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Die Erfindung betrifft ein Schließsystem für eine Kraftfahrzeugtür mit einem Türschloss, das mittels eines Antriebssystems in eine Freigabestellung überführbar ist, sowie mit einem Türgriff, der in einer Ruheposition flächenbündig versenkt in einer Türaussparung einer Türaußenhaut angeordnet ist, und der zur manuellen Bedienung in eine Funktionsstellung überführbar ist, in der der Türgriff über die Türaußenhaut nach außen abragt, und/oder mit einem Schließzylinder, der mechanisch mit dem Türschloss in Wirkverbindung ist, um das Türschloss in eine Entriegelungsstellung oder in die Freigabestellung zu überführen.
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Ein derartiges Schließsystem ist aus der
WO 2016/113339 A1 bekannt. Eine Kraftfahrzeugtür weist ein Türschloss auf, das mittels eines Schließsystems in eine Freigabestellung überführbar ist. Das Schließsystem umfasst ein Türgriffsystem, das einen zwischen einer flächenbündig in einer Türaußenhaut versenkt angeordneten Ruhestellung und einer über die Türaußenhaut nach außen abragenden Funktionsstellung beweglich gelagerten Türgriff umfasst. Der Türgriff wird zwischen seiner Ruhestellung und seiner Funktionsstellung durch ein Antriebssystem verlagert. Das Antriebssystem ist elektrisch ausgeführt. Der Türgriff ist mit einer Sensorik versehen, die ein Umgreifen des Türgriffs durch eine Bedienperson erfasst und so eine elektrische Betätigung des Türschlosses steuert, um dieses in seine Freigabestellung zu überführen. Hierdurch kann die Kraftfahrzeugtür von Hand aufgezogen werden.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schließsystem der eingangs genannten Art zu schaffen, das bei Ausfall des Antriebssystems eine Notbetätigung des Türschlosses ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass der Türgriff frontseitig eine bewegliche Blende aufweist, die in einer Ausgangslage relativ zu dem Türgriff verrastet ist, und die relativ zu dem Türgriff derart verlagerbar ist, dass ein manuelles Überführen des Türgriffs in die Funktionsstellung ermöglicht ist, oder dass der Schließzylinder für einen Zugang durch einen Schlüssel freigelegt ist. Frontseitig im Sinne der Erfindung bedeutet in Fahrzeugquerrichtung außenseitig, so dass die Blende in Fahrzeugquerrichtung außenliegend angeordnet ist, um auch bei in Ruheposition versenktem Türgriff ein Ergreifen und Bedienen der Blende durch eine Bedienperson, die außerhalb des Fahrzeugs befindlich ist, zu ermöglichen. Die bewegliche Blende ist im normalen Betrieb des Schließsystems, d.h. bei funktionsfähigem Antriebssystem, an dem Türgriff verrastet und demzufolge in einer stationären Stellung relativ zum Türgriff fixiert. Für eine Bewegung der Blende wird die Blende zunächst entrastet und anschließend relativ zu dem Türgriff verlagert. Die erfindungsgemäße Lösung eignet sich in besonders vorteilhafter Weise für eine Seitentür eines Personenkraftwagens. Vorzugsweise ist das Antriebssystem ein elektrisches Antriebssystem und das Türschloss wird im normalen Funktionszustand ausschließlich elektrisch betätigt. Für eine Notbetätigung kann entweder der Türgriff selbst mechanisch mit dem Türschloss verbunden sein, um dieses öffnen zu können, oder der Schließzylinder ist direkt oder indirekt mechanisch mit dem Türschloss verbunden, um dieses entweder zu entriegeln oder zu öffnen.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist die Blende schwenkbeweglich an dem Türgriff gelagert. Vorzugsweise ist die Blende um eine zumindest weitgehend in Fahrzeughochrichtung erstreckte Schwenkachse an dem Türgriff schwenkbeweglich gelagert. Alternativ kann die Blende um eine zumindest weitgehend in Fahrzeugquerrichtung erstreckte Schwenkachse an dem Türgriff schwenkbeweglich gelagert sein. Im ersten Fall kann die Blende etwa horizontal in Fahrzeugquerrichtung nach außen aufgeschwenkt werden. Im zweiten Fall wird die Blende aus einer mit dem Türgriff fluchtenden Horizontalstellung heraus nach oben oder nach unten verschwenkt.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung weist eine Frontseite des Türgriffs eine Führungskulisse auf, in der die Blende linearbeweglich verschiebbar gelagert ist. Bei dieser Ausgestaltung ist die Blende als Schiebeblende ausgeführt, die nach einem Entrasten vorzugsweise horizontal längs der Frontseite des Türgriffs nach vorne oder nach hinten verschoben werden kann.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Blende formstabil oder flexibel gestaltet. Bei schwenkbeweglicher Lagerung der Blende ist die Blende vorzugsweise formstabil ausgeführt. Bei linearbeweglich verschiebbarer Blende ist die Blende vorzugsweise flexibel gestaltet, um die Blende auch längs einer Krümmung des Türgriffs nicht nur entlang der Frontseite, sondern in Fahrzeugquerrichtung nach innen, d.h. zur Fahrzeugmitte hin, verschieben zu können.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Blende durch eine Vielzahl von in Hochrichtung erstreckten, parallel nebeneinander angeordneten und miteinander verbundenen Lamellen gestaltet. Die Lamellen sind vorzugsweise durch Filmscharniere miteinander verbunden. Die nach Art eines Rollos gestalteten Lamellen ermöglichen eine Flexibilität der Blende. Die Lamellen erstrecken sich quer zur Verschieberichtung der Blende, um die Krümmbarkeit der Blende längs der Verschieberichtung zu ermöglichen.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung weist die Blende eine Griffprofilierung auf, um ein manuelles Bewegen der Blende zu unterstützen. Die Griffprofilierung kann als von der Außenseite der Blende nach außen abragender Steg, als Riffelung oder als ähnlich gestaltete Profilierung ausgeführt sein, die die Initiierung einer Bewegung der Blende durch einen Finger einer Hand ermöglicht.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung, die anhand der Zeichnungen dargestellt sind.
- 1 zeigt schematisch eine Kraftfahrzeugtür mit einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schließsystems,
- 2 schematisch in vergrößerter Darstellung einen horizontalen Längsschnitt durch ein Türgriffsystem des Schließsystems nach 1,
- 3 schematisch in perspektivischer Frontdarstellung einen Teilbereich des Türgriffsystems gemäß 2,
- 4 schematisch in einer Frontansicht ein Türgriffsystem gemäß einer weiteren Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schließsystems,
- 5 schematisch einen horizontalen Längsschnitt durch das Türgriffsystem nach 4 und
- 6 schematisch einen Querschnitt durch eine Führung einer flexiblen Blende des Türgriffsystems nach den 4 und 5.
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Eine Kraftfahrzeugtür gemäß 1 stellt eine Seitentür 1 eines Personenkraftwagens dar. Die Seitentür 1 ist mit einer nicht dargestellten Türkarosseriestruktur versehen, die tragende Funktion für die Seitentür 1 hat. Zudem ist die Seitentür 1 mit einer Türaußenhaut 6 versehen.
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Die Seitentür 1 ist im Bereich ihrer Vorderseite (in der Zeichnung gemäß 1 links) in nicht näher dargestellter Weise mit einer Türscharnieranordnung versehen, mittels der die Seitentür 1 an einer A-Säule einer Karosserietragstruktur des Personenkraftwagens angeschlagen ist. Die Seitentür 1 ist um eine durch die Türscharnieranordnung definierte Türschwenkachse schwenkbeweglich gelagert zwischen einer Schließstellung und einer Öffnungsstellung. Zur Sicherung der Seitentür 1 in ihrer Schließstellung ist ein Schließsystem 2 bis 5 vorgesehen, das türseitig ein Türschloss 2 umfasst. Das Türschloss 2 wirkt mit einem stationären Schlossgegenstück im Bereich einer B-Säule der Karosserietragstruktur des Personenkraftwagens zusammen. Das Türschloss 2 wird mittels eines elektrischen Antriebssystems in eine Freigabestellung überführt, in der die Seitentür 1 geöffnet werden kann. Bei einem Schließen der Seitentür 1 überführt das Antriebssystem das Türschloss 2 automatisch wieder in seine Sperrstellung.
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Das elektrische Antriebssystem kann durch ein Türgriffsystem 3 aktiviert werden, das einen Türgriff 4 aufweist. Der Türgriff 4 ist in seiner Ruheposition flächenbündig versenkt in einer Türaussparung 5 der Türaußenhaut 6 angeordnet. Der Türgriff 4 ist zwischen der Ruheposition und einer Funktionsposition, in der der Türgriff 4 gegenüber der Türaußenhaut 6 durch die Türaussparung 5 hindurch nach außen verlagert ist, in einem Modulgehäuse des Türgriffsystems 3 beweglich gelagert. In einem normalen Funktionszustand der Seitentür 1, des Schließsystems und des Türgriffsystems 3 wird der Türgriff 4 durch das elektrische Antriebssystem zwischen der Ruheposition und der Funktionsposition verlagert.
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Dem Türgriffsystem ist zudem ein Schließzylinder 7 (2 und 3) zugeordnet, der bei Ausfall der Elektrik des Antriebssystems oder der gesamten Fahrzeugelektrik dennoch ein Entsperren oder Öffnen des Türschlosses 2 ermöglicht. Der Schließzylinder 7 ist - von außen mit Blick auf die Türaußenhaut 6 gesehen - hinter der Türaussparung 5 positioniert und entweder im Türgriff 4 integriert oder stationär im Modulgehäuse des Türgriffsystems 3 positioniert.
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Um eine Zugänglichkeit zu dem Schließzylinder 7 bei Ausfall der Elektrik zu ermöglichen, oder um eine manuelle Notbetätigung des Türgriffs 4 zu initiieren, ist eine Frontseite des Türgriffs 4 mit einer beweglichen Blende 9 versehen. Bei der Ausführungsform nach den 2 und 3 ist die Blende 9 um eine Blendenschwenkachse 12, die zumindest weitgehend in Fahrzeughochrichtung erstreckt ist, schwenkbeweglich gelagert. Die Blendenschwenkachse 12 ist nicht mittig, sondern seitlich versetzt zur Blende 9 vorgesehen, wie den 2 und 3 entnehmbar ist. Die Blende 9 ist in ihrer Schwenkbeweglichkeit nach außen begrenzt durch einen Anschlag 14 im Bereich der Frontseite des Türgriffs 4, der in 2 erkennbar ist. Die in 2 dargestellte, offene Endstellung der Blende 9, die formstabil gestaltet ist, ist ausreichend, um einen Zugriff auf den Schließzylinder 7 zu ermöglichen.
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Dem Teilabschnitt der Blende 9, der sich in 2 rechts der Blendenschwenkachse 12 befindet und in der Öffnungsstellung der Blende 9 an dem Anschlag 14 zur Anlage gelangt, ist eine Rückstellfeder 13 zugeordnet, die auf die Blende 9 permanent ein Drehmoment in Pfeilrichtung, d.h. in Richtung der Schließstellung der Blende 9, bewirkt. In der Schließstellung der Blende 9 ist diese über Rastprofilierungen 10, 11 verrastet und demzufolge gesichert. Die Sicherung durch die Rastprofilierungen 10, 11 kann durch manuelles Drücken auf die Blende 9 von außen her, vorzugsweise im Bereich des rechten Teilabschnitts, gelöst werden, wodurch die Blende 9 durch manuellen Druck oder Zug in die Öffnungsstellung überführt werden kann.
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Die Blende 9 ist über ein entsprechendes Schwenklager im Bereich der Blendenschwenkachse 12 derart stabil mit dem Türgriff 4 verbunden, dass die Blende 9 in der Öffnungsstellung von Hand ergriffen und der Türgriff 4 aus seiner versenkten Ruheposition manuell herausgezogen werden kann. In nicht dargestellter Weise kann der Türgriff 4 mittels eines mechanischen Übertragungsstrangs, insbesondere mittels eines Bowdenzugs, mechanisch mit dem Türschloss 2 verbunden sein, so dass ein Herausziehen des Türgriffs 4 von Hand eine mechanische Betätigung des Türschlosses 2 ermöglicht. Dies ist eine zusätzliche Variante, um eine Notbetätigung der Seitentür 1 bei entsprechendem Stromausfall der Fahrzeugelektrik oder der Elektrik des Antriebssystems zu ermöglichen.
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In normalem elektrischem Funktionsbetrieb wird der Türgriff 4 rein elektrisch aus seiner Ruheposition in die Funktionsposition verlagert. Hierzu ist in dem Türgriff 4 eine Sensorik 8 integriert, die die Annäherung einer Hand einer Bedienperson sowie das Umgreifen des Türgriffs 4 durch die Hand der Bedienperson erfasst und demzufolge in einem ersten Schritt den Türgriff 4 aus der Ruheposition in die Funktionsposition verfährt und in einem zweiten Schritt das Türschloss öffnet. Hierdurch kann die den Türgriff 4 mit ihrer Hand umschließende Bedienperson die Seitentür 1 in einfacher Weise aufziehen.
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Die Ausführungsform gemäß den 4 bis 6 entspricht im Wesentlichen der zuvor anhand der 1 bis 3 beschriebenen Ausführungsform. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird daher auf die Ausführungen zu den 1 bis 3 Bezug genommen. Funktionsgleiche oder identische Abschnitte und Teile sind mit gleichen Bezugszeichen unter Hinzufügung des Buchstabens a versehen. Nachfolgend wird demzufolge lediglich auf die Unterschiede des Türgriffsystems gemäß den 4 bis 6 eingegangen.
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Wesentlicher Unterschied ist es, dass bei der Ausführungsform nach den 4 bis 6 der Türgriff 4a im Bereich seiner Frontseite keine formstabile Blende, sondern vielmehr eine flexible Blende 9a aufweist, die nach Art eines Rollos horizontal in entsprechenden Linearführungen 18 der Frontseite des Türgriffs 4a verschiebbar gelagert ist. Die Linearführungen 18 erstrecken sich zum einen im Wesentlichen geradlinig über die Frontseite und zum anderen um einen gekrümmten Eckbereich des Türgriffs 4a herum nach hinten. Die flexible Blende 9a selbst ist hochkant ausgerichtet und streifenförmig gestaltet. Dabei wird die Blende 9a durch eine Vielzahl von in Hochrichtung ausgerichteten, nebeneinander angeordneten und über Filmscharniere miteinander verbundenen Lamellen 16 gebildet. Sowohl die Führungen 18 als auch die Lamellen 16 der Blende 9a sind derart gestaltet, dass sich in Verschieberichtung eine Zug- und Drucksteifigkeit ergibt. Dies bedeutet, dass die Blende 9a in den Führungen 18 aufgeschoben oder wieder zugezogen werden kann, ohne dass sich Verwerfungen, Auswölbungen oder Ähnliches ergeben. Um ein manuelles Verschieben der Blende 9a zu ermöglichen, ist die Blende 9a an einem Stirnendbereich mit einer Griffprofilierung 15 versehen, die eine Handhabung der Blende 9a für eine Linearverschiebung in Richtung des Doppelpfeils (5) ermöglicht. Die Blende 9a ist zumindest so weit horizontal entlang der Frontseite des Türgriffs 4a verschiebbar (siehe 4), dass der Schließzylinder 7a freilegbar ist. Der Blende 9a ist zudem in nicht näher gezeigter Weise eine Rasteinrichtung zugeordnet, die die Blende 9a in ihrer Schließstellung gemäß den 4 und 5 sichert. Diese Rasteinrichtung ist mechanisch ausgeführt und manuell überdrückbar. Dies bedeutet, dass bei Ergreifen der Griffprofilierung 15 die Hand der Bedienperson die Rasteinrichtung lösen und die Blende 9a in Richtung ihrer Öffnungsstellung nach rechts - bezogen auf 4 und 5 - verschieben kann. Bei einem erneuten Schließen der Blende 9a wird die Rasteinrichtung zwangsläufig wieder aktiv, da entsprechend komplementäre Rastelemente der Rasteinrichtung, die an der Blende 9a einerseits und am Türgriff 4a andererseits vorgesehen sind, wieder ineinander einrasten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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