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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verarbeiten von Schlachtvieh, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist: Bereitstellen eines betäubten oder toten Schlachtviehs, dessen Körper wenigstens eine Markierung aufweist, und Reinigen und Enthaaren des Körpers. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Markieren eines Körpers eines Schlachtviehs.
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Das Schlachten von Schlachtvieh erfolgt heute häufig in großen Schlachthöfen, in denen eine Vielzahl von Tieren in kurzer Zeit getötet und verarbeitet wird. Es ist wichtig, möglichst lange im Verarbeitungsprozess des Schlachtviehs nachverfolgen zu können, zu welchem Tier der jeweilige Körper oder Körperteil, der verarbeitet wird, gehört. Dies ist beispielsweise wichtig, um Gesundheitsvorschriften und Verbraucherschutzvorschriften einhalten zu können, um beispielsweise nach der Verarbeitung des Schlachtviehs beispielsweise Fleischstücke bestimmten Tieren und damit beispielsweise auch bestimmten Zuchtbetrieben zuordnen zu können. Auf diese Weise lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt nach oder während der Verarbeitung kranke Tiere und deren Teile identifizieren und beispielsweise aus der Verarbeitungskette entfernen. Aber auch für wirtschaftliche und abrechnungstechnische Anforderungen kann es wichtig sein, im Laufe der Verarbeitung des Schlachtviehs diese jeweiligen Körperteile des Schlachtviehs einem bestimmten Tier zuordnen zu können.
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Aus dem Stand der Technik sind daher unterschiedliche Methoden bekannt, Tiere zu markieren. Dabei werden Tiere beispielsweise mit einem Brandzeichen versehen. Dabei wird in das Gewebe des Körpers Hitze und dadurch eine Koagulation induziert, wodurch sich Narben bilden, die erkennbar bleiben. Nachteilig ist jedoch, dass sich eine durch ein Brandzeichen hervorgerufene Markierung, die heute beispielsweise auch durch einen Laser hervorgerufen werden kann, nur eine relativ oberflächliche Markierung des Tierkörpers darstellt. Die Eindringtiefe ist oftmals sehr gering. In modernen Schlachthöfen, in denen eine industrielle Verarbeitung von Schlachtvieh durchgeführt wird, erfolgt das Reinigen und Enthaaren der jeweiligen Körper auf nicht besonders schonende Weise. So können Haare oder Borsten abgeschabt oder abgeflämmt werden oder mehrere Körper von Schlachtvieh werden in eine Reinigungstrommel gegeben, die in Rotation versetzt wird. Die Körper schlagen und reiben aneinander, während die Trommel rotiert, und gleiten und schaben zudem an der Innenwand der Trommel entlang. Dadurch werden die Körper gereinigt und enthaart. Dabei kann es jedoch auch zu großflächigeren Hautabschürfungen am Tierkörper kommen, wodurch gegebenenfalls vorhandene Brandzeichen vollständig entfernt oder zumindest nicht mehr lesbar wären.
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Eine alternative Methode ein Schlachtvieh zu kennzeichnen besteht darin, beispielsweise in das Ohr des Tieres ein Kennzeichen, beispielsweise einen Chip oder Plastikschild einzuprägen. Werden mehrere Tiere, die auf diese Weise gekennzeichnet sind, in einer Reinigungstrommel gereinigt und enthaart, besteht die Gefahr, dass dabei die entsprechenden Körperteile, insbesondere Ohren, vom Rest des Körpers getrennt werden, so dass eine Markierung nicht mehr dem Tierkörper zugeordnet werden kann.
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Aus der
US 3 916 143 A ist das Markieren von Tieren mittels eines Lasers bekannt, wobei Haare oder die Haut des Tiers in der bestrahlten Region depigmentiert und irreversibel gekennzeichnet wird. Es handelt sich um Brandzeichen. Die
WO 01/05 238 A1 beschreibt ein Verfahren, mit dem zweidimensional Muster und Kodierungen in die Oberfläche des Tierkörpers eingebrannt oder eingebracht werden können, wodurch zusätzliche Informationen kodiert werden können.
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Bei all diesen Verfahren ist jedoch nachteilig, dass nicht sichergestellt werden kann, dass die eingebrachte Markierung die Verfahrensschritte des Enthaarens und Reinigens, die auf wenig schonende Weise durchgeführt werden, unbeschadet übersteht. Dies hat zur Folge, dass gegebenenfalls eine Zuordnung von Tierkörpern oder Tierkörperteilen zu eingelieferten Tieren und damit zu Zuchtbetrieben nicht mehr vollständig möglich ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu beheben oder zumindest abzumildern.
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Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1, das sich dadurch auszeichnet, dass die wenigstens eine Markierung mittels einer Strahlungsquelle für elektromagnetische Strahlung hergestellt wurde, die elektromagnetische Strahlung einer Wellenlänge von mehr als 1 µm aussendet, wobei ein Absorptionskoeffizient der elektromagnetischen Strahlung in Wasser wenigstens 102 1/m und höchstens 105 1/m ist, wobei die wenigstens eine Markierung derart ausgestaltet ist, dass sie nach dem Reinigen und Enthaaren des Körpers lesbar ist.
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Eine Markierung ist im Sinne der vorliegenden Erfindung lesbar, wenn die in ihr enthaltenden Informationen auch nach dem Reinigen und Enthaaren des Körpers ausgelesen und wieder gewonnen werden können. Dies kann beispielsweise durch menschliches Auge oder maschinell, beispielsweise durch eine Bilderkennungsvorrichtung, beispielsweise eine Kamera, geschehen, die beispielsweise die aufgenommenen Bilder an eine Rechnereinheit übermittelt, in der sie mit einer Bilderkennungssoftware weiter verarbeitet und bearbeitet werden können.
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Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, dass elektromagnetische Strahlung der genannten Art geeignet ist, entsprechende Markierungen vorzunehmen, obwohl elektromagnetische Strahlung anderer Wellenlängen dazu nicht oder nicht mit solch geringen Energiemengen und Strahlungsintensitäten in der Lage ist.
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Der Absorptionskoeffizient elektromagnetischer Strahlung in Wasser ist stark von der jeweiligen Wellenlänge der Strahlung abhängig. Elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge von mehr als 1 µm und einem Absorptionskoeffizienten in Wasser zwischen 102 1/m und 105 1/m hat optimale Absorptionseigenschaften, um Markierungen der optimalen Eindringtiefe herzustellen. Auch für elektromagnetische Strahlung einer Wellenlänge von weniger als 1 µm gibt es Wellenlängenbereiche, in denen der genannte Absorptionskoeffizient erreicht wird. In diesem Fall ist jedoch die Eindringtiefe der Strahlung in tierisches Gewebe sehr groß, sodass der gewünschte Effekt nicht erreicht werden kann. Besonders bevorzugte Wellenlängen der elektromagnetischen Strahlung liegen bei 1,5 µm oder 2 µm.
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Elektromagnetische Strahlung mit einem Absorptionskoeffizienten in Wasser außerhalb des beanspruchten Bereiches verfügen über große Nachteile. Ist der Absorptionskoeffizient kleiner als 102 1/m, wird die elektromagnetische Strahlung im Wasser, das einen Hauptbestandteil der tierischen Zellen bildet, nur sehr schwach absorbiert. Dies bedeutet, dass die elektromagnetische Strahlung eine sehr hohe Eindringtiefe aufweist, sodass auch in großer Tiefe das Gewebe des Schlachtviehs beschädigt wird. Ist der Absorptionskoeffizient jedoch höher als 105 1/m, kann die elektromagnetische Strahlung kaum in das tierische Gewebe eindringen, da sie sehr stark absorbiert wird. Die damit herzustellenden Markierungen sind folglich sehr oberflächlich und nicht ausreichend tief, um nachfolgende Reinigungs- oder andere Verarbeitungsschritte zu überstehen.
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Vorzugsweise ist der Absorptionskoeffizient der elektromagnetischen Strahlung in Wasser wenigstens 103 1/m, bevorzugt wenigstens 8*103 1/m und/oder höchstens 5*104 1/m, bevorzugt höchstens 3*104 1/m.
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Vorteilhafterweise beinhaltet das Bereitstellen des Schlachtviehs folgende Schritte:
- a) Betäuben des Schlachtviehs,
- b) Entbluten des Schlachtviehs und
- c) Markieren des Schlachtviehs.
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Vorzugsweise erfolgt das Markieren des Schlachtviehs nach dem Betäuben, aber vor dem Entbluten des Schlachtviehs. Selbstverständlich können diese drei Verfahrensschritte zum Bereitstellen des Schlachtviehs auch in anderen Reihenfolgen durchgeführt werden. So ist es insbesondere denkbar, bereits das lebende Schlachtvieh, beispielsweise als Jungvieh, beispielsweise als Ferkel oder Kalb, entsprechend zu markieren. Damit ist während des gesamten Lebens und der späteren Weiterverarbeitung des Schlachtviehs eine eindeutige Zuordnung möglich, wobei die Markierung nicht ohne weiteres vom Tier entfernt werden kann. In diesem Fall würde das Markieren des Schlachtviehs vor dem Betäuben und dem Entbluten stattfinden. Es ist auch denkbar, das bereits getötete und entblutete Schlachtvieh zu markieren. Aus hygienetechnischen Gründen ist es jedoch von Vorteil, nach dem Entbluten möglichst wenig Zeit verstreichen zu lassen, bevor das Schlachtvieh und dessen Körper weiter verarbeitet wird. Daher ist es von Vorteil, das Schlachtvieh vor dem Entbluten zu markieren.
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Selbstverständlich ist der Begriff „Schlachtvieh“ im Sinne der vorliegenden Erfindung nicht auf vierbeinige Tiere oder behaarte Tiere beschränkt. Das Verfahren lässt sich auf jede Art von Schlachtvieh, beispielsweise Geflügel oder Wild, anwenden.
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Unter dem „Reinigen und Enthaaren“ des Körpers wird im Sinne der vorliegenden Erfindung verstanden, dass der Körper des Schlachtviehs von allem befreit wird, was vor dem Verarbeiten des Schlachtviehs entfernt werden muss. Dies können beispielsweise Haare, Fell, Federn oder Borsten sein. Zudem wird der Körper gereinigt, also insbesondere von Matsch und Dreck aber auch gegebenenfalls von Krankheitserregern oder sonstigen Verunreinigungen gereinigt. Die hierzu verwendeten Verfahren sind dem Fachmann seit langem bekannt.
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Vorteilhafterweise erfolgt das Markieren des Schlachtviehs mit einer Markierungsvorrichtung, die die Strahlungsquelle beinhaltet und vorteilhafterweise wenigstens ein Kontaktelement aufweist, das auf eine zu markierende Stelle des Schlachtviehs aufgesetzt wird. Dieses Kontaktelement ist vorteilhaft, jedoch nicht notwendig. Durch das Kontaktelement wird einerseits sichergestellt, dass die Strahlungsquelle, die Teil der Markierungsvorrichtung ist, immer im richtigen Abstand auf die Haut des Schlachtviehs aufgesetzt wird, um die gewünschte Markierung erzeugen zu können. Gleichzeitig wird jedoch auch sicher verhindert, dass elektromagnetische Strahlung der Strahlungsquelle ausgesandt wird, wenn dies nicht gewünscht ist. So kann das Kontaktelement beispielsweise einen Auslöseschutz beinhalten, der so eingerichtet ist, dass die Strahlungsquelle nur dann elektromagnetische Strahlung aussenden kann, wenn das Kontaktelement auf dem Schlachtvieh aufgesetzt ist. Damit können Verletzungen von Mitarbeitern des Schlachtbetriebes verhindert werden.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung handelt es sich bei der Strahlungsquelle um einen Laser. Insbesondere für diesen Fall hat sich die Verwendung eines Auslöseschutzmechanismus bewährt, um versehentliches Aussenden der Laserstrahlung zu verhindern.
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Vorteilhafterweise beinhaltet die Markierung zumindest auch wenigstens eine reliefartige Veränderung der Oberfläche des Körpers. Dabei handelt es sich vorteilhafterweise um wenigstens eine Vertiefung. Selbstverständlich ist es möglich, auch eindimensionale oder zweidimensionale Markierungen mit entsprechenden Kodierungen für zusätzliche Informationen aufzubringen. So kann beispielsweise ein Strichcode aufgebracht werden, der aus mehreren vorteilhafterweise parallel zueinander verlaufenden Vertiefungen der Oberfläche des Körpers besteht.
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Vorzugsweise weist die wenigstens eine Markierung zumindest auch wenigstens eine Schwärzung auf. Vorzugsweise weist die Markierung eine Tiefe von wenigstens 1mm von der Oberfläche des Körpers auf. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass bei den verschiedenen Verfahren zum Verarbeiten des Schlachtviehs die Markierung nicht oder zumindest nicht vollständig vom Körper des Tieres entfernt werden kann. Auf diese Weise bleibt die Markierung während des Verarbeitens des Schlachtviehs sicht- und lesbar. Insbesondere wenn Markierungen verwendet werden, die auch eine Schwärzung von Gewebe des Tierkörpers beinhalten, lässt sich die so eingebrachte Markierung mit einer Bilderkennungs- und Bildverarbeitungssoftware leicht erkennen und verarbeiten.
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Das Verfahren kann beispielswiese in einer vollautomatisierten Schlacht- und Verarbeitungseinrichtung durchgeführt werden. Die Markierungsvorrichtung kann beispielsweise als Endeffektor an einen Roboterarm oder einen sonstigen maschinellen Arm angeordnet werden und automatisch so bewegt werden, dass ein vorzugsweise vorhandenes Kontaktelement mit dem Körper des Schlachtviehs in Kontakt kommt. Über Sensoren kann erkannt werden, dass ein neuer Schlachtviehkörper vorhanden ist, der zu markieren ist. Dies können beispielsweise Druck- oder Kraftsensoren oder Bilderkennungssensoren, beispielsweise für Kamerabilder einer Kamera sein.
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Bei der Verwendung des Verfahrens ist von Vorteil, dass das Markieren vor dem Reinigen des Schlachtviehs geschehen kann. Es ist nicht nötig, zunächst grobe Verunreinigungen vom Tierkörper zu entfernen, um die Markierung aufbringen zu können. Insbesondere bei Verwendung eines Lasers aber auch bei der Verwendung anderer Strahlungsquellen werden diese Verunreinigungen durch die aufgebrachte elektromagnetische Strahlung zumindest so weit entfernt, dass die Markierung gesetzt werden kann.
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Vorteilhafterweise erfolgt das Reinigen und Enthaaren des Körpers des Schlachtviehs in einer Reinigungstrommel, in der vorteilhafterweise mehrere Körper gleichzeitig gereinigt und enthaart werden.
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Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe zudem durch ein Verfahren zum Markieren eines Körpers eines Schlachtviehs, wobei bei dem Verfahren eine Markierung mittels einer Strahlungsquelle für elektromagnetische Strahlung hergestellt wird, die elektromagnetische Strahlung einer Wellenlänge von mehr als 1 µm aussendet, wobei ein Absorptionskoeffizient der elektromagnetischen Strahlung in Wasser wenigstens 102 1/m und höchstens 105 1/m ist, wobei eine zu markierende Stelle des Körpers mit elektromagnetischer Strahlung der Strahlungsquelle bestrahlt wird. Vorzugsweise ist der Absorptionskoeffizient der elektromagnetischen Strahlung in Wasser wenigstens 103 1/m, bevorzugt wenigstens 8*103 1/m und/oder höchstens 5*104 1/m, bevorzugt höchstens 3*104 1/m. Vorteilhafterweise ist das Schlachtvieh beim Markieren noch am Leben.