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Die Erfindung betrifft ein Anbauteil für ein Schienenfahrzeug, insbesondere für ein Schienenfahrzeug mit einem Endführerstand, wobei das Anbauteil insbesondere zur Anbringung im Bugbereich eines Schienenfahrzeugs ausgelegt ist. Die Erfindung umfasst darüber hinaus ein Schienenfahrzeug mit einem solchen Anbauteil. Insbesondere umfasst die Erfindung ein Anbauteil mit Mehrfachfunktion.
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Das Platzangebot an den Ecken des Bugbereichs (oder je nach Verwendung „der Bugbereiche“) eines Schienenfahrzeugs mit Endführerstand ist durch diverse Anbauten, z.B. Crashelemente oder Betätigungen für Kupplungen oder die Kontur der Bug-Nase, so eingeschränkt, dass eine für Schienenfahrzeuge mit Mittelführerstand übliche Anordnung von Tritten und Griffstangen für Rangierzwecke entsprechend einer Norm (z.B. EN16116-1 oder -2) sowie daraus resultierende freizuhaltende Räume für Griffstangen und Rangierertritte aus Platzmangel nicht oder nur schwer realisierbar sind.
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Hinzu kommt, dass beim Rangieren oftmals Platzbedarf für bestimmtes Zubehör besteht, welches für Rangierzwecke schnell griffbereit sein sollte, z.B. für Hemmschuhe.
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Bisher sind die Hemmschuhe meist im Inneren des Schienenfahrzeuges, z.B. im Maschinenraum, mit anderem Zubehör gelagert. Dies ist ein Nachteil, da es entweder nicht sofort zur Hand ist (wenn es im Inneren gelagert wird). Außenliegende Behältnisse sind bei Schienenfahrzeugen mit einem Endführerstand aus Platzgründen nicht vorgesehen. Außenliegende Werkzeugkästen im Unterflurbereich gibt es mitunter bei anderen Schienenfahrzeugen, im Bugbereich ist so etwas jedoch bisher nicht bekannt. Damit steht das Werkzeug z.B. Hemmschuhe nicht unbedingt dort zur Verfügung, wo es benötigt wird.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Anbauteil für ein Schienenfahrzeug anzugeben, mit der die oben beschriebenen Nachteile vermieden werden und insbesondere eine Aufnahme von Zubehör für Rangierzwecke gewährleistet wird.
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Diese Aufgabe wird durch ein Anbauteil nach Patentanspruch 1 und ein Schienenfahrzeug gemäß Patentanspruch 9 gelöst.
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Vorweg sei angemerkt, dass Positionsangaben wie „oben“ und „unten“ sowie „hinten“ und „vorne“ bezüglich des Anbauteils stets relativ zu der bestimmungsgemäßen Position des Anbauteils am Schienenfahrzeug verstanden werden müssen, also als ob das Anbauteil am Schienenfahrzeug bestimmungsgemäß angebracht wäre. „Oben“ bedeutet zum Dach des Schienenfahrzeugs hin, „unten“ die entgegengesetzte Seite, „hinten“ zur Mitte des Schienenfahrzeugs hin und „vorne“ zum nächstgelegenen Pufferteller hin. Da die Anbringung am Schienenfahrzeug aufgrund der sehr geringen Möglichkeiten und der Vorbestimmung der Position in der Praxis eindeutig ist, ist eine andere Positionierung des Anbauteils im Grunde nicht möglich bzw. würde eindeutig als inkorrekt (und damit als nicht bestimmungsgemäß) erkannt werden.
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Ein erfindungsgemäßes Anbauteil für ein Schienenfahrzeug umfasst eine Schnittstelle und/oder ein Halterungselement für eine Zubehörkomponente für den Rangierbetrieb, z.B. ein Werkzeug, einen Griff, einen Tritt, eine Signaltafel oder einen Stand. Wichtig ist, dass das Anbauteil an einer Schienenfahrzeugstruktur des Schienenfahrzeugs (insbesondere einer Standardschnittstelle) auf eine Weise lösbar anbringbar ist, dass auftretende Kräfte an die Schienenfahrzeugstruktur weitergeleitet werden können.
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Es wird hier darauf hingewiesen, dass der Begriff „Zubehörkomponente“ sehr weit gefasst wird. Er umfasst nicht nur Werkzeuge, sondern auch Warnelemente, Tritte, Stände oder Griffe, die für einen Rangierbetrieb vorteilhaft sind oder gar notwendig sein können. Dies Zubehörteile müssen nicht unbedingt Komponenten des Anbauteils sein. Essentiell ist aber, dass das Anbauteil dazu ausgelegt ist, dass die Zubehörkomponenten (ggf. entnehmbar) gehaltert werden können. Dazu umfasst das Anbauteil besagte Schnittstelle bzw. besagtes Halterungselement.
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Es ist für die Erfindung essentiell, dass das Anbauteil lösbar befestigt ist (sonst wäre es z.B. kein Anbauteil) und dass es auf eine Weise anbringbar ist, dass auftretende Kräfte an die Schienenfahrzeugstruktur weitergeleitet werden können, damit es die Zubehörteile, auf die im Betrieb eine nicht zu vernachlässigende Kraft wirkt auch sicher angebracht und benutzt werden können. Damit kann das erfindungsgemäße Anbauteil verglichen mit der bisherigen aufgelösten Anordnung (separate Anbringung) verschiedene Funktionen in sich vereinen, um so dem geringen Platzangebot am seitlichen Bugbereich Rechnung zu tragen.
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Ein erfindungsgemäßes Schienenfahrzeug, insbesondere eine Lok für Rangierzwecke, umfasst ein erfindungsgemäßes Anbauteil, welches an einer Schienenfahrzeugstruktur (insbesondere an einer Standardschnittstelle) des Schienenfahrzeugs auf eine Weise lösbar befestigt ist, dass auftretende Kräfte an die Schienenfahrzeugstruktur weitergeleitet werden.
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Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung, wobei die Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den Ansprüchen und Beschreibungsteilen zu einer anderen Anspruchskategorie weitergebildet sein können und insbesondere auch einzelne Merkmale verschiedener Ausführungsbeispiele bzw. Varianten zu neuen Ausführungsbeispielen bzw. Varianten kombiniert werden können.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils umfasst eine Schnittstelle ausgelegt zur Anbringung eines Tritts, insbesondere eines Rangierertritts, bevorzugt im unteren und/oder oberen Teil des Anbauteils.
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Der Begriff „Tritt“ wird hier stellvertretend für „Stufe“, „Sprosse“ oder „Standfläche“ verwendet, wobei Standflächen, die für einen längeren Stand gedacht sind, bevorzugt sind. Ein „Stand“ (z.B. ein Rangiererstand) umfasst einen Tritt und ein Geländer oder eine Haltestange.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils umfasst eine Schnittstelle ausgelegt zur Anbringung eines Standes, bevorzugt eines Rangiererstandes, insbesondere nach der Norm EN16116-1, wobei die Schnittstelle diesbezüglich bevorzugt im unteren Bereich des Anbauteils angeordnet ist. Alternativ oder zusätzlich ist ein solcher Stand bevorzugt ein Wartungsstand, wobei die Schnittstelle diesbezüglich bevorzugt im oberen Bereich des Anbauteils angeordnet ist.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils umfasst ein Halterungselement ausgelegt zur Aufbewahrung von Werkzeug (womit hier auch ein Warnelement als Werkzeug verstanden wird), bevorzugt zur Halterung eines Hemmschuhs oder eines Signals, z.B. eines Schlusssignals. Das Halterungselement kann insbesondere eine Tasche oder Lasche sein, in das ein Werkzeug hineingesteckt werden kann. Es kann auch ein Haken sein, wobei eine Tasche bevorzugt ist, da ein Werkzeug an einem Haken hin und her schwingen kann. Im Grunde sind solche Halterungselemente, welche der Halterung von Werkzeugen dienen, an sich bekannt. Es ist bei der erfindungsgemäßen Anwendung bevorzugt, dass ein Halterungselement zusätzlich ein Fixierungselement aufweist, z.B. einen Splint oder eine schließbare Lasche, die zur Fixierung eines Werkzeugs im Halterungselement dient, damit dieses bei Überfahren einer Unebenheit nicht herausfallen kann.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils umfasst eine Schnittstelle ausgelegt zur Anbringung eines Griffs und/oder einer Stange, bevorzugt eines Haltegriffs und/oder einer Haltestange und/oder einer Trittstange, insbesondere einer Handstange für einen Rangiererstand. Diese Schnittstelle kann auch identisch mit einer der vorangehend genannten Schnittstellen sein. Es ist sehr vorteilhaft, eine Schnittstelle so zu gestalten, dass unterschiedliche Zubehörkomponenten dort angebracht werden können.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils umfasst einen Befestigungsbereich, der so ausgestaltet ist, dass er an einer Standardschnittstelle eines Schienenfahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs mit Endführerstand, bevorzugt an einer seitlichen Standardschnittstelle, anbringbar ist. Wohlgemerkt ist die Standardschnittstelle keine Schnittstelle des Anbauteils, sondern ist Teil des Schienenfahrzeugs. Die Standardschnittstellen eines Schienenfahrzeugs sind bekannt und z.B. eine Anordnung von Löchern, die mit einem Gewinde versehen sind. Der Befestigungsbereich umfasst dann bevorzugt eine identische Anordnung von Löchern, so dass der Befestigungsbereich mit der betreffenden Standardschnittstelle verschraubt werden kann.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils ist zumindest im Bereich seiner bestimmungsgemäßen Befestigung am Schienenfahrzeug (im Befestigungsbereich) als Platte ausgeformt. Dies hat den Vorteil, dass das Anbauteil insbesondere bei einer seitlichen Anbringung flach am Schienenfahrzeug anliegt. Das Anbauteil ist darüber hinaus bevorzugt so ausgeformt, dass seine Kontur bei einer bestimmungsgemäßen Anbringung an einem Schienenfahrzeug nicht mehr als 200 mm über die äußere Seitenwand des Schienenfahrzeugs hinausragt. Dies ist vorteilhaft für die Aerodynamik, die Akustik und die Betriebssicherheit, da jedes über die Kontur eines Schienenfahrzeugs herausragende Element eine potentielle Gefahr darstellt. Darüber hinaus dient es der Freihaltung von vorgegebenen Lichtraumprofilen.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Anbauteils weist hinten einen Befestigungsbereich zur bestimmungsgemäßen Befestigung am Schienenfahrzeug auf und vorne mindestens eine Schnittstelle zur Befestigung eines Tritts oder eines Standes. Dazwischen weist das Anbauteil bevorzugt ein Halterungselement ausgelegt zur Aufbewahrung von Werkzeug auf.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des Schienenfahrzeugs umfasst einen Endführerstand, wobei das Anbauteil im Bereich neben und/oder vor dem Endführerstand angebracht ist, und bevorzugt im Seitenbereich des Schienenfahrzeugs lösbar befestigt ist. Die Puffer des Schienenfahrzeugs sind dabei bevorzugt so angebracht, dass zwischen Endführerstand und Pufferteller ein Rangiererstand gemäß einer geltenden Norm, z.B. der Norm EN16116-1, angebracht werden kann. Eine bevorzugte Endführerstandlok für den Rangierbetrieb umfasst Puffersysteme, einen Endführerstand und einen Rangierertritt vor dem Endführerstand an der Seite eines ersten Puffersystems. Dabei ist der Rangierertritt so angeordnet, dass bei vollständig elastisch eingedrücktem Puffer die Pufferebene vor dem Rangierertritt liegt. Der Raum über dem Rangierertritt, also der Raum, der durch die vertikale Projektion des Rangierertritts aufgespannt wird, liegt also außerhalb des Freiraums des ersten Puffersystems. Das Anbauteil ist bevorzugt so gestaltet und positioniert, dass dieser Rangiertritt an dem Anbauteil angebracht und durch dieses an der Endführerstandlok gehalten werden kann.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Schienenfahrzeugs ist das Anbauteil an einer Standardschnittstelle des Schienenfahrzeugs angebracht. Dabei handelt es sich bevorzugt um eine Standardschnittstelle im Endbereich des Schienenfahrzeugs, insbesondere im Bereich eines Endführerstandes. Es wird dabei eine seitliche Standardschnittstelle des Schienenfahrzeugs besonders bevorzugt, da dort vergleichsweise viel Kraft an die Schienenfahrzeugstruktur weitergeleitet wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Schienenfahrzeugs ist das Anbauteil mit dem Schienenfahrzeug verschraubt. Es ragt, wie oben bereits angedeutet, bevorzugt nicht mehr als 200 mm über die Seitenkontur des Schienenfahrzeugs hinaus, insbesondere damit das erforderliche Lichtraumprofil freigehalten wird bzw. eine Verletzungsgefahr minimiert wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Schienenfahrzeugs ist am Anbauteil ein Stand, insbesondere ein Rangiererstand, ein Tritt, ein Geländer und/oder eine Haltestange angebracht, bevorzugt lösbar, insbesondere mittels einer Verschraubung.
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Ein Vorteil der Erfindung ist die Gewährleistung, dass Zubehör für einen Rangierbetrieb, z.B. ein unterer Tritt, eine Aufbewahrung von Zubehör, und eine Griffmöglichkeit bei den beengten Gegebenheiten (geringes Platzangebot) bei Schienenfahrzeugen mit Endführerstand einem Rangierer im Bugbereich zur Verfügung gestellt werden kann und eine gute Umrüstbarkeit durch die lösbare Verbindung an einer Standardschnittstelle. So kann eine Standardlokomotive von einer Streckenlokomotive (nicht für Rangierzwecke bestimmt) dermaßen umgerüstet werden, dass sie die zusätzlichen Anforderungen für einen Rangierbetrieb erfüllt. Möglich wird dies insbesondere durch die lösbare Befestigung an einer Standardschnittstelle.
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Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Figuren anhand von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Dabei sind in den verschiedenen Figuren gleiche Komponenten mit identischen Bezugsziffern versehen. Die Figuren sind in der Regel nicht maßstäblich. Es zeigen:
- 1 ein Schienenfahrzeug gemäß dem Stand der Technik,
- 2 ein Schienenfahrzeug mit einem bevorzugten Anbauteil.
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1 zeigt ein Schienenfahrzeug 20 mit einem Endführerstand 25 gemäß dem Stand der Technik von vorne und dessen Pufferbereich zur besseren Übersicht zusätzlich noch einmal perspektivisch. Es handelt sich dabei um eine typische Ausführung des Bugbereiches eines Schienenfahrzeuges 20 mit Endführerstand 25. Deutlich zu erkennen sind die Puffer 21 und die Frontschürze 22. An der Seite sind im Bereich des Endführerstandes im unteren Bereich Tritte 24 an einer seitlichen Standardschnittstelle 23 angeschraubt.
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2 zeigt ein Schienenfahrzeug 20 mit einem bevorzugten Anbauteil 1, welches an einer seitlichen Standardschnittstelle 23 im Bereich des Endführerstandes 25 angebracht ist (s. z.B. 1, es handelt sich um die Standardschnittstelle 23, an der dort die Tritte 24 angebracht sind).
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Das Anbauteil 1 umfasst hinten einen Befestigungsbereich 8 zur bestimmungsgemäßen Befestigung an einer seitlichen Standardschnittstelle 23 des Schienenfahrzeugs 20 und vorne drei Schnittstellen 2, 3 zur Befestigung eines Rangiererstandes 6 unten, eines (nicht gezeigten) Wartungsstandes oben und eines Handgriffs 5 ebenfalls oben. Zwischen den Schnittstellen 2, 3 und dem Befestigungsbereich 8 hat das Anbauteil zwei Halterungselemente 4, die zur Aufbewahrung von Hemmschuhen 7 dienen.
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Das Anbauteil 1 ist über die Standardschnittstelle 23 an einer Schienenfahrzeugstruktur des Schienenfahrzeugs 20 mittels Schrauben lösbar befestigt, so dass auftretende Kräfte, z.B. durch das Gewicht der Hemmschuhe oder das einer auf dem Rangiererstand stehenden Person an die Schienenfahrzeugstruktur weitergeleitet werden können.
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Das Anbauteil 1 ist hier im Bereich seiner bestimmungsgemäßen Befestigung am Schienenfahrzeug 20 als Platte ausgeformt und weist im Bereich der Halterungselemente 4 eine Einbuchtung auf, so dass die Hemmschuhe 7 nicht mehr als 200 mm über eine äußere Seitenwand des Schienenfahrzeugs 20 hinausragen. Der vordere Teil ist etwas verdickt und hat ungefähr den Querschnitt eines Quadrates. Dies dient einer besseren Stabilität. Dieser Bereich ragt trotz seiner Verdickung nicht seitlich über die Seitenwand des Schienenfahrzeugs 20 hinaus, sondern in den Raum bei den Puffern 21 hinein.
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Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den vorhergehend detailliert beschriebenen Ausführungsformen lediglich um Ausführungsbeispiele handelt, welche vom Fachmann in verschiedenster Weise modifiziert werden können, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. Weiterhin schließt die Verwendung der unbestimmten Artikel „ein“ bzw. „eine“ nicht aus, dass die betreffenden Merkmale auch mehrfach vorhanden sein können. Ebenso schließen Begriffe wie „Einheit“ nicht aus, dass die betreffenden Komponenten aus mehreren zusammenwirkenden Teil-Komponenten bestehen, die gegebenenfalls auch räumlich verteilt sein können.