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Die Erfindung betrifft einen Fahrzeugsitz der im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 angegebenen Art. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Verbesserung des Wohlbefindens eines Insassen, der auf einem solchen Fahrzeugsitz sitzt.
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Aus der
DE 10 2009 008 421 A1 ist bereits ein Fahrzeugsitz bekannt, in dessen Sitzlehne eine Massageeinrichtung integriert ist, welche eine Mehrzahl von druckbeaufschlagbaren Elementen aufweist, die zur Beeinflussung der Sitzkontur mittels einer Steuerungseinrichtung ansteuerbar sind, so dass unterschiedliche Abfolgen bzw. Massageprogramme realisierbar sind. Durch die von der Massageeinrichtung durchgeführte Massage verbessert sich das Wohlbefinden eines Insassen, der auf diesem Fahrzeugsitz sitzt.
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Nach langem Sitzen bei Langstreckenfahrten kommt es auch bei ergonomisch optimalem Sitzaufbau zu Veränderungen in der Haltung der Wirbelsäule des Insassen. Die Wirbelsäule verändert sich von der anfangs optimalerweise aufrechten Haltung hin zu einer gerundeten Haltung mit einer verstärkten Beugung der Wirbelsäule nach hinten im Bereich der Brustwirbelsäule (verstärkte Brustkyphose) und einer gleichzeitigen Beckenkippung nach hinten, welche zur Minderung der Hohlheit der Lendenwirbelsäule (Entlordosierung der physiologischen Lendenlordose) führt. Diese Fehlhaltung führt zu einer ungleichmäßigen Belastung der Bandscheiben, bei der es zu einer unerwünschten Verlagerung des Bandscheibenkerns kommen kann.
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Zudem kommt es bei dieser Haltung der Wirbelsäule zu Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich, sowie zu einer Verkleinerung des Brustraums und damit des Atemraums, wodurch die Atmung flacher wird. Folge der veränderten Haltung ist eine Verminderung des Stoffwechsels, der für die Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen wichtig ist. Folge der muskulären Verspannungen sind Schmerzphänomene wie Rückenschmerz, Spannungskopfschmerz und ausstrahlende Schmerzen in Armen und Beinen.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, für einen Insassen eines Fahrzeugsitzes eine Möglichkeit zur Verbesserung des Wohlbefindens auf einem Fahrzeugsitz zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
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Ein solcher Fahrzeugsitz mit einer Sitzlehne, in welche eine Massageeinrichtung integriert ist, die eine Mehrzahl von druckbeaufschlagbaren Elementen zur Beeinflussung der Sitzkontur aufweist, und mit einer Steuerungseinrichtung zur Steuerung der einzelnen druckbeaufschlagbaren Elemente in unterschiedlichen Abfolgen, ist erfindungsgemäß so ausgestaltet, dass durch Steuerung der druckbeaufschlagbaren Elemente eine erhebliche Verschiebung von mindestens einem Teilbereich der Sitzkontur im Wesentlichen in einer Richtung senkrecht zur Lehnfläche der Sitzlehne erreichbar ist, mittels welcher die Wirbelsäule eines Insassen mobilisierbar ist.
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Mit anderen Worten ist ein Fahrzeugsitz mit einer eine Mehrzahl von druckbeaufschlagbaren Elementen zur Beeinflussung der Sitzkontur aufweisenden Massageeinrichtung vorgesehen, bei welchem durch Druckbeaufschlagung von mindestens einem druckbeaufschlagbaren Element eine Verschiebung von mindestens einem Teilbereich der Sitzkontur im Wesentlichen in einer Richtung senkrecht zur Lehnfläche der Sitzlehne erreichbar ist, bei welcher der korrespondierende Teilbereich des Rückens eines Insassen, der an diesem Teilbereich der Sitzkontur anliegt, gegenüber anderen Bereichen des Rückens messbar bewegt wird, wodurch eine effektive Mobilisation seiner Wirbelsäule verursacht wird. Durch die Mobilisation der Wirbelsäule kann eine Änderung einer Fehlhaltung erreicht werden, durch welche die durch die Fehlhaltung ausgelösten Verspannungen gemindert werden können.
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In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung ist es vorgesehen, dass durch Druckbeaufschlagung von mindestens einem im Rückenstützbereich der Sitzlehne angeordneten, druckbeaufschlagbaren Element eine Aufrichtung oder Extension der Wirbelsäule des Insassen erreichbar ist. Dadurch wird eine Verminderung der Beugung der Wirbelsäule nach hinten im Bereich der Brustwirbelsäule (Brustwirbelsäulenkyphose) erzielt, wodurch eine gleichmäßigere Belastung der Bandscheiben erreicht werden kann. Durch die Aufrichtung der Brustwirbelsäule verändert sich zudem die Arbeitsstellung der Schulter- und Nackenmuskeln, wodurch diese Muskulatur entspannen kann, und vergrößert sich zudem der Brustkorbraum, so dass der Insasse tiefer atmen kann.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung hat es sich darüber hinaus als vorteilhaft gezeigt, wenn durch Druckbeaufschlagung von mindestens einem druckbeaufschlagbaren Element, welches auf einer Seite einer in Hochrichtung des Fahrzeugsitzes verlaufenden Mittellinie im Bruststützbereich der Sitzlehne angeordneten ist, eine Rotation der Wirbelsäule des Insassen erreichbar ist. Dadurch werden rotatorisch wirksame Muskeln aktiviert und damit indirekt entspannt. Die Rotation bzw. die Drehung der Wirbelsäule um ihre eigene Achse ist vor allem im Bereich der Brustwirbelsäule möglich.
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Schließlich hat es sich in weiterer Ausgestaltung der Erfindung als vorteilhaft erwiesen, wenn mittels der Steuerung eine eine Mehrzahl von Abfolgeabschnitten umfassende Abfolge von Druckbeaufschlagungen der druckbeaufschlagbaren Elemente realisierbar ist, bei welcher der senkrecht zur Lehnfläche verschobene Teilbereich der Sitzkontur in mindestens einem Abfolgeabschnitt gegenüber dem vorherigen Abfolgeabschnitt vergrößert, verkleinert, und/oder verschoben ist. Eine solche wiederholte Mobilisation der Wirbelsäule führt zur Aktivierung und damit zur reaktiven Entspannung der Muskulatur.
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Durch eine Druckbeaufschlagung der Elemente von unten nach oben wird bspw. erreicht, dass der Fahrzeuginsasse eine aufrechte Haltung einnimmt, wohingegen eine Druckbeaufschlagung von oben nach unten zu einer entspannten Haltung des Fahrzeuginsassen führt.
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Die vorstehend im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Fahrzeugsitz erläuterten Vorteile gelten in ebensolcher Weise für das erfindungsgemäße Verfahren zur Änderung von Fehlhaltungen eines Insassen nach Patentanspruch 5.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnungen. Dabei zeigen:
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1 eine Seitenansicht eines Insassen eines Personenkraftwagens, dessen Wirbelsäule dargestellt ist, wobei der Insasse mit gerundeter Wirbelsäule auf einem Fahrersitz sitzt;
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2 eine Seitenansicht des Insassen von 1, bei welcher sich die Haltung der Wirbelsäule des Insassen geändert hat; und
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3 eine Draufsicht auf eine Sitzlehne des Fahrzeugsitzes von 1 und 2, in welche eine Massageeinrichtung integriert ist.
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1 und 2 zeigen eine Seitenansicht eines Insassen 10 eines Personenkraftwagens 11, dessen Wirbelsäule 12 dargestellt ist und der auf einem fahrerseitigen Fahrzeugsitz 14 sitzt.
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In 1 ist erkennbar, dass die Wirbelsäule 12 des Insassen 10 eine gerundete Haltung aufweist, bei welcher eine verstärkte Beugung der Brustwirbelsäule 13 nach hinten (verstärkte Brustkyphose) und mit gleichzeitiger Beckenkippung nach hinten und somit einer Minderung der Hohlheit der Lendenwirbelsäule (Entlordosierung der physiologischen Lendenlordose) stattfindet.
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Um diese Fehlhaltung zu ändern, ist in die Sitzlehne 16 des Fahrzeugsitzes 14 eine Massageeinrichtung 18 integriert, welche zur Beeinflussung der Sitzkontur zehn druckbeaufschlagbare Elementen 20 bis 29 aufweist, welche in 3 dargestellt sind. Von diesen Elementen 20 bis 29 sind jeweils fünf in Bezug auf eine in Hochrichtung des Fahrzeugsitzes verlaufende Mittellinie 30 links und rechts entlang der Mittellinie 30 der Sitzlehne 16 symmetrisch angeordnet. Hierbei ist ein Abstand der oberen druckbeaufschlagbaren Elemente 23, 24, 28, 29 von der Mittellinie 30 im oberen Bereich der Sitzlehne 16 zunehmend größer als in einem unteren Bereich der Sitzlehne 16. Im unteren Bereich der Sitzlehne 16 sind die jeweils drei druckbeaufschlagbaren Elemente 20, 21, 22, 25, 26, 27 im Wesentlichen gleichmäßig von der Mittellinie 30 beabstandet angeordnet. Zur Steuerung der einzelnen druckbeaufschlagbaren Elemente 20 bis 29 in unterschiedlichen Abfolgen weist der Fahrzeugsitz 14 eine in 2 lediglich schematisch angedeutete Steuerungseinrichtung 32 auf.
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In 2 ist eine Seitenansicht des Insassen 10 von 1 gezeigt, wobei die Wirbelsäule des Insassen 10 besser aufgerichtet ist. Wie es in 2 schematisch dargestellt ist, ist diese Aufrichtung der Wirbelsäule 12 dadurch verursacht, dass die Sitzkontur der Sitzlehne durch Druckbeaufschlagung z. B. der beiden unteren Elemente 20, 21, 25, 26 im Lendenstützbereich in einer Richtung senkrecht zur Lehnfläche erheblich (mehr als 1 cm) verschoben worden ist. Diese erhebliche Verschiebung der Sitzkontur drückt den Lendenbereich des Insassen 10 in Richtung senkrecht zur Lehnfläche nach vorne, wodurch die Hohlheit der Lendenwirbelsäule 15 verstärkt und die Beugung der Brustwirbelsäule 13 gemindert wird, so dass eine Mobilisation der Wirbelsäule 12 erreicht wird.
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In dem nicht dargestellten Fall, dass beispielsweise entweder die Elemente 22, 23 und 24 oder die Elemente 27, 28 und 29, welche jeweils auf der linken oder rechten Seite der in Hochrichtung des Fahrzeugsitzes verlaufenden Mittellinie 30 im Bruststützbereich der Sitzlehne angeordneten sind, druckbeaufschlagt werden, kann eine Rotation der Wirbelsäule 12 des Insassen 10 erreicht werden. Diese Rotation kann durch eine erhebliche Verschiebung der Sitzkontur in diesem Bruststützbereich der Sitzlehne 16 verursacht werden, welche den korrespondierenden Brustbereich des Insassen in einer Richtung senkrecht zur Lehnfläche bewegt, so dass zumindest ein Teil der Wirbelsäule 12 im Wesentlichen um ihre Achse rotierend mobilisiert wird.
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Durch eine wiederholte Mobilisation der Wirbelsäule 12 kann zudem eine Aktivierung und damit eine reaktive Entspannung der Muskulatur erreicht werden. Hierzu kann mittels der Steuerung eine aus einer Mehrzahl von Abfolgeabschnitten bestehenden Abfolge von Druckbeaufschlagungen der druckbeaufschlagbaren Elemente 20 bis 29 realisiert werden, bei welcher der senkrecht zur Lehnfläche verschobene Teilbereich der Sitzkontur beispielsweise in einiger der Abfolgeabschnitte gegenüber den jeweiligen vorherigen Abfolgeabschnitten vergrößert, verkleinert, und/oder verschoben sein kann.
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Eine solche Abfolge könnte beispielsweise wie folgt aufgebaut sein:
- a. Aufrichtung: Elemente 20, 21, 25 und 26 (Lendenstützbereich) gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 4 s halten;
- b. 4 s Pause;
- c. Aufrichtung: Elemente 20, 21, 25 und 26 (Lendenstützbereich) gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 7 s halten;
- d. Elemente 21, 22, 26 und 27 gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- e. Aufrichtung: Elemente 21, 22, 23, 26, 27 und 28 gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- f. Aufrichtung: Elemente 21, 22, 23, 24, 26, 27, 28 und 29 gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- g. Elemente 21, 22, 23, 26, 27 und 28 gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- h. Elemente 21, 22, 26 und 27 gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- i. Aufrichtung: Elemente 20, 21, 25 und 26 (Lendenstützbereich) gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- j. Klopfmassage: Elemente 22 und 27, 10 Mal mit Druck beaufschlagen und dabei Druck 0,5 s halten;
- k. Klopfmassage: Elemente 23 und 28, 10 Mal mit Druck beaufschlagen und dabei Druck 0,5 s halten;
- l. Zwei Mal c bis k wiederholen;
- m. Rotation: Elemente 22, 23 und 24 (Bruststützbereich) gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- n. Rotation: Elemente 27, 28 und 29 (Bruststützbereich) gleichzeitig mit Druck beaufschlagen und Druck 20 s halten;
- o. Klopfmassage: Elemente 22 und 27, 10 Mal mit Druck beaufschlagen und dabei Druck 0,5 s halten;
- p. Klopfmassage: Elemente 23 und 28, 10 Mal mit Druck beaufschlagen und dabei Druck 0,5 s halten;
- q. Zwei Mal m bis p wiederholen;
- r. Ein Mal c bis i wiederholen.
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Durch eine solche Abfolge findet eine rhythmische Be- und Entlastung der Bandscheiben statt, wodurch die Versorgung des Bandscheibengewebes mit Nährstoffen gefördert wird. Die Muskulatur am Rumpf, vor allem um die Wirbelsäule 12, wird dabei aktiviert und besser durchblutet. Zusätzlich kommt es zu wechselnder An- und Entspannung der Muskulatur, wodurch eine Durchblutungs- und Stoffwechselanregung sowie der Abtransport von Stoffwechselendprodukten gefördert wird. Die in Verkürzung verspannte Muskulatur wird wieder angeregt, sich zu lösen und Verspannungen werden abgebaut, wodurch Verspannungs-Rückenschmerzen gemindert werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009008421 A1 [0002]