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Die Erfindung betrifft eine elektrische Gitarre mit (a) einem Körper, (b) mehreren Saiten und (c) einem Tremolo, das eine Saitenaufhängung, an der die Saiten befestigt sind, und einer Halterung, die am Körper befestigt ist, aufweist. Ein derartiges elektrisches Saiteninstrument, insbesondere eine E-Gitarre oder ein E-Bass, sind seit langer Zeit bekannt. Das Tremolo dient dazu, die Tonhöhe aller Saiten kurzfristig zu erhöhen oder zu erniedrigen, sodass ein Vibrato-Effekt entsteht. Nachteilig an bekannten Tremolos ist, dass sie bei kopflosen Gitarren, insbesondere bei schrägen Bünden (multicale) nur schlecht einsetzbar sind.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes elektrisches Saiteninstrument anzugeben.
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Die Erfindung löst das Problem durch ein gattungsgemäßes elektrisches Saiteninstrument, bei dem die Saitenaufhängung mittels einer Linearführung an der Halterung geführt ist.
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Vorteilhaft an einem derartigen Saiteninstrument ist, dass es kopflos ausgeführt werden kann. Es ist nämlich möglich, dass eine Stimmeinheit, mit der die Saiten gestimmt werden können, Teil der Saitenaufhängung ist. Beim Benutzen des Tremolos wird damit die Stimmeinheit mitbewegt.
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Vorteilhaft ist zudem, dass das Tremolo vergleichsweise einfach aufgebaut ist und zudem eine geringe Bauhöhe besitzt. Es ist daher möglich, das Tremolo nachträglich in eine bestehende E-Gitarre oder einen E-Bass einzubauen.
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Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung wird unter dem Tremolo eine Vorrichtung verstanden, mittels der die Tonhöhe kollektiv für die Saiten verändert werden kann. Es ist zwar theoretisch möglich, dass das Tremolo nicht auf alle Saiten wirkt, bevorzugt sind durch Betätigen des Tremolos aber die Tonhöhen aller Saiten veränderbar.
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Unter dem Merkmal, dass die Saitenaufhängung linear an der Halterung geführt ist, wird insbesondere verstanden, dass die Saitenaufhängung mittels einer Linearführung an der Halterung geführt ist, wird verstanden, dass die Saitenaufhängung und die Halterung relativ zueinander lediglich eine Translationsbewegung ausführen können. Eine Bewegung, in den verbleibenden Translations-Freiheitsgeraden, ist genauso unterdrückt wie eine Drehbewegung von Saitenaufhängung und Halterung relativ zueinander. In anderen Worten sind die Saitenaufhängung und die Halterung linear oder längsverschieblich aneinander geführt. Selbstverständlich ist es möglich, dass die Saitenaufhängung mit Spiel längsverschieblich an der Halterung geführt ist. Besonders günstig ist es aber, wenn die Saitenaufhängung mit zumindest einem Führungselement spielfrei längsverschieblich an der Halterung geführt ist.
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Unter der Saitenaufhängung werden insbesondere alle Komponenten des Tremolos verstanden, die sich relativ zum Körper in einer Linearbewegung bewegen, wenn das Tremolo bedient wird. Es ist möglich und stellt eine bevorzugte Ausführungsform dar, dass die Saiten umlenkfrei verlaufen, das heißt sich stets entlang einer Saiten-Längsrichtung erstrecken. In anderen Worten verlaufen die Saiten unter einem Winkel von beispielsweise höchstens 5° zueinander.
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Vorzugsweise erstrecken sich die Saiten alle entlang einer gemeinsamen Saiten-Längsrichtung. Das heißt, dass sie im technischen Sinne parallel zueinander verlaufen. Hierunter ist zu verstehen, dass es zwar möglich, nicht aber notwendig und technisch in aller Regel auch nicht machbar ist, dass die Saiten streng parallel zueinander verlaufen.
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Vorzugsweise ist die Saitenaufhängung mittels einer Linearführung an der Halterung geführt, wobei die Linearführung eine Gleitführung ist. Unter einer Gleitführung wird verstanden, dass die beiden relativ zueinander bewegbaren Führungselemente aneinander abgleiten, wenn sie relativ zueinander bewegt werden. Die Gleitführung ist bevorzugt ein Lineargleitlager. Es ist zwar möglich und gemäß einer alternativen Ausführungsform vorgesehen, dass die Linearführung Wälzkörper aufweist, sodass sich ein besonders geringerer Reibwiderstand zwischen der Saitenaufhängung und der Halterung ergibt. Vorteilhaft an einer Gleitführung ist jedoch, dass diese – was eine bevorzugte Ausführungsform darstellt – besonders leicht spielfrei ausgeführt werden kann, sodass ein Klappern oder Ausleiern weitgehend ausgeschlossen ist.
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Vorzugsweise umfasst die Gleitführung ein Führungselement, das zumindest teilweise aus Kunststoff, beispielsweise aus Polytetrafluorethylen, besteht. Kunststoff besitzt, insbesondere als Reibpartner von Metall, einen kleinen Reibkoeffizienten, sodass das Tremolo leichtgängig ausgeführt werden kann.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind die Saitenaufhängung und die Halterung mittels zweier parallel verlaufender Gleitführungselemente aneinander gelagert sind, wobei ein Gleitführungselement fest mit der Halterung und der Saitenaufhängung verbunden und ein zweites Gleitführungselement mit Spiel gelagert ist. Hierunter wird insbesondere verstanden, dass das zweite Gleitführungselement beispielsweise 0,1 mm Spiel senkrecht zur Verschieberichtung hat, sodass es sich spannungsfrei dem anderen Gleitführungselement anpassen kann.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Tremolo einen schwenkbar gelagerten Hebel, der mit der Saitenaufhängung gelenkig so verbunden ist, dass durch Bewegen des Hebels eine Linearbewegung der Saitenaufhängung relativ zur Halterung bewirkbar ist. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der Hebel mittels einem Festkörpergelenk mit dem Körper verbunden. Bei bestehenden Tremoli ist dieser Hebel in aller Regel mit der Saitenaufhängung fest verbunden. Das erfindungsgemäße Tremolo ist daher komplexer aufgebaut, dieser Nachteil wird aber durch die sonstigen Vorzüge des Tremolos mehr als ausgeglichen.
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Vorzugsweise ist der Hebel mit der Saitenaufhängung durch eine Gleitkopplung verbunden. Die Gleitkopplung könnte auch als Gleitgelenk bezeichnet werden. Die Gleitkopplung ist ein Gelenk, bei dem eine Schwenkbewegung in eine Translationsbewegung überführt wird. In diesem Fall kommt es bei einer Bewegung des Hebels zu einer Relativbewegung zwischen dem Hebel und der Saitenaufhängung, bei der beide aneinander reiben. Unter einer Gleitführung und unter einer Gleitkopplung werden damit Verbindungen verstanden, bei denen es zwangsläufig zu einem Abgleiten der beiden relativ zueinander bewegten Teilen aneinander kommt.
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Die Gleitkopplung ist ausgebildet zum Umsetzen einer Schwenkbewegung des Hebels in die Linearbewegung der Saitenaufhängung. Dazu weist die Gleitkopplung vorzugsweise ein Gleitelement, beispielsweise einen Zapfen, auf, der in einem Langloch läuft. Wird der Hebel bewegt, bewegt sich der Zapfen im Langloch. Das Gleitelement ist bevorzugt spielfrei im Langloch geführt.
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Besonders günstig ist es, wenn das Saiteninstrument kopflos ist. Für kopflose Saiteninstrumente, insbesondere kopflose E-Gitarren und E-Bässe, insbesondere mit schrägen Bünden, ist bislang kein Tremolo bekannt, das zufriedenstellend funktioniert.
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Vorzugsweise besitzt das Saiteninstrument schräge Bünde. Für ein solches Saiteninstrument ist das Tremolo besonders vorteilhaft.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Saiteninstrument eine Stimmeinheit zum Stimmen der Saiten, die mit der Saitenaufhängung fest verbunden ist. Auf diese Weise kann das Instrument besonders leicht gestimmt werden.
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Günstig ist es, wenn das Tremolo eine einstellbare Spannfeder aufweist, mittels der eine Vorspannkraft zwischen Saitenaufhängung und Halterung veränderbar ist. Es ist dann möglich, die Saiten relativ zueinander zu stimmen und durch Verändern der Vorspannkraft auch absolut zu stimmen. Die Spannfedern sind durch Einstellen der Saitenspannung auf eine Mittelstellung bringbar, sodass die Tonhöhe durch Betätigen des Hebels sowohl nach oben als auch nach unten verändert werden kann.
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Es ist möglich und stellt eine bevorzugte Ausführungsform dar, dass mehr als eine Spannfeder vorhanden ist. Günstig ist es, wenn das Tremolo so ausgebildet ist, dass es durch Betätigen des Hebels sowohl die Saitenspannung erhöhen als auch erniedrigen kann.
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Vorteilhaft an einem erfindungsgemäßen Tremolo für ein elektrisches Saiteninstrument, insbesondere für eine E-Gitarre und/oder einen E-Bass, ist, dass sowohl einteilige Standardbrücken als auch mehrteilige Brücken verwendet werden können.
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Günstig ist es, wenn das Saiteninstrument 6, 7, 8 oder 9 Saiten aufweist. Diese sind vorzugsweise alle mit der Saitenaufhängung verbunden.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt
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1 schematisch ein erfindungsgemäßes Saiteninstrument in Form einer E-Gitarre,
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2 ein erfindungsgemäßes Tremolo des erfindungsgemäßen Saiteninstruments gemäß 1,
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3 eine teilweise aufgeschnittene Ansicht von oben auf das Tremolo gemäß 2,
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4 eine Seitenansicht auf das Saiteninstrument gemäß 1, bei dem das Tremolo nicht betätigt wird, und
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5 das Saiteninstrument gemäß der 1 und 4 mit betätigten Tremolo.
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Saiteninstrument 10, das einen Körper 12, mehrere Saiten 14.1, 14.2, ..., 14.6 und ein Tremolo 16, an dem die Saiten 14.i (i = 1, 2, ..., 6) befestigt sind, aufweist. Das Tremolo 16 könnte auch Vibrato genannt wird.
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Das Tremolo 16 besitzt einen Hebel 18, der auch als Tremolohebel bezeichnet werden könnte. Das Tremolo 16 hat eine Saitenaufhängung 20, an der die Saiten 14.i befestigt sind. Die Saitenaufhängung 20 weist eine Stimmeinheit 22 auf, die mehrere Stimmelemente 25.i umfasst. Jedes Stimmelement 25.i besitzt eine Stellschraube 26.i, die auch Wirbel genannt werden.
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2 zeigt Teile des Tremolos 16. Die Saitenaufhängung 20 umfasst eine Schlittenplatte 28, die linear an einer Halterung 30 des Tremolos 16 geführt ist. Die Halterung 30 ist fest mit dem Körper 12 (vgl. 1) verbunden, im vorliegenden Fall mittels Schrauben 32.1, 32.2, .... An der Schlittenplatte 28 ist die Stimmeinheit 22 befestigt.
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3 zeigt eine Ansicht von oben auf die in 2 gezeigten Teile des Tremolos 16. In einem aufgerissenen Bereich A ist die Struktur unterhalb der Schlittenplatte 28 gezeigt. Die Saitenaufhängung 20 ist mittels einer Linearführung 34 an der Halterung 30 geführt. Die Linearführung 34 umfasst zwei Führungselemente 36.1, 36.2, die im vorliegenden Fall aus Kunststoff gefertigt sind. Es ist aber auch möglich, dass die Führungselemente 36.1, 36.2 beispielsweise einen Metallkern haben und zumindest abschnittsweise auf ihrer äußeren Oberfläche ein Kunststoffelement besitzen oder vollständig aus Metall oder einem anderen Werkstoff, beispielsweise Keramik, gefertigt sind.
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Die Führungselemente 36.1, 36.2 durchgreifen Führungslöcher in einem Schlitten 38, der mit der Schlittenplatte 28 verbunden, im vorliegenden Fall verschraubt, ist.
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Das erste Führungselement 36.1 ist fest in der Halterung 30 befestigt und spielfrei im Schlitten 38 geführt. Das zweite Führungselement 36 ist mit Spiel an der Halterung 30 befestigt oder mit Spiel im Schlitten 38 geführt, sodass beispielsweise unterschiedliche thermische Ausdehnungen vorn im Schlitten 38 und der Halterung 30 nicht zu einem Verklemmen führen.
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2 zeigt, dass das Tremolo 16 einen Hebelblock 40 aufweist, der ein Loch 42 hat. Mittels dem Loch 42 kann der Hebel 18 (vgl. 1) mit dem Hebelblock 40 verbunden werden. Dazu kann das Hebelloch 42 ein Innengewinde 44 aufweisen, das mit einem Außengewinde des Hebels 18 zusammenwirkt. Der Hebelblock 40 ist mittels eines Festkörpergelenks 46, im vorliegenden Fall in Form eines elastischen Blocks, gelagert. Wird der Hebel bewegt, so führt der Hebelblock 40 eine Schwenkbewegung aus.
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Der Hebelblock 40 hat ein Langloch 48, in das ein Gleitelement 50, das im vorliegenden Fall durch einen Zapfen gebildet ist, eingreift. Der Hebelblock 40 bildet mit dem Gleitelement 50 eine Gleitkopplung 52.
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Die Halterung 30 umfasst einen Federhalter 54, an dem Spannfedern 56.1, ..., 56.4 befestigt sind. Die Spannfedern 56 (Bezugszeichen ohne Zählsuffix beziehen sich jeweils auf alle entsprechenden Objekte) sind zudem am Schlitten 38 (vgl. 3) befestigt und üben daher, wenn sie ausgelenkt werden, eine starke Vorspannkraft Fs aus, die diese Saiten (vgl. 1) spannt. Durch Stellschrauben 58.1, 58.2 kann die Vorspannkraft Fs eingestellt werden, mit der die Saiten 14 (vgl. 1) gespannt sind.
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4 zeigt eine Ansicht auf das Saiteninstrument 10, bei der der Hebel 18 aus einer gestrichelt gezeichneten Nulllage auf den Körper 12 zugedrückt wurde. Dadurch hat der Hebelblock 40 das Gleitelement 50 entgegen der Vorspannkraft Fs der Spannfedern 56 (vgl. 2) auf einen Sattel 60 (vgl. 1) zubewegt. Dadurch sinkt die Spannung in den Saiten 14 und der Ton wird tiefer.
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5 zeigt die Situation, in der der Hebel 18 aus seiner gestrichelt eingezeichneten Nulllage vom Körper 12 wegbewegt wurde. Dadurch erhöht sich die Spannkraft, die auf die Saiten wirkt und der Ton wird höher.
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In 1 ist gezeigt, dass das Saiteninstrument 10 mehrere Bünde 62.1, 62.2, ... aufweist, von denen zumindest einige schräg und/oder gekrümmt verlaufen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Saiteninstrument
- 12
- Körper
- 14
- Saite
- 16
- Tremolo
- 18
- Hebel
- 20
- Saitenaufhängung
- 22
- Stimmeinheit
- 24
- Stimmelemente
- 26
- Stellschraube
- 28
- Schlittenplatte
- 30
- Halterung
- 32
- Schraube
- 34
- Linearführung
- 36
- Führungselement
- 38
- Schlitten
- 40
- Hebelblock
- 42
- Loch
- 44
- Innengewinde
- 46
- Block
- 48
- Langloch
- 50
- Gleitelement
- 52
- Gleitkopplung
- 54
- Federhalter
- 56
- Spannfeder
- 58
- Stellschraube
- 60
- Sattel
- 62
- Bund
- A
- Aufriss
- L
- Längsrichtung
- FS
- Spannkraft