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Die Erfindung betrifft optische Stufenfasern
aus Mehrkomponentengläsern
umfassend ein Kernglas und ein das Kernglas vollständig an
seiner Umfangswand umschließendes
Mantelglas sowie die Verwendung solcher optischer Stufenfasern.
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Im allgemeinen ist eine Glasfaser
zur Lichtübertragung
aus einem hochbrechenden Kernglas und einem dieses umgebenden Mantelglas
mit niedrigerer Brechzahl als der des Kernglases aufgebaut. Ein
lichtübertragender
Glaskörper
in Faserform, bei dem über
den Querschnitt des Kernglases die Brechzahl konstant ist, nennt
man Stufenfaser. Glasfasern dieses Typs übertragen Licht, das in das
eine Ende der Faser eingekoppelt wird, an das andere Ende der Faser,
wobei das Licht an der Grenzfläche
zwischen Kernglas und Mantelglas vollständig reflektiert wird (Totalreflexion).
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Die Lichtmenge, die in eine solche
Faser eingekoppelt und übertragen
werden kann, ist proportional dem Quadrat der Numerischen Apertur
(NA) der Faser und der Querschnittsfläche des Faserkerns. Um möglichst
große
Lichtmengen über
kurze bis mittlere Entfernungen (< 100
m) zu übertragen,
werden solche Stufenfasern häufig
zu dichten Faserbündeln
zusammengepackt, mit einem Schutzschlauch versehen, ihre Enden in
Metallhülsen
eingeklebt und die Stirnseiten durch Schleifen und Polieren zu optisch
plänen
Flächen
bearbeitet. Entsprechend konfektionierte optische Faserbündel nennt
man faseroptische Lichtleiter.
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Faseroptische Lichtleiter finden
in den unterschiedlichsten technischen und medizinischen Bereichen Anwendung
(allgemeine Industrietechnik, Beleuchtungs-, Verkehrstechnik, Automobilindustrie,
Architektur, Endoskopie, Dentalmedizin). Ihre wichtigste Funktion
ist die Übertragung
eines möglichst
großen
Lichtstroms von einem Ort A zu einem anderen Ort B, meist über kurze
bis mittlere Entfernungen (einige wenige bis maximal 100 m). Dabei
wird häufig
das von einer leistungsstarken Lichtquelle ausgehende Licht z.B.
das einer Halogen- oder
Entladungslampe mittels optischer Hilfsmittel wie Linse/Reflektor
in das Faserbündel
eingekoppelt.
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Je höher die NA der das Bündel enthaltenden
Einzelfasern ist, desto größere Lichtmengen
können
diese Lichtleiter übertragen.
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Die durch faseroptische Lichtleiter übertragene
Lichtmenge hängt
neben der NA ihrer Fasern auch ab von der Transmissionseigenschaft
der sie enthaltenden Kerngläser.
Nur Kerngläser
ganz bestimmter spezifischer Zusammensetzung und mit sehr niedrigen
Verunreinigungsgraden der Rohstoffe, aus denen sie geschmolzen wurden,
leiten das Licht möglichst
dämpfungsarm über die
gesamte Lichtleiterlänge.
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Die Rohstoffe zum Erschmelzen solcher
Kerngläser
sind aufgrund ihrer hohen Reinheit recht teuer, was zu erheblichen
Herstellkosten solcher Fasern bzw. daraus hergestellter Lichtleiter
führen
kann.
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Neben der Lichtmenge, die ein faseroptischer
Lichtleiter überträgt, spielt
häufig
auch eine farbsticharme Übertragung
des Lichtes durch ihn eine bedeutende Rolle. Aufgrund der spektralen
Transmissionsabhängigkeit
des Kernglases, das die Fasern enthalten, erfolgt eine mehr oder
weniger starke Farbverschiebung des Farbortes der eingekoppelten
Lichtquelle, was sich meist in einem Gelbstich des aus dem Lichtleiter
austretenden Lichtes bemerkbar macht. Dies wirkt sich überall dort
störend
aus, wo es auf farbneutrale Wiedergabe ankommt z.B. in der medizinischen
Endoskopie bei fotografischer Bilddokumentation zur Differenzierung
von z.B. gesundem und malignem Gewebe u.a.m.
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Die Herstellung optischer Stufenfasern
aus Mehrkomponentengläsern
erfolgt entweder über
das sogenannte Doppeltiegel- oder das Stab-Rohr-Verfahren. In beiden
Fällen
werden Kern- und
Mantelglas auf Temperaturen erhitzt, die einem Viskositätsbereich
zwischen 104 bis 103 dPs
entsprechen und dabei zu einer Faser ausgezogen. Damit eine stabile
Faser niedriger Dämpfung
hergestellt werden kann, müssen
Kern- und Mantelglas in einer Reihe von Eigenschaften wie Viskositätsverlauf,
thermischer Ausdehnung, Kristallisationsneigung u.a.m. kompatibel
zueinander sein. Insbesondere darf es in der Grenzfläche zwischen
Faserkern und -mantel nicht zu Kontaktreaktion bzw. Kristallisation
kommen, was eine Totalreflexion des im Faserkern geführten Lichtes
empfindlich stören
und damit die Faser für
die Anwendung zur dämpfungsarmen
Lichtübertragung untauglich
machen würde.
Darüber
hinaus würde
auch die mechanische Festigkeit der Faser durch Kristallisation
negativ beeinträchtigt.
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Nach dem Stand der Technik sind mindestens
drei unterschiedliche Fasersysteme bekannt, die für solche
Anwendungen in Frage kommen.
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Das wohl bekannteste und am weitesten
verbreitete Fasersystem besteht aus einem hochbleihaltigen Kernglas
(meist ≥ 35%
PbO) und einem Alkaliborosilikatglas als Mantelglas.
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Sein Vorteil liegt in der erreichbaren
hohen Numerischen Apertur (bis > 0,7
bei PbO-Anteilen des Kernglases von > 50%) bei niedrigen Herstellkosten und
einer guten Ziehbarkeit zu Fasern ohne Kristallisationsprobleme.
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Demgegenüber stehen Nachteile wie mittlere
bis schlechte Dämpfung
( ≥ 200 bis
300 dB/km) sowie vergleichsweise starker Farbstich, hauptsächlich bedingt
durch Pb-Eigenabsorption
(Blaukante des sichtbaren Spektrums) sowie eingeschleppte Verunreinigungen
an stark färbenden
Elementen wie Chrom und Nickel. Zudem ist Blei als umweltbelastender
Stoff mehr und mehr in Verruf geraten und kommt daher für Fasern
in spezifischen Anwendungsfeldern nur noch mit Einschränkungen
oder gar nicht mehr zum Einsatz.
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Ein zweites Fasersystem besteht aus
einem Alkaliborosilikatglas, das sowohl als Kern- als auch als Mantelglas
zum Einsatz kommt.
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In der Patentliteratur sind verschiedene
solcher Glassysteme beschrieben, z.B. in der
EP 0018110 A1 oder der
EP 0081928 A1 beide
von British Post Office. Auch in der japanischen Patentliteratur
sind entsprechende Glaszusammensetzungen für optische Fasern veröffentlicht,
so z.B. von NSG das deutsche Patent
DE 29 40 451 C2 oder das amerikanische Patent
US 4,264,131 von Tokyo Shibaura
Denki Kabushiki Kaisha. Diese Gläser
enthalten neben einem hohen Boranteil auch hohe Anteile an Erdalkali
und/oder Zirkon- und Germaniumoxid, um die gewünschte hohe Brechzahl zu erreichen.
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Ihr Vorteil liegt in der außerordentlich
niedrigen Dämpfung
(z.T. bei ≤ 10
dB/km) und sehr niedrigem Farbstich bei gleichzeitig meist umweltfreundlichen
Rohstoffen (mit Ausnahme der Varianten, die einen hohen Ba-Anteil
enthalten, z.B.
DE
2940451 C2 ). Ein Nachteil dieses Glassystems besteht in
der meist kleineren NA der Fasern sowie einer nicht sehr hohen chemischen
Beständigkeit.
Letzteres bedingt, dass die Fasern direkt bei ihrer Herstellung
unmittelbar nach dem Ziehen z.B. aus der Düse am Doppeltiegel online mit
einem Kunststoffmantel als Schutz gegen möglichen chemischen und/oder
mechanischen Angriff versehen werden. Darüber hinaus wird die niedrige
Dämpfung
durch Verwendung hochreiner und damit sehr teurer Rohstoffe erkauft.
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Beide letztgenannte Aspekte, hohe
Herstellkosten und Kunststoffmantel, machen damit die Verwendung
als Bündelfaser
für breitere
Anwendungen praktisch nicht mehr möglich. Vielmehr finden sie
als Einzelfaser zur Daten- oder Energieübertragung (Laserfaser) in
einer Vielzahl spezieller Applikationen Verwendung.
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Auch Fasern auf reiner Quarzbasis
als drittes Fasersystem kommen prinzipiell als Bündelfaser zur Lichtübertragung
in Frage.
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Ihren Vorzügen einer extrem niedrigen
Dämpfung
(bis ≤ 6
dB/km), sehr guter Farbneutralität
und guter Umweltverträglichkeit
stehen als gravierendster Nachteil die hohen Kosten gegenüber. Reines
Quarzmaterial ist aufgrund der hohen Verarbeitungstemperaturen extrem
teuer; hinzu kommt ein aufwendiger Dotierungsprozess, der sogenannten
Preform, bei dem durch Einbau von Fluor in die Oberfläche eines
zylindrischen Stabes die notwendige Brechzahlerniedrigung des reinen
Quarzes erzielt wird, die als optische Isolation zur Lichtübertragung
in der späteren
Faser notwendig ist. Zudem ist die erreichbare NA von Quarzfasern
recht begrenzt (≤ 0,22).
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Die
US
4,573,762 und die
JP
54-087236 A offenbaren eine Stufenfaser mit einem Kernglas
und einem Mantelglas. Bei der erstgenannten Schrift ist die Numerische
Apertur stets kleiner als 0,5.
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Es ist nun Aufgabe der vorliegenden
Erfindung eine Faser bereitzustellen, die ein möglichst breites Anwendungsfeld,
insbesondere als Bündelfaser
bzw. als faseroptischer Lichtleiter, hat. Sie sollte sich auszeichnen
durch:
- – eine
hohe Numerische Apertur (≥ 0,50)
- – eine
niedrige bis mittlere Dämpfung
im gesamten sichtbaren Spektralbereich
- – geringen
Farbstich
- – niedrige
Herstellkosten
- – gute
Ziehbarkeit, d.h. ohne Tendenz zu Kristallisation oder Grenzflächenreaktion
bei der Herstellung
- – umweltfreundlichere
Rohstoffkomponenten der zugehörigen
Kern- und Mantelgläser
im Vergleich z. B. zu stark bleihaltigen Flintgläsern.
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Eine weitere Teilaufgabe besteht
darin, eine vollständig
oder zumindest nahezu bleifreie Faser mit einer Numerischen Apertur ≥ 0,48 und
den vorstehend genannten Eigenschaften zu entwickeln.
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Eine zusätzliche Teilaufgabe besteht
darin, eine Verwendung der optischen Stufenfasern bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer
optischen Stufenfaser gelöst,
die ein Kernglas und ein das Kernglas vollständig an seiner Umfangswand
umschließendes
Mantelglas umfasst, wobei das Kernglas eine Zusammensetzung aus
42 bis 53 Gew.% SiO2, 16 bis 38 Gew.% ZnO,
1 bis 20 Gew.% PbO, wobei die Summe aus ZnO und PbO ≥ 30 Gew.%
beträgt, < 14 Gew.% Na2O, < 12
Gew.% K2O, wobei die Summe aus Na2O und K2O ≥ 2 Gew.% beträgt, und
das Mantelglas eine Zusammensetzung aus 60 bis 72 Gew.% SiO2, < 20
Gew.% B2O3, < 10 Gew.% Al2O3, < 18 Gew.% Na2O, < 15
Gew.% K2O. Das Mantelglas kann Läutermittel aufweisen.
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Für
einen Einsatzfall, bei dem eine bleifreie Stufenfaser eingesetzt
werden soll, wird die Aufgabe mit einer Stufenfaser gelöst, deren
Kernglas eine Zusammensetzung aus 42 bis 53 Gew.% SiO2,
30 bis 38 Gew.% ZnO, < 14
Gew.% Na2O, < 12 Gew.% K2O,
wobei die Summe aus Na2O und K2O ≥ 2 Gew.% beträgt, < 0,9 Gew.% BaO und
das Mantelglas eine Zusammensetzung aus 60 bis 72 Gew.% SiO2, < 20
Gew.% B2O3, < 10 Gew.% Al2O3, < 18 Gew.% Na2O, < 15
Gew.% K2O. Das Mantelglas kann Läutermittel
aufweisen.
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In der Offenlegungsschrift
DE 199 58 522 A1 werden
zinkhaltige optische Gläser
beschrieben mit Brechzahlen n
d zwischen
1,52 und 1,66. Neben ZnO enthalten diese Gläser zumeist auch PbO in unterschiedlichen
Prozentsätzen
sowie hauptsächlich
Alkalien und einige wenige andere Elemente wie B, Ba, Mg, Ca, Al, Y,
Zr und Ge. Insgesamt werden 24 Beispiele genannt.
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Die meisten der dort angegebenen
Gläser
zeichnen sich aus durch eine hohe Reintransmission und gute Farbneutralität. Neben
diesen optischen Eigenschaften weisen die Gläser auch eine gute Kristallisationsstabilität und Schmelzbarkeit
auf. Die Gesamtheit dieser Eigenschaften lassen diese Gläser als
potentielle Kernglaskandidaten für
optische Stufenfasern in Frage kommen, sofern ein geeignetes, kompatibles
Mantelglas gefunden werden kann.
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Obwohl zinkhaltige optische Gläser stärker zu
Kristallisation neigen als bleihaltige, konnten aus dem in der
DE 199 58 522 A1 zugrundeliegendem
Glassystem Gläser
gefunden werden, die zur Herstellung von Fasern geeignet sind.
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Dabei ergab sich erfindungsgemäß ein bevorzugtes
kleines Gebiet, das sich mit nur einem Mantelglastyp ganz spezifischer
Zusammensetzung zu einer Faser mit besonders niedriger Dämpfung ziehen
ließ. Außerhalb
dieses Gebietes wächst
entweder die Dämpfung
deutlich auf oder über
die der Bleigläser
mit gleicher NA hinaus an oder in der Grenzfläche der betreffenden Fasern
setzt beginnende Kristallisation ein, so dass keine brauchbare Faser
mehr hergestellt werden konnte.
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Andererseits zeigten Versuche, Kernglas
aus dem optimalen Zusammensetzungsbereich mit anderen Mantelgläsern als
dem o.g. zu Fasern zu ziehen, Dämpfungsergebnisse,
die, je nach Glastyp, um bis zu einem Faktor > 3 schlechter waren, als bei dem erfindungsgemäßen Mantelglastyp.
Mit anderen Worten: Aus den in
DE 199 58 522 A1 angegebenen zinkhaltigen
optischen Gläsern
konnte ein begrenzter Zusammensetzungsbereich gefunden werden, so
dass sich Kerngläser
aus diesem Bereich mit einem erfindungsgemäßen Mantelglas zu Fasern ziehen
lassen. Mit der Bereitstellung dieser Fasern wird die Aufgabe der
vorliegenden Erfindung in besonders geeigneter Weise erfüllt. Eine
Faser gemäß Anspruch
1
- – hat
eine große
Numerische Apertur von > 0,50
- – besitzt
eine niedrige Dämpfung
von 80 dB/km bis 165 dB/km, abhängig
von der Reinheit der verwendeten Rohstoffe
- – zeigt
einen geringen Farbstich ( Δ D
(451 nm/553 nm) < 205
dB/km)
- – hat
geringe Herstellkosten
- – zeigt
eine gute Ziehbarkeit
- – besteht
weitgehend aus umweltschonenden Rohstoffkomponenten.
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Lässt
man die o.g. Forderung nach einer NA ≥ 0,50 fallen und reduziert diese
auf NA ≥ 0,48,
so läßt sich
bei Einsatz eines Kernglases gemäß Anspruch
4 eine bleifreie Faser herstellen, die ansonsten praktisch alle
anderen positiven Eigenschaften des Kernglases gemäß des Anspruchs
1 aufweist. Entsprechende Beispiele sind in der Tabelle 1 als Kernglasvarianten
5 bis 8 dargestellt.
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Im folgenden wird beschrieben, wie
durch gezielte Versuche aus den in
DE 199 58 522 A1 beschriebenen zinkhaltigen
Kerngläsern
und mehreren unterschiedlichen Mantelgläsern die erfindungsgemäße Faser entwickelt
und hergestellt wurde. Gleichzeitig werden Abgrenzungsbereiche genannt,
wo entweder die Faserdämpfung
auf ein Niveau entsprechend dem Stand der Technik (oder schlechter)
ansteigt oder ein Faserziehen aufgrund von Kontaktreaktion/Kristallisation
nicht mehr sinnvoll möglich
ist.
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Wie oben bereits erwähnt werden
optische Stufenfasern aus Mehrkomponenten-gläsern entweder nach dem Doppeltiegel-
oder dem Stab-Rohr-Verfahren hergestellt.
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Im vorliegenden Fall wurde ausschließlich das
Stab-Rohr-Verfahren verwendet, da ein Doppeltiegel nicht verfügbar war
und die verschiedenen Mantelglasvarianten bereits in Rohrform vorlagen.
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Beim Stab-Rohr-Verfahren werden ein
zylindrischer Stab aus hochbrechendem Kernglas und das ihn umgebende
Rohr aus niedrigbrechendem Mantelglas in einem zylindrischen Ofen
auf eine Temperatur entsprechend einer Zähigkeit von etwa 104 bis 103 dPas erhitzt.
Kern- und Mantelglas verschmelzen dabei zu einer sogenannten Ziehzwiebel,
aus der die optische Faser gezogen wird. Der Faserdurchmesser hängt dabei ab
vom Verhältnis
der Faserziehgeschwindigkeit zur Nachführgeschwindigkeit des Stab-Rohr-Systems
und den Abmessungen von Kernstab und Rohr. Besondere Sorgfalt ist
bei diesem Verfahren darauf zu legen, dass die Kernstaboberfläche und
die Rohrinnenfläche
extrem sauber und frei von jeglichem Schmutz und Partikeln sind,
damit sie zu einer möglichst
idealen, störungsfreien
Grenzfläche
der Faser verschmelzen können.
Ebenso hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn Außendurchmesser
des Kernstabs und Innendurchmesser des Rohrs sich nur um wenige
Zehntel mm unterscheiden, so dass sich eine gleichmäßige faltenfreie
Ziehzwiebel ausbilden kann.
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Die benötigten Kernglasstäbe unterschiedlicher
Glaszusammensetzung wurden nun wie folgt hergestellt:
Für jede gewählte Glaszusammensetzung
aus
DE 199 58 522
A1 wurde eine 4 l- Schmelze entsprechend den dortigen Vorgaben
geschmolzen und in eine Barrenform ( ca. 400 mm × 200 mm × 50 mm) gegossen. Hieraus wurden
jeweils 2–3
zylindrische Stäbe,
ca. 300 mm lang und einem Durchmesser von 30mm mechanisch herausgearbeitet.
Im letzten Bearbeitungsschritt erhielten die Stäbe eine feinoptische Politur,
um die o.g. Anforderungen an eine ideale Grenzfläche zu erfüllen. Insgesamt wurden 15 unterschiedliche
Kernglastypen aus dem Bereich der o.g. Erfindungsmeldung geschmolzen
und zu Kernglasstäben
verarbeitet, z.T. mit gleichen Glaszusammensetzungen wie die angegebenen
Beispiele, z.T. auch mit anderen Zusammensetzungen.
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Die zum Faserziehen benötigten verschiedenen
Mantelgläser
lagen, wie oben erwähnt,
in geeigneter Rohrform vor (Innendurchm.: ∼ 31 mm, Außendurchm.: ∽ 34 mm bis
35 mm). Als maschinenhergestellte, aus einer Pt-Düse gezogene
Rohre, waren deren Abmessungen eng kalibriert, so dass keine zusätzliche
mechanische Bearbeitung erforderlich war. Lediglich vor der Zusammenstellung
zu einem Stab-Rohr-System kurz vor dem Ziehvorgang wurden Kernstab
und Rohr in einem US-Bad nach gängigem
Verfahren sorgfältig
gereinigt um eine optimale Grenzfläche bei der Verschmelzung beim
Ziehprozeß zu
gewährleisten.
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Das Ausziehen zur Faser erfolgte
an einer Stab-Rohr-Ziehmaschine mit zylindrischem Ofen nach dem Stand
der Technik. Es wurden ausschließlich Fasern mit 70 μm Durchmesser gezogen.
Dies entspricht einem weltweit verbreiteten Standard, der sich für Mehrkomponentenfasern,
die fast ausschließlich
zu Bündelfasern verarbeitet
werden, eingebürgert
hat. Die Messung der Dämpfung
erfolgte nach dem sogenannten Rückschneideverfahren
(DIN 58 141 – 1).
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Als Verwendung der optischen Stufenfaser
kommt sowohl die Licht- als auch die Datenübertragung in Betracht. Typische
Anwendungen für
die Lichtübertragung
sind beispielsweise die Automobilindustrie (Fahrzeugbeleuchtung
innen und außen),
die Medizintechnik (Endoskopie, Operationsmikroskopie) sowie die
Signaltechnik (Verkehrszeichengeber, Bahnsignalisation) und alphanumerische
Anzeigesysteme. Anwendungen für
die Datenübertragung
finden sich gleichfalls in der Automobilindustrie aber auch in der
allgemeinen Industrie- und Haustechnik.
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Die Zusammenstellung von Kern- und
Mantelgläsern
unterschiedlicher Glaszusammensetzung erfolgte nach dem Prinzip,
den Eigenschaftskatalog der daraus hergestellten Fasern erfindungsgemäß zu optimieren.
Dabei standen eine große
Numerische Apertur, niedrige Dämpfung,
geringe Herstellkosten sowie Umweltverträglichkeit der verwendeten Rohstoffe
im Vordergrund. Natürlich
musste auch eine kristallisationsfreie Ziehbarkeit der Faser gewährleistet
sein.
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In einer ersten Versuchsreihe wurden
mit nur einem Mantelglas, dem Alkali-Borosilikat-Glas gemäß Tabelle
2, Mantelglasvariante 1, das sich als besonders vorteilhaft erwiesen
hatte, unterschiedliche Kernglasvarianten zu Fasern gezogen. Aus
der Gesamtzahl von 8 untersuchten Kernglaszusammensetzungen ergab sich
folgendes Ergebnis der daraus hergestellten Fasern (s. Tab.1).
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Unter der Aufgabenstellung eine Faser
mit NA ≥ 0,50
zu liefern, zeigt Kernglasvariante 1 das absolut niedrigste
Dämpfungsniveau
(80 dB/km bei 553 nm bei sehr guter Reinheit der eingesetzten Rohstoffkomponenten).
Sie enthält
nur noch einen Anteil von 3,5 % PbO und ergibt mit dem Alkali-Borosilikatglas
Typ1 in Tabelle 2 eine Numerische Apertur von 0,522.
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Kernglaszusammensetzungen mit niedrigerem
PbO-Gehalt z.B. 1,3% verschlechtern die Dämpfung und zeigen beginnende
Kristallisation. Bei PbO-Gehalten > 3,5%
ist zwar gute Ziehbarkeit gewährleistet
(Kernglasvarianten 3 und 4), allerdings steigt die Dämpfung wieder
deutlich an. Ab einem PbO-Gehalt > 19
Gew.% wird in etwa wieder die Dämpfung
der ursprunglichen Faser erreicht. Der genaue Zahlenwert hangt von
der Rohstottqualitat ab. Außerdem
ist es vorteilhaft, den toxischen Bestandteil PbO so wenig wie möglich zu
verwenden. Der maximale PbO-Gehalt wird daher auf 20 Gew.% beschränkt, in
einer bevorzugten Ausführungsform
auf 12 Gew.%. Für
einen sicheren Ziehprozess wird die minimale Konzentration auf 2
Gew.% PbO festgelegt.
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Dieser Sachverhalt beschränkt sich
jedoch auf die Kernglasvarianten, die sich nur aus fünf Rohstoffkomponenten
SiO2, ZnO, PbO, Na2O
und K2O zusammensetzen.
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Für
bleifreie Kernglasvarianten, die sich mit einem geeigneten Mantelglas
gut zu Fasern ziehen lassen, muss das fehlende PbO durch eine oder
mehrere zusätzliche Rohstoffkomponenten
ersetzt werden. Als besonders gut geeignete Kandidaten erwiesen
sich hier die Komponenten Li2O, BaO und
ZrO2, die in unterschiedlichen Zusammensetzungsverhältnissen
in den Kernglasvarianten erprobt wurden (s. Tab. 1).
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Bei Verwendung von wenigstens Li2O und BaO bzw. Li2O,
BaO und ZrO2 konnte eine NA > 0,53 der Faser erzielt
werden. Dieses geschieht allerdings zu Lasten der Dämpfung,
die dabei auf ein mittleres Niveau von 160 bis 230 dB/km absinkt,
was allerdings immer noch niedriger liegt als das von herkömmlichen
Flintglasfasern (vergl. Kernglasvarianten 5 und 6, Tab. 1).
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Fehlt im Kernglas die Rohstoffkomponente
Li2O und fügt man BaO und ZrO2 oder
nur BaO hinzu, so wird die NA der Faser auf ≥ 0,50 bzw. 0,48 abgesenkt, allerdings
zugunsten einer niedrigeren Dämpfung
(s. Kernglasvarianten 7 und 8).
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Weiterhin wird bei einer vergleichenden
Betrachtung. der Kernglasvarianten 7 und 8 deutlich, dass ZrO2 eine starke Verschlechterung der Dämpfung bewirkt.
Andererseits ist bekannt, dass die Zugabe von ZrO2 eine
Erhöhung
der chemischen Beständigkeit
des Glases und damit auch der Faser bewirkt. Entsprechende Fasern
eignen sich daher besonders zum Einsatz in härteren Umgebungsbedingungen.
Der Fachmann ist daher in der Lage, durch wechselnde Verwendung
der Komponenten PbO, Li2O, BaO und ZrO2 je nach Anforderung an Brechwert/NA, Dämpfung,
chemische Resistenz und Umweltverträglichkeit eine optimale Faser
herzustellen.
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Die letzte Spalte von Tab.1 zeigt
die Glaszusammensetzung eines konventionellen Leichtflintglases sehr
guter Transmission mit zugehörigen
Dämpfungswerten.
Es ist erkennbar, dass die erfindungsgemäße Variante 1 eine fast um
den Faktor 3 niedrigere Dämpfung
aufweist bei annähernd
gleicher NA, jedoch bei einem um den Faktor 10 niedrigeren PbO-Gehalt.
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Sogar die bleifreie Variante 8 zeigt
noch eine um einen Faktor größer 2 niedrigere
Dämpfung
(553 nm) als das konventionelle Leichtflintglas. In der praktischen
Anwendung bedeutet dies, dass Fasern aus der erfindungsgemäßen Kernglas-/Mantelglas-Zusammensetzung
Licht über
eine um den Faktor 2 bis 3 längere Strecke
bei gleicher Intensität übertragen
können,
als herkömmliche
Fasern mit einem Leichtflintkernglas.
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Umgekehrt kann bei gleicher Übertragungslänge und
gleicher Gesamtintensität
des übertragenen Lichtstroms
durch einen entsprechenden Lichtleiter, dessen Querschnitt verringert
werden, wenn Fasern mit niedrigerer Dämpfung eingesetzt werden.
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Ein Beispiel soll dies für den Fall
der optimierten Kernglasvariante 1 (s. Tab.1, 80 dB/km) im Vergleich zum
konventionellen Leichtflintglas (s. letzte Spalte, 226 dB/km) für die Wellenlänge λ = 553 nm
und einer Übertragungslänge von
20 m verdeutlichen. In diesem Fall ist nur die Hälfte des Bündelquerschnitts eines Lichtleiters
mit Fasern der Kernglasvariante 1 notwendig, um die gleiche Lichtmenge
bei der gegebenen Länge von
20 m zu übertragen
wie bei einem Lichtleiter mit herkömmlichen Flintglasfasern. Dies
bedeutet in der Praxis eine erhebliche Kosteneinsparung aufgrund
des geringeren Faserbedarfs.
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Ein Gegenbeispiel einer ungeeigneten
bleifreien Kernglasvariante stellt ein Glas mit 44,7 Gew.% SiO2, 39,9 Gew.% ZnO, 7,9 Gew.% Na2O,
7,3 Gew.% K2O sowie 0,2 Gew.% Läutermittel
dar. Das als Gegenbeispiel dienende Kernglas weist zwar eine Brechzahl
nd von 1,58 und eine NA von 0,534 auf, zeigt
jedoch aufgrund der starken Kristallisation an der Grenzfläche von
Kernglas zu Mantelglas keine messbare Dämpfung im betrachteten Bereich
von 401 nm bis 553 nm und ist somit nicht für eine Verwendung in einer
Faser geeignet.
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In einer zweiten Versuchsreihe wurde
nun versucht, mit nur einem Kernglastyp, der o.g. Bestvariante Nr.1,
und Mantelgläsern
verschiedener Zusammensetzungen Fasern zu ziehen. Insgesamt wurden
mit 5 unterschiedlichen Mantelgläsern
Ziehversuche durchgeführt.
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Die Tab. 2 zeigt die jeweilige Zusammensetzung
der ausgewählten
Mantelgläser.
Dabei handelt es sich um drei Alkaliborosilicatgläser, Nr.1,
4 und 5 sowie je ein Natronkalkglas (Nr.2) und Alkali-Alumosilikatglas (Nr.3).
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Das Ergebnis der Dämpfungsmessungen
an den so hergestellten unterschiedlichen Fasertypen zeigt in tabellarischer
Form Tab. 3 und als grafische Kurvenschar die Zeichnungsfigur.
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Wie oben bereits erwähnt liefert
nur das Mantelglas Alkaliborosilikat-Typ 1 Bestwerte bzgl. Faserdämpfung (131
dB/km bei λ =
554 nm; Anmerkung: dass der Dämpfungswert
hier nicht wie in Tab.1 bei 80 dB/km liegt hat seine Ursache darin,
dass für
das Kernglas ganz bewusst in dieser Schmelzserie kostengünstigere
Rohstoffkomponenten mit etwas höheren
Verunreinigungsgraden eingesetzt wurden).
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Schon die zweitbeste Faservariante
mit Natronkalkglas (Mantelglas 2) als Mantelmaterial liegt
im gesamten gemessenen Spektralbereich auf einem deutlich schlechteren Dämpfungsniveau
(ca. 30% bis 60% höhere
Werte, abhängig
von der Wellenlänge).
Das Mantelglas 3, ein Alkali-Alumosilikatglas, in Verbindung
mit der Kernglasvariante 1 liegt praktisch im gesamten
Wellenlängenbereich
bei einer nahezu um den Faktor zwei schlechteren Dämpfung als
die Bestvariante mit einem Mantelglas 1.
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Erstaunlich ist außerdem,
dass andere Fasern mit Mantelgläsern
aus der gleichen Glasfamilie der Borosilikatgläser wie die Bestvariante 1,
nämlich
Nr. 4 und 5 mit Abstand die schlechtesten Dämpfungsergebnisse liefern.
Hier setzt in der Grenzfläche
offenbar eine beginnende (Nr.4) bzw. bereits starke Entglasung (Nr.
5) ein. Allerdings muss erwähnt
werden, dass die Zusammensetzung dieser beiden Mantelgläser sich
von der des Borosilikatglas Typ 1 doch deutlich unterscheidet (s.
Tab. 2), insbesondere durch einen niedrigeren Borgehalt und höheren Siliziumanteil
(Nr.4) bzw. zusätzliche
Bestandteile wie Ba, Ca und F (Nr.5).
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In der Figur ist der Dämpfungsverlauf
von Fasern mit gleichem, optimalen Kernglas entsprechend der Kernglasvariante
1 in Tabelle 1 allerdings mit schlechterer Rohstoffqualität und unterschiedlichen
Mantelgläsern
dargestellt, wobei die Ziffern 1 bis 5 an der
jeweiligen Kurve den unterschiedlichen Mantelglasvarianten 1 bis
5 in Tabelle 2 entsprechen. Zusätzlich
hierzu ist in der Figur der mit der Ziffer 6 bezeichnete
Kurvenverlauf der bleifreien Faservariante aus der Kernglasvariante
8 (s. Tab. 1) und der Mantelglasvariante 1 (s. Tab. 2) zu erkennen,
welche in dem gesamten betrachteten spektralen Bereich die niedrigste
Dämpfung
mit unter 200 dB/km aufweist.