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Verfahren zur Herstellung von als Dünge- und Bodenverbesserungsmittel
geeigneten Torfaufschließungsprodukten aus Rohtorf Gegenstand der Patentanmeldung
P 15100 IV a/ 16 ist ein Verfahren zur Herstellung von als Dünge- und Bodenverbesserungsmittel
geeigneten Torfaufschließungsprodukten.
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Bei der vorliegenden Erfindung handelt es sich um eine weitere Ausbildung
und Verbesserung des Verfahrens der Hauptpatentanmeldung im Hinblick auf die Impfung
des chemisch behandelten und auf Haufen gesetzten Torfes mit besonderen Arten von
Bakterien und Pilzei.
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Wie aufs der deutschen Patentschrift 866 343, den französischen Patentschriften
976 279 und 762 752
hervorgeht, wurden zur Bakterisation von Torfen und anderen
geeigneten Materialien zum Zwecke der Verbesserung und Fruchtbarmachung von Kulturböden
bereits verschiedene Vorschläge gemacht. Im allgemeinen handelt es sich dabei um
Anreicherung organischer, fossiler und rezenter Stoffe sowie mineralischer Substanzen
mit den frei lebenden, luftstickstoffbindenden Azoto.bakterorgani,smen und den ebenfalls
stickstoffsammelnden symbiatischen Knöllchenbaltterien, der Leguminose-n sowie mit
den in eiweißhaltigen Flüssigkeiten oder auf anderen eiweißhaltigen Substraten kultivierten
Fäulnisorganismen und mit Harnstoffbakterien.
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Während die mit den landwirtschaftlich nützlichen stickstoffixierenden
Bakterien hergestellten Impfstoffe und Impfpräparate immerhin Bedeutung erlangt
haben und sich auch in der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Praxis einführen
konnten, war dies bei den letzteren nicht der Fall. Fäulnisbakterien kommen, bekanntlich
in allen Böden vor, und falls ihnen die notwendigen Eiweißal)bauprodukte zur Verfügung
stehen, vermögen sie sich auch entsprechend zu entwickeln und zu vermehren. Die
Gefahr, daß mit den Fäulnisbildnern nach dem Verfahren der deutschen Patentschriften
866 343 und 670 971 auch unerwünschte pha.togene Keime in dien Boden gelangen, dürfte
wohl von niemand bestritten werden.
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Alle genannten Bakterienarten tragen aber weniger zur Veredelung des
Torfes bzw. der übrigen als Bakterienträger benutzten Materialien bei, sondern sie
sollen vielmehr den mit diesen Präparaten geimpften Böden die in Frage stehenden
Kleinlebewesen zuführen. Das Verfahren nach der Erfindung unterscheidet sich von
den oben:genannten wesentlich, und zwar in verschiedenen Richtungen.
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Es werden den organischen Stoffen, insbesondere dein Torfmaterial,
nach einer entsprechenden chemischen '\'orbeliandlu,ng (s. Hauptpatentanmeldung)
und Aufbereitung solche 1likroorganismen zugeführt, die bereits seit Jahrtausenden
in dem Auisgangsmaterial zu diesen Eiidprodu.kten (z. B. Torf, Kohle) die mannigfaltigsten
Zersetzungs- und ZTmbildungsvorgänge bewirkt haben und die diesen Substanzen besonders
angepaßt sind.
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Die Impfung der Torfaufschließungsprodukte erfolgt erfindungsgemäß
mit Präparaten der Mikroorganismen in fester oder flüssiger Form. Die verwendeten
Mikroorganismen wurden aus geeigneten Torfarten gezüchtet. Besonders geeignet zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind die verschiedensten Pseudomonasarten
(Ammoniakbildner), z. B. Ps. scissa, Ps. myxoge-nes, Ps. alruginosa, Ps. arvilla,
Ps. septica und Ps. jaege-ri.
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Ferner eignen sieh auch stickstoffsammelnde Azotobakterarten, insbesondere
Azotobacter indicum, die bisher nur in indischen Böden vorgefunden wurden. Außerdem
wurden mit bestimmten Strahlenpilzen, Fluorenszenzbalcterien, L ignin- und Cellulosezersetzern
gute Erfolge erzielt. Durch die Zugabe dieser Bakterienarten werden die Lignine
im Torf oder den Torfaufschließungsprodukten für die Humusbildung vorbereitet. Diese
Bakterien sind zudem starke Eiweißzersetzer,wobei das entstehende Ammoniak von den
nitrifizierenden Bakterien im Boden in Salpeter umgewandelt werden kann. Weitere
geeignete Bakterienarten sind z. B. Achromobacter superficiale, Bacillus brevis
und Bacillus cereu:s, die für sich oder
gemeinsam mit den bereits
erwähnten Mikroorganismenarten den Torfaufschl:ießungsprodukten zugesetzt werden.
Alle diese Impfbakterien haben einen weiten Temperaturbereich, so daß eine Konstanthaltung
der Temperatur bei der Vergärung der auf Haufen geschichteten Torfaufs.chließungsprodükte
nicht wesentlich ist.
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Als Folge der chemischen Aufbereitung sind besonders günstige Bedingungen
geschaffen und mit den aufgeführten Bakterien diese biologischen Vorgänge weiter
zu intensivieren und in Richturig auf die Gewinnung eines stabilen Humuspräparates
bzw. veredelten Torfprodukte: zu steuern. Das Vermögen zu diesen spezifischen Ab-.
Um- und Aufbauprozessen liegt hauptsächlich in der von den Erfindern festgestellten
Fähigkeit der Mikroben begründet, daß sie Ammon -iak bilden, das sich dann nach
der von ihnen bewirkten Aufschließung von mehr oder w-ni@ger schwer zersetzbaren
Substanzen, wie Cellulose, Pektin, Bitumina und: vor allem L igninen, an diese Abbauprodukte
anlagert und so zur Bildung von Humusvo-rstufen und echtem Humus beiträgt.
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Die Erfinder haben herausgefunden, daß bei Verwendung dieser Bakterien
eine bessere und schnellere Umsetzung stattfindet, womit sich das vorliegende Verfahren
von allen bisherigen sehr wesentlich unterscheidet.
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Ausführungsbeispiele Die chemisch behandelten und auf Haufen gesetzten
Torfawfschließungsprodukte werden je nach Witterung nach kurzer oder längerer Lagerung
(auf 3 bis 10 Tage) in geeignete Vorrichtungen pro cbm Material mit 1 bis 21 Impfflüssigkeit
oder mit der gleichen Menge an geimpftem und pulverisiertem lufttrockenem Torf gut
vermischt.
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Bei diesem Arbeitsvorgang werden gleichzeitig den Torfprodukten genügende
Luft- bzw. Sauerstoffmengen für die Tätigkeit der Mikroorganismen zur Verfügung
stehen..
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Damit werden auch die noch im Gang befindlichen chemischen Prozesse
beschleunigt und das Abtrocknen der Torfmassen gefördert. Zur Anwendung kommen folgende
spezielle Arten von Mikroorganismen: Achromobacter superficiale ßacillus cereus
Bacillus b.revis Pseudomonas arvilla Pseudomonas scissa Pseudomonas septica Pseudomonas
myxogenes Pseudomonas jaegeri Pseudomonas alruginosa Azotobacter indicum Es ist
nicht notwendig, daß sämtliche Mikroorganismen den Torfaufschließungsprodukten zugeführt
werden, sondern es genügen je nach Torfart einzelne Gruppen.