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Die Erfindung betrifft eine Doppeldruckeinheit im Gummi-gegen-Gummi-System für eine Akzidenzdruckmaschine gemäß Anspruch 1.
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Eine Doppeldruckeinheit ist eine klassische vertikale Zylinderanordnung und wird im Illustrationsdruck mit horizontalem Bahnlauf (Akzidenzdruck) auch als I-Druckwerk bezeichnet.
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Um Non-Stop bei voller Produktionsgeschwindigkeit unterschiedliche Firmenadressen in Teilauflagen, Kodierungen, regional unterschiedliche Preisangaben und ähnliches in die Gesamtauflage eines Auftrages eindrucken zu können, bietet der Druckmaschinenmarkt ”fliegende” Eindruckwerke. Ebenso ist ein ”fliegender” Plattenwechsel für einzelne Druckwerke während des Bahnlaufs im Druckbetrieb bekannt.
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Die Zylinderkonfigurationen solcher Eindruckwerke sind in der Regel variabel gestaltet. Die Zylinder lassen sich ohne Aufwand so verstellen, dass außer dem fliegenden Plattenwechsel auch die Produktionen 1/0 oben, 1/0 unten, 2/0 und 1/1 gefahren werden können.
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Die Vorteile von Eindruckwerken erweitern die Produktionsmöglichkeiten einer Rollenoffsetdruckmaschine für den Akzidenzdruck erheblich. Während auf der Vierfarben-Maschine der normale Farbsatz gedruckt wird, erfolgt der zu wechselnde Eindruck über ein separates Eindruckwerk, welches in verschiedenen Ausführungen bekannt ist.
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Sobald die Teilauflagenhöhe für den Eindruck eines Druckwerkes erreicht ist, wird ein zweites Druckwerk auf Synchron-Drehzahl beschleunigt und eingekuppelt. Gleichzeitig wird das andere Druckwerk ausgekuppelt und abgebremst. Der schnelle Plattenwechsel ermöglicht bei voller Maschinengeschwindigkeit minimale Teilauflagen von ca. 3.000 Exemplaren. Beide Druckwerke können, gleichzeitig eingesetzt, zwei Zusatzfarben drucken. Das Eindruckwerk kann auch als vollwertige Druckeinheit für je eine Zusatzfarbe im Schön- und Widerdruck eingesetzt werden. Mit einer zweiten Papierbahn können aber auch weitere acht Seiten beidseitig einfarbig bedruckt werden.
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Um ein I-Druckwerk als Eindruckwerk verwenden zu können, ist es erforderlich, die Gummituchzylinder so wert voneinander abzustellen, dass die Materialbahn bei voller Maschinengeschwindigkeit der weiteren Druckeinheiten zwischen ihnen frei hindurchlaufen kann, während der Druckplattenwechsel erfolgt.
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Die
DE 93 11 113 U1 zeigt ein Doppeldruckwerk, durch welches in einer druckabgestellten Position die Bedruckstoffbahn berührungslos durchführbar ist. Ein sicheres berührungsloses Durchführen wird durch direkt vor und nach der Druckstelle angeordnete Führungswalzen erreicht.
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Durch die
WO 20081104827 A2 ist eine Offset-Druckmaschine mit Gummi-gegen-Gummi-System bekannt, bei der ein automatischer Druckplattenwechsel in einem Eindruckwerk möglich ist. Zum Abstellen der Gummituchzylinder voneinander (Druck-Ab-Stellung) und vom Druckplattenzylinder dient ein Aktuator. Die Gummituchzylinder sind so weit voneinander abstellbar, dass die Materialbahn ohne zusätzliche Umlenkrollen frei zwischen den abgestellten Gummituchzylindern hindurchgeführt werden kann. Der Abstand zwischen den abgestellten Gummituchzylindern beträgt 0,5 bis 1 inch (12,7 bis 25,4 mm). Die Drehachsen der Zylinder sind nahezu senkrecht, bzw. mit maximal 10° Neigung angeordnet. Gummituchzylinder und Druckplattenzylinderwerden über einen gemeinsamen Aktuator mit einer Hebel- und Langlochverbindung bewegt. Bei abgestellten Gummituchzylinder können die Plattenzylinder an- oder abgestellt sein, um einen manuellen oder automatischen Plattenwechsel zu ermöglichen.
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Aus der
EP 08 62 999 B1 sind abschaltbare Doppeldruckwerke als Eindruckwerke bzw. Wechseldruckwerke für einen ”fliegenden” Produktionswechsel im Gummi-gegen-Gummi-System bekannt, deren Übertragungswalzen so weit voneinander abstellbar sind, dass zwischen ihnen hindurch die Materialbahn durchgeführt werden kann. Der Abstand der Gummituchzylinder kann etwa 10 bis 20 mm behagen, was ausreichend, ist, um die Bahn flatterfrei und ohne zusätzliche Umlenkrollen zwischen den Zylindern hindurchzuführen. Zur Erreichung eines ausreichend großen Abstellweges sind die Zapfen der Gummituchzylinder entweder in Doppelexzenterbuchsen aufgenommen oder die Zapfen lagern in Hebeln, die schwenkbar an den Maschinenseitenwänden angeordnet sind und exzentrisch zu den Formzylindern gelagert sind. Dieser Aufbau ist äußerst kompliziert. Außerdem sind die Lagerstellen der Gummituchzylinder in den Seitenwänden durch die weite Verstellmöglichkeit geschwächt, so dass es zu erhöhtem Verschleiß und Registerfehlern kommen kann.
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Die
DE 199 37 796 A1 zeigt eine Gummi/Gummi-Druckeinheit mit zwei voneinander abstellbaren Gummituchzylindern, wobei die Gummituchzylinder so weit voneinander abstellbar sind, dass eine Freistellung einer Materialbahn möglich ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Doppeldruckeinheit im Gummi-gegen-Gummi-System für eine Akzidenzdruckmaschine zu schaffen.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Ein Doppeldruckwerk im Gummi-gegen-Gummi-System für den Akzidenzdruck umfasst für den beidseitigen Druck einer Materialbahn in bekannter Weise zwei Zylinder, insbesondere Gummituchzylinder, welche aneinander angestellt als Gegendruckzylinder für den jeweils anderen Gummituchzylinder fungieren, zwei, jeweils an einen Gummituchzylinder anstellbare Zylinder, insbesondere Plattenzylinder, ein Farbwerk und ein Feuchtwerk (oder Farb-/Feuchtwerk kombiniert). Beim wasserlosen Offsetdruck entfällt das Feuchtwerk.
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Die Zylinder sind in Seitenwänden des Doppeldruckwerkes drehbar gelagert und besitzen einen Direktantrieb oder sind über ein Getriebe mit dem Hauptantrieb des Doppeldruckwerkes verbunden. Die Seitenteile des Doppeldruckwerkes sind an einer Teilungsnaht in jeweils ein Oberteil und ein Unterteil geteilt, so dass ein oberes Druckwerk und ein unteres Druckwerk insgesamt durch Verlagerung der Seitenteile zueinander verlagerbar sind.
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Dazu ist es von Vorteil, dass das obere Druckwerk und das untere Druckwerk jeweils einen separaten Antrieb aufweisen. Die Platten- und Gummituchzylinder können entweder paarweise oder jeweils einzeln angetrieben werden.
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Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch eine Verlagerung des gesamten oberen und/oder unteren Druckwerkes der entstehende Spalt zwischen den Gummituchzylindern ausreichend groß ist, um die Materialbahn freizustellen. Gleichzeitig bleibt die Position der anderen Zylinder im Ober- bzw. Unterteil zueinander konstant.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform verläuft die Teilungsnaht schräg, also zur Horizontalen geneigt und die Verlagerung des oberen Druckwerkes erfolgt durch eine Verschiebung des Oberteils auf dem Unterteil entlang der Teilungsnaht, so dass die Verlagerung eine horizontale und eine vertikale Komponente aufweist. Vorteilhafterweise ist bei dieser Ausführungsform zum Einen der Kraftaufwand zur Verschiebung des Oberteils an einer geneigten Ebene geringer, als es bei einem Anheben des Oberteils der Fall wäre, andererseits kann eine Zurückstellung in die Druck-An-Position durch das Eigengewicht des oberen Druckwerkes erfolgen, welches bei Wegfall der Verschiebekraft auf der Teilungsnaht zurück in die Druck-An-Position gleitet.
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Die Neigung der Teilungsnaht ist vorzugsweise so zu wählen, dass ein vertretbarer Kraftaufwand ausreicht (in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Antrieb), um bei minimalem Verschiebeweg den nötigen Abstand zwischen den Gummituchzylindern zu erreichen.
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Da die Mittelachsen der Gummituchzylinder in einer zur Vertikalen leicht geneigten Ebene liegen, darf die Teilungsnaht zu dieser Ebene einen Neigungswinkel von maximal 90° aufweisen, damit die Zylinder aneinander vorbei gefahren werden können. Vorteilhafterweise liegt dieser Neigungswinkel zwischen 45° und 90°.
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Ein Druckwerk kann vorteilhafterweise als gewöhnliches Druckwerk und als Eindruckwerk verwendet werden.
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In einer Druckanlage können beispielsweise zwei Druckwerke für die Druckfarbe Schwarz, und je eines mit Cyan, Yellow und Magenta aufgestellt werden. Die beiden Schwarz-Druckwerke können als beidseitige Eindruckwerke verwendet werden. Während das erste Schwarz-Druckwerk druckt, kann beim Zweiten der Plattenwechsel erfolgen.
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Eine mit freistellbaren Doppeldruckwerken ausgerüstete Druckmaschine ist äußerst flexibel in ihren Produktionsmöglichkeiten und auch Auflagengrößen. Es kann beispielsweise auch ein kompletter Produktionswechsel auf allen Druckwerken erfolgen, ohne die Materialbahn neu einziehen zu müssen. Dies bedeutet eine enorme Makulatureinsparung. Ebenfalls ist es möglich, eines der als Eindruckwerk vorgesehenen Druckwerke für eine weitere Schmuckfarbe zu verwenden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben.
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Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Seitenansicht eines Doppeldruckwerkes mit an einer Materialbahn anliegenden Gummituchzylindern;
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2 das Doppeldruckwerk gemäß 1 bei freigestellter Materialbahn.
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1 zeigt ein Doppeldruckwerk, z. B eine Doppeldruckeinheit für den Akzidenzdruck in einer schematischen Seitenansicht. Das Doppeldruckwerk umfasst in bekannter Weise ein oberes Druckwerk 01 und ein unteres Druckwerk 02 mit jeweils einem Gummituchzylinder 03, einem Plattenzylinder 04 und einem Farb- und Feuchtwerk 06.
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Eine Materialbahn 07 wird während des Druckbetriebes zwischen den Gummituchzylindern 03 hindurchgeführt und dabei auf beiden Seiten bedruckt.
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Die Gummituchzylinder 03, die Plattenzylinder 04 und die Zylinder des Farb- und Feuchtwerkes 06 sind drehbar in zwei (in der Bildebene hintereinander liegenden) Seitenwänden 08 gelagert.
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Jede der Seitenwände 08 ist an einer Teilungsnaht 09 in ein Oberteil 11 und ein Unterteil 12 geteilt. Die Teilungsnaht 09 verläuft geneigt durch die Seitenwand 08. Der Neigungswinkel α beträgt gegenüber einer durch die Mittelachsen der Gummituchzylinder 03 aufgespannten Ebene E weniger als 90°.
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Oberteil 11 und/oder Unterteil 12 sind gegeneinander verschiebbar, vorzugsweise auf Gleitlagern mit einer Gleitfläche oder in einer Wälzschubführung. Die Verschiebung ist in der dargestellten Ausführungsform durch einen mit dem Unterteil 12 verbundenen Stellmittel 12, z. B. Hydraulikzylinder 13 oder Pneumatikzylinder oder realisiert, der ein mit dem Oberteil 11 verbundenes Gestänge 14 antreibt. Die Verschiebung kann beispielsweise auch durch einen Linearmotor oder mittels einer Kombination verschiedener vorgenannter Antriebe erfolgen. Die Oberteile 11 und/oder die Unterteile 12 können zum Zweck der Freistellung der Materialbahn 07 räumlich verlagerbar sein.
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Ein Anschlag 16 dient der Fixierung zwischen Oberteil 11 und Unterteil 12 in der dargestellten Druck-An-Stellung. Zusätzlich kann eine Verriegelung vorgesehen sein, um die vorgegebene Druckpressung einzuhalten.
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In bekannter Weise können die Gummituchzylinder 03 in ihrer Lagerstelle bei geschlossenem Doppeldruckwerk auch in eine Druck-Ab-Stellung verschwenkt werden. Die Abstellung der Gummituchzylinder 03 zu den Plattenzylindern 04 kann in ebenfalls bekannter Weise beispielsweise über eine Synchronspindel oder dergleichen sowohl in geöffneter, als auch in geschlossener Stellung des Doppeldruckwerkes erfolgen.
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2 zeigt das zuvor beschriebene Doppeldruckwerk in der geöffneten Stellung. Das Oberteil 11 wurde mit Hilfe des Hydraulikzylinders 13 und des Gestänges 14 in die dargestellte Position verschoben, und zwar so wert, dass ein ausreichend großer Spalt d zur Freistellung der Materialbahn 07 zwischen den Gummituchzylindern 03 erreicht ist.
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Das Doppeldruckwerk kann sowohl in der geöffneten, als auch in der geschlossenen Stellung verriegelt werden.
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Die Rückstellbewegung erfolgt nach einer Entriegelung z. B. aufgrund des Eigengewichtes des Oberteils 11 gebremst gegen den Anschlag 16.
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Bezugszeichenliste
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- 01
- Druckwerk, oberes
- 02
- Druckwerk, unteres
- 03
- Gummituchzylinder
- 04
- Plattenzylinder
- 05
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- 06
- Farb- und Feuchtwerk
- 07
- Materialbahn
- 08
- Seitenwand
- 09
- Teilungsnaht
- 10
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- 11
- Oberteil
- 12
- Unterteil
- 13
- Stellmittel, Hydraulikzylinder
- 14
- Gestänge
- 15
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- 16
- Anschlag
- d
- Spalt
- E
- Ebene
- α
- Neigungswinkel