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Die Erfindung betrifft einen Retraktor, Verfahren zur Herstellung eines Retraktors sowie Verfahren zum Betrieb eines Retraktors.
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Retraktoren finden bei Operationen wie etwa in der Wirbelsäulenchirurgie Verwendung. Um eine Operation an der Wirbelsäule vornehmen zu können, benötigt der Chirurg einen Kanal, um Sicht auf das Operationsfeld zu haben und um chirurgische Instrumente in das Operationsfeld zu bringen.
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Hierzu wird üblicherweise die Haut und das darunterliegende Gewebe aufgeschnitten und aufgeweitet. Ein Retraktor wird sodann verwendet, um die Haut und das Gewebe auseinanderzuhalten. Ein Retraktor bildet innenseitig einen Kanal, durch den sodann der Operateur die Instrumente einführen kann und auch unmittelbaren Einblick erhält zu dem Operationsfeld.
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Zum Auseinanderhalten des Gewebes werden üblicherweise zwei metallische, starre, sich gegenüberliegende Spreizblätter in den Schnittbereich eingeführt und über ein metallisches Stangensystem auseinandergedrückt, bis die Hautöffnung die gewünschte Größe hat. Weiter ist es vorbekannt, einen zweiten Satz von Spreizblättern einzuführen, die orthogonal zu dem ersten Satz angeordnet sind.
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Da durch derartige Retraktoren nur an wenigen Stellen das Gewebe auseinandergehalten wird, entstehen sehr starke Druckstellen, wodurch bei längeren Operationen, die teilweise mehrere Stunden dauern können, Gewebe abgetötet wird.
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Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zu Grunde, einen gewebeschonenden Retraktor zu schaffen.
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Zur Lösung der Aufgabe sind erfindungsgemäß die Merkmale des Anspruchs 1 vorgesehen. Insbesondere wird somit zur Lösung der genannten Aufgabe erfindungsgemäß ein entfaltbarer Retraktor vorgeschlagen, der eine eingefaltete und eine ausgefaltete Konfiguration hat. Der Retraktor bildet in der ausgefalteten Konfiguration einen vollständig ummantelten Kanal, wobei die Ummantelung des Kanals ein Textil umfasst. Das Textil ist zumindest teilweise doppelwandig ausgebildet. Das Textil umschließt einen Fluid-Innenraum, der mindestens eine Fluidkammer aufweist. Der Fluid-Innenraum ist über einen Anschluss mit einem Fluid befüllbar. Der Fluid-Innenraum ist ferner in der eingefalteten Konfiguration entleert und in der ausgefalteten Konfiguration mit dem Fluid befüllt.
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In unbefülltem Zustand ist das Textil eingefaltet und nimmt nur ein geringes Volumen ein, sodass das Textil leicht in das für die Operation geöffnete Gewebe eingeführt werden kann. Wird das Textil sodann mit dem Fluid befüllt, dehnt es sich aus und entfaltet sich und bildet so den Kanal aus. Auf diese Weise wird das umliegende Gewebe gleichmäßig belastet und somit geschont. Auch bei langen Operationen wird das auseinandergehaltene Gewebe daher ausreichend durchblutet und wird nicht abgetötet. Durch die erfindungsgemäße technische Lösung wird daher ein besonders schonender Retraktor geschaffen.
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Das doppelwandige Textil kann dadurch charakterisiert sein, dass das Textil eine Innenwand und eine Außenwand aufweist, wobei der Fluid-Innenraum zwischen der Außenwand und der Innenwand ausgebildet ist. Das Textil kann zwischen Innen- und Außenwand auch ein oder mehrere Zwischenwände habe. Ein solches mehrlagiges Textil wird im Rahmen dieser Erfindungsbeschreibung auch als doppelwandig bezeichnet.
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Das Textil kann, muss aber nicht vollständig doppelwandig ausgebildet sein. Es genügt, wenn es zumindest teilweise doppelwandig ausgebildet ist. Es kann neben den Bereichen, in denen die Außen- und Innenwand in der entfalteten Konfiguration voneinander beabstandet sind, auch Kontaktbereiche geben, bei denen sich die Außen- und die Innenwand auch in der entfalteten Konfiguration berühren, miteinander vernäht und/oder ineinander verwoben sind. Die Kontaktbereiche können wie weiter unten genauer beschrieben ist, Umrandungen von Fluidkammern definieren.
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Ein Fluid kann eine Flüssigkeit, bevorzugt Wasser, oder ein Gas, bevorzugt Luft, sein.
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Die entfaltete Konfiguration ist eine solche, bei der der Fluid-Innenraum unter einem Arbeitsdruck mit dem Fluid befüllt ist und so den Kanal ausbildet. Die eingefaltete Konfiguration ist eine solche, bei der der Fluid-Innenraum entleert ist und der Druck im Fluid-Innenraum dem Außendruck entspricht.
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Der Arbeitsdruck beträgt bevorzugt mehr als ein oder mehrere bar und kann besonders bevorzugt bis zu 15 bar oder genau 15 bar betragen.
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Der Fluid-Innenraum ist bei geschlossenem Anschluss bevorzugt hermetisch abgeschlossen und insbesondere nach außen wasser- und/oder luftdicht.
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Der Fluid-Innenraum hat einen Anschluss und somit genau einen oder mehr als einen Anschluss. Der genau eine oder die mehreren Anschlüsse ist bzw. sind bevorzugt verschließbar. Bevorzugt hat der Fluid-Innenraum genau zwei Anschlüsse. Zwei Anschlüsse können das Befüllen und Entleeren des Fluid-Innenraums erleichtern, insbesondere dann, wenn das Fluid eine Flüssigkeit ist, da dann auf diese Weise Lufteinschlüsse vermieden oder entfernt werden können.
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Auch für den Fall, dass das Textil mehr als einen Fluid-Innenraum aufweisen sollte, werden mehr als ein Anschluss zweckmäßig sein, bevorzugt genau ein und besonders bevorzugt genau zwei Anschlüsse je Fluid-Innenraum.
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Ein erfindungsgemäß ausgebildeter Retraktor kann beispielsweise für Wirbelsäulenoperationen, aber auch für andere chirurgische Eingriffe eingesetzt werden.
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Bevorzugt ist das Fluid eine Flüssigkeit. Der besondere Vorteil der Verwendung einer Flüssigkeit anstelle der Verwendung eines Gases liegt darin begründet, dass Flüssigkeiten inkompressibel sind. Derartige hydraulische Textilien bieten gegenüber pneumatischen Textilien den Vorteil, dass der Retraktor in der entfalteten Konfiguration formstabil ausbildbar ist. Es hat sich überraschend gezeigt, dass derartige Retraktoren eine Härte erreichen können wie herkömmliche Rohre aus Kunststoff.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors kann vorgesehen sein, dass der Kanal in der entfalteten Konfiguration formstabil ist. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass das Textil eine vorgegebene, stabile Entfaltungsform hat, welche bei einem Arbeitsdruck, beispielsweise dem bereits erwähnten Arbeitsdruck, erreicht ist und welche durch eine weitere Erhöhung des Flüssigkeitsdrucks nicht weiter ausgedehnt wird.
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Bevorzugt hat das Textil, insbesondere das Gewebe, eine maximale Ausdehnung.
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Es kann vorgesehen sein, dass das Textil zumindest in der entfalteten Konfiguration inelastisch und/oder unstreckbar ist. Hierbei sind inelastisch und unstreckbar nicht in einem absoluten Sinn zu verstehen, sondern so, dass in der entfalteten Konfiguration, bei der das Fluid unter einem Arbeitsdruck, beispielsweise dem zuvor erwähnten Arbeitsdruck, steht, eine Druckapplikation von außen auf das Textil bei einer bestimmungsgemäßen Verwendung des Retraktors keine Verformung des Textils bewirkt, sodass das Textil in der entfalteten Konfiguration formstabil ist. Es geht hierbei somit um Außendrücke, die bei einem von dem Retraktor verursachten Auseinanderhalten von menschlichem Gewebe entstehen können. Entsprechendes gilt für das bereits zuvor erwähnte Merkmal der Formstabilität.
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Das Textil kann auch bereits in der eingefalteten Konfiguration inelastisch und/oder unstreckbar sein. Das Textil ist anders als im entfalteten Zustand nicht formstabil, da der Fluid-Innenraum nicht befüllt ist und somit bei einer Formveränderung keine Verdrängung von Flüssigkeit bewirkt wird.
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Es ist allerdings auch möglich, dass das Textil im eingefalteten Zustand noch elastisch und/oder streckbar ist. Zur Erreichung einer stabilen Form im befüllten Zustand ist es ausreichend, wenn bei einem Druck, der unterhalb oder gleich dem Arbeitsdruck ist, die Elastizität und/oder die Streckbarkeit erheblich abnimmt. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn eine Webtechnik angewendet wird, bei der das gewobene Gewebe ohne Kraftaufwendung streckbar ist, welches jedoch ab einem Streckungsgrad nicht mehr weiter gestreckt werden kann.
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Das Material, also insbesondere das Garn, aus dem das Textil gefertigt ist, ist bevorzugt ein inelastisches Garn. Es kann allerdings auch elastische Eigenschaften aufweisen, welche durch die verwendete Webtechnik beeinflusst werden kann.
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Bevorzugt wird als textiles Material eine hochfeste Synthesefaser wie etwa ein Aramid, besonders bevorzugt eine p-Aramidfaser oder eine p-Aramid-Copolymer-Faser verwendet.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Außen- und die Innenwand des doppelwandigen Textils im dem Anschluss gegenüberliegenden Bereich umgelenkt oder vernäht sind.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors kann vorgesehen sein, dass der Fluid-Innenraum mehrere Fluidkammern aufweist. Bevorzugt stehen die Fluidkammern hierbei fluiddynamisch, insbesondere hydrodynamisch, miteinander im Austausch. Es kann daher ein Fluid von einer Fluidkammer in eine benachbarte Fluidkammer fließen. Es hat sich überraschend gezeigt, dass ein derartiges Mehrkammersystem zu einer besonders stabile entfaltete Konfiguration führen kann und dass gleichzeitig das auseinandergehaltene Gewebe wegen der sich ausbildenden ungleichmäßigen Oberfläche besonders geschont wird.
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Bevorzugt wird der Fluidaustausch zwischen benachbarten Fluidkammern durch im und/oder vom Textil ausgebildete Leitungen bewirkt.
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Der Fluidaustausch zwischen benachbarten Fluidkammern kann bidirektional oder unidirektional sein. Ein unidirektionaler Austausch kann beispielsweise über eine nur in einer Richtung durchlässige Membran bewirkt werden.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors kann vorgesehen sein, dass das Textil Kontaktbereiche aufweist, in denen eine Außen- und eine Innenwandung des Textils miteinander verbunden sind. Die Verbindung kann beispielsweise durch Nähte und/oder durch Verwebungen hergestellt sein. Bevorzugt sind die Kontaktbereiche an einer Mantelfläche der Ummantelung ausgebildet. Die Kontaktbereiche können Trennbereiche für die Fluidkammern bilden.
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Um einen sicheren Sitz im Hautgewebe zu ermöglichen, ohne dass der Retraktor herausrutscht, kann bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors vorgesehen sein, dass der Kanal in der ausgefalteten Konfiguration tailliert ist. Tailliert kann dadurch charakterisiert sein, dass der Retraktor zwischen den Kanalenden schmaler ausgebildet ist. Hierbei kann der Kanal von einer Zylinderform abweichend eine konkave Wölbung aufweisen. Die Ummantelung kann besonders bevorzugt die Form eines Hyperboloids haben.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors kann vorgesehen sein, dass die Ummantelung in einem Teilbereich eine Abstützplatte aufweist. Es hat sich herausgestellt, dass eine Abstützplatte zu einer besonders kontrollierten Entfaltung führt. Die Abstützplatte kann im Gebrauch beispielsweise an einem Knochen zum Anliegen gebracht werden, sodass sich der Retraktor an dem Knochen abgestützt kann. Bei einer Wirbelsäulenoperation kann die Abstützplatte beispielsweise am Dornfortsatz eines Wirbels abgestützt werden.
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Gibt es keine Abstützung im Körper an einem Knochen, kann der Retraktor entweder ungestützt eingeführt werden oder aber er wird von einem Haltearm festgehalten, wobei der Haltearm an der Abstützplatte angebracht sein kann.
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Die Abstützplatte ist bevorzugt aus Kunststoff, kann aber auch aus einem anderen Material wie beispielsweise aus einem Metall sein.
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Das Textil ist bevorzugt an der Abstützplatte befestigt. Die Befestigung kann beispielsweise durch eine Verklebung erfolgen, was besonders vorteilhaft sein kann, wenn die Abstützplatte nur aus einer einzelnen Platte besteht.
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Die Abstützplatte ist bevorzugt als Doppelplatte ausgebildet, wobei zwischen den beiden Teilplatten der Doppelplatte das Textil eingesetzt, insbesondere eingeklemmt, ist. Die Teilplatten können hierzu bevorzugt Mittel zur Erzeugung eines Anpressdrucks haben. Die beiden Teilplatten können beispielsweise mittels Schrauben miteinander verschraubt sein.
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Um die Dichtigkeit des Textils zu verbessern, kann bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Retraktors vorgesehen sein, dass das Textil mit einer flüssigkeitsundurchlässigen Beschichtung beschichtet ist. Die Beschichtung ist bevorzugt aus einem Kunststoff und/oder aus einem Elastomer.
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Bevorzugt ist die Beschichtung auf Innenwänden des Fluid-Innenraums aufgebracht. Alternativ oder zusätzlich ist die Beschichtung auf einer Außenseite des Textils aufgebracht.
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Bevorzugt ist die Beschichtung luftdurchlässig. Hierdurch kann erreicht werden, dass sich möglicherweise in dem Fluid-Innenraum gebildete Lufteinschlüsse abgeführt werden können und dass das Textil zugleich dicht bleibt.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Ummantelung in der entfalteten Konfiguration außenseitig ungleichmäßig ist. Bevorzugt weist die Ummantelung außenseitig Erhebungen und/oder Dellen auf. Das Merkmal, dass die Oberfläche des Textils nicht glatt ausgebildet ist, sondern eine Oberflächenstruktur aufweist, kann beispielsweise dadurch realisiert werden, dass der Retraktor wie zuvor beschrieben als Mehrkammersystem ausgebildet ist, dessen Fluidkammern sich beim Befüllen aufblähen, während die Kontaktbereiche des Textils nicht von dem Fluid befüllt werden. Hierdurch erhält das Textil eine ungleichmäßige Struktur, die den Vorteil hat, dass das Gewebe insgesamt weniger belastet wird und besser durchblutet wird. Bevorzugt ist die ungleichmäßige Struktur durch Erhebungen bewirkt, welche in einem regelmäßigen Muster angeordnet sind.
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Um eine optimale Ausleuchtung des Operationsbereichs zu ermöglichen, kann vorgesehen sein, dass an oder in einer Innenseite der Ummantelung Leuchtmittel angeordnet sind. Die Leuchtmittel können als LEDs ausgebildet sein. Eine Lichteinleitung kann alternativ über Kunststoff- oder Glasfasern erfolgen. Die Leuchtmittel können auch an der Abstützplatte innseitig im Kanal angeordnet, insbesondere angebracht, sein. Die Leuchtmittel können auch im oder auf dem Textil, insbesondere als Ringbeleuchtung, angeordnet, insbesondere angebracht oder eingewebt sein.
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Es können Mittel ausgebildet sein, mit denen erreicht wird, dass der Druck des Fluids in dem Textil kontrolliert erhöht wird, und die verhindern, dass ein Maximaldruck überschritten wird.
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Beispielsweise kann ein Sensor vorgesehen sein, mit dem ein Fluiddruck gemessen wird.
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Es kann vorgesehen sein, dass das Textil mehrere Kammern aufweist, von denen lediglich einige in der entfalteten Konfiguration mit dem Fluid befüllt sind.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass eine Feder ausgebildet ist, die den Gegendruck aufnimmt, der von dem Gewebe erzeugt wird, das auf den Retraktor drückt, und die bei einem Überschreiten eines vorgegebenen Referenzdruckwerts verhindert, dass zusätzliches Fluid, welches beispielsweise mittels einer Spritze eingespritzt werden kann, in das Textil eintritt.
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Es kann vorgesehen sein, dass sich der Retraktor im eingefalteten und/oder im entfalteten Zustand nach unten hin verjüngt. Nach unten ist hierbei die Richtung, in die der Retraktor in das Gewebe eingeführt wird. Dies kann an einer dem Anschluss oder den Anschlüssen abgewandten Seite des Kanals sein.
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Zur Lösung der genannten Aufgabe sind ferner erfindungsgemäß die Merkmale eines ersten nebengeordneten, auf ein Verfahren zur Herstellung eines entfaltbaren Retraktors gerichteten Anspruchs vorgesehen. Insbesondere wird somit zur Lösung der genannten Aufgabe bei einem Verfahren zur Herstellung eines entfaltbaren Retraktors, welcher erfindungsgemäß, insbesondere wie zuvor beschrieben und/oder nach einem der auf einen Retraktor gerichteten Schutzansprüche, ausgebildet ist, vorgeschlagen, dass das doppelwandige und den Fluid-Innenraum aufweisende Textil aus einem textilen Material hergestellt wird und dass sodann der Fluid-Innenraum beschichtet wird. Das Textil kann beispielsweise durch Verarbeitung eines textilen Flächengebildes hergestellt werden. Beispielsweise kann ein textiles Gewebe vernäht und/oder gewoben werden, sodass das doppelwandige und den Fluid-Innenraum aufweisende Textil ausgebildet wird. Bevorzugt wird vor dem Beschichten des Fluid-Innenraums das Textil außenseitig mit einer luftdichten Folie beschichtet. Es kann vorgesehen sein, dass die luftdichte Folie nach Aufbringen der Beschichtung wieder entfernt wird. Ein solches Verfahren kann besonders vorteilhaft sein, wenn ein Retraktor hergestellt wird, der mehrere Fluidkammern aufweist.
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Ein flächenförmiges textiles Gebilde kann beispielsweise als Gewebe, Gewirk, Gestrick, Geflecht, Nähgewirk, Vliesstof und/oder Filz ausgebildet sein.
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Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass in einem ersten Schritt ein mehrkammeriges textiles Gewebe hergestellt wird. ist. Dieses Gewebe kann sodann in einem zweiten Schritt außenseitig mit einer luftdichten Folie umgeben werden. Diese Folie kann dazu dienen, dass ein Gas nicht aus dem Textil austritt, welches in einem anschließenden Schritt in den Fluid-Innenraum eingebracht wird. Das Einbringen eines Gases unter einem ausreichenden Gasdruck hat zur Folge, dass sich die Fluidkammern aufblähen. Sind die Kammern aufgebläht, kann ein aushärtbares Material im flüssigen Zustand, beispielsweise ein Silikon, ein Elastomer, insbesondere ein vulkanisierbares Elastomer, oder auch ein chemisch aushärtendes Material, auch ein Zweikomponenten-Material, in die aufgeblähten Fluidkammern eingebracht werden. Dieses Material setzt sich sodann an Innenwänden der Fluidkammern ab und beginnt sodann auszuhärten. Dadurch, dass während dieser Zeit die Fluidkammern aufgebläht sind, kann verhindert werden, dass die Fluidkammern verkleben. Damit das Material überall hingelangt, wird der Retraktor bevorzugt in unterschiedlichen Richtungen rotiert. Hierdurch kann erreicht werden, dass das Material gleichmäßig innenseitig aufgetragen wird.
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Zur Lösung der genannten Aufgabe sind ferner erfindungsgemäß die Merkmale eines zweiten nebengeordneten, auf ein Verfahren zur Herstellung eines entfaltbaren Retraktors gerichteten Anspruchs vorgesehen. Insbesondere wird somit zur Lösung der genannten Aufgabe bei einem Verfahren zur Herstellung eines entfaltbaren Retraktors, welcher erfindungsgemäß, insbesondere wie zuvor beschrieben und/oder nach einem der auf einen Retraktor gerichteten Schutzansprüche, ausgebildet ist, vorgeschlagen, dass ein flächenförmiges textiles Gebilde, wie insbesondere ein textiles Gewebe, beschichtet wird und dass im Anschluss das doppelwandige und den Fluid-Innenraum aufweisende Textil ausgebildet wird. Die Ausbildung des Textils in seiner finalen Gestaltung kann beispielsweise durch ein Umstülpfen des Textils erfolgen, sodass das zunächst außenseitig aufgetragene Laminat sodann an Innenseiten des Fluid-Innenraums ausgebildet ist. Ein solches Verfahren kann bevorzugt bei einem Textil angewendet werden, welches nur eine einzelne Fluidkammer aufweist.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der zuvor genannten Verfahren oder auch unabhängig hiervon kann bei einem Verfahren zur Herstellung eines entfaltbaren Retraktors vorgesehen sein, dass zur Ausbildung mehrerer Fluidkammern Kontaktbereiche ausgebildet werden, indem dort eine Außen- und eine Innenwand des Textils miteinander verwoben und/oder vernäht werden. Bevorzugt erfolgt dies, bevor das Textil beschichtet wird.
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Zur Herstellung der mehreren Fluidkammern kann das Textil gewoben werden oder auch gestrickt oder genäht werden. Ein Vernähen erfolgt bevorzugt, bevor das Textil beschichtet wird. So wird verhindert, dass die Beschichtung durch den Nähvorgang perforiert wird und undicht wird.
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Zur Lösung der genannten Aufgabe sind ferner erfindungsgemäß die Merkmale eines nebengeordneten, auf ein Verfahren zum Betrieb eines entfaltbaren Retraktors gerichteten Anspruchs vorgesehen. Insbesondere wird somit zur Lösung der genannten Aufgabe bei einem Verfahren zum Betrieb eines entfaltbaren Retraktors, welcher erfindungsgemäß, insbesondere wie zuvor beschrieben und/oder nach einem der auf einen Retraktor gerichteten Schutzansprüche, ausgebildet ist, vorgeschlagen, dass an dem Anschluss eine Spritze, die ein Fluid-Reservoir aufweist, angeschlossen wird und dass durch Betätigen der Spritze der Fluid-Innenraum mit dem Fluid befüllt wird. Bevorzugt wird hierbei das Fluid mit einem Arbeitsdruck beaufschlagt. Die Spritze ist vorzugsweise als mechanische Handspritze ausgebildet. Die Spritze ist bevorzugt über einen Schlauch an dem Anschluss angeschlossen. Ein solches Verfahren kann besonders kostengünstig durchgeführt werden.
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Die Flüssigkeitszuführeinheit wie etwa die Spritze oder eine Flüssigkeitspumpe kann mit dem oder den Anschlüssen über einen Schlauch bzw. über Schläuche verbunden sein.
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Die Anschlüsse können beispielsweise über medizinische Kunststoffanschlüsse mit der Flüssigkeitszuführeinheit verbunden werden.
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Der oder die Anschlüsse können jeweils durch ein Ventil verschließbar sein. Beispielsweise kann es sich hierbei um einen Schlauchventil, ein 2-Wege oder 3-Wege-Hahn handeln. Auch eine Luer-Lock-Verbindung kann zur Verbindung eingesetzt werden.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung eines wie zuvor beschriebenen Verfahrens zum Betrieb eines entfaltbaren Retraktors oder auch unabhängig von der zuvor beschriebenen Ausgestaltung des Verfahrens kann vorgesehen sein, dass an dem Anschluss ein Sensor angeschlossen ist, mit dem ein Fluiddruck gemessen wird und/oder dass an dem Anschluss ein Steuergerät angeschlossen ist, mit dem ein Arbeitsdruck des Fluids, beispielsweise der bereits zuvor erwähnte Arbeitsdruck, eingestellt und gesteuert wird.
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Die Erfindung wird nun anhand eines oder einiger weniger Ausführungsbeispiele näher beschrieben, ist jedoch nicht auf diese wenigen Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Ausführungsbeispiele und Erfindungsvarianten ergeben sich durch Kombination der Merkmale einzelner oder mehrerer Schutzansprüche untereinander und/oder mit einzelnen oder mehreren Merkmalen der Ausführungsbeispiele oder der zuvor beschriebenen Erfindungsvarianten.
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Es zeigen:
- 1a bis 1c ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäß ausgebildeten entfaltbaren Retraktors in entfalteter Konfiguration aus unterschiedlichen Blickrichtungen,
- 2a bis 2c den in 1a bis 1c gezeigten Retraktor in eingefalteter Konfiguration aus unterschiedlichen Blickrichtungen,
- 3a bis 3c ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäß ausgebildeten entfaltbaren Retraktors in entfalteter Konfiguration aus unterschiedlichen Blickrichtungen,
- 4a bis 4d den in 3a bis 3c gezeigten Retraktor in eingefalteter Konfiguration aus unterschiedlichen Blickrichtungen.
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Bei der nachfolgenden Beschreibung erhalten in ihrer Funktion übereinstimmende Elemente auch bei abweichender Gestaltung oder Formgebung übereinstimmende Bezugszahlen.
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1 und 2 zeigen einen entfaltbaren Retraktor 1. Der Retraktor 1 weist eine Abstützplatte 11 auf, die als Doppelplatte mit zwei Teilplatten 12 ausgebildet ist. Ein rechteckiges Textil 4, welches aus einem Gewebe hergestellt ist, das aus einem p-Aramidfaser gewoben ist, ist mit einem ersten Rand an einer ersten Seite der Abstützplatte 11 zwischen die Teilplatten 12 eingeklemmt und mit einem zweiten, zu dem ersten Rand parallelen Rand an einer der ersten Seite der Abstützplatte 11 gegenüberliegende Seite der Abstützplatte 11 eingeklemmt. Zur Erzielung der Einklemmwirkung sind die beiden Teilplatten 12 miteinander verschraubt.
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In entfalteter Konfiguration ist so ein Kanal 2 ausgebildet, der vollständig ummantelt ist. Die Ummantelung 3 ist gebildet durch die Abstützplatte 11 und das Textil 4.
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Das Textil 4 ist doppellagig ausgebildet. Es hat eine Außenwand 15 und eine Innenwand 16. Die Außenwand 15 und die Innenwand 16 schließen einen Fluid-Innenraum 6 ein, sodass das Textil 4 mit einem Fluid befüllt werden kann. Der Retraktor 1 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel zur Befüllung durch eine Flüssigkeit, insbesondere Wasser, ausgebildet.
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Das Textil 4 hat zwei Anschlüsse 7, welche in den Fluid-Innenraum 6 münden. Der Fluid-Innenraum 6 weist eine Mehrzahl von Fluidkammer 5 auf, die strömungstechnisch miteinander kommunizieren.
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Die Fluidkammern 5 sind durch Kontaktbereiche 9 voneinander getrennt. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel sind die Fluidkammern 5 und die Kontaktbereiche 9 um den Kanal 2 umlaufend ausgebildet. Die Kontaktbereiche 9 sind in dem beschriebenen Ausführungsbeispiel dadurch hergestellt, dass in diesen Bereichen die Außenwand 15 und die Innenwand 16 mit einer Naht miteinander verbunden sind. Die Naht ist allerdings nicht vollständig umlaufend um die Ummantelung 3 ausgeführt. An einer oder mehreren Stellen ist die Außenwand 15 nicht mit der Innenwand 16 vernäht, sodass Verbindungsleitungen 10 ausgebildet sind, welche benachbarten Fluidkammern 5 miteinander verbinden.
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Die Fluidkammern 5 sind durch Innenseiten der Außenwand 15 und Innenwand 16 sowie den durch den Kontaktbereich 9 geschaffenen Begrenzungen umrandet. Diese Umrandung ist innenseitig beschichtet mit einer ausgehärteten Kunststoff-Beschichtung 14, wobei zur Beschichtung 14 das zuvor beschriebene Rotationsbeschichtungsverfahren angewendet werden kann. Die Beschichtung 14 ist für das Fluid undurchlässig, sodass der Fluid-Innenraum 6 hermetisch abgeschlossen ist, wenn die Anschlüsse 7 verschlossen werden.
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Die Anschlüsse 7 können für deren Verschluss eine Ventilfunktion aufweisen. Einer der Anschlüsse 7 kann beispielsweise mittels einer Luer-Lock-Verbindung mit einer Spritze oder einer anderen Flüssigkeitszuführeinheit verbunden werden, um die Flüssigkeit zuzuführen.
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Ist der Fluid-Innenraum 6 nicht mit dem Fluid befüllt und somit entleert, befindet sich der Retraktor 1 in der eingefalteten Konfiguration, die in 2a bis 2c gezeigt ist. In dieser Konfiguration folgt die Geometrie des Retraktors 1 der Geometrie der Abstützplatte 11. Da diese flach ausgebildet ist, kann der Retraktor in der eingefalteten Konfiguration schonend in einen Hautschnitt eingeführt und zu dem Operationsfeld im Körper eines Patienten gebracht werden.
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Sodann kann an einen der Anschlüsse 7 je nach deren Ausgestaltung direkt und/oder über einen Schlauch eine mit dem Fluid befüllte Spritze angeschlossen werden. Mittels der Spritze kann sodann Fluid in den Fluid-Innenraum 6 eingeleitet werden. Hierdurch füllen sich die Fluidkammern 5 mit dem Fluid. Der die Operation durchführende Chirurg bedient herbei manuell die Handspritze. Durch die mit der Hand applizierte Kraft bildet sich in dem Fluid-Innenraum 6 ein Arbeitsdruck des Fluids aus. Sodann wird der Schlauch von dem Anschluss 7 abgezogen und die Anschlüsse 7 sind beide verschlossen. Da der Fluid-Innenraum 6 hermetisch abgeschlossen ist, bleibt der Fluiddruck bestehen.
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Durch die Befüllung der Fluidkammern 5 mit dem Fluid entfaltet sich der Retraktor 1 und nimmt die in 1a bis 1c gezeigte taillierte Form an. Der Retraktor 1 ist in der entfalteten Konfiguration unter dem Arbeitsdruck formstabil. Die Formstabilität wird dadurch erreicht, dass einerseits ein inkompressibles Fluid verwendet wird und dass andererseits unter dem Arbeitsdruck das textile Gewebe, welches die Außenwand 15 und die Innenwand 16 formt, gegenüber einem bei der Operation von dem auseinandergehaltenen menschlichen Gewebe applizierten Gegendruck inelastisch und unstreckbar ist.
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Um dem Operateur eine gute Sicht auf den Operationsbereich im Körper des Patienten zu ermöglichen, sind innenseitig des Kanals 2 an der innenliegenden Teilplatte 12 LEDs als Leuchtmittel 13 angebracht und/oder in der Innenwand 16 eingewebt.
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3 und 4 zeigen ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäß ausgebildeten Retraktors 1. Im Folgenden wird lediglich auf die Unterschiede zu dem in 1 und 2 gezeigten und zuvor beschriebenen Retraktor 1 eingegangen. Bis auf diese Unterschiede sind die beiden Ausführungsbeispiele gleich ausgebildet, sodass bis auf die nachfolgenden Ausführungen die obigen Ausführungen zu dem in 1 und 2 gezeigten Retraktor 1 entsprechend auch für den in 3 und 4 gezeigten Retraktor 1 gelten. Der in 3 und 4 gezeigte Retraktor 1 hat eine Abstützplatte 11, die gebogen ist. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Abstützplatte 11 kreisbogenförmig gebogen. Dies gilt entsprechend auch für die beiden Teilplatten 12. Im entfalteten Zustand gemäß 3 ist der Kanal 2 zylinderförmig. Er ist nicht tailliert; in einem alternativen Ausführungsbeispiel kann der Kanal 2 allerdings auch tailliert ausgebildet sein. Der Retraktor 1 verjüngt sich im eingefalteten Zustand im unteren Bereich. Es handelt sich um den Bereich, der beim Einführen des Retraktors 1 als erstes in das Gewebe eingeführt wird. Dieser befindet im hier gezeigten Ausführungsbeispiel gegenüber den Anschlüssen 7. Die Verjüngung erleichtert das Einführen des Retraktors 1 in das Gewebe.
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Die Anschlüsse 7 sind abgewinkelt. Sie weisen ein Ventil 17 auf, mit dem die Anschlussleitungen 18 geschlossen und geöffnet werden können. Dies kann in dem gezeigten Ausführungsbeispiel manuell erfolgen. Hierzu weist das Ventil 17 einen Drehverschluss 19 auf.
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Der Retraktor 1 hat Fluidkammern 5. Er hat eine Vielzahl von Fluidkammern 5. In alternativen Ausführungsbeispielen kann der Retraktor 1 auch weniger Fluidkammern 5 haben. Die Fluidkammern 5 sind jeweils durch Nähte 8 berandet. Die Nähte 8 führen dazu, dass sich Außenwand 15 und Innenwand 16 berühren und so Kontaktbereiche 9 bilden. Die eine Fluidkammer 5 umlaufende Naht 8 ist an mindestens einer Stelle unterbrochen und bildet so eine Verbindungsleitung 10, durch die das Fluid in die Fluidkammer 5 ein- und austreten kann, sodass die Fluidkammer 5 befüllt bzw. entleert wird.
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Zusammenfassend betrifft die Erfindung einen entfaltbaren Retraktor 1 mit einer eingefalteten Konfiguration und einer ausgefalteten Konfiguration, wobei der Retraktor 1 in der ausgefalteten Konfiguration einen vollständig ummantelten Kanal 2 bildet, wobei die Ummantelung 3 des Kanals 2 ein zumindest teilweise doppelwandiges Textil 4 umfasst, das einen mindestens eine Fluidkammer 5 aufweisenden Fluid-Innenraum 6 umschließt, der über einen Anschluss 7 mit einem Fluid befüllbar ist und der in der eingefalteten Konfiguration entleert und in der ausgefalteten Konfiguration mit dem Fluid befüllt ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Retraktor
- 2
- Kanal
- 3
- Ummantelung
- 4
- Textil
- 5
- Fluidkammer
- 6
- Fluid-Innenraum
- 7
- Anschluss
- 8
- Naht
- 9
- Kontaktbereich
- 10
- Verbindungsleitung
- 11
- Abstützplatte
- 12
- Teilplatte
- 13
- Leuchtmittel
- 14
- Beschichtung
- 15
- Außenwand
- 16
- Innenwand
- 17
- Ventil
- 18
- Anschlussleitungen
- 19
- Drehverschluss