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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Sichtblende für ein Hundehalsband. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung eine Sichtblende (1) für ein Hundehalsband (2) in Form eines zur Innenseite hin geöffneten Ringtorus. Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung der Sichtblende zur Abdeckung eines Hundehalsbandes, insbesondere eines Ketten- oder Stachelhalsbandes, welches zur Abrichtung eines Gebrauchshundes, wie beispielsweise eines Polizei-, Jagd- oder Blindenhundes, geeignet ist. Schließlich betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Abrichtung eines Gebrauchshundes unter Verwendung der Sichtblende (1) und ein Halsband-Set, umfassend die Sichtblende und ein Ketten- oder Stachelhalsband (2).
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Stand der Technik
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In der professionellen Hundeabrichtung sind Ketten- und Stachelhalsbänder (Abrichtungshalsband) bekannt, bei welchem ein Gebrauchshund, wie beispielsweise ein Polizei-, Jagd- und Blindenhund, während der Abrichtung bei unerwünschtem Verhalten durch eine ruckartige Zugbewegung an der Führungsleine vom Abrichter bestraft werden kann. Bei vorsichtigem und zurückhaltendem Einsatz eines solchen Halsbandes in Verbindung mit entsprechenden Belohnungselementen bei positivem Verhalten (beispielsweise durch Futtergabe) kann der Gebrauchshund wirkungsvoll abgerichtet (d. h. erzogen) werden.
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Die Ketten- und Stachelhalsbänder des Standes der Technik weisen jedoch zum Teil erhebliche Nachteile auf. Da die Halsbänder in der Regel aus Metall gefertigt sind und dementsprechend eine reflektierende (d. h. blinkende) Oberfläche aufweisen, erkennt der Gebrauchshund bereits beim Überstreifen, dass es sich um ein Abrichtungshalsband handelt, mit welchem er während einer Übungseinheit bei negativem Verhalten bestraft werden kann. Hier ergibt sich häufig das Problem, dass er sich die mit dem Halsband verknüpfte Bestrafungsmöglichkeit merkt und er sich das Abrichtungshalsband dann nur unwillig oder gar nicht überstreifen lässt (entsprechend einem negativen Pawlow-Effekt) bzw. er im Extremfall bereits beim Anblick des Halsbandes vor dem Abrichter davonläuft. Folglich ist die Ausbildung mit zusätzlichem Arbeits- und Zeitaufwand für den Abrichter verbunden. Zwar kann das Überstreifen selbst mit einem Belohnungselement, wie beispielsweise durch das gleichzeitige Füttern mit Lieblingsfutter, während des Überstreifens des Abrichtungshalsbandes verbunden werden, jedoch verlieren die Belohnungselemente dann während der eigentlichen Übungseinheit an Reiz, so dass die Kopplung von negativem Pawlow-Effekt einerseits mit Belohnungselement andererseits nicht optimal ist.
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Bisher ist dieses Problem im Stand der Technik im Wesentlichen nicht erkannt worden und dem Anmelder sind auch keine erfolgreichen Lösungsansätze im Stand der Technik bekannt.
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Die deutsche Offenlegungsschrift
DE 33 44 699 A1 offenbart eine Stachelhalsung für Tiere, insbesondere für Hunde, umfassend eine Kette aus einer Anzahl von Kettengliedern, die an Gelenkbereichen gelenkig miteinander verbunden sind und nach innen vorspringende Stacheln ausweisen, wobei zumindest die Gelenkbereiche mit einem nachgiebigen Material, wie beispielsweise Leder oder Kunststoff, umschlossen sind.
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Diese Stachelhalsung des Standes der Technik ist jedoch hinsichtlich der Sichtabdeckung für den Hund nicht optimiert, da das Halsband teilweise für den Hund sichtbar an der Seite herausragt. Zum anderen ist das Halsband auch mit dem verwendeten nachgiebigen Material fest verbunden, so dass ein einfacher Austausch des Halsbandes nicht leicht möglich ist.
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Die Gebrauchsmusterschrift
DE 20 2004 011 021 U1 offenbart einen Überzug für das Halsband eines Haustieres umfassend ein schlauchförmiges Element, dessen Länge im Wesentlichen der Länge des Halsbandes entspricht, mit einer ersten Öffnung am ersten Ende in Längserstreckung des schlauchförmigen Elementes und einer zweiten Öffnung am zweiten Ende in Längserstreckung des schlauchförmigen Elementes, wobei das schlauchförmige Element eine dritte Öffnung aufweist, die dimensioniert ist, um den Durchtritt einer Befestigungseinrichtung zur Anbringung einer Leine zu erlauben. Eine Sichtblende in Form eines zur Innenseite geöffneten Ringtorus gemäß Patentanspruch 1 der vorliegenden Erfindung wird in dieser Druckschrift hingegen nicht offenbart.
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Darstellung der Erfindung, Aufgabe, Lösung, Vorteile Ausgehend von den vorgenannten Überlegungen liegt der vorliegenden Erfindung deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Sichtblende bzw. ein Set aus Sichtblende und Halsband bereitzustellen, welche die oben genannten Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist. Insbesondere soll die Erfindung es ermöglichen, einen Gebrauchshund im Rahmen von Übungseinheiten professionell abzurichten, wobei der Hund sich die Sichtblende auch bei mehrmaligem Gebrauch zusammen mit dem Halsband leicht überstreifen lässt.
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Die Sichtblende ist so konzipiert, dass in ihr ein Ketten- oder Stachelhalsband eingelegt und wieder herausgezogen werden kann. Die Sichtblende lässt sich unabhängig davon, ob sich ein normales Lederhalsband oder ein Ausbildungshalsband (d. h. ein Ketten- oder Stachelhalsband) in ihr befindet, leicht über den Kopf eines Hundes streifen. Die Ringöse des Halsbandes kann aus der Sichtblende herausragen, so dass sich an ihr eine herkömmliche Hundeleine zum Führen des Hundes befestigen lässt.
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Weitere Vorteile der erfindungsgemäßen Sichtblende ergeben sich aus den verschiedenen Aspekten, den besonderen Implementierungen und den beigefügten Figuren.
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In einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Sichtblende (1) für ein Hundehalsband (2), welche im Wesentlichen die Form eines zur Innenseite geöffneten Ringtorus aufweist. Die Sichtblende ist zur Aufnahme eines Halsbandes (2) darin geeignet. Beim Anlegen des Halsbandes um den Hals eines Hundes wird die Sicht des Hundes auf das Halsband (2) im Wesentlichen vollständig durch die Sichtblende verdeckt. Die Sichtblende umfasst eine Öffnung (10) an mindestens einer Stelle des Ringtorus, wobei die Öffnung zum Durchführen einer Ringöse (20) des Halsbandes (2) geeignet ist.
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Als Sichtblende kann erfindungsgemäß jede Sichtblende verwendet werden, welche von der Form her im Wesentlichen einen zur Innenseite geöffneten Ringtorus beschreibt. Unter Ringtorus wird erfindungsgemäß jedes geometrische Gebilde verstanden, welches wulstartig aufgebaut ist und mit der Form eines Reifens oder Doughnuts verglichen werden kann. Der Ringtorus entspricht der Oberfläche eines Volltorus als Teilmenge des dreidimensionalen Raumes, wobei zur Innenseite die Torusform eine im Wesentlichen kreisförmig umlaufende Öffnung aufweist, durch die ein Halsband in den Ringtorus durchgeführt werden kann.
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Das Material der Sichtblende ist grundsätzlich nicht begrenzt, das heißt es kann jedes Material verwendet werden. Wesentlich ist jedoch, dass die Sichtblende aus einem undurchsichtigen Material besteht. Beispielhafte Materialien, die für die Sichtblende verwendet werden können, sind Polyvinylchlorid, Textilmaterial (beispielsweise gewebtes Textilmaterial, d. h. Stoff oder Tuch), Leder, Kunstleder oder Kunststofffolie. Vorzugsweise ist das Material ein flexibles Material, welches sich an die Oberfläche eines Ketten- oder Stachelhalsbandes gut anpassen kann und zudem leicht verarbeitet werden kann.
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Das Material der Sichtblende ist vorzugsweise witterungsbeständig. Mit anderen Worten kann das Material auch wechselnden Witterungsverhältnissen (insbesondere Schnee, Regen und Sonneneinstrahlung) über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen und Monaten unbeschadet standhalten, ohne dass die positiven Eigenschaften und Effekte der Sichtblende in Mitleidenschaft gezogen werden. Vorzugsweise ist die Sichtblende auch aus einem Material aufgebaut, welches innerhalb eines Zeitraums von 1 bis 3 Jahren vollständig (insbesondere rückstandsfrei) biologisch abbaubar ist. Biologisch abbaubar bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung, dass das Material der Sichtblende durch Lebewesen (beispielsweise Saprobionten) bzw. deren Enzyme vollständig zersetzt werden kann. Rückstandsfrei bedeutet im Zusammenhang mit dieser Erfindung, dass das Material beim biologischen Abbau keine für Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen toxischen Rückstände bildet. Im Idealfall verläuft der biologische Abbau durch chemischen Metabolismus bis zur Mineralisierung, so dass das Material bis hin zu anorganischen Stoffen, wie beispielsweise Kohlendioxid, Sauerstoff und Ammoniak zerlegt wird. Die biologische Abbaubarkeit kann durch OECD-Testverfahren, wie beispielsweise OECD 301, OECD 302 ermittelt werden. Sofern die Sichtblende während der Feldarbeit verloren geht, ist hierdurch sichergestellt, dass diese nach einiger Zeit abgebaut wird und die Umwelt dann nicht mehr belastet.
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Vorzugsweise ist das Material der Sichtblende wasserabweisend, d. h. es kann Wasser im Wesentlichen nicht aufsaugen bzw. Wasser perlt an der Oberfläche des Materials ab. Beispielsweise kann das Material an der Oberfläche hydrophobe Eigenschaften aufweisen, so dass es Wasser bei Berührung abweist. Die Oberfläche des Materials kann hierzu mit unpolaren Stoffen, wie beispielsweise Fetten, Wachsen und Alkoholen mit langen Alkylresten beschichtet werden. Insbesondere ist es bevorzugt, wenn die Oberfläche des Materials einen Kontaktwinkel von mehr als 90° gegenüber Wasser aufweist. Beispielsweise kann das Material der Sichtblende hierfür mit PTFE (Teflon) beschichtet oder mit Isolierstoffen, wie Wachs oder Paraffin, imprägniert sein. In einer besonders bevorzugten Implementierung zeigt die Oberfläche des Materials einen Kontaktwinkel von über 160°, so dass Wassertropfen auf der Sichtblende fast rund sind (sogenannter Lotus-Effekt). Sichtblenden, die diese Eigenschaften aufweisen, sind leichter zu reinigen und führen bei längerer Anwendung in Kombination mit einem metallhaltigen Ketten- oder Stachelhalsband (z. B. aus Stahl oder vernickeltem Stahl hergestellten Ketten- oder Stachelhalsband) nicht zu Oxidationsstellen am Halsband.
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Hinsichtlich der Größe ist die Sichtblende der Dimensionierung eines Ketten- oder Stachelhalsbandes angepasst. Die Größe des Ketten- oder Stachelhalsbandes wird sich im Wesentlichen an der Größe des abzurichtenden Gebrauchshundes orientieren. Wenn beispielsweise der zur Innenseite geöffnete Ringtorus als Menge der Punkte beschrieben wird, die von einem Kreis (bzw. dem Kreisausschnitt) mit dem Radius R den Abstand r < R aufweisen, dann kann R beispielsweise einen Wert im Bereich von 3,2 bis 10,0 cm oder mehr, vorzugsweise im Bereich von 5,6 bis 9,5 cm, insbesondere 7,5 cm aufweisen. Der Radius des Rotationskreises r kann beispielsweise 1 bis 3 cm, vorzugsweise 1,5 bis 2,5 cm, insbesondere 2 cm betragen. Die Öffnung zur Innenseite der Sichtblende zur Einführung des Ketten- oder Stachelhalsbandes ist in einer bevorzugten Implementierung der Erfindung so groß sein, dass sich der Rotationskreis auf einen Kreisausschnitt mit einer Länge des zugehörigen Kreisbogens b im Bereich von 8 bis 12 cm, insbesondere 10 cm, reduziert.
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Die Sichtblende kann jede beliebige Farbe oder eine Kombination mehreren Farben ausweisen. Vorzugsweise ist die Farbe der Haarfarbe des abzurichtenden Hundes angepasst, beispielsweise ist sie braun, schwarz oder weiß. Alternativ kann die Sichtblende auch Tarnfarben aufweisen, welche dem Übungsgelände für die Abrichtung des Hundes angepasst werden, beispielsweise kann sie einen tarnfarbigen Anstrich (Camouflage-Anstrich) mit verlaufenden Mustern in den Farben braun – hellgrün – dunkelgrün haben.
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Die Sichtblende ist zur Aufnahme eines Halsbandes (2), wie beispielsweise eines Ketten- oder Stachelhalsbandes, eines Nylonhalsbandes oder eines Lederhalsbandes, geeignet. Unter Kettenhalsband versteht man jedes Halsband, bei welchem eine Anzahl von Kettengliedern an den Gelenkbereichen gelenkig miteinander in Form einer Halskette verbunden ist. Ein Stachelhalsband ist im Wesentlichen ein Kettenhalsband, bei welchem die Kettenglieder nach innen vorspringende Stacheln aufweisen. Beispielsweise können die Kettenglieder jeweils aus einem etwa drei bis vier Millimeter Durchmesser aufweisenden Drahtstück gebogen sein, dessen Enden aus der Ebene der Kettenglieder vorstehen und die Stacheln bilden. Die Kettenglieder haben beispielsweise im Wesentlichen eine W-Form. Benachbarte Kettenglieder bilden jeweils zwei Gelenkbereiche, an denen sie miteinander verhakt und gelenkig miteinander verbunden sind.
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In einer bevorzugten Implementierung umfasst die erfindungsgemäße Sichtblende einen ersten und einen zweiten Führungskanal (12a, 12b) und ein erstes und ein zweites Zugelement (11a, 11b). Der erste und der zweite Führungskanal (12a, 12b) laufen kreisförmig an den Enden der Öffnung zur Innenseite des Ringtorus entlang. Das erste Zugelement (11a) verläuft kreisförmig durch den ersten Führungskanal (12a). Das zweite Zugelement (11b) verläuft kreisförmig durch den zweiten Führungskanal (12b). Hierdurch kann die Sichtblende ein Ketten- oder Stachelhalsband (2) optimal umhüllen, wenn das Halsband am Hund getragen wird. Ein Herausrutschen des Halsbandes aus der Sichtblende ist beim normalen Einsatz im Feld (d. h. beim Laufen, Springen, Rollen des Hundes) nicht möglich.
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Vorzugsweise ist das erste und das zweite Zugelement (11a, 11b) jeweils ein elastisches Gummizugband. Wenn das erste und das zweite Zugelement ein elastisches Gummizugband (d. h. Gummiband) ist, dann können die Zugelemente eine ausreichende Rückstellkraft entlang der inneren Öffnung zur Innenseite des Torus bereitstellen und die Sichtblende kann sich optimal an die Form eines Hundehalsbandes anpassen.
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In einer bevorzugten Implementierung ist die Öffnung (10) von einem verstärkten Bereich (14) in dem Ringtorus umfasst. Beispielsweise kann die Öffnung mit einem Textilstreifen oder Metallring verstärkt sein. Diese Ausführungsform bietet den zusätzlichen Vorteil, dass die Bewegungen der Ringöse an der Sichtblende auch bei ruckartigen Bewegungen durch den Abrichter während der normalen Benutzung im Feld das Material der Sichtblende nicht abnutzt, so dass die Sichtblende insgesamt länger haltbar ist. Im Hinblick auf die Stabilität der Öffnung ist es besonders bevorzugt, wenn der verstärkte Bereich (14) aus einer Verstärkungsnaht, d. h. einer Versteppung um die Öffnung (10), besteht. Die Versteppung hat den zusätzlichen Vorteil, dass die gesamte Sichtblende dann weitgehend metallfrei aufgebaut sein kann, so dass korrodierende Stellen an der Sichtblende nicht auftreten können.
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In einer weiteren bevorzugten Implementierung ist die erfindungsgemäße Sichtblende aus einem Textilmaterial, insbesondere aus gewebtem Textilmaterial (d. h. Stoff oder Tuch), hergestellt. Beispielsweise kann das Material ein einlagiges Gewebe mit jeweils nur einem Kett- und einem Schussfadensystem sein oder ein verstärktes Gewebe, wie beispielsweise ein Schussdouble (d. h. ein Gewebe mit zwei Schussfadensysteme und einem Kettfadensystem), ein Kettdouble (d. h. ein Gewebe mit einem Schussfadensystem und zwei Kettfadensystemen) oder ein Doppelgewebe mit oder ohne Warenwechsel (d. h. ein Gewebe mit zwei Kett- und zwei Schussfadensystemen), sein. In weiteren Implementierungen kann das Material auch ein Drehergewebe, Kettsamtgewebe, Schusssamtgewebe oder ein Frottiergewebe sein. Im Hinblick auf die Materialbeständigkeit ist ein verstärktes Gewebe bevorzugt.
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Beispielhafte Materialien für die Sichtblende sind gewebtes Textilmaterial, bestehend aus 65% Baumwolle und 35% Polyester, gewebtes Textilmaterial bestehend zu 100% aus Baumwolle oder gewebtes Textilmaterial, bestehend aus 100% Polyester. Besonders bevorzugtes Material im Hinblick auf eine gute Wetterfestigkeit und wasserabweisende bzw. wasserabdichtende Eigenschaften ist das unter der Bezeichnung ”Sonnensegel” im Handel erhältliche gewebte Textilmaterial, welches zu 100% aus Polyester bestehen kann oder synthetisch hergestellt sein kann.
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Wenn die Sichtblende aus einem Textilmaterial hergestellt ist, dann kann sich das Material aufgrund der hohen Flexibilität optimal an die Form des Halsbandes anpassen. Zusätzlich bietet Textilmaterial, insbesondere gewebtes Textilmaterial, den zusätzlichen Vorteil, dass es eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen Belastungen aufweist. Die Gewebe sind vorzugsweise anisotrop, d. h. dass die mechanischen Eigenschaften des Materials im Wesentlichen von der Richtung, in der eine Kraft einwirkt, abhängig sind. Bei Zugbelastung in Kett- oder Schussrichtung dehnen sich Gewebe in der Regel nur wenig. Wirkt die Zugbelastung hingegen diagonal, beispielsweise in einem Winkel von 45°, so sind Gewebe selbst dann dehnbar, wenn sie aus nur gering dehnbaren Fäden gewebt wurden. Vorzugsweise ist das Material der Sichtblende entlang des Ringtorusumlaufs dehnbar, d. h. der Torusdurchmesser kann sich dem Ketten- oder Stachelhalsband optimal anpassen.
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Gewebe mit hohen Fadendichten sind aufgrund der höheren Widerstands- und Strapazierfähigkeit besonders bevorzugte Materialien. Gesteigert werden kann dieser Effekt noch, wenn Zwirne, d. h. linienförmige Textilien, die aus mehreren z. B. mehr als zwei, zusammengedrehten Garnen bestehen, anstelle von einfachen Garnen verwendet werden.
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Bei Abrichtung eines Gebrauchshundes unter schwierigen Witterungsbedingungen (insbesondere bei Schnee, Regen und Sonneneinwirkung) ist das Material in diesem Fall auch über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen oder mehreren Monaten gut haltbar und verwendbar.
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In einer bevorzugten Implementierung umfasst die erfindungsgemäße Sichtblende mindestens ein Verschlusselement (13a, 13b). An dem mindestens einen Verschlusselement lässt sich die Sichtblende öffnen und wieder schließen. Auf diese Weise kann die Sichtblende selbst dann leicht von dem Ketten- oder Stachelhalsband entfernt und wieder an dem Halsband angebracht werden, wenn dieses während einer Ausbildungseinheit von einem Gebrauchshund getragen wird.
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In einer bevorzugten Implementierung ist das mindestens eine Verschlusselement (13a, 13b) ein Druckknopf, Reißverschluss oder ein Klettverschluss. Insbesondere kann kann das Verschlusselement ein Klettverschluss, umfassend eine erste Fläche mit Hacken (13a) und eine zweite Fläche mit Schlaufen (13b). Die Verwendung eines Klettverschlusses hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Sichtblende optimal an die Halsgröße eines abzurichtenden Hundes angepasst ist. Alternativ können mit einer solchen Sichtblende auch mehrere Hunde mit unterschiedlichen Halsdurchmessern abgerichtet werden, wobei die Sichtblende an die individuelle Halsgrößen der Hunde angepasst werden kann.
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In einer alternativen Implementierung kann die Sichtblende an dem mindestens einen Verschlusselement auch nicht-lösbar verschlossen (z. B. vernäht) sein. In diesem Fall hat der Ringtorus eine größere mechanische Stabilität, da sich während des normalen Gebrauchs während einer Übungseinheit die Sichtblende nicht unbeabsichtigt öffnen kann.
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In einer weiteren bevorzugten Implementierung umfasst die Sichtblende an der Innenseite des Ringtorus, d. h. der Seite, welche bei der üblichen Verwendung in Kontakt mit dem Ketten- oder Stachelhalsband ist, eine Beschichtung aus wasserundurchlässigem Material. Auf diese Weise wird das Ketten- oder Stachelhalsband vor Nässe geschützt, so dass an dem Band keine Korrosion auftritt, und die Sichtblende kann auf auf der Außenseite, d. h. der Seite, welche bei der üblichen Verwendung von außen sichtbar ist, aus einem strapazierfähigen und gleichzeitig elastischen Gewebe bestehen. An der Innenseite des Ringtorus können zudem auch Haltelemente für ein Ketten- oder Stachelhalsband angebracht sein, welche eine mechanische Verbindung zwischen der Sichtblende und dem eingebrachten Halsband ermöglicht. Beispielsweise kann die Sichtblende im Innenbereich ein oder mehrere Schaumstoffelemente aufweisen, zwischen welchen ein Hundehalsband bei Gebrauch eingeklemmt werden kann. Auf diese Weise kann das Halsband besser am Hundehals positioniert werden und der Tragekomfort des Halsbandes ist bei Verwendung über einen längeren Zeitraum von mehreren Stunden erhöht.
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In einer bevorzugten Implementierung kann auf der Innenseite des Ringtorus ein Korrosionsschutzmittel, beispielsweise Ballistolöl, aufgebracht sein. Auf diese Weise kann ein aufgenommenes Halsband aus Metall auch dann vor Korrosion geschützt werden, wenn dieses bei ungünstigen Witterungsverhältnissen über einen längeren Zeitraum getragen wird. Vorzugsweise ist das aufgetragene Korrosionsschutzmittel für den Hund dermatologisch unbedenklich und biologisch rückstandsfrei abbaubar.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Sichtblende (1) für ein Hundehalsband (2) in Form schlauchförmigen Ringtorus ohne Öffnung zur Innenseite, wobei die Sichtblende zur Aufnahme eines Halsbandes (2) darin geeignet ist. Die Sichtblende umfasst mindestens ein Verschlusselement (13a, 13b) wie oben beschrieben. Die Sichtblende weist auch in diesem Aspekt der Erfindung eine Öffnung (10) an mindestens einer Stelle des Ringtorus auf, wobei die Öffnung zum Durchführen einer Ringöse (20) des Halsbandes (2) geeignet ist. In diesem Aspekt kann das Ketten- oder Stachelhalsband dadurch in die torusförmige Sichtblende eingeführt werden, dass die Sichtblende durch Öffnen der Verschlusselemente (13a, 13b) geöffnet wird, das Ketten- oder Stachelhalsband in den Ringtorus eingeführt wird und dieser wieder über die Verschlusselemente (13a, 13b) geschlossen wird. Das Material der Sichtblende sollte in diesem Fall jedoch vergleichsweise dünn gewählt sein, damit die Wirkung des Ketten- oder Stachelhalsbandes (2) auch durch die zur Innenseite geschlossene Sichtblende erfolgen kann. Vorteilhaft ist in diesem Fall auch, dass das Ketten- oder Stachelhalsband in der geschlossenen Sichtblende weitgehend vor Feuchtigkeit und Verunreinigungen geschützt ist und auch bei längerem Gebrauch keine Korrosionsstellen zeigt.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Sichtblende (1) zur Abdeckung eines Hundehalsbandes (2). Insbesondere betrifft sie die Verwendung der Sichtblende zur Abdeckung eines Ketten- oder Stachelhalsbandes, welches zur Abrichtung eines Gebrauchshundes verwendet werden kann. Die Sichtblende kann abwechselnd mit einem normalen Lederhalsband (d. h. einem Tageshalsband) und einem Ketten- oder Stachelhalsband (d. h. einem Abrichtungshalsband) verwendet werden, so dass der Hund durch die Verwendung der Sichtblende keine Kenntnis davon erhält, welches Halsband im Einzelfall übergezogen wird. Auf diese Weise entsteht durch das Überstreifen der Halsbänder kein negativer Pawlow-Effekt.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Abrichtung eines Gebrauchshundes unter Verwendung der erfindungsgemäßen Sichtblende, eines Ketten- oder Stachelhalsbandes und eines herkömmlichen Lederhalsbandes.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein Halsband-Set. Dieses umfasst die erfindungsgemäße Sichtblende und zusätzlich ein Ketten- oder Stachelhalsband, welches zur Abrichtung eines Gebrauchshundes geeignet ist. Vorzugsweise kann das Set zusätzlich ein Lederhalsband aufweisen, welches abwechselnd mit dem Ketten- oder Stachelhalsband zur Abrichtung eines Gebrauchshundes, wie beispielsweise eines Polizei-, Jagd- oder Blindenhundes, verwendet werden kann. Das Set kann ebenfalls eine Gebrauchsanweisung für den Abrichter umfassen, welche die Funktionsweise der Sichtblende, des Ausbildungshalsbandes und des Tageshalsbandes erläutert.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Im Folgenden werden beispielhaft und nicht abschließend einige besondere Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren beschrieben. Die besonderen Ausführungsformen dienen nur zur Erläuterung des allgemeinen erfinderischen Gedankens, jedoch beschränken sie die Erfindung nicht.
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In den besonderen Ausführungsformen zeigen:
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1 eine Draufsicht auf ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Sichtblende vor der Endmontage.
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2 einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Sichtblende parallel zur Torusachse.
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3 einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Sichtblende orthogonal zur Torusachse.
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4 eine Draufsicht einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sichtblende mit aufgenommenem Stachelhalsband bei Verwendung an einem Hund.
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Bevorzugte Ausführung der Erfindung
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1 zeigt eine Draufsicht auf ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Sichtblende vor der Endmontage. In diesem Beispiel wird die Sichtblende (1) aus einem Textilband (z. B. gefertigt aus einem Stoff) und zwei Gummibändern als erstem und zweitem Zugelement (11a, 11b) aufgebaut. Die Zugelemente (11a, 11b) sind etwas kürzer als die Länge des Textilbandes (3), lassen sich jedoch bei Anwendung von Zugspannung auf mindestens dessen Länge strecken. Das Textilband (3) weist zwei Faltlinien (15a, 15b) auf (in der 1 gestrichelt gekennzeichnet), entlang derer es in Längsrichtung gefaltet und vernäht werden kann, wobei sich ein erster und ein zweiter Führungskanal (12a, 12b) im Textilband bilden. Durch den ersten und den zweiten Führungskanal (12a, 12b) werden dann das erste und das zweite Zugelement (11a, 11b) durchgeführt, durch Anwendung einer entsprechenden Zugspannung gestreckt und an den beiden Enden des Textilbandes befestigt (beispielsweise durch Vernähen). Hierdurch wird das Textilband torusförmig nach innen gewölbt. In der Mitte des Textilbandes (3) wird eine Öffnung (10) ausgeschnitten, welche so dimensioniert ist, dass sie zur Durchführung einer Ringöse (20) eines Ketten- oder Stachelhalsbandes (2) geeignet ist. Das Textilband wird um die Öffnung (10) durch Aufbringen und Vernähen eines Streifens von stärkerem Textilmaterial (z. B. Stoff) oder einer Metallringscheibe als verstärktem Bereich (14) zusätzlich verstärkt. In diesem Ausführungsbeispiel weist die Sichtblende (1) auch zwei Verschlusselemente (13a, 13b) auf. Beispielsweise können die Verschlusselemente einen Klettverschluss bilden, wenn die Sichtblende einen Streifen mit Schlaufen (13a) und an der gegenüberliegenden Seite des Textilbandes (3) einen Streifen mit Haken (13b) aufweist. Ein solcher Klettverschluss ermöglicht es, dass das Textilband im nach innen torusförmig gewölbten Zustand an dessen gegenüberliegenden Enden durch Aufdrücken des Streifens mit Schlaufen (13a) auf den Streifen mit Haken (13b) lösbar geschlossen werden kann.
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Hinsichtlich der Dimensionierung der Sichtblende ist diese an die Größe des abzurichtenden Gebrauchshundes und an die Größe des hierbei zu verwendenden Ketten- oder Stachelhalsband angepasst. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Halsgrößen der abzurichtenden Hunde kann die Sichtblende beispielsweise folgende Maße aufweisen.
Größe | Halsumfang | Torusradius R | Hunderasse |
S | 20 bis 35 cm | 3,2 bis 5,6 cm | Jack Russel Terrier, Jagdterrier |
M | 35 bis 50 cm | 5,5 bis 8,0 cm | Malinois |
L | 50 bis 60 cm | 8,0 bis 9,5 cm | Deutscher Schäferhund |
XL | > 60 cm | > 9,5 cm | Rottweiler |
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In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel wird die Sichtblende aus einem textilen Stoff mit rechteckigem Schnitt und einer Länge von circa 63 cm und einer Breite von circa 12 cm hergestellt, so dass eine Sichtblende mit einem Torusradius von circa 10 cm, geeignet für Rottweiler, erhalten wird.
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Als Material für die Sichtblende wird hierbei entweder gewebtes Textilmaterial, bestehend aus 65% Baumwolle und 35% Polyester, gewebtes Textilmaterial bestehend zu 100% aus Baumwolle oder gewebtes Textilmaterial, bestehend aus 100% Polyester (beispielsweise das unter der Bezeichnung ”Sonnensegel” im Handel erhältliche Textilmaterial) verwendet. Das Material ist hierbei wetterfest und regendicht. Zusätzlich ist das Material im Feldeinsatz sehr strapazierfähig. Als Material kann beispielsweise auch Camouflage-Tarnstoff verwendet werden, wie er im Bereich der Bundeswehr verwendet wird.
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Als Zugelemente (11a, 11b) können beispielsweise 2 mm dicke, textilumflochtene flache Gummizugschnüre verwendet werden, welche im Handel erhältlich sind. Beispielsweise haben sie eine Länge von circa 44 cm im nicht gestreckten Zustand aufweisen, wobei sie sich jedoch in Längsrichtung um mindestens 40%, vorzugsweise um mindestens 60% elastisch strecken lassen.
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2 zeigt einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Sichtblende (1) parallel zur Torusachse. Die in dem ersten und zweiten Führungskanal (12a, 12b) aufgenommenen Zugelemente (11a, 11b), beispielsweise Gummibänder, wölben die Sichtblende (1) durch Zugspannung in die Form eines Ringtorus. In die Sichtblende (1) lässt sich ein Ketten- oder Stachelhalsband (2) so einbringen, dass dieses von der Sichtblende optisch abgedeckt ist.
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3 zeigt einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Sichtblende (1) orthogonal zur Torusachse. Ein Stachelhalsband (2) ist in der Sichtblende eingebracht und wird von dieser optisch verdeckt. Aus Richtung der Torusachse ist das Stachelhalsband auch aus der Nähe, d. h. im Abstand von wenigen Zentimetern, für einen Hund nicht zu sehen. Auf diese Weise kann die Sichtblende über den Kopf eines Hundes gestreift werden, ohne dass es für den Hund ersichtlich ist, ob sich ein Stachelhalsband in der Sichtblende befindet oder nicht. Eine Ringöse (20) des Stachelhalsbandes (2) ist durch die Öffnung (10) der Sichtblende (1) durchgeführt und ragt über den Torusring der Sichtblende (1) heraus.
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4 zeigt eine Draufsicht einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sichtblende (1) mit in der Sichtblende aufgenommenem Stachelhalsband (2) bei Verwendung an einem Gebrauchshund. Der Hund trägt das Stachelhalsband (2), welches durch die Sichtblende optisch verdeckt ist. Erfindungsgemäß kann der Hund beim Auf- bzw. Abstreifen des Stachelhalsbandes (2) dieses nicht sehen, da es durch die Sichtblende (1) optisch verdeckt wird.
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Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Sichtblende besteht darin, dass ein negativer Pawlow-Effekt bei der Abrichtung eines Gebrauchshundes, beispielsweise eines Polizei-, Jagd- oder Blindenhundes auch bei Verwendung eines Ketten- oder Stachelhalsbandes nicht eintreten kann, wenn die Sichtblende beim Überstreifen bei einigen Übungseinheiten ein Ketten- oder Stachelhalsband enthält, jedoch bei anderen Übungseinheiten nur ein Lederhalsband enthält.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sichtblende
- 2
- Halsband
- 3
- Textilband
- 10
- Öffnung
- 11a
- erstes Zugelement
- 11b
- zweites Zugelement
- 12a
- erster Führungskanal
- 12b
- zweiter Führungskanal
- 13a, 13b
- Verschlusselement
- 14
- verstärkter Bereich
- 15a, 15b
- Faltlinien
- 20
- Ringöse