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Die
Erfindung betrifft ein Mehrachsengelenk, insbesondere für die Robotik,
mit einem distalen Gelenkabschnitt und einem proximalen Gelenkabschnitt,
die über
wenigstens ein rotatorisches Drehgelenk mit einer Drehachse und
wenigstens ein in Reihe mit dem Drehgelenk geschaltetes rotatorisches
Schwenkgelenk mit einer senkrecht zur Drehachse verlaufenden Schwenkachse
relativ zueinander dreh- und schwenkbar verbunden sind.
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Ein
derartiges Mehrachsengelenk ermöglicht eine
Bewegung des distalen, frei beweglichen Gelenkabschnittes gegenüber dem
relativ dazu feststehenden proximalen Gelenkabschnitt in zwei Freiheitsgraden.
Die beiden Gelenkabschnitte dienen zur Befestigung des Mehrachsengelenks
und/oder zur Anbringung von weiteren Bauteilen, auch weiteren Mehrachsengelenken.
Die Gelenkabschnitte können
zapfenförmig
oder in Form von Buchsen oder Ausnehmungen ausgebildet sein und
eine form- oder reibschlüssige
Verbindung erlauben.
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Das
Drehgelenk und das Schwenkgelenk sind beides jeweils separate rotatorische
Gelenke, die jeweils eine rein rotatorische Bewegung um die betreffende
Achse, die Drehachse und die Schwenkachse, erlauben.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein möglichst kompaktes Mehrachsengelenk
zu schaffen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß auf konstruktiv
einfache Weise für
das eingangs genannte Mehrachsengelenk dadurch gelöst, dass
das Drehgelenk und das Schwenkgelenk ineinander geschoben zu einer
Baueinheit vereint sind.
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Durch
das Ineinanderschieben des Schwenkgelenks und des Drehgelenks entsteht
eine kompakte Baueinheit, bei der das eine (Dreh- oder Schwenk-)Gelenk
das andere (Schwenk- oder Dreh-)Gelenk wenigstens abschnittsweise
umgibt.
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Diese
kompakte Bauform kann durch die folgenden zusätzlichen und beliebig miteinander
kombinierbaren Merkmale weiter verbessert werden.
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Um
mit dem erfindungsgemäßen Mehrachsengelenk
die Kinematik beispielsweise eines menschlichen Ellenbogengelenks
nachempfinden zu können,
ist es beispielsweise von Vor teil, wenn die Schwenkachse senkrecht
zur Verbindungslinie zwischen dem proximalen und dem distalen Gelenkabschnitt
und die Drehachse in Richtung des distalen Gelenkabschnittes verläuft. Die
Schwenkachse bewirkt somit ein Beugen und Strecken des distalen
Gelenkabschnittes relativ zum proximalen Gelenkabschnitt, das Drehgelenk
eine Drehung bzw. Supination und Pronation des distalen Gelenkabschnittes
relativ zum proximalen Gelenkabschnitt. Der distale Gelenkabschnitt
kann bei dieser Ausgestaltung insbesondere als eine vorzugsweise
mehrfach gelagerte Welle, insbesondere als Hohlwelle, ausgestaltet sein.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung kann das Schwenkgelenk
einen Gabelabschnitt mit wenigstens zwei Lagerelementen zur Lagerung
des Drehlagers um die Schwenkachse umfassen, um die bei Drehung
des distalen Gelenkabschnittes auftretenden Torsionskräfte aufzunehmen.
Hierzu können die
Lagerelemente insbesondere in Richtung der Schwenkachse des Schwenklagers
voneinander beabstandet sein. Zwischen den beiden Lagerelementen
erstreckt sich das schwenkbare Drehgelenk. Bei dieser Ausgestaltung
ist das Drehgelenk also zwischen die Lagerelemente des Schwenkgelenks
geschoben.
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Wird
das Mehrachsengelenk als aktives, dynamisch betriebenes Gelenk verwendet,
um beispielsweise Lasten zu bewegen, so kommen vorzugsweise Lagerformen
mit niedriger Reibung wie beispielsweise Wälzlager oder Gleitlager zum
Einsatz.
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Bei
einer passiven Verwendung des Mehrachsengelenks, bei der das Mehrachsengelenk
von außen
in eine gewünschte
Position gebracht wird, die es dann statisch beibehalten soll, können auch
Lager mit hohen Reibungswerten zum Einsatz kommen. Für einen
passiven Einsatz können
alternativ oder zusätzlich
auch Arretierungseinrichtungen in das Mehrachsengelenk integriert
sein, durch die das Schwenkgelenk und/oder das Drehgelenk festlegbar sind.
Derartige Arretierungsvorrichtungen können Bremsen oder Rasteinrichtungen
sowie Spann- und Klemmelemente umfassen.
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Die
angestrebte kompakte Bauform lässt sich
gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung nochmals verkleinern, wenn
wenigstens ein Lagerelement des Schwenklagers als ein das Drehlager
zumindest abschnittsweise umschließendes Ringlager ausgestaltet
ist. Bei dieser Ausgestaltung kann das Drehlager im Wesentlichen
innerhalb des Schwenklagers untergebracht sein. Der Durchmesser
des Ringlagers entspricht wenigstens nahezu dem Durchmesser des
Drehlagers im Bereich des Ringlagers. Bei ausreichender großer Dimensionierung
der Ringlager können
die Ringlager ohne Beeinträchtigung
der Traglast aufgrund der niedrigeren Flächenpressung aus Kunststoff
gefertigt sein. Zur Erzielung einer besonders kompakten Bauform
kann sich das Drehgelenk in einer weiteren Ausgestaltung durch die
vom Ringlager aufgespannte Ebene hindurch erstrecken.
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Die
Verwendung von großen
und entsprechend stabilen Ringlagern verleiht dem Mehrachsengelenk
eine hohe Festigkeit, insbesondere wenn die Ringlager mit der gabelförmigen Ausgestaltung
des Schwenkgelenks kombiniert sind und die Ringlager das Drehgelenk
in Richtung der Schwenkachse zu beiden Seiten umschließen. Eine
derartige gabelförmige
Ausgestaltung der Ringlager ist beispielsweise aus dem Gebiet der
Möbelrollen
bekannt, und ermöglicht
dort hohe Traglasten trotz der Verwendung kostengünstiger
Kunststoffe für
die Elemente des Ringlagers.
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Das
Mehrachsengelenk kann in etwa kugelförmig ausgestaltet sein, und
beispielsweise ein vorzugsweise hohlkugelförmiges Gehäuse umfassen, welches wenigstens
das Drehgelenk schalen- oder kapselförmig umschließt. Ein
solchermaßen
ausgestaltetes Gehäuse
verleiht dem Mehrachsengelenk zusätzliche Festigkeit, da es als
Schalentragwerk fungiert. Die Kugelform führt zu einer für die Festigkeit
optimalen Spannungsverteilung innerhalb des Gehäuses, so dass große Kräfte bei
geringen Wandstärken
aufgenommen werden können.
Außerdem wird
das umschlossene Drehgelenk durch das Gehäuse gegen Verunreinigung geschützt.
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Das
Gehäuse
kann unabhängig
von seiner Form Teil des distalen Abschnittes oder Teil des proximalen
Abschnittes des Drehgelenks sein. In ersterem Fall ist das schalenförmige Gehäuse relativ
zum proximalen Gelenkabschnitt in den Lagerelementen des Schwenkgelenks
um die Schwenkachse drehbar gelagert. In letzterem Fall steht das
Gehäuse
bezüglich
des proximalen Gelenkabschnittes fest, und es müssen im Gehäuse wenigstens eine Aussparung für die Schwenkbewegung
des distalen Gelenkabschnittes vorgesehen sein, oder das Schwenkgelenk ist
im Drehgelenk aufgenommen.
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Um
eine exakte Bewegungsführung
ohne die Notwendigkeit von Kompensationsbewegungen durchführen zu
können,
ist es von Vorteil, wenn sich die Drehachse des Drehgelenks und
die Schwenkachse des Schwenkgelenks schneiden. Mit dieser Maßnahme ist
sichergestellt, dass die Drehachse stets radial zur Schwenkachse
verläuft.
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Von
besonderem Vorteil im Hinblick auf die Verwendung des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
in der Robotik ist es, wenn das Drehgelenk und/oder das Schwenkgelenk, vorzugsweise
beide, durch von außerhalb
des Gelenks betätigbare
Zugmittel antreibbar ausgestaltet sind. Die Zugmittel und die auf
die Zugmittel einwirkenden Aktuatoren können auch Teil des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
oder einer Gelenkanordnung mit wenigstens einem solchen Mehrachsengelenk
sein. Derartige Zugmittel umfassen beispielsweise Seile, Bowdenzüge, Riemen,
Zahnriemen und/oder Ketten. Die Verwendung von Zugmitteln ermöglicht eine
an menschliche oder tierische Gelenke angelehnte Betätigung des
Mehrachsengelenks, wobei die Zugmittel die Rollen von Lehnen übernehmen.
Wenn das Zugmittel keine Druckkräfte übertragen
kann, sollten jeweils zwei gegeneinander wirkende Zugmittel für jedes Gelenk
vorgesehen sein, um das Gelenk in beide Drehrichtungen anzutreiben.
Die mit diesen beiden Zugmitteln verbundenen Aktuatoren entsprechen dem
Agonisten und dem Antagonisten eines biologischen Muskel-Gelenk-Systems.
Alternativ kann anstelle des einen Zugmittels allerdings auch ein
Federelement vorgesehen sein, gegen das das verbleibende Zugmittel
arbeitet und das eine automatische Rückstellung des kraftfreien
Gelenks in eine Ruheposition bewirkt.
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Im
Gegensatz zur Kraftübertragung
mittels Schubstangen oder Torsionselementen, die vergleichsweise
massiv ausgelegt werden müssen,
ermöglicht
die Verwendung von mechanischen Zugmitteln für die Übertragung der von den Aktuatoren
erzeugten Antriebs- und Stellkräfte
eine erhebliche Gewichtseinsparung und zugleich auch eine deutlich günstigere
Massenverteilung. Da Zugmittel sehr große Kräfte übertragen können, ihre Länge jedoch kaum
ins Gewicht fällt,
können
die Aktuatoren weit von den Gelenken entfernt angeordnet sein. Dadurch ergibt
sich eine große
gestalterische Freiheit für
den Einsatz des Mehrachsengelenks und die bewegten Massen in den
distalen, beweglichen Bereichen der Konstruktion können gering
gehalten werden. Dies wiederum führt
zu einem sehr guten Masse-Leistungs-Verhältnis, das
auch schnelle Bewegungen mit hohen Beschleunigungen ermöglicht.
Zugleich kann aufgrund der geringen bewegten Masse in vorteilhafter
Weise zugleich auch die Verletzungsgefahr und das Zerstörungsrisiko
in Fällen
von Kollisionen reduziert werden.
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Des
Weiteren können
die Zugmittel und/oder die Aktuatoren vergleichsweise einfach mit
elastischen Eigenschaften ausgestattet bzw. durch federelastische
Spannelemente gehalten sein, so dass eine gute Schock-Resistenz
erreicht wird. Bei einer derartigen Ausgestaltung können auch
besonders weiche und flüssige
Bewegungsabläufe,
die nahe an ihre natürlichen
Vorbilder heranreichen, realisiert werden.
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Zur
Verwendung mit Zugmitteln können
das Drehgelenk und/oder das Schwenkgelenk insbesondere wenigstens
ein Antriebsglied mit wenigstens einem Halteorgan für ein Zugmittel
aufweisen. Das Antriebsglied kann beispielsweise in Form nocken-
oder scheibenförmiger
Abschnitte des Drehgelenks und/oder Schwenkgelenks ausgestaltet
sein. Das Halteorgan dient dazu, einen Kraftschluss des durch das
Zugmittel bewegten Teils des jeweiligen Gelenks mit dem Zugmittel
herzustellen und so die Antriebskraft von dem Zugmittel auf das
Antriebsglied und distalen Gelenkabschnitt zu übertragen. Das Halteorgan kann
als Befestigung für
das Ende des jeweiligen Zugmittels und/oder als vom Zugmittel umschlungener
Führungsabschnitt
ausgestaltet sein. Damit das Antriebsglied des Drehgelenks bei einer
langen Schwenkbewegung sich nur geringfügig bewegt, ist es vorteilhafterweise
zumindest nahe der Schwenkachse, bei sich mit der Schwenkachse schneidender Drehachse
zumindest nahe am Schnittpunkt angeordnet.
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Bei
einer nockenförmigen
Ausgestaltung des Antriebsgliedes ändert sich der Radius, an dem
das Zugmittel die Bewegungskraft in das Gelenk einleitet, über die
Bewegung des jeweiligen Gelenks. Somit kann die Bewegungskraft bzw.
die Bewegungsgeschwindigkeit entsprechend der Nockenform vorbestimmt
in Abhängigkeit
von der momentanen Stellung des jeweiligen Gelenks verändert werden.
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Bei
einer scheibenförmigen
Ausgestaltung des Antriebsgliedes bleibt dagegen der Radius in allen
Bewegungsphasen konstant. Das Antriebsglied kann mit einem Auflagebereich
für das
Zugmittel versehen sein, an dem sich das Zugmittel bei der Bewegung
anlegt bzw. aufwickelt.
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Die
Nocken- oder Scheibenform wird durch eine entsprechende Ausgestaltung
des Auflagebereichs, an dem das Zugmittel das Antriebsglied umschlingt,
erreicht. Der Auflagebereich kann ferner dazu benutzt werden, das
Zugmittel aufzuwickeln, wenn Bewegungen von mehr als 360° mittels
zweier einander entgegenwirkender Zugmittel erzeugt werden sollen.
Durch das Abwickeln einer vollständigen Windung
wird eine Bewegung von 360° im
jeweiligen Gelenk erreicht. Sind mehrere Windungen aufgewickelt,
so lassen sich mehrfache Umdrehungen des Gelenks erzielen.
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Ist
das Zugmittel als vorzugsweise endlose Schlaufe um das Antriebsglied
geschlungen, so kann als Aktuator ein einfacher Drehantrieb verwendet werden,
der, wie oben erwähnt,
an beliebiger Stelle außerhalb
des Mehrachsengelenks angeordnet sein kann und das Zugmittel über eine
Rolle antreibt.
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Die
Verwendung von Zugmitteln ermöglicht ferner
eine einfache manuelle Fernsteuerung. So können die Zugmittel nach Marionettenart
von dem Körper
einer Bedienperson bewegt werden, indem sie an den Arm einer Bedienperson
angeschlossen sind und die Armbewegung auf die Bewegung des Mehrachsengelenks übertragen.
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Das
Antriebsglied des Drehgelenks kann in einer weiteren Ausgestaltung
mit dem distalen Gelenkabschnitt einstückig verbunden sein und beispielsweise
als integraler Abschnitt einer Drehwelle des distalen Gelenkabschnittes
ausgebildet sein.
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Die
jeweiligen Zugmittel können
von außerhalb
des Mehrachsengelenks an das jeweilige Dreh- und/oder Schwenkgelenk
geführt
sein und somit das eventuell vorhandene Gehäuse durchdringen. Alternativ
können
die Zugmittel auch innerhalb des Mehrachsengelenks, beispielsweise
durch hohl ausgestaltete proximale und/oder distale Gelenkabschnitte
an das jeweilige Dreh- und/oder Schwenkgelenk herangeführt werden.
In beiden Fällen
können
standardisierte Befestigungsmittel und/oder Kupplungen in das Mehrachsengelenk
integriert sein, um einen einfachen baukastenartigen Anschluss des
Mehrachsengelenks an die Zugmittel zu ermöglichen.
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Ferner
können
an der Außenseite
des Mehrachsengelenks vorzugsweise standardisierte Kupplungen angeordnet
sein, an denen jeweils ein Zugmittel angeschlossen werden kann.
Die Kupplungen können
mit kurzen Zugmitteln im Inneren des Mehrachsengelenks verbunden
sein, welche die Antriebskräfte
der außen
angebrachten Zugmittel ins Innere des Mehrachsengelenks übertragen.
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Sind
mehrere Mehrachsengelenke hintereinander geschaltet, ist die Anzahl
der Freiheitsgrade der daraus resultierenden Gelenkanordnung entsprechend
erhöht.
Hierzu kann der distale Gelenkabschnitt des ersten Mehrachsengelenks
mit dem distalen Gelenkabschnitt des weiteren, nächsten Mehrachsengelenks fest
verbunden werden, wobei vorteilhafterweise die Zugmittel für das weitere
Mehrachsengelenk durch das erste Mehrachsengelenk hindurchgeführt werden.
So wird vermieden, dass bei der Bewegung des Mehrachsengelenks Gegenstände an den
außen
liegenden Zugmitteln hängen
bleiben. Um eine derartige Führung
der Zugmittel durch das Mehrachsengelenk hindurch zu ermöglichen, kann
der proximale Gelenkabschnitt mit dem distalen Gelenkabschnitt durch
wenigstens einen durchgängigen,
an beiden Enden offenen Kanal miteinander verbunden sein. Durch
diesen Kanal können
die Zugmittel das Mehrachsengelenk passieren. Selbstverständlich kann auch
für jedes
Zugmittel ein eigener, bevorzugt zumindest bereichsweise flexibler
und hüllenförmiger Kanal
vorgesehen sein, der jedes einzelne Zugmittel führt.
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Diese
Ausgestaltung kann weiter verbessert werden, wenn gegeneinander
wirkende Zugmittel bzw. der Vor- und der Rücklauf eines umlaufenden Zugmittels
für das
weitere, nachgeschaltete Mehrachsengelenk im ersten Mehrachsengelenk
um wenigstens etwa 180° vertwistet
sind. Durch die Vertwistung werden die unterschiedlichen Bewegungen
der beiden Zugmittel bei der Bewegung des ersten Mehrachsengelenks
gegeneinander aufgehoben, so dass eine Bewegung im ersten Mehrachsengelenk
nicht auf die Zugmittel im Inneren wirkt. Die Vertwistung kann durch
einen entsprechenden vertwisteten Verlauf der Kanäle im Mehrachsengelenk
vorgegeben sein.
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Das
Mehrachsengelenk in einer der oben beschriebenen Ausführungen
kann insbesondere Basiselement eines Bausatzes für die Robotik sein, der eine
Mehrzahl von aufeinander abgestimmten Bauelementen aufweist, die über standardisierte
mechanische Schnittstellen einfach miteinander verbunden werden
können,
um künstliche
Gliedmaßen
zu schaffen. Die Bauelemente des Bausatzes können insbesondere Verbindungselemente,
Zugmittel und/oder Aktuatorelemente umfassen.
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Im
Folgenden ist die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsformen beispielhaft beschrieben. Die
bei den einzelnen Ausgestaltungen unterschiedlichen Merkmale können dabei
gemäß der obigen Beschreibung
beliebig miteinander kombiniert werden, sollte es auf die sich speziell
bei einer bestimmten Kombination ergebenden Vorteile ankommen.
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Es
zeigen:
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1 eine
Seitenansicht auf eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
in unterschiedlichen Schwenkstellungen;
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2 eine
schematische Perspektivdarstellung einer beispielhaften Gelenkanordnung
mit zwei hintereinander geschalteten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks;
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3 eine
schematische Perspektivansicht einer weiteren Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
mit Blick auf das Gelenkinnere unter Weglassung einzelner Bauelemente;
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4 eine
weitere schematische Perspektivansicht der Ausführungsform der 3 mit
Blick auf das Gelenkinnere unter Weglassung einzelner Bauelemente;
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5 eine
schematische Schnittansicht entlang der Ebene V-V der 1;
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6 eine
schematische Vorderansicht in Blickrichtung VI der 1;
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7 eine
schematische Explosionsdarstellung entlang der Ebene VII-VII der 6 von
weiteren Bauelementen einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks;
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8 eine
schematische Schnittansicht entlang der Ebene VIII-VIII der 6;
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9 eine
schematische Schnittansicht durch die Mittenebene einer weiteren
Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks im
gestreckten Zustand;
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10 eine
Variante der Ausführungsform der 10 in
einer schematischen Schnittdarstellung entlang der Mittenebene;
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11–13 weitere
Ausführungsformen des
erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
in schematischen Perspektivansichten;
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14 eine
schematische Darstellung einer Anwendung des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks.
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In
der folgenden Beschreibung wird zur Erläuterung der Figuren auf identische
Bezugszeichen zurückgegriffen,
um Bauelemente gleicher Funktion zu bezeichnen.
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Zunächst wird
der Grundaufbau und die Funktion eines erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks 1 mit
Bezug auf die 1 erläutert.
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Das
Mehrachsengelenk 1 weist einen proximalen Gelenkabschnitt 2 und
einen distalen Gelenkabschnitt 4 auf. Der proximale Gelenkabschnitt 2 und
der distale Gelenkabschnitt 4 sind relativ zueinander in
zwei Freiheitsgraden beweglich. Der eine Freiheitsgrad ist eine
Drehbewegung D des distalen Gelenkabschnittes 4 um seine
eigene Achse, die gleichzeitig die Drehachse P der Drehbewegung
darstellt. Der andere Freiheitsgrad ist eine Schwenkbewegung S des
proximalen Gelenkabschnittes 2 um eine bevorzugt senkrecht
zur Drehach se P bzw. senkrecht zur Verbindungslinie V des distalen
Gelenkabschnittes 3 und des proximalen Gelenkabschnitts 2 verlaufende
Schwenkachse R.
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In 1 sind
schematisch unterschiedliche Schwenkstellungen S1,
S2, ... S7 des distalen
Gelenkabschnittes 4 mit dem Verbindungselement 6 gezeigt.
Selbstverständlich
ist jede beliebige Zwischenstellung zwischen den dargestellten Schwenkstellungen
S1 ... S7 durch
den distalen Gelenkabschnitt 4 einnehmbar.
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Der
proximale Gelenkabschnitt 2 und der distale Gelenkabschnitt 4 können in
Form von Hülsen oder
Buchsen, insbesondere mit formschlüssigen Aufnahmen für Achsen
oder Wellen, oder in Zapfenform als Vollwelle ausgestaltet sein.
Bei der Ausgestaltung der 1 sind der
proximale und der distale Gelenkabschnitt 2, 4 hervorstehende
Hohlwellen mit einer Keilverzahnung. In den proximalen Gelenkabschnitt 2 ist
ein Verbindungselement 6 in Form einer beidseitig keilverzahnten
Welle eingesteckt gezeigt.
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Der
proximale Gelenkabschnitt 2 ist in 1 mit einem
Sockelelement 8 versehen, in das ein nicht dargestelltes
Drehlager integriert sein kann, so dass das gesamte Mehrachsengelenk 1 um
die Achse A drehbar ist.
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Wie
in 1 dargestellt ist, können sich die Drehachse P und
die Schwenkachse R in einem Punkt O schneiden, so dass der hier
beispielhaft hohlzapfenförmige
distale Gelenkabschnitt unabhängig
von der Schwenkstellung S1 ... S7 stets radial von der Schwenkachse R weg
weist.
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Das
erfindungsgemäße Mehrachsengelenk 1 zeichnet
sich durch eine kompakte Bauform aus, bei der, wie nachstehend mit
Bezug auf die 2 und 3 erläutert ist,
ein rotatorisches Drehgelenk und ein rotatorisches Schwenkgelenk
zu einer Baueinheit integriert sind, indem sie wenigstens teilweise ineinander
geschoben sind. Die von Drehgelenk und Schwenkgelenk gebildete Baueinheit
ist zwischen den proximalen und distalen Gelenkabschnitten 2, 4 angeordnet
und in 1 als geschlossener Gelenkabschnitt 9 zu
erkennen.
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Das
Mehrachsengelenk 1 weist im Bereich des Gelenkabschnittes 9 ein
im Wesentlichen kapselförmiges
Gehäuse 10 auf,
in das zumindest das für die
Drehbewegung D erforderliche Drehgelenk aufgenommen ist. Das Gehäuse 10 kann
in etwa kugelförmig
ausgestaltet und über
wenigstens ein Lagerelement 11 schwenkbar mit dem proximalen
Gelenkabschnitt 2 verbunden sein. Hierzu ist zwischen dem
Gehäuse 10 und
dem proximalen Gelenkabschnitt 2 wenigstens ein Lagerelement 11 zwischengeschaltet.
Als ein solches La gerelement 11 kann, wie 1 zeigt,
ein Ringlager 12 fungieren, das durch seine zentrale Öffnung 14 Zugang
zum Gehäuse 10 ermöglicht.
Im Ringbereich des Ringlagers 12 befindet sich ein Wälz- oder
Gleitlager. Das Ringlager 12 kann einen Durchmesser aufweisen,
der in etwa dem Außendurchmesser
des Gehäuses 10 entspricht,
so dass große
Kräfte
aufgenommen werden können.
Das Ringlager 12 ist bevorzugt außen am Gehäuse angeordnet. Das Ringlager 12 bildet
bei der in 1 dargestellten Ausführungsform
zusammen mit dem schwenkbaren Gehäuse 10 ein Schwenkgelenk 13.
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Das
Verbindungselement 6 und der Sockel 8 sind nicht
notwendigerweise Bestandteil des Mehrachsengelenks, sondern in erster
Linie Teil eines Baukastensystems, dessen grundlegender Bestandteil
das Mehrachsengelenk 1 bildet. Damit die Bauelemente des
Baukastensystems beliebig mit dem proximalen Gelenkabschnitt 2 und/oder
dem distalen Gelenkabschnitt 4 verbunden werden können, weisen
beide Gelenkabschnitte 2, 4 identische Verbindungsorgane
auf. Insbesondere erlaubt das Baukastensystem eine Hintereinanderschaltung
von mehreren Mehrachsengelenken 1, 1' zu einer Gelenkanordnung 15,
wie sie in 2 dargestellt ist. Hierbei ist der
distale Gelenkabschnitt 4 des Mehrachsengelenks 1 mit
dem proximalen Gelenkabschnitt 2' des weiteren Mehrachsengelenks 1' verbunden.
Durch diese Kombination ergibt sich insgesamt ein kompaktes Mehrachsengelenk
mit vier Freiheitsgraden. Rechnet man die Drehung des proximalen
Gelenkabschnittes 4 um den Sockel 8 hinzu, ergeben
sich sogar fünf
Freiheitsgrade. So wird das weitere Mehrachsengelenk 1' mit dem distalen
Gelenkabschnitt 4 entlang der Schwenkbewegung S und der
Drehbewegung D bewegt. Durch das weitere Mehrachsengelenk 1' kommt eine
weitere Schwenkbewegung S' des
distalen Gelenkabschnittes 4' sowie
eine weitere Drehbewegung D' des
distalen Gelenkabschnittes 4' um
seine eigene Achse hinzu.
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Ein
bevorzugtes, aber nicht ausschließliches Einsatzgebiet des erfindungsgemäßen Mehrachsengelenks
ist der Bereich der Robotik, in dem es vornehmlich die Funktionalität eines
Ellenbogengelenks abbilden soll. Die kompakte Bauform wird bevorzugt dadurch
erreicht, dass zum Antrieb des Mehrachsengelenks Zugmittel eingesetzt
werden, so dass die Aktuatoren entfernt vom Mehrachsengelenk angeordnet
sein können.
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Anhand
der 3 und 4 ist der Aufbau eines erfindungsgemäß über Zugmittel
angetriebenes Mehrachsengelenks 1 beispielhaft erläutert. In den 3 und 4 sind
Teile des Mehrachsengelenks 1, wie beispielsweise das Gehäuse 10,
nicht eingezeichnet, um den Blick auf das Innere des Mehrachsengelenks 1 freizugeben.
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Mit
Bezug auf die 3 ist zunächst der Antrieb der Drehbewegung
D des distalen Gelenkabschnittes 4 in eine Richtung beschrieben.
Der distale Gelenkabschnitt 4 ist drehfest mit einem nocken- oder
scheibenförmigen
Antriebsglied 16 verbunden, das bei vollwellenförmiger oder
hohlwellenförmiger Ausgestaltung
des distalen Gelenkabschnittes 4 auch direkt von einem
Tragbereich der Welle gebildet sein kann.
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Das
Antriebsglied 16 weist ein Halteorgan 18 auf,
an dem ein Zugmittel 20, beispielsweise ein Drahtseil befestigt
ist. Wie 3 zeigt, kann das Zugmittel 20 Teil
eines außerhalb
des Mehrachsengelenks 1 liegenden Bowdenzuges 22 sein.
Alternativ kann der Bowdenzug auch im Inneren des Mehrachsengelenks
angebracht sein.
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Das
Antriebsglied 16 weist ferner einen Auflagebereich 24 auf,
entlang dem das Zugmittel 20 bei der Drehbewegung D aufgewickelt
und geführt
ist. Es ist bei dieser Ausgestaltung Teil eines Drehgelenks 26,
das um die Schwenkachse R schwenkbar im Mehrachsengelenk 1 aufgenommen
ist.
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Die
Drehbewegung D wird durch eine Zugkraft ZD erzeugt,
die auf das Zugmittel 20 wirkt und über das entlang der Auflage 24 am
Umfang des Antriebsgliedes 16 und am Halteorgan 18 befestigte Zugmittel 20 an
dem distalen Gelenkabschnitt 4 in Form eines Drehmomentes übertragen
wird. Durch den Zug ZD am Zugmittel 20 wickelt
sich dieses unter Drehung des Antriebsgliedes 16 ab. Ist
der Auflagebereich 24 so dimensioniert, dass mehrere Windungen
des Zugmittels 20 auf dem Antriebsglied 16 aufgewickelt
sind, so können
bei diesem Aufbau auch Drehbewegungen von mehr als 360°, also mehrere Umdrehungen,
erzeugt werden. Die Zugkraft ZD wird durch
nicht dargestellte Aktuatoren erzeugt, die entfernt vom Mehrachsengelenk 1 auf
das Zugmittel 20 einwirken.
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Wie 3 zeigt,
weist das Mehrachsengelenk 1 einen Gabelabschnitt 28 auf,
dessen Gabelschenkel 30, 32 aus zwei identischen,
zusammengefügten
Hälften
gebildet sein können.
Die beiden Gabelschenkel 30, 32 werden von jeweils
einem Ringlager 12 für
die Schwenkbewegung S (vgl. 1) gebildet.
Das Drehgelenk 26 ist somit an den Seiten vom Schwenkgelenk 13 umschlossen.
Die Verwendung der Ringlager 12 ermöglicht es, dass sich ein Teil
des Drehlagers 26, insbesondere das Antriebsglied 16 durch
die von den Ringlagern 12 aufgespannte Ebene hindurch erstreckt.
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3 stellt
die Erzeugung der Drehbewegung D in lediglich einer Richtung dar.
Zur Erzeugung der Drehbewegung in der Gegenrichtung ist ein weiteres
Zugmittel erforderlich, das dem in 3 dargestellten
Zugmittel entgegenwirkt, indem es sich in Gegenrichtung abrollt. 4 zeigt
dieses zusätzliche Zugmittel
schematisch unter dem Bezugszeichen 34.
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Die
Zugmittel 20, 34 können mit linear arbeitenden
Aktuatoren, wie beispielsweise künstlichen Muskeln,
verbunden sein, die die Rolle als Agonist und Antagonist der jeweiligen
rotatorischen Bewegung S, D fungieren.
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Als
Alternative zu der in 3 dargestellten Ausgestaltung,
bei der das Ende des Zugmittels 20 am Antriebsglied 16 befestigt
ist, kann das Zugmittel 20 auch lediglich um das Antriebsglied 16 geschlungen
sein, und mit seinem anderen Ende wieder aus dem Mehrachsengelenk 1 geführt sein.
Bei dieser Ausgestaltung kann das Zugmittel 20 als umlaufende Endlosschlaufe
ausgestaltet sein, welche das Antriebsglied 16 wie eine
Antriebsrolle antreibt. Auf Seiten des Aktuators kann ebenfalls
eine Rolle als Antrieb verwendet werden (nicht dargestellt).
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Mit
Bezug auf die 4 wird nunmehr der Antrieb der
Schwenkbewegung S erläutert,
der ebenfalls über
zwei einander entgegenwirkende Zugmittel 36, 38 erfolgt,
die allerdings vorzugsweise zu einer über das Gehäuse 10 geführten Schlaufe 40 verbunden
sind.
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Bei
dieser Ausgestaltung ist ein Teil des Gehäuses 10 als Antriebsglied 16 bzw.
Auflagebereich 24 ausgestaltet, auf die das Zugmittel 36, 38 vorzugsweise
tangential geleitet ist. Eine auf das Zugmittel 36 wirkende
Zugkraft ZS überträgt sich mittels Reib- und/oder
Formschluss des Zugmittels 36, 38 auf das Antriebsglied 16 und
das Gehäuse 10.
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Das
Gehäuse 10 ist
in den Ringlagern 12 schwenkbar gehalten, so dass durch
die Zugkraft ZS das Gehäuse 10 und mit dem
Gehäuse 10 das
darin gehaltene Drehlager 26 verschwenkt wird.
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Die
Zugmittel 20, 34 für das Drehlager 26 sind
durch Öffnungen 42,
von denen in 4 nur die Öffnung für das Zugmittel 20 dargestellt
ist, in das Innere des Gehäuses 10 zum
Antriebsglied 16 geleitet. Da das Gehäuse 10 mit dem Drehlager 26 verschwenkt,
ist die relative Position zwischen der Öffnung 42 und dem
Antriebsglied 16 unabhängig
von der Schwenkbewegung S. Die Schwenkbewegung S muss durch eine
Schlaufe 44 im Zugmittel ausgeglichen werden.
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5 zeigt,
wie die Zugmittel 20, 34 an gegenüberliegenden
Seiten des Gehäuses 10 durch
die Öffnungen 42 ins
Innere des Mehrachsengelenks 1 tangential auf den Auflagebe reich 24 des
Antriebsgliedes 16 des Drehgelenks geleitet und im Halteorgan 18 zugfest
gehalten werden können.
Ferner ist in dieser Figur das wenigstens eine Ringlager 12 schematisch
im Schnitt gezeigt. Bei dieser Ausführungsform umfasst das Ringlager
ein Kugellager als Lagerelement 11, dessen Laufflächen distal
vom Gehäuse 10 und
proximal von einem Gabelschenkel 30, 32 gebildet
ist.
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Durch
die Verwendung des Gabelabschnittes 28 kann das Antriebsglied 16 mit
einem großen Umfang
ausgestaltet sein, so dass sich größere Antriebskräfte für die Drehbewegung
nutzen lassen. Um ein entsprechend großes Antriebsglied 16,
das sich durch die Ringlager 12 hindurch erstrecken kann, aufnehmen
zu können,
kann sich das Gehäuse 10 kalottenförmig aus
der zentralen Öffnung 14 der Ringlager 12 nach
außen
wölben,
wie dies die 5 zeigt. In diesen Seitenteilen
sind auch Aufnahmen für die
Zugmittel 20, 34 mit der jeweiligen Öffnung 42 (nicht
dargestellt) angeordnet.
-
6 zeigt
beispielhaft den Aufbau des Gehäuses 10,
das aus zwei Paaren identisch aufgebauter Gehäuseschalen 46, 48 besteht,
die in Richtung der Schwenkachse R durch eine Schraub-, Niet- oder Rastverbindung
zusammengehalten werden und beidseitig jeweils eines Ringlagers
angeordnet sind. Besonders für
große
Kräfte
eignet sich die in 7 dargestellte Ausführungsform,
bei der sich Öffnungen 49 durch
sämtliche
Gehäuseschalen 46, 48 erstrecken,
so dass das Gehäuse
durch durchgehende Schrauben (nicht dargestellt) zusammengehalten und
an dem Gabelabschnitt 28 (vgl. 6) befestigt werden
kann. Das Gehäuse 10 weist
wenigstens eine Aussparung 50 auf, die selbst eine Lagerlauffläche darstellen
oder aber einen Laufring eines Wälz- oder
Gleitlager aufnehmen kann.
-
Das
Innere der Schalenteile 46, 48 dient zur Aufnahme
des Drehlagers 26, dessen weiterer Aufbau nunmehr mit Bezug
auf die 8 erläutert wird.
-
Der
distale Gelenkabschnitt 4 setzt sich demzufolge in dem
Gehäuse 10 in
Form einer Welle 51 fort, die an wenigstens einer Stelle,
zur Abstützung größerer Kräfte und
Momente jedoch bevorzugt an zwei Stellen 52, 54 mittels
Wälz- und/oder
Gleitlager gelagert ist. Das Antriebsglied 16 ist vorzugsweise zwischen
den beiden Lagerstellen 52, 54 angeordnet. Im
Gehäuse 10 sind
für die
Lagerung des distalen Gelenkabschnittes 4 entsprechende
Aufnahmen ausgeformt.
-
Wie 2 zeigt,
können
mehrere Mehrachsengelenke 1, 1' in Reihe geschaltet sein. Die
Zugmittel 20', 34', 36', 38' des weiteren,
nachgeschalteten Mehrachsengelenks 1' können außen am vorangehenden Mehrachsengelenk 1 vorbeigeleitet
werden. Um ein Verheddern der am vorangehenden Mehrachsengelenk 1 vorbei
geführten
Zugmittel zu vermeiden, ist es jedoch besser, die Zugmittel für das weitere
Mehrachsengelenk 1' durch
das Innere des Mehrachsengelenks 1 zu führen. Entsprechende Ausgestaltungen
sind in den nachstehend beschriebenen 9 und 10 dargestellt.
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Gemäß der Ausführungsform
der 9 erstreckt sich wenigstens ein an beiden Enden
offener Kanal 56 durchgängig
vom proximalen Gelenkabschnitt 2 zum distalen Gelenkabschnitt 4.
Durch den Kanal 56 sind die Zugmittel 20', 34', 36', 38' von den proximal
angeordneten Aktuatoren durch das erste Mehrachsengelenk 1 hindurch
zu einem oder mehreren weiteren Mehrachsengelenken 1' geführt.
-
Das
Gehäuse 10 an
seiner dem proximalen Ende 2 zugewandten Seite mit einem
sich in Richtung der Schwenkbewegung S erstreckendem, zum distalen
Gelenkabschnitt 4 sich verjüngenden, trichterförmigen Einlauföffnung 57 versehen,
die Teil des Kanals 56 ist und verhindert, dass die Zugmittel 20', 34', 36', 38' im Zuge der
Schwenkbewegung S mit dem Gehäuse 10 kollidieren.
-
Um
die einzelnen Zugmittel 20', 34, 36', 38' unabhängig voneinander
zu führen,
kann für
jeden dieser Zugmittel ein einzelner Kanal 58, 59, 60, 62 vorgesehen
sein, die sich im Gelenkbereich in flexiblen, schlauchförmigen Hüllen 64 fortsetzen.
Die Hüllen 64 erstrecken
sich zwischen einer proximalen Halteplatte 66 und einer
distalen Halteplatte 68, so dass in diesem Bereich kurze
Bowdenzüge
gebildet sind. Für
die Hüllen
können
beispielsweise Kunststoffhüllen
aus Kugel- oder Zylindersegmente verwendet werden. Anschließend setzen
sich die Zugmittel im Inneren des distalen Gelenkabschnittes fort. Die
Länge der
schlauchförmigen
Hüllen
ist so bemessen, dass auch an den Endpunkten der Schwenkbewegung
ein für
die reibungsarme Betätigung
der Zugmittel 20', 34, 36', 38' ausreichend
großer,
normgerechter Krümmungsradius
vorhanden ist.
-
Die
proximale Halteplatte 66 ist vorzugsweise unbeweglich gegenüber dem
proximalen Gelenkabschnitt 2 gehalten, während die
distale Halteplatte 68 starr am Gehäuse 10 ausgebildet
oder mit diesem verbunden ist.
-
Der
distale Gelenkabschnitt 4 setzt sich im Inneren des Gehäuses 10 als
Hohlwelle fort. Dabei bietet es sich an, das Antriebsglied 16 ringförmig auszugestalten,
und an seiner Innenseite 70 zu lagern, um die für seinen
Antrieb notwendigen, von den Zugmitteln 20, 34 erzeugten
Querkräfte
direkt aufzunehmen. Aufgrund des großen Lagerdurchmessers ist es sinnvoll,
an der Stelle 70 ein Lager einzusetzen, das Axialkräfte aufnehmen
kann, um die angesichts der Lagergröße niedrigen Flächenpressungen
zu nutzen. Die Axialkräfte
entstehen bei dieser Ausgestaltung durch die von den Zugmitteln übertragenen
Zugkräfte.
-
Ein
weiteres Lager 72 kann für die Abstützung von auf den distalen
Gelenkabschnitt 4 wirkenden Kippmomente sorgen.
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Die
Ausgestaltung nach 10 unterscheidet sich von der
Ausgestaltung nach 9 nur dadurch, dass das Bündel der
schlauchförmigen
Hüllen 64 im
Bereich zwischen den Halteplatten 66, 68 um 180° vertwistet
ist, um die bei der Schwenkbewegung des Gelenks auftretenden unterschiedlichen
Biegeradien und die daraus resultierenden Längsverschiebungen der distalen
Enden der innen liegenden Hüllen 64 auszugleichen.
Die Vertwistung ist in der 10 mit
dem Bezugszeichen 76 versehen.
-
Wird
das Mehrachsengelenk 1 als passive bewegtes Gelenk ohne
oder ohne an Zugmittel angeschlossene Antriebsglieder 16 eingesetzt,
so können die
Ausführungsformen
der 9 und 10 zur schonenden Durchführung durch
Leitungen, beispielsweise elektrischer oder fluidischer Leitungen zwischen
dem proximalen und dem distalen Ende dienen.
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Aufbauend
auf den vorangegangenen Ausführungsbeispielen
sind in den 11 bis 13 weitere
Ausgestaltungsvarianten gezeigt
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Bei
der Ausführungsform
der 11 ist der distale Gelenkabschnitt 4 durch
das Mehrachsengelenk 1 hindurch zur gegenüberliegenden
Seite verlängert,
so dass ein T-förmiger
Grundaufbau entsteht. Der verlängerte
Abschnitt kann alternativ auch fest mit dem Gehäuse 10 verbunden sein,
so dass er keine Drehbewegungen ausführen kann.
-
Bei
der Ausführungsform
der 12 ist der proximale Gelenkabschnitt 2 durch
das Mehrachsengelenk 1 hindurch zur gegenüberliegenden
Seite verlängert. 13 zeigt
eine Kombination der 11 und 12 mit
beidseitig verlängertem
distalem und proximalem Gelenkabschnitt 2, 4 sowie
einem oder zwei sich entlang der Schwenkachse R erstreckenden Gelenkabschnitten 76,
die mit der Schwenkbewegung S eine Drehbewegung ausführen.
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Mit
den Ausführungsformen
der 11 bis 13 kann
das Baukastensystem für
weitere kinematische Antriebsprobleme erweitert werden. Dies ist
im Folgenden kurz anhand der 14 skizziert.
-
14 zeigt
eine Gelenkanordnung mit zwei hintereinander geschalteten, erfindungsgemäßen Mehrachsengelenken 1, 1', mit der die
Beweglichkeit eines menschlichen Armes simuliert werden kann. Das
erste Mehrachsengelenk 1 dient als Schultergelenk, das
nachgeschaltete, weitere Mehrachsengelenk 1' als Ellenbogengelenk. Die Anordnung
der Mehrachsengelenke 1, 1' entspricht der in 2 dargestellten
Anordnung mit dem einzigen Unterschied, dass das Verbindungselement 6 eine
größere Länge aufweist
als in 2.
-
Das
proximale Ende 2 des ersten Mehrachsengelenks 1 kann
mit einer in 14 nicht dargestellten Rumpfstruktur
verbunden sein. Das distale Ende 4' des nachgeschalteten Mehrachsengelenks 1' ist mit einem
Greifer 80 über
ein Gelenk 82 verbunden.
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Das
Mehrachsengelenk 1' wird
durch Aktuatoren 84, 86, die mit den Zugmitteln 36, 38 verbunden sind,
gebeugt und gestreckt. In 14 sind
als Aktuatoren beispielhaft pneumatische Muskeln gezeigt.
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Die
in der 14 dargestellten, gebeugten Stellung
des Ellenbogengelenks ist der als Beuger dienende Aktuator 84 kontrahiert,
sein Antagnoist, der als Strecker dienende Aktuator 86 ist
gedehnt.
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Die
Aktuatoren 88, 90 bewirken entsprechend eine Rotation
des Verbindungselements 6', welches
den Greifer 80 mit dem Mehrachsengelenk 1' verbindet.
Die Aktuatoren 88, 90 sind entsprechend mit den
Zugmitteln 20, 34 verbunden.
-
Die
Funktion des Mehrachsengelenks 1', wie im Übrigen auch die Funktion des
Mehrachsengelenks 1 ist wie oben beschrieben.
-
Durch
die Ausgestaltung als Baukastensystem lassen sich die Gelenke 1, 1' sowie die Verbindungselemente 6, 6' auf einfache
Weise in beliebiger Kombination zusammenstecken.
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Von
den oben beschriebenen Ausführungsformen
sind weitere Abwandlungen möglich,
ohne dass von der erfindungsgemäßen Lehre
abgewichen wird.
-
So
können
anstelle der beschriebenen Seile oder Bowdenzüge auch andere Zugmittel wie
Ketten oder Riemen, insbesondere Zahnriemen verwendet werden.
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Das
Verbindungselement 6, 6' selbst kann ebenfalls hohl sein,
um die Durchleitung von Zugmitteln zu ermöglichen. Kurz vor den Enden
des Verbindungselements können Öffnungen
vorgesehen sein, um die Zugmittel nach außen zu führen. Alternativ kann das Verbin dungselement
auch mit innen liegenden Zugmitteln vormontiert sein und Kupplungen
aufweisen, an denen Zugmittel von außen befestigt werden.
-
Anstelle
des kugelförmigen
Gehäuses 10 können auch
andere, vorzugsweise rotationssymmetrische Gehäuseformen, beispielsweise zylindrische Gehäuseformen
verwendet werden. Auch kann auf ein das Drehgelenk 26 umschließendes Gehäuse verzichtet
werden und statt dessen eine von wenigstens einem Lagerelement 11 gehaltene
Welle verwendet werden. In diesem Fall ist ähnlich wie beim distalen Gelenkabschnitt 2 das
Antriebsglied 16 an der Welle angebracht.
-
Die
oben beschriebenen Ausführungsbeispiele
zeigen jeweils ein aktives Mehrachsengelenk 1, durch das
eine Kraft oder eine Bewegung auf den distalen Gelenkabschnitt zur
Handhabung von Lasten übertragen
werden soll. Das Mehrachsengelenk 1 kann jedoch auf ähnliche
Weise auch als passives Gelenk eingesetzt werden, wenn die Lagerelemente 11 des
Schwenkgelenks 13 und die Lager des Drehgelenks 26 beispielsweise
als Reiblager selbsttätig feststellend
ausgestaltet sind oder Arretierungsvorrichtungen vorgesehen sind,
mit denen die Lager festgelegt werden können. Dies kann beispielsweise dadurch
erfolgen, dass die Arretierungselemente anstelle von Aktuatoren
verwendet werden und das Zugmittel fixieren.
-
Schließlich kann
in einer kinematischen Umkehr des oben beschriebenen Aufbaus das Schwenkgelenk 13 innerhalb
des Drehgelenks 26 angeordnet sein.
-
- 1
- Mehrachsengelenk
- 1'
- weiteres
Mehrachsengelenk
- 2
- proximaler
Gelenkabschnitt
- 2'
- proximaler
Gelenkabschnitt von 1'
- 4
- distaler
Gelenkabschnitt
- 4'
- distaler
Gelenkabschnitt von 1'
- 6
- Verbindungselement
- 8
- Sockelelement
- 9
- Gelenkabschnitt
- 10
- Gehäuse
- 11
- Lagerelement
- 12
- Ringlager
- 13
- Schwenkgelenk
- 14
- zentrale Öffnung von 12
- 15
- Gelenkanordnung
- 16
- Antriebsglied
- 18
- Halteorgan
- 20
- Zugmittel
für die
Drehbewegung
- 20'
- Zugmittel
für 1'
- 22
- Bowdenzug
- 24
- Auflagebereich
- 26
- Drehgelenk
- 28
- Gabelabschnitt
- 30,
32
- Gabelschenkel
von 28
- 34
- zum
Zugmittel 20 entgegenwirkendes Zugmittel
- 34'
- entsprechendes
Zugmittel für 1'
- 36,
38
- einander
entgegenwirkende Zugmittel für
die Schwenkbewegung
- 36', 38'
- Zugmittel
von 1' für die Schwenkbewegung
- 40
- Schlaufe
- 42
- Öffnung in 10 für 20, 34
- 44
- Aufnahme
für 20, 34
- 46
- Gehäuseschale
- 48
- Gehäuseschale
- 49
- Durchgangslöcher
- 50
- Aufnahme
für 12
- 52,
54
- Lagerstellen
- 56
- Kanal
- 57
- Einlauföffnung
- 58,
60, 62, 64
- Einzelkanäle für 20', 34', 36', 38'
- 66
- schlauchförmige Hüllen
- 68
- proximale
Halteplatte
- 70
- distale
Halteplatte
- 72
- Innenlagerung
von 16
- 74
- Lager
- 76
- vertwisteter
Bereich
- 80
- Greifer
- 82
- Gelenk
- 86–90
- Aktuatoren
- A
- Drehachse
von 8
- D
- Drehbewegung
- D'
- Drehbewegung
von 1'
- P
- Drehachse
der Drehbewegung
- R
- Schwenkachse
- S
- Schwenkbewegung
- S'
- Schwenkbewegung
von 1'
- S1, ... S7
- Schwenkstellungen
- V
- Verbindungslinie
zwischen 2 und 4
- ZD
- Zugkraft
für Drehbewegung
- ZS
- Zugkraft
für Schwenkbewegung