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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion sowie ein entsprechendes Computerprogrammprodukt.
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Zur Finanzierung des Straßennetzes ebenso wie zur Steuerung der Verkehrsströme sind Verfahren und Vorrichtungen zur Erhebung von straßennutzungsabhängigen Gebühren bekannt. Dabei werden beispielsweise Mautgebühren für die Benutzung eines mautpflichtigen Straßenabschnitts erhoben, die beim Eintritt in den mautpflichtigen Straßenabschnitt oder beim Verlassen des betreffenden Straßenabschnitts zu entrichten sind.
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Aus
DE 43 05 324 A1 ist eine Vorrichtung zur Erhebung einer Straßennutzungsgebühr bekannt, bei der von einem in einem Kraftfahrzeug mitzuführenden Wertkartenleser ein bestimmter Betrag beim Passieren eines an der Straße angeordneten Senders oder einer Induktionsschleife oder nach Verstreichen einer bestimmten Zeitspanne abgebucht wird. Hierdurch soll die Erhebung der Straßennutzungsgebühr besser an die von den Kraftfahrern verursachten Kosten angepasst sein. Zur Vergleichmäßigung des Verkehrsflusses wird in
DE 41 12 472 A1 ein Mautsystem mit automatischer Erfassung individueller Daten von Straßennutzern vorgeschlagen, wobei Abweichungen von einer Richtgeschwindigkeit zu einer Erhöhung der Mautgebühren führen. Gemäß
EP 0 720 764 B1 werden von einem Empfänger und einer Erfassungseinheit, die innerhalb des Fahrzeugs angeordnet sind, die zurückgelegte Fahrstrecke nach Fahrspuren differenziert erfasst und darauf beruhend die angefallenen Gebühren ermittelt und gespeichert; die angefallenen Gebühren können beispielsweise im Rahmen einer TÜV-Prüfung beglichen werden.
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In
EP 1 638 808 B1 wird vorgeschlagen, die zumindest in Nutzfahrzeugen bereits vorhandenen Vorrichtungen zur Ermittlung von Mautgebühren zur Übertragung von Meldungen zu verwenden, die auf eine Gefahrenstelle, etwa ein Pannenfahrzeug oder ein Ende eines Verkehrsstaus, schließen lassen, und den Warnblinkanlagenschalter oder Blinkerschalter als Aktivierungsmittel zur Aussendung solcher Meldungen auszuführen.
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Die bekannten Verfahren sind jedoch nicht ausreichend zur verkehrs- und bedarfsgerechten Erfassung einer Straßennutzung durch die Verkehrsteilnehmer. Die Steuerungswirkung der bekannten Verfahren und Systeme zur Verbesserung des Verkehrsflusses ist daher nur sehr eingeschränkt, insbesondere kann ein eventuell individuell unterschiedlicher Bedarf der Straßennutzung durch die Verkehrsteilnehmer nicht berücksichtigt werden.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren und zur Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion anzugeben. Es ist ebenfalls eine Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zur Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion anzugeben sowie ein entsprechendes Computerprogrammprodukt.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren sowie durch eine Vorrichtung wie in den unabhängigen Ansprüchen angegeben gelöst.
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In einem erfinderischen Verfahren zur Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion, wobei ein Verkehrsteilnehmer einem anderen einen Vorteil im Straßenverkehr einräumt, erfolgt aufgrund dieser Einräumung eine Finanztransaktion vom den Vorteil erhaltenden Verkehrsteilnehmer zum den Vorteil einräumenden Verkehrsteilnehmer. Damit ist es auf einfache Weise möglich, zwischen Verkehrsteilnehmern ein Verfahren zur finanziellen Transaktion für das Einräumen bestimmter Rechte zu schaffen.
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Die Finanztransaktion kann dabei insbesondere die Zahlung eines Geldbetrags vom den Vorteil erhaltenden Verkehrsteilnehmer zum den Vorteil einräumenden Verkehrsteilnehmer sein. Alternativ zu einem Geldbetrag kann die Finanztransaktion auch andere Formen haben, zum Beispiel der Austausch von Bonuspunkten. Diese Bonuspunkte können beliebig eingesetzt werden, um sich Vorteile zu erkaufen, oder erworben werden, wenn anderen Vorteile eingeräumt werden.
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Bei einer Ausführung des Verfahrens zur Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion wird die Durchführung eines Überholvorgangs erfasst, wobei ein überholender Verkehrsteilnehmer einen überholten Verkehrsteilnehmer insbesondere auf einem von mehreren in einer Fahrtrichtung befahrbaren Fahrstreifen einer Straße überholt bzw. zu überholen beabsichtigt. Dem überholenden Verkehrsteilnehmer ist ein überholendes Fahrzeug, insbesondere ein Kraftfahrzeug, zugeordnet, und dem überholten Verkehrsteilnehmer ein überholtes Fahrzeug, insbesondere ein Kraftfahrzeug. Vor dem Überholvorgang fährt das zu überholende Fahrzeug dem überholenden Fahrzeug auf dem gleichen oder auf einem anderen Fahrstreifen voraus. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird der Einfachheit halber auch bereits vor dem Überholvorgang das zu überholende Fahrzeug als „überholtes“ Fahrzeug bezeichnet; die Bezeichnungen „überholendes“ und „überholtes“ Fahrzeug werden auch dann verwendet, wenn der Überholvorgang tatsächlich nicht durchgeführt wird.
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Erfindungsgemäß erfolgt aufgrund des erfolgten Überholvorgangs, d.h. insbesondere nach Abschluss des Überholvorgangs, eine Finanztransaktion von dem überholenden zu einem überholten Verkehrsteilnehmer. Die Finanztransaktion kann dabei insbesondere die Zahlung eines Geldbetrags von dem überholenden an den überholten Verkehrsteilnehmer sein.
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Auf Straßen mit einer Mehrzahl von in einer Richtung befahrbaren Fahrstreifen kommt es sehr häufig zu Überholvorgängen, bei denen ein schnelleres Fahrzeug ein langsameres Fahrzeug auf einem anderen, in derselben Richtung befahrbaren Fahrstreifen überholt. Dies gilt insbesondere für Straßen mit mehreren Richtungsfahrbahnen, von denen jede eine Mehrzahl von Fahrstreifen aufweist, zwischen denen zum Überholen gewechselt werden kann; die Fahrstreifen werden auch als Fahrspuren bezeichnet. Da ein Verkehrsteilnehmer auf seiner Fahrspur nur dann auf einer Fahrspur mit der von ihm gewünschten Geschwindigkeit fahren kann, wenn auf derselben Fahrspur unmittelbar vor ihm kein Fahrzeug mit einer geringeren Geschwindigkeit fährt, ist die Nutzung einer Fahrspur vom Verhalten der jeweils anderen Verkehrsteilnehmer abhängig. Insbesondere ist die Nutzung einer Fahrspur mit einer höheren Geschwindigkeit davon abhängig, dass diejenigen Fahrzeuge, die mit einer niedrigeren Geschwindigkeit fahren, andere Fahrspuren benutzen. Durch die erfindungsgemäße Erfassung der Überholvorgänge wird das Verhalten der Verkehrsteilnehmer erfasst und zur Grundlage einer Finanztransaktion von einem überholenden zur einem überholten Verkehrsteilnehmer gemacht.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführung erfolgt, wenn ein Vorfahrtsrecht eingeräumt wird, aufgrund der erfolgten Vorfahrt eine Finanztransaktion vom die Vorfahrt nehmenden Verkehrsteilnehmer zum die Vorfahrt einräumenden Verkehrsteilnehmer. Das Vorfahrtsrecht kann verschiedenen Verkehrsorten und -situationen gewährt werden. An einer Kreuzung kann trotz Vorfahrt, aufgrund von Schildern oder Rechts-vor-Links Regelung, der Vorfahrtsberechtigte den anderen die Vorfahrt lassen. Oder an einer nicht-vorfahrtsberechtigten Ausfahrt wird einem Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt auf die vorfahrtsberechtigte Straße erlaubt. Die Finanztransaktion läuft hier genauso ab wie für den Überholvorgang beschrieben.
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Weiterhin vorteilhaft ist ein Verfahren, bei dem, wenn ein Verzicht einer Fahrt auf einer bestimmten Fahrtstrecke eingeräumt wird, aufgrund des erfolgten Verzichts der Fahrt eine Finanztransaktion vom die bestimmte Fahrstrecke befahrenden Verkehrsteilnehmer zum verzichtenden Verkehrsteilnehmer erfolgt. Zum Beispiel werden in Zukunft Navigationssystem aufgrund genauer Stauinformationen Fahrzeuge um Staus herum leiten können. Dies gilt für größere Strassen wie Autobahnen genauso wie für lokale Staus in den Strassen einer Stadt. Dabei ist es für den Abfluss des gestauten Verkehrs besser, wenn die Fahrzeuge recht weiträumig um den Staukern geleitet werden. Auch hier kann ein Verkehrsteilnehmer, der einen weiteren Umweg in Kauf nehmen, eine Zahlung von einem Verkehrsteilnehmer erhalten, der die kürzere Umfahrung wünscht. Dies Organisation der Einräumung des Verzichts kann über eine zentrale Koordination oder eine Absprache zwischen vielen Fahrzeugen erfolgen. Die Finanztransaktion läuft hier wiederum genauso ab wie für den Überholvorgang beschrieben.
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Dadurch, dass in Abhängigkeit von der Durchführung des Überholvorgangs eine Finanztransaktion von dem überholenden zu dem überholten Verkehrsteilnehmer erfolgt, wird in verbesserter Weise eine Zuordnung von Finanztransaktionen zur Straßennutzung durch die Verkehrsteilnehmer erreicht. Insbesondere entspricht die Zahlung eines Geldbetrags von dem überholenden an den überholten Verkehrsteilnehmer der Tatsache, dass der überholte Verkehrsteilnehmer dem überholenden hierfür eine Fahrspur freimacht bzw. freilässt und stattdessen eine andere Fahrspur, auf der ggf. nur eine geringere Fahrgeschwindigkeit möglich ist, benutzt. Hierdurch kann auch ein verbesserter Verkehrsfluss insbesondere in dichtem Verkehr ermöglicht werden, bei dem Verkehrsteilnehmer, die es nicht eilig haben, Fahrspuren befahren, auf denen eine geringere Geschwindigkeit möglich ist und dafür Zahlungen erhalten, wohingegen Verkehrsteilnehmer, die es eiliger haben, Geldbeträge bezahlen, um auf einer Spur fahren zu können, die eine höhere Geschwindigkeit ermöglicht. So könnte beispielsweise bei einer dreispurigen Richtungsfahrbahn eine Selbstorganisation erfolgen, bei der Verkehrsteilnehmer auf der schnellen Fahrspur zahlen müssen, Verkehrsteilnehmer auf der mittleren Spur im Endeffekt etwa so viel zahlen, wie sie einnehmen, und Verkehrsteilnehmer auf der langsamen Spur Geld verdienen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung stellt die Finanztransaktion die Zahlung eines vorbestimmten Geldbetrags dar. Der vorbestimmte Geldbetrag sollte insbesondere so gering sein, dass es sich im Verhältnis zu den Kosten einer Fahrt mit einem Fahrzeug nicht lohnt, die Fahrt nur deshalb zu unternehmen, um Zahlungen durch überholende Verkehrsteilnehmer zu erhalten. In bevorzugter Weise ist daher der vorbestimmte Betrag an die Kosten einer Fahrt und an die Verkehrsdichte angepasst. Der vorbestimmte Betrag kann somit orts- und zeitabhängig sein und beispielsweise auch von der jeweiligen Straße abhängig sein. Hierdurch kann ein unnötiges Verkehrsaufkommen vermieden werden und eine optimale Wirkung zur Verbesserung des Verkehrsflusses erreicht werden.
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Die Abwicklung der Finanztransaktion erfolgt bevorzugt durch bidirektionale drahtlose Kommunikation zwischen dem überholenden und dem überholten Verkehrsteilnehmer. Hierdurch wird eine einfache und sichere Abwicklung der Finanztransaktion erreicht. Dabei spielt es prinzipiell keine Rolle, ob die Kommunikation direkt von Fahrzeug zu Fahrzeug erfolgt oder über eine Zentralstation.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vor Beginn des Überholvorgangs vom überholenden an das zu überholende Fahrzeug eine Überholanfrage gesendet. Diese kann zumindest einen Identifizierungscode, eine Position und eine Fahrtrichtung des überholenden Fahrzeugs umfassen. Hierdurch werden diejenigen Daten übermittelt, die notwendig sind, um den Überholvorgang bzw. die damit zusammenhängende Finanztransaktion vorzubereiten. Die drahtlose Kommunikationsverbindung kann bereits vor dem Senden der Überholanfrage aufgebaut worden sein, wobei weitere Nachrichten übermittelt worden sein können.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, dass die Überholanfrage aufgrund von Fahrsituationsdaten übermittelt wird. Insbesondere kann die Fahrsituation, die etwa durch die Geschwindigkeit und den Abstand zum vorausfahrenden, zu überholenden Fahrzeug gekennzeichnet ist, durch dem überholenden Fahrzeug zugeordnete Sensoren erfasst werden. Derartige Sensorsysteme sind in Fahrzeugen, die über Assistenzsysteme, wie beispielsweise eine adaptive Abstandsregelung, verfügen, üblicherweise vorhanden. Die entsprechenden Messwerte können kontinuierlich erfasst und zur Bestimmung der Fahrsituationsdaten ausgewertet werden. So kann beispielsweise bei Unterschreitung eines vorgegebenen Abstands zu einem vorausfahrenden Fahrzeug eine Überholanfrage an dieses gesendet werden.
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In besonders bevorzugter Weise wird die Überholanfrage automatisch dann übermittelt, wenn sich aufgrund von Fahrsituationsdaten ergibt, dass ein Überholen des überholten durch das überholende Fahrzeug bevorsteht, insbesondere innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne. Dies kann durch Auswertung des Abstands und der zeitlichen Veränderung des Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug festgestellt werden. Hierdurch wird eine einfache und sichere Vorbereitung des Überholvorgangs und der damit zusammenhängenden Finanztransaktion erreicht.
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Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird die Überholanfrage dem Fahrer des zu überholenden Fahrzeugs angezeigt, eine darauf erfolgende Reaktion des Fahrers wird erfasst und die Finanztransaktion und/oder der Überholvorgang wird in Abhängigkeit von der erfassten Reaktion des Fahrers durchgeführt wird. Die Anzeige kann beispielsweise optisch, akustisch oder haptisch erfolgen. Die Reaktion kann etwa das Betätigen eines entsprechenden Bedienelements sein, kann aber auch in einer Lenkbewegung bestehen, beispielsweise in einem Spurwechsel, um die bisher benutzte Fahrspur freizugeben. Hierdurch wird dem Fahrer des überholten Fahrzeugs die Kenntnisnahme der Überholanfrage ermöglicht und die Möglichkeit gegeben, auf den Ablauf des Verfahrens Einfluss zu nehmen und beispielsweise die Überholanfrage eines nachfolgenden Fahrzeugs abzulehnen. Bei Ablehnung erfolgt keine Finanztransaktion. Alternativ oder zusätzlich kann auch eine Anzeige weiterer übermittelter Informationen oder Sensordaten erfolgen. Ebenso kann eine Anzeige entsprechender Informationen und eine Einflussmöglichkeit für den Fahrer des überholenden Fahrzeugs vorgesehen sein.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens übermittelt das zu überholende Fahrzeug nach Erhalt der Überholanfrage eine Antwort an das überholende Fahrzeug. Diese Antwort kann insbesondere zumindest einen Identifizierungscode, eine Position und eine Fahrtrichtung des zu überholenden Fahrzeugs enthalten, um an das überholende Fahrzeug diejenigen Daten zu übermitteln, die zur Vorbereitung des Überholvorgangs bzw. der Finanztransaktion notwendig sein.
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In bevorzugter Weise enthält die Antwort des zu überholenden Fahrzeugs eine Zahlungsanfrage an das überholende Fahrzeug. Erfolgt auf die Zahlungsanfrage eine Bestätigung des überholenden Fahrzeugs, so erfolgt nach Abschluss des Überholvorgangs die Finanztransaktion. Erfolgt keine Bestätigung oder wird die Zahlungsanfrage abgelehnt, so erfolgt keine Finanztransaktion. Hierdurch wird eine sichere Abwicklung der Finanztransaktion erreicht und ferner sichergestellt, dass ggf. Bedingungen, die für eine Ermöglichung des Überholvorgangs gestellt werden, berücksichtigt werden. So kann insbesondere durch die Zahlungsanfrage vom überholten Fahrzeug bzw. Verkehrsteilnehmer die Bedingung gestellt werden, dass eine Freigabe oder ein Freilassen der gewählten Fahrspur zur Ermöglichung des Überholvorgangs nur erfolgt, wenn vom überholenden Verkehrsteilnehmer die Verpflichtung zur Zahlung akzeptiert wird.
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In vorteilhafter Weise erfolgt die zugesagte Finanztransaktion nach Abschluss des Überholvorgangs, insbesondere unmittelbar nach Abschluss des Überholvorgangs, wobei der Abschluss des Überholvorgangs beispielsweise durch Sensoren des überholten und/oder des überholenden Fahrzeugs festgestellt werden kann. Hierdurch wird sichergestellt, dass nur für solche Überholvorgänge eine Zahlung erfolgt, die tatsächlich abgeschlossen werden. Um zu verhindern, dass die Zahlung durch eine Unterbrechung der Kommunikationsverbindung zwischen den beiden Fahrzeugen gestört oder verhindert werden kann, kann es vorgesehen sein, dass spätestens mit oder unmittelbar nach der Übermittlung der Bestätigung die für die Zahlung notwendigen Informationen übermittelt werden und unabhängig von einer weiteren Kommunikation die für die Zahlung notwendigen Schritte in beiden Fahrzeugen durchgeführt werden. Die Zahlung kann beispielsweise durch eine Online-Verbindung erfolgen oder auch durch eine Offline-Verbindung nach Ende der Fahrt oder in regelmäßigen Intervallen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Durchführung des Überholvorgangs und/oder die Abwicklung der Finanztransaktion automatisch. Dabei kann die Durchführung des Überholvorgangs durch ein Assistenzsystem erfolgen; derartige Assistenzsysteme sind in vielfältigen Formen bekannt, beispielsweise als adaptive Abstandsregelung (Adaptive Cruise Control, ACC) oder als Spurhalteassistent (Lane Keeping Assistant, LKA). Beim Fahren auf einer Richtungsfahrbahn mit einer Mehrzahl von Fahrstreifen können viele Aufgaben des Fahrers durch solche Assistenzsysteme übernommen werden, einschließlich der Vorbereitung und Durchführung von Überholvorgängen. Dadurch, dass die Durchführung des Überholvorgangs und die damit verknüpfte Abwicklung der Finanztransaktion automatisch durchgeführt werden, kann ein entsprechendes Fahrzeug größtenteils autonom an einem geregelten Verkehrsfluss teilnehmen. Insbesondere dann, wenn sowohl das überholte Fahrzeug als auch das überholende Fahrzeug entsprechend ausgerüstet sind und der Überholvorgang und die damit zusammenhängende Finanztransaktion automatisch durchgeführt werden, ist das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft zur Optimierung des Verkehrsflusses einsetzbar, wobei die Fahrzeuge autonom, d.h. ohne Eingriff des Fahrers, Spurwechsel für Überholvorgänge vornehmen können.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Priorität des überholenden in Bezug auf das zu überholende Fahrzeug ermittelt und die Finanztransaktion und/oder der Überholvorgang in Abhängigkeit von der ermittelten Priorität abgewickelt bzw. durchgeführt. Insbesondere wird die Priorität vor der Durchführung des Überholvorgangs aufgrund der vom zu überholenden Fahrzeug erhaltenen Überholanfrage des überholenden Fahrzeugs ermittelt. Hierdurch können unterschiedliche Fahrstrategien bzw. Geschwindigkeitsvorgaben durch die Fahrer der beiden Fahrzeuge berücksichtigt werden. Dadurch kann beispielsweise sichergestellt werden, dass der Überholvorgang und/oder die Finanztransaktion nur dann durchgeführt werden, wenn die Interessenlage der beiden Verkehrsteilnehmer tatsächlich derart ist, dass der überholende Verkehrsteilnehmer eine höhere Geschwindigkeit wünscht und auch bereit ist, für ein Überholen zu zahlen, während der überholte bereit ist, auf eine Fahrspur mit langsamerer Geschwindigkeit zu wechseln oder auf dieser zu bleiben, wenn er hierfür eine Bezahlung erhält.
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Insbesondere wird die Priorität aufgrund mindestens eines vorbestimmten Kriteriums bzw. einer vorbestimmten Strategie ermittelt. Das Kriterium bzw. die Fahrstrategie kann vom Fahrer des überholten Fahrzeugs beispielsweise vor Beginn der Fahrt gewählt werden. So könnte der Fahrer etwa vorgeben haben, dass er bereit ist, auf einer Fahrspur mit langsamerem Verkehr zu fahren bzw. auf eine solche Spur zu wechseln, wenn er hierfür eine Bezahlung erhält. Aufgrund dieser Strategie kann das überholte Fahrzeug auf eine erhaltene Überholanfrage automatisch eine Antwort mit einer Zahlungsanfrage geben. Umgekehrt könnte der Fahrer vorgegeben haben, dass er nicht bereit ist, einen Wechsel auf eine langsamere Fahrspur vorzunehmen, oder dass er für eine anstehende Fahrt nur bis zu einem bestimmten Gesamtbetrag bereit ist, Geld auszugeben. Je nachdem, ob die Vorgabe der akzeptierten Kosten bereits erreicht ist oder nicht, würde eine Antwort auf die Überholanfrage mit einer Ablehnung oder einer Zahlungsanfrage erfolgen. Wird das überholte Fahrzeug von einem Assistenzsystem gesteuert, das einen Spurwechsel ermöglicht, so könnte das Assistenzsystem dementsprechend automatisch die schnellere oder langsamere Spur wählen. Hierbei könnte unter Einbeziehung von Daten eines Navigationssystems mit Informationen über Verkehrsstaus sogar berechnet werden, auf welchem Abschnitt einer Fahrt es sich am meisten lohnt, Geld für Überholvorgänge zu bezahlen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Abwicklung der Finanztransaktion von der Fahrgeschwindigkeit des überholten Fahrzeugs, vom Abstand des überholten Fahrzeugs zu einem diesem auf demselben Fahrstreifen vorausfahrenden dritten Fahrzeug, von der Verkehrsdichte auf dem Fahrstreifen des überholten und/oder des überholenden Fahrzeugs und/oder von Verkehrsbeschränkungen für das überholte Fahrzeug abhängig.
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Hierdurch kann beispielsweise verhindert werden, dass Zahlungen im Stau erfolgen oder an parkende Verkehrsteilnehmer. Ebenso soll keine Zahlung erfolgen an Verkehrsteilnehmer, die mindestens mit der für den jeweiligen Fahrzeugtyp oder auf der betreffenden Straße zugelassenen Höchstgeschwindigkeit fahren; solchen Verkehrsteilnehmern entsteht dadurch, dass sie dem überholenden Verkehrsteilnehmer die entsprechende schnellere Fahrspur überlassen, kein Nachteil, so dass eine Zahlung nicht gerechtfertigt wäre. Aus demselben Grund kann vorgesehen sein, dass keine Zahlung an Verkehrsteilnehmer erfolgt, die langsamer fahren als auf dem jeweiligen Fahrstreifen möglich ist; dies kann beispielsweise dadurch festgestellt werden, dass auf der Fahrspur des überholten Fahrzeugs vor diesem kein weiteres oder ein schnelleres Fahrzeug fährt. Auch wenn kein dichter Verkehr herrscht, also beispielsweise wenn vor dem überholenden Fahrzeug kein weitere Fahrzeug fährt, kann eine Finanztransaktion ausgeschlossen sein.
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Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur automatischen Abwicklung einer straßennutzungsabhängigen Finanztransaktion umfasst Mittel zur Ermittlung einer Fahrzeugposition, Mittel zur drahtlosen bidirektionalen Kommunikation mit einem anderen Fahrzeug bzw. mit einer entsprechenden Vorrichtung in einem anderen Fahrzeug und Mittel zur Abwicklung einer Finanztransaktion, wobei die Vorrichtung zur Durchführung des oben beschriebenen Verfahrens eingerichtet ist. Die Mittel zur Ermittlung der Fahrzeugposition können ein Navigationssystem und/oder ein satellitengestütztes Positionsmesssystem (beispielsweise GPS) umfassen bzw. mit einem solchen System verbunden sein. Mittel zur drahtlosen bidirektionalen Kommunikation und zur Abwicklung einer Finanztransaktion über eine drahtlose Verbindung sind an sich bekannt. Erfindungsgemäß ist die Vorrichtung zur Durchführung des oben beschriebenen Verfahrens eingerichtet. Sofern die Vorrichtung ein dem überholten Fahrzeug zugeordnetes Assistenzsystem zur Durchführung eines Überholvorgangs, insbesondere ein Abstandsregelungs- und Spurhaltesystem umfasst, kann durch einen automatischen Spurwechsel oder ein Spurhalten des überholten Fahrzeugs der Überholvorgang ermöglicht werden. Sofern auch das überholende Fahrzeug über ein Assistenzsystem mit einer derart eingerichteten Vorrichtung verfügt, kann der gesamte Überholvorgang automatisch und verkehrsgerecht durchgeführt werden.
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Dabei ist es vorteilhaft, wenn die erfindungsgemäße Vorrichtung vom Fahrer deaktiviert werden kann. Hierdurch wird eine Wahlmöglichkeit für den Fahrer geschaffen, die es ihm ermöglicht, die Strategie bezüglich eines schnellen Vorwärtskommens während einer Fahrt zu ändern oder auch bei bestimmten Verkehrssituationen, beispielweise wenn nach Einschätzung des Fahrers kein dichter Verkehr herrscht, die Vorrichtung nicht einzusetzen und Überholvorgänge durchzuführen, ohne Zahlungen leisten zu müssen.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann fest mit dem Fahrzeug verbunden sein, was beispielsweise bei einer Integration in ein Assistenzsystem vorteilhaft sein kann. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann aber auch von dem Fahrzeug unabhängig sein und insbesondere als tragbares Kommunikationsgerät, z. B. als Smartphone, Laptop oder Tablettcomputer, mit einem entsprechenden Anwendungsprogramm (App) ausgebildet sein. Hierdurch kann eine besonders weite Verbreitung und eine besonders hohe verkehrssteuernde Wirkung des erfindungsgemäßen Verfahrens erzielt werden. Ferner sind in solchen tragbaren Kommunikationsgeräten oft Mittel zur Positionsbestimmung, Mittel zur Kommunikation mit anderen Kommunikationsgeräten und Mittel zur Durchführung von Finanztransaktionen bereits vorhanden.
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Die Erfindung bezieht sich auch auf ein Computerprogrammprodukt mit auf einem maschinenlesbaren Träger gespeicherten Programmschritten zur Durchführung des oben beschriebenen Verfahrens, wenn die Programmschritte von einer programmierbaren Prozessoreinrichtung ausgeführt werden, die beispielsweise Teil der oben beschriebenen Vorrichtung sein kann.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung bei einem ersten und einem zweiten Verkehrsteilnehmer;
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2 ein vereinfachtes Blockdiagramm zum Ablauf gemäß einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens, und
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3 bis 12 unterschiedliche Verkehrssituationen, bei denen gemäß Beispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens Zahlungen von einem ersten an einen zweiten Verkehrsteilnehmer erfolgen oder nicht.
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Wie in 1 schematisch dargestellt, ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung in gleichartiger Ausgestaltung einem Verkehrsteilnehmer 1 und einem Verkehrsteilnehmer 2 zugeordnet bzw. in den betreffenden Fahrzeugen angeordnet. Gemäß einem Ausführungsbeispiel umfasst die Vorrichtung eine Zentraleinheit, der ein Positionsbestimmungsmodul zur Ermittlung einer Position des Fahrzeugs, beispielsweise über GPS, und ein Transaktionsmodul zur Abwicklung einer Finanztransaktion zugeordnet sind, sowie ggf. eine Fahreranzeige, um dem Fahrer eine Überholanfrage anzuzeigen, sowie optional einen Umgebungssensor und ein Navigationssystem zur Ermittlung weiterer Parameter der Fahrsituation. Die Zentraleinheit ist zur Verarbeitung der von den übrigen Komponenten gelieferten Daten eingerichtet und umfasst hierfür beispielsweise Prozessor- und Speichermittel. Aus der Positionsbestimmung können über die zeitliche Veränderung der Position die Fahrtrichtung und die Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs ermittelt werden. Ferner ist der Zentraleinheit ein Kommunikationsmodul für eine bidirektionale drahtlose Kommunikation mit einer gleichartigen Vorrichtung in einem anderen Fahrzeug, zum Beispiel über C2C oder WLAN, zugeordnet. Falls vorhanden, können auch Informationen von Fahrerassistenzsystemen wie ACC, LKA oder Parkassistenzsystemen verwendet werden.
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Die in 1 symbolisch dargestellte Vorrichtung muss nicht im Fahrzeug fest installiert sein, sondern kann auch als mobiles Gerät in das Fahrzeug gebracht werden. So verfügen die meisten modernen Mobiltelefone über Positionserkennung, WLAN-Kommunikation und über einen Internetzugriff auch über die Möglichkeit der Abwicklung einer Finanztransaktion. Das erfindungsgemäße Verfahren könnte somit auch in einem derartigen mobilen Gerät implementiert werden, zum Beispiel als App. Weitere Parameter, etwa eine fahrzeugtypabhängige Höchstgeschwindigkeit, würden in diesem Fall manuell eingegeben und zur Verhinderung von Missbrauch mit einer gemessenen Fahrgeschwindigkeit abgeglichen.
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Bei dem in 2 vereinfacht dargestellten Verfahren gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung wird angenommen, dass sich ein „eiliger“ Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1) auf einer Fahrspur mit schnellem Verkehr von hinten einem langsameren Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 2) nähert, der auf der gleichen Fahrspur fährt. Im Folgenden wird vorausgesetzt, dass bei beiden Fahrzeugen eine erfindungsgemäße Vorrichtung vorhanden und zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens aktiviert ist.
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Sobald aufgrund der Signale des Positionsbestimmungsmoduls von der Zentraleinheit des Fahrzeugs 1 festgestellt wird, dass ein Überholvorgang bevorsteht, wird von Fahrzeug 1 über das Kommunikationsmodul von Fahrzeug 1 eine Überholanfrage an Fahrzeug 2 gesendet, wobei ferner ein Identifizierungscode sowie die Position und die Fahrtrichtung von Fahrzeug 1 mitgeteilt werden. Diese Nachricht wird von Fahrzeug 2 über das diesem zugeordnete Kommunikationsmodul empfangen. Aufgrund der eigenen Position und Fahrtrichtung kann die Zentraleinheit von Fahrzeug 2 ermitteln, ob es zu einem Überholvorgang kommen könnte.
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Sodann wird aufgrund einer vom Fahrer von Fahrzeug 2 zuvor eingegebenen Strategie bzw. eines zuvor eingegebenen Kriteriums ermittelt, ob Fahrzeug 1 Priorität hat. Die Strategie könnte beispielsweise sein, dass ein automatischer Spurwechsel auf eine Fahrspur mit langsamerem Verkehr, um Fahrzeug 1 überholen zu lassen, prinzipiell angeboten werden kann, wenn sich ein Fahrzeug mit einer höheren Geschwindigkeit von hinten nähert; diesem kann in diesem Sinne Priorität gewährt werden. Ferner kann vorgegeben sein, dass der Spurwechsel jedoch nur erfolgen soll, wenn der überholende Verkehrsteilnehmer hierfür eine Bezahlung leistet. Der Betrag der Zahlung ist im dargestellten Ausführungsbeispiel fest vorgegeben und kann z. B. 1 Euro-Cent pro Überholvorgang betragen. Der Betrag kann auch je nach Verkehrsdichte, Strecke und Tageszeit variieren und kann dann abgestuft beispielsweise 1, 5 oder 10 Euro-Cent betragen.
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Ergibt sich aufgrund der vorgegebenen Strategie und aufgrund der Daten über die Fahrsituation, insbesondere über die Geschwindigkeit und die Position der beiden Fahrzeuge, dass Fahrzeug 1 Priorität hat, so wird eine Antwort von Fahrzeug 2 an Fahrzeug 1 gesendet. Diese enthält mindestens einen Identifizierungscode, die Position und Fahrtrichtung des Fahrzeugs 2 und auch die Anfrage, beim Überholvorgang eine Bezahlung zu erhalten.
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Wenn dieser Kontakt zwischen den Fahrzeugen hergestellt und von Fahrzeug 1 durch eine weitere Nachricht bestätigt worden ist, wird nach Abschluss des Überholvorgangs eine Bezahlung erfolgen, auch wenn die Vorrichtung vor Abschluss des Überholvorgangs abgeschaltet werden sollte. Hierdurch kann verhindert werden, dass der überholende Verkehrsteilnehmer die Vorrichtung aktiviert, abwartet bis der Weg frei ist, dann ausstellt und danach überholt.
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Wenn sich ergibt, dass alle Bedingungen für eine Bezahlung nach Durchführung des Überholvorgangs erfüllt sind, so tauschen die beiden Systeme die für die Durchführung der Finanztransaktion notwendigen Informationen aus. Aufgrund der sehr geringen Höhe des Geldbetrages kann dabei ein Bezahlsystem für kleine Geldbeiträge vorteilhaft sein, wie es für Zahlungen im Internet entwickelt wurde, beispielsweise PayPal, oder eine Verrechnung mit anderen Kosten, etwa der Telefonrechnung.
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Nach Austausch der Informationen zur Finanztransaktionen kann ein Spurwechsel von Fahrzeug 2 auf eine langsamere Fahrspur erfolgen und der Überholvorgang durchgeführt werden. Durch einen Vergleich der Positionen und Fahrtrichtungen beider Fahrzeuge kann festgestellt werden, ob der Überholvorgang erfolgt ist. Die dafür notwendigen Informationen sowie ggf. die Informationen zur Überprüfung der Bedingungen für eine Zahlung werden ggf. zwischen den beiden Fahrzeugen ausgetauscht, wenn diese zunächst nur in einem der beiden Fahrzeuge vorliegen.
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Ist Fahrzeug 2 autonom gesteuert, beispielsweise durch ein Assistenzsystem, so kann die Freigabe der schnelleren Fahrspur durch Ausweichen von Fahrzeug 2 auf die langsamere Spur automatisch erfolgen. Bei anderen Ausgangsbedingungen könnte auch ein Verbleiben auf der langsamen Spur zur Ermöglichung des Überholvorgangs dienen.
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Wird Fahrzeug 2 nicht durch ein Assistenzsystem gesteuert, so kann über eine Anzeige die Überholanfrage an den Fahrer weitergegeben werden, der sich dann entscheiden kann, ob er die schnellere Fahrspur freigeben will oder nicht (nicht in 2 dargestellt).
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Prinzipiell spielt es keine Rolle, ob der überholte Verkehrsteilnehmer aktiv den Weg freigemacht hat oder einfach nur auf der langsameren Spur unterwegs ist. Dadurch, dass Überweisungen an alle überholten Verkehrsteilnehmer gehen, und nicht nur an solche, welche einem überholenden Verkehrsteilnehmer aktiv die Spur frei machen, wird einem Missbrauch vorgebeugt, bei dem Verkehrsteilnehmer sich absichtlich vor schnellere Verkehrsteilnehmer drängen, um dann für das Vorbeilassen eine Bezahlung zu erhalten.
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Erfindungsgemäß kann es vorgesehen sein, dass die Abwicklung der Finanztransaktion, insbesondere die Überweisung eines Geldbetrags, von einem überholenden an einen überholten Verkehrsteilnehmer nur unter gewissen Bedingungen erfolgt, für die im Folgenden einige Beispiele gegeben werden. Die 3 bis 12 zeigen dabei in symbolischer Darstellung Fahrsituationen in Draufsicht, wobei eine dreispurige Richtungsfahrbahn dargestellt ist. Der jeweils im rechten Bereich gezeigte Pfeil stellt die Fahrtrichtung dar. Auf den einzelnen Fahrzeugen, die durch rechteckige Felder dargestellt sind, ist beispielhaft die jeweilige Fahrgeschwindigkeit (in km/h) angegeben. Weitere Regeln für die unten gezeigten oder für weitere Fahrsituationen können beispielsweise durch Verkehrsflusssimulationen optimiert werden.
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Wie in 3 beispielhaft dargestellt, wird der rechte Fahrstreifen von Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h befahren; dies können beispielsweise Lastkraftwagen sein, wie in 3 durch verlängerte Felder dargestellt ist. Auf der mittleren Spur fahren mehrere Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von jeweils 120 km/h. Auf der linken Spur fährt ein Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h, dahinter eines mit 130 km/h und hinter diesem nähert sich ein Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 150 km/h. Das mit 150 km/h fahrende Fahrzeug ist in diesem Fall das überholende Fahrzeug 1, während das mit 130 km/h fahrende das zu überholende bzw. überholte Fahrzeug 2 ist.
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Gemäß dem zu 2 beschriebenen Verfahren sendet das überholende Fahrzeug 1 an das überholte Fahrzeug 2 eine Überholanfrage zusammen mit weiteren Daten. Ist der Fahrer von Fahrzeug 2 (d.h. Verkehrsteilnehmer 2) etwa gemäß einer vorgegebenen Fahrstrategie bereit, gegen Bezahlung die linke Fahrspur frei zu machen, um Fahrzeug 1 überholen zu lassen, wird mit der Antwort von Fahrzeug 2 eine Anfrage an Fahrzeug 1 übermittelt, ob der Fahrer von Fahrzeug 1 (d.h. Verkehrsteilnehmer 1) zur Zahlung bereit ist. Ist dies gemäß einer vom Verkehrsteilnehmer 1 vorgegebenen Strategie der Fall, so wird von Fahrzeug 1 an Fahrzeug 2 eine Bestätigung übermittelt, und die für die Durchführung der Finanztransaktion notwendigen Daten werden ausgetauscht. Fahrzeug 2 verlässt die linke Spur, verringert seine Geschwindigkeit und ordnet sich zwischen die beiden auf der mittleren Fahrspur mit einer Geschwindigkeit von jeweils 120 km/h fahrenden Fahrzeuge ein, wie in 3 durch den an Fahrzeug 2 ansetzenden Pfeil angedeutet. Fahrzeug 1 kann nun den Überholvorgang durchführen und an Fahrzeug 2 vorbeifahren, was in 3 durch den an Fahrzeug 1 ansetzenden Pfeil angedeutet ist. Nach Abschluss des Überholvorgangs erfolgt eine Überweisung des vorbestimmten Geldbetrags von Verkehrsteilnehmer 1 an Verkehrsteilnehmer 2 (ebenfalls symbolisch in 3 angedeutet). Hierdurch erhält Verkehrsteilnehmer 2 einen finanziellen Ausgleich für den Nachteil, den er durch die für den Spurwechsel notwendige Verringerung der Geschwindigkeit erlitten hat, während Verkehrsteilnehmer 1 für den Überholvorgang, der durch den Spurwechsel von Fahrzeug 2 ermöglicht worden ist, zahlen muss.
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Gemäß 4 erfolgt auch dann eine Zahlung, wenn sich das überholte Fahrzeug 2 bereits auf der langsameren Spur befindet. Hierdurch kann verhindert werden, dass sich langsamere Verkehrsteilnehmer vor schnellere drängen, um durch ein Freigeben der schnelleren Spur Zahlungen einzunehmen.
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Wie in 5 dargestellt ist, erfolgt keine Zahlung an überholte Fahrzeuge 2, 3, wenn diese eine Mindestgeschwindigkeit unterschreiten. Hierdurch werden Zahlungen an parkende Verkehrsteilnehmer oder bei Stau ohne Wahlmöglichkeit verhindert. In der in 5 gezeigten Situation stehen die Fahrzeuge 2, 3 im Stau (Geschwindigkeit 0 km/h), während Fahrzeug 1 mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h überholt. Die Mindestgeschwindigkeit könnte zum Beispiel Schritttempo sein (7 km/h), je nach Land und Staudichte aber auch ein höheres Tempo, beispielsweise 30 km/h.
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Ferner erfolgt keine Zahlung, wenn der überholte Verkehrsteilnehmer die gesetzlich für den betreffenden Fahrzeugtyp zugelassene Höchstgeschwindigkeit fährt oder überschreitet. Dadurch wird verhindert, dass zum Beispiel Lastkraftwagen von allen überholenden Personenkraftwagen Bezahlungen erhalten. Wie in 6 gezeigt, erhalten die Fahrzeuge 4, 5, die auf der Autobahn mit 80 km/h bzw. 90 km/h fahren, keine Zahlung, wenn für diese Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h vorgeschrieben ist.
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Gemäß 7 erfolgt ebenfalls keine Zahlung, wenn der überholende Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1) die erfindungsgemäße Vorrichtung nicht aktiv eingeschaltet hat. Hierdurch kann verhindert werden, dass Zahlungen zum Überholen notwendig sind, wenn der Verkehr auch ohne solche Zahlungen fließt. Erst wenn der Verkehr dichter wird und ein Stau entsteht, wird der eilige Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1) die Vorrichtung einschalten. Andere Verkehrsteilnehmer (Fahrzeuge 2, 7), die für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgerüstet sind, werden das Signal empfangen, dass sich ein Verkehrsteilnehmer nähert, der bereit ist zu zahlen. Sie werden daher auf die langsameren Spuren ausweichen, um dort Zahlungen zu erhalten, bzw. auf einer langsameren Spur verbleiben. Dadurch ist die schnelle Spur für den eiligen Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1) frei. Ob ein auf der rechten Spur fahrendes Fahrzeug 3 eine Zahlung erhält, hängt von u.a. von der für derartige Fahrzeuge geltenden Höchstgeschwindigkeit ab (s.o.).
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Es erfolgt auch keine Zahlung, wenn der überholte Verkehrsteilnehmer langsamer fährt als möglich (s. 8 und 9), was sowohl vom überholten als auch vom überholenden Verkehrsteilnehmer festgestellt werden kann:
Dies kann vom überholten Fahrzeug 2 festgestellt werden, wenn dieses über ein System zur Überwachung des vor ihm befindlichen Verkehrsraums verfügt, beispielsweise eine Kamera oder ein Lidar- oder Radar-System einer adaptiven Abstandregelung oder eines Spurhalteassistenzsystems. Nur wenn dieses System ein Fahrzeug vor dem überholten Fahrzeug 2 feststellt, also dichter Verkehr herrscht, erfolgt eine Zahlung durch Fahrzeug 1 nach einem Überholvorgang, andernfalls (wie in 8 gezeigt) nicht. Auch wenn sich der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug über einen längeren Zeitraum vergrößert, insbesondere über den Sicherheitsabstand hinaus, fährt der Verkehrsteilnehmer langsamer als möglich und es erfolgt keine Zahlung.
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Dies kann auch vom überholenden Verkehrsteilnehmer festgestellt werden, wenn dieser über ein System verfügt, welches eine Abbildung des Verkehrsgeschehen um diesen herum ermöglicht, zum Beispiel eine Kombination aus einer Überwachung des Verkehrsraums vor dem Fahrzeug, beispielsweise eine Kamera oder ein Lidar- oder Radar-System einer adaptiven Abstandregelung oder eines Spurhalteassistenzsystems, und des Verkehrsraums seitlich des Fahrzeugs, beispielsweise durch seitliche Ultraschallsensoren mit großer Reichweite, wie diese für automatische Parksysteme verwendet werden. Nur wenn das System ein anderes Fahrzeug vor dem überholten Fahrzeug 2 innerhalb einer vorbestimmten Zeit oder innerhalb eines vorbestimmten Abstands feststellt, erfolgt eine Zahlung, andernfalls nicht (wie in 9 dargestellt).
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Gemäß 10 erfolgt auch dann keine Zahlung an einen überholten Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 2), wenn der überholende Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1) den Weg vor sich frei hat, also kein dichter Verkehr herrscht. Auch dies kann beispielsweise mit Hilfe einer Kamera oder eines Lidar- oder Radar-System einer adaptiven Abstandsregelung oder eines Spurhalteassistenzsystems festgestellt werden.
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Eine erfindungsgemäße Vorrichtung könnte auch zur Auswertung von Daten ausgebildet sein, die von einem System geliefert werden, welches die für die Straße bestimmte zulässige Höchstgeschwindigkeit ermittelt, zum Beispiel durch Kameraerkennung von Verkehrsschildern oder durch Zugriff auf Navigationsdaten oder einer Kombination mehrerer Quellen. Wenn diese Information vorhanden ist, erfolgt dann keine Zahlung, wenn der überholte Verkehrsteilnehmer mit der auf der Straße oder der betreffenden Fahrspur zulässigen Höchstgeschwindigkeit fährt oder diese überschreitet oder in der für den betreffenden Fahrzeugtyp vorgeschriebenen Spur fährt. Derartige Situationen sind in 11 und 12 dargestellt.
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Gemäß 11 erfolgt keine Zahlung vom überholenden Verkehrsteilnehmer (Fahrzeug 1), wenn die überholten Fahrzeuge 2, 3 jeweils mit der auf der betreffenden Spur geltenden Höchstgeschwindigkeit fahren oder diese überschreiten. Wie in 12 dargestellt, erfolgt ebenfalls keine Zahlung an Lastwagen (Fahrzeuge 3, 6) die in der für Lastwagen vorgeschriebenen Spur fahren.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 4305324 A1 [0003]
- DE 4112472 A1 [0003]
- EP 0720764 B1 [0003]
- EP 1638808 B1 [0004]