-
Die vorliegende Erfindung betrifft ein textiles Netzimplantat, welches in der chirurgischen Behandlung von Hernien und bevorzugt von Narbenhernien einsetzbar ist.
-
Ein verbreitetes Anwendungsbeispiel für die in Rede stehenden, textilen Netzimplantate ist die Versorgung von Hernien, insbesondere von Narbenhernien, während eines offenen oder laparoskopischen chirurgischen Eingriffs, um die Bruchpforte zu schließen und einen Rezidiv-Bruch weitgehend zu vermeiden.
-
Die verschlossenen Bruchpforten werden in der Regel nach der Operation in Nachuntersuchungen kontrolliert, wobei diagnostische Verfahren wie Sonographie, Röntgenuntersuchung oder Kernspintomographie eingesetzt werden.
-
In der deutschen Offenlegungsschrift
DE 100 04 832 A1 wird ein flächiges Implantat mit einer flexiblen Grundstruktur und mit röntgensichtbaren Elementen offenbart, um die Position des Implantats im Patienten jederzeit mit Hilfe einer Röntgenuntersuchung beurteilen zu können. Das mechanische Verhalten solcher Implantate ist in vielen Fällen unzureichend.
-
Das bekannte Implantat, von dem die Erfindung ausgeht (
DE 199 42 611 C1 ), ist mit einer netzartigen Grundstruktur und einer Markierung, die bevorzugt im Zentralbereich angeordnet ist, ausgestattet. Das Implantat weist eine Grundstruktur mit einem Porenmuster und eine der Grundstruktur überlagerte Verstärkungsstruktur mit einem Rautenmuster auf. Die Rauten berühren sich untereinander an deren Ecken und bilden so wiederum ein Porenmuster, dessen Poren um ein Mehrfaches größer ausgebildet sind als die Poren der Grundstruktur. Eine solche Anordnung von Rauten führt in der Praxis zu einem Scharniereffekt an den Kontaktpunkten, was das Dehnungsverhalten des Implantats negativ beeinflusst.
-
Ein weiteres bekanntes Netzimplantat (
DE 10 2004 051 487 A1 ) zeigt eine Überlagerungsstruktur, die aber nicht in die dortige Grundstruktur eingewirkt ist und deren Musterelemente in voneinander beabstandeten Reihen angeordnet sind.
-
Nachteilig bei dem bekannten Implantat ist ferner die hohe Symmetrie des Rautenmusters, wodurch der Chirurg bezüglich der Orientierung des Implantats nicht selten im Unklaren bleibt. Das beeinträchtigt die Handhabbarkeit des Implantats insgesamt.
-
Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, das bekannte Netzimplantat derart ausgestalten und weiterzubilden, dass das Dehnungsverhalten bei guter Handhabbarkeit verbessert wird.
-
Das obige Problem wird durch ein Netzimplantat nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch 1 gelöst.
-
Anspruch 1 sieht ein Netzimplantat mit einer gewirkten, ein Grundmuster ausbildenden Grundstruktur vor, wobei zusätzlich zu der Grundstruktur eine Überlagerungsstruktur vorgesehen und in die Grundstruktur eingewirkt ist, wodurch ein Überlagerungsmuster entsteht, und wobei sich ein Musterelement des Überlagerungsmusters über mehrere Musterelemente des Grundmusters erstreckt, und welches dadurch gekennzeichnet ist, dass das Überlagerungsmuster aus im Wesentlichen zickzack- oder wellenförmigen Musterelementen besteht, die zueinander parallelverschoben angeordnet sind.
-
Ferner ist es vorschlagsgemäß so, dass die Abstände aller benachbarten, parallel verschobenen Musterelemente des Überlagerungsmusters zueinander identisch sind und dass die Abstände jeweils maximal eine Amplitude der Musterelemente des Überlagerungsmusters betragen.
-
Ein Netzimplantat nach Anspruch 1 weist durch die gewirkte Grundstruktur und die im Wesentlichen zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente der Überlagerungsstruktur eine erhöhte Reißfestigkeit gegenüber einer Grundstruktur mit einer Überlagerungsstruktur mit Rautenmuster auf, bleibt dabei aber sehr flexibel. Mit dem Begriff „im Wesentlichen“ wird hier klargestellt, dass sowohl Zickzack-Musterelemente als auch wellenförmige Musterelemente von den mathematischen Idealkurven abweichen können, indem zum Beispiel die Extrema der zickzack- oder wellenförmigen Kurven leicht eingebeult sind.
-
Die vorschlagsgemäßen zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente weisen gegenüber Rautenmustern weniger Symmetriegruppen auf und sind deshalb im Hinblick auf ihre Orientierung im menschlichen Körper besser zu kontrollieren.
-
Außerdem geben die im Wesentlichen zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente neben ihrer reinen Position innerhalb des Netzimplantats im menschlichen Körper auch richtungsabhängig Auskunft über vorliegende Dehnungen im Netzimplantat.
-
Bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
-
Eine vorteilhafte Ausgestaltungsform sieht ein Netzimplantat vor, bei dem sich die im Wesentlichen zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente des Überlagerungsmusters jeweils über das gesamte Netzimplantat erstrecken. Eine ganzflächige Überlagerungsstruktur liefert den größtmöglichen Wirkungsgrad des Überlagerungsmusters für das Netzimplantat.
-
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltungsform des Netzimplantats sieht vor, dass die Grundstruktur und die Überlagerungsstruktur aus dem gleichen textilen Fadenmaterial bestehen. Durch die Verwendung des gleichen textilen Fadenmaterials wird der Herstellungsprozess des Netzimplantats vereinfacht und die Verträglichkeit des Netzimplantats hängt ausschließlich von einem Material ab.
-
Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltungsform des Netzimplantats sieht vor, dass das Grundmuster als Musterelemente Poren aufweist. Mit Hilfe von Poren wird ein schnelles Einwachsen des Netzimplantats unterstützt, wobei gleichzeitig eine maximale Flexibilität des Netzimplantats gewährleistet ist.
-
Eine weitere besonders vorteilhafte Ausgestaltungsform des Netzimplantats sieht vor, dass die Poren des Grundmusters unterschiedliche Größen haben. In bevorzugter Ausgestaltung beträgt die Größe der Poren des Grundmusters mindestens etwa 0,4mm, insbesondere mindestens etwa 0,6mm. Unterschiedlich große Poren machen bei deren geeigneten Anordnung ohne großen Aufwand ein richtungsabhängiges Dehnungsverhalten des Netzimplantats möglich. Darüber hinaus sieht eine vorteilhafte Ausgestaltungsform des Netzimplantats vor, dass das Grundmuster maschenförmig gewirkte, Poren ausbildende Strukturelemente aufweist.
-
Vorzugsweise sind die Amplituden und/oder die Phasenlängen aller Musterelemente des Überlagerungsmusters identisch. Vorliegend entspricht der Begriff „Amplitude“ dem gesamten Abstand zwischen einem Maximum und dem nächsten Minimum des Überlagerungsmusters, also der doppelten Amplitude im mathematischen Sinne.
-
Vorschlagsgemäß ist es vorgesehen, dass die Abstände aller benachbarten, parallel verschobenen Musterelemente des Überlagerungsmusters zueinander identisch sind. Zusammen führt dies zu einem homogenen Überlagerungsmuster und einem jedenfalls in vorbestimmten Richtungen und jedenfalls abschnittsweise homogenen mechanischen Verhalten des Implantats.
-
Vorschlagsgemäß ist es vorgesehen, dass die Abstände aller benachbarten, parallel verschobenen Musterelemente des Überlagerungsmusters maximal eine Amplitude der Musterelemente des Überlagerungsmusters, was zu einem Verschränken der Musterelemente miteinander führt. Dies ist im Hinblick auf die Reißfestigkeit des Netzimplantats besonders vorteilhaft. Speziell eine Dehnung des Netzimplantats kann zum Einreißen des Netzimplantats führen. Dies wird durch die in obiger Weise miteinander verschränkten Musterelemente verhindert.
-
Insbesondere wird die Weiterreißfestigkeit durch die Überlagerungsstruktur optimiert. Die Weiterreißfestigkeit einer gewirkten Struktur ist in der Regel quer zur Produktionsrichtung am höchsten, wodurch ein Optimierungsbedarf vor allem in Längsrichtung besteht. Durch die Musterelemente der Überlagerungsstruktur muss ein sich in Längsrichtung ausbreitender Riss immer durch mindestens ein Musterelement der Überlagerungsstruktur verlaufen. Im Kreuzungspunkt des Risses mit einem Musterelement der Überlagerungsstruktur liegt allerdings eine höhere Festigkeit des Netzimplantats aufgrund der zusätzlich eingewirkten Fadenstruktur des Überlagerungsmusters vor, die ein Weiterreißen verhindert oder zumindest deutlich erschwert. Aus der Kombination der Weiterreißfestigkeiten von Grundstruktur und Überlagerungsstruktur hat sich in Versuchen schon eine resultierende Gesamtweiterreißfestigkeit von etwa 26 N ergeben.
-
Eine bevorzugte Ausgestaltungsform sieht vor, dass die Amplituden und/oder Phasenlängen der zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente jeweils in einem Bereich von etwa 3 Poren bis zu etwa 30 Poren des Grundmusters liegen. Phasenlängen in diesem Bereich weisen für Netzimplantate vorteilhafte Dehnungseigenschaften auf und stellen gleichzeitig eine ausreichende Reißfestigkeit sicher.
-
Vorzugsweise umfassen die Abstände der benachbarten, parallel verschobenen Musterelemente des Überlagerungsmusters zueinander jeweils mindestens eine Pore und maximal 10 Poren, wobei die Abstände weiter vorzugsweise jeweils etwa drei Poren des Grundmusters umfassen. Durch eine gezielte Wahl der Porengröße sowie des Abstandes der einzelnen zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente zueinander können die Festigkeit, die Elastizität und die Resorbierbarkeit des Netzimplantats anwendungsspezifisch eingestellt werden.
-
Besonders vorteilhaft ist, dass die zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente phasenverschoben zueinander angeordnet sind, wobei die Phasenverschiebung vorzugsweise eine halbe Phasenlänge der zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente beträgt.
-
Genauso bevorzugt ist, dass die zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente aus einem oder mehreren kontrastfarbigen Faden bzw. Fäden gewirkt sind. Durch die Wahl einer Kontrastfarbe erhält der Chirurg die Möglichkeit, während des Einsetzens des Netzimplantats Positionierung und Spannungszustände des Netzimplantats zu kontrollieren.
-
Außerdem kann vorgesehen sein, dass die zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente der Überlagerungsstruktur in Kombination mit der Grundstruktur im Vergleich zur reinen Grundstruktur aufgrund der Materialstärke durch abbildende Methoden, wie Sonographie, Röntgenbildern oder Kernspintomographie, deutlich erkennbar sind. Wenn sich die Materialstärke der Überlagerungsstruktur deutlich von der Grundstruktur abhebt, sind bildgebende Untersuchungsmethoden ohne zusätzlichen Einsatz von Beschichtungen möglich.
-
Weiterhin kann vorgesehen sein, dass sowohl die Grundstruktur als auch die Überlagerungsstruktur aus gewirkten PVDF-Monofilamenten aufgebaut ist. Das Material PVDF (Polyvinylidenfluorid) weist den Vorteil einer großen Alterungsbeständigkeit und einer exzellenten Biokompatibilität auf.
-
Ferner kann auch vorgesehen sein, dass die Grundstruktur und/oder die Überlagerungsstruktur aus PVDF-Monofilamenten aufgebaut sind, welche beschichtet sind. Durch Beschichtungen sind auch für den menschlichen Körper teilresorbierbare Netzimplantate zugänglich, die oft schneller und besser vom umliegenden Gewebe aufgenommen werden. Darüber hinaus können Beschichtungen mit Markierungssubstanzen die Auflösung in einzelnen bildgebenden Untersuchungsmethoden erhöhen.
-
Dabei ist bevorzugt, dass die Beschichtung der PVDF-Monofilamente der Überlagerungsstruktur ein Ferrofluorid, weitere Markierungssubstanzen oder biogenen Materialien aufweist. Durch die Verwendung von biogenen Materialien kann die Versorgung mit besonders verträglichen Netzimplantaten sichergestellt werden. Eine Beschichtung mit Ferrofluorid verbessert die Bildauflösung des Netzimplantats von berechneten Bildern einer MRT-Untersuchung. Für andere bildgebende Verfahren können die jeweils geeigneten Markierungssubstanzen auf die PVDF-Monofilamente aufgebracht werden.
-
In bevorzugter Ausgestaltung ist es so, dass die Kombination aus Grundstruktur und Überlagerungsstruktur tri-elastisch ist, das heißt zur Hauptrichtung der zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente parallel, senkrecht und diagonal weist das Netzimplantat jeweils ein unterschiedliches Zugspannungs-Dehnungsverhalten auf. Durch bis zu drei direktional unterschiedliche Elastizitätscharakteristiken kann der Patient mit einem Netzimplantat versorgt werden, welches je nach Richtung einerseits besondere Stabilität gewährleistet und gleichzeitig in anderen Richtungen äußerst flexibel Bewegungen des umliegenden Gewebes nachvollziehen kann.
-
Bei einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist es so, dass das Netzimplantat flächig ist und als zuschneidbarer Abschnitt oder als vorkonfektioniertes Netz vorliegt. Durch die unterschiedlichen Sorten von Netzimplantaten kann jeder Patient entsprechend seinen individuellen Gegebenheiten mit einem besonders geeigneten Netzimplantat versorgt werden. Gleichzeitig stehen dem Chirurgen vorgefertigte Netzimplantate zur Verfügung, wodurch die Dauer des chirurgischen Eingriffs reduziert werden kann.
-
In obigem Zusammenhang wird weiter vorgeschlagen, dass vorkonfektionierte Netzimplantate kreisrund oder rechteckig zugeschnitten sind. Mit kreisrunden und rechteckigen vorkonfektionierten Netzimplantaten stehen dem Chirurgen die gewohnten Formen von Netzimplantaten zur Verfügung.
-
Bei einer anderen bevorzugten Ausgestaltung ist es vorgesehen, dass das Netzimplantat als eine in sich geschlossene dreidimensionale Struktur, wie die eines Zylinders oder einer teilweise geöffneten Kugel ausgebildet ist. Mit Hilfe dreidimensionaler Strukturen der Netzimplantate können auch spezielle Bruchpforten in kürzerer Operationsdauer verschlossen werden.
-
Vorteilhaft ist ferner, dass die maschenförmig gewirkte Grundstruktur durch eine geriffelte Struktur des Gewirkes einen Anti-Slip-Effekt aufweist. Der Anti-Slip-Effekt verhindert ein Verrutschen des Netzimplantats im menschlichen Körper, wobei durch die rechts-links Ware der Anti-Slip-Effekt auf den jeweiligen Seiten unterschiedlich ist. Dies kann der Chirurg beim Einsetzen des Netzimplantats jedoch zum Vorteil des Patienten durch entsprechendes Ausrichten des Netzimplantats berücksichtigen.
-
Vorteilhaft ist außerdem, dass Änderungen der Phasenlänge sowie der Amplitude der zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente das Ausmaß einer Verformung anzeigen. Mit Hilfe dieser Informationen kann der Chirurg noch während der Operation die Ausrichtung des Netzimplantats falls erforderlich korrigieren.
-
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Dehnungseigenschaften des Netzimplantats durch Wahl von Phasenlänge, Amplitude und Anordnung der Zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente einstellbar sind. Durch die Phasenlänge und die Amplitude der zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente steht ein weiterer Einstellparameter zur Realisierung der gewünschten Dehnungseigenschaften zur Verfügung.
-
Für vorkonfektionierte und dreidimensionale Netzimplantate ist es vorteilhaft, dass das Netzimplantat markierte und/oder in sich abgeschlossene Randbereiche aufweist. In sich geschlossene und markierte Randbereiche ermöglichen einerseits eine noch effektivere postoperative Kontrolle des Netzimplantats durch bildgebende Untersuchungsmethoden, andererseits wird die ohnehin schon vorhandene Eigenschaft der Reißfestigkeit weiter verbessert.
-
Weitere Eigenschaften, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend anhand der Figuren bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Im Einzelnen zeigt
- 1 in schematischer Darstellung ein vorschlagsgemäßes textiles Netzimplantat in Aufsicht,
- 2 a) ein Zugspannungs-Dehnungs-Diagramm und b) in schematischer Darstellung ein weiteres, vorschlagsgemässes Netzimplantat mit einem in a) dargestellten Dehnungsverhalten.
-
1 zeigt ein textiles Netzimplantat 1 in der Aufsicht, das heißt, das Netzimplantat 1 wird aus Richtung der Normalen zur Oberfläche betrachtet.
-
Das in 1 dargestellte Netzimplantat 1 einer ersten Ausführungsform ist ein flächiges Netzimplantat 1, welches eine Grundstruktur 2 gewirkter PVDF-Monofilamente aufweist. Die Grundstruktur 2 bildet ein Grundmuster 3 aus. Eine gleichzeitig mit der Grundstruktur 2 eingewirkte Überlagerungsstruktur 4 besteht ebenfalls aus PVDF-Monofilamenten. Allerdings ist die Überlagerungsstruktur 4 vorteilhafterweise in einer Kontrastfarbe zur Grundstruktur 2 in die Grundstruktur 2 eingewirkt. Die Überlagerungsstruktur 4 bildet ein Überlagerungsmuster 5 aus, wobei sich jeweils ein Musterelement des Überlagerungsmusters 5 über mehrere Musterelemente des Grundmusters 3 erstreckt. Das Überlagerungsmuster 5 besteht aus im Wesentlichen zickzackförmigen Musterelementen, die zueinander parallelverschoben angeordnet sind. Die Zickzacklinien können in einer anderen Ausführungsform durch wellenförmige Musterelemente substituiert sein. Zur Klarstellung ist ein Musterelement des Überlagerungsmusters 5 exemplarisch in gestrichelter Linie und über das Implantat 1 hinausgehend dargestellt.
-
Als Vorteil ist anzusehen, dass der gewirkte Aufbau des erfindungsgemäßen Netzimplantats 1 durch die geriffelte Struktur des Gewirks mit einer Oberfläche mit Poren einen Anti-Slip-Effekt erzeugt, der ein Verrutschen des eingesetzten Netzimplantats 1 erschwert und daher eine positionsstabile Netzlage ermöglicht. Da es sich hier vorzugsweise um sogenannte „rechts-links-Ware“ handelt, liegt ein unterschiedlicher Anti-Slip-Effekt an den jeweiligen Seiten vor.
-
Die Porosität erlaubt den direkten Kontakt des Netzimplantats 1 mit den Gewebeschichten des Implantatträgers und unterstützt eine schnelle Inkorporation des Netzimplantats 1. Dadurch werden dem Patienten eine schnelle Rekonvaleszenz und eine langfristige Sicherheit vor Rezidivbrüchen gewährleistet. Um den größtmöglichen Komfort des Patienten und einen langzeitigen Operationserfolg zu erzielen, sollte das Netzimplantat in einer optimalen Lage eingesetzt werden. Daher sollen die zickzack- oder wellenförmigen Musterelemente der Überlagerungsstruktur 4 bei der Positionierung des Netzimplantats 1 im Patienten durch den Chirurgen stets cranio-caudal ausgerichtet werden. Hierzu kennzeichnet die Überlagerungsstruktur die Längsrichtung und die Produktionsrichtung eindeutig.
-
Das in 1 dargestellte Netzimplantat 1 eignet sich besonders für die Reparation und Prophylaxe von Narbenhernien (hernia cicatricea) unter Anwendung aller bekannten offen und laparoskopischen chirurgischen Techniken. Besonders vorteilhaft ist der Einsatz der erfindungsgemäßen Netzimplantate 1 unter Anwendung von offenen extraperitonalen Operationstechniken.
-
Neben der in 1 dargestellten rechteckigen Konfektionierung, können vorkonfektionierte Netzimplantate 1 auch kreisrund geformt sein. Die PVDF-Monofilamente können als 100% reines Material oder mit Beschichtungen oder ggf. weiteren Zusätzen versehen sein.
-
Der 1 ist außerdem die Amplitude 9 der Zickzacklinien der Musterelemente des Überlagerungsmusters 5 zu entnehmen. Die Phasenlänge 10 der zickzackförmigen Musterlinien wird ebenfalls anhand der 1 veranschaulicht, wobei die zickzackförmigen Musterlinien auch als wellenförmige Musterlinien vorliegen können.
-
Die Grundstruktur 1 weist Poren 6, 7 auf, die eine unterschiedliche Größe, hier genau zwei unterschiedliche Größen, aufweisen. Poren 6, 7 gleicher Größe sind jeweils in Reihen angeordnet, wobei sich Reihen unterschiedlicher Porengröße abwechseln. Diese Reihen verlaufen senkrecht zu der Hauptrichtung der Musterelemente des Überlagerungsmusters 5.
-
Die Überlagerungsstruktur 4 erstreckt sich in der in 1 dargestellten Ausführungsform über das gesamte vorkonfektionierte Implantat. Während und nach dem Einsetzen des Netzimplantats 1 können lokale Spannungsänderungen durch die unterschiedliche Deformation der zickzackförmigen Musterelemente der Überlagerungsstruktur 4 erkannt werden. Insbesondere können auch eine Schrumpfung des Netzimplantats 1 und lokale Schrumpfungsprozesse im Netzimplantat 1 ebenfalls durch die Deformation der Musterelemente der Überlagerungsstruktur 4 in Nachuntersuchungen erkannt werden.
-
Die Kontrastfarbe und/oder Markierung der Überlagerungsstruktur 4 erleichtert es darüber hinaus, in Kontrolluntersuchungen nach dem Einsetzen, wie zum Beispiel durch bildgebende Verfahren, langfristige Verschiebungen des Netzimplantats 1 zu erkennen. Außerdem kann neben der Verformung und Verschiebung des Netzimplantats 1 auch die Orientierung, das heißt die richtige Lage in Bezug auf Drehbewegungen, aufgrund der Musterelemente der Überlagerungsstruktur 4 und/oder der ggf. markierten Randbereiche des Netzimplantats 1 bestimmt werden. Ggf. können die Musterelemente des Überlagerungsmusters 5 ihrerseits mit Markierungssubstanzen beschichtet sein, um deren Sichtbarkeit in ausgewählten bildgebenden Verfahren weiter zu verbessern.
-
Zusätzlich zur Überlagerungsstruktur 4 und ggf. vorhandenen markierten Randbereichen 8 kann ein Netzimplantat 1 auch eine in seiner Mitte angeordnete Markierung (nicht in 1 dargestellt), wie zum Beispiel in Form eines kurzen Markierungsstreifens aufweisen. Die Mittenmarkierung kann in einer Kontrastfarbe gearbeitet sein und eine Beschichtung aufweisen.
-
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform besteht das Netzimplantat 1 aus einer Grundstruktur 2 in einer modifizierten Atlasbindung und der darin integrierten Überlagerungsstruktur 4. Die Grundstruktur 2 wird dabei durch ungefärbte PVDF-Monofilamente mit einem Durchmesser von etwa 140 µm gebildet, während die Überlagerungsstruktur 4 aus grün gefärbten PVDF-Monofilamenten eines Durchmessers von 120 µm besteht. Das Netzimplantat 1 wird in einem Wirkverfahren aus behandelter Rohware hergestellt. Unbehandelte Rohware weist eine Maschendichte von 15,5 Maschen pro Zentimeter und eine Einzugsdichte von 15 Fäden pro Zoll (E15; 5,9 Fäden pro Zentimeter) auf. In einer Nachbehandlung wird die Rohware in Längsrichtung, welche der Produktionsrichtung entspricht, und in Querrichtung gedehnt um die gewünschten Fadendichten zu erhalten. Die Grundstruktur 2 wird durch zwei gegenliegende Bindungsschienen gebildet, wobei jeweils eine Bindungsschiene voll bzw. leer eingezogen ist. Die beiden entstandenen Fadensysteme weisen einen Rapport von 10 Maschen auf und bilden wie oben angedeutet abwechselnd eine große und eine kleine Pore. Dabei wird jeder Faden in jedem Maschinenzyklus, welcher einer Maschenbildung entspricht, mit mindestens einem weiteren Faden vermascht. Innerhalb des Bindungsrapports von 10 Maschen wird jeder Faden mehrfach über drei benachbarte Nadeln geführt und wechselweise mit mindestens den beiden benachbarten Fäden vermascht. Daraus resultiert die multiple Vermaschung, die ein Ausfransen der Netzstruktur an den Kanten verhindert und daher ein beliebiges Zuschneiden des Netzimplantats 1 ermöglicht.
-
Insbesondere verhindert die obige, multiple Vermaschungstechnik einen Reißverschluss- oder Laufmascheneffekt, wie er zum Beispiel durch Ziehen an einzelnen freistehenden Fäden bei gehäkelten, gestrickten oder ähnlich verarbeiteten Netzimplantaten entsteht. Damit wird eine Netzruptur verhindert. Eine zusätzliche Sicherheit wird in diesem Zusammenhang, wie weiter oben erläutert, durch die Überlagerungsstruktur 4 bereitgestellt.
-
Die in die Grundstruktur 2 integrierte Überlagerungsstruktur 4 wird mit einer zusätzlichen Legungsschiene gebildet, die 1 voll 5 leer mit farbigen Fäden eingezogen ist. Die Überlagerungsstruktur 4 liegt nicht auf oder unter der Grundstruktur 2, sondern ist fest in diese integriert. Diese Integration erfolgt aber nicht auf die Weise, dass lediglich einzelne Fäden der Grundstruktur 2 durch farbige Fäden ersetzt werden, sondern als eigenständige Figur in einem eigenen Bindungsrapport, der ein Vierfaches der Grundstruktur 2 darstellt (40 Maschen).
-
Durch die Integration der Überlagerungsstruktur 4 in den Fadenlauf der Grundstruktur 2 werden die großen Poren 6 als Musterelemente des Grundmusters 3 nicht gestört und eine hohe Porosität von etwa 64% erreicht.
-
2a) zeigt eine Auftragung des unterschiedlichen Zugspannungs-Dehnungsverhaltens der tri-Elastizität des in 2b) dargestellten Netzimplantats 1 in den in 2b) markierten Richtungen. Der Begriff „tri-Elastizität“ soll dabei verdeutlichen, dass die elastischen Eigenschaften des Netzimplantats 1 je nach Richtung der angelegten Zugspannung unterschiedlich sein können. Dabei ist das Netzimplantat 1 in Richtung E1 am besten dehnbar und in Richtung E3, welche senkrecht zu E1 verläuft, am schlechtesten dehnbar. In Richtung E2, die jeweils etwa im 45°-Winkel zu E1 und E3 verläuft, liegt ein mittleres Zugspannungs-Dehnungs-Verhalten vor.
-
Aufgrund seiner Tri-Elastizität kann sich das Netzimplantat 1 an die anatomischen und biomechanischen Eigenschaften der Bauchwand des Patienten anpassen und bietet daher gute Verträglichkeit für den Patienten und eine weitgehende Sicherheit vor einem Rezidivbruch.