-
Die
vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Lithium-Ionenbatterientechnologie,
insbesondere diesbezüglich geeignete Anodenmaterialien
und ihre Herstellung.
-
Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
eines elektrisch leitfähigen, porösen silizium-
und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterials sowie das auf diese Weise
hergestellte Kohlenstoffmaterial selbst und dessen Verwendung, insbesondere
für die Herstellung von Anodenmaterialien, bevorzugt für
Lithium-Ionenbatterien.
-
Des
weiteren betrifft die vorliegende Erfindung Anodenmaterialien, welche
das erfindungsgemäße Kohlenstoffmaterial enthalten
bzw. unter Verwendung des erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterials
hergestellt sind, sowie Batterien, insbesondere Lithium-Ionenbatterien,
welche diese Anodenmaterialien umfassen.
-
Lithium-Ionenbatterien
zeichnen sich durch sehr hohe Energiedichten aus. Sie sind thermisch stabil,
liefern über den Entladezeitraum eine konstante Spannung
und kennen keinen sogenannten Memory-Effekt. Derartige Batterien
sind im Stand der Technik sowohl in Form von herkömmlichen
Batterien für den einmaligen Gebrauch als auch in Form
von wiederaufladbaren Akkumulatoren bekannt.
-
Lithium-Ionenbatterien
erzeugen die elektromotorische Kraft durch die Verschiebung von
Lithium-Ionen. Beim Ladevorgang wandern positiv geladene Lithium-Ionen
durch einen Elektrolyten hindurch von einer Kathode zwischen die
Graphitebenen einer Anode, während der Ladestrom die Elektronen über
den äußeren Stromkreis liefert, wobei die Ionen
mit dem Graphit eine Interkalationsverbindung des Typs LixnC bilden. Beim Entladen wandern die Lithium-Ionen
zurück, und die Elektronen können über den äußeren
Stromkreis zur Kathode fließen.
-
Der
Begriff der Interkalation bezeichnet im Sinne der vorliegenden Erfindung
die Einlagerung einer beweglichen Gastspezies in ein Wirtsgitter
ohne Zerstörung des Bauprinzips der Wirtssubstanz bzw. des
Wirtsgitters. Die Wirtsgitter weisen dabei z. B. Schicht-, Röhren-
oder Käfigstrukturen auf, in denen die Gastsubstanzen in
ein-, zwei- oder dreidimensionaler Anordnung, häufig unter
Volumenexpansion, eingelagert werden können. Die Interkalation
von Ionen ist mit einer Oxidation bzw. Reduktion des Wirtsgitters
verbunden. Bei einer elektrochemischen Interkalation wird ein elektronisch
leitender Wirt als Elektrode in einem Elektrolyten anodisch oder
kathodisch polarisiert, wodurch Anionen bzw. Kationen, gegebenenfalls
solvatisiert, aus dem Elektrolyten in das Wirtsgitter übertreten.
Durch diese Elektronen/Ionen-Transferreaktion entsteht ein Mischleiter
mit meist besserer elektronischer Leitfähigkeit als das Ausgangsmaterial.
Elektrochemische Interkalationsreaktionen sind in der Regel reversibel,
und die Beweglichkeit der Gastionen ist insbesondere in Wirtsgittern
mit Schichtstruktur hoch. Eine so erfolgte Interkalation schließt
drei prinzipielle Schritte ein: Diffusion oder Migration von meist
solvatisierten Ionen zur elektrochemischen Doppelschicht des Wirtsgitters, mögliche
Desolvatation und nachfolgender Übergang der Ionen in freie
Gitterplätze nahe der Oberflächenregion des Wirtes
und schließlich Diffusion der Ionen in das Innere des Gitters.
-
Das
Konzept der Interkalationselektroden für elektrochemische
Stromquellen hat spätestens seit der rasanten Entwicklung
der wiederaufladbaren Lithiumzellen wieder großes Interesse
gefunden. Interkalationselektroden sind seit den 1970er Jahren für Anwendungen
in organischen und wäßrigen Elektrolytlösungen
vielfach untersucht worden. Auch in anderen, schon lange Zeit bekannten
galvanischen Elementen, z. B. dem Zn/MnO2-Element
und dem Bleiakkumulator, verläuft die Reduktion der kathodischen Oxide über
die Einlagerung eines Protons in MnO2 bzw.
PbO2.
-
Der
wirkliche Durchbruch der wiederaufladbaren Lithiumbatterie wurde
erst mit der Markteinführung einer Zelle erreicht, welche
gänzlich auf metallisches Lithium als Anodenmaterial verzichtet,
nämlich die Lithium-Ionenzelle. Anstelle des metallischen
Lithiums werden Lithiumionen-Einlagerungsverbindungen, wie lamellare
Kohlenstoffe, Übergangsmetalloxide oder mit Lithium legierende
Metalle, als negative Aktivmassen eingesetzt, welche reversibel
Li thiumionen aufnehmen und abgeben können. Die positiven Lithium-Ionenladungen
werden durch Elektronenaufnahme oder -abgabe des Wirtsmaterials
neutralisiert. Im Vergleich zu metallischem Lithium liegen die theoretischen
Werte für die spezifische Ladung bei der Verwendung eines
inaktiven Wirtsmaterials meist beträchtlich tiefer.
-
Da
die Lithium-Aktivität in den Einlagerungsverbindungen – häufig
auch Insertions- oder Interkalationsverbindungen genannt – kleiner
als die des metallischen Lithiums, d. h. also kleiner als 1 ist,
wird auch das Elektrodenpotential je nach Ladungszustand zu weniger
negativer Werten verschoben. In Lithiumionen-Einlagerungsverbindungen
liegen allerdings anstatt Lithiumatomen die sehr viel kleineren Lithiumionen
vor.
-
Voraussetzung
für die Interkalation der Lithium-Ionen in eine Wirtsgittermatrix
ist, daß die Wirtsgittermatrix nicht nur sterisch, sondern
auch elektronisch die Aufnahme von Gast-Ionen ermöglichen kann,
d. h. über eine entsprechende Struktur der Energiebänder
verfügt.
-
Das
aktive Material der Anode einer gängigen Lithium-Ionenbatterie
besteht beispielsweise aus Graphit. Die Kathode enthält
z. B. Lithium-Metalloxide in Schichtstruktur, wie Lithiumcobaltoxid,
Lithiumnickeloxid oder den Spinell LiMn2O4. Lithium-Ionenbatterien müssen
komplett wasserfrei sein, da sonst das Wasser mit dem Leitsalz (z.
B. LiPF6) zu Flußsäure
(HF) reagieren kann. Meist wählt man daher eine Mischung
von wasserfreien, aprotischen Lösungsmitteln.
-
Wie
zuvor erwähnt, kennen Lithium-Ionenbatterien keinen sogenannten
Memory-Effekt und zeigen darüber hinaus keine bzw. eine
nur äußerst geringe Selbstentladung. Lithium-Ionenbatterien können
tragbare elektronische Geräte mit hohem Energiebedarf versorgen,
für welche herkömmliche Bleiakkumulatoren zu schwer
oder zu groß wären, wie beispielsweise Mobiltelefone,
Digitalkameras, Camcorder oder Laptops sowie Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Auch im Modellbausektor und in Elektrowerkzeugen haben sie sich
bereits etabliert. Die nutzbare Lebensdauer von Lithium-Ionenakkumulatoren beträgt
beispielsweise mehrere Jahre, was allerdings stark von der Nutzung
und den Lagerungsbedingungen abhängig ist.
-
Aufgrund
der zuvor geschilderten positiven Eigenschaften von Lithium-Ionenbatterien
einschließlich Lithium-Ionenakkumulatoren hat es im Stand
der Technik nicht an Versuchen gefehlt, die diesbezügliche
Technologie weiter zu entwickeln.
-
Aus
dem Stand der Technik ist es bekannt, Silizium, insbesondere in
partikulärer Form, in eine Kohlenstoff- oder Graphitmatrix
einzumischen oder anderweitig einzubringen, so beispielsweise durch Gasphasenabscheidung
oder dergleichen (vgl. hierzu z. B. auch die Druckschriften
WO 2005/096414 A2 ,
DE 10 2005 011 940
A1 ,
DE 103
53 996 A1 ,
DE 103
53 995 A1 und
DE
10 2006 010 862 A1 ). Denn es ist dem Fachmann grundsätzlich
bekannt, daß im Rahmen von Lithium-Ionenbatterien das Silizium durch
während der Lade- und Entladevorgänge auftretende
Volumenkontraktion und -expansion mechanisch degradiert und amorphisiert
und schließlich durch zusehends schlechtere elektrische
Kontaktierung und Zerstörung nicht mehr zur Speicherung
von Lithium zur Verfügung steht. Durch das Einbetten des Siliziums
in eine Kohlenstoff- oder Graphitmatrix wird vor allem der zunehmend
schlechteren elektrischen Kontaktierung entgegengewirkt.
-
N.
Dimovet et al., Journal of Power Sources 136 (2004), Seiten 108
ff., beschreiben ein Verfahren zum mechanischen Mischen
von etwa 1 um großen Siliziumpartikeln mit natürlichem
und synthetischem Graphit.
-
Kim
et al., Journal of Power Sources 136 (2004), Seiten 145 ff.,
beschreiben ein Verfahren zum mechanischen Mischen von Siliziumnanopartikeln mit
Polystyrol.
-
Kwon
et al., Chem. Commun., 2008, Seiten 1109 ff., beschreiben
ein Verfahren zum Beschichten von Si70Sn30-Nanolegierungen mit Kohlenstoff.
-
In
der
WO 2005/096414
A2 ist ein Elektrodenmaterial beschrieben, welches durch
mechanisches Mischen von Partikeln, Ruß und Graphit hergestellt
wird.
-
Eine Übersicht über
den Stand der Technik läßt sich beispielsweise
bei Kasavajjula et al., Journal of Power Sources 163 (2007),
Seiten 1003 ff., finden.
-
Alle
im Stand der Technik bekannten Verfahren diskutieren aber nur elektrische
Eigenschaften oder Kapazitäten der Materialien; die mechanischen Eigenschaften
des Pulvers, insbesondere bezüglich der Verfügbarkeit
des Ausdehnungsvolumens für das Silizium, werden jedoch
nicht oder allenfalls nur beiläufig diskutiert.
-
Mit
den im Stand der Technik als Anodenmaterialien für Lithium-Ionenbatterien
vorgeschlagenen siliziumhaltigen Materialien sind jedoch eine Vielzahl von
Nachteilen verbunden, von denen im folgenden nur einige Nachteile
beispielhaft genannt sein sollen: Eine Vielzahl der im Stand der
Technik vorgeschlagenen siliziumhaltigen Anodenmaterialien neigen
infolge der während der Lade- und Entladevorgänge
auftretenden Volumenkontraktion und -expansion zu einer mechanischen
Degradierung und Amorphisierung, so daß letztendlich infolge
einer mangelnden elektrischen Kontaktierung keine Speicherung von Lithium
mehr stattfinden kann. Aufgrund der oft nur unzureichenden Porosität
des Matrix- bzw. Wirtsgerüstes kommt es infolge der beim
Ladevorgang auftretenden Volumenkontraktion auch oftmals zu einer irreversiblen
Schädigung dieses Matrix- bzw. Wirtsgerüstes.
Oftmals verfügen die im Stand der Technik bekannten Materialien
nicht über ausreichende mechanische Eigenschaften, insbesondere
nicht über entsprechende Festigkeiten.
-
Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein als
Anodenmaterial für Lithium-Ionenbatterien geeignetes Material
und ein entsprechendes Verfahren zu dessen Herstellung bereitzustellen,
wobei die zuvor geschilderten Nachteile des Standes der Technik
zumindest teilweise vermieden oder aber wenigstens abgeschwächt
werden sollen.
-
Zur
Lösung des zuvor geschilderten Problems schlägt
die vorliegende Erfindung ein Verfahren nach Anspruch 1 vor. Gegenstand
der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist somit ein
Verfahren nach Anspruch 1; weitere, vorteilhafte Ausgestaltungen dieses
Erfindungsaspekts sind Gegenstand der diesbezüglichen Unteransprüche.
-
Weiterer
Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung – sind die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen
Materialien bzw. Produkte, wie sie in Anspruch 19 bzw. 20 definiert
sind; weitere, vorteilhafte Ausgestaltungen dieses Erfindungsaspekts
sind Gegenstand der diesbezüglichen Unteransprüche.
-
Wiederum
ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist die Verwendung
der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen
Materialien bzw. Produkte gemäß Anspruch 30.
-
Des
weiteren ist ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
vierten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ein Anodenmaterial
gemäß Anspruch 31; weitere, vorteilhafte Ausgestaltungen
dieses Erfindungsaspekt sind Gegenstand der diesbezüglichen
Unteransprüche.
-
Schließlich
ist ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
fünften Aspekt der vorliegenden Erfindung – eine
Batterie, insbesondere Lithium-Ionenbatterie, gemäß Anspruch 35.
-
Es
versteht sich von selbst, daß nachfolgend solche Ausführungen,
welche zur Vermeidung von Wiederholungen nur zu einem erfindungsgemäßen Aspekt
gemacht werden, auch für die anderen Erfindungsaspekte
entsprechend gelten, ohne daß dies ausdrücklich
vermerkt oder hierauf hingewiesen ist.
-
Gleichermaßen
versteht es sich von selbst, daß bei allen nachfolgend
noch genannten (Zahlen-)Werten- und Bereichsangaben der Fachmann anwendungsbezogen
oder einzelfallbedingt von den genannten (Zahlen-)Werten und Bereichen
abweichen kann, ohne daß der Rahmen der vorliegenden Erfindung
verlassen ist.
-
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist somit ein
Verfahren zur Herstellung eines elektrisch leitfähigen,
porösen silizium- und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterials,
welches sich insbesondere für die Herstellung eines Anodenmaterials,
bevorzugt für Lithium-Ionenbatterien, eignet, wobei in
einem ersten Verfahrensschritt Silizium-Nanopartikel und/oder Zinn-Nanopartikel
und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel in eine Matrix auf Basis mindestens
eines organischen Polymer eingebracht werden, insbesondere hierin
dispergiert werden, und nachfolgend in einem zweiten Verfahrensschritt
die auf diese Weise erhaltene, die Silizium-Nanopartikel und/oder
Zinn-Nanopartikel und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel enthaltende
Polymermatrix zu Kohlenstoff carbonisiert wird. Mit anderen Worten
ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung gemäß diesem
Erfindungsaspekt ein Verfahren zur Einlagerung von Silizium und/oder
Zinn in poröse Kohlenstoffsubstrate mit den vorgenannten
Verfahrensschritten. Vorzugsweise werden die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
homogen bzw. in gleichmäßiger Verteilung in die
organische Polymermatrix eingebracht bzw. eingelagert bzw. dispergiert.
-
Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren und den hiermit
hergestellten Materialien bzw. Produkten sind eine Vielzahl von
Vorteilen verbunden, von denen nachfolgend nur einige Vorteile herausgestellt werden
sollen:
Durch die Einlagerung des Siliziums und/oder Zinns in
eine poröse Matrix auf Basis von Kohlenstoff wird bei Verwendung
als Anodenmaterial insbesondere für Lithium-Ionenbattterien
einer während der Lade- und Entladevorgänge durch
Volumenkontraktion und -expansion auftretenden mechanischen Degradierung
und Amorphisierung des kristallinen Siliziums und/oder Zinns wirksam
entgegengewirkt, so daß die elektrische Leitfähigkeit,
insbesondere die Fähigkeit zur Speicherung von Lithiumionen,
erhalten bleibt.
-
Durch
das Einbetten des Siliziums und/oder Zinns in eine poröse
Kohlenstoffmatrix wird insbesondere auch einer Verschlechterung
der elektrischen Kontaktierung entgegengewirkt. Die Verwendung von
nanoskaligem Silizium und/oder Silizium ermöglicht es zudem,
einer infolge von Volumenveränderungen auftretenden Zerstörung
der Matrix in effizienter Weise entgegenzuwirken, da nanoskaliges Material
diesbezüglich deutlich toleranter ist. Die Einbettung des
nanoskaligen Siliziums und/oder Zinns in eine poröse bis
hochporöse, aber mechanisch dennoch stabile Wirtsmatrix
aus Kohlenstoff gewährleistet einerseits einen guten elektrischen
Kontakt zwischen Silizium bzw. Zinn und Kohlenstoff, ermöglicht es
aber andererseits dem Silizium bzw. Zinn auch, innerhalb dieser
Matrix zu ”atmen” (d. h. freie Volumenexpansion
infolge Interkalation von Lithiumionen beim Ladevorgang), da auf
Grund der hohen Porosität ausreichend Volumen zur Verfügung
steht, ohne daß das Wirtsgerüst geschädigt
wird.
-
Die
erfindungsgemäßen Materialien verfügen
zudem über ausgezeichnete mechanischen Eigenschaften, insbesondere
bezüglich der Verfügbarkeit des Ausdehnungsvolumens
für das Silizium und/oder Zinn, jedoch auch im Hinblick
auf die mechanische Festigkeit für die Verwendung als Anodenmaterial.
-
Durch
die Einlagerung der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
in die Polymermatrix, insbesondere mittels in-situ-Polymerisation
in Gegenwart der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel,
und die nachfolgende Carbonisierung (synonym auch als ”Verkokung”, ”Pyrolyse”, ”Abbrand” oder
dergleichen bezeichnet) wird einerseits ein mechanisch besonders
stabiles System mit ausreichender Expansionsvolumen andererseits bereitgestellt,
welches zudem über eine ausgezeichnete elektrische Leitfähigkeit
infolge des ausgezeichneten elektrischen Kontakts zwischen Silizium
bzw. Zinn und Kohlenstoff verfügt.
-
Die
erfindungsgemäß erhältlichen Produkte eignen
sich aus den vorgenannten Gründen insbesondere zur Verwendung
als silizium- und/oder zinnhaltige Anodenmaterialien, vorzugsweise
für Lithium-Ionenbatterien einschließlich Akkumulatoren,
da sie trotz der während der Lade- und Entladevorgänge auftretenden
Volumenkontraktion und -expansion zu keiner bzw. keiner nennenswerten
mechanischen Degradierung und Amorphisierung des Siliziums bzw.
Zinns neigen und eine ausgezeichnete elektrische Kontaktierung,
einhergehend mit einer exzellenten Fähigkeit zur Speicherung
von Lithiumionen, erhalten bleibt. Aufgrund der hinreichenden Porosität des
Matrix- bzw. Wirtsgerüstes kommt es infolge der beim Ladevorgang
auftretenden Volumenkontraktion auch nicht zu einer irreversiblen
Schädigung dieses Matrix- bzw. Wirtsgerüstes.
Auch verfügen die erfindungsgemäß erhältlichen
silizium und/oder zinnhaltigen Materialien über ausgezeichnete
mechanische Eigenschaften, insbesondere über entsprechende Festigkeiten,
bei gleichzeitig guter Verfügbarkeit des erforderlichen
Ausdehnungsvolumens für das Silizium bzw. Zinn.
-
Erfindungsgemäß gelingt
es somit überraschend, Materialien mit derartigen mechanischen
Eigenschaften herzustellen, daß diese unmittelbar die Form
von anwendungsfertigen Elektroden liefern, so daß bei der
Herstellung von Anoden auf die Zugabe eines insbesondere organischen
Bindemittels (im allgemeinen einige Gewichtsprozent) zur Herstellung mechanisch
fester Elektroden gänzlich verzichtet werden kann.
-
Bei
dem zuvor geschilderten erfindungsgemäßen Verfahren
führt die erfindungsgemäße Verfahrensführung
zu einem elektrisch leitfähigen porösen Kohlenstoffmaterial
mit hierin eingelagerten Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln,
d. h. es resultieren somit poröse Kohlenstoffsubstrate mit
hierin eingelagertem nanopartikulärem Silizium und/oder
Zinn.
-
Was
die eingesetzten Nanopartikel (d. h. Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel) anbelangt,
so handelt es sich insbesondere um Partikel mit einer mittleren
Partikelgröße (D50), insbesondere mit einer mittleren
Kristallitgröße (D50), im Bereich von 1 bis 1.000
nm, insbesondere 2 bis 500 nm, vorzugsweise 2 bis 250 nm, besonders
bevorzugt 5 bis 100 nm, ganz besonders bevorzugt 5 bis 50 nm.
-
Insbesondere
geeignet sind Nanopartikel mit einer mittleren Kristallitgröße
zwischen 1 und 100 nm. Besonders geeignet sind Nanopartikel mit
einer mittleren Kristallitgröße zwischen 5 und
50 nm.
-
Im
Fall von Siliziumnanopartikeln besonders geeignet ist aggregiertes
Silizium (sogenannte ”harte Agglomerate”) wie
auch nichtaggregiertes Silizium (sogenannte ”weiche Agglomerate”)
jeweils mit einer mittleren Kristallitgröße zwischen
1 und 100 nm. Besonders geeignet ist in diesem Fall Silizium mit
einer mittleren Kristallitgröße zwischen 5 und
50 nm.
-
Die
vorgenannten mittleren Partikelgrößen bzw. Kristallitgrößen
lassen sich beispielsweise aus Histogrammen von Transmissionselektronenmikroskopie-Aufnahmen
oder aus Röntgendiffraktogrammen sowie – beispielsweise
im Fall des nichtaggregierten Siliziums – aus der BET-Oberfläche
bestimmen.
-
Typischerweise
können für die erfindungsgemäßen
Zwecke beispielsweise durch Gasphasensynthese, Mikrowellenplasmasynthese
oder dergleichen hergestellte, bevorzugt kristalline Silizium-, Zinn-
und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel eingesetzt werden. Geeignete,
insbesondere kristalline Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
lassen sich beispielsweise im Mikrowellenplasma im Fall von Siliziumnanopartikeln
ausgehend von Silan oder aber im Fall von Zinn-Nanopartikeln ausgehend von
Stannan oder aber schließlich im Fall von erfindungsgemäß einzusetzenden
Si/Sn-Nanopartikeln ausgehend von Silan/Stannan-Mischungen oder
Silan/Zinntetrachlorid-Mischungen erhalten. Dies ist dem Fachmann
als solches bekannt, so daß es an dieser Stelle keiner
weitergehenden diesbezüglichen Einzelheiten bedarf.
-
Wie
zuvor ausgeführt, sind die erfindungsgemäß einzusetzenden
Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel üblicherweise
kristallin ausgebildet. Vorteilhafterweise liegt der Kristallinitätsgrad der
eingesetzten Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
bei mindestens 70%, insbesondere bei mindestens 80%, vorzugsweise
bei mindestens 90%, besonders bevorzugt bei mindestens 95%, und
ganz besonders bevorzugt sind die eingesetzten Silizium-, Zinn-
und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel vollständig kristallin
ausgebildet.
-
Erfindungsgemäß geeignete
Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel weisen üblicherweise
eine BET-Oberfläche von 1 bis 2.000 m2/g,
insbesondere 10 bis 1.500 m2/g, vorzugsweise
25 bis 1.000 m2/g, besonders bevorzugt 50
bis 600 m2/g, auf. Alle im Rahmen der vorliegenden
Erfindung genannten bzw. ermittelten BET-Werte werden gemäß ISO
9277 (1995), welche die DIN 66131 ersetzt,
bestimmt.
-
Die
erfindungsgemäß eingesetzten Siliziumnanopartikel
können insbesondere aus reinem Silizium bestehen, können
gegebenenfalls jedoch versehen sein mit sein mindestens einem Dotierelement, wie
nachfolgend nach beschrieben. Im Fall der erfindungsgemäß eingesetzten
Zinn-Nanopartikel können diese insbesondere aus reinem
Zinn bestehen, können gegebenenfalls jedoch versehen sein
mit mindestens einem Dotierelement, wie nachfolgend nach beschrieben.
Im Fall der erfindungsgemäß eingesetzten Silizium/Zinn-Nanopartikel
können diese insbesondere aus Silizium/Zinn-Gemischen im
beliebigen Mischungsverhältnis, bestehen, insbesondere auf
der Basis von Silizium/Zinn-Kompositen oder Silizium/Zinn-Legierungen,
bestehen, wobei auch die Silizium/Zinn-Nanopartikel gegebenenfalls
versehen sein können mit mindestens einem Dotierelement, wie
nachfolgend nach beschrieben. Nanopartikel auf Basis von Silizium/Zinn-Kompositen
oder Silizium/Zinn-Legierungen werden erfindungsgemäß bevorzugt
eingesetzt. Zinn hat den Vorteil einer guten elektrischen Leitfähigkeit.
-
Darüber
hinaus ist es möglich, daß die eingesetzten, insbesondere
kristallinen Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
dotiert sind bzw. mindestens ein Dotierelement enthalten. Insbesondere
können die erfindungsgemäßen Silizium-,
Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel eine p- und/oder n-Dotierung,
vorzugsweise von bis zu 1021/cm3,
aufweisen, wobei die Dotierelemente ausgewählt sein können
aus der 3. bis 5. Hauptgruppe des Periodensystems der Elemente (entsprechend
der 13. bis 15. Gruppe des Periodensystems der Elemente nach neuer
Nomenklatur) und aus Elementen der Eisengruppe, insbesondere aus
der Gruppe von Bor, Aluminium, Phosphor und/oder Eisen, sowie deren
Mischungen.
-
Insbesondere
kann es vorgesehen sein, daß die Silizium-, Zinn- und/oder
Silizium/Zinn-Nanopartikel dotiert sind bzw. mindestens ein Dotierelement enthalten,
wobei dieses Dotierelement insbesondere ausgewählt sein
kann aus der Gruppe von Phosphor, Arsen, Antimon, Bor, Aluminium,
Gallium und/oder Indium.
-
Die
Menge an eingesetzten Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln
kann in weiten Bereichen variieren.
-
Üblicherweise
werden die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens in
solchen Mengen eingesetzt, daß der molare Gehalt an Silizium und/oder
Zinn (d. h. also der molare Gehalt an Silizium-, Zinn- und/oder
Silizium/Zinn-Nanopartikeln) im elektrisch leitfähigen,
porösen silizium- und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterial
5 bis 90 Mol-%, insbesondere 10 bis 80 Mol-%, vorzugsweise 20 bis
70 Mol-%, beträgt, bezogen auf das elektrisch leitfähige, poröse
silizium- und/oder zinnhaltige Kohlenstoffmaterial.
-
In
erfindungsgemäß vorteilhafter Weise werden die
Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel im Rahmen des
erfindungsgemäßen Verfahrens in solchen Mengen
eingesetzt, daß der volumenbezogene Gehalt an Silizium
und/oder Zinn (d. h. also der volumenbezogene Gehalt an Silizium-,
Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln) im elektrisch leitfähigen,
porösen silizium- und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterial
1 bis 60 Vol.-%, insbesondere 2 bis 50 Vol.-%, vorzugsweise 5 bis
40 Vol.-%, beträgt, bezogen auf das elektrisch leitfähige,
poröse silizium- und/oder zinnhaltige Kohlenstoffmaterial.
-
Typischerweise
werden die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens in
solchen Mengen eingesetzt, daß der massenbezogene Gehalt
an Silizium und/oder Zinn (d. h. also der massenbezogene Gehalt
an Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln) im elektrisch
leitfähigen, porösen silizium- und/oder zinnhaltigen
Kohlenstoffmaterial 1 bis 70 Gew.-%, insbesondere 2 bis 60 Gew.-%,
vorzugsweise 5 bis 50 Gew.-% beträgt, bezogen auf das elektrisch
leitfähige, poröse silizium- und//oder zinnhaltige
Kohlenstoffmaterial.
-
Vorteilhafterweise
werden die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
vor Einbringung in das organische Polymer, insbesondere vor Dispergierung
in dem organischen Polymer, einer Oberflächenmodifizierung
bzw. Oberflächenfunktionalisierung, vorzugsweise einer
Hydrophobierung unterzogen. Insbesondere kann die Oberflächenmodifizierung
bzw. Oberflächenfunktionalisierung durch Alkylsilylgruppenfunktionalisierung,
bevorzugt durch Methysilylgruppenfunktionalisierung (z. B. Trimethylsilylgruppenfunktionalisierung)
erfolgen. Die Funktionalisierung der Nanopartikeloberfläche, insbesondere
zu Zwecken der Hydrophobierung, ist vorteilhaft, um die Silizium-,
Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel in dem Polymer bzw. den
diesbezüglichen Ausgangsmonomeren dispergieren, insbesondere homogen
dispergieren, zu können. Zur Funktionalisierung können
insbesondere reaktive Silane verwendet werden; besonders bevorzugt
sind Chlorsilane und Hexamethyldisilazan, besonders bevorzugt Chlorsilane
der allgemeinen Formel SiClxR4-x mit
x = 1 bis 3, wobei der Rest R ein organischer Rest, bevorzugt ein
Alkylrest, ist, bevorzugt mit der allgemeinen Formel CnH(2n+1), besonders bevorzugt mit n = 1 bis
6.
-
Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform wird das organische
Polymer in situ in Gegenwart der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
erzeugt. Zu diesem Zweck werden die vorzugsweise zuvor oberflächenmodifizierten
bzw. oberflächenfunktionalisierten, insbesondere hydrophobierten
Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel in den entsprechenden
organischen Monomeren bzw. deren Lösungen oder Dispersionen
dispergiert, und nachfolgend werden dann die organischen Monomere
in Gegenwart der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
zu den betreffenden organischen Polymeren polymerisiert. Es resultiert
eine organische Polymermatrix, in welcher die Silizium-, Zinn- und/oder
Silizium/Zinn-Nanopartikel eingelagert bzw. eingebettet sind, vorzugsweise
in homogener bzw. gleichmäßiger Verteilung, wobei
diese Polymermatrix dann nachfolgend carbonisiert bzw. pyrolisiert
wird, wie im folgenden noch im Detail beschrieben.
-
Bei
der zuvor geschilderten besonderen Ausführungsform, der
zufolge organische Monomere eingesetzt werden, welche nachfolgend
in situ in Gegenwart der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
polymerisiert werden, kommen insbesondere solche Monomere zum Einsatz,
welche keinen chemisch gebundenen Sauerstoff enthalten; erfindungsgemäß bevorzugte
organische Monomere sind insbesondere ausgewählt aus der
Gruppe von Vinylchlorid, Styrol, Tetrafluorethylen, Ethylen und/oder
Polypropylen, bevorzugt Styrol, besonders bevorzugt Styrol zusammen
mit Divinylbenzol (im letztgenannten Fall entsteht nach der Polymerisation divinylbenzolvernetztes
Polystyrol, wie nachfolgend noch beschrieben).
-
Im
Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
als organische Polymere, welche die Matrix für die hierin
einzulagernden Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
bilden, vorteilhafterweise solche organischen Polymere eingesetzt,
welche keinen chemisch gebundenen Sauerstoff enthalten; chemisch
gebundener Sauerstoff kann bei der nachfolgenden Carbonisierung
einen Teil der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
zu Siliziumdioxid bzw. Zinnoxid oxidieren, welches dann für
die Verwendung als Anodenmaterial, insbesondere für Lithium-Ionenbatterien,
unbrauchbar wäre. In erfindungsgemäß bevorzugter Weise
werden die organischen Polymere, welche die Matrix für
die hierin einzulagernden Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
bilden, ausgewählt aus der Gruppe von Polyvinylchlorid,
Polyacrylnitril, Polystyrol, Polytetrafluorethylen, Polyethylen und/oder
Polypropylen, bevorzugt Polystyrol. Besonders bevorzugt ist divinylbenzolvernetztes
Polystyrol, insbesondere mit einem Divinylbenzolgehalt von 0,1 bis
20 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf organisches
Polymer.
-
Erfindungsgemäß bevorzugt
ist es, wenn die organischen Monomere und/oder die organischen Polymere
in sulfonierter Form vorliegen bzw. Sulfonsäuregruppen
aufweisen. Üblicherweise erfolgt die Einführung
der Sulfonsäuregruppen erst nach Herstellung des Polymers
bzw. vor dem Verfahrensschritt der Carbonisierung, und zwar durch
Sulfonierung in an sich bekannter Weise. Sulfonsäuregruppen
bilden bei der nachfolgenden Carbonisierung freie Radikale, welche
zu den für die gute Ausbeute an Kohlenstoff verantwortlichen
Vernetzungen im Rahmen des Pyrolysevorgangs führen. Anstelle
von Sulfonsäuregruppen können grundsätzlich
auch andere chemisch geeignete Gruppen verwendet werden, beispielsweise
Isocyanatgruppen.
-
Was
die Einlagerung bzw. Dispergierung der Silizium-, Zinn- und/oder
Silizium/Zinn-Nanopartikel in die organischen Monomere bzw. Polymere
anbelangt, so kann diese durch dem Fachmann an sich übliche
Maßnahmen erfolgen, beispielsweise durch Rühren,
Kneten, Vermahlen mittels Kugelmühlen, Ultraschallbehandlung,
Extrudieren etc.
-
Gemäß einer
besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können
die die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel enthaltenden
Polymere vor dem Verfahrensschritt der Carbonisierung einer Formgebung
unterzogen werden. Beispielsweise können die die Silizium-,
Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel enthaltenden Polymere
beispielsweise zu Formkörpern, wie Kugeln, Scheiben, Blöcken,
komplexeren Strukturen oder dergleichen, weiterverarbeitet werden,
welche nachfolgend carbonisiert bzw. pyrolisiert werden, so daß Kohlenstoffspezies
mit großer spezifischer Oberfläche (BET) mit hierin
eingebetteten Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln
entstehen, wie nachfolgend noch geschildert.
-
Was
den Verfahrensschritt der Carbonisierung anbelangt, welcher synonym
auch als ”Schwelung”, ”Pyrolyse”, ”Abbrand” oder
dergleichen bezeichnet wird, so erfolgt im Rahmen dieses Verfahrensschrittes
die Umwandlung des polymeren Ausgangsmaterials zu Kohlenstoff, d.
h. mit anderen Worten wird das polymere kohlenstoffhaltige Ausgangsmaterial
verkohlt. Bei der Schwelung bzw. Carbonisierung der zuvor genannten
Polymere, welche funktionelle chemische Gruppen, die bei ihrer thermischen
Zersetzung zu freien Radikalen und somit zu Vernetzungen, insbesondere
Sulfonsäuregruppen, enthalten, werden – unter
Abspaltung flüchtiger Bestandteile, wie insbesondere SO2 – die funktionellen chemischen
Gruppen, insbesondere Sulfonsäuregruppen, zerstört,
und es bilden sich freie Radikale, die eine starke Vernetzung bewirken,
ohne die es keinen nennenswerten Pyrolyserückstand (= Kohlenstoff)
geben würde.
-
Im
allgemeinen wird die Carbonisierung unter zumindest im wesentlichen
inerten Bedingungen, insbesondere unter Ausschluß von Sauerstoff,
bevorzugt unter Inertgasatmosphäre, durchgeführt.
Auf diese Weise wird zum einen ein zu starker Abbrand verhindert,
und zum anderen wird eine unerwünschte Oxidation des Siliziums
zu Siliziumdioxid bzw. des Zinns zu Zinnoxid verhindert.
-
Üblicherweise
wird die Carbonisierung bei Temperaturen im Bereich von 300 bis
2.000°C, insbesondere 600 bis 1.200°C, vorzugsweise
700 bis 1.000°C durchgeführt, wobei insbesondere
Zeitdauern von 0,1 bis 20 Stunden, vorzugsweise 0,5 bis 10 Stunden,
besonders bevorzugt 1 bis 5 Stunden, üblich sind.
-
An
die Carbonisierung sollte sich erfindungsgemäß kein
weitergehender Aktivierungsschritt anschließen, wie ansonsten
bei der Herstellung von Aktivkohle üblich, da dies zu der
zuvor geschilderten unerwünschten Oxidation des Siliziums
bzw. Zinns führen würde.
-
Um
die elektrische Leitfähigkeit des erfindungsgemäßen
silizium- und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterials noch weiter
zu verbessern, kann es vorgesehen sein, im Verlauf des Verfahrens
Graphit und/oder mindestens einen Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere Leit-Ruß, zuzusetzen. Dabei können
der Graphit und/oder Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere
der Leit-Ruß, den zu polymerisierenden Monomeren und/oder
den Polymeren zugesetzt werden. Alternativ können der Graphit
und/oder der Leitfähigkeitsverbesserer auch dem fertigen
Kohlenstoffmaterial nach der Carbonisierung zugesetzt werden. Bezüglich
einer weitergehenden Charakterisierung der in diesem Zusammenhang
einzusetzenden Graphite und/oder Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere Leit-Ruße, und die diesbezüglichen
Mengen kann auf die nachfolgenden Ausführungen zu den erfindungsgemäßen
silizium- und/oder zinnhaltigen Kohlenstoffmaterialien verwiesen
werden, welche in bezug auf das erfindungsgemäße
Verfahren entsprechend gelten.
-
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung – sind die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen,
elektrisch leitfähigen, porösen silizium- und/oder
zinnhaltigen Kohlenstoffmaterialien.
-
Mit
anderen Worten ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung nach diesem
Erfindungsaspekt ein elektrisch leitfähiges, poröses
silizium- und/oder zinnhaltiges Kohlenstoffmaterial, welches sich
insbesondere für die Herstellung eines Anodenmaterials, bevorzugt
für Lithium-Ionenbatterien, eignet, wobei das silizium-
und/oder zinnhaltige Kohlenstoffmaterial in eine poröse
Kohlenstoffmatrix eingelagerte Siliziumnanopartikel und/oder Zinn-Nanopartikel und/oder
Silizium/Zinn-Nanopartikel enthält. Für weitergehende
Einzelheiten zu diesem Erfindungsaspekt kann Bezug genommen werden
auf die vorstehenden Ausführungen zu dem erfindungsgemäßen Verfahren
welche in bezug auf das erfindungsgemäße Kohlenstoffmaterial
entsprechend gelten.
-
Wie
zuvor ausgeführt, zeichnet sich das erfindungsgemäße
Kohlenstoffmaterial durch eine hohe Porosität aus, was
eine problemlose und reversible Interkalation von Lithium-Ionen
ermöglicht, da die Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
infolge der Porosität gut zugänglich sind, und
zudem eine problemlose Volumenexpansion (”Atmen des Siliziums
bzw. Zinns”) zuläßt.
-
Insbesondere
zeichnen sich die erfindungssgemäßen Kohlenstoffmaterialien
durch eine Porosität, bestimmt als Gesamtporenvolumen nach Gurvich,
im Bereich von 0,01 bis 4 m3/g, insbesondere
0,1 bis 3,5 m3/g, vorzugsweise 0,2 bis 3
m3/g, besonders bevorzugt 0,3 bis 2,0 m3/g, aus.
-
Insbesondere
ist es von Vorteil, wenn das erfindungsgemäße
silizium- und/oder zinnhaltige Kohlenstoffmaterial eine solche Porosität
aufweist, daß mindestens 10 Vol.-%, insbesondere mindestens
15 Vol.-%, vorzugsweise mindestens 20 Vol.-%, des Gesamtvolumens
des Kohlenstoffmaterials durch Poren gebildet sind bzw. porös
ausgebildet sind. Bevorzugterweise sind 10 bis 80 Vol.-%, insbesondere
15 bis 75 Vol.-%, vorzugsweise 20 bis 60 Vol.-%, des Gesamtvolumens
des Kohlenstoffmaterials durch Poren gebildet.
-
Weiterhin
zeichnen sich die erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterialen
durch eine hohe innere Oberfläche (BET) aus. Insbesondere
weisen die erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterialien
eine BET-Oberfläche von 50 bis 2.000 m2/g,
insbesondere 100 bis 1.750 m2/g, vorzugsweise
200 bis 1.500 m2/g, auf.
-
Wie
zuvor dargelegt, kann der Gehalt an Silizium und/oder Zinns bzw.
der Gehalt an Nanopartikeln (d. h. Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln)
in den erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterialien
in weiten Bereichen variieren.
-
So
kann der molare Gehalt an Silizium und/oder Zinn (d. h. also der
molare Gehalt an Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln)
in dem erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterial im
Bereich von 5 bis 90 Mol-%, insbesondere 10 bis 80 Mol-%, vorzugsweise
20 bis 70 Mol-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial, variieren.
-
Weiterhin
kann der volumenbezogene Gehalt an Silizium und/oder Zinn (d. h.
also der volumenbezogene Gehalt an Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln)
in dem erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterial im
Bereich von 1 bis 60 Vol.-%, insbesondere 2 bis 50 Vol.-%, vorzugsweise 5
bis 40 Vol.-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial, variieren.
-
Schließlich
kann der massenbezogene Gehalt an Silizium und/oder Zinn (d. h.
also der massenbezogene Gehalt an Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln)
in dem erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterial im
Bereich von 1 bis 70 Gew.-%, insbesondere 2 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise
5 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial, variieren.
-
Wie
zuvor dargelegt, kann das erfindungsgemäße Kohlenstoffmaterial
außerdem Graphit enthalten. Bevorzugterweise enthält
das Kohlenstoffmaterial bei dieser optionalen Ausführungsform
Graphit in molaren Mengen von 1 bis 50 Mol-%, bevorzugt 5 bis 40
Mol-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial. Bei dieser Ausführungsform
kann der Graphit in massenbezogenen Mengen von 0,001 bis 50 Gew.-%,
insbesondere 0,01 bis 45 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 40 Gew.-%,
besonders bevorzugt 1 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial,
vorhanden sein. Üblicherweise werden zu diesem Zweck Graphitpartikel
mit mittleren Teilchengrößen (D50) im Bereich von
0,1 bis 200 μm, insbesondere 1 bis 100 μm, eingesetzt.
Die BET-Oberfläche des eingesetzten Graphits kann im Bereich
von 1 bis 75 m2/g, insbesondere 2 bis 50
m2/g, vorzugsweise 5 bis 30 m2/g,
besonders bevorzugt 10 bis 20 m2/g, variieren.
Zur Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit einzusetzende Graphite
sind dem Fachmann als solche bekannt; diese Produkte sind im Handel
erhältlich.
-
Weiterhin
kann es vorgesehen sein, daß das erfindungsgemäße
Kohlenstoffmaterial gegebenenfalls mindestens einen Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere einen Leit-Ruß, enthält. Bei dieser
Ausführungsform kann der Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere
der Leit-Ruß in molaren Mengen von 1 bis 20 Mol-%, bevorzugt
3 bis 10 Mol-%, bezogen auf das Kohlenstoffmaterial, vorhanden sein. Üblicherweise
ist der Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere der Leit-Ruß,
in massenbezogenen Mengen von 0,001 bis 20 Gew.-%, insbesondere
0,01 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
Kohlenstoffmaterial, vorhanden. Zu diesem Zweck einsetzbare Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere Leit-Ruße, sind dem Fachmann als solche bekannt
und zudem handelsüblich. Vorteilhafterweise kommen Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere Leit-Ruße, mit mittleren Teilchengrößen
(D50) im Bereich von 1 bis 100 nm, insbesondere 20 bis 60 nm, vorzugsweise
30 bis 50 nm, zum Einsatz. Erfindungsgemäß geeignete
Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere Leit-Ruße,
weisen BET-Oberflächen im Bereich von 10 bis 200 m2/g, insbesondere 50 bis 80 m2/g,
vorzugsweise 55 bis 70 m2/g, auf.
-
Das
erfindungsgemäße Kohlenstoffmaterial zeichnet
sich durch eine gute elektrische Leitfähigkeit aus. Üblicherweise
liegt die elektrische Leitfähigkeit des erfindungsgemäßen
Kohlenstoffmaterials im Bereich von 100 bis
106 S/m, insbesondere 5·100 bis 105 S/m. Insbesondere
beträgt die Leitfähigkeit des erfindungsgemäßen
Kohlenstoffmaterials mindestens 100 S/m,
insbesondere mindestens 103 S/m, vorzugsweise
mindestens 104 S/m.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung – gemäß einem
dritten Erfindungsaspekt – die Verwendung des erfindungsgemäßen
Kohenstoffmaterials als Anodenmaterial, insbesondere für
Lithium-Ionenbatterien, bzw. zur Herstellung eines Anodenmaterials,
insbesondere für Lithium-Ionenbatterien.
-
Wiederum
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
vierten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist ein Anodenmaterial,
welches das zuvor beschriebene Kohlenstoffmaterial nach der vorliegenden
Erfindung enthält.
-
Gemäß einer
besonderen Ausführungsform kann es vorgesehen sein, daß das
Anodenmaterial nach der vorliegenden Erfindung ausschließlich
aus dem erfindungsgemäßen Kohlenstoffmaterial
besteht. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das erfindungsgemäße
Kohlenstoffmaterial zu als Anoden geeigneten Formkörpern
verarbeitet ist und zudem eine ausreichende mechanische Stabilität
aufweist.
-
Alternativ
kann es jedoch auch vorgesehen sein, das erfindungsgemäße
Kohlenstoffmaterial zusammen mit weiteren Bestandteilen, insbesondere Graphit
und/oder Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere Leit-Ruß,
und/oder Bindemittel, zu einem Anodenmaterial nach der vorliegenden
Erfindung zu verarbeiten, welches insbesondere als Anodenmaterial
für Lithium-Ionenbatterien geeignet ist.
-
Ein
in diesem Zusammenhang geeignetes Anodenmaterial nach der vorliegenden
Erfindung kann insbesondere
- – ein
erfindungsgemäßes Kohlenstoffmaterial, wie zuvor
beschrieben, insbesondere in Mengen von 5 bis 100 Gew.-%, insbesondere
10 bis 95 Gew.-%,
- – gegebenenfalls Graphit, insbesondere in Mengen von
0,001 bis 50 Gew.-%, insbesondere 0,01 bis 45 Gew.-%, vorzugsweise
0,1 bis 40 Gew.-%, besonders bevorzugt 1 bis 40 Gew.-%,
- – gegebenenfalls mindestens einen Leitfähigkeitsverbesserer,
insbesondere Leit-Ruß, insbesondere in Mengen von 0,001
bis 20 Gew.-%, insbesondere 0,01 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis
10 Gew.-
- – gegebenenfalls mindestens ein vorzugsweise organisches
Bindemittel, insbesondere in Mengen von 0,01 bis 30 Gew.-%, insbesondere
0,1 bis 25 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 15 Gew.-%, besonders bevorzugt
1 bis 10 Gew.-%,
enthalten, wobei alle vorgenannten Gewichtsprozentangaben
auf das Anodenmaterial bezogen sind und in Summe 100 Gew.-% ergeben.
-
Bei
dieser vorgenannten Ausführungsform können solche
Graphite und Leitfähigkeitsverbesserer, insbesondere Leit-Ruße,
eingesetzt werden, wie sie zuvor beschrieben worden sind; zur Vermeidung unnötiger
Wiederholungen kann diesbezüglich auf die vorstehenden
Ausführungen verwiesen werden, welche in bezug auf diesen
Erfindungsaspekt entsprechend gelten.
-
Erfindungsgemäß geeignete
Bindemittel, insbesondere organische Bindemittel, sind dem Fachmann
als solche bekannt. Als Bindemittel können alle Bindemittel
verwendet werden, welche in der Lage sind, die vorgenannten Komponenten
miteinander dauerhaft zusammenzuführen bzw. zusammenzuhalten
und zu verbinden. Vorzugsweise werden als Bindemittel polymere Bindemittel,
bevorzugt Polyvinylidenfluorid, Polytetrafluorethylen oder Polyolefine, besonders
bevorzugt thermoplastische Elastomere, insbesondere Ethylen/Propylen/Dien-Terpolymere, eingesetzt.
Auch kommen Gelatine oder modifizierte Cellulose als Bindemittel
in Betracht.
-
Das
erfindungsgemäße Anodenmaterial ist durch eine
gute elektrische Leitfähigkeit gekennzeichnet, welche insbesondere
im Bereich von 101 bis 105 S/m,
insbesondere 5·101 bis 104 S/m, liegt. Insbesondere ist das erfindungsgemäße
Anodenmaterial durch eine Leitfähigkeit von mindestens
101 S/m, insbesondere mindestens 102 S/m, vorzugsweise mindestens 103 S/m, gekennzeichnet.
-
Schließlich
ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
fünften Aspekt der vorliegenden Erfindung – eine
Batterie, insbesondere Lithium-Ionenbatterie, vorzugsweise in Form
eines Akkumulators, welche ein wie zuvor definiertes Anodenmaterial
nach der vorliegenden Erfindung bzw. ein wie zuvor definiertes Kohlenstoffmaterial
nach der vorliegenden Erfindung umfaßt.
-
Für
weitergehende Einzelheiten zu den übrigen Erfindungsaspekten
der vorliegenden Erfindung kann zur Vermeidung unnötiger
Wiederholungen auf die vorstehenden Ausführungen zu dem
ersten Erfindungsaspekt und vice versa verwiesen werden, welche
in bezug auf die übrigen Erfindungsaspekte entsprechend
gelten.
-
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung werden somit insbesondere als
Anodenmaterial für Lithium-Ionenbatterien geeignete, poröse
silizium- und/oder zinnhaltige Produkte bzw. Materialien bereitgestellt.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein poröses bis hochporöses
Material für die Verwendung als Anodenmaterial in Lithium-Ionenbatterien.
-
Typischerweise
können zu dem vorgenannten Zweck beispielsweise durch Gasphasensynthese oder
dergleichen hergestellte kristalline Siliziumnanopartikel, Silizium/Zinn-Nanokompositpartikel,
Nanopartikel auf Basis von Silizium/Zinn-Legierungen oder aber Zinn-Nanopartikel
in einem Monomer mit nachfolgender Polymerisation oder Polymer homogen
dispergiert und anschließend pyrolysiert werden.
-
Typischerweise
kann im Rahmen der vorliegenden Erfindung wie folgt vorgegangen
werden:
Für das erfindungsgemäße
Material können kristalline Nanopartikel aus Silizium und/oder
Zinn zunächst in einem Monomer, welches dann in situ in
Gegenwart des Siliziums und/oder Zinns polymerisiert wird, oder
aber alternativ in einem (organischen) Polymer homogen dispergiert
werden; wie zuvor ausgeführt, wird im Fall des Monomers
dieses anschließend polymerisiert.
-
Die
Polymere werden beispielsweise zu Formkörpern, wie Kugeln,
Scheiben, Blöcken oder komplexeren Strukturen, weiterverarbeitet
und danach pyrolysiert, so daß eine Kohlenstoffspezies
mit großer innerer Oberfläche (BET) (z. B. typischerweise
einige 100 m2/g bis 2.000 m2/g)
und darin eingebetteten Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln
entsteht. Besonders geeignet ist im Fall von Siliziumnanopartikeln
aggregiertes (sogenannte ”harte Agglomerate”)
und nichtaggregiertes (sogenannte ”weiche Agglomerate”)
Silizium mit einer mittleren Kristallitgröße zwischen
1 und 100 nm; ganz besonders geeignet ist Silizium mit einer mittleren Kristallitgröße
zwischen 5 und 50 nm. Die mittleren Kristallitgrößen
lassen sich beispielsweise aus Histogrammen von Transmissionselektronenmikroskopie-Aufnahmen
und/oder aus Röntgendiffraktogrammen sowie – im
Fall des nichtaggregierten Pulvers – aus der BET-Oberfläche
bestimmen.
-
Um
eine Dispergierung der Silizium-, Zinn- und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel
in organischen Monomeren oder Polymeren durchzuführen,
ist es vorteilhaft, vorab eine Funktionalisierung der Partikeloberfläche
zwecks Hydrophobierung durchzuführen. Zu diesem Zweck können
zur Funktionalisierung beispielsweise reaktive Silane verwendet
werden, wobei besonders bevorzugt Chlorsilane und Hexamethyldisilazan
sind, ganz besonders bevorzugt Chlorsilane der allgemeinen Formeln
SiClxR4-x mit x
= 1 bis 3, wobei R ein organischer Rest ist, bevorzugt mit der allgemeinen
Formel CnH(2n+1),
ganz besonders bevorzugt mit n = 1 bis 6.
-
Die
Einbindung der auf diese Weise funktionalisierten Silizium-, Zinn-
und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikel durch Dispersion dieser Partikel
in ein flüssiges/viskoses Monomer oder Polymer kann dann
beispielsweise durch Rühren, Kneten, Vermahlen insbesondere
in Kugelmühlen, Ultraschall, Extrudieren etc. erfolgen.
-
Als
erfindungsgemäß einsetzbare Monomere bzw. Polymere
besonders geeignet sind organische Verbindungen, die keinen chemisch
gebundenen Sauerstoff enthalten, insbesondere (Poly-)Vinylchlorid,
(Poly-)Styrol, (Poly)-Tetrafluorethylen, (Poly-)Ethylen und (Poly-)Propylen;
ganz besonders geeignet ist (Poly-)Styrol, besonders bevorzugt mit
Divinylbenzol als Vernetzer.
-
Das
Silizium- bzw. Zinn- bzw. Silizium/Zinn-Pulver kann nominell undotiert
sein oder eine p- oder n-Dotierung von bis zu 1021/cm3 aufweisen; bevorzugt sind Elemente der
3. und 5. Hauptgruppe (neue Nomenklatur: Gruppe 13 und 15) des Periodensystems
der Elemente sowie Elemente aus der Eisengruppe, und besonders bevorzugt
sind Bor, Aluminium, Phosphor und/oder Eisen.
-
Erfindungsgemäß gelingt
es, mechanisch feste Materialien herzustellen, die sogar unmittelbar in
Form von anwendungsfertigen Elektroden zugänglich sind,
so daß bei der Herstellung von Anoden auf die Zugabe eines
insbesondere organischen Bindemittels (im allgemeinen einige Gewichtsprozent)
zur Herstellung mechanisch fester Elektroden gänzlich verzichtet
werden kann.
-
Eine
weitere Möglichkeit zur Herstellung der eigentlichen Anoden
ausgehend von dem erfindungsgemäßen Anodenmaterial
besteht darin, der Dispersion aus Monomer bzw. Polymer und Silizium-, Zinn-
und/oder Silizium/Zinn-Nanopartikeln außerdem Graphit und/oder
Leit-Ruß zuzusetzen, um die Aufnahmefähigkeit
für Lithium und die elektrische Leitfähigkeit
zu verbessern. Die Zugabe von Graphit kann typischerweise, bezogen
auf das erfindungsgemäße Material, 1 bis 50 Mol-%
und bevorzugt 5 bis 40 Mol-% betragen. Die Zugabe von Leit-Ruß kann typischerweise
1 bis 20 Mol-%, bevorzugt 3 bis 10 Mol-%, bezogen auf das erfindungsgemäße
Material, betragen.
-
Der
Gehalt an Silizium und/oder Zinn im erfindungsgemäßen
Material kann typischerweise in weiten Grenzen variieren. Beispielhaft
kann eine Zusammensetzung 5 bis 90 Mol-%, bevorzugt 20 bis 70 Mol-%,
Silizium und/oder Zinn enthalten, bezogen auf das erfindungsgemäße
Material.
-
Weitere
Ausgestaltungen, Abwandlungen und Variationen der vorliegenden Erfindung
sind für den Fachmann beim Lesen der Beschreibung ohne weiteres
erkennbar und realisierbar, ohne daß er dabei den Rahmen
der vorliegenden Erfindung verläßt.
-
Die
nachfolgenden Ausführungsbeispiele dienen lediglich zur
Veranschaulichung der vorliegenden Erfindung, ohne die vorliegende
Erfindung jedoch hierauf zu beschränken.
-
AUSFÜHRUNGSBEISPIELE:
-
Herstellung erfindungsgemäßer
silizium- und/oder zinnhaltiger Anodenmaterialien
-
10
g eines aus Mikrowellensynthese gewonnenen und oberflächenoxidierten
Siliziums mit einer BET-Oberfläche von 200 m2/g
werden unter starker Rühren in einem Rundkolben mit 100
ml Hexamethyldisilazan versetzt und so lange bei einem leichten Unterdruck
(ca. 900 mbar absolut) unter Stickstoff-Spülung gerührt,
bis in der überstehenden Gasphase kein Ammoniak mehr nachweisbar
ist. Anschließend wird das überschüssige
Hexamethyldisilazan im Vakuum abdestilliert.
-
Das
so funktionalisierte Siliziumpulver wird in 100 ml Styrol mit Hilfe
eines Ultraschall-Erzeugers dispergiert, und der Dispersion werden
nacheinander 5 g Divinylbenzol und 5 g Dibenzoylperoxid zugegeben.
Die Suspension wird unter Rühren in einem siedenden Wasserbad
für 30 Minuten erwärmt, in eine Form gegossen
und abgekühlt.
-
100
g des entstandenen Feststoffs werden anschließend zerkleinert
und in einem Rundkolben mit 200 ml konzentrierter Schwefelsäure
versetzt. Die Suspension wird unter starker Rühren für
30 Minuten auf 160°C erhitzt, abgekühlt und filtriert.
-
Der
Filterrückstand wird in einen Rohrofen überführt
und unter Stickstoff für 3 Stunden bei 750°C pyrolysiert.
-
Das
so erhaltene Material wird nachfolgend, gegebenenfalls zusammen
mit einem Bindemittel und gegebenenfalls zusammen mit Graphit und/oder Leit-Rußen,
zu Anoden für Lithium-Ionenbatterien weiterverarbeitet.
-
In
vergleichbarer Weise werden auch Silizium/Zinn-basierte bzw. zinnbasierte
Anodenmaterialien hergestellt, wobei in Abweichung zu dem vorangehenden
Ausführungsbeispiel als Ausgangsmaterialien anstelle von
Silizium aus Mikrowellensynthese gewonnenes und oberflächenoxidiertes
Silizium/Zinn-Komposit bzw. Zinn eingesetzt wird.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - WO 2005/096414
A2 [0014, 0018]
- - DE 102005011940 A1 [0014]
- - DE 10353996 A1 [0014]
- - DE 10353995 A1 [0014]
- - DE 102006010862 A1 [0014]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - N. Dimovet
et al., Journal of Power Sources 136 (2004), Seiten 108 ff. [0015]
- - Kim et al., Journal of Power Sources 136 (2004), Seiten 145
ff. [0016]
- - Kwon et al., Chem. Commun., 2008, Seiten 1109 ff. [0017]
- - Kasavajjula et al., Journal of Power Sources 163 (2007), Seiten
1003 ff. [0019]
- - ISO 9277 (1995) [0044]
- - DIN 66131 [0044]