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Die Erfindung betrifft ein Neigefahrzeug mit mindestens einem Betätigungsmittel, durch das mittels eines Fluids ein Fahrzeugaggregat hydraulisch ansteuerbar ist, mit mindestens einer Ausgleichseinrichtung, die mindestens einen Ausgleichsbehälter umfasst, in dem zumindest eine Teilmenge des Fluids anordenbar und mit dem Betätigungsmittel in Fluidverbindung bringbar ist, und mit mindestens einer vom Fahrzeugaggregat funktional entkoppelten Fahrzeugkomponente.
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Zum Betrieb beispielsweise einer Kupplung oder einer Bremse des Neigefahrzeugs benötigen die Betätigungsmittel Hydraulikflüssigkeit in Form von Bremsflüssigkeit bzw. Hydrauliköl. Dieses ist unter anderem in dem Ausgleichsbehälter anordenbar.
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Bei Neigefahrzeugen, insbesondere Neigefahrzeugen die in ihrer Optik und Bauart an so genannten Heritagefahrzeugen angelehnt sind, werden die Ausgleichsbehälter in die Handarmatur integriert, auf die Handarmatur aufgesetzt oder separat angebracht. Solchenfalls sind die Ausgleichsbehälter jedoch stets optisch als solche erkennbar und werden von den Besitzern und Fahrern dieser Heritagefahrzeuge als nicht optisch ansprechend empfunden.
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Darüber hinaus führt das Anordnen des Ausgleichsbehälters an der Handarmatur zu einer Erhöhung des aerodynamischen Luftwiderstands und/oder zu einer ungewollten Geräuschentwicklung sowie zu einer Vielteiligkeit des Neigefahrzeugs.
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Eine Aufgabe eines Ausführungsbeispiels der Erfindung ist, ein eingangs genanntes Neigefahrzeug vorzuschlagen, das kompakt baut.
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Diese Aufgabe wird bei einem eingangs genannten Neigefahrzeug dadurch gelöst, dass die Ausgleichseinrichtung und die Fahrzeugkomponente zumindest abschnittsweise ein gemeinsames Bauteil umfassen.
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Dadurch, dass die Ausgleichseinrichtung und die Fahrzeugkomponente zumindest abschnittsweise ein gemeinsames Bauteil umfassen, kann das Neigefahrzeug bauteilreduziert und kompakt ausgebildet werden. Ferner ist die Ausgleichseinrichtung durch die Fahrzeugkomponente zumindest abschnittsweise kaschiert, was als optisch ansprechend wahrnehmbar ist.
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Das Betätigungsmittel kann eine manuell betätigbare Handarmatur umfassen und das Fahrzeugaggregat beispielsweise eine Bremse oder eine Kupplung des Neigefahrzeugs umfassen.
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Bei dem Fluid kann es sich um Hydrauliköl oder um Bremsflüssigkeit handeln.
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Unter einem Neigefahrzeug werden beispielsweise Fahrräder, Motorräder oder motorradähnliche Kraftfahrzeuge, wie Motorroller, insbesondere zwei-, drei- oder vierrädrige Motorroller sowie Scooter, Trikes, Quads oder Dergleichen verstanden.
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Es erweist sich als vorteilhaft, wenn die Fahrzeugkomponente einen Gehäuseabschnitt aufweist, der den Ausgleichsbehälter umfasst und wenn der Gehäuseabschnitt zumindest überwiegend einen Hohlraum umfängt, in dem die Teilmenge des Fluids anordenbar ist.
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Hierdurch kann der Ausgleichsbehälter in einem Abschnitt eines Gehäuses der Fahrzeugkomponente angeordnet sein. Solchenfalls ist ein ohnehin vorhandener freier, sonst ungenutzter, Raum der Fahrzeugkomponente des Neigefahrzeugs effizient nutzbar.
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Die Fahrzeugkomponente, insbesondere der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt, kann grundsätzlich eine beliebige Fahrzeugkomponente des Neigefahrzeugs umfassen und an einer beliebigen Stelle des Neigefahrzeugs angeordnet sein, sofern eine Fluidverbindung mit dem Betätigungsmittel herstellbar ist.
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Es erweist sich als vorteilhaft, wenn die Fahrzeugkomponente, insbesondere der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt - bezüglich der Fahrzeughochachse betrachtet - oberhalb des Betätigungsmittels angeordnet ist. Solchenfalls ist aufgrund der höheren Anordnung des Gehäuseabschnitts bezüglich des Betätigungsmittels ein Zuführen von Fluid zum Betätigungsmittel aufgrund des höheren Schweredrucks des Fluids gewährleistet.
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Um ein ungestörtes Fließen des Fluids in den Ausgleichsbehälter hinein und aus dem Ausgleichsbehälter heraus zu gewährleisten, ist bei einer Ausführungsform des Neigefahrzeugs vorgesehen, dass der Gehäuseabschnitt der Fahrzeugkomponente auf der dem Betätigungsmittel abgewandten Seite eine Aussparung umfasst, durch die der Hohlraum von außen zugänglich ist und in der ein kappenartiges Verschlusselement lösbar oder unlösbar festlegbar ist, wobei das Verschlusselement eine Öffnung umfasst, durch die ein Innenraum des Verschlusselements von außen zugänglich ist.
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Solchenfalls wird zum einen auf einfache Weise eine Zugänglichkeit zum Hohlraum hergestellt, beispielsweise um Fluid nachzufüllen, und zum anderen auf einfache Weise eine Verbindung mit dem Umgebungsdruck hergestellt.
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Das Verschlusselement kann beispielsweise eine Verschlussschraube umfassen. Die Öffnung im Verschlusselement kann beispielsweise eine Bohrung, wie Ausgleichsbohrung, umfassen.
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Um ein unbeabsichtigtes Entweichen oder Herausfließen des Fluids aus dem Hohlraum des Gehäuseabschnitts zu verhindern, ist bei einer Weiterbildung letztgenannten Erfindungsgedankens mindestens ein Ausweichmittel vorgesehen, das zwischen Hohlraum des Gehäuseabschnitts und Innenraum des Verschlusselements anordenbar oder angeordnet ist und das, insbesondere flexibel, bewegbar oder verdrängbar ist. Bei dem Ausweichmittel kann es sich beispielsweise um einen Faltenbalg handeln, der mit steigendem Pegel des Fluids im Hohlraum des Gehäuseabschnitts in Richtung Verschlusselement expandierbar oder verdrängbar ist und der bei sinkendem Pegel des Fluids wieder in Richtung Hohlraum des Gehäuseabschnitts bewegbar ist.
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Insbesondere in dem Fall, dass der Ausgleichsbehälter - bezüglich der Hochachse betrachtet - auf gleicher Höhe oder unterhalb des Betätigungsmittels angeordnet ist, erweist es sich als vorteilhaft, wenn der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt mindestens ein elastisches Druckspeichermittel umfasst, das eine Wandung des Hohlraums bildet, das in Abhängigkeit des im Hohlraum vorherrschenden Fluiddrucks elastisch verformbar ist.
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Solchenfalls kann ein Zuführen von Fluid vom Ausgleichsbehälter zum Betätigungsmittel auch in dem Fall gewährleistet werden, wenn der Ausgleichsbehälter auf gleicher Höhe oder unterhalb des Betätigungsmittels angeordnet ist.
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Das Druckspeichermittel kann beispielsweise eine elastische Membran umfassen. Diese kann beispielsweise zwischen dem Hohlraum des Gehäuseabschnitts oder dem Innenraum des Verschlusselements angeordnet sein. Mit steigendem Druck kann das Druckspeichermittel solchenfalls in Richtung des Innenraums des Verschlusselements ausdehnbar sein.
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Der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt kann grundsätzlich ein Element eines beliebigen Bauteils des Neigefahrzeugs sein. Es erweist sich als vorteilhaft, wenn der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt ein Element eines Scheinwerfers und/oder eines Rückspiegels umfasst.
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Solchenfalls ist auf einfache Weise gewährleistet, dass der Ausgleichsbehälter - bezüglich der Fahrzeughochachse betrachtet - oberhalb des Betätigungsmittels angeordnet ist. Darüber hinaus sind Scheinwerfer und Rückspiegel bei so genannten Heritage Motorrädern der Optik wegen raumgreifend ausgebildet, wobei innerhalb der Gehäuse der Scheinwerfer und Rückspiegel ausreichend ungenutzter Raum zur Verfügung steht, um den Hohlraum um den Gehäuseabschnitt zu bilden.
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Ferner ist bei einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass der den Ausgleichsbehälter bildende Gehäuseabschnitt zumindest abschnittweise ein zwischen Betätigungsmittel und Scheinwerfer oder Rückspiegel angeordnetes Leitungsmittel umfasst, das durch eine kanalartige Aussparung eines Halteelements, wie Stange, gebildet ist oder das rohr- oder schlauchartig, insbesondere parallel, am Halteelement festlegbar oder festgelegt ist.
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Hierdurch ist der Ausgleichsbehälter auf einfache Weise durch weitere Komponenten des Neigefahrzeugs bezüglich des zur Verfügung stehenden Volumens erweiterbar.
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Wenn das Leitungsmittel eine kanalartige Aussparung eines Halteelements, wie Stange, umfasst, kann auf ohnehin vorhandene Bauteile zurückgegriffen werden. Hierdurch ist die Ausbildung des Neigefahrzeugs um weitere Bauteile reduzierbar.
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Darüber hinaus erweist es sich als vorteilhaft, wenn der als Ausgleichsbehälter ausgebildete Gehäuseabschnitt zumindest bereichsweise ein transparentes Sichtfenster umfasst, durch das der Hohlraum, insbesondere das im Hohlraum angeordnete Fluid, von außen, insbesondere visuell, erfassbar ist und/oder wenn der als Ausgleichsbehälter ausgebildete Gehäuseabschnitt in Gänze ein transparentes Material umfasst.
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Durch das Vorsehen eines Sichtfensters und/oder durch das Ausbilden des Ausgleichsbehälters in Gänze aus einem transparenten Material ist durch den Fahrzeugfahrer stets überprüfbar, ob ausreichend Fluid zum Bedienen des Betätigungsmittels und des Fahrzeugaggregats zur Verfügung steht.
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Bei einer Weiterbildung letztgenannter Ausführungsform kann im oder am Sichtfenster oder am transparenten Material eine Skala angebracht sein, die einem Fahrzeugfahrer das Ablesen und Erfassen einer Füllstandshöhe ermöglicht. Hierdurch ist die Wartung des Neigefahrzeugs erleichtert.
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Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den beigefügten Patentansprüchen, aus der zeichnerischen Darstellung und nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform des Neigefahrzeugs.
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In der Zeichnung zeigt:
- 1 Eine Vorderansicht auf ein Neigefahrzeug;
- 2 Eine seitliche Schnittansicht auf ein erstes Ausführungsbeispiel einer Ausgleichseinrichtung eines Neigefahrzeugs;
- 3 Eine geschnittene Seitenansicht auf zwei Bereiche eines zweiten Ausführungsbeispiels der Ausgleichseinrichtung des Neigefahrzeugs.
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1 zeigt ein insgesamt mit dem Bezugszeichen 2 versehenes Neigefahrzeug. Dieses umfasst mindestens ein Betätigungsmittel 4, durch das mittels eines Fluids ein Fahrzeugaggregat 6 hydraulisch ansteuerbar ist. Darüber hinaus umfasst das Neigefahrzeug 2 eine Ausgleichseinrichtung 8.
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Die 2 und 3 zeigen jeweils unterschiedliche Ausführungsbeispiele einer Ausgleichseinrichtung 8 des Neigefahrzeugs 2. Allen Ausführungsbeispielen ist gemein, dass die Ausgleichseinrichtung 8 einen Ausgleichsbehälter 10 umfasst, in dem zumindest eine Teilmenge des Fluids anordenbar ist. Die Ausgleichsbehälter 10 stehen mit den jeweiligen Betätigungsmitteln 4 in Fluidverbindung. Mit Blick in 1 umfasst das Neigefahrzeug 2 eine Fahrzeugkomponente 12, die mit dem Fahrzeugaggregat 6 funktional gekoppelt ist.
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Mit Blick in die 2 und 3 ist ersichtlich, dass die Ausgleichseinrichtung 8 und die Fahrzeugkomponente 12 zumindest abschnittsweise ein gemeinsames Bauteil umfassen.
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Bei allen Ausführungsbeispielen weist die Fahrzeugkomponente 12 einen Gehäuseabschnitt 14 auf, der den Ausgleichsbehälter 10 umfasst. In dem Gehäuseabschnitt 14 ist ein Hohlraum 16 angeordnet, der vom Gehäuseabschnitt 14 zumindest überwiegend umfangen ist. In dem Hohlraum 16 ist die Teilmenge des Fluids anordenbar.
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Darüber hinaus ist allen Ausführungsbeispielen gemein, dass die Fahrzeugkomponente 12 auf der dem Betätigungsmittel 4 abgewandten Seite eine Aussparung 18 umfasst, durch die der Hohlraum 16 von außen zugänglich ist. Die Aussparung 18 ist jeweils durch ein kappenartiges Verschlusselement 20 verschließbar, indem das kappenartige Verschlusselement 20 in die Aussparung 18 eingeführt und darin festgelegt wird. In dem Verschlusselement 20 ist eine Öffnung 22 angeordnet, durch die ein Innenraum 24 des Verschlusselements 20 von außen zugänglich ist. Um ein Auslaufen von Fluid, das im Hohlraum 16 angeordnet ist, zu verhindern, ist zwischen Hohlraum 16 des Gehäuseabschnitts 14 und Innenraum 24 des Verschlusselements 20 ein Ausweichmittel 26 angeordnet. Diese umfasst bei den in den 2 und 3 gezeigten Ausführungsbeispielen einen Faltenbalg 26.
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2 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel des Neigefahrzeugs 2, bei der die Ausgleichseinrichtung 8 in einem Rückspiegel 28 angeordnet ist. Dieser ist mittels eine Halteelements 30 an dem Neigefahrzeug 2 festgelegt. Das Halteelement 30 umfasst eine kanalartige Aussparung 32, durch die das Fluid rohrartig zum Betätigungsmittel 4 fließen kann.
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Darüber hinaus ist bei dem in 2 gezeigten ersten Ausführungsbeispiel des Neigefahrzeugs 2 ein Sichtfenster 34 vorgesehen, durch das der Hohlraum 16 von außen, insbesondere visuell, erfassbar ist.
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3 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel des Neigefahrzeugs 2, bei der die Fahrzeugkomponente 12 einen Rückspiegel 28 des Neigefahrzeugs umfasst. Im Unterschied zum Ausführungsbeispiel gemäß 2 ist der Ausgleichsbehälter 10 nicht in einem Spiegelgehäuse des Rückspiegels 28 angeordnet, sondern ausschließlich durch das die Aussparung 32 umfassende Halteelement 30.
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Darüber hinaus kann das Halteelement 30 teilweise oder in Gänze ein transparentes Material umfassen, wodurch der Hohlraum 16, der durch die Aussparung 32 gebildet ist, von außen visuell erfassbar ist.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Ansprüchen sowie in der Zeichnung offenbarten Merkmale der Erfindung, können sowohl einzeln, als auch in jeder beliebigen Kombination in der Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- Neigefahrzeug
- 4
- Betätigungsmittel
- 6
- Fahrzeugaggregat
- 8
- Ausgleichseinrichtung
- 10
- Ausgleichsbehälter
- 12
- Fahrzeugkomponente
- 14
- Gehäuseabschnitt
- 16
- Hohlraum
- 18
- Aussparung
- 20
- Verschlusselement
- 22
- Öffnung
- 24
- Innenraum
- 26
- Ausweichmittel
- 28
- Rückspiegel
- 30
- Halteelement
- 32
- Aussparung
- 34
- Sichtfenster