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Die Erfindung betrifft einen Schutzhelm,
insbesondere Rennfahrerhelm, mit einer einen Visierausschnitt aufweisenden
Helmkalotte und einem separaten Kinnteil, das eine untere Begrenzung
des Visierausschnitts bildet und zwei zur Helmkalotte gerichtete
Enden aufweist, mit denen es durch eine Einschubbewegung lösbar an
der Helmkalotte befestigbar ist.
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Es ist bekannt, sogenannte Integralhelme, die
ein die Helmkalotte ergänzendes
und den Visierausschnitt an der Unterseite begrenzendes Kinnteil aufweisen,
so auszubilden, dass das Kinnteil relativ zur Helmkalotte, also
zum Resthelm, bewegbar ist.
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Für
Motorradhelme ist es bekannt, das Kinnteil mit einem Drehgelenk
an der Helmkalotte zu befestigen, sodass das Kinnteil vor und über den
Visierausschnitt hochklappbar ist, um so das Aufsetzen und insbesondere
Abziehen des Helms zu erleichtern.
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Durch
DE 32 39 619 A1 ist ein Integralhelm bekannt,
dessen Kinnteil um eine in der Ebene der Helmschale seitlich vom
Visier liegende, im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Achse bekannt,
dass somit in einer im Wesentlichen horizontalen Ebene von der Helmkalotte
abklappbar ist. Das freie Ende des abklappbaren Kinnteils greift
zum Schließen
auf der Innenseite der dem Klappscharnier gegenüberliegenden Seite der Helmkalotte
in eine federnde Verriegelungseinrichtung ein.
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Durch
DE 82 25 231 U1 ist ferner ein Sturzhelm
der eingangs erwähnten
Art bekannt, bei dem das Kinnteil durch zwei Verriegelungshaken
in das Material der Helmkalotte einführbar und dort verriegelbar
ist. Das Lösen
der Verriegelung erfolgt an beiden Seiten mit Hilfe einer Taste.
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Insbesondere für Polizeischutzhelme ist eine Ausbildung
eines Schutzhelms in der eingangs erwähnten Art bekannt. Ein Kinnteil,
das einen Schutzhelm ohne Kinnteil zu einem Integralhelm ergänzt, ist dabei
mit zwei Schlosszungen an der Halmkalotte ansteckbar. Der so ergänzte Schutzhelm
dient zum Schutz des Polizisten gegen Schläge bei Auseinandersetzungen
mit gewalttätigen
Demonstranten o.ä., ist
jedoch nicht für
den Schutz von Kraftfahrern vorgesehen.
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Bekanntlich benutzen Rennfahrer auch
bei Autorennen Schutzhelme. Da Schutzhelme mit einem hochklappbaren
Kinnteil einen zusätzlichen Raumbedarf
und zusätzlichen
Gewichtsbedarf aufweisen, werden jedenfalls für Rennen mit Formel-Fahrzeugen einteilige
Integralhelme verwendet, da die Helme auf Platzbedarf und Gewicht
optimiert sein müssen.
Andererseits unterliegen gerade diese Rennfahrer aufgrund der mit
den Formel-Fahrzeugen erzielbaren hohen Geschwindigkeiten und einem häufigen Fahren
im Grenzbereich einem erhöhten Unfallrisiko.
Dabei kann es vorkommen, dass eine Bergung des Rennfahrers aus dem
Fahrzeugwrack nicht sofort möglich
ist, dennoch lebensrettende Maßnahmen
begonnen werden müssen,
wie beispielsweise eine Sauerstoff-Beatmung. Hierfür ist es erforderlich,
den Helm vom Kopf des Fahrers abzuziehen. Die beim Abziehen eines
einstöckigen
Integralhelms bestehenden bekannten Probleme werden dabei in Kauf
genommen.
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Die vorliegende Erfindung geht daher
von der Problemstellung aus, einen Schutzhelm der eingangs erwähnten Art
zur Verfügung
zu stellen, der als Sturzhelm für
Kraftfahrzeugfahrer geeignet ist und ein leichteres Abnehmen des
Helms ohne wesentlichen zusätzlichen
Raum- oder Gewichtsbedarf ermöglicht.
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Ausgehend von dieser Problemstellung
ist der Schutzhelm der eingangs erwähnten Art dadurch gekennzeichnet,
dass zur Verbindung des Kinnteils mit der Halmkalotte an beiden
Enden des Kinnteils ein Haltebolzen des Kinnteils in einer Führung der Halmkalotte
bis zu einer durch eine Richtungsänderung der Führung erreichbaren
Endstellung verschiebbar ist und dass bei Erreichen der Endstellung des
Haltebolzens dieser in der Endstellung mittels eines mit Abstand
vom Haltebolzen angeordneten Rastelements und einer Rasteinrichtung
verriegelbar ist.
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Der erfindungsgemäße Schutzhelm ermöglicht eine
stabile Verbindung zwischen dem Kinnteil und der Helmkalotte dadurch,
dass diese Verbindung an zwei Punkten in unterschiedlicher Weise
gesichert wird. Durch die Führung
eines stabilen Haltebolzens in die Endstellung wird ein in beliebiger
Stabilität
herstellbarer Formschluss in Auszugsrichtung des Kinnteils erreicht.
Durch die Rasteinrichtung, die im Abstand zum Haltebolzen ausgebildet
ist, wird sowohl ein zusätzlicher
Schutz in Auszugsrichtung erreicht, zusätzlich jedoch sichergestellt,
dass der Haltebolzen nicht aus seiner Endstellung heraus verschiebbar
ist. Demzufolge ist ein unbeabsichtigtes Lösen des Kinnteils von der Helmkalotte
aufgrund einer Schlageinwirkung bei einem Unfall o.ä. nicht
möglich.
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Vorzugsweise liegen die Helmkalotte
und die beiden Enden der Kinnteile mit Stoßkanten in der Endstellung
aneinander an. Zur Erhöhung
der Stabilität
der Verbindung zwischen Helmkalotte und Kinnteil dient es dabei,
wenn die Stoßkanten
in Form einer Nut-Feder-Verbindung ausgebildet sind, wobei sich
die als Nut ausgebildete Stoßkante
vorzugsweise an der Helmkalotte und die als Feder ausgebildete Stoßkante am
Kinnteil befindet, da eine für
die Ausbildung als Nut erforderliche Materialverstärkung an der
Helmkalotte leicht realisierbar ist.
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Für
den erfindungsgemäßen Schutzhelm
ist es besonders vorteilhaft, wenn sich der Haltebolzen und die
Führung
einerseits und die Rasteinrichtung mit dem Rastelement andererseits
jeweils am oberen bzw. unteren Ende des Kinnteils befinden, also
die Stoßkanten
zwischen der Führung
des Haltebolzens und der Rasteinrichtung angeordnet sind.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung sind die Stoßkanten
mit wenigstens einem Vorsprung in der Ebene der Helmschale ausgebildet, verlaufen
also nicht geradlinig. Der Vorsprung, der beispielsweise dreieckförmig, aber
auch mehrfach gezackt oder kurvenförmig ausgebildet sein kann, bewirkt
dabei eine Zentrierung des Kinnteils bezüglich der Helmkalotte während der
Bewegung des Haltebolzens in der Führung in die Endstellung hinein. Es
bedarf somit einer definierten Drehbewegung um den als Drehgelenk
wirkenden Haltebolzen in der Endstellung der Führung, um das Kinnteil nach
dem Lösen
der Verriegelung abzunehmen. Diese Drehbewegung kann als Drehbewegung
nach unten vorgesehen sein, also als eine Drehbewegung, die bei
einem Unfall nicht zufällig
verursacht wird.
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Der durch die Stoßkante gebildete Vorsprung
befindet sich vorzugsweise an der Helmkalotte, während die dazu komplementäre Ausnehmung am
Kinnteil ausgebildet ist.
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In einer konstruktiv einfachen, aber
zuverlässigen
Ausführungsform
kann das Rastelement ein Rastbolzen und die Rasteinrichtung eine
Rastlasche sein.
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Vorzugsweise ist die Führung für den Haltebolzen
nahe der unteren Kante der Helmkalotte ausgebildet und die Rasteinrichtung
nahe dem Visierausschnitt. Zweckmäßigerweise ragt die Rasteinrichtung
mit einem Betätigungsansatz
in die Visieröffnung.
Zum Lösen
der Verriegelung kann daher nach dem Hochklappen oder Abnehmen der
Visierscheibe die Rasteinrichtungen auf beiden Seiten des Visierausschnitts
gelöst
und dann das Kinnteil in der geeigneten Weise abgezogen werden.
Danach lässt
sich der Resthelm leicht durch eine geeignete Drehbewegung vom Kopf
des Fahrers auch dann abnehmen, wenn oberhalb des Helms kein Platz
zur Verfügung steht.
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Das erfindungsgemäße Kinnteil ermöglicht aufgrund
der im Wesentlichen translatorischen Bewegung des Kinnteils zur
Befestigung am Helm eine besonders gute Rundum-Abdichtung am Hals
des Helmträgers,
wodurch eine gute akustische Abschirmung erzielt wird. Die Geräuschbelästigung
für den Helmträger ist
daher deutlich reduziert.
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Durch die unkomplizierte Bewegung
zur Befestigung des Kinnteils ist es ferner möglich, das Kinnteil mit einer
Sauerstoffmaske zu versehen, die in üblicher Weise unter Vorspannung
Mund und Nase des Helmträgers
umschließt
und eine Versorgung mit reiner Atemluft ermöglicht, die durch eine Öffnung des
Kinnteils mittels eines Schlauches zugeführt werden kann.
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Die Erfindung soll im Folgenden anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung eines Schutzhelms mit einem separaten Kinnteil
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2 den
Schutzhelm gemäß 1 im montierten Zustand
des Kinnteils.
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Der erfindungsgemäße Schutzhelm besteht aus einer
Helmkalotte 1, die in üblicher
Weise mit einem Visierausschnitt versehen ist, der von der Helmkalotte 1 am
oberen und an seitlichen Rändern
begrenzt wird. Ein separates Kinnteil 3 ergänzt die Helmkalotte 1 zu
einem Integralhelm und begrenzt den Visierausschnitt 2 am
unteren Rand, wie insbesondere 2 erkennen
lässt.
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Das Kinnteil 3 weist zwei
Enden 4 auf, an denen sich Stoßkanten 5 befinden,
die im montierten Zustand (2)
an komplementären
Stoßkanten 6 der
Helmkalotte 1 anliegen.
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Zur Verbesserung der Verbindung zwischen Kinnteil 3 und
Helmkalotte 1 sind die Stoßkanten 6 der Helmkalotte 1 mit
einer Profilierung in Form einer Nut 7 versehen, während die
Stoßkanten 5 des
Kinnteils 3 eine vorstehende Feder 8 aufweisen,
die in die Nut 7 hineinragt, wenn die Stoßkanten 5, 6 aneinander
liegen. Am unteren Rand des Kinnteils 3 steht über die
Stoßkante 5 ein
Ansatz 9 mit einem nach außen ragenden Haltebolzen 10 hervor.
Zur Führung des
Haltebolzens 10 weist die Helmkalotte eine entsprechende
Führung 11 in
Form einer zum Ansatz 9 hin offenen Nut auf. Die Führung 11 ist
in Einschubrichtung ausgerichtet und am Ende nach unten um etwa
90° abgewinkelt,
um im abgewinkelten Teil eine Lagerung für eine Endstellung 12 des
Haltebolzens 10 zu bilden. Der Haltebolzen 10 ist
in der Lagerung 12 drehbar, sodass das Kinnteil 3 um
ein gewisses Maß schwenkbar
ist. Durch das Hochschwenken des Kinnteils 3 gelangen die
Stoßkanten 5, 6 aneinander. Dabei
rastet ein am oberen Rand des Kinnteils 3 angeordnetes,
nach innen gerichtetes Rastelement 13 in Form eines Rastbolzens
in eine passende Öffnung 14 einer
als Rasteinrichtung 15 dienenden Rastlasche, die federnd
an der Helmkalotte 1 befestigt ist. Die Rasteinrichtung 15 weist
einen nach oben gerichteten, in den Visierausschnitt 2 ragenden
Betätigungsansatz 16 auf,
mit dem die Rasteinrichtung 15 nach innen gedrückt werden
kann, um den Rastbolzen 13 aus der Öffnung 14 freizugeben
und so die Verbindung zwischen Helmkalotte 1 und Kinnteil 3 zu entriegeln,
wenn das Kinnteil 3 abgenommen werden soll.
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In der Zeichnung dargestellte runde
Durchbrüche 17 in
der Helmkalotte 1 unmittelbar hinter den Seitenkanten des
Visierausschnitts 2 dienen zur Aufnahme eines Drehgelenks
einer (nicht dargestellten) Visierscheibe, mit der die Visieröffnung (2)
verdeckt wird.
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Zum Helminnenraum hin ist die Rasteinrichtung 15 durch
ein an die Helmkalotte 1 angeformtes oder an ihm befestigtes
Wandstück 18 abgedeckt, das
seinerseits mit einer üblichen
Innenpolsterung versehen wird.
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Die Stoßkante 6 ist in Form
eines Dreiecks ausgeführt
und bildet somit einen zum Kinnteil 3 zeigenden Vorsprung 19 in
Form einer Spitze, von der aus sich ein geradliniges oberes Stoßkantenstück 6' und ein geradliniges
unteres Stoßkantenstück 6" schräg nach hinten
erstreckt. Die Stoßkante 5 des Kinnteils 3 ist
mit einer komplementären
Ausnehmung ausgebildet.
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2 zeigt,
dass im montierten Zustand zwischen den Stoßkanten 5, 6 eine
schmale Fuge gebildet ist.
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Zum Abnehmen des Kinnteils 3 müssen die beiden
Betätigungsansätze 16 bei
geöffnetem
Visier nach innen gedrückt
werden, um die Rastbolzen 13 freizugeben. Die Abnahme des
Kinnteils 3 ist dann dadurch möglich, dass das Kinnteil in
einer Drehbewegung nach unten gedreht wird, wobei der Haltebolzen 10 in
der Endstellung 12 als Drehgelenk fungiert. Nachdem die
Feder 8 der Stoßkante 5 aus
der Nut 7 der Stoßkante 6 herausgedreht
worden ist, kann der Bolzen 10 aus der Endstellung 12 angehoben
und über
die Führungsnut 11 aus
der Helmkalotte 1 herausgezogen werden, wodurch das Kinnteil 3 von
der Helmkalotte 1 gelöst
ist.
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Die den Resthelm bildende Helmkalotte 1 kann
dann wie ein Jet-Helm vom Kopf des Helmträgers nach oben abgezogen oder – wenn der
Platz dafür
nicht zur Verfügung
steht – in
einer Drehbewegung nach vorne abgenommen werden.
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Erste lebenserhaltende Maßnahmen,
wie beispielsweise eine künstliche
Beatmung, können auch
bereits nach der Abnahme des Kinnteils 3 begonnen werden.