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Verfahren zur Herstellung von Nährmitteln für die Mikroorganismen
des Hodens. Bekanntlich bedürfen die Kleinlebewesen des Bodens, insbesondere die
stickstoffsammelnden, leicht aufnehmbarerorganischer Substanzen zu ihrem Gedeihen.
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Die neueren Forschungen auf dem Gebiete der Bodenkunde und Pflanzenernährung
haben gezeigt, daß für die Erzielung guter Ernten das Vorhandensein einer reichen
Flora von Mikroorganismen von äußerster Wichtigkeit ist. Diese Mikroorganismen (Bakterien,
Schimmelpilze o. dgl.) stellen aber für ihre Entwicklung gewisse Ansprüche an die
chemische und physikalische Beschaffenheit des Bodens. Während man schon lange die
günstigen physikalischen Bedingungen empirisch erkannt hatte und durch geeignete
Bodenbearbeitung herbeizuführen suchte, haben erst neuere Arbeiten sich auch mehr
derFräge der chemischen Bodenbeschaffenheit zugewendet, soweit diese für das Gedeihen
der Bodenmikroorganismen von Bedeutung ist. Neben einer günstigen physikalischen
Beschaffenheit des Bodens ist es für das Gedeihen der Bodenmikroorganismen von äußerster
Wichtigkeit, daß sie die genügenden Nährstoffe im Boden vorfinden, die ihnen eine
starke Entwicklung und damit eine, wirksame Tätigkeit in bezug auf .das Sammeln
des Stickstoffs aus der Luft, die Entwicklung von Kohlensäure, Aufschließung gewisser
an sich für die Pflanzen unzugänglicher Stoffe im Boden usw. ermöglichen.
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Es hat sich nun gezeigt, daß die in der Natur in großen Mengen vorkommenden
organischen Ablagerungen, wie Torf und Braunkohle, vorzügliche Nährböden für die
Boden-Mikroorganismen sind, sofern sie in eine gewisse Form gebracht sind, die den
Mikroorganismen zusagt, während Torf und Braunkohle in ihrer natürlichen Form in
der Regel die Tätigkeit der Bodenbakterien eher schädigen -als unterstützen. Es
ist bekannt, daß im Hochmoor an sich nur wenig Bodenbakterien vorkommen (Chemiker-Zeitung
1921, SS.'51:4, Aufsatz von Prof. Dr. Franz Fischer). Die unter dem Sammelnamen
»Humus« bekannten Körper dienen in erster Linie der Bakterienernährung. Nun enthalten
Torf und Braunkohle zwar Humuskörper in reichlicher Menge, jedoch in einer Form,
die es den Bak- . terien nicht gestattet, sie als Nahrungsmittel aufzunehmen. Versuche,
diese Humuskörper in leicht assimilierbare Form zu bringen, sind zahlreich gemacht
worden, z. B. durch Aufschluß mit Alkalien. Diese Produkte haben aber die in sie
gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt, da sie infolge ihrer stark alkalischen Natur
die Ackerkrume verkrusten und dadurch schädlich wirken.
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Nach der Erfindung sollen Torf und Braunkohle mit Mineralsäuren bei
erhöhter Temperatur und gewöhnlichem oder erhöhtem Druck in Gegenwart kleiner Mengen
oxydierender Substanzen, z. B. Salpetersäure, behandelt werden. Hierdurch werden
die Torf- und Braunkohlenmassen so verändert, daß sie nunmehr beim Einbringen in
den Ackerboden den stets darin vorhandenen Bakterien und Schimmelpilzen als Nahrung
dienen können.
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Vorteilhaft verwendet man zum Aufschluß der genannten Substanzen Mineralsäuren,
die
gleichzeitig kleine Mengen von Salpetersäuren der Sprengstoffindustrie
enthalten.
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Es ist bekannt, stickstoffhaltige organische Substanzen, wie Horn,
Leder, Haare, Fleisch usw., durch Erhitzen mit Säuren in hoch stickstoffhaltige
Düngemittel überzuführen, die als Stickstoffdünger den Pflanzen unmittelbar zugute
kommen. Es ist weiter bekannt, organische Substanzen, insbesondere Torf, mit Schwefelsäure
in der Kälte zu behandeln und die dabei angeblich entstehenden Humussäuren mit der
noch vorhandenen Schwefelsäure zusammen mit Kalk im Überschuß zu versetzen, worauf
Kaliumsulfat der Masse zugesetzt wurde, um lösliche Verbindungen des Kaliums mit
den Humussäuren herzustellen, die dann düngend wirken sollten. Auch bei Benutzung
dieser Düngemittel ist die Gefahr der Verkrustung des Ackers vorhanden, ähnlich
wie es bei den Erzeugnissen der Aufschließung von Humuskörpern mit Alkali der Fall
und oben erwähnt worden ist. Außerdem ist festgestellt worden, daß humussaure Alkalien
die Tätigkeit der Bakterien des Ackers schädigen, obwohl diese Salze als Düngemittel
anzusprechen sind.
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Das Erzeugnis des vorliegenden Verfahrens kann als Düngemittel im
üblichen Sinne nicht angesprochen werden, weil es die sonst bei Düngemitteln geschätzten
Pflanzennährstoffe (Stickstoff. Kali, Phosphorsäure) in zu geringen Mengen enthält.
Das Erzeugnis de, Verfahrens ist vielmehr, wie eingangs schon erwähnt, ein Nährmittel.
für die Bodenbakterien, das diesen eine besonders lebhafte Entwicklung ermöglicht,
so daß die großen Vorteile dieser lebhaften Bakterienflora (starkes Sammeln von
Stickstoff aus der Luft, lebhafte Kohlensäureentwicklung, Zersetzung schwer assimilierbarer,
im Boden vorhandener Stoffe usw.) im Boden zur vollen Geltung kommen, die ein lebhaftes
Wachstum der Nutzpflanzen und damit starke Ernten herbeiführen.
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Als Ausführungsbeispiele des Verfahrens nach der Erfindung seien folgende
genannt: x. zoo kg Torf werden lufttrocken mit einer 5prozentigen Abfallschwefelsäure
mit einem Gehalt an Salpetersäure bzw. nitrosen Verbindungen eine halbe Stunde bei
Siedehitze behandelt, ausgepreßt und dann auf Haufen geworfen, wo eine starke Nachwirkung
stattfindet.
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2. Torf -in großen Soden wird mit einer 5 prozentigen . Abfallschwefelsäure,
von der Sprengstoffabrikation herrührend, die kleine Mengen von Salpetersäure enthält,
getränkt und nach dem Abtropfen in einen Härteofen eingebracht, wie solche bei der
Kalksandsteinfabrikation gebräuchlich sind. Der Härteofen wird geschlossen und überhitzter
Dampf eingeleitet. Die Temperatur und der Druck steigen allmählich an bis auf etwa
2oo° C und ro Atmosphären. Die Dauer der Gesamtbehandlung kann etwa eine Stunde
betragen. Darauf wird der Dampf abgeblasen, der Härteofen geöffnet und die behandelte
Masse auf Haufen gebracht, wo, wie oben angegeben, eine Nachwirkung noch stattfindet.