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Technisches Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur selektiven Entfernung
von Schwefelkohlenstoff und ggf. anderen S-haltigen organischen
Verbindungen aus verunreinigten Gasen und/oder Gasgemischen, wie
beispielsweise Strippluft oder Abluft, sowie Vorrichtungen zur Ausführung
dieses Verfahrens und Verwendungen.
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Stand der Technik
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Schwefelhaltige
Verbindungen können als Verunreinigungen, störende
Geruchsstoffe oder Katalysatorgifte in verschiedenen Gasströmen
vorkommen. Methoden und Verfahren für ihre Entfernung sind
in der wissenschaftlichen und Patentliteratur umfänglich
beschrieben. Dabei unterscheidet man in der Regel zwischen reduzierenden
und oxidierenden Gasen, weil diese Eigenschaft das Spektrum der
anwendbaren chemischen Reaktionen zur Umwandlung der Schwefelverbindungen
entscheidend bestimmt. Beispiele für reduzierende Gase
sind Erdgas, Biogase (CH4 + CO2)
oder Wasserstoff. Das wohl wichtigste oxidierende Gasgemisch ist
Luft.
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Verunreinigte
Gase oder Gasgemische, insbesondere Abluftströme, können
neben schwefelhaltigen Verbindungen eine Mischung aus weiteren organischen
Verbindungen, z. B. chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) oder Benzolkohlenwasserstoffe (BTEX)
enthalten. Derartige komplex belastete Abluftströme treten
z. B. bei der Behandlung von kontaminierten Abwässern oder
Grundwässern durch Strippen mit Luft auf. Diese Strippgase
werden meist durch Adsorption der flüchtigen organischen
Verbindungen (VOC) an Aktivkohle oder durch Oxidation an Katalysatoren
bei erhöhter Temperatur (typischerweise 350 bis 500°C)
gereinigt. Der Schwefel in schwefelhaltigen Verbindungen wird dabei
zu SO2 und teilweise zu SO3 oxidiert.
SO3 kann mit Wasserdampf zu Schwefelsäure
reagieren und schwere Korrosionsschäden an Katalysatoren
und Apparaten verursachen. Aus diesem Grund ist eine selektive Entfernung
von schwefelhaltigen Verbindungen vor der eigentlichen Oxidationsstufe
notwendig.
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Schwefelkohlenstoff,
CS2, nimmt unter den technisch bedeutsamen
Schwefelverbindungen aus chemischer Sicht eine Ausnahmestellung
ein: Er besitzt keine sauren Protonen, wie z. B. Schwefelwasserstoff
und Mercaptane, und ist chemisch relativ wenig reaktiv. Dies schränkt
die Möglichkeiten für eine selektive Eliminierung
durch Standardmethoden erheblich ein.
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In Ullmann
Enzyklopädie der technischen Chemie (Verlag Chemie, Weinheim,
4. Auflage 1975, Bd. 21, S. 87 ff.) sind drei Verfahrensprinzipien
zur CS2-Elimination beschrieben:
- a) CS2 kann effizient
an Aktivkohle (AK) adsorbiert werden. Die maximale Beladung der
AK beträgt bis zu 10 Masse-%. Häufig werden die
sauren S-Verbindungen (H2S und Mercaptane)
vorher durch eine alkalische Wäsche entfernt.
- b) Beim Trockenadsorptionsverfahren werden die S-Verbindungen
durch eine Kombination von Reaktion und Adsorption an iodierter
AK entfernt. Iod oxidiert dabei zunächst die reaktiven
S-Verbindungen, insbes. H2S zu elementarem
Schwefel, der in einer mesoporösen AK abgeschieden wird. Danach
wird CS2 an einer mikroporösen
AK adsorbiert.
- c) Ein alternatives Konzept beruht auf der hydrolytischen Spaltung
von CS2 mit Wasserdampf gemäß der
Reaktionsgleichung CS2 + 2H2O → CO2 + 2H2S. Die Hydrolysereaktion
kann heterogen katalysiert werden. An Al2O3 benötigt man dafür typischerweise
Reaktionstemperaturen im Bereich von 300 bis 600°C.
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In
der Patentliteratur sind spezielle Ausführungsformen dieser
Verfahrensprinzipien beschrieben:
In
EP19920101510 und
US 5,985,227 wird die Entfernung von
S-Verbindungen, insbes. COS und CS
2, aus
Industriegasen durch Hydrolyse beschrieben. Dafür werden
Multimetalloxide mit Cr, Mo oder W als essentielle Bestandteile
verwendet. Das Verfahren ist jedoch auf Industriegase wie CO, CO
2, N
2, Methan oder
Erdgas beschränkt. Eine Anwendung auf sauerstoffhaltige
Luft als Trägergasstrom ist nicht beschrieben. Dieser Umstand
ist wesentlich, weil die aufgeführten Industriegase als
inert angesehen werden oder reduzierende Eigenschaften besitzen.
Erst nach der Hydrolyse wird Luft zugespeist, um das gebildete H
2S in einer zweiten Verfahrensstufe zu elementarem
Schwefel zu oxidieren. Das zweistufige Verfahren besteht aus einem
Hydrolyseturm und einem Oxidationsturm. Die in den Patentschriften
beschriebenen Ausführungsbeispiele belegen allerdings ausschließlich
die Hydrolyse von COS, nicht von CS
2.
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In
US 5,089,246 wird ebenfalls
die Hydrolyse von CS
2 zu H
2S
als erste Stufe in einem mehrstufigen Reinigungsprozess beansprucht.
Die Hydrolyse erfolgt dabei im Temperaturbereich von 200 bis 400°C an
nicht näher spezifizierten Katalysatoren, z. B. aktiviertem
Aluminiumoxid.
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In
JP04367711 (1991/1992)
wird die Entfernung von CS
2 durch Hydrolyse
in Gegenwart von Wasser oder Wasserdampf und einem Katalysator beschrieben.
Der Katalysator besteht aus Aktivkohle, SiO
2,
Al
2O
3 oder Alumosilikaten,
die saure Zentren oder Metalle als Aktivkomponenten enthalten.
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Zu
den Standardverfahren zur Entfernung S-haltiger Verbindungen gehört
deren partielle oder vollständige Oxidation:
In
EP1495795 wird eine heterogen
katalysierte Oxidation von S-haltigen Verbindungen zu elementarem Schwefel
und/oder Sulfat bei Temperaturen ≤ 200°C an Eisenkatalysatoren
beschrieben.
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In
JP08269598 wird eine geschmolzene Cu-Ni-Legierung
in Faserform als Oxidationskatalysator für S-haltige Verbindungen
in feuchten Gasströmen vorgeschlagen. Nach der notwendigen
Vorbehandlung des Katalysators bei 400 bis 1000°C liegt dieser
während der Elimination von S-haltigen Verbindungen in
Form von Oxiden vor.
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In
US 4,937,058 wird ein Katalysator
für die Oxidation von S-haltigen Verbindungen, u. a. CS
2 und COS, in der Gasphase zu SO
2 beschrieben.
Der Katalysator besteht aus einem inerten Trägermaterial,
das mit einer aktiven Phase aus mehreren von etwa 20 Elementen des
Periodensystems in Spinellform, beschichtet ist. Die Reaktionstemperatur
liegt oberhalb 150°C, bevorzugt im Bereich zwischen 200 und
550°C.
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In
US 5,338,463 wird ein Cu-Katalysator
beschrieben, mit dem S-haltige Verbindungen mit gelöstem
Sauerstoff in wässriger Lösung oxidiert werden
können. Seine Wirksamkeit für das relativ schwer
oxidierbare CS
2 wurde nicht geprüft
oder erwähnt.
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In
JP09262273 (1996/1997)
wird ein Kontakt zur Entfernung von S-haltigen Verbindungen aus Gasströmen
beschrieben (Adsorbing remover of sulfur compounds). Er besteht
aus aktiviertem Kohlenstoff als Träger- und Adsorbermaterial,
der mit Metallchloriden oder -oxiden des Cu, Cr, Ni u. a. imprägniert
ist. Dieser Kontakt soll in der Lage sein, Schwefelverbindungen
bei niedrigen Temperaturen zu oxidieren.
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In
US 4,251,495 (1979/1981)
wird die Reinigung von H
2S-haltigen, nicht-oxidierenden
Gasen durch Überleiten über Cu-haltige Kontakte
im Temperaturbereich von 250°C bis 550°C beschrieben.
Dabei wird CuS gebildet, das durch einen Oxidations-Reduktions-Zyklus
bei Temperaturen > 250°C regeneriert
werden kann. In einem Unteranspruch sind COS und CS
2 als
Begleitkomponenten zum H
2S benannt.
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In
WO 2004/056949 A1 (2002/2003)
wird ein Verfahren beschrieben zur Adsorption schwefelhaltiger Verbindungen
aus Kohlenwasserstoff-haltigen Gasen, wie z. B. Erdgas, Stadtgas
oder Biogas, also ebenfalls nicht-oxidierenden Gasen, unter Verwendung
von Multikomponenten-Katalysatoren im Temperaturbereich von –50
bis 150°C. Unter den zahlreichen beanspruchten Katalysatorkomponenten
befindet sich auch Kupfer. Unter den mehr als 50 beschriebenen Ausführungsbeispielen
ist keines, das die Entfernung von CS
2 belegt.
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Aus
der Zusammenstellung der oben aufgeführten bekannten Entschwefelungsverfahren
ist ersichtlich, dass für die selektive Entfernung von
CS2 und ggf. anderen Schwefelverbindungen
aus komplex belasteten oxidierenden Gasen keine adäquate Lösung
existiert. Aktivkohle als Trägermaterial oder hohe Reaktionstemperaturen
würden stets eine gekoppelte Entfernung mehrerer Komponenten
eines Schadstoffgemisches, durch Adsorption oder thermisch initiierte,
unselektive Reaktionen zur Folge haben.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, einen oder mehrere Nachteile
des geschilderten Standes der Technik zu vermindern oder ganz zu
vermeiden.
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Erfindungsgemäße Lösung
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Die
Aufgabe wird gelöst durch Bereitstellung eines Verfahrens
zur Oxidation und selektiven Entfernung von Schwefelkohlenstoff
und/oder anderen flüchtigen organischen Schwefelverbindungen
aus verunreinigten oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gasen oder Gasgemischen,
dadurch gekennzeichnet, dass das verunreinigte Gas oder Gasgemisch
bei einer Temperatur von 170°C bis 220°C mit einer
Oberfläche, die metallisches Kupfer (Cu0)
enthält, in Kontakt gebracht wird.
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Eine
besondere Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens umfasst die Schritte:
- a) Bereitstellen
eines zu reinigenden oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gases oder
Gasgemisches;
- b) Leitung des zu reinigenden Gases oder Gasgemisches über
eine Oberfläche, die metallisches Kupfer enthält,
so dass das zu reinigende Gas oder Gasgemisch bei einer Temperatur
von 170°C bis 220°C in Kontakt gelangt mit metallischem Kupfer;
- c) Ableiten des gereinigten Gases oder Gasgemisches;
- d) Regenerierung des verbrauchten Katalysators.
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Erfindungsgemäß wird
die Aufgabe durch eine einstufige Oxidation der S-haltigen Verbindungen,
insbesondere von Schwefelkohlenstoff, in einem bei moderaten Temperaturen
an einer Oberfläche enthaltend metallisches Kupfer gelöst. Überraschend
wurde gefunden, dass schwefelhaltige Verbindungen, insbesondere
CS2 und Kohlenstoffoxisulfid (COS), an einer
Oberfläche, die teilweise oder vollständig aus
metallischem Kupfer (Cu0) besteht, bei moderaten
Reaktionstemperaturen aus einem Gas- oder Luftstrom selektiv entfernt
werden können, während andere flüchtige
organische Verbindungen, insbesondere chlorierte Kohlenwasserstoffe
wie Chlorbenzol und Trichlorethen, diesen Kontakt ohne chemische
Umsetzung passieren. Die Oxidation der organischen Schwefelverbindungen
ist gekoppelt mit einer vollständigen Bindung des Schwefels
am Reaktionskontakt, so dass ein schwefelfreier Gasstrom die einstufige
Reinigung verlässt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren dient der selektiven
Entfernung von Schwefelkohlenstoff (CS2) und
ggf. anderen flüchtigen organischen Schwefelverbindungen
aus verunreinigten oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gasen und/oder
Gasgemischen, insbesondere aus Abluftströmen. Unter dem
Begriff „andere flüchtige organische Schwefelverbindungen” sind
für die Zwecke der vorliegenden Erfindung folgende Schwefelverbindungen
zu verstehen: Carbonylsulfid, Thiophen, Mercaptane, Sulfide, Disulfide, Thiophenole
mit einem hinreichend hohen Dampfdruck (p > 10 Pa) oder einem hinreichend hohen Henry-Koeffizienten
(KH > 0,005)
bei Umgebungstemperatur. Die anorganische Schwefelverbindung Schwefelwasserstoff
(H2S) wird durch das erfindungsgemäße
Verfahren ebenfalls eliminiert.
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Derartige
komplex belastete oxidierende, sauerstoffhaltige Gase, Gasgemische
oder Abluftströme können z. B. bei der Behandlung
von kontaminierten Abwässern oder Grundwässern
durch Strippen mit Luft auftreten. Grundsätzlich kann bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren jedes Gas oder Gasgemisch
mit einem Sauerstoffanteil von mehr als 2%, bevorzugt von mehr als
5%, besonders bevorzugt von mehr als 10%, ganz besonders bevorzugt von
mehr als 20% zum Einsatz kommen. Bevorzugt kommt Abluft aus einem
Stripping-Prozess zum Einsatz. Insbesondere eignet sich das erfindungsgemäße
Verfahren zur selektiven Entfernung von Schwefelkohlenstoff aus
allen oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gasen oder Gasgemischen,
die Luft enthalten oder zu mehr als 90% aus Luft bestehen. Die zu
behandelnden Gase oder Gasgemische können neben CS2 weitere organische Verbindungen, z. B.
CKW und BTEX-Kohlenwasserstoffe enthalten, die bei der Behandlung
nicht eliminiert werden sollen. Die Entfernung von CS2 gelingt
erfindungsgemäß durch selektive Oxidation bei
moderaten Temperaturen an Kupfer.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass im beanspruchten Temperaturbereich von 170°C
bis 220°C sowohl die gewünschte Selektivität
erreicht wird, als auch eine Reaktionsgeschwindigkeit gewährleistet
ist, die eine technische Betriebsführung erlaubt. Oberhalb
von 220°C werden verstärkt Begleitkomponenten
wie CKW und BTEX-Kohlenwasserstoffe umgesetzt, sowie die Aktivkomponente Kupfer
verbraucht. Die Spaltung chlorierter Verbindungen führt
u. a. zur Freisetzung von Chlorwasserstoff (HCl), der die Aktivkomponente
Cu0 durch Oxidation zu Kupferchlorid verbraucht.
Gleichzeitig muss eine für eine technische Betriebsführung
ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit der Schwefelverbindungen gewährleistet
werden. Dies ist bei Temperaturen von ≥ 170°C
gewährleistet. Erfindungsgemäß findet
der Kontakt zwischen zu reinigendem, sauerstoffhaltigem Gas oder
Gasgemisch und Entschwefelungskontakt bei einer Temperatur im Bereich
von ≥ 170°C bis ≤ 220°C statt.
Ein bevorzugter Temperaturbereich liegt vor bei einer Temperatur von ≥ 170°C
bis ≤ 200°C. Eine Reaktionstemperatur aus diesem
Fenster eignet sich insbesondere für Gase enthaltend labile
Begleitkomponenten wie z. B. Alkylbenzole. Für Gase enthaltend
weniger labile Begleitkomponenten wie z. B. Trichlorethen liegt
ein bevorzugter Temperaturbereich bei ≥ 200°C
bis ≤ 220°C.
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Die
Oberfläche, die metallisches Kupfer enthält, kann
aus massivem Kupfer, z. B. in Form von dünnen Fasern bestehen,
oder aus einer dünnen Kupferschicht auf einem Trägermaterial.
Die Oberfläche, die metallisches Kupfer enthält,
kann in Form eines gasdurchlässigen Festbettes angeordnet
sein. Metallisches Kupfer kann in gediegener Form vorliegen. Insbesondere
kann Kupfergaze aus gediegenem Kupfer verwendet werden.
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Die
metallisches Kupfer enthaltende Oberfläche kann im erfindungsgemäßen
Verfahren ein Trägermaterial umfassen, welches teilweise
oder ganz von einer Schicht aus metallischem Kupfer bedeckt ist.
Dabei kann jedes Trägermaterial verwendet werden, das eine
Verkupferung erlaubt, bei der das aufgetragene Kupfer für
den Einsatz im erfindungsgemäßen Verfahren mindestens
teilweise als metallisches Kupfer vorliegt. Dem Fachmann sind entsprechende
Trägermaterialien bekannt. Insbesondere können
Trägermaterialien verwendet werden, die unedle Metalle
enthalten oder aus diesen bestehen. Bevorzugte unedle Metalle sind
hierbei Al und Fe.
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Verfahren,
die zur Beschichtung des Trägermaterials verwendet werden
können, so dass das Trägermaterial mindestens
teilweise mit einer Schicht aus metallischem Kupfer bedeckt ist,
sind dem Fachmann bekannt. Insbesondere können Imprägnierungs-
und/oder galvanische Abscheidungsverfahren angewendet werden. Ggf.
sind weitere Schritte oder Verfahrensanpassungen notwendig, um zu
gewährleisten, dass die erhaltene Schicht auf dem Trägermaterial
mindestens teilweise aus metallischem Kupfer besteht. Eine spezielle
Ausführungsform zur Erzeugung von metallischem Kupfer auf Trägermaterialien
besteht in der galvanischen Abscheidung von Kupfer auf Eisen oder
eisenhaltigen Materialien aus Kupfersalzlösungen, beispielsweise aus
CuSO4-Lösungen. Diese Abscheidung
verläuft schnell und spontan. Dabei kann der Kupfergehalt des
gebildeten Bimetalls in weiten Grenzen variiert werden. Bevorzugt
ist der Kupfergehalt ausgewählt aus dem Bereich von 0,1
bis 15 Masse-%. Eine weitere besondere Ausführungsform
zur Erzeugung von metallischem Kupfer auf Trägermaterialien
besteht in der Imprägnierung beispielsweise von γ-Al2O3 mit einem Kupfersalz,
z. B. Cu(II)acetat und anschließender Reduktion des auf
den Träger aufgebrachten Kupfers, beispielsweise durch
langsame Erhitzung auf 300°C im Wasserstoffstrom.
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Die
Oberfläche, die metallisches Kupfer enthält, kann
in den verschiedensten Formen und Oberflächenstrukturen
ausgestaltet sein. Die Form und Oberflächenstruktur ist
grundsätzlich nicht begrenzt, vorausgesetzt, die Oberfläche
erlaubt einen Kontakt zwischen metallischem Kupfer und verunreinigtem Gas
oder Gasgemisch. Dem Fachmann sind geeignete Formen und Oberflächenstrukturen
bekannt. Insbesondere können unporöse oder poröse
Feststoffe, Schüttgut, gekörntes Material unterschiedlichster
Korngröße, etc. allein oder in Kombination eingesetzt
werden. Insbesondere kann die Oberfläche enthaltend metallisches
Kupfer eine spezifische Oberfläche von ≥ 0,1 m2/g, bevorzugt von ≥ 1 m2/g, besonders bevorzugt von ≥ 40
m2/g, ganz besonders bevorzugt von ≥ 150
m2/g aufweisen.
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Unter
den angegebenen Bedingungen werden die S-haltigen Verbindungen einschließlich
CS2 vollständig oxidiert. Die gebildeten
S-haltigen Produkte werden direkt am Kupferkontakt gebunden und so
vollständig aus dem zu behandelnden Abluftstrom entfernt.
Die in der Abluft enthaltenen S-freien VOCs, insbes. BTEX und CKW,
werden bei der Behandlung nicht entfernt oder umgesetzt. Der S-freie
Abluftstrom kann problemlos, ohne Zwischenkühlung und Wäsche,
einer katalytischen Oxidation der verbleibenden organischen Verbindungen
bei erhöhten Temperaturen nach bekannten Verfahren zugeführt werden.
Dadurch wird die gefürchtete Schwefelsäure-Korrosion
in der Totaloxidationsstufe zuverlässig verhindert.
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Damit
eine vollständige Entfernung von Schwefelkohlenstoff aus
dem verunreinigten Gas oder Gasgemisch über einen längeren
Zeitraum in optimaler Weise gewährleistet ist, wird der
Fachmann bei der Dimensionierung der Anlage in Betracht ziehen,
dass neben der Temperatur und der spezifischen Oberfläche
auch die Flussgeschwindigkeit des Gases über die, metallisches
Kupfer enthaltende, Oberfläche und die Gesamtbelastung
des Gases oder des Gasgemisches mit S-haltigen Verbindungen, insbesondere
mit Schwefelkohlenstoff, berücksichtigt werden müssen.
Dem Fachmann sind diese Faktoren bekannt, ebenso wie einfache Versuche,
wie der Fachmann diese Parameter vor Ort für den Betrieb
einer Anlage aufeinander einzustellen hat. Dabei korreliert die
Raum-Zeit-Belastung des Reaktors, gewöhnlich in vvh-Einheiten
(Volumen behandeltes Gas pro Volumen Reaktorinhalt und Stunde) angegeben,
mit der verfügbaren Kupferoberfläche. Je größer
diese ist, um so höhere Volumenströme können
abgereinigt werden. Typische Reaktorbelastungen liegen im Bereich
um 1000 bis 2000 vvh (siehe auch Ausführungsbeispiele).
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In
einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann die Oberfläche enthaltend metallisches
Kupfer nach einem ersten Inkontaktbringen mit einem verunreinigten
oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gas oder Gasgemisch regeneriert
und so für weiteres Inkontaktbringen genutzt werden. Der
Kupferkontakt kann nach Ausschöpfung seiner Kapazität
durch verschiedene Prozeduren in situ regeneriert und so mehrfach
wiederverwendet werden. Eine Ausführungsform der Regenerierung besteht
in der Wäsche des Kontaktes mit Wasser, verdünnten
Säuren oder Kupfersalzlösungen und ggf. nachfolgender
Aktivierung der Kupferoberfläche im Wasserstoffstrom bei
erhöhten Temperaturen (z. B. ≥ 300°C).
Eine bevorzugte Ausführungsform der Regenerierung besteht
in der Wäsche des Kontaktes mit einer alkalischen wässrigen
Formaldehydlösung, wobei der Formaldehyd als Reduktionsmittel
für Kupfer wirkt und so eine zusätzliche Aktivierung
des Kontaktes im Wasserstoffstrom bei erhöhten Temperaturen
eingespart werden kann.
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Die
bevorzugte Regenerierung verbrauchter Kupfer-Eisen-Komposite ist
eine Wäsche mit verdünnter Säure und
Kupfersulfatlösung. Als Ergebnis wird nicht das wertvollere
Kupfer, sondern das günstige Eisen als Verbrauchskomponente
ausgeschleust. Kupfer wird in einem geschlossenen Kreislauf Cu0 → CuSO4 → Cu0 gehalten, während insgesamt Eisen
als Reduktionsmittel für Kupfer verbraucht wird, gemäß Fe0 + Cu2+ → Fe2+ gelöst +
Cu0. Nach vollständigem Verbrauch
des im Trägermaterial vorhandenen Eisens muss der Kontakt
ersetzt werden. Das erfindungsgemäße Zusammenwirken
von Kupfer und Eisen für die Behandlung heißer,
feuchter Abluftströme besteht nicht nur darin, dass Kupfer eine
selektive Entschwefelung bewirkt, sondern auch darin, dass es eine
schnelle Eisenkorrosion unter Reaktionsbedingungen verhindert und
so die Reduktionskapazität des Eisens für mehrere
Regenerierungszyklen konserviert wird.
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In
einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird ein Regenerationszyklus immer dann eingeleitet,
wenn der Gehalt an Schwefelkohlenstoff im gereinigten Gas oder Gasgemisch
einen bestimmten vorgegebenen Wert übersteigt, beispielsweise ≥ 1%
bezogen auf die Menge an Schwefelkohlenstoff im Gas oder Gasgemisch
vor der Reinigung.
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Eine
besondere Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens umfasst die Schritte:
- a) Bereitstellen
eines zu reinigenden Gases oder Gasgemisches;
- b) Leitung des zu reinigenden Gases oder Gasgemisches über
eine Oberfläche, die metallisches Kupfer enthält,
so dass das zu reinigende Gas oder Gasgemisch bei einer Temperatur
von 170 bis 220°C in Kontakt gelangt mit metallischem Kupfer;
- c) Ableiten des gereinigten Gases oder Gasgemisches;
- d) kontinuierliche oder diskontinuierliche Messung des Restgehalts
an Schwefelkohlenstoff im gereinigten Gas oder Gasgemisch;
- e) Einleitung eines Regenerationszyklus, sobald der gemessene
Restgehalt an Schwefelkohlenstoff einen vorher festgelegten Schwellenwert übersteigt;
- f) Regenerierung des verbrauchten Katalysators.
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In
dieser Verfahrensvariante kann ein Regenerationszyklus insbesondere
dann eingeleitet werden, sobald der gemessene Restgehalt an Schwefelkohlenstoff
10% der im Gas oder Gasgemisch vor der Reinigung Menge an Schwefelkohlenstoff übersteigt, bevorzugt
5%, besonders bevorzugt 1%.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren zur selektiven Schwefelentfernung
kann auf elegante Weise mit einer katalytischen Totaloxidation der
im Luftstrom verbleibenden VOCs gekoppelt werden. Für diese
Totaloxidation sind nach dem Stand der Technik Reaktionstemperaturen
350°C erforderlich, die bei hinreichend hohen VOC-Konzentrationen
durch deren Verbrennungswärme autotherm aufgebracht werden
können. Der heiße Abluftstrom aus der Totaloxidationsstufe
kann durch Wärmetausch zur Vorwärmung der kontaminierten
Zuluft verwendet werden, so dass kein zusätzlicher Energieeintrag
für die selektive Entschwefelung erforderlich ist.
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Daneben
bezieht sich die Erfindung auf eine Verwendung von metallischem
Kupfer in einem Verfahren zur selektiven Oxidation und Entfernung
von Schwefelkohlenstoff und/oder anderen flüchtigen Schwefelverbindungen
aus verunreinigten oxidierenden, sauerstoffhaltigen Gasen oder Gasgemischen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann zur Behandlung
von Abluft, die bei der Reinigung von verunreinigten Abwässern
und/oder Grundwässern entsteht oder zur Behandlung von
Abluft aus einem Gas und/oder Gasgemisch-vermittelten Stripping-Prozess
verwendet werden.
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Die
nachfolgenden Ausführungsbeispiele dienen der Illustration
der erfindungsgemäßen Lösungen.
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Ausführungsbeispiele:
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Beispiel 1: Entschwefelung von oxidierenden,
sauerstoffhaltigen Strippgasen an Kupfergaze
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Für
die Demonstration der Wirksamkeit des Entschwefelungsverfahrens
wurde eine Versuchsapparatur aufgebaut, die aus folgenden Teilen
besteht: (1) Eine 51-Vorratsflasche, die mit 4,5 l kontaminiertem
Wasser gefüllt ist und kontinuierlich von einem Luftstrom
(10 bis 100 ml/min) durchspült wird. Diese Vorratsflasche
dient als Schadstoffreservoir zur Beladung des Luftstromes mit flüchtigen
Kontaminanten. Die Schadstoffe können bei Bedarf in das
Reservoir nachdosiert werden, um ihre Konzentrationen im Luftstrom über
längere Versuchsperioden annähernd konstant zu
halten. (2) An den Ausgang des Reservoirs ist ein beheizbarer Rohrreaktor
aus Quarzglas (200 × 6 × 1 mm) angeschlossen,
dessen isotherme Zone (L = 100 mm, V = 1,2 cm3)
mit einem Kupferkontakt gefüllt ist. Unmittelbar vor und
nach dem Rohrreaktor befinden sich zwei Probenentnahmeports, an denen
Gasproben für eine gaschromatographische Analyse des Luftstroms
entnommen werden können.
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Das
Wasser im Vorratsgefäß wurde mit folgenden Verbindungen
kontaminiert: Schwefelkohlenstoff (5 ppm), Trichlorethen (10 ppm),
Chlorbenzol (10 ppm) und Toluol (10 ppm). Diese Verbindungen wurden
so ausgewählt, dass sie neben Schwefelkohlenstoff typische
Klassen an VOCs repräsentieren (aliphatische CKW, aromatische
CKW, BTEX-Aromaten).
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Der
Rohrreaktor wurde zunächst in seiner isothermen Zone mit
unterschiedlichen Materialien (je 1 cm3 Al2O3-Pulver, Eisenspäne,
Stahlwolle, Kupferoxid) gefüllt, im Luftstrom auf 180°C
aufgeheizt und mit dem VOC-beladenen Luftstrom (10 ml/min) beaufschlagt.
An keinem dieser Materialien trat ein messbarer Umsatz (> 3%) der eingesetzten
VOCs auf. Dieses Experiment zeigt, dass weder Kupferoxid noch die
im Folgenden verwendeten Trägermaterialien unter den angewandten
milden Reaktionsbedingungen eine katalytische oder sonstige Aktivität
zur Umwandlung oder Bindung von CS2 besitzen.
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Danach
wurde der Reaktor mit einer dichten Füllung aus Kupfergaze
(2 g, Strangdurchmesser ca. 100 μm), also einer Oberfläche,
die metallisches Kupfer enthält, gefüllt und unter
gleichen Bedingungen bei 180°C betrieben. Die Abreicherung
des CS2 zwischen Zustrom und Abstrom betrug
60 bis 30% mit abnehmender Tendenz. Etwa 50% des umgesetzten CS2 wurden als COS im Abstrom gemessen. Alle
anderen VOCs zeigten keinerlei Umsatz.
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Nach
8 h Betriebszeit wurde die Kupfergaze mit wenig Wasser bei 85°C
gewaschen und für 1 h im Wasserstoffstrom bei 300°C
reduziert. Danach wurden die o. g. Standardreaktionsbedingungen
erneut eingestellt. Das CS2 wurde zunächst
vollständig aus dem Luftstrom entfernt. Die analytische
Nachweisgrenze entspricht einem CS2-Umsetzungsgrad
von > 99%. Alle anderen
VOCs zeigten wiederum keinerlei Umsatz. Nach 1 h wurde CS2 erstmals im Abstrom nachgewiesen. Seine
Konzentration stieg stetig an und erreichte nach weiteren 7 h 70%
der Zustromkonzentration. In dem gleichen Maße wurde COS
als Produkt der partiellen CS2-Oxidation
gemessen. Bei vollständigem CS2-Umsatz
wurde keinerlei COS gefunden. Am Ende der Versuchsperiode wurden
bis zu 50% des umgesetzten CS2 als COS gemessen.
Der Abstrom enthielt neben den bereits genannten Verbindungen CO2 als flüchtiges Oxidationsprodukt
des Kohlenstoffs im CS2, jedoch kein SO2. Das Waschwasser enthielt Kupfersulfat.
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Neben
der isothermen Betriebsperiode bei 180°C wurde die Reaktortemperatur
kurzzeitig auf 120°C abgesenkt bzw. auf 210°C
erhöht. Bei 120°C wurde kein signifikanter CS2-Umsatz mehr beobachtet. Bei 210°C
wurde trotz bereits teilweise verbrauchten Kupferkontakts vollständiger
CS2-Umsatz (> 99%) erreicht. Bei dieser erhöhten
Reaktionstemperatur wurden noch keine signifikanten Umsätze
der chlorierten VOCs Chlorbenzol und Trichlorethen gefunden, während
Toluol bereits teilweise (ca. 50%) oxidiert wurde. Als Reaktionsprodukte
des Toluols wurden Benzaldehyd und Benzoesäure identifiziert.
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Die
im Beispiel 1 dargestellten Experimente belegen, dass Kupfer in
reduzierter, metallischer Form unter milden Reaktionsbedingungen
geeignet ist, CS2 selektiv aus einem oxidierenden,
sauerstoffhaltigen Gasgemisch am Beispiel eines feuchten Luftstroms
zu entfernen. Die Reaktionsprodukte lassen sich mit einer selektiven
Oxidation gemäß der Reaktionsgleichung CS2 + 5O2 + 2Cu0 → CO2 + 2CuSO4 zusammenfassen, wobei Cu0 sowohl
als Katalysator für die Oxidation als auch als Schwefelfänger
fungiert. Kupferoxid und Cu-freie Trägermaterialien sind
hingegen unwirksam.
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Beispiel 2: Kupfer auf Aluminiumoxid als
Trägermaterial
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Kommerziell
erhältliches γ-Al2O3 (BET-Oberfläche ca. 150 m2/g) wurde auf eine Korngrößenfraktion
von 0,15–0,18 mm gesiebt, mit einer wässrigen Lösung
von Kupfer(II)acetat entsprechend einem Kupfergehalt von 10 Masse-%
bezogen auf das Trägermaterial imprägniert und
im Rotationsverdampfer getrocknet. Dieses Rohprodukt wurde in den
unter Beispiel 1 beschriebenen Rohrreaktor eingefüllt und im
Wasserstoffstrom langsam bis auf 300°C erhitzt. Dabei wird
das Kupferacetat zersetzt und das Kupfer zu metallischem Cu0 reduziert. Diese Cu/Al2O3-Kontakt (-Oberfläche) wurde zur
CS2-Entfernung unter Standardbedingungen
getestet.
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Bei
170°C wurde mit 1 g Cu/Al2O3-Kontakt eine vollständige CS2-Entfernung aus dem beladenen Luftstrom über
rund 100 h Betriebszeit erreicht. Danach wurde ein langsam, aber
stetig ansteigender CS2-Durchbruch, verbunden
mit dem Auftreten von COS, beobachtet. Die bis zum Durchbruch gebundene
Schwefelmenge betrug rund 5% (Mol pro Mol) des eingesetzten Kupfers.
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In
den ersten Stunden des Versuches wurde der Luftstrom zeitweise von
10 auf bis zu 100 ml/min erhöht. Dies entspricht einer
Kontaktbelastung von bis zu 6000 vvh (Normliter Luft pro Liter Kontakt
pro Stunde). Selbst bei der höchsten Kontaktbelastung wurde
in dieser Versuchsphase kein CS2-Durchbruch beobachtet.
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Danach
wurden der Reaktor abgekühlt, der Cu/Al2O3-Kontakt mit verdünnter Salzsäure
und Wasser gespült und erneut bei 300°C 1 h im
Wasserstoffstrom reduziert. Der so regenerierte Kontakt zeigte annähernd
die gleiche Aktivität und Kapazität zur CS2-Entfernung wie das frische Ausgangsmaterial.
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Eine
Bewertung des Verhaltens der S-freien VOCs an diesem Kontakt wird
dadurch erschwert, dass der Träger γ-Al2O3 gleichzeitig
als Adsorbens wirkt. Erst nach längeren Betriebsperioden
stellen sich stationäre Konzentrationen im Abstrom ein. Während
TCE und Chlorbenzol das Niveau der Konzentration im Zustrom zu 100%
erreichen, deutet eine geringe Abreicherung des Toluols (≤ 20%)
auf dessen partielle Oxidation hin.
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Das
Beispiel zeigt, dass durch Vergrößerung der Cu-Oberfläche
auf einem mikroporösen Träger (hier γ-Al2O3) die Reaktionsgeschwindigkeit
und Schwefelbindungskapazität des Kupfers gesteigert werden
können. Eine Regenerierung des Cu-Kontaktes (einer Cu0-haltigen Oberfläche) durch Waschen und
Reduzieren ist auf einfache Weise in situ, d. h. ohne Ausbau aus
dem Reaktor, möglich.
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Beispiel 3: Kupfer auf Aluminiumoxid als
Trägermaterial bei hohen Reaktionstemperaturen
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Der
in Beispiel 2 dargestellte Versuch wurde mit frischem Cu/Al2O3-Kontakt wiederholt,
wobei die Reaktorstemperatur von Anfang an auf 250°C eingestellt
wurde. Anfangs wurde das CS2 vollständig
aus dem Luftstrom entfernt. Bereits nach ca. 3 Betriebsstunden wurde
ein stetig zunehmender Durchbruch des CS2 am
Reaktorausgang beobachtet. Gleichzeitig zeigten die Begleitkomponenten
Trichlorethen, Chlorbenzol und Toluol von Anfang an signifikante Abreicherungsgrade.
Toluol wurde nahezu quantitativ eliminiert.
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Das
Beispiel zeigt, dass eine zu hohe Reaktortemperatur zu einem schnellen
Verbrauch des Kupfers führt, der Kontakt deaktiviert wird
und die gewünschte Selektivität der Entschwefelung
verloren geht.
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Beispiel 4: Kupfer auf Eisenspänen
als Trägermaterial
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Kommerziell
erhältliche Eisenspäne (Fraktion 1–2
mm, BET-Oberfläche < 0,1
m2/g) wurden mit verdünnter Salzsäure
gewaschen und durch Schütteln mit CuSO4-Lösung
galvanisch verkupfert. Dabei veränderte die überstehende
Lösung ihre Farbe von blau nach braun: Metallisches Kupfer
scheidet sich auf der Eisenoberfläche ab, Eisen geht in
Lösung. Über das Cu-Fe-Verhältnis kann
der gewünschte Kupfergehalt des erhaltenen Materials leicht
eingestellt werden. In diesem Beispiel wurde ein Kupfergehalt von
5 Masse-% erzeugt.
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2
g des verkupferten Eisens wurden in den Rohrreaktor eingebaut und
unter Standardbedingungen getestet. In den ersten 30 min konnte
eine vollständige CS2-Entfernung
erreicht werden. Es wurde kein COS gebildet. Alle anderen VOCs passierten den
Kontakt ohne signifikante Abreicherung. Nach 30 min wurde der erste
CS2-Durchbruch beobachtet, der nach 3 h
rund 50% der Zustromkonzentration erreichte.
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Danach
wurde der Kupfer-Eisen-Kontakt (-Oberfläche) ausgebaut
und durch einfaches Schütteln mit CuSO4-Lösung
(50 ml 0,01 M, entsprechend ca. 1,5 Masse-% Cu bez. auf Fe) regeneriert.
Das Regenerat zeigt die gleichen Eigenschaften bezüglich
CS2-Entfernung wie das Ausgangsprodukt.
Diese Prozedur wurde mit gleichem Ergebnis mehrfach wiederholt.
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Das
Beispiel zeigt, dass galvanisch verkupfertes Eisen mit geringer
spezifischer Oberfläche als Material zur selektiven Entfernung
von CS2 aus feuchten Luftströmen
prinzipiell geeignet ist und leicht regeneriert werden kann.
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Beispiel 5: Kupfer auf Schwammeisen als
Trägermaterial
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Um
die spezifische Oberfläche von Eisen als Trägermaterial
zu vergrößern, wurde ein kommerziell erhältliches,
makroporöses ”Schwammeisen” (Fraktion
0,25–1 mm, innere Porosität 50%, BET-Oberfläche
ca. 1 m2/g) verwendet und in analoger Weise
wie in Beispiel 3 beschrieben galvanisch verkupfert. 2 g dieses
Materials mit einem Cu-Gehalt von 2,5 Masse-% wurden unter Standardversuchsbedingungen getestet.
Dabei wurde die Standzeit bis zum ersten CS2-Durchbruch
von 30 min (Beispiel 1) auf 3 h verlängert. Danach stieg
die CS2-Konzentration im Abstrom über
eine lange Versuchsperiode nur langsam an und erreichte nach 15
h 50% der Zuflusskonzentration.
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Das
Beispiel zeigt, dass durch Vergrößerung der leicht
zugänglichen Oberfläche des Trägermaterials
eine signifikante Verbesserung der Reinigungseffizienz möglich
ist, wobei der Vorteil einer einfachen galvanischen Verkupferung
erhalten bleibt.
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Beispiel 6: Kupfer auf Raney-Eisen als
Trägermaterial
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Eine
kommerziell erhältliche Eisen-Aluminium-Legierung (1:1
g/g, mittlere Teilchengröße ca. 0,15 mm) wurde
durch Leaching in konzentrierter Natronlauge vom Al befreit. Das
verbleibende, poröse Raney-Eisen (BET-Oberfläche
ca. 40 m2/g) wurde mit Wasser neutral gewaschen
und durch einfaches Schütteln mit CuSO4-Lösung
galvanisch verkupfert. Dabei wurde ein Kupfergehalt von ca. 12 Ma-%
im Reaktionsprodukt eingestellt. 0,5 g des so erhaltenen Materials
wurden ohne weitere Vorbehandlung unter Standardbedingungen (180°C,
10 ml/min Luftstrom) zur CS2-Entfernung
getestet.
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In
der ersten Betriebsstunde wurde ein vollständiger CS2-Umsatz erreicht. Danach brach das CS2 mit einer langsam, aber stetig ansteigenden Konzentration
im Abstrom durch und erreichte nach 12 h eine relative Abstromkonzentration
von 50%. Eine Schwefel-Kupfer-Bilanz ergab, dass zu diesem Zeitpunkt
etwa 3% des Kupfers als CuSO4 verbraucht waren.
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Das
Beispiel zeigt, dass mit mikroporösem Eisen als Träger
des Kupfers auf einfache Weise hochwirksame Selektivoxidationskontakte
präpariert werden können.
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Beispiel 7: Entschwefelung eines mit unterschiedlichen
Schwefelverbindungen kontaminierten oxidierenden, sauerstoffhaltigen
Gasgemisches
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Das
im Beispiel 3 beschriebene Versuchsregime wurde dahingehend modifiziert,
dass das als Schadstoffquelle verwendete Wasser neben CS2 mit COS, Thiophen, Dimethyldisulfid und
H2S (je 2 ppm) kontaminiert wurde. Bei 180°C
Reaktortemperatur und 10 ml/min Luftstrom wurden alle drei Schwefelverbindungen
vollständig aus dem Luftstrom entfernt. Nach 30 min wurde
ein gemeinsamer Durchbruch von CS2 und COS
beobachtet. Ihre relativen Abstromkonzentrationen lagen zunächst
bei 1% mit langsam ansteigender Tendenz. Eine Erhöhung
der Reaktortemperatur auf 220°C bewirkte erneut deren vollständige
Eliminierung für weitere 60 min. Innerhalb dieser Versuchsperiode
bei 220°C Reaktortemperatur wurde der Luftstrom vorübergehend
von 10 auf 50 ml/min gesteigert, ohne einen messbaren Durchbruch
der Kontaminanten zu bewirken. H2S oder
SO2 wurden während des gesamten
Experimentes nicht im Abstrom detektiert.
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Das
Beispiel zeigt, dass mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren nicht nur CS2, sondern auch andere
Schwefelverbindungen entfernt werden können. Durch Erhöhung
der Reaktionstemperatur können die Aktivität und
Standzeit des Kontaktes gesteigert werden.
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Beispiel 8: Regenerierung eines verbrauchten
Kupferkontaktes durch Waschen mit wässriger Formaldehydlösung
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Der
in Beispiel 2 beschriebene Cu/Al2O3-Entschwefelungskontakt wurde nach 100 h
Betriebszeit bei 170°C und partiellem CS2-Durchbruch
auf ca. 50°C abgekühlt und mit einer alkalischen
wässrigen Lösung von Formaldehyd (pH = 12,5, 1
Masse-% CH2O) ca. 30 min behandelt sowie
abschließend mit Wasser gewaschen. Danach wurde der Kontakt
erneut auf die Reaktionstemperatur von 170°C erwärmt und
mit dem CS2-haltigen Luftstrom beschickt.
Seine Eliminierungsleistung war dem des frischen Kontaktes vergleichbar.
Das CS2 wurde vollständig aus dem Luftstrom
entfernt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 19920101510 [0006]
- - US 5985227 [0006]
- - US 5089246 [0007]
- - JP 046367711 [0008]
- - EP 1495795 [0009]
- - JP 08269598 [0010]
- - US 4937058 [0011]
- - US 5338463 [0012]
- - JP 09262273 [0013]
- - US 4251495 [0014]
- - WO 2004/056949 A1 [0015]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Ullmann Enzyklopädie
der technischen Chemie (Verlag Chemie, Weinheim, 4. Auflage 1975,
Bd. 21, S. 87 ff.) [0005]