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Die Erfindung betrifft ein Applikationswerkzeug zum Applizieren eines Dichtprofils an einer Rahmenfläche, insbesondere einer Kante im Türbereich eines Kraftfahrzeugs. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren, um im Reparaturfall oder bei der Nachbearbeitung eines Fahrzeugs ein Dichtprofil an einer Rahmenfläche eines Kraftfahrzeugs zu applizieren.
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Aus dem Stand der Technik ist bekannt, zum manuellen Applizieren einer Türdichtung im Reparaturfall, beziehungsweise im Zuge einer Nacharbeit, nach Auftragen eines Klebstoffs das Dichtprofil auf die Klebebahn aufzulegen und danach mit einem Handroller zu rollieren, wobei ein Druck auf das Dichtprofil ausgeübt wird, damit das Dichtprofil dauerhaft auf der entsprechenden Rahmenfläche haftet. Anschließend wird eine Abstandsschnur entfernt, die zwischen Dichtprofil und Kante eingefügt wurde, um einen korrekten Abstand des Dichtprofils davon zu gewährleisten. Die dazu verwendeten Handroller bestehen meist aus einem Handgriff, von dem sich ein Bügel weg erstreckt, an dem meist rechtwinklig zu dem Handgriff eine Andruckrolle befestigt ist. Die Verwendung eines solchen Handwerkzeugs erfordert Geschicklichkeit, da bei zu geringer Druckausübung der Kleber nur unzureichend haftet, während bei zu großer Druckausübung eine Beschädigung des Dichtungsabschnitts des Dichtprofils auftreten kann.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Applikationswerkzeug bereitzustellen, mit dem sich im Reparaturfall, beziehungsweise bei der Nacharbeit eines fehlerhaft oder zumindest nicht optimal angebrachten Dichtprofils die Montage dieses Dichtprofils erleichtern lässt, so dass das Dichtprofil zuverlässig und unter Vermeidung von Falschmontage montiert werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch ein Applikationswerkzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 löst ferner die Aufgabe, im Nachgang zu klebende Dichtprofile auf eine verbesserte und prozesssichere Weise handzuhaben.
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Weiterbildungen der Vorrichtung und des Verfahrens sind in den Unteransprüchen ausgeführt.
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Eine erste Ausführungsform der Erfindung betrifft ein Applikationswerkzeug, um ein Dichtprofil in eine Rahmenfläche eines Kraftfahrzeugs zu kleben, respektive einen Klebevorgang auszuführen, um das Dichtprofil anzubringen.
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Das Dichtprofil umfasst zwei Bereiche, wovon der erste als Klebebereich dient und flächig ausgebildet ist, um an die Rahmenfläche angeklebt zu werden, während der zweite Bereich den Dichtungsabschnitt bildet und entsprechend bogenförmig oder röhrenförmig, also dichtend und dämpfend gestaltet ist. Der Klebebereich und der Dichtungsabschnitt des Dichtprofils können dabei über einen Steg miteinander verbunden sein.
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Das Applikationswerkzeug weist einen Griffabschnitt auf, der in einen Arbeitsabschnitt übergeht. Im Betrieb wird der Arbeitsabschnitt an dem Dichtprofil angesetzt, um das Dichtprofil sicher auf die Rahmenfläche zu applizieren. Dabei ist der Arbeitsabschnitt in einer solchen Weise geformt, dass bei Druckausübung eine zwischen der Rahmenfläche und dem Klebebereich des Dichtprofils vorliegende Kleberschicht gleichmäßig verteilt und somit eine gute Anhaftung zwischen Rahmenfläche und Dichtprofil erreicht wird. Andererseits ist der Arbeitsabschnitt so geformt, dass bei dieser Druckausübung der röhrenförmige Dichtungsabschnitt nicht beschädigt wird. Dazu weist der Arbeitsabschnitt einen sogenannten Anpressabschnitt und einen Umgriffabschnitt auf. Der Anpressabschnitt ist dazu vorgesehen, punktuell oder zumindest auf kleiner Fläche den von einem Werker aufgebrachten Druck auf den Klebstoff auszuüben, mit dem das Dichtprofil an der Rahmenfläche angefügt wird. Der Anpressabschnitt ist daher zur Druckausübung als Zunge ausgebildet, die sich von dem Griffabschnitt weg erstreckt und an ihrer Unterseite einen flächigen Abschnitt aufweist.
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Durch diesen punktuell ausgeübten Druck kann bei der Reparatur einer Türdichtung, beziehungsweise bei der Nachbearbeitung nach der Montage, eine bessere Haftung zwischen Klebstoff und Karosserie erzielt werden. Unter „punktuellem Druck” wird hierbei die händisch durch den Werker aufgebrachte Kraft auf den flächigen Abschnitt des Anpressabschnitts verstanden. Damit kann der Arbeitsgang des Rollierens der Türdichtung entfallen.
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Der Umgriffabschnitt, der sich ebenfalls vom Griffabschnitt weg erstreckt, ist mit einer Innenkontur ausgebildet, die im Wesentlichen einer Kontur des Dichtungsabschnitts des Dichtprofils entspricht, damit die Dichtung ideal gehalten werden kann und während der Applikation nur eine geringe Verformung erfährt. Unter „Dichtungsabschnitt” wird dabei ein von einer Klebeseite des Dichtprofils abgewandter Abschnitt des Profils verstanden. Der Umgriffabschnitt des Applikationswerkzeugs gestattet daher das prozesssichere Arbeiten durch das Halten und Führen des Dichtprofils, so dass der Anpressabschnitt korrekt auf die Klebeseite des Dichtprofils gedrückt werden kann. Damit wird vorteilhaft fehlerhaftes Verarbeiten von Dichtungen und damit Ausschuss vermieden.
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Damit der Arbeitsabschnitt aus Anpressabschnitt und Umgriffabschnitt an dem Dichtprofil angesetzt werden kann, haben die freien bzw. distalen Enden von Anpressabschnitt und Umgriffabschnitt einen solchen Abstand zueinander, dass eine Einführöffnung gebildet wird, durch die die Dichtseite des Dichtprofils in dem Arbeitsabschnitt aufgenommen werden kann.
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Vorteilhafterweise weist der Umgriffabschnitt eine Außenkontur auf, die als ein Abstandshalter ausgebildet ist. So kann das Dichtprofil bei der Klebebearbeitung in einem vorgesehenen Abstand zu einer Kante gehalten werden, die die Rahmenfläche begrenzt, auf die das Dichtprofil aufgeklebt wird. Durch diesen in das Applikationswerkzeug integrierten Abstandshalter kann auch der Einsatz einer Abstandsschnur entfallen.
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Das Applikationswerkzeug kann kostengünstig einstückig aus einem Kunststoffmaterial gefertigt sein.
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Zudem kann der Griffabschnitt des Applikationswerkzeugs als ergonomisch ausgeformtes Handstück ausgebildet sein, um so die Druckausübung per Hand noch zu verbessern.
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Der Arbeitsabschnitt des Applikationswerkzeugs mit Anpressabschnitt und Umgriffabschnitt ist, wie oben erläutert, zur optimalen Führung der Form des zu bearbeitenden Dichtprofils angepasst. Das Applikationswerkzeug ist vorteilhaft so ausgebildet, dass die Einführöffnung zwischen Anpressabschnitt und Umgriffabschnitt an dem zwischen dem Klebebereich und dem Dichtungsabschnitt des Dichtprofils gebildeten Steg oder jedenfalls nahe dem Steg zu liegen kommt, wenn das Werkzeug an dem Dichtprofil angesetzt ist. Der Dichtungsabschnitt kann in diesem Fall von dem, Umgriff- und dem Anpressabschnitt nahezu vollständig – bis auf die Einführöffnung – umschlossen werden und über den Anpressabschnitt kann Druck auf den darunter liegenden Klebebereich des Dichtprofils ausgeübt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Klebebearbeiten des Dichtprofils, das ein prozesssicheres Arbeiten ermöglicht und ein Rollieren der Türdichtung überflüssig macht, umfasst zunächst das Aufbringen des Klebstoffs auf die Rahmenfläche und das Anordnen des Dichtprofils auf dem Klebstoff. Dabei ist es nicht erforderlich, dass das Dichtprofil über seine ganze Länge ersetzt wird, sondern es kann lediglich ein ausgewählter Teibereich des Dichtprofils bearbeitet werden.
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Hierzu wird das Applikationswerkzeug mit dem Arbeitsabschnitt an das Dichtprofil angesetzt und der Dichtungsabschnitt des Dichtprofils wird durch die Einführöffnung zwischen den distalen Enden von Anpressabschnitt und Umgriffabschnitt aufgenommen. Der Umgriffabschnitt umgreift dann die Dichtseite, während der Anpressabschnitt an dem Klebebereich des Dichtprofils zur Anlage kommt. Nun wird durch Aufbringen einer Kraft auf das Applikationswerkzeug Druck über den flächigen Abschnitt des Anpressabschnitts auf den Klebebereich des Dichtprofils ausgeübt und die Haftung des Dichtprofils an der Rahmenfläche bewerkstelligt.
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So kann mittels des kostengünstigen Werkzeugs eine einfache, schnelle und prozesssichere Nachbearbeitung beziehungsweise Reparatur des Dichtprofils an der Rahmenfläche erfolgen, wobei zudem eine bessere Haftung durch den punktuell auf den flächigen Abschnitt begrenzten Druck erzielt werden. Der Arbeitsgang des Rollierens kann entfallen und zusätzlich kann, wenn der Umgriffabschnitt als Abstandshalter ausgebildet ist, auf eine Abstandsschnur verzichtet werden.
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Diese und weitere Vorteile werden durch die nachfolgende Beschreibung unter Bezug auf die begleitenden Figuren dargelegt. Der Bezug auf die Figuren in der Beschreibung dient dem verbesserten Verständnis des Gegenstands. Die Figuren sind lediglich eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der Erfindung.
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Dabei zeigt:
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1 eine perspektivische Seitenansicht auf ein erfindungsgemäßes Applikationswerkzeug,
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2 eine Seitenansicht des erfindungsgemäßen Applikationswerkzeugs bei der Klebebearbeitung eines Dichtprofils,
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3 alternative Dichtprofile, die mit dem erfindungsgemäßen Werkzeug klebebearbeitet werden können.
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1 zeigt dabei ein Applikationswerkzeug 1 zum Applizieren eines Dichtprofils 6 an einer Rahmenfläche 10 eines Kraftfahrzeugs. Hierunter fällt insbesondere das Aufkleben einer Türdichtung, auch im Reparaturfall oder bei der Nachbearbeitung. Das Applikationswerkzeug 1 umfasst einen stabförmigen Griffabschnitt 2, der an einem Ende in einen Arbeitsabschnitt bestehen aus einem Anpressabschnitt 3 und einem Umgriffabschnitt 4 übergeht. Der Anpressabschnitt 3 ist zungenförmig ausgebildet und erstreckt sich hier parallel zur Längsausdehnung des Werkzeugs 1. Gegenüberliegend zu dem Anpressabschnitt 3 erstreckt sich der Umgriffabschnitt 4 des Arbeitsabschnitts. Der abgewinkelt ausgebildete Umgriffabschnitt 4 hat eine Innenkontur, die einer Kontur des durch eine Einführöffnung 5 aufzunehmenden Dichtprofils 6 nachgebildet ist, wie dies in 2 zu sehen ist. Die Einführöffnung 5 zwischen den distalen Enden von Anpressabschnitt 3 und Umgriffabschnitt 4 ist so bemessen, dass ein röhrenförmiger Dichtungsabschnitt 7 des Dichtprofils 6 von einer zwischen Anpressabschnitt 3 und Umgriffabschnitt 4 begrenzten Ausnehmung des Arbeitsabschnitts aufgenommen werden kann.
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In 2 ist gezeigt, wie der Dichtungsabschnitt 7 des Dichtprofils 6 im Arbeitsabschnitt des Applikationswerkzeugs 1 aufgenommen ist. Der Umgriffabschnitt 4 umgreift zusammen mit der Innenseite des Anpressabschnitts 3 den Dichtungsabschnitt 7 des Dichtprofils 6, wobei ein flächiger Abschnitt 3' des Anpressabschnitts 3 an einem Klebebereich 8 des Dichtprofils 6 zur Anlage kommt. Die Außenkontur des Umgriffabschnitts 4 ist derart ausgebildet, dass sie als Abstandshalter zu einer Kante 9 dient, die die Rahmenfläche 10 begrenzt, an der das Dichtprofil 6 mittels einer Klebeschicht 11 angeklebt wird. Der in 2 ansatzweise andeutete Handgriff 2 ist ergonomisch ausgebildet und weist an der dem Anpressabschnitt 3 gegenüberliegenden Seite eine Daumenmulde auf, um die Kraftaufbringung zur Ausübung des Drucks auf den flächigen Abschnitt 3' zu verbessern. Im Unterschied zu dem in 1 dargestellten Applikationswerkzeug 1 ist der flächige Abschnitt 3' des in 2 dargestellten Applikationswerkzeugs 1 leicht abgewinkelt zur Werkzeuglängsachse ausgeführt.
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Das Applikationswerkzeug 1 kann sowohl bei der Montage-Nacharbeit als auch für Reparaturen in Werkstätten eingesetzt werden und kann kostengünstig aus einem Kunststoffmaterial und einstückig hergestellt sein. Dabei lassen sich auch verschiedene Griffvarianten sowie Varianten des Arbeitsabschnitts einfach realisieren, so dass für verschieden ausgebildete Dichtprofile 6, wie in 3 angedeutet, passende Applikationswerkzeuge zur Verfügung gestellt werden können. Den verschiedenen Dichtprofilen 6 in 3 ist gemeinsam, dass sie eine Dichtseite 7 und eine Klebeseite 8 haben, die über einen Steg 7' verbunden sind.
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Das erfindungsgemäße Applikationswerkzeug 1 ermöglicht ein schnelleres Arbeiten mit weniger Ausschuss, da durch die punktuelle Druckaufbringung eine bessere Haftung zwischen Kleber 11 und Rahmenfläche 10 erzielt werden kann. Auf den Arbeitsgang des Rollierens der Türdichtung und auf das Einlegen der Abstandsschnur kann verzichtet werden, so dass eine Zeitersparnis beim Bearbeiten erzielt werden kann.