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Die vorliegende Erfindung betrifft ein selbsthaftendes Kinesiologie-Tape, bestehend aus einem einseitig mit einer Klebeschicht versehenen Heftverband zum flächigen Aufbringen auf die menschliche oder tierische Haut, sowie eine Verwendung für ein Kinesiologie-Tape.
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Derartige Kinesiologie-Tapes sind aus dem Stand der Technik bereits seit längerem bekannt. Üblicherweise handelt es sich dabei um Klebestreifen von der Rolle, welche auf schmerzhafte Hautstellen aufgetragen werden. Anwendung finden derartige Kinesiologie-Tapes üblicherweise bei Haut- und Muskelschmerzen, so dass die bekannte Anwendung dieser Kinesiologie-Tapes auf äußere Effekte beschränkt bleibt.
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Eine Therapie innerer Organe ist beispielsweise in der Offenlegungsschrift
DE 196 32 860 A1 bereits dahingehend offenbart, dass ein so genanntes Neuraltherapie-Pflaster, welches auf seiner Klebeseite Stimulationspunkte aufweist, auf bestimmte Hautariale aufgebracht wird, welche mit den inneren Organen korrespondieren. Diese Hautariale werden als sogenannte Dermatome bezeichnet, wobei es sich gezeigt hat, dass die mit diesen Hautabschnitten verbundenen Nerven gemeinsam in einen bestimmten Wirbel ins Rückenmark einmünden. Mit diesen Dermatomen korrespondierende Organe weisen ebenfalls Nervenzellen auf, welche gleichermaßen in dem selben Wirbel in das Rückenmark einmünden, so dass Reize an einem inneren Organ von Reizen des zugehörigen Dermatoms überlagert werden können. Dies nutzt die Lehre der vorliegenden Offenlegungsschrift, indem mithilfe der Stimulationspunkte eine Beeinflussung des korrespondierenden inneren Organs bewirkt wird.
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Ferner ist beispielsweise aus der britischen Patentschrift
GB 1 315 284 A ein Heftverband bekannt, welcher zur Stützung von Gliedmaßen, beispielsweise Füßen oder Armen, hergerichtet ist. Ein solcher Verband ergibt sich auch aus der japanischen Patentanmeldung
JP 2002 36 06 27 A . Aus der
US-Patentschrift 7,608,090 B2 sind ferner Pflaster bekannt, welche zur Straffung der Gesichtshaut eingesetzt werden und insoweit auf die Gesichtsform angepasst sind. Diese werden appliziert, um nach einer Straffung der Gesichtshaut die geglättete Haut mit Wirkstoffen versehen zu können und auf diese Weise einen gleichmäßigen Auftrag der Wirkstoffe zu erhalten. Die Formen derartiger Heftverbände bzw. Pflaster ergibt sich regelmäßig aus der jeweils gewünschten Funktion des Verbandes, also zur Straffung der Haut bzw. zum Halten mithilfe des Heftverbandes zu fixierenden Gliedmaßen.
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Der Vorteil derartiger Heftverbände, Tapes und Pflaster besteht darin, dass diese leicht von außen aufgetragen werden können und notfalls auch vom Laien erneuert oder selbst angelegt werden können. Allerdings ergibt sich aus den vorstehenden Ausführungen, dass die Anwendungsbereiche derartiger Verbände und Pflaster relativ eingeschränkt ist.
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Wenngleich durch die Offenlegungsschrift
DE 196 32 860 A1 eine Reizung der inneren Organe mithilfe der dem dort beschriebenen Pflaster zugeordneten Stimulationspunkte gelehrt wird, so ergibt sich hieraus doch keine Möglichkeit, schmerzlindernd auf innere Organe einzuwirken. Ebenso ist der übrige Stand der Technik dazu geeignet, Schmerzen von inneren Organen zu lindern. Diese treten insbesondere bei Kindern, etwa in Form von Koliken, auf und sind insbesondere bei Kindern nur mit einiger Vorsicht medikamentös zu behandeln.
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Vor diesem Hintergrund stellt sich die Erfindung die Aufgabe, Schmerzen an inneren Organen zu lindern, ohne hierbei auf Medikamente zurückgreifen zu müssen. Vielmehr soll eine Schmerzlinderung ausschließlich aufgrund von äußeren Maßnahmen erreicht werden können.
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Dies gelingt mithilfe eines selbst haftenden Kinesiologie-Tapes gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einer Verwendung eines Kinesiologie-Tapes gemäß den Merkmalen des nebengeordneten Anspruchs 7. Weitere sinnvolle Ausgestaltungen des Kinesiologie-Tapes bzw. von dessen Verwendung können den Unteransprüchen entnommen werden.
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Die grundlegende Idee der Erfindung liegt darin, die bereits aus der Kinesiologie bekannten Tapes zur Behandlung von Schmerzen an inneren Organen einzusetzen. Derartige Kinesiologie-Tapes verbessern die Durchblutung der mit ihnen beklebten Haut und sorgen für eine verbesserte Lymphzirkulation. Bei einem Auftragen eines Kinesiologie-Tapes auf ein mit einem schmerzenden inneren Organ korrespondierendes Dermatom hat sich gezeigt, dass die Wirkung des Kinesiologie-Tapes auf der Haut über die gemeinsame Einmündung in den Rückenwirbel des Dermatoms bzw. des inneren Organs zu einer Gegenirritation führt, welche die empfundenen Schmerzen überlagert. Im Ergebnis wird aufgrund dieser Überlagerung der Schmerzen des inneren Organs durch die Gegenirritation bzw. Verdeckung, welche durch das Auftragen des Kinesiologie-Tapes bewirkt wird, eine Schmerzlinderung eintreten.
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Entscheidend für die Wirksamkeit ist hierbei die Form des verwendeten Tapes, welches in Formgebung und Größe an wenigstens eines der Dermatome des menschlichen Körpers zumindest weitgehend angepasst ist. Die zu den jeweiligen inneren Organen zugehörigen Dermatome bzw. sogenannte „Headsche Zonen“ sind hierbei anatomisch-physiologisch in Lage und Form in der medizinischen Lehre definiert und bekannt. Nachdem die Kinesiologie-Tapes eine Verbesserung der Durchblutung bzw. der Lymphzirkulation bewirken, bedeutet eine möglichst flächige Einwirkung auf das jeweilige Dermatom einen besonders großen Effekt auf die Verdeckung bzw. Gegenirritation der Schmerzen des inneren Organs. Vorgesehen ist daher, abweichend von den bekannten Kinesiologie-Tapes solche Tapes vorzusehen, welche möglichst exakt den Dermatomen in Form und Größe entsprechen. Hierzu wird es aufgrund verschiedener anzusprechender Dermatome sowie aufgrund verschiedener zu bewältigender Körpergrößen erforderlich sein, eine Reihe unterschiedlicher Formen und unterschiedlicher Größen bereitzustellen, so dass die Auswahl eines Kinesiologie-Tapes in der richtigen Form und Größe möglich ist.
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Insbesondere ist es angedacht, auf einen Kinesiologie-Tape auch die Umrisse kleinerer Varianten desselben Tapes abzubilden, so dass bedarfsweise auch aus einem größeren Tape ein kleineres Tape durch Zuschneiden selbst hergestellt werden kann. Hierbei kann beispielsweise bei den vorgedruckten Umrissen, welche sich entweder auf der der Klebeseite gegenüberliegenden Seite des Tapes oder auf einer die Klebeseite verdeckenden Schutzfolie befinden, eine Angabe wie beispielsweise eine Altersangabe oder eine Größenangabe, vorhanden sein um eine Anleitung zur Auswahl der richtigen Größe des Kinesiologie-Tapes zu geben.
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Alternativ zu der Form und Größe eines Dermatoms können die verwendeten Heftverbände auch andere Formen aufweisen, soweit sie sich dadurch zur Beeinflussung von wenigstens einem, vorzugsweise aber mehreren, neuraltherapeutischen Punkten auf der menschlichen oder tierischen Haut eignen. Es hat sich gezeigt, dass die Reizung der neuraltherapeutischen Punkte ebenfalls einen positiven Einfluss, nicht nur auf Organe, sondern auch auf andere Körperteile wie insbesondere die Muskeln haben kann.
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Mit einigem Vorteil ist das Kinesiologie-Tape, welches im Wesentlichen aus einem Heftverband mit einer einseitig aufgebrachten Klebeschicht besteht, aus einem elastischen Material, vorzugsweise auf Baumwollbasis, hergestellt. Insbesondere ist es vorgesehen, in der Form des jeweiligen Kinesiologie-Tapes bedarfsweise Aussparungen für bestimmte Körperteile vorzusehen, wie beispielsweise für den Bauchnabel oder eine Brustwarze. Derartige Aussparungen dienen hierbei zugleich zu einer vereinfachten Positionierung, nachdem mithilfe dieser Aussparung eine bessere Lokalisierung des jeweiligen Kinesiologie-Tapes ermöglicht ist.
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Auf der Rückseite des Kinesiologie-Tapes, also auf der Klebeseite des Verbandes, ist ferner vorzugsweise eine Reliefierung vorgesehen, welche eine verbesserte Durchblutungswirkung der Haut herbeiführt. Hierbei kann die Reliefierung beispielsweise als Noppen- oder Wellenform ausgestaltet sein, so dass einzelne Abschnitte der Haut stärker angehoben werden als andere bzw. sich durch ein Überstreichen des Kinesiologie-Tapes bei dessen Aufbringen eine Stimulation der Haut ergibt. Durch diese beiden Effekte verbessert sich ebenfalls nochmals die Durchblutung der oberen Hautschichten.
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Ebenfalls ist es möglich, der Klebeseite zusätzliche Wirkstoffe hinzuzufügen, so dass beispielsweise der das Kinesiologie-Tape bildende Heftverband gleichzeitig als Wärmepflaster dienen kann. Auch die Hinzufügung anderer Wirkstoffe, welche gegebenenfalls auch über die Haut aufgenommen werden können, ist im Bereich der Erfindung mit abgedeckt.
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Die Klebeseite des Kinesiologie-Tapes ist mit einigem Vorteil mit einer leicht ablösbaren Schutzfolie versehen, welche vor dem Aufbringen auf die Haut abgezogen und entsorgt werden kann.
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Die vorstehend beschriebene Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Es zeigen
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1 einen menschlichen Torso mit darauf eingezeichneten Dermatomen nach Lage und Größe in einer schematischen Frontalansicht, sowie
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2 drei beispielhafte Kinesiologie-Tapes zur Verwendung bei einzelnen der in 1 gezeigten Dermatomen.
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1 zeigt einen menschlichen Torso 1, dessen Haut in eine Reihe von Dermatomen 2 bis 9 unterteilt ist. Jedes einzelne dieser Dermatome 2 bis 9 ist jeweils einem inneren Organ des Körpers zugeordnet. Aus der Entwicklungsgeschichte heraus münden Sinnes- und Schmerzreize dieser Dermatome 2 bis 9 in die gleichen schmerzverarbeitenden Areale des Rückenmarks der genannten inneren Organe. Schmerzen als akut oder potentiell schädigende Reize werden vom peripheren Ort der Reizung via Nervenbahnen zum Rückenmark und von dort zur weiteren Verarbeitung und Wahrnehmung ins Gehirn geleitet. Eine Reizung der genannten Dermatome 2 bis 9 führt insoweit zu einer Einkopplung dieser Reizempfindung an derselben Stelle, wie eine Reizung des jeweiligen inneren Organs, welches den Dermatomen 2 bis 9 zugeordnet ist. Im Falle einer schmerzhaften Reizung eines inneren Organs kann durch eine Gegenreizung aufgrund einer Gegenirritation bzw. Verdeckung durch Reizung des jeweiligen Dermatoms 2 bis 9 der Schmerz gelindert werden, ohne dass hierfür eine Medikamentierung erforderlich wäre. So verdeckt im Einzelnen eine Reizung des Zwerchfell-Dermatoms 2 eine schmerzhafte Reizung des Zwerchfells, eine insbesondere bei Kindern häufig auftretende Darmkolik kann beispielsweise durch eine Gegenirritation des Darm-Dermatoms 7 behandelt werden.
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2 zeigt die zur Durchführung der Gegenirritation vorgesehenen Kinesiologie-Tapes gemäß der vorliegenden Erfindung. So kann beispielsweise ein Darm-Tape 10 bereitgestellt sein, welches insbesondere eine Aussparung 11 für den Bauchnabel aufweist. Diese Aussparung 11 dient insbesondere zur Vereinfachung der Lokalisation des Darm-Tapes 10 am Körper. Gleichermaßen vereinfacht an dem ebenfalls gezeigten Brust-Tape 12 eine Aussparung 13 für die Brustwarze dessen Anordnung am Körper, insbesondere im Bereich des Herz-Dermatoms 3.
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Vorstehend beschrieben ist somit ein Kinesiologie-Tape und eine Verwendung hierfür, mit deren Hilfe eine Behandlung von Schmerzen innerer Organe ermöglicht ist. Dies erfolgt durch eine Verdeckung bzw. Gegenirritation der Schmerzen durch eine parallele Reizung des mit dem schmerzenden inneren Organs korrespondierenden Dermatoms.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Torso
- 2
- Zwerchfell-Dermatom
- 3
- Herz-Dermatom
- 4
- Speiseröhren-Dermatom
- 5
- Magen-Dermatom
- 6
- Leber-/Gallenwegs-Dermatom
- 7
- Darm-Dermatom
- 8
- Blasen-Dermatom
- 9
- Nieren-Dermatom
- 10
- Darm-Tape
- 11
- Aussparung
- 12
- Brust-Tape
- 13
- Aussparung
- 14
- Magen-/Nieren-Tape
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19632860 A1 [0003, 0006]
- GB 1315284 A [0004]
- JP 2002360627 A [0004]
- US 7608090 B2 [0004]