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Die vorliegende Erfindung betrifft eine motorisch angetriebene Vorrichtung für Schubladen von Möbeln und Behältern, die nach einer von Hand ausgeführten Hubbewegung in Einschubrichtung auf die Frontblende der Schublade diese durch Motorkraft ausfährt. Somit ist ein Öffnen der Schublade ohne Griff möglich. Derartige Vorrichtungen sind bereits z.B. aus der
GB 2 398 732 A bekannt und werden in unterschiedlicher Ausgestaltung im Möbelbau eingesetzt. Bei bekannten Vorrichtungen wird die Ausschubbewegung durch einen motorischen Antrieb eingeleitet, der hinter den Schubladen positioniert ist und einen schwenkbaren Hebel aufweist, der um 90 Grad um eine senkrechte Achse schwenkt und dabei mit seinem Ende die Schublade in Öffnungsrichtung vor sich her schiebt.
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So weisen diese gattungsgemäßen Antriebssysteme den Nachteil auf, dass die Antriebseinheit mit Antriebsmotor und Ausschubmechanismus hinter der Schublade an einer separaten, senkrechten Traverse innerhalb des Schrankes angebracht werden und der dafür notwendige Platzbedarf sehr hoch ist und dadurch das Stauvolumen der Schubkasten verringert wird oder es ganz verhindert wird, dass ein Antriebssystem montiert werden kann. Bei breiteren Schubladen werden auch zwei Traverse mit je einem Antrieb für jede Schublade eingesetzt, dadurch sind verschiedene elektrische Leitungen zur Stromversorgung und Steuerung der einzelnen Antriebe notwendig und diese werden üblicherweise innerhalb des Schrankinnenraumes als Wurfleitung verlegt, was einen sehr hohen manuellen Montageaufwand bedeutet und eine optische Beeinträchtigung im Schrankinnenraum darstellt. Herumhängende Kabel können insbesondere während dem Transport des Schrankes beschädigt werden. Außerdem ist die Beschädigungsgefahr der Leitungen durch die sich bewegenden Schubläden sehr groß. Des öfteren werden Schubladen in unterschiedlicher Tiefe in einem Schrank eingebaut oder weisen bauartbedingt unterschiedliche Längen auf, was dazu führt, dass die Antriebseinheiten, welche auf einer gemeinsamen Montagetraverse montiert und daher nur auf einer einheitlichen Tiefenposition angebracht werden können, einen unterschiedlichen relativen Abstand zur Schubladenrückwand aufweisen und daher nicht alle Schübe in einem Schrank bedienen können. Weiter ist bei breiten Schubladen ein sicheres Auslösen nicht gewährleistet. Durch die systembedingt ungenügende Seitenstabilität des Schubes entsteht bei nicht mittig auf der Frontblende aufgebrachten Auslösehubbewegung eine Drehbewegung des Schubladens um eine vertikale Drehachse um die Anlagefläche des Ausfahrhebels herum. Dadurch wird keine sichere und eindeutige Hubbewegung auf den Ausfahrmechanismus übertragen und somit kein Ausfahrvorgang gestartet.
Bei diesen bekannten Antriebssystemen besteht der optische Mangel, dass die Nullposition der Schubblende durch einen gesondert in der Front zu montierenden Anschlagdämpfer mit Federelement eingestellt wird, welcher die Hubbewegung aus der Nullposition heraus über den Widerstand des Federelements in Einschubrichtung des Schubladen zum Auslösen des Ausschubmechanismus ermöglicht. Dieser Anschlagdämpfer steht weit über die Innenfläche der Schubblende hinaus und birgt die Gefahr, dass er durch beschädigt wird. Als weiteren Nachteil bei der Montage von mehreren Antriebssystemen an einer Traverse ist die Verformung der Traverse bei der Ausfahrbewegung eines Antriebs zu erkennen. Die Verformung der Traverse fuhrt dazu, dass die weiteren an der Traverse montierten Antriebseinheiten eine Bewegung relativ zu der Schublade machen, die dazu fuhren kann, dass diese Bewegung als Auslösebewegung interpretiert wird und weitere Antriebseinheiten den Ausfahrvorgang starten.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Platzbedarf für den Antrieb hinter dem Schubladen zu reduzieren, die sichere Erkennung der Hubbewegung zum Auslösen bei Druck in Einschubrichtung des Schubladens auf die Frontblende zu gewährleisten und die Verformung der Traverse zu vermeiden sowie die Verkabelung aus dem Innenraum des Schrankes heraus zu nehmen. Des weiteren wird das Erscheinungsbild durch die erfindungsgemäße Ausführung des Systems stark verbessert und es kann die Montage des zusätzlichen Anschlagelements an der Frontblende entfallen. Das erfindungsgemäße Antriebselement gewährleistet das gewohnte Schließen des Schubes durch Anschieben des geöffneten Schubes und anschließendem, selbstständigen Einlaufen in den Korpus und den Komfortmerkmalen des Selbsteinzugs und der Dämpfung..
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird dadurch gelöst, dass das Antriebssystem (1) in die Seitenwand des Schrankes (2) eingefräst wird und die Ausschubbewegung mittels einer linearen Bewegung durch den Mitnehmer (3), welcher von hinten an der seitlichen Schubzarge (4) angreift, übertragen wird. Der mit einer Feder gestützte Mitnehmer hält die Schublade in der sogenannten Nullposition und ermöglicht die Hubbewegung zum Auslösen des Antriebs. Die Auslösehubbewegung auf die Frontblende wird direkt auf das Antriebselement übertragen und durch die Steuerung detektiert und als Befehl zum Ausfahren des Schubes erkannt und der Mechanismus zum Ausfahren des Schubes in Gang gesetzt. Dieser schiebt den Schubladen aus dem Korpus heraus, so dass der Schubladen hinter der Frontblende gefasst und händisch weiter geöffnet werden kann. Durch eine gesteuerte Geschwindigkeit und eine Kraftbegrenzung ist eine Verletzungsgefahr ausgeschlossen. Diese Kraftbegrenzung kann auf einfache Weise durch einen Federmechanismus realisiert werden, dessen Feder bei zu hoher Kraft am Antriebselement einen Kontakt schließt oder öffnet, der den Mechanismus und damit die Ausfahrbewegung stoppt und das Antriebselement in die Nullstellung zurückfahren lässt oder durch ein Rutschkupplung. Durch die Einzugsautomatik läuft der Schubladen bei Unterbrechung des Ausfahrvorgangs wieder in die geschlossene Position zurück.
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Weiter kann durch einen zusätzlichen, am Mitnehmer des Antriebselements integrierten und in der Tiefe justierbaren Anschlag (6) das Anbringen des Puffers an der Frontblende entfallen. Dieser Anschlag ist vorzugsweise aus einem elastischen Material ausgeführt und übernimmt die Aufgabe des Puffers an der Frontblende. Bei Auslegung der Antriebseinheit mit einer entsprechenden Steuerelektronik kann die exakte Nullstellung auch durch das Antriebselement übernommen werden. Der Vorteil dieser Auslegung ist, dass beim Auslösen des Schubladens mittels Hubbewegung nicht gegen den gefederten Puffer gedrückt werden muss und sich somit die händisch aufzubringende Kraft zum Auslösen vergrößert. Des weiteren arbeitet bei Einsatz einer Steuerungselektronik die Einzugsautomatik in Nullstellung nicht gegen den gefederten Puffer und verwässert damit die exakte Nullposition.
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Vorzugsweise werden bei breiteren Schubladen jeweils zwei Antriebseinheiten eingesetzt, wobei diese beiden Antriebseinheiten nur eine gemeinsame Steuerungselektronik aufweisen müssen und mittels eines Steuerkabels (7) in der Art miteinander verbunden sind, dass das Auslösesignal von der Antriebseinheit an die Steuerelektronik gemeldet wird, die das Signal zuerst detektiert. Die Antriebseinheit mit Steuerungselektronik bestromt ebenfalls über dieses Steuerkabel den Motor der Antriebseinheit ohne Steuerelektronik und ermöglicht damit, dass beide Antriebseinheiten die Ausfahrbewegung parallel einleiten. Dies ermöglicht für die einzelne Antriebseinheit eine niedrigere Leistung des Antriebs und somit eine leichtere und preiswertere Ausführung als bei den bekannten Antrieben. Ein Hauptvorteil der erfindungsgemäßen Ausführung liegt in der exakten Detektion der Hubbewegung zum Auslösen des Schubladens, auch wenn die Hubbewegung weit außermittig im rechten oder linken Bereich der Frontblende eingeleitet wird. Durch die exakte Detektion kann die Hubbewegung der Schubladen zum Auslösen des Antriebs stark begrenzt werden, da durch das übliche Spiel in der Auszugsführung des Schubladens keine Ausweichbewegung um die senkrechte Achse der Antriebseinheit herum entstehen kann, wie dies bei den bekannten Vorrichtungen üblich ist.
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Bei hohen Frontblenden ist bei den bekannten Lösungen eine sichere Auslösung mit kleinen Auslösehubbewegungen nicht gesichert. Besonders bei labilen Frontblenden in Verbindung mit schwer beladenen Schubladen liegt bei händisch ausgeübter Hubbewegung in Einschubrichtung des Schubladen der obere Bereich der Frontblende frühzeitig am Korpus an ohne dass ein Auslösesignal gegen den Widerstand der Feder, die den Schubladen in Nullstellung hält, an die Antriebseinheit übertragen werden konnte.
Durch zusätzlich Sensoren (8), die bei hohen Frontblenden vorzugsweise im oberen Bereich des Schubladenvorderstücks rechts und links am Korpus angebracht sind und den Auslösehub detektieren und an die Steuerelektronik melden, wird die Funktionssicherheit und damit das exakte Auslösen der Ausfahrbewegung auch bei hohen Frontblenden gewährleistet. Die Steuerelektronik verarbeitet das Signal der separaten Sensoren genauso wie das Auslösesignal der Antriebseinheit selbst und leitet entsprechend die Ausfahrbewegung der Antriebseinheiten recht und links ein. Vorzugsweise werden diese Sensoren von vorne in der Korpusseite eingebohrt.
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Des weiteren erfolgt die Ausfahrbewegung des Schubes durch die parallele Linearbewegung der beiden Antriebselemente sehr exakt und gleichmäßig, unabhängig von der Beladung des Schubladens. Zusätzlich ist durch das Einfräsen des Antriebselementes in die Korpusseite eine sehr gute Geräuschdämmung gewährleistet.
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Die Verkabelung der Antriebseinheiten erfolgt mittels vorkonfektionierten Einheitskabelbäumen, die an den Kontaktstellen zu den Antriebseinheiten Steckerverbinder (9) aufweisen, die in Länge und Durchmesser so ausgelegt sind, dass sie von der Hinterseite des Korpus durch eine Bohrung in der Schmalfläche der Korpusseite in die Antriebseinheit gesteckt werden können. Dies ermöglicht, dass innerhalb des Schrankinnenraumes keine Kabel sichtbar verlegt werden müssen und eine sehr umständliche Verkabelung im Innenraum des Korpus durch einen Fachmann vermeidet. Die Kabelbäume mit ihren Steckverbindern sind so vorbereitet, dass sie jeweils mehrere Antriebseinheiten und eine Stromversorgung miteinander verbinden können und beinhalten zusätzlich die Steuerlitze für die paarig installierten Antriebseinheiten sowie sie Anschlussmöglichkeit zusätzlicher Sensoren zum detektieren des Auslösesignals bei hohen Frontblenden und gewährleisten somit eine einfache und fachgerechte Installation auch durch einen Laien.
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Figurenliste
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Ein stark schematisch dargestelltes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den - dargestellt und unter Angabe der Positionsnummern näher beschrieben
- zeigt einen Horizontalschnitt durch die Seite eines Möbelkorpus und die erfindingsgemäße Vorrichtung mit Schubzarge (4), Antriebseinheit (1) und Steckverbindung (9) in eingefahrenem Zustand.
- zeigt in einer perspektivischen Ansicht die in die Korpusseite eingelassene Antriebsvorrichtung (1) mit Führunsschiene der Schubladenführung (11).
- . zeigt in einer perspektivischen Ansicht den Möbelkorpus ohne Frontblenden und die Position der Sensoren (8)
- . zeigt einen Horizontalschnitt durch einen Möbelkorpus mit der Anordnung der Antriebseinheiten (1) und Kabelfiihrung (7) und Schubladen (12) in eingefahrenem Zustand.
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Bezugszeichenliste
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- 1.
- Antriebseinheit
- 2.
- Korpusseite
- 3.
- Mitnehmer
- 4.
- Schubzarge rechts
- 5.
- Ausfahrrichtung
- 6.
- Verstellbarer Anschlag
- 7.
- Steuerkabel
- 8.
- Zusätzliche Sensoren oben
- 9.
- Stecker
- 10.
- Rückwand
- 11.
- Schubladenführungsschiene
- 12.
- Schubladen