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Die Erfindung betrifft einen Stiefel mit einem Boden und einem aus einem Fußteil und einem Rohr gebildeten Schaft, wobei das Rohr einen in Längsrichtung des Rohrs verlaufenden, das Rohr in zwei Rohrabschnitte unterteilenden Schlitz aufweist. Insbesondere betrifft die Erfindung einen zur Verwendung als Reitstiefel ausgebildeten Stiefel.
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Es ist hinreichend bekannt, dass Stiefel eine Art Fußbekleidung darstellen, die häufig im Hinblick auf deren spezifische Verwendung daran angepasste Modifikationen aufweisen kann. Der Stiefel ist dabei - wie jeder Schuh - in einen unteren Teil, den wenigstens eine Sohle aufweisenden Schuhboden, und einen oberen Teil, den Schaft unterteilt. Gegenüber dem nur bis zur Fußbeuge reichenden Halbschuh ist ein Stiefel jedoch ein Schuh, dessen Schaft bis mindestens über den Knöchel reicht, wobei der Stiefelschaft nochmals grob in den Fußteil und das sich daran anschließende, nach oben reichende Rohr untergliedert wird.
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Neben anderen Anwendungen werden Stiefel insbesondere im Reitsport verwendet. Man unterscheidet dort im Wesentlichen zwischen Dressurstiefeln, Springstiefeln, Polostiefeln und Westernstiefeln. Trotz unterschiedlicher Anforderungen an die Beweglichkeit im Stiefel und den Tragekomfort ist den Stiefeln eine gewisse durch den Schaft vermittelte Stabilität des Stiefels gemeinsam.
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Insbesondere stellt der Dressurstiefel die klassische Form des Reitstiefels dar. Seine hohe Form und die Versteifung des Stiefels an der Außenseite sollen eine stabilere Lage des Unterschenkels am Pferd fördern und das Bein länger erscheinen lassen, wobei der Stiefel schlank geschnitten ist, um dem Reiter im Bereich der Wade einen guten Kontakt zwischen der Wade und dem Pferdeleib zur Ausübung der Reiterhilfen zu ermöglichen.
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Zum einfacheren Einsteigen können die Stiefel einen Reißverschluss haben, der insbesondere auf der vorderen Innenseite platziert wird, damit dieser beim Reiten nicht stört und vom Zuschauer nicht gesehen wird. Hierfür wird das Rohr in Längsrichtung geschlitzt ausgebildet, wobei die beiden Rohrbestandteile mittels eines Reißverschlusses miteinander verbunden werden. Alternativ kann auch eine die beiden Rohrbestandteile miteinander verbindende Schnürung vorgesehen sein.
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Nachteilig an der bekannten Ausgestaltung, insbesondere von Reitstiefeln, ist, dass bei der Herstellung der Stiefel zwar ein gewisses Angebot hinsichtlich der Schuhgröße, nicht aber hinsichtlich des Wadenumfangs besteht. Insbesondere Reiter sehen sich daher gezwungen, einen Kompromiss hinsichtlich der Schuhgröße und des Rohrumfangs, also hinsichtlich des Tragekomforts und einem ruhigen Sitz auf dem Pferd, einzugehen.
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Darüber hinaus kommt es vor, dass sich der Wadenumfang bei ansonsten konstanter Schuhgröße ändert, sodass Tragekomfort und ruhiger Sitz durch mangelnden Tragekomfort leiden. In der Regel bedarf es daher bei Veränderungen im Wadenumfang eines neuen Stiefels.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Stiefel zu schaffen, der an unterschiedliche Wadenumfänge angepasst werden kann, um den Tragekomfort des Stiefels auch bei Veränderungen im Wadenumfang zu erhöhen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Stiefel mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch durch die Mini-Chaps mit den Merkmalen von Anspruch 9 gelöst. Die Unteransprüche geben jeweils vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
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Grundgedanke der Erfindung ist es, einen im Rohr geschlitzten Stiefel so auszubilden, dass dieser entlang dessen Rohrumfangs einen Einsatz vorbestimmter Breite aufnimmt, mit dem der Rohrumfang an den jeweiligen Wadenumfang angepasst werden kann. Idealerweise weist der Stiefel eine Mehrzahl von Einsätzen unterschiedlichen Ausmaßes auf, die bei entsprechendem Bedarf in das Stiefelrohr eingesetzt werden können, um so den Tragekomfort und den ruhigen Sitz des Reiters auf dem Pferd zu fördern. Dabei ist der Einsatz nicht fest, sondern erfindungsgemäß lösbar mit dem Stiefel verbunden, beispielsweise mithilfe von Reißverschlüssen, Knöpfungen oder Schnürungen, sodass ein einfacher Austausch eines Einsatzes gegen einen anderen Einsatz möglich ist.
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Einerseits ist damit den Herstellern von Stiefeln ermöglicht, für jede Schuhgröße nur einen einzigen Stiefel bereit zu halten, bei dem der Schaft durch lösbares Einsetzen einer Mehrzahl von Einsätzen mit unterschiedlichen Abmessungen dem jeweiligen Wadenumfang angepasst werden kann. Andererseits ist es dem Reiter möglich, seinen Reitstiefel bei veränderter Wadenform entsprechend anzupassen, ohne dass es eines neuen Stiefelpaars bedarf. Außerdem sind auch Anpassungen hinsichtlich unterschiedlich ausgeprägter Waden einer Person möglich.
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Die Erfindung eignet sich ebenso für Mini-Chaps, bei denen lediglich ein Schaft, aber kein Fußteil vorgesehen ist. Hierfür wird beispielsweise auf Halbschuhe oder bevorzugt Stiefeletten zurückgegriffen.
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Erfindungsgemäß ist also ein Stiefel mit einem Boden und einem aus einem Fußteil und einem Rohr gebildeten Schaft vorgesehen, wobei das Rohr einen in Längsrichtung des Rohrs verlaufenden, das Rohr in zwei Rohrabschnitte unterteilenden Schlitz, ein die Rohrabschnitte miteinander verbindender Einsatz und jeweils ein den Einsatz mit jeweils einem Rohrabschnitt lösbar verbindendes Verbindungsmittel aufweist.
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Der im Rohr vorgesehene Schlitz unterteilt also - wie auch beim herkömmlichen Reitstiefel nach dem Stand der Technik bekannt - das Rohr in einen nach Innen gerichteten Abschnitt und einen nach Außen gerichteten Abschnitt. In diesen Schlitz ist ein den Rohrumfang erweiternder Einsatz eingesetzt, der einerseits mit dem inneren Rohrabschnitt und andererseits mit dem äußeren Rohrabschnitt lösbar verbunden ist.
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Die jederzeit einfach und schnell vorzunehmende bzw. zu lösende Verbindung zwischen den Rohrabschnitten und dem Einsatz ist bevorzugt als Reißverschluss, einer Knöpfung oder einer Schnürung ausgebildet. Insbesondere ist dabei vorgesehen, dass die die Rohrabschnitte mit dem Einsatz verbindenden Verbindungsmittel identisch ausgebildet sind, also beispielsweise zwei Reißverschlüsse zur Verbindung des Einsatzes mit dem Rohr vorgesehen sind.
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Jeder Rohrabschnitt weist also einen Anteil des Verbindungsmittels und der Einsatz den jeweiligen anderen Anteil des Verbindungsmittels auf, wobei die Anteile der Verbindungsmittel zueinander kompatibel ausgebildet sind. Bei einer Verbindung des Einsatzes mit den Rohrabschnitten beispielsweise mittels Reißverschlüssen werden sowohl die Rohrabschnitte als auch der Einsatz mit miteinander kooperierende Krampen aufweisenden Seitenteilen versehen sein, wobei der Schieber eines Reißverschlusses entweder am Rohrabschnitt oder am Einsatz befestigt ist.
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Höchst bevorzugt ist vorgesehen, dass der Anteil des mit dem einen Rohrabschnitt verbundenen Verbindungsmittels und der Anteil des mit dem anderen Rohrabschnitt verbundenen Verbindungsmittels zueinander kompatibel ausgebildet sind. So ist es möglich, (nicht erfindungsgemäß ausgestaltete) Stiefel erfindungsgemäß nachzurüsten oder bei einer Verschlankung der Wade den Einsatz wegzulassen und (wie aus dem Stand der Technik bekannt) ohne Einsatz zu verschließen. Hierfür weist der Einsatz also auf seiner einen Seite ein ein Krampen aufweisendes Seitenteil eines Reißverschlusses mit Schieber und auf seiner anderen Seite ein ein Krampen aufweisendes Seitenteil eines Reißverschlusses ohne Schieber auf.
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Der Einsatz ist insbesondere an der Innenseite oder an der Rückseite des Stiefels angeordnet.
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Der Einsatz ist bevorzugt aus einem textilen Material gebildet. Besonders bevorzugt ist der Einsatz aus einem elastischen Material gebildet. Beispielsweise kann der Einsatz als textiles Material mit darin eingearbeiteten elastischen Fasern hergestellt sein. Alternativ kann der Einsatz auch aus Leder oder Kunstleder gefertigt sein.
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Der Einsatz kann in verschiedenen Farben vorgehalten werden und gegenüber dem Stiefel auch farblich abgesetzt sein.
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Schließlich ist der Stiefel nach einer besonders bevorzugten Ausgestaltung als Reitstiefel ausgebildet. Dieser kann beispielsweise am Umfang des Rohrs verlaufende Schnallen und/oder an der Schaftabschlusskante eine als Zugschlaufe zu verwendende Struppe aufweisen.
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Alternativ werden erfindungsgemäß Mini-Chaps mit einem Schaft bereitgestellt, wobei das Rohr einen in Längsrichtung des Rohrs verlaufenden, das Rohr in zwei Rohrabschnitte unterteilenden Schlitz aufweist, und ein die Rohrabschnitte miteinander verbindender Einsatz und jeweils ein den Einsatz mit jeweils einem Rohrabschnitt lösbar verbindendes Verbindungsmittel vorgesehen sind.
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Das Verbindungsmittel ist wie auch beim Stiefel ausgewählt aus den Verbindungsmitteln bestehend aus einem Reißverschluss, einer Knöpfung und einer Schnürung.
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Die die Rohrabschnitte mit dem Einsatz verbindenden Verbindungsmittel sind bevorzugt identisch ausgebildet, wobei der Anteil des mit dem einen Rohrabschnitt verbundenen Verbindungsmittels und der Anteil des mit dem anderen Rohrabschnitt verbundenen Verbindungsmittels besonders bevorzugt zueinander kompatibel ausgebildet sind.
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Der Einsatz ist bevorzugt aus einem textilen Material gebildet. Insbesondere ist der Einsatz aus einem elastischen Material gebildet.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines in den beigefügten Zeichnungen dargestellten, besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels eines Reitstiefels näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine perspektivische Seitenansicht eines erfindungsgemäß ausgestalteten Reitstiefels; und
- 2 eine Rückansicht des in 1 dargestellten Reitstiefels.
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1 zeigt eine perspektivische Seitenansicht eines erfindungsgemäß ausgestalteten (linken) Reitstiefels. Der als Reitstiefel ausgebildete Stiefel 10 weist einen Boden 20 und einen Schaft 30 auf, wobei der Schaft 30 aus einem Fußteil 32 und einem Rohr 34 gebildet ist.
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Im oberen Bereich des Rohrs 34, nahe der Schaftabschlusskante sind zwei Schnallen zu erkennen, wobei die in Längsrichtung des Rohrs 34 verlaufende Schnalle vorwiegend aus ästhetischen Gesichtspunkten angebracht ist. Die in Richtung des Umfangs des Rohrs 34 verlaufende Schnalle - wie aus der in 2 gezeigten Rückansicht des Stiefels 10 deutlich wird - hingegen stabilisiert das Rohr 34 im Bereich der Schaftabschlusskante.
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Aus der in 2 dargestellten Rückansicht des Stiefels 10 ergibt sich eine besonders bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung. Zum einen ist zu erkennen, dass das Rohr 34 nicht als in Umfangrichtung durchgehendes Rohr ausgebildet ist, sondern durch einen in Längsrichtung des Rohrs 34 verlaufenden Schlitz unterteilt ist. Der Schlitz unterteilt das Rohr 34 in zwei Rohrabschnitte 34a, 34b, nämlich in einen nach Innen gerichteten Rohrabschnitt 34a und einen nach Außen gerichteten Rohrabschnitt 34b auf. Zwischen die beiden Rohrabschnitte 34a, 34b ist ein die Rohrabschnitte 34a, 34b miteinander verbindender Einsatz 40 vorgesehen, der vorbestimmte Abmessungen, insbesondere eine vorbestimmte Breite aufweist. Durch Auswahl und Einsetzen eines geeigneten Einsatzes 40 zwischen die Rohrabschnitte 34a, 34b kann der Rohrumfang an den Wadenumfang des Reiters angepasst werden.
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Dafür wird der Einsatz 40 auf gegenüberliegenden Seiten des Einsatzes 40 durch jeweils ein Verbindungsmittel 50, 60 mit den Rohrabschnitten 34a, 34b verbunden. Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Verbindungsmitteln 50, 60 jeweils um die dargestellten Reißverschlüsse 50, 60.
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Zur Verbesserung des Halts im Stiefel können an der Schaftabschlusskante und im Bereich der Hinterkappe 36 Schnallen vorgesehen sein, die sich entlang des Umfangs des Rohrs 40 erstrecken. Besonders bevorzugt ist dabei vorgesehen, dass die Schnalle an der Hinterkappe 36, eine als Schnalle ausgebildete Hinterkappe 36 oder die Hinterkappe 36 selbst das untere Ende der Reißverschlüsse 50, 60 verdeckt.