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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Absichern eines Ausstiegsvorgangs einer Person aus einem Fahrzeug, z. B. einem Personenkraftwagen. Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus der
DE 10 2005 021 141 A1 bekannt. Zu der Erfindung gehört auch ein Kraftwagen.
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Gemäß dem in der genannten Druckschrift beschriebenen Verfahren wird in einem Fahrzeug durch eine Gestenerkennungseinrichtung erkannt, ob eine Person beabsichtigt, eine Fahrzeugtür zu öffnen und aus dem Fahrzeug auszusteigen. In diesem Fall wird durch eine Überwachungseinrichtung überprüft, ob sich in einem Türöffnungsbereich außerhalb des Fahrzeugs ein Objekt befindet oder ein Objekt an den Türöffnungsbereich herannaht. Ist diese der Fall, wird eine Schutzmaßnahme ergriffen, um zu verhindern, dass die Person durch Öffnen der Fahrzeugtür eine Kollision mit dem Objekt verursacht. Bei dem bekannten Verfahren wird die Art der Schutzmaßnahme davon abhängig gemacht, wie viel Aufmerksamkeit die Person dem Ausstiegsvorgang widmet. Um einen Grad der Aufmerksamkeit zu ermitteln, wird ein Maß für die Müdigkeit der Person anhand von Augenbewegungen ermittelt. Eine Auswertung der Gestiken der Person und der Körperbewegungen gibt Aufschluss darüber, ob sich die Person vor dem Öffnen der Fahrzeugtür umgeschaut hat. Bei einer akuten Kollisionsgefahr kann in der Fahrzeugtür ein Aktor aktiviert werden, welcher die Bewegung der Fahrzeugtür beim Aufschwingen abbremst. Nachteilig bei dem bekannten Verfahren ist, dass dieser Aktor zum Abbremsen der Türbewegung kostspielig ist und somit die Herstellungskosten für ein Fahrzeug zu sehr vergrößert.
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Die Abbremsvorrichtung ist allerdings bei dem bekannten Verfahren nötig, da anhand der Gestiken und Körperbewegungen der Person nicht sicher festgestellt werden kann, ob sich die Person tatsächlich vergewissert hat, dass kein Objekt im Türausstiegsbereich ist und auch keines herannaht. Die Person führt nämlich dieselben Gestiken und Körperbewegungen auch dann aus, wenn sie die Tür öffnen möchte. Bereites sich also eine Person zum Aussteigen vor und dreht hierbei den Oberkörper und den Kopf zur Fahrzeugtür hin, ist dies kein sicheres Zeichen dafür, dass die Person auch auf den Verkehr achtet. Die Auswertung der Gesten und Körperbewegungen ist hier unzulänglich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Ausstiegsvorgang einer Person aus einem Fahrzeug abzusichern.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1 und einem Kraftwagen gemäß Patentanspruch 13 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Unteransprüche gegeben.
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Das erfindungsgemäße Verfahren baut auf das aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren dahingehend auf, dass auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ein fahrzeugfremdes Objekt, welches sich in einem fahrzeugexternen Ausstiegsbereich vor der Fahrzeugtür des Fahrzeugs befindet oder sich diesem Ausstiegsbereich nähert, durch eine Überwachungseinrichtung detektiert wird. Zudem wird ebenfalls eine Geste der Person durch eine Gestenerkennungseinrichtung erkannt und anhand der erkannten Geste überprüft, ob die Person beabsichtigt, durch die Fahrzeugtür aus dem Fahrzeug auszusteigen. Mit einer Geste ist hier eine Bewegung des Körpers der Person oder einzelner Gliedmaßen des Körpers gemeint. Eine Schutzmaßnahme zum Schutz vor einer Kollision wird dann durch eine Steuereinrichtung eingeleitet, falls zum einen durch die Überwachungseinrichtung ein vorhandenes Verkehrsobjekt signalisiert wird und zum anderen durch die Gestenerkennungseinrichtung eine Ausstiegsabsicht der Person angezeigt wird.
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Erfindungsgemäß wird nun aber zusätzlich durch eine Blickrichtungserkennungseinrichtung zumindest einmal ermittelt, wohin eine Blickrichtung der Person innerhalb eines vorbestimmten Zeitraums gerichtet ist. Durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung wird also unabhängig von den Gesten oder Körperbewegungen der Person erkannt, wohin die Person tatsächlich z. B. während der letzten fünf oder zehn Sekunden geblickt hat.
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Anhand der zumindest einen erkannten Blickrichtung kann in vorteilhafter Weise zuverlässig erkannt werden, ob die Person einen Kontrollblick durchgeführt hat, d. h. sich einen Überblick über Verkehrsobjekte im Ausstiegsbereich oder über sich nähernde Verkehrsobjekte verschafft hat.
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Falls die Blickrichtungserkennungseinrichtung ein Unterlassen eines Kontrollblicks signalisiert, wird gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens als die Schutzmaßnahme ein Türöffnungsmechanismus der Fahrzeugtür deaktiviert. Die Person kann dann die Fahrzeugtür nicht öffnen. Diese Ausführungsform weist den Vorteil auf, dass ein bereits in einem Fahrzeug vorhandener Türöffnungsmechanismus dafür genutzt werden kann, die Person daran zu hindern, die Fahrzeugtür aufzuschwingen und hierdurch eine Kollision mit einem anderen Verkehrsobjekt zu verursachen, beispielsweise einem vorbeifahrenden Fahrradfahrer oder Fahrzeug oder aber auch einem Pfosten.
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Ob der Kontrollblick durchgeführt wurde, wird gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durch die Blickrichtungserkennung dann bestätigt und entsprechend signalisiert, falls zumindest eine der in dem Zeitraum ermittelten Blickrichtungen in zumindest einen vorbestimmten Bereich gerichtet ist, beispielsweise einem bestimmten Raumwinkelbereich, der ausgehend vom Kopf der Person definiert ist. Als ein geeigneter Bereich wird hier bevorzugt der Raumwinkelbereich verwendet, in dem vom Kopf der Person aus ein Rückspiegel zu sehen ist oder ein Seitenspiegel oder ein Bildschirm, auf welchem eine Videosequenz einer rückwärtig gerichteten Kamera angezeigt wird. Auch der Blick aus einem Fenster des Fahrzeugs kann so überprüft werden, indem entsprechende Raumwinkelbereiche definiert werden. Das Überprüfen eines Raumwinkelbereichs ist besonders einfach, da die Blickrichtungen in der Regel als Vektoren ermittelt werden, die besonders einfach mit vorbestimmten Raumwinkelbereichen verglichen werden können.
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Ein weiterer Vorteil ergibt sich, wenn durch die Blickrichtungserkennung nur dann der Kontrollblick als wirklich durchgeführt signalisiert wird, falls anhand der ermittelten Blickrichtung erkannt wird, dass die Person für eine vorbestimmte Mindestzeitdauer in den zumindest einen vorbestimmten Raumbereich geblickt hat. Hierdurch ist in vorteilhafter Weise sichergestellt, dass die Person nicht nur zufällig oder flüchtig in beispielsweise einen Außen- oder Seitenspiegel geblickt hat.
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Das Verriegeln der Fahrzeugtür stellt diejenige Schutzmaßnahme dar, die durchgeführt werden sollte, wenn ganz sicher ist, dass die Person nicht auf Verkehrsobjekte geachtet hat und deshalb eine Kollision sehr wahrscheinlich ist. Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es aber auch, die Schutzmaßnahmen graduell auf die tatsächliche Situation abzustimmen.
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Gemäß einer entsprechenden Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch die Steuereinrichtung als eine andere Schutzmaßnahme ein Leuchtsignal und/oder ein akustisches Signal erzeugt und/oder eine Leuchtintensität des Leuchtsignals und/oder eine Lautstärke des akustischen Signals festgelegt, falls durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung zwar das Durchführen des Kontrollblick signalisiert wird, hierbei aber durch die ermittelten Blickrichtungen ein anderes Kriterium betreffend eine Wahrscheinlichkeit, dass die Person das Verkehrsobjekt übersehen hat, erfüllt ist. So kann das Kriterium beispielsweise vorgeben, dass anhand der ermittelten Blickrichtungen erkannt worden sein muss, dass die Person einen toten Winkel des Seitenspiegels während des Kontrollblicks nicht überprüft hat. Ein anderes Kriterium kann besagen, dass die Dauer des Kontrollblicks kleiner als ein vorbestimmter Wert ist. Ein weiteres Kriterium kann darin bestehen, dass nicht alle Möglichkeiten zur Überprüfung der Verkehrslage genutzt wurden, also beispielsweise nur in einen Rückspiegel geschaut wurde und nicht auch in einen Seitenspiegel. Ein Leuchtsignal kann beispielsweise mittels einer in einem Seitenspiegel der Fahrzeugtür integrierten Blinkerleuchte erzeugt werden. Auch die Innenbeleuchtung kann aktiviert werden und beispielsweise an der Leuchtintensität durch Pulsieren verändert werden.
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Ein weiterer Vorteil ergibt sich, wenn zum Auswählen der Schutzmaßnahme zusätzlich durch eine akustische Auswerteeinrichtung ein Mikrofonsignal eines Mikrofons des Fahrzeugs erfasst wird und anhand des Mikrofonsignals ein Lautstärkepegel und/oder das Vorhandensein eines Sprachsignals signalisiert wird. Hinter dieser Weiterbildung steht die Erkenntnis, dass laute Musik oder auch laute Verkehrsgeräusche ein starkes Indiz dafür sind, dass die Person abgelenkt ist und deshalb selbst bei Durchführen eines Kontrollblicks die Verkehrssituation nicht richtig überblickt. Genauso liegt der Fall, wenn die Person in ein Gespräch verwickelt ist.
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Die genannte Gestenerkennungseinrichtung wird bevorzugt auf Grundlage zumindest einer der folgenden Einrichtungen des Fahrzeugs bereitgestellt:
einer Videokamera, einer Infrarotkamera, einer Stereokamera, einer PMD-Kamera (PMD – Photomischdetektor, Photonic Mixing Device), einer Berührungserkennungseinrichtung in einem Bedienelement zum Öffnen der Fahrzeugtür, also einem Türöffner oder Türhebel, eines Annäherungssensors in der Fahrzeugtür. Im Zusammenhang mit den genannten Kameras kann auch eine Kombination der Technologien vorgesehen sein, also beispielsweise eine Infrarot-Stereokamera. Die genannten Einrichtungen weisen den Vorteil auf, dass mit ihnen die Ausstiegsabsicht der Person auf der Grundlage der Gestenerkennung derart frühzeitig erkannt werden kann, dass sich der beschriebene Türöffnungsmechanismus noch rechtzeitig deaktivieren lässt, bevor die Person das Türschloss öffnet und damit eine Deaktivierung unmöglich ist. Bei den im Stand der Technik vorgesehenen Maßnahmen ist dagegen der zusätzliche Aktor nötig, da die Gefahr erst erkannt wird, wenn die Person die Tür bereits entriegelt hat, d. h. sie ein Stück weit geöffnet hat.
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Die durch die Gestenerkennungseinrichtung durchgeführte Gestenerkennung an sich wird gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens auf der Grundlage eines Skelettmodells der Person durchgeführt. Mit diesem können zuverlässig diejenigen Bewegungen der Person erkannt werden, die typisch sind, wenn eine Person sich für das Aussteigen vorbereitet.
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So kann insbesondere durch die Gestenerkennungseinrichtung die Ausstiegsabsicht daran erkannt werden, dass die Person eine zum Öffnen der Tür nötige Bewegung durchführt. Bevorzugt wird hier der Griff der Person nach der Fahrzeugtür, insbesondere nach dem Bedienelement für den Öffnungsmechanismus der Fahrzeugtür, detektiert. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass die Tür bereits dann verriegelt sein kann, wenn die Person das Bedienelement mit der Hand erreicht und die Tür entriegelt. In Abhängigkeit von dem verwendeten Türöffnungsmechanismus kann es aber auch ausreichend sein, wenn als die Bewegung, die als Indiz für die Türöffnungsabsicht erkannt wird, ein Berühren des Bedienelements, also beispielsweise des Türhebels, erkannt wird. Die Erkennung muss lediglich derart früh erfolgen, dass notfalls die Deaktivierung des Türöffnungsmechanismus noch möglich ist.
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Wie sich der Türöffnungsmechanismus deaktivieren lässt, ist in der Regel von den vorliegenden mechanischen Verhältnissen in einem Fahrzeug abhängig. Eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass der erwähnte Türhebel mechanisch von einem Türschloss der Fahrzeugtür entkoppelt wird. Zieht die Person dann an dem Türhebel, so führt dies nicht dazu, dass die Tür entriegelt wird. Zusätzlich oder alternativ dazu kann auch vorgesehen sein, das Türschloss zu blockieren, die Fahrzeugtür also automatisch abzuschließen. Beide Arten der Deaktivierung des Türöffnungsmechanismus weisen den Vorteil auf, dass sie durch eine entsprechende Ansteuerung bereits vorhandener Fahrzeugkomponenten realisiert werden können, also z. B. der Zentralverriegelung, so dass sie besonders kostengünstig verwirklicht werden können.
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Im Zusammenhang mit der Detektion des fahrzeugfremden Verkehrsobjekts sieht eine Ausführungsform des Verfahrens vor, dass hierzu als zumindest ein Teil der Überwachungseinrichtung ein Spurwechselassistent verwendet wird. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass auch zum Bereitstellen der Überwachungseinrichtung keine zusätzlichen Fahrzeugkomponenten installiert werden müssen.
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Der ebenfalls zur Erfindung gehörige Kraftwagen zeichnet sich dadurch aus, dass er dazu ausgebildet ist, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen.
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Im Folgenden wird die Erfindung noch einmal genauer anhand eines konkreten Ausführungsbeispiels erläutert. Hierzu zeigt die einzige Figur eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kraftwagens. Bei dem im Folgenden erläuterten Beispiel stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsform und die beschriebenen Schritte des Verfahrens jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren ist die beschriebene Ausführungsform auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In der Figur ist eine schematische Darstellung einer Draufsicht auf einen Kraftwagen 10 gezeigt, der beispielsweise ein Personenkraftwagen sein kann. In dem Kraftwagen 10 sitzt eine Person 12 auf einem Fahrersitz 14. Dargestellt sind die Schultern und der Kopf der Person 12 sowie die Rückenlehne des Fahrersitzes 14. Die Person 12 möchte aussteigen und dazu eine Fahrertür 16 öffnen. An den Kraftwagen 10 nähert sich in dessen Heckbereich ein weiteres Fahrzeug 18 an. Eine Fahrtrichtung 20 des Fahrzeugs 18 ist in der Figur durch einen Pfeil angedeutet. In der in der Figur gezeigten Situation befindet sich das Fahrzeug 18 gerade in einem toten Winkel des Kraftwagens 10. Das Fahrzeug 18 wird einen Ausstiegsbereich 22 erreichen, welcher durch die aufschwingende Fahrertür 16 überstrichen werden wird und in welchem sich der Fahrer 12 während des Aussteigens aufhalten muss. Wenn der Fahrer 12 die Fahrertür 16 tatsächlich aufschwingt, ohne hierbei das Fahrzeug 18 zu berücksichtigen, wird es zu einer Kollision des Fahrzeugs 18 mit der Fahrzeugtür 16 in einem aufgeschwungenen Zustand 16' kommen.
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In dem Kraftwagen 10 ist jedoch eine Schutzeinrichtung eingebaut, die verhindert, dass der Fahrer 12 für den Fall, dass dieser das Fahrzeug 18 nicht gesehen hat, die Fahrertür 16 in den Ausstiegsbereich 22 schwingt.
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Hierzu überwacht eine Überwachungseinrichtung 24 eine Umgebung des Kraftwagens 10 und erkennt das herannahende Fahrzeug 18. Das herannahende Fahrzeug 18 wird von der Überwachungseinrichtung 24 signalisiert, indem sie ein entsprechendes Signal ausgibt. Bei der Überwachungseinrichtung 24 kann es sich beispielsweise um einen Spurwechselassistenten handeln.
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Eine Gestenerkennungseinrichtung 26 überwacht und interpretiert die Gesten des Fahrers 12 und erkennt hieran, dass der Fahrer 12 beabsichtigt, die Fahrertür 16 zu öffnen. Dies wird als Ausstiegsabsicht durch die Gestenerkennungseinrichtung 26 signalisiert, indem sie ein entsprechendes Signal ausgibt. Die Gestenerkennungseinrichtung 26 kann beispielsweise eine im Dachhimmel des Kraftwagens 10 verbaute PMD-Kamera umfassen, welche mittels einer Optik zum Erkennen der Armbewegung des Fahrers 12 einen Griff des Fahrers 12 hin zu einem Türöffner 28 der Fahrertür 16 detektiert und hieraus eine Intension der geplanten Türöffnung daraus ableitet. Die Gestenerkennung kann durch die Gestenerkennungseinrichtung 26 beispielsweise auf der Grundlage eines digitales Skelettmodells durchgeführt werden. Ein solches Skelettmodell kann die Gliedmaßen eines menschlichen Körpers durch einfache Grundformen wie Linien oder Zylinder nachbilden. Eine Winkelstellung der einzelnen Gliedmaßen zueinander, also beispielsweise eines Oberarms zu einem Unterarm, wird durch Gelenkelemente beschrieben, die sich zwischen jeweils zwei nachgebildeten Gliedmaßen befinden und als einen Parameter den Beugewinkel aufweisen. Anhand eines mittels einer Kamera erfassten Videobilds oder anhand einer Videosequenz kann durch Anpassen der Form des Skelettmodells an eine in dem Videobild bzw. der Videosequenz erkannte Person die Körperhaltung der Person auf das Skelettmodell übertragen werden. Durch Auslesen der räumlichen Ausrichtung oder Orientierung der einzelnen Gliedmaßen sowie durch Auslesen der Beugewinkel aus dem Parametersatz des Skelettmodells kann dann durch eine automatisierte Verarbeitung dieser Daten eine Entscheidung getroffen werden, ob der Fahrer 12 nach dem Türöffner 28 greift.
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Die Gestenerkennung kann beispielsweise, auch einen Annäherungssensor oder einen Berührungssensor umfassen, durch welchen jeweils an dem Türöffner 28 eine Annäherung oder eine Berührung einer Hand erkannt und dem Steuergerät 30 signalisiert wird. Für die Gestenerkennung kann aber auch auf ein anderes, aus dem Stand der Technik bekanntes Verfahren zurückgegriffen werden.
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Die Signale der Überwachungseinrichtung 24 und der Gestenerkennungseinrichtung 26 werden durch ein Steuergerät 30 empfangen und verarbeitet. In der in der Figur gezeigten Situation signalisiert die Überwachungseinrichtung 24, dass sich das Fahrzeug 18 dem Ausstiegsbereich 22 nähert und momentan im toten Winkel des Fahrzeugs 10 aufhält. Durch die Gestenerkennungseinrichtung 26 wird dem Steuergerät 30 signalisiert, dass der Fahrer 12 beabsichtigt, die Fahrzeugtür 16 zu öffnen. Das Steuergerät 30 kann anhand dieser Signale erkennen, dass die Gefahr einer Kollision der Fahrzeugtür 16 im geöffneten Zustand 16' mit dem Fahrzeug 18 besteht. Das Steuergerät 30 kann für einen solchen Fall ein Verriegelungssignal an ein Türschloss 32 der Fahrertür 16 senden, durch welches die Fahrertür 16 verschlossen wird und sich deshalb nicht mehr öffnen lässt. Das Steuergerät 30 kann beispielsweise ein Verriegelungssignal an eine Zentralverriegelung des Kraftwagen 10 senden, durch welche diese aktiviert wird und damit auch das Türschloss 32 blockiert wird. Zusätzlich oder alternativ dazu kann vorgesehen sein, dass das Steuergerät 30 den Türöffner 28 von dem Türschloss 32 mechanisch entkoppelt, so dass das Betätigen des Türöffners 28 das Türschloss 32 nicht öffnet.
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Solche Maßnahmen können allerdings unter Umständen übertrieben sein. Viele Fahrer öffnen die Tür zuweilen nach einem Kontrollblick in den Außenspiegel auch bei einem sich nähernden Fahrzeug, um die Fahrzeugtür dann noch so lange im Schloss zu halten oder an den Fahrzeugrumpf angelehnt zu lassen, bis das Fahrzeug vorbeigefahren ist. Aus diesem Grund wäre eine pauschale Blockierung der Türöffnung vom Fahrer 12 sicherlich nicht erwünscht. Durch das Steuergerät 30 kann als deshalb für weniger kritische Situationen eine weitere Maßnahme bei Erkennen eines heranfahrenden Fahrzeugs 18 und einer Ausstiegsabsicht des Fahrers 12 lediglich ein Warnsignal erzeugt werden, beispielsweise ein Warnton oder auch ein optisches Signal. Als optisches Signal kann beispielsweise eine Warnleuchte 24' aktiviert werden, die Bestandteil des Spurwechselassistenten sein kann.
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Anders sieht es aus, wenn der Fahrer vor dem Öffnen der Fahrertür 16 bzw. währenddessen nicht in einen Außenspiegel 34 des Kraftwagens 10 oder einen Rückspiegel 36 geschaut hat. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass der Fahrer 12 das Fahrzeug 18 gar nicht wahrgenommen haben kann. Entsprechend steht zu erwarten, dass der Fahrer 12 die Fahrzeugtür 16 in den Ausstiegsbereich 22 aufschwingen wird. Somit ist das Blockieren des Öffnens in dieser Situation ratsam. Das Ausgeben eines rein optischen Signals, beispielsweise mittels der Warnleuchte 24', wäre dagegen bei akuter Kollisionsgefahr nur ein unzureichendes Signal, da der Fahrer 12 ja offensichtlich nicht auf den Verkehr und damit auch nicht auf ein Leuchtsignal achtet. Eine solche Situation kann beispielsweise auftreten, wenn der Fahrer 12 in ein Gespräch vertieft zu einem (nicht dargestellten) Beifahrer schaut.
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Aus diesem Grund ist bei dem Kraftwagen 10 für die Entscheidung, welche Maßnahme zur Absicherung des Ausstiegsvorgangs getroffen werden soll (z. B. Fahrertür 16 blockieren, optisches Warnsignal mittels der Warnleuchte 24' oder akustisches Warnsignal), eine Überprüfung vorgesehen, ob der Fahrer 12 in einen der Spiegel 34, 36 geschaut hat oder einen Schulterblick zur Überprüfung der Verkehrslage durchgeführt hat. Hierzu weist das Steuergerät eine Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 auf. Das Steuergerät 30 entscheidet in Abhängigkeit von den erkannten Blickrichtungen, ob lediglich ein Warnsignal ausgegeben werden soll oder auch tatsächlich die Fahrertür 16 blockiert wird.
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Die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 kann beispielsweise in eine A-Säule des Kraftwagens 10 eingebaut sein. Die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 kann beispielsweise eine oder mehrere Kameras aufweisen. Beispielsweise ist es möglich, eine Videokamera und eine Infrarotkamera vorzusehen. Mittels der Videokamera kann eine Position der Iris oder der Pupille eines Auges des Fahrers 12 erfasst werden. Mittels der Infrarotkamera kann die hinter der Pupille erkennbare Retina erfasst werden. Aus der relativen Lage der Pupille zur Retina kann dann die Blickachse des Auges ermittelt werden. Hieraus ergibt sich ein Blickrichtungsvektor, anhand welchem erkennbar ist, wohin der Fahrer 12 blickt. Durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 wird überprüft, ob der Fahrer 12 während des Aufstiegsvorgangs (also seit Erkennen der Ausstiegsabsicht) oder in einem vorbestimmten Zeitraum vor Erkennen der Ausstiegsabsicht in einen der Spiegel 34, 36 blickt oder durch den Fahrer 12 ein Schulterblick ausgeführt wird. Für die Erkennung des Schulterblicks sind dann vorzugsweise weitere Kameras in einem Bereich des Kraftwagens 10 angeordnet, welche auch einen Blick des Fahrers 12 durch eine Heckscheibe 40 des Kraftwagen 10 registrieren können. Die Blickrichtungserkennung durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 kann aber auch eine Kopfneigung eines Kopfes des Fahrers 12 auswerten oder auch die Körperhaltung des Fahrers 12 auswerten, um beispielsweise das Ausführen eines Schulterblicks durch eine Scheibe der Fahrertür 16 oder die Heckscheibe 40 zu erkennen.
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Durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 kann für die Quittierung des Kontrollblicks beispielsweise überprüft werden, ob der Blickrichtungsvektor während der besagten Zeiträume in vorbestimmten Raumwinkelbereichen 42, 44, 46, 48 ausgerichtet war. Der Raumwinkelbereich 42 ist derjenige Bereich, in welchen der Fahrer 12 blicken muss, um einen Blick in den Rückspiegel 36 zu werfen. Richtet der Fahrer 12 seinen Blick in eine Richtung innerhalb des Raumwinkelbereichs 44, so bedeutet dies, dass sein Blick auf den Außenspiegel 34 gerichtet ist. Ein Blick aus dem Seitenfenster entspricht einem Blick mit einer Blickrichtung innerhalb des Raumwinkelbereichs 46. Um aus dem Heckfenster 40 zu schauen, muss der Fahrer 12 seinen Blick in eine Richtung innerhalb des Raumwinkelbereichs 48 richten. Für die Blickrichtungserkennung kann zusätzlich oder anstelle der beschriebenen Überprüfung der Raumwinkelbereiche 42, 44, 46, 48 auch auf ein anderes, aus dem Stand der Technik bekanntes Überprüfungsverfahren zurückgegriffen werden.
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Die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 signalisiert dem Steuergerät 30, ob der Fahrer 12 einen Kontrollblick durchgeführt hat (Quittierung). Zusätzlich oder alternativ dazu können durch die Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 auch Informationen über die vom Fahrer 12 überprüften Raumbereiche an das Steuergerät 30 übertragen werden.
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Durch das Steuergerät 30 werden die Signale der Überwachungseinrichtung 24, der Gestenerkennungseinrichtung 26 und der Blickrichtungserkennungseinrichtung 38 dahingehend ausgewertet, wie wahrscheinlich es ist, dass der Fahrer 12 sich darüber im Klaren ist, dass sich das Fahrzeug 18 nähert und er deshalb die Fahrertür 16 momentan nicht aufschwingen und er nicht in den Ausstiegsbereich 22 hinaustreten darf. Hat der Fahrer keinen Kontrollblick durchgeführt, so wird durch das Steuergerät 30 die Situation dem Zustand zugeordnet, dass der Fahrer 12 sich in Gefahr befindet und daher die Fahrertür 16 in der beschriebenen Weise blockiert. Da sowohl die Gestenerkennung als auch die Blickrichtungserkennung derart früh durchgeführt wurden, dass die Entscheidung des Steuergeräts 30 bereits vor dem Öffnen der Fahrertür 16 feststeht, kann das Steuergerät 30 durch Entkoppeln des Türöffners 28 oder durch Blockieren des Türschlosses 32 die Fahrertür 16 verschließen. Diese Mechanismen sind sehr einfach zu realisieren, weshalb der beschriebene Kollisionsschutz mit verhältnismäßig kostengünstigen Mitteln bereitgestellt werden kann.
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Wird durch das Steuergerät 30 festgestellt, dass der Fahrer 12 zwar einen Kontrollblick durchgeführt hat, dieser aber nur sehr kurz war, können entsprechend andere Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, welche zwar die Fahrertür 16 nicht blockieren, die aber dennoch die Aufmerksamkeit des Fahrers 12 verstärkt auf das herannahende Fahrzeug 18 lenken. Beispielsweise können die Frequenz und die Intensität eines Pulsierens des Lichtsignals der Warnleuchte 24' eingestellt werden. Bei einem sehr kurzen Kontrollblick ist dann das Licht der Warnleuchte 24' besonders hell und schnell blinkend. Auch ein akustisches Warnsignal kann in einem solchen Fall erzeugt werden.
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Mittels eines (nicht gezeigten) Mikrofons innerhalb des Fahrgastraums des Kraftwagens 10 kann durch das Steuergerät 30 auch überprüft werden, ob der Fahrer 12 beispielsweise laute Musik hört oder ein Gespräch mit einer anderen Person führt. Auch in diesem Fall kann dann eine Schutzmaßnahme unter der Annahme eingeleitet werden, dass der Fahrer 12 sich nicht über das herannahende Fahrzeug 18 bewusst ist.
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Durch das Beispiel ist gezeigt, wie durch eine Blickrichtungserkennung die richtigen Konsequenzen eines Systems zur Absicherung eines Ausstiegs festgelegt werden, um die Alltagstauglichkeit dieses Systems zu verbessern.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005021141 A1 [0001]