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Die Erfindung betrifft eine Bogenrotationsdruckmaschine, enthaltend einen Bogenführungszylinder und einen diesen zugeordneten Bearbeitungszylinder, wobei der Bearbeitungszylinder drehbar in einem Träger gelagert ist und der Bearbeitungszylinder zusammen mit dem Träger eine vertikal in verschiedene Positionen verstellbare Einheit bildet.
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Bei Bogenrotationsdruckmaschinen in Reihenbauweise mit Druckwerken für den Mehrfarbendruck ist es bekannt, für die Bearbeitung des Bedruckstoffes mehrere Druckwerke vorzusehen. Dabei werden Bearbeitungszylinder an den vorhandenen Bogenführungszylinder, also dem Druckzylinder angestellt. Derartige Druckwerke werden dann als Lackierwerke, Perforier- oder Stanzwerke oder als Nummerierwerke genutzt. Die weitaus häufigste Anwendung dafür ist die Inline-Veredelung durch ein oder mehrere Lackwerke innerhalb der Reihe der Druckwerke.
Wenn das Lackwerk nicht benötigt wird, wird der Formzylinder des Lackwerks vom Druckzylinder abgestellt. Dabei tritt das Problem auf, dass sich insbesondere bei einem steifen Bedruckstoff eine Berührung der bedruckten Seite mit der Oberfläche des abgestellten Lackformzylinders im hinteren Bereich nicht vermeiden lässt. Dadurch tritt ein Abschmieren der Farbe ein. Ähnliche Probleme treten auch beim Nummerieren und Perforieren auf, wenn die entsprechenden Bearbeitungszylinder nicht aktiv sind.
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Die dazu bekannten Maßnahmen sind darauf gerichtet, den Bearbeitungszylinder soweit vom bogenführenden Zylinder abzustellen, dass ein Spalt zwischen den Zylinderoberflächen gebildet wird, der das Aufliegen des Bearbeitungszylinders auf der frisch bedruckten oder lackierten Bogenoberfläche verhindert.
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In der
DE 201 02 712 U1 wird eine Lösung beschrieben, bei der Formzylinder des Lackwerkes und das dazugehörige Dosiersystem in einem separaten Gestell gelagert sind. Dieses Gestell wird auf einer in den Seitenwänden der Bogenrotationsdruckmaschine angeordneten Führungsbahn bewegt, wobei die Führungsbahn horizontal oder geneigt angeordnet ist. Nachteilig an dieser Lösung ist, dass dieses Gestell in den Seitenwänden der Bogenrotationsdruckmaschine integriert ist. Dort ist der Platz für eine derartige Vorrichtung beschränkt und erfordert einen erheblichen Aufwand.
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Aus der
DE 92 06 416 U1 ist bekannt, die Lackiereinrichtung als gesonderte Baueinheit auszubilden, welche schwenkbar mittels einem am Unterteil gestellfest angeordneten Drehgelenk verbunden ist, sowie eine Einrichtung zum An- und Abschwenken der Lackiereinheit. Die Zahnradstellungen werden über Indexmarken manuell positioniert oder auch über Winkelcodierer. Diese Vorgehensweise ist sehr aufwändig und schließt subjektive Fehler beim Einkoppeln zweier Zahnräder nicht aus. Das Ergebnis ist ein vorzeitiger Verschleiß sowie Zahnbruch.
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Aus der
DE 199 43 027 A1 ,
DE 199 43 032 A1 ist eine Vorrichtung bekannt, bei der eine Einheit, bestehend aus einem Träger mit darin drehbar gelagerten Zylinder - z.B. Formzylinder inklusive Dosiersystem, eines Veredlungswerkes mittels eines Getriebes, insbesondere eines Zugmittelgetriebes, entlang eines Verstellweges in verschiedene Positionen anheb- und absenkbar ist. Die Positioniervorrichtung ist ein die Einheit relativ zum Druckmaschinengestell in die Positionen verstellendes und ein Zugmittel umfassendes Zugmittelgetriebe, wobei die Einheit am Zugmittel hängend von letzterem gehalten wird.
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Um die Arbeitsposition zu erreichen, wird die Einheit in einer von der Vertikalen abweichenden Richtung verstellt. Die Einheit muss mittels eines Schwenkhebels gesichert werden, um die Position beim Drucken zu sichern. Der verriegelte Schwenkhebel ist bei Aufrechterhaltung der Verriegelung um ein Schwenklager schwenkbar. Dadurch ist eine zweistufige Verriegelung möglich. Außerdem muss der Formzylinder beim Herablassen der Einheit genau positioniert sein, um eine getriebetechnische Kopplung über die Zahnräder des Formzylinders und des Druckzylinders zu gewährleisten und eine Beschädigung zu vermeiden.
Nachteilig ist auch hier, dass die Vorrichtung zur Verstellung einer Bearbeitungseinheit innerhalb des Druckmaschinengestells angeordnet ist und dort der Platz für den Einbau beschränkt ist. Durch die hängende Halterung ist erheblicher zusätzlicher Aufwand notwendig, um eine genaue Positionierung der für die Arbeitsposition zu koppelnden Zylinder zu erreichen. Die Patentschrift gibt keine Auskunft darüber, wie der Drucker bei der Durchführung von Wartungsarbeiten bei angehobener Position der Bearbeitungseinheit gegen mögliches Herabfallen der Einheit geschützt wird.
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Die
DE 298 18 343 U1 offenbart eine Bogendruckmaschine mit einem Gegendruckzylinder und einem verstellbaren Zylinder, welcher an den Gegendruckzylinder anstellbar und in eine vom Gegendruckzylinder weit entfernte Abstandsstellung verstellbar ist, wobei dem Gegendruckzylinder zum Leiten eines auf dem Gegendruckzylinder geführten Bedruckstoffbogens ein beweglich gelagertes Bogenleitelement zugeordnet ist.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Bogenrotationsdruckmaschine zu schaffen, mit der mit verringertem Aufwand ein Bearbeitungszylinder von einer Kontaktstellung zum Bogenführungszylinder vertikal in eine von dem Bogenführungszylinder beabstandete Position verstellbar ist.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Bogenrotationsdruckmaschine mit den Merkmalen des 1. Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen ausgeführt.
Die Erfindung hat den Vorteil, dass durch die Spindelantriebe eine hochgenaue Positionierung der vertikal zu verstellenden oberen Gestellwänden gegenüber den unteren Gestellwänden erreichbar ist. Die aus den oberen Gestellwänden und mindestens einem darin gelagerten Zylinder bestehende Einheit kann in verschiedene Positionen verstellt werden.
Dadurch kann ein sicherer Bogenlauf im Bereich zwischen dem Bearbeitungszylinder und dem Druckzylinder bei abgestelltem Bearbeitungszylinder gewährleistet werden. Durch eine Entkopplung des Bearbeitungszylinders aus dem Antriebsräderzug der Bogenrotationsdruckmaschine sind parallele Wartungsarbeiten während des Maschinenlaufs möglich. So können die Hilfszeiten für den Wechsel der Lackform, der Rasterwalze sowie für das Waschen des Lackformzylinders wesentlich gesenkt werden.
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Wird der Bearbeitungszylinder durch Absenken der oberen Seitengestellwände wieder angestellt und damit wieder in den Räderzug integriert, ist eine Verriegelung der oberen Seitengestellwände mit den unteren Gestellwänden nicht mehr erforderlich. Durch Ausbildung von Gewindespindel und -mutter mit einem selbsthemmenden Trapezgewinde sind die oberen Gestellwände in abgestellter Position in einfacher Weise gegen unbeabsichtigtes Absinken gesichert und der Arbeitsschutz damit gewährleistet.
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Im Folgenden soll die Erfindung beispielhaft erläutert werden. Das Ausführungsbeispiel zeigt die Erfindung an Hand eines als Druckzylinder ausgeführten Bogenführungszylinders, an dem ein als Lackformzylinder ausgeführter Bearbeitungszylinder angestellt ist. Die dazugehörigen Zeichnungen stellen dabei dar:
- 1: Darstellung der Erfindung an Hand einer angestellten als Lackwerk ausgebildeten Einheit
- 2: Darstellung nach 1 mit abgestellter Einheit
- 3: detaillierte Darstellung der Einrichtung zur Verstellung der oberen Seitengestellwände
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In 1 ist eine bogenverarbeitende Druckmaschine ausschnittsweise dargestellt. Bei der Druckmaschine handelt es sich um eine Bogenrotationsdruckmaschine mit mehreren Offsetdruckwerken, die nicht näher dargestellt sind. Der Ausschnitt zeigt schematisch ein Lackwerk, welches den Offsetdruckwerken in Bogentransportrichtung nachgeordnet ist. Das Lackwerk ist in seiner Grundfiguration einem Druckwerk gleich. Details zum Aufbau eines derartigen Lackwerkes gehen aus der 1 hervor. Aus der 1 sind die der Bogenführung dienenden Zylinder, also eine Übergabetrommel 2 und ein Druckzylinder 1 zu erkennen. Dem Druckzylinder 1 ist ein Lackformzylinder 3 zugeordnet. Auf der Oberfläche des Lackformzylinders 3 ist eine nicht dargestellte Lackplatte angeordnet, die durch eine Rasterwalze 4 mit angestellter Kammerrakel 5 mit Lack versorgt wird. Dem Druckzylinder 1 ist weiterhin eine von diesem beabstandete Bogenleiteinrichtung 18 zugeordnet. Diese Bogenleiteinrichtung 18 ist um den Mittelpunkt des Druckzylinders 1 schwenkbar und kann in Richtung Druckspalt verlagert werden.
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Das Lackwerk besitzt zwei Seitengestellwände. Jeder Seitengestellwand ist über eine horizontale Trennlinie in eine obere Seitengestellwand 6 und in eine ortsfeste untere Seitengestellwand 7 geteilt ausgeführt. In den beiden unteren Seitengestellwänden 7 sind der Druckzylinder 1 und die Übergabetrommeln 2 angeordnet.
In den beiden oberen Seitengestellwänden 6 sind der Lackformzylinder 3, die Rasterwalze 4 und die Kammerrakel 5 angeordnet und bilden zusammen die verstellbare Einheit 8.
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Im Ausführungsbeispiel ist auf beiden unteren Seitengestellwänden 7 jeweils eine fest mit diesen verschraubten Zwischenplatte 14 angeordnet. Die oberen Seitengestellwände 6 sind über vier Gewindespindeln 9, zwei auf jeder Gestellseite, mit den ortsfesten unteren Seitengestellwänden 7 über die Zwischenplatten 14 verbunden. Dabei ist die Verbindung der Gewindespindeln 9 mit den Zwischenplatten 14 verdrehfest gestaltet. Auf den Gewindespindeln 9 ist jeweils eine Spindelmutter 10 drehbeweglich angeordnet, die nicht verschieblich mit der oberen Seitengestellwänden 6 verbunden sind. Den Spindelmuttern 10 ist ein elektromotorischer Antrieb 11 zugeordnet. Über Getriebe - im Ausführungsbeispiel über die Antriebskette 12 eines Kettengetriebes - wird der Antrieb synchron auf die Spindelmuttern 10 übertragen. Denkbar ist auch, jeder Spindelmutter 10 einen eigenen Antrieb 11 zuzuordnen. Die Antriebe 11 sind mit einer Steuereinheit verbunden.
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Im Ausführungsbeispiel ist ein bevorzugtes Konzept zur Verstellung der Einheit 8 dargestellt. Bei einem anderen Konzept sind die Spindelmuttern 10 verdrehfest mit den oberen Seitengestellwänden 6 verbunden, wobei in diesem Fall die drehbeweglich ausgeführten Gewindespindeln 9 angetrieben werden. Durch die Bewegung der Gewindespindeln 9 werden die verdrehfest angeordneten Spindelmuttern 10 linear bewegt und damit die oberen Seitengestellwände 6 verstellt.
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1 zeigt das Lackwerk in der ersten Stellung, bei der der Lackformzylinder 3 aktiv mit dem Druckzylinder 1 in Kontakt ist. In dieser Stellung sitzen die oberen Seitengestellwände 6 auf der Zwischenplatte 14 auf. Der Lackformzylinder 3 ist in den Räderzug der Bogenrotationsdruckmaschine integriert.
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2 zeigt das Lackwerk in der zweiten Stellung, bei der Lackformzylinder 3 mit dem Druckzylinder 1 außer Kontakt ist. Dies erfolgt durch vertikales Anheben der oberen Seitengestellwände 6 infolge Drehbewegung der Spindelmuttern 10. Der Verfahrweg der oberen Seitengestellwände 6 beträgt dabei etwa 80 bis 100mm. Die Seitengestellwände 6 werden dabei über Führungen 15 geführt.
Zwischen dem Druckzylinder 1 und dem Lackformzylinder 3 ist in dem nun vergrößerten Druckspalt die Bogenleiteinrichtung 18 eingeschwenkt.
Natürlich sind auch Stellungen zwischen den beschriebenen beiden Stellungen möglich.
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In der 3 ist die Einrichtung zur Verstellung der oberen Seitengestellwände 6 detailliert dargestellt. Die drehbare Spindelmutter 10 steht mit der drehfesten Gewindespindel 9 im Eingriff. Das Gewinde ist vorzugsweise als selbsthemmendes Trapezgewinde ausgebildet. Die Spindelmutter 10 ist beidseitig über Axiallager 16 sowie ein vorgespanntes Paket von Tellerfedern 17 mit der oberen Seitengestellwand 6 verbunden.
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Durch die Axiallager 16 soll Reibung und Verschleiß minimiert werden. Das Paket von Tellerfedern 17 bewirkt, dass im aktiven Zustand des Lackwerkes die oberen Seitengestellwände 6 mit den unteren Seitengestellwänden 7 verspannt und eventuelle Verstelltoleranzen ausgeglichen werden.
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Zur Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Einrichtung:
- In der ersten Stellung ist der Lackformzylinder 3 am Druckzylinder 1 angepresst.
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Zwischen dem Lackformzylinder 3 und dem Druckzylinder 1 wird ein Druckspalt gebildet. Die Rasterwalze 4 belegt den Lackformzylinder 3 mit Lack und dieser überträgt den Lack auf den Bedruckstoff.
Wird das Lackwerk nicht benötigt, so wird ein Antrieb auf die vier Spindelmuttern 10 eingeleitet und die Einheit 8 synchron angehoben und in die zweite Stellung verbracht. Dabei bildet sich zwischen dem Lackformzylinder 3 und dem Druckzylinder 1 ein vergrößerter Druckspalt. In diesen Druckspalt wird die Bogenleiteinrichtung 18 eingefahren. Dies geschieht, um insbesondere die Berührung der Hinterkante bei steifen Bedruckstoffen mit dem Lackformzylinder 3 zu verhindern.
Das Antriebsrad des Lackformzylinders 3 ist in dieser Stellung vom Antriebsräderzug gelöst. Das Antriebsrad kann nun mit einem Hilfsantrieb 13 angetrieben werden. Dadurch wird es möglich, Wartungsarbeiten am Lackformzylinder 3, wie das Reinigen der Lackform oder das Waschen des Lackformzylinders 3, durchzuführen.
Die Einheit 8 wird durch das selbsthemmende Trapezgewinde von Gewindespindel 9 und Spindelmutter 10 in jeder Stellung sicher gehalten.
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Die Erfindung ist nicht auf das oben beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. Statt eines Lackformzylinders 3, können auch andere Bearbeitungszylinder, wie z.B. Nummerier- oder Perforierzylinder erfindungsgemäß abgestellt werden. Zusammen mit der Zwischenplatte 14 bildet die Einheit 8 mit Lackformzylinder 3, Rasterwalze 4 und Kammerrakel 5 ein Lackmodul. Dieses Modul kann wahlweise gegen ein anderes Modul (z.B. Perforiermodul) ausgetauscht werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Druckzylinder
- 2
- Übergabetrommel
- 3
- Lackformzylinder
- 4
- Rasterwalze
- 5
- Kammerrakel
- 6
- Obere Seitengestellwand
- 7
- Untere Seitengestellwand
- 8
- Einheit
- 9
- Gewindespindel
- 10
- Spindelmutter
- 11
- Antrieb
- 12
- Antriebskette
- 13
- Hilfsantrieb
- 14
- Zwischenplatte
- 15
- Führung
- 16
- Axiallager
- 17
- Tellerfeder
- 18
- Bogenleiteinrichtung