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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Herstellung der Harnkontinenz
bei eingeschränkter Wirkung der weiblichen Blasenschließmuskel,
gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Harninkontinenz
beschreibt das mehr oder weniger ausgeprägte Unvermögen,
Urin willentlich in der Blase zurückzuhalten. Die Ursache
für Harninkontinenz kann eine Störung in den beteiligten
Funktionsbereichen sein – im koordinierenden Nervensystem,
der Blasenmuskulatur und dem Verschlusssystem der Blase. Allein
in Deutschland leiden darunter sechs bis acht Millionen Männer
und Frauen.
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Diese
Form der eingeschränkten Körperbeherrschung kann
unter Umständen auf Grund der durch die Inkontinenz bedingten
Einschränkungen der Lebensgestaltung zu psychologischen
Problemen führen.
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Bei
einer Stressinkontinenz löst der erhöhte Bauchinnendruck
durch Belastung oder Pressen aus den verschiedensten Gründen
(Heben, Tragen, Treppensteigen, Lachen, Husten, Niesen) den Harnverlust
aus.
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Die
Ursachen für eine Stressinkontinenz bei Frauen sind meist
ein ungenügender Verschluss der Harnblase, z. B. durch
das Absinken der Blase in Folge einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur (Gebärmuttersenkung),
Entbindungen oder Bindegewebeschwäche. Therapeutisch stehen
bei der weiblichen Stressinkontinenz in leichten Fällen
konservative, in den schwereren Fällen eine Reihe von operativen
Methoden zur Auswahl.
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Eine
weitere Möglichkeit den unwillentlichen Harnabgang zu verhindern,
besteht in der Verwendung eines sog. Harnröhrenstöpsels.
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Die
Lehre nach
DE 196
46 874 A1 offenbart einen derartigen Harnröhrenverschluss,
der erfindungsgemäß aus einem stabförmigen
Körper und aus einer Platte gebildet wird und aus einem
weichen, biegsamen Kunststoffmaterial gefertigt ist. Der in die
Harnröhre eingeführte stabförmige Körper
verschließt dabei die gesamte axiale Länge der
Harnröhre. Die in einer Randzone verjüngte Platte
ist derart ausgebildet, dass sie flüssigkeitsdicht an der
Vulva anliegt und somit zusätzlich das unbeabsichtigte Austreten
von Urin aus der Harnröhre verhindert. Der stabförmige
Körper weist ein Lumen auf, in das ein Stabilisator, der
aus einem formstabileren Material als der stabförmige Körper
hergestellt ist, eingeführt werden kann. Mit dem Stabilisator
kann der stabförmige Körper versteift werden und
somit richtungsstabiler in die Harnröhre eingeführt
werden.
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Aus
der
US 5 486 976 A ist
ein mechanisch zu betätigender Harnröhrenstöpsel
bekannt, der aus einem Gehäuse und einem damit zusammenwirkenden
Führungsstab besteht, durch dessen Betätigung das
Gehäuse ausgeklappt werden kann. Im ausgeklappten Zustand
bildet das Gehäuse eine Rückhaltestruktur, die
in der Blase des Patienten verankert ist und folglich ein Herausrutschen
der gesamten Vorrichtung verhindert.
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Die
entscheidenden Nachteile bei den Vorrichtungen nach
DE 196 46 874 und
US 5 486 976 A liegen im
vollständigen Verschluss der Harnröhre. Zum Urinieren
müssen diese Vorrichtungen daher jedes Mal aus der Harnröhre
entfernt werden. Auch bei Beachtung aller hygienischen Vorschriften
erhöht dies erheblich die Gefahr einer auftretenden Harnwegsinfektion.
Zudem wird die Harnröhre bei jedem Einführ- bzw.
Ausführvorgang gereizt und führt unter Umständen
zu einer zusätzlichen Erweiterung der Harnröhre
und Erschlaffung der Blasenschließmuskel.
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In
der
DE 601 25 021
T2 wird eine Inkontinenzpräventionsvorrichtung
mit einem distalen und einen proximalen Ende beschrieben, die einen Schaft
mit einem Lumen und eine Rückhaltestruktur umfasst. Der
Schaft ist dabei zur Aufnahme eines Führungsstabes ausgebildet
und eine geschlossene Schleife, die nicht konzentrisch um eine Längsachse des
Schafts angeordnet ist, bildet die Rückhaltestruktur, welche
die Inkontinenzpräventionsvorrichtung im Blasenhals hält.
Das Abfließen des Urins erfolgt über das im Schaft
befindliche Lumen. Die Vorrichtung muss daher zum Urinieren nicht
aus der Harnröhre entfernt werden, begünstigt
jedoch die bereits beschriebene zusätzliche Erschlaffung
der Blasenschließmuskel.
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Alle
genannten Vorrichtungen unterbinden die willentliche Miktion.
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Gemäß der
Vorrichtung zur Vermeidung von unabsichtlichem Harnlassen nach
DE 38 72 243 T2 kann
einer derartigen Erschlaffung durch das Anbringen von „Knöpfen” an
einen in die Harnröhre einzubringenden Schaft entgegengewirkt
werden. Der Schaft ist an einer dünnen Querklappe angebracht, die
am Köperäußeren anliegt. Die Klappe dient
zum einen als Ausführhilfe der Vorrichtung und verhindert zum
anderen ein zu tiefes Einführen des Schafts in die Harnröhre.
Die erfindungsgemäßen „Knöpfe” sind vorzugsweise
innerhalb der stärksten Abschnitte der Harnröhrenmuskel
angeordnet, wodurch der Schließmuskeldruck der Harnröhre
ansteigt. Zudem wirken die „Knöpfe” stimulierend
auf die Harnröhrenmuskel, wodurch eine zunehmende Stärkung
der Muskel hervorgerufen wird. Nachteilig bei der aufgezeigten Vorrichtung
ist jedoch die Notwendigkeit des Entfernens der Vorrichtung bei
willentlicher Miktion der Harnröhre und den damit verbundenen
Risiken von Infektionen und Entzündungen.
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Aus
dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, eine weiterentwickelte
Vorrichtung zur Herstellung der Harnkontinenz bei eingeschränkter Wirkung
der weiblichen Blasenschließmuskel anzugeben, die ein dauerhaftes
Belassen der Vorrichtung in der Harnröhre, bei einfacher
Handhabung ermöglicht. Außerdem soll auch bei
eingesetzter Vorrichtung eine willentliche Miktion möglich
sein und bei Verwendung der Vorrichtung eine Stärkung der
Blasenschließmuskel erfolgen.
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Die
Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt durch die Vorrichtung
zur Herstellung der Harnkontinenz gemäß Oberbegriff
des Patentanspruchs 1, wobei die Unteransprüche mindestens
zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen
darstellen.
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Erfindungsgemäß weist
die Vorrichtung zur Herstellung der Harnkontinenz bei eingeschränkter Wirkung
der weiblichen Blasenschließmuskel einen Blasenanker, einen
Urethrastab und eine Rückhaltevorrichtung auf, wobei der
Urethrastab derartig geformt ist, dass ein dauerhafter Verbleib
der Vorrichtung in der weiblichen Harnröhre ermöglicht
wird und zusätzlich der Musculus sphincter externus und/oder der
Musculus sphincter urethrae internus gestärkt wird.
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Zweckmäßigerweise
ist der Urethrastab aus einem durchgängigen, stabförmigen
Element gebildet, das bzgl. der Länge und des Durchmesers
an die anatomischen Verhältnisse der Patienten angepasst ist,
wobei der Urethrastab die Harnröhre nicht vollständig
ausfüllt, sodass die Vorrichtung während der Miktion
in der Harnröhre belassen werden kann.
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Die
Harnröhre einer erwachsenen Frau ist im Regelfall zwischen
2,5 bis 5 cm lang. Folglich entspricht dies der Länge des
zu formenden Urethrastabs. Aufgrund der unterschiedlichen anatomischen
Verhältnisse der Patientinnen ist es zweckmäßig
bei der Anpassung der Vorrichtung durch einen Arzt oder der Beschaffung
des erfindungsgemäßen medizinischen Hilfsmittels
auf bzgl. der Länge und des Durchmessers des Urethrastabs
variierende Ausführungsformen der Vorrichtung zurückgreifen
zu können, um jeder Patientin einen optimalen Tragekomfort
verbunden mit der gezielten therapeutischen Wirkung des Harnröhrenstöpsels
bieten zu können.
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Der
Durchmesser des Urethrastabs wird derart gewählt, dass
der Stab das Lumen der Harnröhre derartig reduziert, dass
auch eine verminderte Kraftentfaltung der Blasenschließmuskel
einen sicheren Verschluss der Harnröhre gewährleistet,
wobei das willentliche Urinieren mit eingesetzter Vorrichtung möglich
bleibt. Der Urin fließt dann seitlich des Urethrastabs
ab.
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Vorzugsweise
weist der Urethrastab der Vorrichtung zum Zwecke der eingangs erwähnten
Stärkung der Blasenschließmuskel, im Bereich des
Musculus sphincter urethrae externus und/oder des Musculus sphincter
urethrae interns Formgestaltungen zur gezielten Stimulation der
Muskel auf.
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Diese
Formgestaltung kann beispielsweise in Form mehrere kleiner Noppen,
einer durchgehenden Verdickung/Aussparung des Urethrastabs im Bereich
der betroffenen Muskeln oder mehrere ringförmiger Erhebungen
gestaltet sein.
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Um
ein Herausgleiten der eingeführten Vorrichtung aus der
Harnröhre zu verhindern ist am proximalen Ende des Urethrastabs
ein Blasenanker ausgebildet, der vollständig in der Harnblase
liegt.
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Der
Blasenanker wird durch ein zunächst stabförmig
geformtes Element gebildet, das durch die Harnröhre in
die Blase eingeführt werden kann und sich dort zu einer
Schlaufe oder einem Bogen entfaltet, welche(r) ein Herausgleiten
der Vorrichtung verhindert.
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Durch
die geradlinige Anordnung der Vorrichtung kann die Patientin nach
mehrmaligem Üben die Vorrichtung problemlos selbst in die
Harnröhre einführen. Die Hilfe eines Arztes oder
Pflegepersonals wird hierzu nicht benötigt.
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Ist
die Vorrichtung vollständig in die Harnröhre eingeführt,
nimmt der Blasenanker aufgrund seines elastischen Materials, seine
ursprüngliche Form wieder ein und verhindert während
der folgenden Tragezeit ein Herausgleiten der Vorrichtung aus der Blase.
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Um
zugleich ein vollständiges Hineingleiten des Urethrastabs
in die Harnröhre zu verhindern, ist am distalen Ende des
Urethrastabs in einer bevorzugten Ausführungsform eine
Rückhaltevorrichtung angebracht.
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Diese
ist grundsätzlich aus einem elastischen Element gebildet,
welches am körperäußeren Ende der Harnröhre
anliegt. Die Rückhaltevorrichtung kann dabei eine Form
aufweisen, die mechanisch durch Verdickungen und/oder Anwinkelungen ein
Hineingleiten der Vorrichtung in die Harnblase sicher verhindert.
Eine anatomisch angepasste Ausgestaltung erhöht dabei den
Tragekomfort. Zweckmäßigerweise weist die Rückhaltevorrichtung
ein Loch zur Aufnahme einer Ausführhilfe auf. Das Anbringen
eines Bandes, wie es bereits bei der Verwendung von Tampons bekannt
ist, erleichtert der Patientin das Entfernen der erfindungsgemäßen
Vorrichtung. Es sind jedoch auch andere Ausführhilfen z.
B. in Form von Haken denkbar.
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Um
eine dauerhaften Verbleib der Vorrichtung in der Harnröhre
bzw. Blase zu ermöglichen, ist die Vorrichtung zweckmäßigerweise
aus biokompatiblem Material wie beispielsweise Silikongummi, Polyurethan,
Polyethylen, Polyimid oder Materialkombinationen daraus geformt.
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Zudem
kann die Vorrichtung mit einem desinfizierenden Material beschichtet
sein, um eventuelle Infektionen zu verhindern. Die Vorrichtung ist
zwar zum dauerhaften Verbleib in der Harnröhre bzw. Blase
geformt, ein regelmäßiger Austausch der Vorrichtung
aus hygienischen Gründen ist jedoch empfehlenswert. Da
die Vorrichtung aus relativ günstigen Materialen besteht
und einfach geformt ist, sodass die Produktion derselbigen ebenfalls
kostengünstig erfolgen kann, ist ein regelmäßiger
Austausch des medizinischen Hilfsmittels mit keinem hohen finanziellen
Aufwand verbunden.
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Bei
Bedarf ist die Oberfläche der Vorrichtung vorzugsweise
mit Medikamenten (z. B. Antibiotikum) oder Gleitmitteln beschichtet.
Eine Beschichtung der Vorrichtung mit gleitfähigem Material
wie z. B. Hydrogel erleichtert die Einführung des Urethrastabs
und dem Blasenanker und führt zu geringeren Reizungen der
Schleimhäute.
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Da
auch viele männliche Patienten an Stressinkontinenz leiden,
ist es durchaus denkbar, dass die soeben beschriebene Vorrichtung,
zwar in geometrisch geänderter Form, jedoch mit gleichem
Aufbau (Urethrastab, Blasenanker, Rückhaltevorrichtung)
und gleicher Wirkungsweise (Stimulation der Blasenmuskel durch entsprechende
Formgestaltung des Urethrastabs im Bereich der Blasenmuskel) auch Anwendung
bei männlichen Patienten finden kann.
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Die
Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels
sowie unter Zuhilfenahme von Figuren näher erläutert
werden.
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Hierbei
zeigen:
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1 eine
Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
in die Harnröhre eingeführt und
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2 eine
Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
von schräg oben.
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Wie
in den 1 und 2 dargestellt, besteht die Vorrichtung
zur Herstellung der Harnkontinenz bei eingeschränkter Wirkung
der weiblichen Blasenschließmuskel aus den drei Elementen
Blasenanker 1, Urethrastab 2 und Rückhaltevorrichtung 3,
wobei der Blasenanker 1 am proximalen Ende des Urethrastabs 2 und
die Rückhaltevorrichtung 3 am distalen Ende des
Urethrastabs 2 ausgebildet sind.
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Der
Blasenanker 1 wird durch eine federelastische Schlaufe
gebildet und kann zum Einführen in die Harnröhre
stabförmig zusammengedrückt werden. Hat der Blasenanker
die Blase 7 erreicht, nimmt die zusammengedrückte
Schlaufe ihre ursprüngliche Gestalt an und verhindert ein
Herausgleiten der Vorrichtung aus der Blase 7 und folglich
aus der Harnröhre 8.
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Der
Urethrastab 2 ist bzgl. des Durchmessers und der Länge
an die individuelle Anatomie der jeweiligen Patienten angepasst,
wobei die weibliche Harnröhre im Regelfall zwischen 2,5
cm und 5 cm lang ist. Am Urethrastab 2 befinden sich Formgestaltungen 4 im
Bereich der Blasenschließmuskel. Diese Formgestaltungen
können beispielsweise in Form mehrere kleiner Noppen, einer
durchgehenden Verdickung/Aussparung des Urethrastabs im Bereich der
betroffenen Muskel oder mehrere ringförmiger Erhebungen
gestaltet sein. Eine Stimulierung und damit verbundene Stärkung
der Blasenschließmuskel ist die Folge.
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Die
Rückhaltevorrichtung 3 am distalen Ende des Urethrastabs 2 ist
aus einem plattenförmigen, elastischen Element gebildete,
welches am körperäußerem Ende der Harnröhre
anliegt.
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Die
Vorrichtung 3 verhindert zum einen das vollständige
Hineingleiten des Urethrastabs 2 in die Blase 7.
Zum anderen dient ein in die Rückhaltevorrichtung 3 eingebrachtes
Loch 5 zur Aufnahme einer Ausführhilfe 6 zur
leichteren Entnahme der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Im
dargelegten Fall ist die Ausführhilfe 6 in Form
eines Bandes gestaltet. Es sind jedoch auch andere Mittel denkbar.
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Beim
Ausführvorgang wird der Blasenanker 1 bzw. die
federelastische Schlaufe nach Anlegen einer distal wirkenden Zugkraft
wiederum stabförmige zusammengedrückt, sodass
der Blasenanker 1 aus der Blase 7 gleiten kann.
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Vorzugsweise
ist die erfindungsgemäße Vorrichtung mit einem
Gleitmittel beschichtet, um den Aus- und Einführvorgang
zu erleichtern. Auch eine Beschichtung mit Medikamenten oder desinfizierenden
Mitteln kann jederzeit vorgenommen werden.
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- 1
- Blasenanker
- 2
- Urethrastab
- 3
- Rückhaltevorrichtung
- 4
- Formgestaltung
im Bereich der Blasenschließmuskel
- 5
- Loch
zur Aufnahme einer Ausführhilfe
- 6
- Ausführhilfe
- 7
- Blase
- 8
- Harnröhre
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 19646874
A1 [0007]
- - US 5486976 A [0008, 0009]
- - DE 19646874 [0009]
- - DE 60125021 T2 [0010]
- - DE 3872243 T2 [0012]