterbitmap Proofs für Druckseiten
bzw. Druckbögen.
Insbesondere betrifft die Erfindung die Erzeugung eines Rasterbitmap Proofs,
mit dem physikalische Effekte bei der Belichtung von Druckplatten,
beim Drucken, beim Einziehen und Trocknen der Druckfarbe auf dem
Bedruckstoff sowie bei weiteren Verarbeitungsvorgängen simuliert
und dargestellt werden, die die Qualität und das Erscheinungsbild
des fertigen Druckprodukts beeinflussen.
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In
der Reproduktionstechnik werden Druckvorlagen für Druckseiten erzeugt, die
alle zu druckenden Elemente wie Texte, Grafiken und Bilder enthalten.
Für den
farbigen Druck wird für
jede Druckfarbe eine separate Druckvorlage erzeugt, die alle Elemente
enthält,
die in der jeweiligen Farbe gedruckt werden. Für den Vierfarbdruck sind das
die Druckfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK). Die nach
Druckfarben separierten Druckvorlagen werden auch Farbauszüge genannt.
Die Druckvorlagen werden in der Regel gerastert und mit einem Gelichter auf
Filme belichtet, mit denen dann Druckplatten für das Drucken hoher Auflagen
hergestellt werden. Alternativ können
die Druckvorlagen in speziellen Belichtungsgeräten auch gleich auf Druckplatten
belichtet werden oder sie werden direkt als digitale Daten an eine
digitale Druckmaschine übergeben.
Dort werden die Druckvorlagendaten dann beispielsweise mit einer
in die Druckmaschine integrierten Belichtungseinheit auf Druckplatten
belichtet, bevor unmittelbar anschließend der Auflagendruck beginnt.
Es gibt jedoch auch digitale Druckmaschinen, für die keine Druckplatten hergestellt
werden müssen,
weil sie z. B. nach dem elektrofotografischen Druckprinzip oder mit
einem Tintenstrahlverfahren arbeiten.
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Nach
dem heutigen Stand der Technik werden die Druckvorlagen elektronisch
reproduziert. Dabei werden Bilder in einem Farbscanner gescannt und
in Form von digitalen Daten gespeichert. Texte werden mit Textverarbeitungsprogrammen
erzeugt und Grafiken mit Zeichenprogrammen. Mit einem Layoutprogramm
werden die Bild-, Text- und Grafik-Elemente zu einer Druckseite
zusammengestellt. Nach der Separation in die Druckfarben liegen
die Druckvorlagen dann in digitaler Form vor. Als Datenformate zur
Beschreibung der Druckvorlagen werden heute weitgehend die Seitenbeschreibungssprachen Postscript
und PDF (Portable Document Format) verwendet. Die Postscript- bzw. PDF-Daten werden
vor der Aufzeichnung der Druckvorlagen in einem Raster-Image-Prozessor
(RIP) in einem ersten Schritt in Farbauszugswerte für die Farbauszüge CMYK
umgerechnet. Dabei entstehen für
jeden Bildpunkt vier Farbauszugswerte als Tonwerte im Wertebereich
von 0 bis 100%. Die Farbauszugswerte sind ein Maß für die Farbdichten, mit denen
die vier Druckfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz auf dem Bedruckstoff
gedruckt werden. In Sonderfällen,
in denen mit mehr als vier Farben gedruckt wird (Schmuckfarben), ist
jeder Bildpunkt durch so viele Farbauszugswerte beschrieben, wie
es Druckfarben gibt. Die Farbauszugswerte können z. B. mit 8 bit je Bildpunkt und
Druckfarbe als Datenwert gespeichert sein, womit der Wertebereich
von 0% bis 100% in 256 Tonwertstufen unterteilt ist.
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Die
Daten mehrerer Druckseiten werden mit den Daten weiterer Elemente,
wie Passkreuzen, Schnittmarken und Falzmarken sowie Druckkontrollfeldern,
zu Druckvorlagen für
einen Druckbogen zusammengefasst. Diese Druckbogendaten werden ebenfalls
als Farbauszugswerte (CMYK) bereit gestellt.
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Unterschiedliche
Tonwerte eines zu reproduzierenden Farbauszugs lassen sich im Druck
nur durch eine Flächenmodulation
der aufgetragenen Druckfarben, d. h. durch eine Rasterung, wiedergeben.
Die Flächenmodulation
der Druckfarben kann beispielsweise nach einem Verfahren zur Punktrasterung
erfolgen, bei dem die verschiedenen Tonwertstufen der Farbauszugsdaten
in Rasterpunkte unterschiedlicher Größe umgewandelt werden, die
in einem regelmäßigen Raster
mit sich periodisch wiederholenden Rasterzellen angeordnet sind.
Als typische Rasterauflösung
wird z. B. ein sogenanntes 60er Raster verwendet, d. h. ein Quadratzentimeter
der Druckfläche
ist in 60 × 60
Rasterzellen aufgeteilt. In jeder Rasterzelle befindet sich ein
Rasterpunkt, dessen Größe von der
Tonwertstufe der Farbauszugsdaten in der Rasterzelle abhängt. Durch
den Übereinanderdruck von
periodisch angeordneten Rasterpunkten können störende Moiré-Strukturen im Druck auftreten.
Um solche störenden
Moiré-Strukturen
zu minimieren, werden die Punktraster der vier Druckfarben unter
verschiedenen Rasterwinkeln angeordnet, z. B. unter den Rasterwinkeln
0, 15, 45 und 75 Grad.
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Bei
der Aufzeichnung der Farbauszüge
auf eine Druckplatte werden die Rasterpunkte in den einzelnen Rasterzellen
aus Belichtungspunkten zusammengesetzt, die um eine Größenordnung
kleiner als die Rasterpunkte sind. Eine typische Auflösung der Belichtungspunkte
ist beispielsweise 1000 Belichtungspunkte je Zentimeter, d. h. ein
Belichtungspunkt hat die Abmessungen 10 μm × 10 μm. Die Umsetzung der Farbauszugswerte
in Rasterpunkte geschieht in einem zweiten Schritt bei der weiteren
Verarbeitung der Farbauszugsdaten im Raster-Image-Prozessor. Die Prüfung, ob
ein Belichtungspunkt als Teil eines Rasterpunkts innerhalb einer
Rasterzelle zu belichten ist oder nicht, erfolgt durch einen Vergleich
der Tonwertstufe der Farbauszugsdaten, die der aktuellen Rasterzelle
zugeordnet ist, mit den Schwellwerten einer Rastermatrix, wodurch
die Tonwerte in hochaufgelöste
Binärwerte
mit nur zwei Helligkeitswerten (belichtet bzw. nicht belichtet)
umgewandelt werden, die das Muster des modulierten Punktrasters
bilden. Auf diese Weise werden die Druckvorlagendaten jedes Farbauszugs
in Form einer hochaufgelösten
Rasterbitmap beschrieben. Die Rasterbitmap enthält für jeden der Belichtungspunkte
auf der Druckfläche
ein Bit, das angibt, ob dieser Belichtungspunkt zu belichten ist
oder nicht.
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An
verschiedenen Stationen des Arbeitsablaufs für eine Reproduktion werden
Proofdaten erzeugt, um Proofdrucke auszugeben oder einen sogenannten
Softproof auf einem Bildschirm darzustellen. Mit dem Proof wird
vor dem Beginn des Auflagendrucks festgestellt, ob die reproduzierten
Druckvorlagendaten fehlerfrei sind. Bekannt ist die Erzeugung von
Proofdaten für
einen ganzen Druckbogen, wobei die Proofdaten alle zu druckenden
Elemente wie Bilder, Texte, Grafiken, Passkreuze, Falz- und Schnittmarken,
usw. enthalten. Der Proof dient hierbei der Prüfung, ob alle Elemente des
Druckbogens richtig angeordnet sind und ob sie vollständig vorhanden sind. Üblich ist
auch die Erzeugung eines Farbproofs für einzelne Bilder oder Druckseiten,
der bezüglich der
Farben mit den später
im Druck zu erreichenden Farben möglichst exakt übereinstimmt,
so dass er als farbverbindliche Vorlage für den Drucker dienen kann.
Je nach dem Verwendungszweck des Proofs und den Eigenschaften des
Geräts,
auf dem er ausgegeben wird, werden die Proofdaten entweder ausgehend
von den Farbauszugsdaten mit beispielsweise 8 bit je Farbauszugswert
erzeugt, oder die Proofdaten werden auf der Basis der für die Farbauszugsdaten
berechneten Rasterbitmaps erzeugt. Wenn mit dem Proof der Inhalt
oder die Farben des späteren Drucks überprüft werden
sollen, genügt
ein Proofgerät
mit einer geringeren Auflösung,
z. B. 600 dpi (dot per inch), mit dem jeder Bildpunkt der Farbauszugsdaten
aber mit der vollen Stufenauflösung
von 256 Tonwertstufen je Farbkomponente wiedergegeben werden kann.
Wenn auch der Schärfeeindruck
sowie mögliche
Moiré-Effekte überprüft werden
sollen, wird ein Proofgerät
mit hoher Auflösung,
z. B. 2540 dpi, benötigt,
das die Daten der Rasterbitmaps wiedergeben kann, dabei aber jeden
Bildpunkt mit nur wenigen Tonwertstufen darzustellen braucht. Moiré-Effekte
können
auch zwischen dem periodischen Punktrastersystem und einer feinen
regelmäßigen Struktur in
einem zu druckenden Bild, z. B. einem Stoffmuster, auftreten. Um
die später
im Druck zu erreichenden Farben möglichst exakt im Proof wiedergeben
zu können,
müssen
bei der Erzeugung der Proofdaten die Farbauszugswerte mit einer
Farbtransformation an die Farbwiedergabeeigenschaften des Proofgeräts angepasst
werden. Dies erfolgt durch die Anwendung einer Farbkalibrierung
mit einer sogenannten Color Management Software auf die Farbauszugsdaten.
Die Farbanpassung ist beim Proofen von fertigen, für die Belichtung
von Druckplatten bereit gestellten Rasterbitmaps nur eingeschränkt möglich, da
die Rasterbitmaps nur noch zwei Farbwerte aufweisen.
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Geräte und Verfahren
zum Proofen der Rasterbitmaps sind bekannt. Da Geräte mit sehr
hoher Auflösung
teuer sind, werden die Rasterbitmaps auch auf geringer auflösenden Geräten geprooft,
z. B. auf Farbdruckern, wobei mit speziellen Filterverfahren die
Rasterbitmaps so in die Proofdaten umgerechnet werden, dass der
visuelle Eindruck des Proofs dem späteren Druckergebnis auch bezüglich der
Moiré-Effekte
möglichst
genau entspricht.
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In
der Patentschrift
US
5,854,883 A wird ein Proofverfahren beschrieben, das die
hochaufgelösten
Rasterbitmaps mit einem Proofgerät
wiedergibt, dessen Auflösung
etwa drei- bis viermal geringer ist als die Auflösung der Rasterbitmaps, das
aber die Bildpunkte mit vielen Tonwertstufen wiedergeben kann. Dazu
werden die Rasterpunkte einer Rasterbitmap in neue geringer aufgelöste Rasterpunkte
umgerechnet, die den gleichen mittleren Dichtewert und die gleiche
Lage des Dichte-Schwerpunkts haben, wie die Rasterpunkte in der
Rasterbitmap.
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In
der Offenlegungsschrift
DE
100 56 057 A1 wird ein Proofverfahren beschrieben, bei
dem die Rasterbitmaps mit einem Weichzeichnungsfilter bearbeitet
werden, welches die charakteristischen Parameter Rasterweite, Rasterwinkel
und Rasterpunktform erhält,
gleichzeitig aber zusätzlich
zu den beiden in den Rasterbitmaps enthaltenen Tonwerten 0% und
100% Zwischentonwerte erzeugt, die es ermöglichen, mit einer Color Management
Software eine Farbtransformation durchzuführen, so dass ein farbverbindlicher
Proof wiedergegeben werden kann. Wenn das Proofgerät eine geringere
Auflösung
hat als die Rasterbitmaps, ist das Weichzeichnungsfilter in das
Verfahren zur Umrechnung der Auflösung integriert.
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In
der Patentschrift
US
6,060,208 A wird ein Proofverfahren für Rasterbitmaps beschrieben,
bei dem die mittlere Farbdichte einer auf ein Proofmaterial übertragenen
Farbschicht durch das Einbringen kleiner Lücken innerhalb der Rasterpunkte
verändert wird,
um auf diese Weise eine Farbanpassung an die später im Druck wiedergegebene
Farbe zu erreichen. Die Lücken
sind wesentlich kleiner als die Rasterpunkte und deshalb vom Auge
nicht zu sehen. Trotzdem verändern
sie den visuellen Farbeindruck beim Betrachten des Proofs. Moiré-Effekte können im Proof
weiterhin beurteilt werden, da die äußere Form der Rasterpunkte
nicht verändert
wird.
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In
der Patentschrift
EP
0 800 309 B1 wird ein Proofverfahren beschrieben, mit dem
auf einem Farbdrucker mit relativ geringer Auflösung Strukturen simuliert werden,
die im Druck durch die Textur bzw. die Rauigkeit des bedruckten
Papiers entstehen können.
Dazu wird den relativ hoch aufgelösten Farbauszugswerten ein
Muster überlagert,
das solche Strukturen beinhaltet, und dann werden die so veränderten
Farbauszugswerte mit einem geeignet angepassten Antialiasing-Filter
auf die geringere Auflösung
des Farbdruckers umgerechnet.
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Die
bekannten Verfahren zur Erzeugung eines Proofs haben das Ziel, mit
dem Proof die Farben und wenn möglich
auch die Rasterstrukturen zu simulieren, wie sie später im Auflagendruck
zu erwarten sind. Dabei soll die Herstellung eines Proofs schneller
und kostengünstiger
sein als die Herstellung eines Probedrucks auf einer speziellen
Andruckmaschine oder auf der Druckmaschine, die später für den Auflagendruck
eingesetzt wird.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung zur Erzeugung eines Rasterbitmap
Proofs dient nicht vorrangig dem Ziel, einen Probedruck zu ersetzen, sondern
hat die Aufgabe, die physikalischen Effekte bei der Belichtung von
Druckplatten, beim Drucken, beim Einziehen und Trocknen der Druckfarbe
auf dem Bedruckstoff sowie bei weiteren Verarbeitungsvorgängen zu
simulieren und beispielsweise auf einem Bildschirm vergrößert darzustellen,
um die Auswirkungen dieser Effekte zu analysieren, zu messen und
mit der später
erzielten Druckqualität
zu vergleichen. Die genannten physikalischen Effekte beeinflussen
die Qualität
und das Erscheinungsbild des fertigen Druckprodukts, indem sie die
Lage und die Form der Belichtungspunkte und dadurch bedingt auch
die Lage und die Form der Rasterpunkte in geringem Maß verändern, was
aber große
Auswirkungen auf die Druckqualität
haben kann.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand der Figuren näher beschrieben. Dabei wird
beispielhaft eine typische Folge von Verarbeitungsvorgängen angenommen,
die die Lage und die Form der Belichtungspunkte verändern.
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Es
zeigen:
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1 einen
Ausschnitt aus einer Rasterbitmap,
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2 die
Belichtungspunkte auf einer Druckplatte,
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3 die
Belichtungspunkte nach einem Passerfehler in der Druckmaschine,
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4 die
Druckpunkte nach einem Schieben in der Druckmaschine,
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5 die
Druckpunkte nach dem Aufsaugen der Druckfarbe, und
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6 die überlagerten
Druckpunkte aller Farbauszüge.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
geht von den Rasterbitmaps aus, die der Raster-Image-Prozessor aus
den Farbauszugsdaten einer Druckseite bzw. eines Druckbogens erzeugt.
Als Beispiel zeigt 1 einen Ausschnitt aus einer
Rasterbitmap 10 für einen
Farbauszug. Die Rasterbitmap 10 enthält für jede mögliche Position eines Belichtungspunktes
auf der Druckplatte entweder den Wert 0, der "keine Belichtung", bedeutet, oder den Wert 1, der "Belichtung" bedeutet. Die Rasterbitmap 10 ist
in der Regel so groß,
dass sie die gesamte zu druckende Fläche abdeckt. Den Positionen
in der Rasterbitmap 10 sind die Koordinaten x und y zugeordnet.
Die Belichtung der Druckplatte entsprechend den Werten in der Rasterbitmap 10 erfolgt
zeilenweise, beispielsweise mit einem Laserstrahl oder mit mehreren
parallelen Laserstrahlen, wobei die x-Richtung die Zeilenrichtung angibt.
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In
einem ersten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens wird den Positionen
der Rasterbitmap 10, die den Wert 1 haben, jeweils ein
Belichtungspunkt 20 auf der Druckplatte mit definierter Form
und Ausdehnung zugeordnet. 2 zeigt
das entstehende Bild der Belichtungspunkte 20, aus denen
jeweils die Rasterpunkte 21 aufgebaut sind. Die Anordnung
der Belichtungspunkte 20 wird als hochaufgelöstes Bild
beispielsweise auf einem Monitor dargestellt, wobei jeder Belichtungspunkt 20 mit
so vielen Bildpunkten dargestellt wird, dass seine Form und Ausdehnung
klar zu erkennen ist. Nachfolgend wird eine solche Darstellung mit
Proofdarstellung oder Proofbild bezeichnet. Dabei wird durch eine
geometrische Transformation berücksichtigt,
dass die Belichtung der Druckplatte beispielsweise in einem Trommelbelichter
erfolgt, bei dem der Belichtungskopf mit den auf die Trommeloberfläche gerichteten Laserstrahlen
sich kontinuierlich axial an der rotierenden Trommel entlang bewegt,
auf die die Druckplatte aufgespannt ist. Deshalb beschreiben die
Laserstrahlen auf der Trommeloberfläche eine spiralförmige Spur,
und die Belichtungspunkte 20 werden auf der Druckplatte
dadurch auf Belichtungsspuren 22 belichtet, die nicht genau
parallel zur x-Richtung verlaufen, sondern etwas schräg, d. h.
die Lage der Belichtungspunkte 20 erfährt eine erste Verschiebung von
der idealen Solllage.
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In
der Proofdarstellung der Belichtungspunkte 20 auf der Druckplatte
nach 2 wurde angenommen, dass die Belichtungspunkte 20 eine
runde Form haben und der Belichtungs-Laser zwischen benachbarten
Punkten nicht eingeschaltet bleibt. Wenn die Belichtungspunkte 20 beispielsweise
infolge von veränderten
optischen Abbildungseigenschaften im Belichtungskopf eine leicht
elliptische Form haben, würde
das in der Proofdarstellung nach 2 zu berücksichtigen
sein und hätte
dann auch Auswirkungen auf eine veränderte Form der Rasterpunkte 21. Ein
zwischen benachbarten Punkten in Spurrichtung eingeschalteter Laser
würde ebenfalls
eine veränderte
Form der Rasterpunkte 21 bewirken.
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In
einem nächsten
Schritt der erfindungsgemäßen Proofdarstellung
sei angenommen, dass der Papierlauf in dem Druckwerk, in dem der
im Proof dargestellte Farbauszug gedruckt werden soll, nicht ideal
ist, sondern einen Passerfehler aufweist, der sich in Form einer
leichten Verschiebung und Drehung des Druckbogens 30 gegenüber der
Druckplatte 31 auswirkt. In einer weiteren Proofdarstellung,
die in 3 gezeigt ist, wird dies durch die Anwendung einer
der Verschiebung und Drehung entsprechenden geometrischen Transformation
auf das Bild der Belichtungspunkte 20 berücksichtigt.
Die transformierten Koordinaten werden dabei in die Koordinaten x,
y umgerechnet, die dem Druckbogen 30 zugeordnet sind.
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Für einen
nächsten
Schritt der erfindungsgemäßen Proofdarstellung
sei angenommen, dass in der Druckmaschine ein sogenanntes "Schieben" auftritt, d. h.
die Druckpunkte 40 werden während des Druckvorgangs durch
Relativbewegungen zwischen der Druckplatte 31 und dem Gummituch
und/oder durch Relativbewegungen zwischen dem Gummituch und dem
Druckbogen 30 etwas in die Länge gezogen, wie es in 4 gezeigt
ist. Der Betrag und die Richtung dieser Verzerrung kann an verschiedenen Stellen
des Druckbogens 30 unterschiedlich sein, d. h. sie wird
durch ein Vektorfeld beschrieben, das abhängig von den Druckbogenkoordinaten
den Schiebevektor nach Betrag und Richtung angibt. Diese Verzerrungen
der Druckpunkte 40 werden wieder durch die Anwendung einer
weiteren geometrischen Transformation, die die Verzerrung beschreibt,
auf das bisherige Proofbild berücksichtigt.
Das Ergebnis ist ein neues Proofbild (4).
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Beim
Drucken werden die Druckpunkte 40 durch das Aufsaugen und
Trocknen der Druckfarbe und durch die Oberflächenstruktur des Papiers vergrößert, und
sie erhalten eine unregelmäßige Randstruktur.
Beide Effekte hängen
von der Art und Qualität
des Papiers ab. Sie werden ebenfalls durch die Anwendung von geeignet
angepassten geometrischen Transformationen auf das bisherige Proofbild simuliert.
Daraus ergibt sich ein neues Proofbild, das in 5 gezeigt
ist. Das Maß der
Vergrößerung kann aus
der für
den Druck gemessenen Punktzunahmefunktion abgeleitet werden. Die
Punktzunahmefunktion gibt an, um wieviel ein Rasterpunkt im Vergleich zu
seiner Größe auf der
Druckplatte im Druck größer gedruckt
wird. Der unregelmäßige Verlauf
der Randstruktur eines Druckpunktes 40 kann durch die Anwendung
einer Zufallsfunktion auf den Umriss eines Druckpunktes 40 simuliert
werden.
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Nachdem
die Proofbilder entsprechend der 5 für alle Farbauszüge ausgehend
von den zugehörigen
Rasterbitmaps 10 und unter Berücksichtigung der für die einzelnen
Druckwerke etwas unterschiedlichen Parameter, die die Veränderungen
der Druckpunkte 40 beeinflussen, berechnet worden sind,
können
schließlich
die so gewonnenen Proofbilder aller Farbauszüge in einem gesamten Proofbild überlagert
werden. 6 zeigt eine solche Proofdarstellung.
In dem überlagerten
Proofbild werden die Druckpunkte 40 der Farbauszüge CMYK
entsprechend ihrer zugeordneten Druckfarbe farblich richtig wiedergegeben,
was in 6 durch unterschiedliche Schraffuren der Druckpunkte 40 gekennzeichnet
ist. In den Überlappungsbereichen 60,
wo sich Druckpunkte 40 unterschiedlicher Farbauszüge überdecken,
werden die entsprechenden Mischfarben wiedergegeben, zum Beispiel
bei der Überdeckung
der Druckfarben Magenta und Gelb die Mischfarbe Rot. In dieser gesamten
Proofdarstellung erkennt man beispielsweise, welche Farbveränderungen
durch die Verschiebungen und Formänderungen der Druckpunkte 40 verursacht
werden und welche physikalischen Effekte, die bei den einzelnen
Verarbeitungsschritten des Druckens wirksam sind, hauptsächlich dafür verantwortlich
sind. Wieviele der vorhandenen Farbauszüge und welche davon in dem überlagerten
Proofbild dargestellt werden, ist beliebig wählbar. Wenn zum Beispiel die Überdeckung
der Druckpunkte 40 von zwei bestimmten Farbauszügen genau
analysiert und gemessen werden soll, werden die übrigen Farbauszüge nicht
dargestellt.
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Eine
weitere Klasse von Fehlern im Zusammendruck der Farbauszüge, die
man in dem überlagerten
Proofbild nach 6 erkennen und analysieren kann,
sind Trappingfehler. Mit den Ausdrücken "Trapping" oder "Überfüllung" wird die Bildung
eines schmalen Rahmens um die Bildobjekte in einzelnen Farbauszügen bezeichnet.
Mit diesen Trappingrahmen soll sichergestellt werden, dass sich
bei der Verschiebung der Farbauszüge infolge von Passerfehlern
in der Druckmaschine an den Grenzen der Objekte noch eine genügend weite Überlappung
der Objektränder
ergibt, so dass keine Farbsäume
oder unbedruckte weiße
Streifen entstehen. Mit dem Proofbild nach 6 kann überprüft und gemessen
werden, bis zu welcher Größe und Art
der Passerfehler die gewählte
Breite der Trappingrahmen noch ausreichend ist, ob die Form der
Trappingrahmen an einspringenden oder herausragenden Ecken der Bildobjekte
noch eine genügende Überlappung
der Objektränder
gewährleistet,
usw.
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Vorzugsweise
werden die Proofbilder nach den 2 bis 6 auf
einem Monitor als Softproof dargestellt, wobei der Darstellungsmaßstab beliebig gewählt werden
kann. Wenn man im Proofbild z. B. die Flächenvergrößerung der Druckpunkte 40 möglichst
genau ausmessen will, wird eine vergrößerte Darstellung der Druckpunkte 40 gewählt. Wenn
ein Rosettenmuster oder eine andere Struktur, die zu einem Moiré führt, beurteilt
werden soll, wird der Maßstab
so gewählt,
dass im Proofbild eine genügend große Anzahl
der Rasterpunkte aller Farbauszüge dargestellt
wird. Anstelle der Darstellung auf einem Monitor können die
Proofbilder auch auf einem Farbdrucker ausgedruckt werden oder auf
anderen Medien mit genügend
hoher Auflösung
ausgegeben werden, z. B. auf einer elektrisch beschreibbaren und löschbaren
Folie, einem sogenannten "elektronischen
Papier".
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Nach
dem erfindungsgemäßen Proofverfahren
werden die Lageänderungen
und die Formveränderungen
der Belichtungspunkte 20 bzw. Druckpunkte 40 ausgehend
von den Sollpositionen, die in der Rasterbitmap 10 angegeben
sind, durch die Anwendung einer Folge von geometrischen Transformationen
simuliert. Vorzugsweise werden dabei die Umrisse der Belichtungspunkte 20 bzw.
Druckpunkte 40 als eine Aneinanderreihung von Linienstücken und
Kurvenstücken
beschrieben, und die Veränderung
der Umrisse durch die geometrische Transformation wird berechnet.
Ein solches Berechnungsverfahren hat den Vorteil, dass die Darstellung
in einem beliebigen Maßstab
und in einer beliebigen Auflösung
neu berechnet werden kann, wobei die Auflösung des Wiedergabemediums
optimal genutzt wird, um die Umrisse so glatt wie möglich darzustellen.
Wenn das Proofbild als Softproof auf einem Monitor dargestellt wird und
darin Messungen von Abständen,
Winkeln, Flächeninhalten
usw. vorgenommen werden sollen, werden geeignete Messlineale und
Messfelder in das Monitorbild eingeblendet und vom Bediener an die
zu messende Stelle bewegt, wie es von Systemen bekannt ist, die
mit Funktionen zur geometrischen Vermessung von Bildobjekten arbeiten,
z. B. in der Medizintechnik. Die Messsoftware rechnet dann die gemessenen
Größen unter
Berücksichtigung
des Darstellungsmaßstabs
in die gewünschten
Messwerte um und stellt sie auf dem Monitor dar.
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Neben
den anhand der 1 bis 6 beispielhaft
erläuterten
Veränderungen
der Belichtungspunkte 20 bzw. Druckpunkte 40 können nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Auswirkungen beliebiger physikalischer oder chemischer Effekte
auf die Druckpunkte 40 simuliert und als Proofbild für die Beurteilung
und Analyse bereitgestellt werden. Dazu zählen insbesondere alle Arten
von Dehnung, Schrumpfung oder Verziehen des Papiers infolge des Farbauftrags,
des Lackierens und der Trocknung, aber auch Schwingungen und andere
mechanische Störungen
in der Druckmaschine. Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch vorteilhaft
angewendet werden, um verschiedene Farbkalibrierungen für den Druck,
denen die Farbauszugsdaten unterworfen werden, zu vergleichen und
bezüglich
ihrer Auswirkungen auf die Form und Größe der Rasterpunkte 21 zu
analysieren. Weiterhin können
verschiedene Rastersysteme und ihre Empfindlichkeit und Neigung
zur Bildung von Moirés
und Strukturen bei Passerfehlern in der Druckmaschine untersucht
werden.
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- 10
- Rasterbitmap
- 20
- Belichtungspunkt
- 21
- Rasterpunkt
- 22
- Belichtungsspur
- 30
- Druckbogen
- 31
- Druckplatte
- 40
- Druckpunkte
- 60
- Überlappungsbereiche