-
Die Erfindung bezieht sich auf einen Kameravorsatz für ein Ophthalmoskop, insbesondere für ein binokulares indirektes Ophthalmoskop.
-
Bei der indirekten Ophthalmoskopie wird aus einer Entfernung von ca. 40 cm der Augenhintergrund eines Patientenauges mittels einer vor das Auge gehaltenen Lupe betrachtet. Bei der binokularen indirekten Ophthalmoskopie erfolgt die Beobachtung mit beiden Augen des Untersuchers, so dass eine stereoskopische Beurteilung des Befunds möglich ist.
-
Der Artikel „Das TV-Kopfophthalmoskop zur Videodokumentation von Fundusveränderungen" von K. H. Türmer, M. Smitka, I. Kreissig in Klin. Mbl. Augenheilk. 196 (1990), Seite 48 bis 50 beschreibt als Kopfophthalmoskop ein indirektes Ophthalmoskop, welches an einem Kopfband angebracht ist, das der untersuchende Arzt trägt. Zur Dokumentation des von dem untersuchenden Arzt betrachteten Bilds ist eine Mikrochip-Kamera an dem Ophthalmoskop angebracht.
-
Bei den Ophthalmoskopen des Stands der Technik ist diese Kamera in der Regel an dem Ophthalmoskop oberhalb der Ebene angebracht, in der die Beobachtungsstrahlengänge der beiden Augen des untersuchenden Arztes liegen. Dadurch ergibt sich die Schwierigkeit, dass sowohl die Beobachtungsstrahlengänge als auch der Strahlengang des Beleuchtungslichts und der Strahlengang des vom Augenhintergrund reflektierten Lichts, der in die Kameraoptik trifft, gemeinsam durch die Pupille des Patienten dringen müssen. Insbesondere gibt es Probleme, wenn diese Pupille nicht hinreichend medikamentös erweitert werden kann (z. B. bei Glaukompatienten) oder aber wenn es sich bei den Patienten beispielsweise um Frühgeborene oder Neugeborene handelt, bei denen die Pupille noch sehr klein ist.
-
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Kameravorsatz für ein Kopfophthalmoskop bereitzustellen, der auch für kleine Pupillendurchmesser anwendbar ist.
-
Die Aufgabe wird gelöst durch einen Kameravorsatz nach Anspruch 1. Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
-
1 zeigt einen erfindungsgemäßen Kameravorsatz für ein Ophthalmoskop.
-
Die folgende Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung nimmt auf 1 Bezug.
-
In einer beispielhaften Ausführungsform der Erfindung wird der erfindungsgemäße Vorsatz mittels Steck- oder Schraubverbindung an einem herkömmlichen Kopfophthalmoskop an dessen dem zu untersuchenden Patienten zugewandter Seite angebracht. Der Kameravorsatz weist in dieser beispielhaften Ausführungsform eine längliche Grundplatte 1 mit einer ersten Längsseite 1a, einer zweiten Längsseite 1b, einer ersten Querseite 2 und einer zweiten Querseite 3 auf. Die Grundplatte kann eine rechteckige Gestalt aufweisen, jedoch ist dies nicht zwingend notwendig. Gegenüberliegende Ränder der Grundplatte müssen insbesondere nicht parallel sein. Die Begriffe ”Längsseite” bzw. ”Querseite” sollen lediglich zur Bezeichnung der Seiten dienen, längs derer die Grundplatte ihre längste bzw. kürzeste Ausdehnung aufweist.
-
Im montierten Zustand an einem Kopfophthalmoskop ist die Grundplatte 1 annähernd horizontal vor den Augen des untersuchenden Arztes angeordnet. Dabei ist sie mit ihrer ersten Längsseite 1a dem untersuchenden Arzt zugewandt und mit ihrer zweiten Längsseite 1b dem Patienten zugewandt. In dieser Ausführungsform weist die Grundplatte 1 an der zweiten Längsseite 1b einen annähernd dreieckigen Vorsprung nahe der ersten Querseite 2 auf. Der Vorsprung ist rechtwinklig und gleichschenklig, wobei die Winkelhalbierende des rechten Winkels auf der ersten Längsseite 1a senkrecht steht. An den beiden Schenkeln dieses dreieckigen Vorsprungs sind im rechten Winkel zur Grundplatte 1 an dieser ein erster teildurchlässiger Spiegel 4 und ein zweiter teildurchlässiger Spiegel 5 angebracht.
-
Nahe der zweiten Querseite 3 ist eine Befestigungsvorrichtung 6 an der Grundplatte 1 angebracht. Mittels dieser ist zum Einen der Kameravorsatz mittels Aufsteckens und wahlweisen Verrastens oder aber mittels Aufschraubens an dem Kopfophthalmoskop befestigt. Zum Anderen ist mittels der Befestigungsvorrichtung 6 eine Digitalkamera 7 mit einem Teleobjektiv 8 an der Grundplatte 1 angebracht. Die Anbringung der Kamera ist hier dergestalt, dass bei Benutzung des Ophthalmoskops mitsamt Kameravorsatz die Kamera seitlich am linken oder rechten Auge des Arztes angeordnet ist, so dass die optische Achse ihres Objektivs 8 annähernd senkrecht zum Beobachtungsstrahlengang dieses Auges ist.
-
Bei Benutzung des Vorsatzteils blickt der Arzt vorzugsweise jeweils unter einem Winkel von 45° durch den ersten teildurchlässigen Spiegel 4 und den zweiten teildurchlässigen Spiegel 5 in Richtung Patientenauge. Das vom Augenhintergrund reflektierte Licht gelangt ohne Ablenkung durch die teildurchlässigen Spiegel 4 und 5 hindurch direkt wieder zu den Augen des untersuchenden Arztes. Ist die Kamera beispielsweise nahe dem ersten teildurchlässigen Spiegel 4 angeordnet, so wird ein Teil des Lichts vom Patientenauge an dem ersten teildurchlässigen Spiegel 4 in das Kameraobjektiv 8 gespiegelt.
-
Durch die erfindungsgemäße Konstruktion verlässt das am Patientenauge reflektierte Licht, das in das Kameraobjektiv gelangt, das Patientenauge nicht unter einem Winkel zu dem Strahlengang des Lichts, das in das Auge des untersuchenden Arztes gelangt. Dies bedeutet, selbst bei kleinen Pupillendurchmessern ist es möglich, ein Bild des Augenhintergrunds mit der Kamera aufzuzeichnen. Wird eine miniaturisierte Digitalkamera verwendet, so ist der Kameravorsatz besonders leicht.
-
Durch die erfindungsgemäße Anbringung der Kamera wird es möglich, sogar bei frühgeborenen Kindern mit kleinem Pupillendurchmesser eine Laserbehandlung, die beispielsweise mit einem am Kopfophthalmoskop angebrachten Laser ausgeführt wird, zeitgleich zu dokumentieren bzw. aufzuzeichnen. Dies ist in gleicher Weise bei Glaukompatienten möglich, bei denen eine medikamentöse Erweiterung der Pupille nicht möglich ist. Durch die Anbringung an einem Kopfophthalmoskop kann die Behandlung auch an liegenden Patienten durchgeführt werden. Insbesondere ist hierdurch eine Mobilität des Behandlers nicht eingeschränkt, da die Dokumentation nicht an einem wegen seiner Größe nur stationär verwendeten Gerät erfolgt. Komplizierte Aufbauten, durch die das Kameraobjektiv auf das Patientenauge ausgerichtet wird, sind ebenfalls nicht nötig.
-
Schließlich bietet die Erfindung die Möglichkeit, in der Lehre bestimmte Netzhautoperationen, die mit dem Kopfophthalmoskop vorgenommen werden, wie z. B. das Anlegen einer Cerclage, eine Retinopexie, eine Laserbehandlung usw. einer Gruppe von Betrachtern sichtbar zu machen.
-
Durch die seitliche Anbringung der Kamera ist es ferner, im Gegensatz zu einer zwischen den Augen angebrachten Kamera, möglich, die Kamera gerade seitlich des dominanten Auges des Untersuchers anzubringen. Die Kamera sieht dann stets das gleiche Bild wie das dominante Auge des Untersuchers, mit dem dieser besser sieht.
-
Die beschriebenen teildurchlässigen Spiegel 4 und 5, die in rechtem Winkel zueinander stehen, sind als Mitbeobachterspiegel bekannt. Der erfindungsgemäße Vorsatz kann deshalb an Stelle eines Mitbeobachterspiegel-Vorsatzes mit einer entsprechenden Aufnahme an dem Kopfophthalmoskop für den Mitbeobachterspiegel-Vorsatz verbunden werden. Der erfindungsgemäße Kameravorsatz wird dann einfach in die entsprechende Aufnahmehalterung geschoben und beispielsweise durch ein USB 2.0-Kabel mit einem Minicomputer verbunden. Es bedarf keiner weiteren Umbauten oder Handgriffe für eine Montage des Geräts, was das Gesamtsystem sehr kostengünstig macht. Durch die einfache Anbringungsmöglichkeit ist der Kameravorsatz mobil einsetzbar und vor allem auch an verschiedenen Ophthalmoskopen verwendbar, d. h. er muss nicht auf einem bestimmten Ophthalmoskop fix montiert sein.
-
Es sind verschiedene Abwandlungen der beschriebenen Ausführungsform möglich:
Zunächst müssen die teildurchlässigen Spiegel 4 und 5 nicht zwingend an der zweiten Längsseite 1b der Grundplatte 1 angebracht sein. Es wäre auch möglich, beide Spiegel auf der oberen Fläche der Grundplatte anzubringen. Insbesondere ist es nicht zwingend notwendig, dass die ebenen Spiegelflächen der beiden Spiegel 4 und 5 aneinanderstoßen, um einen Winkel von 90° einzuschließen.
-
Ferner müssen die beiden Spiegel 4 und 5 nicht zwingend identische Abmessungen haben. Der oben beschriebene Dreiecksvorsprung muss also nicht zwingend die Form eines gleichschenkligen Dreiecks aufweisen. Desweiteren müssen die Spiegelflächen des ersten teildurchlässigen Spiegels 4 und des zweiten teildurchlässigen Spiegels 5 nicht zwangsläufig einen Winkel von 90° einschließen. Es ist ebenfalls ein anderer Winkel zwischen 60° und 120° möglich.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Spiegelflächen des oder der teildurchlässigen Spiegel vertikal angeordnet, wenn während der Untersuchung der untersuchende Arzt und der Patient eine aufrechte Kopfhaltung haben. Dies muss aber nicht zwingend so sein: Die Spiegelflächen können ebenso bei aufrechter Kopfhaltung einen Winkel gegenüber der Vertikalen einnehmen. Das auf die Spiegelfläche ausgerichtete Kameraobjektiv hat in diesem Falle eine veränderte Lage, so dass der Strahlengang des Lichts von dem teildurchlässigen Spiegel zum Kameraobjektiv nicht in der Horizontalen verläuft.
-
Auch wenn bevorzugt die teildurchlässigen Spiegeln halbdurchlässige Spiegel sind, die ca. die Hälfte des einfallenden Lichtes hindurchlassen und ca. die Hälfte des Lichtes reflektieren, so muss dies nicht zwingend so sein Auch eine andere prozentuale Aufteilung in durchgelassenes Licht und reflektiertes Licht (beispielsweise 70% zu 30%) ist denkbar.
-
Bei einer besonderen Ausführungsform der Erfindung ist eine zweite Digitalkamera 7' mit einem zweiten Teleobjektiv 8' an dem Kameravorsatz angebracht. Die zweite Kamera ist beispielsweise seitlich an dem zweiten Auge des Arztes angeordnet, so dass das vom Patientenauge reflektierte Licht vom zweiten teildurchlässigen Spiegel 5 in das zweite Objektiv 8' reflektiert werden kann. Bei Verwendung von zwei Kameras ist es möglich, stereoskopische Bilder zu erhalten. Insbesondere wird es damit möglich, eine dreidimensionale Vorstellung eines abgebildeten Objektes zu erlangen.
-
Bei einer weiteren Abwandlung der soeben beschriebenen Ausführungsform sind der erste und der zweite teildurchlässige Spiegel entlang der Beobachtungsstrahlengänge verfahrbar. Dadurch kann die Stereobasis für das von den beiden Kameras erhaltene stereoskopische Bild verändert werden, indem die Überlappung der Sichtfelder der beiden Kameras verändert wird. Hierdurch kann die 3D-Wahrnehmung von Merkmalen im Patientenauge verändert werden.
-
Schließlich reicht es im Prinzip aus, wenn lediglich ein teildurchlässiger Spiegel vorhanden ist, der dann so angebracht ist, dass er das vom Patientenauge reflektierte Licht teilweise in die Kamera spiegelt. Allerdings sieht dann das der Kamera zugewandte Auge des Arztes, das durch den teildurchlässigen Spiegel blickt, mit verringerter Helligkeit. Ansonsten gilt alles bezüglich Spiegelstellung und -anbringung und -transmission im Zusammenhang mit den zwei teildurchlässigen Spiegeln Gesagte in analoger Weise auch wenn nur ein teildurchlässiger Spiegel vorhanden ist. Beispielsweise kann der teildurchlässige Spiegel so an dem Kameravorsatz angebracht sein, dass bei Benutzung der Untersucher unter irgendeinem Winkel zwischen 30° und 120° das Patientenauge betrachtet.
-
Obwohl weiter oben eine längliche Grundplatte 1 beschrieben wurde, kann die Grundplatte 1 im Prinzip jede beliebige Gestalt aufweisen, die eine Anordnung des/der teildurchlässigen Spiegel vor dem/den Augen des Untersuchers zulässt. Insbesondere muss es sich nicht zwangsweise um eine ebene Grundplatte handeln. Vielmehr wird jeder dreidimensionale Körper als Grundplatte angesehen, wenn er die erfindungsgemäße Anordnung des/der teildurchlässigen Spiegel vor dem/den Augen des Untersuchers zulässt.
-
Schließlich sei noch erwähnt, dass es auch möglich ist, dass zur Anbringung des Kameravorsatzes am Ophthalmoskop und zur Anbringung der Kamera 7 auf der Grundplatte 1 zwei unterschiedliche Befestigungsvorrichtungen 6 an Stelle einer einzigen Befestigungsvorrichtung 6 vorgesehen sind.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- „Das TV-Kopfophthalmoskop zur Videodokumentation von Fundusveränderungen” von K. H. Türmer, M. Smitka, I. Kreissig in Klin. Mbl. Augenheilk. 196 (1990), Seite 48 bis 50 [0003]