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Die
Erfindung betrifft eine Fensterscheibe nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 sowie ein Kraftfahrzeug.
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Zur
Bergung von Personen aus verunfallten Fahrzeugen, insbesondere aus
verunfallten Lastkraftwagen, bei denen sich unfallbedingt Fahrzeugtüren
nicht mehr öffnen lassen, ist es häufig erforderlich,
dass von Rettungskräften Fensterscheiben aus Glas, insbesondere
Frontscheiben, vom verunfallten Fahrzeug entfernt oder zumindest
teilweise zerstört werden, um einen Zugang zum verunfallten
Fahrzeug, insbesondere für eine medizinische Erstversorgung,
zu ermöglichen. Ein solcher Zugang durch Zerstörung
von Fensterscheiben aus Glas erfolgt in der Regel mittels elektrischer
Sägen, was einen zeitraubenden Vorgang darstellt und mit
der Freisetzung von gesundheitsgefährdendem feinem Glasstaub verbunden
ist. Außerdem ist es bekannt, dass ein Zugang durch Zerstörung
von Fensterscheiben aus Glas mittels manuell zu bedienender Sägen
erfolgt, was zudem mit einem hohen Kraftaufwand für die Rettungskräfte
verbunden ist. Ebenfalls ist es bekannt, Fensterscheiben aus Glas,
die nicht fest verklebt, sondern mittels einer Gummidichtung eingesetzt
sind, vollständig durch Entfernung der Gummidichtung vorzunehmen.
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Aus
Kunststoff bestehende Fensterscheiben mit verminderter Bruchstabilität
sind beispielsweise aus der
DE 199 51 099 A1 bekannt. Dabei ist in der aus
Kunststoff bestehenden Fensterscheibe, welche mechanisch nur schwer
zertrümmert werden kann, ein Kanal angeordnet. Die Bruchstabilität
dieser Fensterscheibe kann bei Bedarf verringert werden, indem eine
Kühlflüssigkeit in den Kanal in der Fensterscheibe
und/oder in die Verklebung der Fensterscheibe eingebracht wird.
Eine Verwendung von Fenstern, deren Bruchstabilität bei
Bedarf verringert werden kann, ist insbesondere für die
Personenrettung bei Verkehrsunfällen von besonderer Bedeutung,
da häufig vor der Bergung einer Personen ein Erstzugang
für den Arzt oder Sanitäter geschaffen wird. Dies
wird oftmals durch die Öffnung der Windschutzscheibe erreicht.
Da häufig Fensterscheiben aus Kunststoff verwendet werden,
die sich nicht auf herkömmliche Weise einfach zertrümmern
lassen, muss die Fensterscheibe mit einer elektrischen Säge oder
mit einer Handsäge zerschnitten werden. Dieser Vorgang
kostet Zeit und kann mit einer zusätzlichen Verletzungsgefahr
für die eingeschlossenen Personen verbunden sein.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, eine Fensterscheibe sowie ein Kraftfahrzeug
zur Verfügung zu stellen, welche im Notfall besonders schnell
und einfach zumindest teilweise entfernt bzw. zugänglich
gemacht werden können.
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Diese
Aufgabe wird erreicht durch eine Fensterscheibe mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 sowie durch ein Fahrzeug gemäß Anspruch
11.
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Die
erfindungsgemäße Fensterscheibe mit bereichsweise
verminderter Bruchstabilität für Kraftfahrzeuge
weist einen in der Fensterscheibe verlaufenden Kanal auf. Dieser
Kanal ist durch eine Druckerhöhung im Kanal derart berstbar,
dass die Fensterscheibe entlang des Kanals definiert zerstörbar
ist. Das heißt, ein Bereich der Fensterscheibe in unmittelbarer
Nachbarschaft des Kanals ist durch das Bersten zerstörbar,
so dass zumindest ein Teil der Fensterscheibe vereinfacht herausnehmbar
ist. Eine Druckerhöhung im Kanal führt zu einer
teilweisen oder vollständigen Durchtrennung der Fensterscheibe
entlang des Kanals.
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Das
erfindungsgemäße Fahrzeug, insbesondere ein Lastkraftwagen,
ein Omnibus oder ein Personenkraftwagen, weist eine erfindungsgemäße Fensterscheibe
auf und kann im Notfall besonders schnell und einfach für
Rettungskräfte zugänglich gemacht werden.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die
Fensterscheibe ist bevorzugt eine Glasscheibe, insbesondere eine
Windschutzscheibe. Dadurch, dass die Fensterscheibe aus Glas besteht,
ist sie besonders einfach und besonders sicher definierbar durch
Druckerhöhung im Kanal derart zerstörbar, dass
zumindest ein von dem Kanal vollständig umschlossener Teil
der Fensterscheibe auf einfache Weise herausnehmbar ist. Besonders
vorteilhaft ist, dass nach dem Bersten des Kanals auch ein Teil
einer zunächst fest mit einer Karosserie verklebten Fensterscheibe
herausnehmbar ist. Bevorzugt erfolgt die Druckerhöhung
im Kanal mittels Druckluft. Es ist alternativ auch möglich,
die Druckerhöhung im Kanal durch pyrotechnische Mittel
zu bewirken.
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In
der Fensterscheibe ist bevorzugt entlang des Kanals eine Sollbruchstelle
angeordnet, die einen besonders sicher definierbaren Verlauf der
durch das Bersten des Kanals bewirkten Bruchstelle ermöglicht.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher
erläutert.
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Dabei
zeigen:
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1 eine
erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Fahrzeugs
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2a eine
erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Fensterscheibe in einer ersten Phase
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2b die
erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe in einer zweiten Phase
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2c die
erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe in einer dritten Phase
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2d die
erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe in einer vierten Phase
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3 eine
zweite Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe, und
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4 eine
dritte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe.
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Einander
entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
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1 zeigt
einen Lastkraftwagen als Fahrzeug 1 mit einer als Windschutzscheibe
fest eingeklebten Fensterscheibe 2. In der Fensterscheibe 2 ist ein
umlaufender Kanal 3 angeordnet. Der Kanal 3 ist durch
Druckerhöhung berstbar, so dass die Fensterscheibe 2 nach
einem hier nicht gezeigten Bersten des Kanals 3 auf einfache
Weise aus dem Fahrzeug 1 herausnehmbar ist, um einen Zugang
für Rettungskräfte zu hier ebenfalls nicht gezeigten
Insassen zu ermöglichen. Die Druckerhöhung im
Kanal 3 zum Bersten des Kanals 3 erfolgt vorzugsweise
mittels Druckluft. Es ist sowohl möglich, dass die Druckluft von
Rettungskräften, also von außerhalb des Fahrzeuges 1,
als auch vom Fahrzeuginneren her in den Kanal 3 eingeleitet
wird. Alternativ ist es möglich, den Kanal 3 durch
andere Gase als Druckluft oder durch pyrotechnische Mittel, insbesondere
solche, die im Kanal 2 angeordnet sind, durch gezielte
Sprengung zum Bersten zu bringen.
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2a zeigt
eine ausschnittsweise Schnittdarstellung einer ersten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Fensterscheibe 2,
nämlich einen oberen Bereich einer als Windschutzscheibe
eingeklebten Fensterscheibe 2 in einer ersten Phase, nämlich
in unzerstörtem Zustand. Knapp unterhalb eines oberen Randes
der Fensterscheibe 2 verläuft ein horizontaler
Kanal 3, in welchem eine reißfeste, transparente,
elastische Folie 4 angeordnet ist. Der Kanal 3 ist
umlaufend angeordnet, so dass der von dem Kanal 3 umrandete
Teil der Fensterscheibe 2 nach dem Bersten des Kanals 3 manuell,
insbesondere ohne weiteres Werkzeug, vollständig entnehmbar
ist. Die Folie 4 ist zusammen gerollt, wobei ein erster
Folienrand 4.1 derart eingerollt ist, dass dadurch der
Kanal 3 gebildet wird. In dem später zu entnehmenden,
unten dargestellten Teil der Fensterscheibe 2 ist ein zweiter
Folienrand 4.2 verankert. Zwischen dem Kanal 3 und
der Außenseite der Fensterscheibe 2 weist diese
eine Schwächung in ihrer Scheibendicke auf, die eine erste
Sollbruchstelle 5.1 bildet. Zwischen dem Kanal 3 und
der Innenseite der Fensterscheibe 2 weist diese eine Schwächung
in ihrer Scheibendicke auf, die eine zweite Sollbruchstelle 5.2 bildet.
Die Fensterscheibe 2 ist mittels einer Verklebung 6 fest mit
einer Karosserie 7 verbunden und daher in ihrer Gesamtheit
wesentlich schwerer entfernbar als eine mittels einer Gummidichtung
an einer Karosserie 7 befestigte Windschutzscheibe.
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2b zeigt
den gleichen Ausschnitt der Schnittdarstellung der ersten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Fensterscheibe 2,
allerdings in einer zweiten Phase, einem beginnenden Bersten, also
in teilzerstörtem Zustand. In den Kanal 3 wird Druckluft
mit einem so hohen Druck eingeleitet, dass der Kanal 3 birst,
indem die erste Sollbruchstelle 5.1 auf der Außenseite
der Fensterscheibe 2 explosionsartig zerstört
wird. Der Druck der in den Kanal 3 eingeleiteten Druckluft
ist dabei so hoch und die Einleitung erfolgt unter einem derartig
gewählten Volumenstrom, dass der gesamte Kanal 3,
der die Fensterscheibe 2 umlaufend angeordnet ist, birst
und insbesondere nicht nur lokal aufbricht. Beim Bersten wird der
ursprünglich eingerollte erste Rand 4.1 der Folie 4 aufgerollt
und nach außen bewegt. Die zweite Sollbruchstelle 5.2 bricht
dabei nur teilweise, indem sich ein Riss bildet, wobei jedoch die
Fensterscheibe 2 noch in ihrer ursprünglichen
Lage fixiert bleibt.
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2c zeigt
den oben beschriebenen Ausschnitt der Schnittdarstellung der ersten
Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe 2 in einer dritten Phase nach dem Bersten
des Kanals 3, also in teilzerstörtem Zustand.
Der erste Rand 4.1 der Folie 4 ist dabei vollständig
nach außen entfaltet und ist manuell greifbar. Der zweite
Rand 4.2 der Folie 4 ist noch in dem zu entnehmenden,
unten dargestellten Teil der Fensterscheibe 2 verankert.
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2d zeigt
den oben beschriebenen Ausschnitt der Schnittdarstellung der ersten
Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Fensterscheibe 2 in einer vierten Phase nach dem Bersten
des Kanals 3. Der erste Rand 4.1 der Folie 4 ist
dabei vollständig nach außen entfaltet und ist
manuell in Pfeilrichtung nach außen gezogen, während
der zweite Rand 4.2 der Folie 4 ist noch in dem
zu entnehmenden, unten dargestellten Teil der Fensterscheibe 2 verankert
ist. Durch das manuelle Ziehen am ersten Rand 4.1 der Folie 4 ist
der herauszunehmende Teil der Fensterscheibe 2 an der zweiten
Sollbruchstelle 5.2 vollständig, also über
den gesamten Verlauf des Kanals 3, von dem mittels der
Verklebung 6 an der Karosserie 7 befestigten Rand
der Fensterscheibe 2 getrennt, so dass der unten dargestellte
Teil der Fensterscheibe 2 durch Ziehen an dem erste Rand 4.1 der
Folie 4 vollständig herausnehmbar ist.
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3 zeigt
eine ausschnittsweise Schnittdarstellung einer zweiten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Fensterscheibe 2,
nämlich einen oberen Bereich einer als Windschutzscheibe
eingeklebten Fensterscheibe 2. Knapp unterhalb des oberen
Randes der Fensterscheibe 2 verläuft der horizontale
Kanal 3, der von der reißfesten, transparenten,
elastischen Folie 4 umschlossen ist. Der Kanal 3 ist
umlaufend angeordnet, so dass der von dem Kanal 3 umrandete
Teil der Fensterscheibe 2 nach dem Bersten des Kanals 3 manuell,
insbesondere ohne weiteres Werkzeug, vollständig entnehmbar
ist. Die Folie 4 ist u-förmig umgeschlagen, wobei
der außen angeordnete erste Folienrand 4.1 und
der innen angeordnete zweite Folienrand 4.2 nach unten
gerichtet sind. Der innen angeordnete Folienrand 4.2 ist
in den später zu entnehmenden, unten dargestellten Teil
der Fensterscheibe 2 verankert. Die Fensterscheibe 2 ist mittels
einer Verklebung 6 fest mit einer Karosserie 7 verbunden
und daher in ihrer Gesamtheit wesentlich schwerer entfernbar als
eine mittels einer Gummidichtung an einer Karosserie 7 befestigte
Windschutzscheibe. In den Kanal 3 ist Druckluft einleitbar. Durch
Einleiten von Druckluft wird der Kanal 3 zum Bersten gebracht,
wobei sich der erste Rand 4.1 der Folie 4 in hier
nicht gezeigter Weise nach außen richtet und manuell greifbar
ist. Durch Ziehen am nach außen gerichteten ersten Rand 4.1 der
Folie ist der der herauszunehmende Teil der Fensterscheibe 2 über
den gesamten Verlauf des Kanals 3 von dem mittels der Verklebung 6 an
der Karosserie 7 befestigten Rand der Fensterscheibe 2 getrennt,
so dass der unten dargestellte Teil der Fensterscheibe 2 durch
Ziehen an dem ersten Rand 4.1 der Folie 4 vollständig
herausnehmbar ist.
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4 zeigt
eine ausschnittsweise Schnittdarstellung einer dritten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Fensterscheibe 2,
nämlich ebenfalls einen oberen Bereich einer als Windschutzscheibe eingeklebten
Fensterscheibe 2. Knapp unterhalb des oberen Randes der
Fensterscheibe 2 verläuft der Kanal 3.
Der Kanal 3 ist umlaufend angeordnet, so dass der von dem
Kanal 3 umrandete Teil der Fensterscheibe 2 nach
dem Bersten des Kanals 3 manuell, insbesondere ohne weiteres
Werkzeug, vollständig entnehmbar ist. In den Kanal 3 ist
Druckluft einleitbar. Durch Einleiten von Druckluft wird der Kanal 3 zum Bersten
gebracht, wobei die Schwächungen in der Fensterscheibe 2 unmittelbar
innen und außen neben dem Kanal 3 zerstört
werden. Dadurch ist der herauszunehmende Teil der Fensterscheibe 2 über
den gesamten Verlauf des Kanals 3, von dem mittels der Verklebung 6 an
der Karosserie 7 befestigten Rand der Fensterscheibe 2 getrennt,
so dass der unten dargestellte Teil der Fensterscheibe 2 vollständig
herausnehmbar ist.
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Es
ist alternativ möglich, die oben beschriebenen Kanäle 3 nicht
mittels Druckluft sondern mittels pyrotechnischer Mittel bersten
zu lassen. Vorzugsweise sind die pyrotechnischen Mittel im Kanal 3 angeordnet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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