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Die Erfindung betrifft eine Fuß-Orthese sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
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Orthesen sind in vielerlei unterschiedlichen Ausführungsformen angepasst an den jeweiligen Therapiezweck bekannt. Im Bereich der unteren Extremitäten dienen beispielsweise schalenförmige Unterschenkel-Prothesen zur Ruhigstellung des Sprunggelenkes nach einer Operation.
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Einfache medizinische Unterstützungsmaßnahmen sind beispielsweise aus der
WO 00/74619 A1 bekannt. Diese Druckschrift offenbart einen Stützstrumpf, der an konkreten Stellen mit Verstärkungen zum Ausgleich externer Beanspruchungen versehen ist.
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Für die Versorgung von Patienten mit Problemen im Fußbereich, wie sie beispielsweise durch Hemispastiken hervorgerufen werden, werden nach derzeitigem Stand der Technik Maßschuhe oder Maßorthesen verwendet. Derartige Versorgungen sind aufwändige Spezialanfertigungen.
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Neben der aufwändigen Herstellungsweise können bei solchen orthopädischen Hilfsmitteln Probleme bei der Anwendung durch den Patienten auftreten. Als Beispiel ist als Problem etwa bei hypotonen Lähmungserscheinungen im Fußbereich zu nennen, dass der Patient beim Anziehen des Schuhs die Zehen nicht ausreichend anheben kann, um den Zehensteg der sensomotorischen Einlage zu überwinden und so mit den Zehen in die Schuhspitze zu gelangen.
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Der Erfindung liegt demzufolge die Aufgabe zu Grunde, eine Fuß-Orthese so auszubilden, dass sie in der Herstellbarkeit und individuellen Anpassbarkeit vereinfacht wird, dabei jedoch in ihrer therapeutischen Anwendung optimierbar ist.
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Diese Aufgabe wird produkttechnisch durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst, wonach die Fuß-Orthese umfasst:
- – eine individuell an den Träger der Orthese angepasste Einlagesohle,
- – einen die Zehenpartie des Trägers freilassenden, sich bis über dessen Knöchelpartie erstreckenden Kompressionsstrumpf,
- – mindestens ein zumindest teilweise aus einem thermoplastischen Material bestehendes, vorkonfektioniertes Versteifungselement im Bereich der Knöchelpartie des Trägers, das in physiologisch verträglich erwärmtem Zustand an die Knöchelpartie des Trägers anpassbar und mit dem Kompressionsstrumpf verbindbar ist,
- – eine feste Verbindung zwischen der Einlagesohle und dem Kompressionsstrumpf, und
- – eine Verbindung zwischen dem mindestens einen Versteifungselement und der Einlagesohle.
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Die erfindungsgemäße Fuß-Orthese weist aufgrund der vorstehenden Merkmale eine Vielzahl von Vorteilen auf. So entfällt für die Herstellung und Anpassung der Fuß-Orthese als vorbereitende Maßnahme die Herstellung eines aufwändigen Leistens oder die Verwendung eines Gips-Abdruckes. Die Fuß-Orthese ist mit herkömmlichen Schuhen einsetzbar, so dass der Träger nicht mehr die oftmals als Therapie-Schuhe erkennbaren und unter ästhetischen oder modischen Gesichtspunkten völlig ungenügenden Orthese-Schuhe tragen muss. Unter hygienischen Aspekten ist die erfindungsgemäße Fuß-Orthese bei gemäßigten Temperaturen in der Waschmaschine waschbar.
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In den abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen der Fuß-Orthese angegeben. So kann die feste Verbindung zwischen der Einlagesohle und dem Kompressionsstrumpf durch eine Klebeschicht insbesondere aus einem Kontaktkleber gebildet sein. Damit ist eine saubere Fixierung dieser beiden Komponenten der Fuß-Orthese relativ zueinander auf konstruktiv einfache Weise gewährleistet.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist das mindestens eine Versteifungselement dreilagig aus einer dem Kompressionsstrumpf zugewandten, dünnen Polsterlage, einer thermoplastisch verformbaren Stützlage und einer außen auf die Stützlage aufgebrachten, temperaturbeständigen Abdecklage aufgebaut. Damit ist die Konzeption des Versteifungselementes in seinen Komponenten an die jeweiligen Einsatzzwecke optimal angepasst. Die Polsterlage dient dabei nicht nur zum Abpolstern der aus einem im Normalzustand biegesteifen thermoplastischen Material bestehenden Stützlage und deren Verbindung zum Kompressionsstrumpf, sondern auch als Isolationslage während des Anpassens der erhitzten Stützlage an die Knöchelpartie des Trägers.
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Vorzugsweise kann das mindestens eine Versteifungselement mit seinem sohlenseitigen Rand um den Rand der Einlegesohle herumgreifen und damit verklebt werden. Dies stellt eine stabile Verbindung zwischen diesen beiden Komponenten der Fuß-Orthese dar, was deren Stützwirkung zugute kommt.
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Für die Verbindung des Versteifungselementes mit dem Kompressionsstrumpf sind zwei bevorzugte Alternativen anzugeben, nämlich einerseits eine direkte Verklebung des Versteifungselementes auf dem Kompressionsstrumpf. Damit ist die gewünschte therapeutische Unterstützung des Fußes mithilfe der Fuß-Orthese auf Dauer gewährleistet.
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Andererseits kann eine Aufnahmetasche am Kompressionsstrumpf für die Aufnahme des Versteifungselementes vorgesehen sein. Damit vereinfacht sich die Befestigung des Versteifungselementes am Kompressionsstrumpf. Diese Alternative ist für Varianten der Fuß-Orthese besonders geeignet, bei denen der Kompressionsstrumpf in unterschiedlichen Basisvarianten industriell vorgefertigt wird.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der Kompressionsstrumpf vorzugsweise im Ristbereich mit einem Reißverschluss versehen, so dass sich das Anlegen der Fuß-Orthese wesentlich komfortabler gestaltet.
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In verfahrenstechnischer Hinsicht wird die oben genannte Aufgabe durch die im Patentanspruch 10 angegebenen Verfahrensschritte wie folgt gelöst:
- – Bereitstellung einer an den Träger der Fuß-Orthese individuell angepassten Einlagesohle,
- – Bereitstellung eines an den Träger der Fuß-Orthese individuell angepassten Kompressionsstrumpfs,
- – Anpassung des mindestens einen thermoplastischen, vorkonfektionierten Versteifungselementes in physiologisch verträglich erwärmtem Zustand an den Träger,
- – Verklebung des angezogenen Kompressionsstrumpfs mit der Einlagesohle direkt am Fuß des Trägers, und
- – Anbringung des mindestens einen Versteifungselementes an den Kompressionsstrumpf und die Einlagesohle im angezogenen Zustand.
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Diese Herstellungsweise zeichnet sich durch besondere Einfachheit aus, da – wie oben bereits erwähnt – die Anfertigung eines aufwändigen Leistens oder Gipsabdruckes entfällt. Auch die Anpassung des mindestens einen Versteifungselementes und anschließende Anbindung an den Kompressionsstrumpf ist auf rationelle Weise durchführbar, da das Versteifungselement lediglich vorkonfektioniert, also in eine passende Grundformen geschnitten und anschließend durch Erwärmung und Andrücken an die Knöchelpartie des Trägers individuell an Letzteren angepasst wird.
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Bevorzugtermaßen kann der Kompressionsstrumpf mit individuell angepassten Maßen industriell gestrickt werden, was eine weitere Vereinfachung der Herstellung der erfindungsgemäßen Fuß-Orthese darstellt.
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Die Umrissform des mindestens einen Versteifungselementes wird vorzugsweise mithilfe einer Schablone bestimmt, so dass sich das Zuschneiden des Versteifungselementes in einer an die Knöchelpartie und Therapieaufgabe angepassten Gestalt erheblich vereinfacht.
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Die Anpassung des mindestens einen thermoplastischen Versteifungselementes und dessen Anbringung am Kompressionsstrumpf und der Einlagesohle erfolgt schließlich vorzugsweise in einem Arbeitsgang bei angezogenem Kompressionsstrumpf.
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Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten Zeichnungen. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht einer Fuß-Orthese,
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2 eine Seitenansicht der Fuß-Orthese gemäß 1, und
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3 und 3a einen Schnitt der Fuß-Orthese gemäß der Schnittlinie III-III nach 2 mit einem vergrößerten Detailausschnitt.
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Wie aus den Zeichnungen deutlich wird, weist die Fuß-Orthese als Hauptbestandteile einen zehenlosen Kompressionsstrumpf 1, eine Einlagesohle 2 sowie zwei Versteifungselemente 3 auf der Innen- bzw. Außen-Seite der Knöchelpartie des Kompressionsstrumpfes 1 auf. Letzterer ist in seinem Ristbereich mit einem zum oberen Rand 5 hin zu öffnenden Reißverschluss 4 versehen.
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Der Kompressionsstrumpf 1 ist aus einem elastischen, kräftigen Gestrick oder Gewirke industriell nach Maß gefertigt. Die Einlagesohle 2 ist individuell an den Träger und die zu erfüllende therapeutische Aufgabe angepasst. So kann es sich beispielsweise um eine propriozeptive Einlagesohle 2 handeln, die so genannte Pelotten für die Tonus-Anregung im Bereich der Fußsohle des Trägers aufweist. Die Herstellung und Anpassung dieser Einlagesohlen 2 ist bekannt und bedarf daher keiner näheren Erörterung.
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Wie insbesondere aus dem vergrößerten Detailausschnitt in 3 hervorgeht, sind die Versteifungselemente 3 dreilagig aufgebaut. Dem Kompressionsstrumpf 1 zugewandt sind eine dünne Polsterlage 6, darauf eine thermoplastisch verformbare Stützlage 7 und wiederum eine außen darauf angebrachte, temperaturbeständige Abdecklage 8 vorgesehen.
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Die Umrissform der Versteifungselemente 3 ist U-förmig, wobei deren Basis 9 mit ihren sohlenseitigen Rand 10 um den Rand 11 der Einlagesohle 2 herum greift und mit Rand und Unterseite der Einlagesohle 2 verklebt ist.
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Die beiden Schenkel 12, 13 der Versteifungselementes 3 umgreifen den Knöchel des Trägers und verlaufen im wesentlichen vertikal innen und außen am Sprunggelenk nach oben.
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Der Herstellungsvorgang der für die gezeigte Fuß-Orthese ist nun wie folgt zu beschreiben:
In einem ersten Schritt wird für die individuelle Herstellung der Einlagesohle 2 ein entsprechender Abdruck hergestellt und die Einlagesohle 2 in üblicher Weise angefertigt. Diese wird damit für die Herstellung der eigentlichen Fuß-Orthese bereitgestellt.
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Der Fuß des Trägers wird vermessen und daraus werden die Maße für den Kompressionsstrumpf 1 festgelegt. Dementsprechend wird der Kompressionsstrumpf 1 dann industriell auf einer üblichen Strickmaschine hergestellt und steht somit ebenfalls für die Herstellung der Fuß-Orthese bereit.
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Während des Herstellung- und Anpassungsvorgangs wird eine Schablone für die Umrissform der Versteifungselementes 3 erstellt und die Stützlage 7 aus einem entsprechenden plattenförmigen Thermoplast-Material ausgeschnitten. Als Basismaterialien haben sich in diesem Zusammenhang plattenförmige Niedertemperatur-Thermoplaste als geeignet erwiesen, die von der Firma Fritz Minke GmbH & Co. KG, D-47051 Duisburg unter der Bezeichnung M.A.X. im Handel erhältlich sind und deren Erweichungstemperatur physiologisch verträglich bei ca. 40°C bis 60°C liegt. Die Festigkeit dieses Thermoplast-Materials wird nach dem jeweiligen Versorgungsziel ausgewählt.
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Die Versteifungselemente 3 werden weiter vorbereitet, in dem die so vorbereitete Stützlage 7 mit den beiden weiteren Schichten, nämlich der Polsterlage 6 und der Abdecklage 8 belegt wird. Das Material der Polsterlage 6 ist PPT, ein thermoplastisch nicht verformbares Kautschuk-Silikon-Ethylen-Gemisch mit hoher Rückstellfähigkeit, das sich beim Erhitzen nicht nennenswert ausdehnt oder zusammenzieht. Alle drei Lagen 6, 7 und 8 werden mithilfe einer in den Zeichnungen aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassenen Kontaktkleberschicht aneinander fixiert.
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Für die eigentliche finale Herstellung der Fuß-Orthese zieht der Träger den Kompressionsstrumpf 1 an. Die Einlagesohle 2 wird mithilfe einer Schicht 14 eines Kontaktklebers am angezogenen Kompressionsstrumpf 1 fixiert. Danach werden die noch nicht angebrachten Versteifungselemente 3 nacheinander beispielsweise mit einem Warmluftgerät erhitzt, und mit dem Kompressionsstrumpf 1 und der Einlagesohle 2 in der oben erwähnten Weise mithilfe eines Kontaktklebers angeklebt. In diesem Arbeitsschritt wird gleichzeitig das jeweilige plastisch verformbare Versteifungselement 3 an die Form der Knöchelpartie angepasst. Nach dem Abbinden des Klebers und dem Erkalten der Stützlage 7 ist die Fuß-Orthese an den Träger individuell angepasst und gebrauchsfertig.
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Wie in 2 gestrichelt dargestellt angedeutet ist, kann statt der Verklebung des Versteifungselementes 3 mit dem Kompressionsstrumpf 1 auch ein Einsetzen des Elementes 3 in eine im Kompressionsstrumpf 1 angelegte Tasche 15 vorgesehen sein. Dann ist keine direkte Verbindung mehr zwischen Versteifungselement 3 und Einlagesohle 2, sondern nur eine indirekte Verbindung über den Kompressionsstrumpf 1 vorhanden.