-
Die Erfindung betrifft ein Fahrzeug, ein System mit einem entsprechenden Fahrzeug und einer Fernsteuerung sowie ein Verfahren zur Erfassung und/oder Meldung einer Unfallsituation.
-
Es sind Fahrzeuge bekannt, bei denen per Fernbedienung eine Funktion ausgelöst werden kann. Derartige Remote Services umfassen Funktionen wie Blinken, Hupen, Kofferraumöffnen usw.
-
Des Weiteren sind Fahrzeuge bekannt, bei denen ein Mobilfunksystem fest integriert ist, so dass in Notfällen ein Notruf einfach und schnell abgesetzt werden kann.
-
Zur Unterstützung eines Einpark- und Ausparkvorgangs gibt es Visualisierungssysteme, die das Fahrzeug und dessen Umgebung in 2D darstellen.
-
Aus der
DE 10 2010 056 063 ist ein Verfahren zur 3D-Visualisierung bekannt, wobei dem Fahrer die Ansicht entweder in seinem Fahrzeug oder auf einem tragbaren Gerät angezeigt wird. Das Verfahren soll verwendet werden, um einen Einparkvorgang zu automatisieren. Die Druckschrift beschreibt es des Weiteren, eine 360 Grad Rundumansicht, sowie eine entsprechende Draufsicht auf das Fahrzeug und die Umgebung zu generieren und anzuzeigen.
-
-
Prinzipiell ist es Ziel bei der Verwendung von entsprechenden Kamerasystemen, die Bedienung des Fahrzeugs zu erleichtern. Des Weiteren sollen die Insassen eines Fahrzeugs, das Fahrzeug selbst, Objekte und Personen im Umkreis des Fahrzeugs geschützt werden. Insbesondere sollen Unfälle vermieden werden und im Falle eines Unfalls sichergestellt werden, dass möglichst bald Hilfe eintrifft.
-
Systeme zur Dokumentation eines Unfallhergangs sind nur wenige bekannt.
-
Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Fahrzeug bereitzustellen, das bekannte Ansätze verbessert und/oder die Sicherheit des Fahrzeugs erhöht. Insbesondere soll ein Fahrzeug bereitgestellt werden, das im Falle eines Unfalls eine zuverlässige Versorgung der Geschädigten sicherstellt. Hinzu kommt die Aufgabe der zuverlässigen Dokumentation des Unfallhergangs. Des Weiteren soll ein entsprechendes Verfahren zur Erfassung und/oder Meldung eines Unfalls angegeben werden.
-
Die Aufgabe wird durch ein Fahrzeug gemäß dem Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren gemäß dem Anspruch 12 gelöst.
-
Insbesondere wird die Aufgabe durch ein Fahrzeug gelöst, das umfasst:
- – eine Auslöseeinrichtung;
- – eine Speichereinrichtung;
- – eine Vielzahl von Bilderfassungseinrichtungen zum Erfassen von Videobildinformationen;
- – einen Kommunikationsbus, der die Bilderfassungseinrichtungen kommunikativ mit der Auslöseeinrichtung verbindet,
wobei die Bilderfassungseinrichtungen dazu ausgebildet sind, in Reaktion auf ein von der Auslöseeinrichtung ausgesandtes Auslösesignal mindestens ein Videobild zu erfassen und in Verbindung mit Kalibrierungsdaten der jeweiligen Bilderfassungseinrichtung und/oder einem Zeitstempel in der Speichereinrichtung zu speichern.
-
Aus den Bildern für die Bilderfassungseinrichtungen, z. B. 2D- oder 3D-Kameras, und den Zusatzdaten für die Kalibrierung können die Bilder mittels Bildverarbeitung und Sichttransformation nachbearbeitet werden. In diesem Zusammenhang gibt es zahlreiche Anwendungsfälle, die die Sicherheit des Fahrzeugs erhöhen und den beispielsweise von einem Unfall Betroffenen helfen. So ist es denkbar, mit dem erfindungsgemäßen Fahrzeug Diebstähle, „Parkrempler”, Unfälle zu dokumentieren. Bei den Kalibrierungsdaten kann es sich um Daten handeln, die eine Position und/oder eine Ausrichtung und/oder eine konkrete Einstellung der Bilderfassungseinrichtungen (Blende, Auflösung, Helligkeitsabgleich usw.) angibt.
-
In einem Ausführungsbeispiel werden in der Speichereinrichtung unverarbeitete Bilddaten gespeichert, so dass es möglich ist, in Abhängigkeit von der Situation notwendige Daten zu extrahieren. Beispielsweise können bei niedrigen Geschwindigkeiten andere Details relevant sein als bei hohen Geschwindigkeiten.
-
Die Daten oder Bilder können als Rohdaten, beispielsweise im Rohdatenformat, gespeichert werden.
-
Dadurch, dass das erfindungsgemäße Fahrzeug keine festen 3D-Darstellungen vorgibt, können für jede Situation individuelle Darstellungen generiert werden. Das System gewährleistet eine echte 3D-Darstellung von Fahrzeug und Fahrzeugumfeld sowie die Selektion verschiedener Perspektiven und Blickwinkeln in einer 360 Grad Rundumansicht sowie Draufsicht.
-
Das Fahrzeug kann eine Verarbeitungseinrichtung zur Verarbeitung der in der Speichereinrichtung gespeicherten Videobilder und zur Darstellung mindestens eines Ausschnitts einer aus den Videobildern erzeugten Rundumsicht umfassen. Diese Darstellung kann beispielsweise im Fahrzeuginneren, auf einem tragbaren Gerät oder auf einem auswertenden System erfolgen. Insofern kann das Fahrzeug nicht nur die Dokumentation von Unfallsituationen übernehmen, sondern auch den Komfort bei der Bedienung des Fahrzeugs erhöhen.
-
Die Verarbeitungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, zumindest die Videobilder, die in Reaktion auf das Auslösesignal erzeugt wurden, in einem digitalen Datenpaket zusammenzufassen und über eine, vorzugsweise drahtlose, Kommunikationsschnittstelle zu kommunizieren. Das Zusammenfassen der Bilder in einem Datenpaket ermöglicht es, eine für eine bestimmte Situation relevante Sammlung von Videobildern und Kalibrierungsdaten zusammenzufassen. Gegebenenfalls können Zeitstempel ebenfalls in dem Datenpaket enthalten sein. Vorzugsweise ist das Datenpaket derart ausgebildet, dass es eine zuverlässige Rekonstruktion einer bestimmten Ist-Situation ermöglicht. In diesem Zusammenhang können auch Mechanismen vorgesehen sein, die ein Verfälschen eines Datenpakets sicher verhindern. Diesbezüglich sei rein exemplarisch auf das Bilden von Prüfsummen oder die Möglichkeit der symmetrischen oder asymmetrischen Verschlüsselung des Datenpakets verwiesen.
-
Die Auslöseeinrichtung kann kommunikativ mit einer Funkschnittstelle verbunden sein und in Reaktion auf ein über die Funkschnittstelle empfangenes Funksignal das Auslösesignal ausgeben. Im Endeffekt ist es denkbar, dass die Auslöseeinrichtung per Fernbedienung auslösbar ist, wobei sie das Auslösesignal auf dem Kommunikationsbus ausgibt. Insofern kann es einer Person außerhalb des Fahrzeugs ermöglicht werden, die Aufnahme der Videobilder auszulösen. Theoretisch ist es denkbar, dass ein weiteres Fahrzeug, das soeben mit dem Fahrzeug kollidiert ist, das Auslösesignal auslöst. Des Weiteren kann eine Person, beispielsweise mit einem Smartphone, die Auslöseeinrichtung zur Auslösung des Auslösesignals anregen, so dass beispielsweise eine Unfallsituation dokumentiert wird. In dieser Konstellation ist es ebenfalls denkbar, dass der Fahrer eines Fahrzeugs oder ein beliebiger Dritter über die Funkschnittstelle die Auslösung veranlasst, so dass er die vorliegende Situation dokumentiert und/oder erfasst. Beispielsweise kann diese Person von dem Fahrzeug eine Warnmeldung erhalten haben und in Reaktion hierauf mehr Informationen abfragen wollen.
-
Insofern ist es möglich, dass ein Fahrzeuginhaber bzw. Benutzer bequem von außen, beispielsweise via Smartphone oder anderen tragbaren Geräten, sein Fahrzeug über eine 3D-Rundum-und-Draufsicht von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten kann. Dies kann beispielsweise mit bekannten Bedienfunktionen via Touchpad/Smartphone erfolgen, bei denen bekannte Zoom-/Scroll-Funktionen unterstützt werden.
-
Die Auslöseeinrichtung kann eine Unfalldetektionseinrichtung umfassen und/oder kommunikativ mit einer Unfalldetektionseinrichtung verbunden sein, wobei die Auslöseeinrichtung dazu ausgebildet ist, das Auslösesignal dann auszugeben, wenn die Unfalldetektionseinrichtung einen Unfall detektiert. Das Fahrzeug kann also aufgrund von Sensorinformationen selbstständig Bilder und benötigte Zusatzinformationen erfassen und ggf. zu einem Datenpaket zusammenpacken. Diese Daten können für eine spätere Auswertung äußerst hilfreich sein.
-
Das Fahrzeug kann eine Positionsermittlungseinrichtung zur Ermittlung einer Position des Fahrzeugs umfassen, wobei die Auslöseeinrichtung und/oder mindestens eine Bilderfassungseinrichtung der Vielzahl von Bilderfassungseinrichtungen mit der Positionsermittlungseinrichtung kommuniziert, um das Videobild oder die Videobilder in Verbindung mit einer Positionsangabe der Positionsermittlungseinrichtung zu speichern. Bei der Erfassung der Videobilder kann die Position des Fahrzeugs eine äußerst relevante Information darstellen. Das Speichern entsprechender Daten erhöht die Qualität der Dokumentation allgemein. Des Weiteren können diese Daten für eine Bergung bzw. Rettung äußerst relevant sein.
-
Die mindestens eine Bilderfassungseinrichtung kann mindestens eine Heckkamera und/oder eine Seitenspiegelkamera und/oder Frontkamera umfassen. Insofern ist es denkbar, das erfindungsgemäße System mit häufig in Fahrzeugen bereits verwendeten Komponenten zu koppeln. So werden Heckkameras eingesetzt, um das Rückwärtsfahren mit dem Fahrzeug zu erleichtern. Im Falle eines Unfalls oder bei der Fernsteuerung des Fahrzeugs kann diese Heckkamera jedoch äußerst relevante Daten liefern. Ebenso verhält es sich mit Seitenspiegelkameras.
-
Die genannten Zeitstempel ermöglichen es, alle gesammelten Videobilder zu synchronisieren, so dass ein schlüssiges Gesamtbild, z. B. eine 3D-Rundumansicht, entstehen kann.
-
Die Auslöseeinrichtung kann dazu ausgebildet seien, Sensordaten von Sensoren in der Speichereinrichtung zu speichern und/oder dazu anzuregen, diese in der Speichereinrichtung zu speichern. In einem Ausführungsbeispiel werden also nicht nur Videobilder und/oder Kalibrierungsdaten und/oder Zeitstempel in der Speichereinrichtung gespeichert. Vielmehr wird es versucht, möglichst viele Daten zu sammeln und zur weiteren Verarbeitung zu speichern. Beispielsweise können Daten von einem oder mehreren Beschleunigungssensoren und/oder Ultraschallsensoren und/oder Passagiersensoren und/oder Verformungssensoren gesammelt werden. Des Weiteren können Sensoren von Sicherheitssystemen, beispielsweise der Auslösezustand eines Airbags, gespeichert werden.
-
Die Speichereinrichtung kann einen einmal beschreibbaren Speicher, insbesondere einen WORM-Speicher (WORM = „Write Once Read Many”) umfassen. Die einmalige Beschreibbarkeit des Speichers kann durch Software und/oder Hardware umgesetzt werden. Eine entsprechende Speichereinrichtung ermöglicht es, die Echtheit der Daten zu belegen. Ein entsprechender Speicher kann das Löschen, Überschreiben und/oder Ändern von Daten verhindern. Die Bilderfassungseinrichtung kann mindestens eine Innenraumkamera zur Erfassung mindestens eines Teils des Innenraums des Fahrzeugs umfassen. Die Bilderfassungseinrichtungen können also nicht nur dazu geeignet sein, den Außenbereich des Fahrzeugs zu erfassen, sondern auch die Situation im Innenbereich des Fahrzeugs wahrnehmen. Die durch eine Innenraumkamera gewonnenen Informationen können in einer Notfallsituation, aber auch beim Diebstahl eines Fahrzeugs äußerst relevant sein.
-
Die genannte Aufgabe wird des Weiteren durch ein System mit einem Fahrzeug und einer Fernsteuerung zur Ausgabe von Steuersignalen an das Fahrzeug gelöst, wobei die Fernsteuerung dazu ausgebildet ist, die Ausgabe der Auslösesignale auszulösen und mindestens ein Videobild von dem Fahrzeug zur Darstellung auf einer Anzeigeeinrichtung zu empfangen. Vorzugsweise ist das Fahrzeug ähnlich oder identisch ausgebildet, wie dies vorab bereits beschrieben wurde. Es ergeben sich ähnliche Vorteile, wie diese bereits in Verbindung mit dem Fahrzeug allein beschrieben wurden. Insbesondere ergeben sich im Zusammenhang mit der Fernsteuerung zahlreiche Vorteile, die die Dokumentation von Vorgängen, aber auch die Fernbedienung eines Fahrzeugs erleichtern.
-
Die genannte Aufgabe wird des Weiteren durch ein Verfahren zur Erfassung und/oder Meldung einer Unfallsituation gelöst. Dieses Verfahren kann vorzugsweise von einem Fahrzeug, wie dies vorab beschrieben wurde, durchgeführt werden. In einem Ausführungsbeispiel umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:
- a) Detektion eines Unfallereignisses, insbesondere mittels einer Unfalldetektionseinrichtung;
- b) Aussenden eines Auslösesignals auf einem Kommunikationsbus des Fahrzeugs;
- c) Empfangen des Auslösesignals durch eine Vielzahl von Bilderfassungseinrichtungen;
- d) Aufnahme mindestens eines Videobilds in Reaktion auf den Empfang des Auslösesignals durch die Bilderfassungseinrichtungen;
- e) Speichern und/oder Versenden des mindestens einen Videobilds in Verbindung mit Kalibrierungsdaten der jeweiligen Bilderfassungseinrichtung und/oder einem Zeitstempel.
-
Auch hier ergeben sich ähnliche Vorteile, wie diese vorab erläutert wurden.
-
Das Verfahren kann ein Erfassen einer Anzahl von Fahrzeugpassagieren und ein Versenden von Zusatzinformationen, insbesondere an eine Notfallzentrale, umfassend Daten bezüglich der Anzahl von Fahrzeugpassagieren umfassen. Allgemein helfen die Videobilder einem Dritten, an den diese Daten versandt werden, die Situation bzw. das vorgefallene Ereignis besser zu erfassen. Eine Notfallzentrale kann diese Daten nutzen, um ein geeignetes Rettungsteam zusammenzustellen. Die Zusatzinformationen stellen weitere Informationen bereit, die ggf. hilfreich sind. Als Zusatzinformationen können auch die vorhergehend bereits beschriebenen Sensordaten, z. B. Airbag-Daten, verstanden werden. Des Weiteren können als Zusatzinformationen fest kodierte Daten, beispielsweise Fahrzeugtyp, Halter des Fahrzeugs, usw. gespeichert und/oder kommuniziert werden.
-
Erfindungsgemäß können durch die Bilderfassungseinrichtungen eine Vielzahl von Videobildern pro Bilderfassungseinrichtung erfasst werden, wobei jedem Videobild vorzugsweise ein eigener Zeitstempel zugeordnet ist. Hierdurch kann eine Ist-Situation sowie ein zeitlicher Ablauf von Ereignissen dokumentiert werden.
-
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird des Weiteren durch ein computerlesbares Speichermedium gelöst, das ausführbare Maschinenbefehle aufweist, welche einen Computer dazu veranlassen, das beschriebene Verfahren zu implementieren, wenn diese Maschinenbefehle ausgeführt werden.
-
Weitere vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich anhand der Unteransprüche.
-
Nachfolgend wird die Erfindung mittels mehrerer Ausführungsbeispiele beschrieben, die anhand von Abbildungen näher erläutert werden. Hierbei zeigen:
-
1 eine Draufsicht auf ein Fahrzeug mit mehreren Kameras;
-
2 einzelne Komponenten einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems zur Erfassung und/oder Meldung einer Unfallsituation;
-
3 eine Detailansicht einer Unfalldetektionseinrichtung aus 2;
-
4 mögliche Kommunikationsverbindungen einer Kommunikationseinrichtung aus 2;
-
5 ein Ausführungsbeispiel eines Datenpakets zur Dokumentation einer Unfallsituation (eine Momentaufnahme); und
-
6 ein Ausführungsbeispiel eines Datenpakets zur Dokumentation einer Unfallsituation (zwei Momentaufnahmen).
-
In der nachfolgenden Beschreibung werden für gleiche und gleich wirkende Teile dieselben Bezugsziffern verwendet.
-
1 zeigt eine schematische Draufsicht auf ein Fahrzeug 10 mit einer Fahrzeugfront 12, einer Fahrgastzelle und einem Fahrzeugheck 16. An den Seiten des Fahrzeugs 10 befinden sich eine linke Seitenkammer 31 und eine rechte Seitenkammer 33, die beispielsweise als Monokameras ausgebildet sind. Am Fahrzeugheck 16 ist eine weitere Kamera, nämlich eine Heckkamera 35 angebracht, die den Heckbereich des Fahrzeugs erfasst. Auch diese Kamera kann in einem System zur virtuellen Bereitstellung eines Rückspiegels verwendet werden.
-
Die Heckkamera 35 kann als Monokamera oder Stereokamera ausgeführt sein. Sie deckt ein nach hinten (relativ zu dem Fahrzeug 10) gerichtetes Sichtfeld von weniger als 180 Grad (im Beispiel ca. 90 Grad) ab. Die Seitensichtfelder setzen sich zusammen aus einem linken Sichtfeld 32 der linken Seitenkamera 31 und einem rechten Sichtfeld 34 der rechten Seitenkamera 33. Die Seitenkameras 31, 33 sind vorzugsweise an den Seitenspiegeln angeordnet und erfassen vorzugsweise jeweils den gesamten Seitenbereich des Fahrzeugs 10. Im Ausführungsbeispiel haben sie einen sehr großen Blickwinkel (> 180 Grad), beispielsweise ca. 195 Grad. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel überschneidet sich das Heckkamera-Sichtfeld 36 sowohl mit dem linken Sichtfeld 32 wie auch mit dem rechten Sichtfeld.
-
Der fehlende Sichtbereich des Fahrzeugs wird zumindest teilweise durch eine Frontkamera 38 mit einem Frontkamera-Sichtfeld 39 abgedeckt.
-
Das Fahrzeug 10 gemäß 1 kann mit dem erfindungsgemäßen System ausgestattet sein, um im Falle eines Unfalls die Situation zu dokumentieren und den Unfall an eine Notfallzentrale 200 (vgl. 4) zu melden. Eine konkrete Ausgestaltung dieses Systems ist in der 2 gezeigt. Ein wesentlicher Bestandteil des Systems ist der Kommunikationsbus 100, der eine Vielzahl von Fahrzeugkomponenten miteinander verbindet. In dem in 2 gezeigten Fall handelt es sich bei den Komponenten um eine Auslöseeinrichtung 20, Bilderfassungseinrichtungen, die die linke Seitenkamera 31, die rechte Seitenkamera 33, die Heckkamera 35 und die Frontkamera 38 umfasst, eine Positionsbestimmungseinrichtung 40, eine Verarbeitungseinrichtung 50, eine Speichereinrichtung 60, eine Kommunikationseinrichtung 70 und eine Anzeigeeinrichtung 80. Des Weiteren kann eine Unfalldetektionseinrichtung 90 vorgesehen sein, die ebenfalls auf dem Kommunikationsbus 100 kommuniziert. Die Unfalldetektionseinrichtung 90 kann, wie in der 3 gezeigt, mit einem Beschleunigungssensor 91 und einem Verformungssensor 92 ausgestattet sein. Natürlich ist es denkbar, eine Vielzahl von Beschleunigungssensoren 91 und/oder Verformungssensoren 92 vorzusehen.
-
Die Unfalldetektionseinrichtung 90 kann dazu ausgebildet sein, einen Unfall, der bestimmte Grenzwerte überschreitet (z. B. bei einer Geschwindigkeit von mehr als 50 km/h) zu detektieren. Detektiert die Unfalldetektionseinrichtung 90 einen Unfall, so kommuniziert sie dies auf dem Kommunikationsbus 100. Die Auslöseeinrichtung 20 ist dazu ausgebildet, entsprechende Signale zu empfangen und in Reaktion hierauf ein Auslösesignal auf den Kommunikationsbus 100 auszugeben. Dieses Auslösesignal wird von allen Bilderfassungseinrichtungen 30 des Fahrzeugs 10, insbesondere von der linken und rechten Seitenkamera 31, 33, der Heckkamera 35 und der Frontkamera 38 empfangen. Sämtliche Bilderfassungseinrichtungen 30 sind dazu ausgebildet, in Reaktion auf den Empfang dieses Auslösesignals Videobilder aufzuzeichnen und in der Speichereinrichtung 60 abzulegen. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel können entsprechende Videobilder über den Kommunikationsbus 100 kommuniziert werden. Theoretisch ist es jedoch auch denkbar, eine direkte Datenverbindung zwischen der Speichereinrichtung 60 und den Bilderfassungseinrichtungen 30 herzustellen, so dass die Kommunikationsressourcen des Kommunikationsbusses 100 geschont werden. So wäre es beispielsweise denkbar, auf dem Kommunikationsbus 100 mit einem echtzeitfähigen Protokoll zu kommunizieren. Insofern kann der Kommunikationsbus 100 dazu verwendet werden, eine zeitkritische Kommunikation von einzelnen Komponenten zu gewährleisten.
-
In dem beschriebenen Ausführungsbeispiel werden sämtliche Bilderfassungseinrichtungen 30 durch das Auslösesignal aktiviert. Theoretisch ist es auch denkbar, dass eine oder eine Teilmenge der Bilderfassungseinrichtungen 30 ausgewählt und nur diese durch das Auslösesignal zur Aufnahme von Videobildern veranlasst werden. Beispielsweise kann die Unfalldetektionseinrichtung 90 eine Unfallseite vorgeben und dafür sorgen, dass nur die Bilderfassungseinrichtungen 30 aktiviert werden, die diese Unfallseite erfassen.
-
Die Auslöseeinrichtung 20 kann des Weiteren dazu ausgebildet sein, die Positionsbestimmungseinrichtung 40 dazu anzuregen, Positionsdaten in Verbindung mit den Videobildern in der Speichereinrichtung 60 abzulegen. Beispielsweise können absolute Weltkoordinaten des Fahrzeugs 10 gespeichert und entsprechenden Datensätzen zugeordnet werden.
-
Erfindungsgemäß können zusätzlich zu den Videobildern Kalibrierungsdaten 173 von jeder Bilderfassungseinrichtung 30 der Speichereinrichtung 60 gespeichert werden. In einem Ausführungsbeispiel können es diese Kalibrierungsdaten ermöglichen, die konkrete Konfiguration der Bilderfassungseinrichtungen 30 zu rekonstruieren. Die Kalibrierungsdaten können beispielsweise eine Ausrichtung der Bilderfassungseinrichtungen 30, deren Relativposition zueinander und/oder deren Zoom-Einstellungen angeben. Theoretisch ist es denkbar, Bilderfassungseinrichtungen 30 zu verwenden, die über keine Zoom-Funktion verfügen, so dass auf eine entsprechende Angabe verzichtet werden kann.
-
In einem Ausführungsbeispiel ist die Auslöseeinrichtung 20 des Weiteren dazu ausgebildet, Zeitstempel 171, 171' zu den erfassten Videobildern zu speichern, so dass jedem Videobild ein bestimmter Moment zugeordnet werden kann. Theoretisch ist es denkbar, entsprechende Zeitstempel durch eine Zeiterfassungseinrichtung an dem Kommunikationsbus 100 anzulegen, so dass jede Bilderfassungseinrichtung 30 jedes Videobild mit einem entsprechenden Zeitstempel ausstatten kann. Alternativ wäre es denkbar, jedes Videobild einem bestimmten Auslösesignal der Auslöseeinrichtung 20 zuzuordnen, so dass in einer echtzeitfähigen Umgebung eine ausreichend genaue Synchronisation der Bilderfassungseinrichtungen 30 erfolgt.
-
In einem Ausführungsbeispiel dienen die gespeicherten Daten dazu, die Unfallsituation zu einem späteren Zeitpunkt zu rekonstruieren. Insbesondere ermöglichen es diese Daten, eine 360-Grad-Rundumansicht zu erzeugen und je nach Bedarf darzustellen. Da vorzugsweise Rohdaten 160, 160' der Bilderfassungseinrichtungen 30 gespeichert werden, können beliebige Auswertungen vorgenommen werden.
-
Vorzugsweise werden gelieferte Daten in einem Datenpaket 150 (5 und 6) zusammengefasst. Die 5 zeigt eine schematische Darstellung eines beispielhaften Datenpakets 150, wie es in der Speichereinrichtung 60 in Reaktion auf das Auslösesignal gespeichert werden kann. Das Datenpaket 150 enthält zwei Datensektionen mit Rohdaten 160, 160', wobei die ersten Rohdaten 160 ein Videobild der linken Seitenkamera 31 und die zweiten Rohdaten 160' ein Videobild der rechten Seitenkamera 33 enthalten. Das Datenpaket 150 hat des Weiteren Metadaten 170, die einen Zeitstempel 171 enthalten. Des Weiteren sind Kalibrierungsdaten 173 vorgesehen, die die konkrete Ausrichtung der Seitenkameras 31, 33 angeben, so dass die Umgebung des Fahrzeugs 10 anhand der Rohdaten 160, 160' in Verbindung mit den Kalibrierungsdaten 173 zum durch den Zeitstempel 171 angegebenen Zeitpunkt rekonstruiert werden kann.
-
In einem weiteren Ausführungsbeispiel wie in der 6 dargestellt, enthält das Datenpaket 150 erste Rohdaten 160 und zweite Rohdaten 160', die wiederum Videobilder der linken Seitenkamera 31 bzw. der rechten Seitenkamera 33 zu einem Zeitpunkt, der durch den ersten Zeitstempel 171 angegeben wird, kodieren. Des Weiteren sind dritte Rohdaten 160'' und vierte Rohdaten 160''' enthalten, die ein Videobild der linken Seitenkamera 31 bzw. der rechten Seitenkamera 33 zu einem zweiten Zeitpunkt, wie dieser durch den zweiten Zeitstempel 171' angegeben ist, kodieren. Auch in diesem Ausführungsbeispiel gibt es nur einen Satz von Kalibrierungsdaten 173. Theoretisch wäre es jedoch denkbar, für jeden Zeitpunkt und/oder für jede Bilderfassungseinrichtung 30 Kalibrierungsdaten 173 vorzusehen.
-
Des Weiteren enthalten die Metadaten 170 des Datenpakets der 6 Prüfsummen 172, 172', die unter Berücksichtigung der ersten und zweiten Rohdaten 160, 160' und des ersten Zeitstempels 171 (Prüfsumme 172) bzw. unter Berücksichtigung der dritten Rohdaten 160'' und vierten Rohdaten 160''' in Verbindung mit dem zweiten Zeitstempel 171' (Prüfsumme 172') gebildet wurden. Diese Prüfsummen 172, 172' können belegen, dass die gespeicherten Rohdaten 160, 160', 160'', 160''' unverfälscht sind.
-
In einem Ausführungsbeispiel wird das Datenpaket 150 gemäß der 5 oder gemäß der 6 automatisch an eine Notfallzentrale 200 (4) übermittelt. Hierzu dient ein UMTS-Modul 71 der Kommunikationseinrichtung 70, das eine paketvermittelte Kommunikation mit der Notfallzentrale 200 ermöglicht. Die Notfallzentrale 200 kann die Datenpakete 150 dazu nutzen, um Informationen bezüglich des Unfalls zu sammeln und ein geeignetes Rettungsteam zusammenzustellen.
-
In einem anderen Ausführungsbeispiel wird das Auslösesignal über eine Funkschnittstelle 72 der Kommunikationseinrichtung 70 initiiert. Die Funkschnittstelle 72 empfängt Funksignale von einer Fernbedienung 300, die es ermöglicht, die Datenpakete 150 auf Anfrage zu generieren. Beispielsweise kann ein Eigentümer des Fahrzeugs 10 die Fernbedienung 300 nutzen, um eine bestimmte Situation (beispielsweise eine Schädigung des Fahrzeugs 10 durch ein anderes Fahrzeug) zu dokumentieren. In einem anderen Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der Fernbedienung 300 um ein Smartphone, das über Bluetooth mit der Funkschnittstelle 72 kommuniziert. Alternativ kann die Fernbedienung 300 derart ausgebildet sein, dass sie über ein eigenes UMTS-Modul mit dem UMTS-Modul 71 kommuniziert. Insofern können theoretisch große Distanzen überbrückt werden.
-
In einem Ausführungsbeispiel ist es möglich, anhand der Fernbedienung 300 auf weitere Funktionen des Fahrzeugs 10 zurückzugreifen. Theoretisch wäre es denkbar, mit der Fernbedienung 300 das Fahrzeug 10 zu steuern, wobei die Fernbedienung 300 die Datenpakete 150 zur Anzeige der Fahrzeugumgebung empfängt.
-
In den beschriebenen Ausführungsbeispielen wurden Kalibrierungsdaten 173 gespeichert, die eine Ausrichtung der Seitenkameras 31, 33 angeben. Des Weiteren können weitere Kalibrierungsdaten 173 gespeichert werden, die die Ausrichtung von weiteren Bilderfassungseinrichtungen 30, beispielsweise der Heckkamera 35 und/oder der Frontkamera 38, angeben. Bei den Kalibrierungsdaten 173 kann es sich um eine Ausrichtung der jeweiligen Kamera handeln. Theoretisch kann jede Art von extrinsischen und/oder intrinsischen Kalibrierungsdaten gespeichert und/oder übertragen werden.
-
Zusätzlich können Positionsinformationen, beispielsweise absolute Weltkoordinaten des Fahrzeugs 10 und/oder der Bilderfassungseinrichtungen 30 gespeichert und/oder übertragen werden. Mit diesen Daten können die Bilder auch von anderen Fahrzeugen genutzt werden, um ein Gesamtbild der Umgebung zu generieren und/oder eine Situation genauer zu erfassen.
-
Im beschriebenen Ausführungsbeispiel wurden lediglich Daten der Bilderfassungseinrichtungen 30 in den Datenpaketen 150 gespeichert. Es ist ohne weiteres möglich, weitere Informationen, beispielsweise Informationen von weiteren Sensoren, zu speichern und/oder zu übertragen. Diese Daten können beispielsweise Aufschluss über die Anzahl der Passagiere, der Schwere des Unfalls, usw. geben.
-
Die Verarbeitungseinrichtung 50 ist in den beschriebenen Ausführungsbeispielen optional vorgesehen. Sie kann dazu dienen, einige der beschriebenen Aufgaben der Auslöseeinrichtung 20 zu übernehmen. Des Weiteren kann sie eine Verarbeitung der erfassten Videobilder vornehmen und diese in geeigneter Weise anzeigen. Hierfür kann beispielsweise in dem Fahrzeug 10 die Anzeigeeinrichtung 80 vorgesehen sein, die einem Fahrer 50 Ausschnitte der erfassten Videobilder zeigt. Theoretisch ist es auch denkbar, anhand der gewonnenen Videobilder eine 3D-Umgebung zu generieren und hieraus Bilddaten zu extrahieren, die Ansichten betreffen, die in dieser Form nicht von den Bilderfassungseinrichtungen 30 aufgenommen wurden.
-
Die Verarbeitungseinrichtung 50 kann auch dazu dienen, eine bestimmte Datenvorverarbeitung vorzunehmen. Beispielsweise ist es denkbar, im Inneren des Fahrzeugs 10 eine Cockpitkamera vorzusehen und anhand der Cockpitkamera auszuwerten, wie viele Passagiere sich im Inneren des Fahrzeugs 10 befinden. Die ermittelte Anzahl kann als Teil des Datenpakets 150 oder getrennt hiervon an die Notfallzentrale 200 übermittelt werden.
-
In den beschriebenen Ausführungsbeispielen gibt es jeweils eine Seitenkamera 31, 33 pro Seite. Es ist möglich, mehrere Seitenkameras 31, 33 pro Seite, beispielsweise zwei, drei oder vier, vorzusehen.
-
Bezugszeichenliste
-
- 10
- Fahrzeug
- 12
- Fahrzeugfront
- 15
- Fahrer
- 16
- Fahrzeugheck
- 20
- Auslöseeinrichtung
- 30
- Bilderfassungseinrichtung
- 31
- Linke Seitenkamera
- 32
- Linkes Sichtfeld
- 33
- Rechte Seitenkamera
- 34
- Rechtes Sichtfeld
- 35
- Heckkamera
- 36
- Heckkamera-Sichtfeld
- 38
- Frontkamera
- 39
- Frontkamera-Sichtfeld
- 40
- Positionsbestimmungseinrichtung
- 50
- Verarbeitungseinrichtung
- 60
- Speichereinrichtung
- 70
- Kommunikationseinrichtung
- 71
- UMTS-Modul
- 72
- Funkschnittstelle
- 80
- Anzeigeeinrichtung
- 90
- Unfalldetektionseinrichtung
- 91
- Beschleunigungssensor
- 92
- Verformungssensor
- 100
- Kommunikationsbus
- 150
- Datenpaket
- 160, 160', 160'', 160'''
- Rohdaten
- 170
- Metadaten
- 171, 171'
- Zeitstempel
- 172, 172'
- Prüfsummen
- 173
- Kalibrierungsdaten
- 200
- Notfallzentrale
- 300
- Fernbedienung
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102010056063 [0005]
- DE 10035223 A1 [0006]
- DE 60207029 T2 [0006]
- EP 1903534 A1 [0006]