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Die
Erfindung betrifft einen perfundierbaren Bioreaktor zur Herstellung
von menschlichen oder tierischen Geweben, wobei deren Herstellung
auf einem im Innenraum kultivierten Konstrukt basiert, der Innenraum
von einer Hülle
umschlossen ist und zumindest einen Einlass und einen Auslass für ein flüssiges Nähr-Medium
besitzt, der Einlass mit einer Einheit zur Erzeugung eines Perfusionsdruck
des Nähr-Medium
verbindbar ist.
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Dieses
herzustellende Gewebe benötigt
in Abhängigkeit
des jeweiligen Einsatzes, insbesondere als Gewebeersatz eine individuelle
Form, d. h. eine definierte räumliche
Konfiguration. Dieser Gewebeersatz dient insbesondere zur klinisch-therapeutischen
Anwendung.
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Für die in
vitro Herstellung von Geweben oder Gewebeäquivalenten wurden bis heute
verschiedenste Typen von perfundierbaren Bioreaktoren entwickelt.
Allerdings konzentrierte man sich bisher hauptsächlich auf die Herstellung
von Bioreaktoren mit starren Wandungen, deren Form nicht an das
zu züchtende
Gewebe angepasst ist.
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Für das Engineering
von Weichgeweben, insbesondere Fettgewebe für die Oberflächenkonturierung
oder zum Defektausgleich, aber auch für Knochen, der an konturwirksamen
Lokalisationen verwendet wird, ist es wünschenswert, gezielt eine spezifische
Form zu erzielen.
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Die
Präformierung
und Festlegung der äußeren Form
eines mittels Tissue Engineering hergestellten Gewebekonstrukts
wird in bisherigen Ansätzen
in der Regel über
die Form eines Gerüsts
(„Scaffold”) angestrebt,
auf dem die Zellen anwachsen und sich vermehren. Die äußere Form
des Gerüsts
bildet die Leitschiene bilden, in der sich das artifizielle Gewebe mit
einer spezifischen Differenzierung ausbildet.
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Es
wäre aber
ein idealer Ansatz, gerüstfrei oder
mit rasch resorbierbaren Gerüstmaterialien arbeiten
zu können.
Gleichzeitig muss dann aber die äußere Form
vorgegeben sein und Idealerweise den individuellen Defekt wiedergeben,
in den das Konstrukt später
passen soll.
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Insbesondere
gilt dies für
Gewebekonstrukte, die z. B. Defekte im subkutanen Fettgewebe oberflächennah
und hier insbesondere im Gesichtsbereich ausgleichen sollen. Hierbei
ist es von besonderer Bedeutung, dass das Gewebekonstrukt nach Implantation
den Defekt möglichst
genau ausfüllt,
um das gewünschte ästhetische
Ergebnis zu erreichen.
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Ein
weiterer Punkt ist schließlich
die Durchströmung
(Perfusion) eines solchen Gewebes oder Gewebeäquivalents. Nachteil herkömmlicher
Perfusionsmethoden ist, dass es sich meist nur um eine Umströmung des
im Mediumstrom liegenden Gerüsts
handelt und dass so die zentralen Bereiche des Gerüstes oder
Gewebes nur schwer von der Mediumperfusion erreicht werden.
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Schon
bei geringen Gewebevolumina ist es zudem wichtig, ein Gefäßsystem
oder ein entsprechendes Äquivalent
zu implementieren, da für
Distanzen von mehr als etwa 100–300 μm bis zur
nächsten
Blutkapillare die Diffusion zur Ernährung nicht mehr ausreicht.
Ein solches Gewebe benötigt
also auch eine eigene Blutgefäßversorgung,
die natürlicherweise
der Form des Implantats angepasst sein muss. Auch deshalb ist es
wichtig, die Form schon bei der Herstellung des Gewebes zu berücksichtigen, damit
die Blutgefäßversorgung
gleich in der richtigen Dimensionierung angelegt wird und nicht
später durch
Formkorrekturen zerstört
wird.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, einen Biorektor bereit zu stellen, welcher
die Nachteile des Standes der Technik überwindet.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst.
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Erfindungswesentlich
ist, dass die innere Kontur des Innenraums in zumindest mehr als
50% der Oberfläche
der äußeren Kontur
des herzustellenden menschlichen oder tierischen Gewebes oder Gewebeäquivalents
entspricht.
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Im
Unterschied zu anderen Bioreaktoren füllt das Konstrukt (das Gewebe
oder Gewebeäquivalent, Gerüst, Gerüst mit Zellen)
den erfindungsgemäßen Bioreaktor
völlig
aus, die Versorgung erfolgt nicht primär durch Umspülung des
Konstrukts mit dem Medium, sondern primär durch Perfusion eines Hohlfaser- oder
Hohlleitungssystem, eines präformierten
oder wachsenden, künstlichen
Gefäßsystems,
eines porösen
Gerüsts
oder einer Kombination aus mindestens zweier dieser Verfahren.
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Diese
Präformierung,
d. h. definierte räumliche
Konfiguration, des zu implantierenden Gewebes (Gewebeimplantats),
welches die räumliche
Konfiguration des mit dem erfindungsgemäßen Bioreaktor hergestellten
Gewebes besitzt, hat den Vorteil, dass das hergestellte Gewebe exakt
in den zu versorgenden Defekt passt, so dass ein optimales funktionelles und ästhetisches
Ergebnis erreicht wird.
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Ein
weiterer Vorteil ist, dass durch die formgenaue Umhüllung eine
Perfusion des Gerüsts
unterstüzt
wird und eine einfache Umspülung
mit Medium vermieden wird.
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Die
Herstellung dieser Bioreaktoren kann in bekannter Art und Weise über CAD/CAM
Techniken aus dreidimensionalen Bilddatensätzen des zu versorgenden Defekts
oder durch Abformung von individuellen, formgenauen Defektmodellen
erfolgen, die mittels CAD/CAM Techniken hergestellt worden sind. Die
erfindungsgemäße Lösung beinhaltet
auch die individuelle, formgenaue Umhüllung (z. B. durch Beschichtung,
Tiefziehung) eines Gerüsts
(scaffolds, das ebenfalls z. B. über
Bildgebung und CAD/CAM formgenau hergestellt worden ist) in individueller Form,
so dass das Gerüst
eng von der Hülle,
d. h. der Kammerwandung, umgeben ist, und vom Perfusionsmedium durchströmt wird.
Anschlüsse
und Zuflüsse werden
an diese Umhüllung
eingearbeitet, Leitungssysteme können
in diesem Falle in das Gerüst
eingearbeitet sein.
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Die
Unteransprüche
2 bis 19 geben weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
gemäß Anspruch
1 wieder, ohne diese zu begrenzen.
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Die
Versorgung des im Bioreaktor wachsenden Gewebes erfolgt über ein
angeschlossenes seibstregulierendes, pulsatiles Perfusionssystem, mittels
welchem ein angepasstes Nähr-Medium (”Perfusionsmedium”) transportiert
wird.
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Das
Perfusionsmedium wird in das in der Kammer integrierte resorbierbare
oder nicht resorbierbare Hohlleitungssysteme, mittels Tissue engineering
hergestellter Blutgefäße oder
Blutgefäßäquivalente
oder poröses
Gerüst
gepumpt und so unter Berücksichtigung
der Form des zu züchtenden
Gewebekonstruktes verteilt. Nachdem das Perfusionsmedium das Gerüst bzw.
Hohlleitungssystem durchströmt
und das in der Kammer befindliche Gewebe damit mit Sauerstoff und
Nährstoffen
versorgt hat, fließt
es durch den Ausfluss aus dem Inneren (Hohlraum) des Bioreaktors
heraus.
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Ein
besonderer Vorteil dieser Vorgehensweise ist es, individuell auf
die gewünschte
Form des zu implantierenden Gewebes, d. h. des herzustellenden Gewebes,
zugeschnittene Einmalbioreaktoren herstellen zu können.
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Der
erfindungsgemäße Bioreaktor
kann elastische Wandungen bzw. Abschnitte haben, deren Elastizität insbesondere
der mechanischen ”Compliance” des Zielgewebes
entspricht.
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Die
zumindest teilweise elastische Hülle (Kammerwandung)
garantiert die Ausübung
physiologischer mechanischer Belastungen (Drücke und Kräfte), z. B. durch eine pulsatorische
Perfusion von innen mit Drücken
im physiologischen Bereich (Blutdruck). Eine solche elastische Kammerwandung
eignet sich vor allem für
die Herstellung von Weichgewebe, z. B. vaskularisierte Fettgewebstransplantate für die Weichgewebskonturierung.
Genauso könnte damit
ein vaskuläres
Stroma hergestellt werden, also lediglich ein Blutgefäßnetz, dass
dann die Basis für ein
beliebiges, vaskualrisiertes Gewebe darstellt, ggf. auch ein kombiniertes
Gewebe, dass unterschieldiche Gewebetypen umfasst, z. B. Knochen,
Fettgewebe und Haut/Schleimhaut. Weiterhin können Vorrichtungen zum Monitoring
in die elastische Wandung des Innenraums des Bioreaktors integriert
werden. Hierzu zählen
beispielsweise Sichtscheiben zum direkten optischen (z. B. durch
Mikroskopie, Fluoreszenzmikroskopie, Laserscanning-Mikroskopie etc.) oder
funktionellen Monitoring (z. B. durch ESR-Spektroskopie) oder Vorrichtungen,
in welche hochelastische Membranen zur Regulierung der Resilienz eingespannt
werden können.
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Alternativ
zu einem künstlich,
also mit Gerüstmaterialien
hergestellten Hohlleitungssystem oder einfach eines porösen, perfundierbaren
Gerüstes
kann auch ein gerüstfrei
mittels Tissue Engineering hergestelltes Blutgefäßsystem und dessen sich entwickelnde
Gefäßaussprossungen
die Verteilung des Perfusionsmediums und somit die Versorgung des
umliegendes Gewebes übernehmen,
oder eine Kombination synthetischer resorbierbarer Gerüste und
mittels Tissue Engineering hergestellter Gefäße.
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Alle
eben aufgeführten
Vorteile der Erfindung tragen somit deutlich zur Verbesserung bisheriger
Bioreaktorsysteme, der Wachstumsverhältnisse in Bioreaktoren und
der Qualität
gezüchteter
Gewebekonstrukte bei und haben positive Auswirkungen auf das Tissue
Engineering im Allgemeinen und Speziellen.
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Die
Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen näher erläutert, ohne
damit alle Einsatzmöglichkeiten
der Erfindung abschließend
dargestellt zu haben.
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Beispiel 1 – Herstellung eines individuellen,
elastischen präformierten
Bioreaktors
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Nach
dreidimensionaler Darstellung eines menschlichen oder tierischen
Gewebedefekts mittels bekannter Bildgebungsverfahren wird ein dreidimensionaler
Datensatz errechnet, mit dem die Planung der Form des Bioreaktors
erfolgt, um die Form des herzustellenden Gewebes erfindungsgemäß erreichen
zu können.
Diese dazu verwendeten Rohdaten können hierbei aus diversen,
bekannten Bildgebungsmodalitäten
stammen (CT, MRT, Ultraschall etc.) und werden mit geeigneten Bildverarbeitungsmethoden
vorverarbeitet. Ausgehend von dreidimensionalen Patientendaten (CT,
MRT, weitere Modalitäten)
wird nach entsprechender Vorverarbeitung der Rohdaten mittels eines
CAD/CAM-Systems ein dreidimensionales Drahtgittermodell mit entsprechender räumlicher
Auflösung
in der jeweiligen Form des benötigten
Gewebes erzeugt. Die Geometriedaten des Drahtgittermodells werden
danach in ein adäquates System
zur dreidimensionalen Formgebung (3D-Drucker, CNC-Fräse etc.)
geladen und der Bioreaktor wird auf diese Weise mit sehr hoher Präzision hergestellt.
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Entweder
wird der Bioreaktor direkt aus elastischere bio-kompatiblen Material
(Elastomere, z. B. Silikone) hergestellt oder das 3D-Modell des
Defekts dient als Form für
den Abguss. Die Herstellung von sowohl eimnalig als auch mehrmals
verwendbaren Bioreaktoren ist möglich. 1A bis
C zeigen Varianten des Bioreaktors für die Herstellung von Geweben
mit einer elastischen Hülle 1 in
Defektform.
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Eine
weitere alternative Möglichkeit
ist die formgenaue Umhüllung 1 von
Gerüsten
(scaffolds), z. B. durch Tiefziehung oder Beschichtung mit geeigneten
Kunststoffen. Dabei wird die Form durch das scaffold 4 vorgegeben,
d. h. dieses ist ggf. mittels CAD/CAM nach den Bilddaten des Defekts
hergestellt worden. Anschlüsse 2 und
Zuflüsse 3 werden an
diese Umhüllung 1 eingearbeitet,
Leitungssysteme können
in diesem Falle in das Gerüst
eingearbeitet sein. Nach dem Umhüllen
und Anbringen der Anschlüsse
ist der Bioreaktor einschließlich
des umhüllten
Gerüstes
für den
einmaligen Einsatz einsatzfähig.
Die Pfeile in 1A bis C an der Einlassöffnung 2 und
der Auslassöffnung 3 zeigen
die Richtung der Mediumperfusion.
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Auf
entsprechende Anschlüsse
für Monitoring-
und Perfusionssysteme, sowie Kraftübertragungspunkte für mechanische
Belastungen wird bereits in der Planungsphase des Bioreaktors Rücksicht
genommen und diese werden im CAD/CAM-System in das dreidimensionale
Drahtgittermodell eingearbeitet.
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In
derselben Form können
Leitungssysteme, Hohlfasersysteme, oder Negativformen für Leitungssysteme,
die nach Entfernung durchströmbare
Kanäle
hinterlassen, mit in den Hohlraum oder die Wandungen eingearbeitet
werden.
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Beispiel 2 – Implementierung von versorgenden
Gefäßen (1A bis
C)
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Möglichkeiten,
ein versorgendes Gefäß- oder
Leitungssystems in das Gewebe einzubauen, bestehen durch den Einbau
präformierter
Hohlfaser- oder Leitungssysteme, durch das Tissue engineering von
Gefäßen oder
eine Kombination von beidem.
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So
wäre es
beispielsweise möglich,
ein Leitungssystem durch ein Abgussverfahren herzustellen. Drähte 6 aus
einem geeigneten, glatten Material werden in dem Bioreaktor verlegt
und verbinden die Einlassöffnung 2 mit
der Auslassöffnung 3.
Die Befüllung
des Bioreaktors erfolgt mit Partikeln 7 eines Trägermaterials,
das mit den Zellen des Zielgewebes besiedelt wurde (bewachsene Mikroträger). Diese
sind zunächst
separat kultiviert worden, bis die Zellen (Stammzellen, vordifferenzierte
oder differenzierte Zellen) eine gewisse Dichte erreicht haben.
Sie werden dann zusammen mit Fibrin in den Bioreaktor gegeben, das
durch Zugabe von Thrombin polymerisiert.
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Ggf.
können
auch Endothelzellen zugegeben werden, so dass sich ein kapillarartiges
System ausbilden kann.
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Die
Drähte 6 werden
entfernt und es verbleiben Leitungen, Röhren oder Kanäle vom Einlass 2 bis
zum Auslass 3, über
die die Perfusion mit Medium erfolgen kann (1A zeigt
einen Bioreaktor für
die Herstellung von Gewebe mit herausnehmbaren Drähten als
Platzhalter für
Leitungen).
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Ggf.
ist eine zusätzliche
Besiedlung der Kanäle
mit Gefäßwandzellen
(glatte Muskelzellen, Endothelzellen) sequentiell möglich. Das
Wachstum eines Gefäßsystems
wird ggf. durch die hydrodynamische Belastung, welche aufgrund der
pulsatilen Perfusion auf die nahe Umgebung die artifiziellen Gefäßwände einwirkt,
gefördert.
Dieses mittels Tissue Engineering hergestellte, artifizielle, Blutgefäßsystem und
dessen sich während
der Kultivierungsperiode entwickelnde Gefäßaussprossungen übernehmen die
Verteilung des Perfusionsmediums und somit die Versorgung des umliegendes
Gewebes.
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Alternativ
ist es auch möglich,
ein resorbierbares Hohlfasersystem 5 zu verlegen, dass
dann als Rohrsystem für
die Versorgung dient (1B). Das in den Bioreaktor integrierte
resorbierbare oder permanente Hohlleitungssystem 5 bzw.
die Verteilung über
das poröse
Gerüst übernimmt
zunächst
die Versorgung des Gewebes, ggf. bis sich dieses aufgrund der Herausbildung
eines eigenen Gefäßsystems
versorgen kann oder bis es implantiert wird. Es wird später resorbiert
und durch Gefäße ersetzt
oder funktionslos resorbiert, wenn die Durchblutung über kollaterale
Blutversorgung nach Transplantation ausreicht (1B).
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Es
ist des weiteren möglich,
lediglich ein poröses
Gerüst
(scaffold) 4 in Defektform zu verwenden, dessen Poren durch
das Nähr-Medium
durchströmt
werden. 1C zeigt einen Bioreaktor zur Herstellung
von Gewebe unter Verwendung eines porösen Gerüsts zur Mediumverteilung, mit
einer elastischen Hülle 1 in
Defektform. Ggf. können
Kanäle
und Leitungen 7 (mit größerem Poren-
bzw. Kanaldurchmesser eingearbeitet werden, so dass auch bei Proliferation
der Zellen eine Durchströmung
erhalten bleibt. Die in 1C im
Innern ersichtlichen Pfeile zeigen die Fließrichtung des Mediums in dem
porösen
Gerüst
an.
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Beispiel 3 – Herstellung von Blutgefäßen oder
Blutgefäßnetzen,
anderen Geweben (2a und b sowie 3a und
b)
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Die
einfachste Geometrie liegt bei der Herstellung eines einzelnen Blutgefäßes vor.
Hierbei besteht der Bioreaktor für
die Herstellung eines Blutgefässes
nach 2a und b lediglich aus einem zylinderförmigen elastischen
Körper 8,
der dem Außendurchmesser
des Blutgefässes
entspricht. An den Enden befinden sich jeweils Kupplungen/Anschlüsse 9,
an denen das Gefäß/Gefäßäquivalent 10 (z.
B. ein elastisches, resorbierbares Gerüstmaterial mit rohrförmiger Gestalt)
eingespannt werden kam (2a). Es
wird dabei auf Schlaucholiven 11 aufgeschoben und diese
wiederum in einer Luer-Lock-Halterung auf den Anschluss 9 des
Bioreaktors aufgesetzt, womit die Abdichtung erzielt wird (auf beiden
Seiten).
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Dann
kann das Konstrukt mit Medium perfundiert und mit Zellen besiedelt
werden, wenn dies nicht bereits vor dem Einspannen geschehen ist (glatte
Muskelzellen und/oder Vorläuferzellen und/oder
Endothelzellen, ggf. sequentiell). Die Pfeile in 2a und 3a entsprechen
der Richtung des Mediumflusses.
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Perfundiert
wird nach Möglichkeit
mit einem pulsatorischen Perfusionsmodus, der die Blutdruckverhältnisse
in natürlichen
Gefäßen simuliert,
bzw. langsam ansteigend bis von geringen Drücken bis zu physiologischen
Drücken
gesteigert. Dadurch bildet sich langsam eine natürliche, widerstandsfähige (gegen
Druck) Gefäßwand aus,
mit physiologischer Compiance etc. (In 2a sind
zwei Punktlinien eingezeichnet, welche die elastische Hülle 1 bei
Auslenkung durch Perfusionsdruck (überzeichnet) darstellen.)
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In
gleicher Art wird ein Blutgefäßnetz hergestellt,
nur dass statt dem röhrenförmigen Konstrukt und
Bioreaktor eine kompliziertere Geometrie eines verzweigten Netzwerks 12 entsprechend 3 verwendet wird. (3a zeigt
in Aufsicht und 3b im Querschnitt den Bioreaktor
für die
Herstellung eines Blutgefäßnetzes
oder eines Blutgefäßnetzäquivalents)
Das grundsätzliche
Vorgehen ist identisch.
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Beispiel 4 – Herstellung eines vaskularisierten
Gewebes mit kompartimentiertem Bioreaktor
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Für manche
Anwendungen ist es sinnvoll, nicht in einem Schritt das ganze Konstrukt
herzustellen. Dies ist mit der kompartimentierten Version des Bioraktors
möglich.
Zur Herstellung eines vaskularisierten Weichgewebes wird beispielsweise
zunächt in
einem Kompartiment das Blutgefäßnetz hergestellt und
dann eine Trennwand zum zweiten sterilen Kompartiment eröffent. Dort
wird dann das eigentlich Transplantatgewebe bzw. -äquivalent
deponiert (als Gerüst
mit Zellen, besiedelbares Gerüst
oder Partikel, oder gerüstfrei
mit Zellen), so dass es über
das bereits vorhandene Gefäßnetz ernährt wird.
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Beispiel 5 – Zusätzliche Integration von Monitoring-Vorrichtungen
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Je
nachdem welches Material bei der Herstellung des Bioreaktors Verwendung
findet, wirkt sich dies auf die Transparenz der Kammerwandung aus.
Deshalb kann es, insbesondere bei nicht oder nicht ausreichend transparenten
Materialen, notwendig sein, Sichtscheiben für das optische Monitoring in die
Wandung zu integrieren.
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Weiterhin
können
zusätzliche
Vorrichtung zur Regulierung der lokalen oder gesamten Resilienz des
Bioreaktorsystems auf Basis von z. B. hochelastischen, biokompatiblen Membranen
in die Wandung integriert werden.
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Das
Monitoring der Wachstumsparameter im Inneren des Bioreaktors kann über ein
einsprechendes Sondensystem erfolgen, welches über vordefinierte Anschlüsse in der
Kammer installiert wird. Hierbei werden Stoffkonzentrationen und
physikalische bzw. chemische Kenngrößen, wie z. B. O2-
und CO2-Konzentration, Druck, Sauerstoffpartialdruck, pH-Wert,
Viskosität,
Fließgeschwindigkeiten
und Temperatur, gemessen. Das Monitoring trägt außerdem aktiv zur Regulierung
der Wachstumsbedingungen im Bioreaktorsystem bei, da es als Sensorik
in den Regelkreis eingebunden ist.
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Beispiel 6 – Anschluss und Betrieb des
selbstregulierenden pulsatorischen Perfusionssystems
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Ein
selbstregulierendes pulsatorisch arbeitendes Perfusionssystem wird
mit dem Bioreaktor bzw. mit dem in ihm etablierten Hohlleitungssystem verbunden
und dient zur Simulation physiologischer oder experimenteller Druckverhältnisse.
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Beispiel 7 – Anwendungen
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Anwendungsmöglichkeiten
für den
erfindungsgemäßen Bioreaktor
ergeben sich überall
dort, wo die Interaktionen zwischen Gefäß und Stroma bzw. mesenchymalen
oder anderen Gewebe eine Rolle spielen. Dies sind viele Bereiche
neben den bereits skizzierten Anwendungen in der regenerativen Medizin
und beim Tissue engineering. Das System kann wie in den Vorbeispielen
skizziert, analog zu den Gewebeäquivalenten
bzw. artifiziellen Geweben genauso mit natürlichen, explantierten Geweben
und Gefäßen betrieben
werden. Damit ergibt sich ein breiter Anwendungsbereich. Dies können besipielsweise
grundlagenorientierte Untersuchungen insbesondere in der Erforschung
von Kreislauferkrankungen sein, aber auch vieler Stoffwechselsstörungen, wie
z. B. Adipositas, bei der das Wechselspiel von Gefäßen und
Fettzellen eine wesentliche Rolle spielt. Weiterhin kann es als
Metastasenmodell in der onkologischen Forschung nützlich sein.
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Fragen
zur Wundheilung können
damit beantwortet werden, und es kann auch als Angiogenesemodell
in der Grundlagenforschung verwendet werden. Eine wesentlicher Zweig
ist auch die Anwendung in der Testung von Pharmaka, z. B. die Testung des Übertritts
von Pharmaka in das Interstitium oder andere Fragestellungen. Hier
kann und bei anderen Anwendungen kann es auch als Ersatz für Tierversuche
angewendet werden.
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Beispiel 8 – Bioreaktor für Weichgewebeersatz
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Von
dem zu versorgenden Weichgewebedefekt wird ein virtuelles 3D-Modell
erzeugt, auf dessen Grundlage eine formgenaues Gerüst (weichbleibend) mittels
CAD/CAM Techniken hergestellt wird. Das Gerüst ist porös und enthält Kanäle für die Perfusion, die an den
vorberechneten Stellen für
Ein- und Auslass münden.
Durch die Porosität
des Gerüsts
ist gewährleistet,
dass sich von den Leitungen aus das Medium ausreichend im gesamten
Gerüst
verteilen kann. Das Gerüst
wird dann mit einem elastischen Kunststoff folienartig überzogen,
z. B. durch Tiefziehen oder durch Beschichten (vorzugsweise Silikone). An
den vorbestimmten Zuflüssen
und Eintritten von Sonden werden vorgefertigte Anschlussstücke einpolymerisiert.
Somit entsteht ein individueller Reaktor für einen individuellen Defekt.
Die Besiedlung kann dann durch Beimpfung mit suspendierten Zellen
(ggf. mehrfach) erfolgen, ggf. sequentiell (zuerst mesenchymale
Zellen des Mesenchyms, dann Gefäßwand- und Endothelzellen
für die
Gefäße). Das
Verfahren kann im Prinzip auf beliebige vaskularisierte Gewebe angewendet
werden.