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Die Erfindung betrifft ein Walzwerk zum Herstellen von Rohren und Stäben oder dergleichen Langprodukten, umfassend mindestens ein Walzgerüst mit im Walzenständer mindestens drei angeordneten, eine Walzachse sternförmig umgebenden, anstellbaren Walzen, wobei das Walzgerüst einen Gerüstrahmen aufweist, in dem umfangsverteilt separate Lagergehäuse zur Aufnahme jeweils einer Walze angeordnet sind, wie durch die
GB 941.561 B bekannt geworden.
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Zu Walzwerken dieser Art, mit in einem Walzenständer angeordneten, wechselbaren Walzgerüsten, zählen insbesondere Kontiwalzwerke, PQF-Walzwerke, Reduzier- und Kaliberwalzwerke sowie Streckreduzier- oder Maßwalzwerke.
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Zum Walzen der metallischen Rohre, Stäbe und dergleichen Langprodukte sind insbesondere Walzgerüste mit Drei-Walzen-Technik vorgesehen. Die drei Walzen sind um eine Walzachse angeordnet und bilden dabei das Walzkaliber. Ferner sind die einzelnen Walzen auf Walzwellen angeordnet und mittels beidseits der Walze positionierter Lager drehbar gelagert.
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Bei einem aus der
DE 10 2005 042 835 B3 bekannten Walzwerk sind die zur Anstellung der Walzen benötigten Anstelleinheiten am Walzenständer angeordnet. Das Walzgerüst selbst ist als wechselbare Einheit ohne Walzenanstellung ausgebildet.
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Zum Wechseln der Walzen und deren Antriebe müssen zunächst die Anstellmittel verschwenkt oder verfahren werden, so dass eine Einschuböffnung im Walzwerk für das Walzgerüst frei liegt. Anschließend wird das im Walzenständer positionierte Walzgerüst mit Hilfe eines Wechselwagens aus dem Walzenständer gezogen. Erst dann ist ein Wechsel einzelner bzw. aller Walzen möglich. Dies bedeutet auch, dass nach einem Walzenwechsel das Walzgerüst bzw. die Walzen über die Anstellmittel im Walzenständer neu positioniert werden müssen.
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Durch die
DE 1 961 092 A ist es bekannt geworden, bei einem Dreiwalzen-Schräggerüst über Bolzen gelagerte Lagergehäuse und an den Lagergehäusen über Führungen anstellbare Walzen vorzusehen.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Walzwerk der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass der Walzenwechsel deutlich vereinfacht werden kann und es ohne großen Aufwand möglich ist, die Einstellung der Walzen deutlich zu verbessern und die einzelnen Walzen individuell zu positionieren.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Lagergehäuse auf zwei parallel zueinander vorgesehenen Führungsbolzen im Gerüstrahmen angeordnet sind, wobei jeweils einer der Führungsbolzen mit einer Verstelleinrichtung zum Einstellen eines Korrekturwalzenwinkels in einer zur Walzmitte senkrechten Ebene ausgebildet ist. Die parallel zu einer zur Rotationsachse der Walzen senkrechten Ebene vorgesehenen Führungsbolzen sind dabei im Inneren, zwischen den Außenwänden der Lagergehäuse mittels geeigneter, wieder lösbarer Verbindungsmittel an dem Gerüstrahmen befestigt. Die Führungsbolzen ermöglichen eine Ausgleichsbewegung (Axialspiel) der Lagergehäuse parallel zur Walzmitte. Die Bewegung bzw. das axiale Spiel des Lagergehäuses wird dabei durch Anschlag- bzw. Führungsflächen, die sich im Walzgerüst oder im Walzenständer befinden, begrenzt. Durch Lösen des Verbindungsmittels an einem Führungsbolzen, können die Lagergehäuse an dem Führungsbolzen zur Bedienseite hin aus dem Gerüstrahmen in einer senkrecht zur Walzrichtung bzw. -mitte gerichteten Ebene herausgeschwenkt werden. Somit ist es möglich, bei einem in Betriebsstellung befindlichen Walzgerüst die Walzen, gegebenenfalls mit den Walzenlagerungen und Walzenantrieben, einzeln zu wechseln, ohne dabei das gesamte Gerüst aus dem Walzenständer ausbauen zu müssen.
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Durch die erfindungsgemäßen Führungsbolzen mit Verstelleinrichtung wird gleichzeitig in einfacher, kompakter Weise eine Einstellung des Korrekturwinkels erreicht.
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Das Walzgerüst weist somit einen Gerüstrahmen auf, in dem umfangsverteilt separate Lagergehäuse zur Aufnahme jeweils einer Walze angeordnet sind. Dabei werden die mit Führungen und Lagerungen für die Walzen versehenen Lagergehäuse von der Seite her in den Gerüstrahmen eingesetzt und jeweils um 120° versetzt zueinander in diesem positioniert. Der Gerüstrahmen kann als Schweißkonstruktion in leichter Ausführung mit offenen Seitenwänden ausgeführt werden. Durch die offenen und somit frei zugänglichen Seitenbereiche wird verhindert, dass sich Verunreinigungen wie Zunder, Späne oder Graphit in großen Mengen im Gerüstgehäuse bzw. auf in diesem angeordneten Gleit- und Führungsflächen ansammeln können. Die Bauweise mit einzelnen Lagergehäusen ermöglicht einen Zugang zum Walzgut im Walzwerk bei dem in der Betriebsstellung befindlichen Gerüst durch Demontage einer der vorderen (Bedienerseite) Walzenlagerungen bzw. Aufklappen der kompletten vorderen Walzenlagerung samt Anstellführung, d. h. der Lagergehäuse, um 60° um die bzw. an den Führungsbolzen/-stangen.
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Des weiteren ermöglicht die Verstellvorrichtung, die vorzugsweise als doppelte Exzenterbuchse ausgebildet ist, eine axiale Einstellung bzw. Nachstellung der Walzenposition entlang der eigenen Rotationsachse und damit eines Axialversatzes.
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Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung weisen die Lagergehäuse vorzugsweise zylindrische Führungen für eine radiale Anstellbewegung der Walzen auf. Die zylindrischen Führungen, z. B. Buchsen, erstrecken sich jeweils in Längsrichtung der Walzen und gewährleisten eine exakte, radiale lineare Anstellbewegung der einzelnen Walzen innerhalb des Walzgerüstes.
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Durch die radial gerichtete zylindrische, abgedichtete Linearführung der Lagergehäuse lässt sich im Zusammenspiel mit den Führungsbolzen unabhängig von der Verstelleinrichtung erfindungsgemäß eine genaue, einfache mehrachsige Einstellung eines Walzenwinkels ermöglichen. Dadurch kann das erfindungsgemäße Walzgerüst sowohl für eine Längswalzung als auch für eine Spiralwalzung eingesetzt werden, was der Walzenwinkel bestimmt.
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Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels der Erfindung. Es zeigen:
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1 ein Walzgerüst eines Walzwerkes mit drei sternförmig um eine Walzachse angeordneten und in jeweils separaten Lagergehäusen gelagerten Walzen in Walzrichtung betrachtet, wobei in schematischer, strichpunktierter Darstellung das linksseitige Lagergehäuse samt Walze aus dem Walzgerüst herausgeschwenkt ist; und
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2 das Walzgerüst gemäß 1 in der Draufsicht.
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In der 1 ist ein Walzgerüst 1 dargestellt, das für den Walzprozess in einen hier lediglich sehr schematisch dargestellten Walzenständer 2 eingesetzt wird (vgl. 2). Das Walzgerüst 1 ist als Gerüstrahmen 3 mit offenen Seitenwänden ausgeführt, in dem drei zusammenwirkende, jeweils um 120° zueinander versetzte Walzen 4, 5, 6 positioniert sind. Die Walzen 4, 5, 6 bilden zusammen ein Walzkaliber, das ein im vorliegenden Falle kreisrundes Rohr walzt. Eine Anstellung der Walzen 4, 5, 6 in Bezug auf die Walzachse bzw. des Walzgerüstes 1 relativ zum Walzenständer 2 erfolgt über nicht dargestellte Anstellmittel, die vorzugsweise außerhalb des Walzgerüstes 1 am Walzenständer 2 vorgesehen sind.
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Im Gerüstrahmen 3 sind umfangsverteilt drei die Walzen 4, 5, 6 aufnehmende Lagergehäuse 7, 8, 9 angeordnet. Die Lagergehäuse 7, 8, 9 sind jeweils auf zwei parallel zueinander und zur Rotationsachse der Walzen verlaufenden Führungsbolzen 10, 11 angeordnet, die über geeignete Verbindungsmittel mit dem Gerüstrahmen 3 verbunden werden. Über die bzw. auf den Führungsbolzen 10, 11 werden die Lagergehäuse 7, 8, 9 in dem Gerüstrahmen 3 positioniert, wobei durch das Verschieben der Lagergehäuse bis zu einem Anschlag eine Ausgleichsbewegung 12 des Axialspiels der Lagergehäuse 7, 8, 9 parallel zur Walzmitte hin ermöglicht wird (vgl. hierzu 2). Die Ausgleichsbewegungen 12 der Lagergehäuse 7, 8, 9 innerhalb des Gerüstrahmens 3 werden zu den Seiten hin von Gleitplatten 13 begrenzt, die außerhalb des Gerüstrahmens 3 im Walzenständer 2 angeordnet sind. Alternativ dazu können die Gleitplatten 13 auch direkt im Gerüstrahmen 3 vorgesehen werden. Auf jeden Fall wird der Kontakt der einzelnen Lagergehäuse 7, 8, 9 mit den Gleitplatten 13 gewährleistet.
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Durch Lösen der Verbindungsmittel an den jeweiligen Führungsbolzen 11 kann mindestens ein Lagergehäuse 7, 8 oder 9 samt Walze 4, 5 oder 6 und deren Antriebe 14 zu der Bedienerseite hin aus dem Gerüstrahmen 3 herausgeschwenkt werden; die Schwenkbewegung 15 ist in 1 konkret am Beispiel des Lagergehäuses 9 mit der Walze 6 dargestellt. Dadurch wird einerseits eine einfache Demontage der Walzen 4, 5, 6 bei einem in Betriebsstellung befindlichen Walzgerüst erreicht und andererseits im Walzwerk ein freier Zugang zum Walzgut ermöglicht, denn an bzw. um den Führungsbolzen 10 oder 11 kann zum Ausbau der Walzen ein Lagergehäuse um 60° zur Bedienseite hin ausgeschwenkt werden.
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Die Führungsbolzen 10 sind jeweils mit einer doppelten Exzenterbuchse 16 als Verstelleinrichtung ausgebildet. Über die Exzenterbuchse 16 läßt sich ein Korrekturwalzenwinkel 23 in einer zur Walzmitte 17 senkrechten Ebene 22 einstellen, wenn Abweichungen der Walzen- oder Kaliberposition festgestellt werden.
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Zum anderen erlaubt die Verstelleinrichtung bzw. doppelte Exzenterbuchse 16 eine axiale Ein- bzw. Nachstellung 19 der Walzposition jeder einzelnen Walze 4, 5, 6 entlang ihrer Rotationsachse.
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Die Lagerung der Walzen 4, 5, 6 innerhalb der Lagergehäuse 7, 8, 9 erfolgt über zylindrische Führungen 20, die eine exakte, gleichzeitig abgedichtete, lineare radiale Anstellbewegung 18 jeder Walze 4, 5, 6 in Bezug auf die Walzmitte 17 gewährleisten. Durch die zylindrischen Führungen 20 wird zudem eine genaue Festlegung des zwischen der Walzmitte 17 und deren Projektion auf einer zur Rotationsachse der Walzen 4, 5, 6 und damit einer zur Mittelachse der zylindrischen Führungen 20 bzw. zur Achsrichtung der Anstellbewegung 18 senkrechten Ebene gebildeten, unabhängig vom Korrekturwalzenwinkel 23 einstellbaren Walzenwinkels 21 in Bezug auf die Walzmitte 17 ermöglicht (vgl. 2). Die Nennstellung der Walze entspricht einem Winkel Null. Der Walzenwinkel 21 kann durch geeignete Mittel, wie Passfedern, Einstellmechanismen oder dergleichen, definiert festgelegt bzw. -gesetzt werden.
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Somit eignet sich das Walzgerüst 1 sowohl für eine Längswalzung, was einen Walzenwinkel Null erfordert, als auch bei Walzwinkeln größer Null für eine Spiralwalzung. Denn es wird eine einfache, mehrachsige Einstellmöglichkeit der Walzposition jeder einzelnen Walze 4, 5, 6 erreicht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Walzgerüst
- 2
- Walzenständer
- 3
- Gerüstrahmen
- 4
- Walze
- 5
- Walze
- 6
- Walze
- 7
- Lagergehäuse
- 8
- Lagergehäuse
- 9
- Lagergehäuse
- 10
- Führungsbolzen
- 11
- Führungsbolzen (mit Exzenter-Verstelleinrichtung)
- 12
- Ausgleichsbewegung (Pfeil)
- 13
- Gleitplatten
- 14
- Antriebe (Antriebswellen)
- 15
- Schwenkbewegung (Pfeil)
- 16
- Exzenterbuchse/Verstelleinrichtung
- 17
- Walzmitte
- 18
- radiale Anstellbewegung
- 19
- axiale Ein- bzw. Nachstellung entlang der Walzen-Rotationsachse
- 20
- zylindrische Führung
- 21
- Walzenwinkel
- 22
- Ebene senkrecht zur Walzmitte
- 23
- Korrekturwalzenwinkel (in Ebene 22)