Gewebemodell und Verfahren zur Herstellung hiervon sowie dessen Verwendung In einem ersten Aspekt richtet sich die vorliegende Anmeldung auf ein Verfahren zur Herstellung eines Versorgungsstrukturen aufweisenden Gewebemodells. In einem weiteren Aspekt richtet sich die Anmeldung auf diese so erhältlichen Gewebemodelle sowie deren Verwendung als Modelle zur Gewebegenese insbesondere Tumorgenese, einschließlich Angiogenese und dem Gewebemodell . Schließlich wird ein Verfahren zum Testen und Identifizieren von Wirkstoffkandidaten einschließlich Behandlungsstrategien bereitgestellt.
Stand der Technik Zur Entwicklung neuer Wirkstoffe z.B. auf dem Gebiet der Tumorbehandlung werden potentielle pharmakologische Substanzen über einem mehrstufigen Pro- zess zunächst in der Zellkultur und bei erfolgsversprechenden Ergebnissen in vivo in Tierversuchen untersucht. Es stellt sich immer wieder heraus, dass die Ergebnisse von /n-V7fro-Versuchen jedoch nicht ohne weiteres auf In-Vivo- Versuche übertragbar sind, es scheitern viele potentielle Wirkstoffe in diesen Versuchsphasen. Ein effektiveres /n-V7fro-Screening insbesondere ein in Bezug auf die späteren /n-V/Vo-Versuche erfolgreiches /n-V7fro-Screenen ist wünschenswert, um den Aufwand zur Entwicklung aktiver Wirkstoffe und gleichzeitig die Versuchstierzahlen zu reduzieren. Mit dem Ziel, eine verbesserte Screening- Plattform zwischen Zellkultur und Tierversuch zu etablieren, werden derzeit unterschiedliche 3D-/n-v/'fro-Tissue-Engineering (TE) Konzepte verfolgt. Ein erster
Schritt auf dem Weg zu einem 3D-Tumormodell wurde mit der Untersuchung statisch kultivierter, mit Zellen beladener Mikropartikel gemacht, z.B. Horning J.L., et al. Mol. Pharm. 2008 5:849 - 62. Unter Zuhilfenahme wichtiger Schlüsseltechnologien, wie dem Microengineering (z.B. Photolithographie) und der Mikrofluidik konnten in den folgenden Jahren komplexere Hybridsysteme aus synthetischen Mikrokanalen, Membranen und in Biomaterialien eingebetteter Zellen entwickelt werden, beispielhaft seien hier genannt Huh, D. et al., 201 1 , Trends Cell Biol. 21 :745 - 54. Auf diese Weise hergestellte Systeme werden bereits zur Untersuchung von Angionese und Tumorzellextravasion genutzt, z.B. beschrieben in Zheng, Y., et al., Proc. Natl . Acad. Sei USA, 2012; 109: 934 - 7 oder Jeon, J.S. et al. Plos 1 2013; 8: e5691 0. Es ist ebenfalls bereits gelungen ein auf ausschließlich biologischem Material basierendes, mikrofluidisches TE- Modell zu entwickeln, Sekine, Het al. Nat Commun 2013, 4:1 399. Dabei wird ein mit einer Arterie verbundenes Kapillargewebe aus einem Spendertier als vasku- läres Bett zur dynamischen Kultivierung von in vitro expandierten Zellen genutzt.
Bioprinting ist ein spezielles Tissue-Engineering-Verfahren, das sich dem Prinzip der generativen Fertigungsverfahren - auch als Rapid-Prototyping bekannt - bedient, um dreidimensionale lebende Gewebe zu generieren. Im Gegensatz zu industriell angewandten generativen Fertigungsverfahren, wie z.B. der Stereoli- tographie, dem selektiven Laserschmelzen oder dem Fused Deposition Mode- ling, werden beim Bioprinting mit Zellen beladene Hydrogele als Baumaterial verwendet. Gemäß eines 3D-Modells wird diese Schicht für Schicht aufgetragen. Hydrogele ahmen die extrazelluläre Matrix natürlichen Gewebes nach und bieten so eine zellfreundliche Umgebung für das 3D-Tissue-Engineering, siehe z.B. Lee, K.Y., Chem Ref 2001 ; 101 : 1869 - 80.
In nichtpolymerisierter Form lassen sich Hydrogele gut handhaben und dispensieren. Durch eine chemische, thermische oder durch Licht induzierte Polymeri- sation verfestigt sich das Gel, so dass nachfolgende Schichten sukzessiv aufgetragen werden können. Über verschiedene Parameter, wie der Gel- Konzentration, der Vernetzer-Konzentration, dem pH-Wert und der Temperatur
können Elastizität und Polymerisations-Zeitpunkt sowie Polymerisations- Geschwindigkeit eingestellt werden. Mit Hilfe des Bioprintings lassen sich komplexe 3D-Gewebe Konstrukte aus unterschiedlichen Materialien mit verschiedenen Zelltypen aufbauen, wie vielfältig in der Literatur beschrieben, z.B. Shuurman W., et al ., Biofabrication 201 1 ; 3:021001 .
Viele Verfahren zur Ausbildung von Modellen zur Angiogenese beschreiben Methoden, bei denen die verschiedenen Zellarten gleichzeitig in die Matrix eingebracht werden.
Allerdings gilt es solche dreidimensionalen Tumorangiogenesemodelle zu verbessern, insbesondere die Herstellungsverfahren hiervon zu verbessern, um entsprechende Gewebemodelle für Screening-Verfahren bereitzustellen. Hierbei sollen diese Modelle geeignet sein, das Tumorwachstum, die Tumorangiogene- se, sowie Tumortherapieeffekte zu untersuchen. Dabei sollen sowohl der Tumor bzw. die Gewebestruktur als auch die Versorgungsstruktur aus im Wesentlichen natürlich gewonnenen Materialien bestehen, vorzugsweise biologischen Material, wie entsprechende Hydrogele und Zellen. Im Gegensatz zum bisherigen Stand der Technik soll vorliegend die Individualisierung des Gewebemodells möglich sein.
Kurze Beschreibung der Erfindung
Die vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Herstellung eines Versor- gungsstrukturen aufweisenden Gewebemodells bereit. Dieses Verfahren um- fasst die Schritte: a) Aufbringen einer lebende Zellen aufweisenden Zusammensetzung auf oder um eine vorgeformte erste Struktur zur Ausbildung einer Beschich- tung auf und gegebenenfalls vollständigen Ummantelung hiervon um die vorgeformte erste Struktur, wobei die Zusammensetzung geeignet ist, als Beschichtung eine Versorgungsstruktur auszubilden;
b) Gegebenenfalls Einbetten dieser beschichteten ersten Struktur und/oder Kultivierung der beschichteten Struktur zur Ausbildung der Versorgungsstruktur;
c) Aufbringen einer lebende Zelle enthaltenden Suspension auf die im vor- herigen Schritt erhaltene Beschichtung oder auf die Versorgungsstruktur, zur Ausbildung einer Gewebestruktur auf der Beschichtung oder der Versorgungsstruktur und zum Erhalt eines Gewebemodells;
d) gegebenenfalls Einbetten des im Schritt c) erhaltenen Gewebemodells. Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin entsprechende Gewebemodelle sowie die Verwendung dieser Gewebemodelle zur Analyse der Gewebegenese, insbesondere der Tumorgenese, einschließlich der Aniogenese. Zusätzlich ist die Verwendung des Tumorgewebemodells zum Testen einer möglichen Therapie mit einer vorbestimmten Therapieform oder zur Stratifizierung einer ausge- wählten Therapie zur Behandlung des Tumors, wie er durch das Gewebemodell widergespiegelt wird, geeignet.
In einem weiteren Aspekt richtet sich die Anmeldung auf Verfahren zum Testen und Identifizieren von potentiellen Wirkstoffkandidaten unter Verwendung des erfindungsgemäßen Gewebemodells, um solche potentielle Wirkstoffkandidaten zu identifizieren, die eine pharmakologische Wirkung auf das Gewebemodell zeigen.
Diese potentiellen Wirkstoffkandidaten sind insbesondere solche, die im Gewe- bemodell zytotoxische, zytostatische, die Versorgung des Tumors beeinträchtigende, also insbesondere anti-angionese und anti-inflammatorische Eigenschaften, aufzeigen.
Die Erfinder konnten erfolgreich mit Hilfe eines 3D-Biodruckers dreidimensionale biomimetische Tumorangiogenesemodelle, im Folgenden auch als 3D-TAM bezeichnet, generieren. Dabei wird mit Hilfe des 3D-Bioprinting-Verfahrens sowohl die Versorgungsstruktur des Gewebemodells als auch die Gewebestruktur des
Gewebemodells hergestellt. Die folgende Erfindung betrifft somit in einer Ausführungsform eine künstlich aufgebaute, auf einer Versorgungsstruktur, üblicherweise ein Versorgungsgefäß, sitzende Gewebestruktur, wie einen Tumor, der entsprechend kultiviert und über diese Versorgungsstruktur versorgt werden kann. Dabei wird in der Gewebestruktur, wie dem Tumor, die Angiogenese induziert, sodass ausgehend von der Gewebestruktur, wie dem Tumor, die Angiogenese erfolgt, um den Anschluss der Gewebestruktur/des Tumors an die Versorgungstruktur während der Kultivierung zu ermöglichen und damit die Versorgung zu verbessern .
Dieses Gewebemodell mit Versorgungsstruktur erlaubt eine Reduktion der Anzahl von Versuchstieren, da dieses Modell nach der normalen Zellkultur aber vor ersten /'n-v/Vo-Versuchen im Tier genutzt werden kann, um z.B. potentielle Wirkstoffkandidaten zu testen.
Das erfindungsgemäß herstellbare Gewebemodell ist aber auch geeignet, um mit Hilfe von in vitro durchgeführten Vorabuntersuchungen eine individuell auf den Patienten abgestimmte Strategie der Tumortherapie zu entwickeln . Hierbei werden die Tumorzellen für das Gewebemodell und gegebenenfalls auch die zur Versorgungsstruktur notwendigen Zellen von dem Individuum isoliert. Anschließend wird mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens das Versorgungsstruktur aufweisende Gewebemodell generiert, um an diesem Gewebemodell mögliche Therapieformen zu testen und so die effektivste Therapieform für die Behandlung des Individuums zu bestimmen .
Das erfindungsgemäße biomimetische Gewebemodell zeichnet sich dadurch aus, dass aufgrund des synthetischen Herstellungsverfahrens sowohl der Aufbau und die Zusammensetzung der Versorgungsstruktur als auch der Aufbau und die Zusammensetzung der Gewebestruktur und somit des gesamten Gewe- bemodells individuell gestaltbar sind. D.h. durch die Anwendung der erfindungsgemäßen 3D-Bioprintingtechnologie können die Tumorzusammensetzungen in ihrer Art und Vielfalt der gedruckten Zellen als auch die Struktur und Zusam-
mensetzung der Versorgungsstruktur individuell eingestellt werden. Weiterhin ist z.B. durch die individuelle Versorgung des Gewebemodells über die Versorgungsstruktur eine umfangreiche und individuelle Testung in Bezug auf die eine Therapie möglich.
Kurze Beschreibung der Abbildungen
Figur 1 zeigt schematisch die verschiedenen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens. In der Figur 1 A wird die erste Struktur auf einem Träger bereitge- stellt. Auf diese erste Struktur wird dann, wie in der Figur 1 B dargestellt, erfindungsgemäß die lebende Zellen aufweisende Zusammensetzung aufgebracht, um als Beschichtung eine Versorgungsstruktur auszubilden. Figur 1 C zeigt das erfindungsgemäße Gewebemodell mit der Versorgungstruktur und der darauf aufgebauten Gewebestruktur. Die Figur 1 D zeigt einen Schnitt durch das erfin- dungsgemäße Gewebemodell . Der innere Kanal der Versorgungsstruktur, vorliegend als Strömungskanal bezeichnet, erlaubt ein Durchleiten von Fluiden. Der Versorgungskanal weist eine zweischichtige Struktur auf, eine innere Schicht mit Endothelzellen und eine äußere Schicht mit Fibroblasten, um einen vaskulärem Gefäß zu entsprechen. Das Tumorgewebe einer Hydrogelzell-Suspension mit Tumorzellen und Fibroblasten weist gedruckte Strukturen mit Endothelzellen auf, um die Angiogenese dieser Strukturen zu untersuchen. Die Figur 1 E zeigt das erfindungsgemäße Gewebemodell als künstlichen Tumor mit Versorgungsstruktur, dem Gefäßkanal, eingebettet in einer Einbettmasse. Der Gefäßkanal ist zum Durchleiten von Fluiden, mit Anschlüssen an einem Medium-Fluss ange- schlössen. Dabei können z.B. zu untersuchende Moleküle mit dem Medium in das Gewebemodell eingetragen werden.
Ausführliche Beschreibung der Erfindung In einem ersten Aspekt richtet sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung eines Versorgungsstrukturen aufweisenden Gewebemodells mit den Schritten:
a) Aufbringen einer lebende Zellen aufweisenden Zusammensetzung auf oder um eine vorgeformte erste Struktur zur Ausbildung einer Beschichtung auf und gegebenenfalls vollständigen Ummantelung hiervon um die vorgeformte erste Struktur, wobei die Zusammensetzung geeignet ist, als Beschichtung eine Versorgungsstruktur auszubilden;
b) Gegebenenfalls Einbetten dieser beschichteten ersten Struktur und/oder Kultivierung der beschichteten Struktur zur Ausbildung der Versorgungsstruktur;
c) Aufbringen einer lebende Zelle enthaltenden Suspension auf die im vorherigen Schritt erhaltene Beschichtung oder der Versorgungsstruktur, zur Ausbildung einer Gewebestruktur auf der Beschichtung oder der Versorgungsstruktur und zum Erhalt eines Gewebemodells;
d) gegebenenfalls Einbetten des im Schritt c) erhaltenen Gewebemodells.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass in einem ersten Schritt die Versorgungsstruktur hergestellt wird, üblicherweise mit einem 3D- Bioprintingverfahren, das durch drucken, sprühen oder extrudieren erfolgen kann. In diesem ersten Schritt wird auf einer vorgeformten ersten Struktur eine Beschichtung aufgebracht. Diese Beschichtung beinhaltet lebende Zellen zur Ausbildung der Versorgungsstruktur. Diese Beschichtung kann gegebenenfalls eine vollständige Ummantelung darstellen, so dass eine Versorgungsgefäß- ähnliche Struktur erhalten wird. Die so erhaltene, beschichtete erste Struktur kann anschließend in einem geeigneten Medium eingebettet werden. Geeignete Medien werden weiter unten ausgeführt. Diese beschichtete erste Struktur kann entweder eingebettet oder in Kultivierungsmedium weiter kultiviert werden, um die Versorgungsstruktur auszubilden, z.B. in Form eines Versorgungsgefäßes.
Die lebende Zellen aufweisende Zusammensetzung zur Beschichtung der vorgeformten ersten Struktur ist dabei eine, die Zellen umfasst und geeignet zur Aus-
bildung von Gefäß ausbildenden Zellen ist. Diese Zusammensetzung beinhaltet dabei insbesondere Endothelzellen, Fibroblasten und/oder glatte Muskelzellen oder Vorläuferzellen hiervon. Unter dem Ausdruck Vorläuferzellen fallen multipotente Zellen wie auch direkte Vorläuferzellen der oben genannten Endothelzellen, Fibroblasten und/oder glatte Muskelzellen.
Der Ausdruck„multipotente Zellen" bezieht sich hierbei auf solche Zellen, die noch in zwei oder mehrere Zellarten differenzieren können. Multipotente Zellen schließen z.B. totipotente und pluripotente Stammzellen, induzierte pluripotente Stammzellen und embryonale Stammzellen ein. Vorläuferzellen schließen direkte Vorläuferzellen der Endothelzellen, Fibroblasten oder glatte Muskelzellen ein, einschließlich HUVECs (Human umbilical vein endothelial cells). In einer Aus- führungsform sind humane embryonale Stammzellen ausgenommen.
Das Aufbringen auf die vorgeformte erste Struktur kann dabei in einem oder mehreren Schritten bzw. Schichten erfolgen. Ziel ist die Ausbildung der Versorgungsstruktur, wie einer vaskulären Struktur. In den vaskulären Strukturen ist üblicherweise die innenliegende Schicht eine Endothelzellschicht, während die äußere Schicht durch Fibroblasten ausgebildet wird. In einer Ausführungsform wird daher in einem ersten Schritt auf die vorgeformte erste Struktur eine Zusammensetzung mit Endothelzellen oder Vorläuferzellen hiervon aufgebracht und in einem weiteren Schritt eine Zusammensetzung mit Fibroblasten oder Vor- läuferzellen. Alternativ können diese Zellarten auch in einem Schritt aufgebracht werden.
Die vorgeformte erste Struktur ist dabei in einer Ausführungsform ein entfernbares Stützmaterial. In einer anderen Ausführungsform kann diese vorgeformte Struktur eine solide Struktur sein . In einer wieder anderen Ausführungsform wird diese vorgeformte erste Struktur, auf einer Oberfläche ausgeformt. Dieses erfolgt mit einem entfernbaren Material, z.B. Biomaterialien wie Polyethylenglykol,
Gelatine, Fette und Wachse oder anderen leicht entfernbaren Materialien. Diese vorgeformte erste Struktur, vorliegend auch als Kanalkern bezeichnet, wird auf einer Oberfläche z.B. mit einem Druckverfahren geformt. Diese Struktur ist eine, die zu einem späteren Zeitpunkt entfernt werden kann, z.B. durch Auflösen, Ausspülen usw. Typischerweise ist die erste Struktur länglich ausgebildet. Die erste Struktur kann weiterhin verzweigt ausgebildet sein.
In einer Ausführungsform kann weiterhin nach dem Entfernen der vorgeformten ersten Struktur die erhaltene Versorgungsstruktur weiter funktionalisiert werden. Dieses schließt im Inneren und Äußeren der Versorgungsstruktur ein Einbringen von weiteren Zellen aber auch eine innere oder äußere Beschichtung mit funktionalen Bestandteilen ein.
Diese vorgeformte erste Struktur wird dann mit der lebenden Zellen aufweisende Zusammensetzung beschichtet, z.B. mit einem Druckverfahren durch Drucken, Sprühen oder Extrudieren. Die Zusammensetzung ist dabei eine solche, die zum Zeitpunkt des Aufbringens eine flüssig-viskose Zusammensetzung ist und die dann z.B. durch Polymerisation aushärtet. Hierfür geeignete Materialien sind bekannte Hydrogele einschließlich Alginat, Agarose, Hyaluronan, Fibrinogen, extrazelluläre Matrix Komponenten, Gelatine, Kollagen, Peptid-Hydrogele usw. Hierbei handelt es sich in einer Ausführungsform um natürliche Materialien in einer anderen Ausführungsform um synthetische Materialien. Die Gele können dabei hydrophile oder hydrophobe Gele sein. Geeignete Hydrogele schließen ein solche, die von Kollagen, Hyaluronat, Fibrin, Alginat, Agarose, Hydrolysaten und Kombination hiervon stammen. Andere geeignete Hydrogele, die nicht wie die vorgenannten natürlichen Ursprungs sind, sondern synthetisch erhalten werden, schließen ein solche die von Polyacrylsäure und Derivaten hiervon stammen, Polyethylenoxide und Kopolymere hiervon, Polyvinylalkohole, Polymilch- säure usw. Geeignete Hydrogele umfassen:
Natürlicher Hydrogele:
Kollagen, Fibrinogen, Alginat, Hyaluronan, Gelatine, Agarose, Chitosan, Matri-
gel®, Hydrogele auf Basis von Heparin und Elastin, einschließlich chemisch, biologisch oder physikalisch modifizierter Formen der genannten Hydrogele.
Synthetische Hydrogele:
Polyacrylsäure und dessen Derivate, Polyethylenoxid und dessen Co-Polymere, Polyvinylalkohol, Polyphosphazene und Polypeptide, einschließlich chemisch, biologisch oder physikalisch modifizierter Formen der genannten Hydrogele. In einer Ausführungsform sind die eingesetzten Materialien Biomaterialien. Für die erste Struktur, die einen Kanalkern ausbildet, wird ein auflösbares bzw. entfern- bares Material eingesetzt, dass insbesondere nicht zytotoxische Eigenschaften aufweist bzw. unter nicht-zytotoxischen Bedingungen entfernt werden kann . Geeignet hierfür zeigten sich Gelatine und Polyethylenglykole. Für die lebende Zellen aufweisenden Zusammensetzungen zeigen sich insbesondere Hydrogele als geeignet einschließlich Alginat, Agarose, Chitosan, Fibrinogen, Kollagen usw, wie eine Kombination von Agarose und Gelatine.
In verschiedenen spezifischen Ausführungsformen ist das Gel ausgewählt aus Hydrogel, Novogel™, Agarose, Alginat, Gelatine, Matrigel™, Hyaluronan, Polo- xamer, Peptidhydrogele, Polyethylenglykol, Silikongele, Polymilchsäuregele o- der Kombinationen hiervon.
In einigen Ausführungen ist das Hydrogel dabei ein thermoreversibles Gel, d.h., dass es bei Raumtemperatur nicht flüssig vorliegt, sondern eine gelbildende Temperatur bei > 25 Grad, wie > 30 Grad, wie > 35 Grad, z.B. > 40 Grad auf- zeigt.
Die so vorliegende vorgeformte erste Struktur mit Beschichtung z.B. ausgebildet in mehreren Schichten, geeignet zur Ausbildung der Versorgungsstruktur wird in einer Ausführungsform der Erfindung eingebettet. Als geeignetes Einbettmedium können mögliche Einbettmedien, wie sie im 3D-Bioprinting eingesetzt werden, verwendet werden. Dieses schließt insbesondere Zusammensetzungen bestehend aus Agarose, Gelatine, Polyacrylamid, Polyacrylsäure und deren Derivate,
Polyethylenoxid und dessen Co-Polymere, Polyvinylalkohole, Polyphosphazene, Polypeptide, Polydimethylsiloxan, Polymethylmethacrylat, Silikone, sowie chemisch, biologisch oder physikalisch modifizierte Varianten der genannten Materialien ein. Geeignete Zusammensetzungen schließen Kombinationen von Aga- rose und Gelatine ein.
In einer Ausführungsform wird diese so ggf. eingebettete Struktur dann für einen vorbestimmten Zeitraum kultiviert, um die Ausbildung der Versorgungsstruktur, z.B. die Ausbildung von vaskulären Gefäßstrukturen, zu erlauben. Eine solche Kultivierung findet unter bekannten Bedingungen statt. Z.B. ist die Dauer einer solchen Kultivierung mindestens eine Woche, wie z.B. maximal zwei Wochen, zur Ausbildung der Versorgungsstruktur, um ein vaskuläres Gefäß ähnlich einem Blutgefäß zu erhalten. Diese Versorgungsstruktur weist einen innenliegenden Kanal auf und ist üblicherweise länglich ausgebildet. Die Struktur kann ge- gebenenfalls verzweigt ausgebildet sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst weiterhin das Aufbringen einer lebende Zellen enthaltenen Suspension auf die Beschichtung oder die Nachkultivierung der vorliegenden Versorgungsstruktur. Die Zellsuspension bildet nach weiterer Kultivierung eine Gewebestruktur auf der Beschichtung oder der Versorgungsstruktur aus, um somit ein Gewebemodell zu erhalten.
In einer Ausführungsform liegen dabei die Zellen bereits in dem aufzubringenden Gel suspendiert vor. Alternativ kann erst das Gel auf die Beschichtung oder die ausgebildete Versorgungsstruktur aufgebracht werden und anschließend werden die Zellen ortsspezifisch eingebracht, zum Beispiel injiziert. In einer Ausführungsform können diese Schritte auch kombiniert werden. Das heißt, es werden weitere Zellen, wie Tumorzellen, in die vorliegende Gewebestruktur aus Gel und Zellen eingebracht.
Unter dem Ausdruck„Gewebemodell" wird vorliegend verstanden: Eine synthetisch hergestellte, Zellen enthaltende 3D-Gewebe mit mindestens zwei Teilstruk-
turen, der Versorgungsstruktur und der Gewebestruktur.
Unter dem Ausdruck „Versorgungsstruktur" wird vorliegend verstanden: Eine synthetisch hergestellte, Zellen enthaltende 3D-Zellstruktur mit einem inneren Bereich, der einen Hohlraum ausbilden kann und keine Zellen aufweist, wobei dieser innere Bereich einen ersten Zugang und mindestens eine zweiten Zugang aufweist, wobei über diese Zugänge Fluide zu- und abgeführt werden können, und einen außen liegenden Bereich mit Zellen, die eine Zellstruktur ausbilden, wie eine, einer vaskulären Zellstruktur ähnlichen Zellstruktur. Die Versorgungs- struktur ist typischerweise länglich ausgebildet. Sie kann gegebenenfalls verzweigt ausgebildet sein.
Unter dem Ausdruck„Gewebestruktur" wird vorliegend verstanden: Eine synthetisch hergestellte 3D-Zellstruktur, die zumindest bereichsweise Zellen, z.B. in der gesamten Struktur vorliegend, aufweist. Die Gewebestruktur ist eine, die in einer Ausführungsform Tumorzellen umfasst. Sowie Zellen, wie Vorläuferzellen, die im Rahmen der Angiogenese Gefäße, wie blutgefäßartige Strukturen ausbilden. Die lebende Zellen enthaltene Suspension, die erfindungsgemäß auf die Be- schichtung bzw. die Versorgungsstruktur aufgebracht wird, kann dabei direkt auf diese aufgebracht werden. In einer alternativen Form kann die Suspension zur Ausbildung der Gewebestruktur von der Beschichtung oder der Versorgungsstruktur beabstandet sein. Z.B. kann eine bioresorbierbare Trennschicht zwi- sehen der Suspension zur Ausbildung der Gewebestruktur und der Beschichtung oder der Versorgungsstruktur vorliegen, eine solche Trennschicht kann z.B. eine sein auf Basis von Polylaktid, Polycaprolacton oder anderen Gelen einschließlich des Gels zum Einbetten der beschichteten ersten Struktur. Eine solche Beabstandung kann dann sinnvoll sein, um ein verfrühtes Wuchern der in der Gewebestruktur bzw. der Suspension vorliegenden Zellen in die Versorgungsstruktur zu verhindern und so ggf. ein Verstopfen dieser zu vermeiden.
Sollte die Versorgungsstruktur bereits vollständig ausgebildet sein, z.B. in Form eines vaskulären Gefäßes, so kann die lebende Zellen enthaltende Suspension direkt auf diese Versorgungsstruktur aufgebracht werden . Die in der Suspension enthaltenen lebenden Zellen weisen in einer Ausführungsform Tumorzellen auf. Zur Ausbildung eines Tumorgewebemodells werden diese Tumorzellen als Tumorgewebestrukturen auf die Versorgungsstruktur aufgebracht. Bei diesen Tumorzellen handelt es sich um lebende Tumorzellen, z.B. primäre Tumorzellen isoliert von einem Individuum, dessen Therapie stratifiziert werden soll bzw. bei dem die Therapieform auf Basis dieses Gewebemodells bestimmt werden soll .
Diese Suspension kann weiterhin andere Zellarten aufweisen, insbesondere Fibroblasten oder Endothelzellen aber auch glatte Muskelzellen. Diese Zellen eig- nen sich zur Gefäßneubildung (Angiogenese). Die Gefäßneubildung kann sowohl innerhalb der Gewebestruktur als auch zwischen Gewebestruktur und Versorgungskanal erfolgen. Durch Letzteres kann ein Anschluss der ggf. in der Gewebestruktur ausgebildeten Gefäße an den Versorgungskanal gewährleistet werden.
In einer Ausführungsform können dabei die Gewebestrukturen so ausgebildet werden, dass die ganze Gewebestruktur mit derselben Zell-Suspension ausgebildet wird. Alternativ kann die Gewebestruktur unter Verwendung von mehr als einer Suspension unterschiedlicher Zusammensetzung ausgebildet werden. Dadurch ist es möglich strukturierte Gewebestrukturen auszubilden, z.B. solche in denen in bestimmten Bereichen nur Tumorzellen vorliegen oder solche in denen in bestimmten Bereichen weitere Zellarten, wie Fibroblasten, glatte Muskelzellen oder Endothelzellen vorliegen, um unterschiedliche Gewebestrukturen darzustellen.
Die Suspension ist dabei eine, die ein zum 3D-Drucken geeignetes Medium um- fasst. Dieses Medium ist eines wie dem oben genannten Medium zum Drucken
bzw. Beschichten der ersten Struktur. Bei diesem Medium handelt es sich insbesondere um ein Gel der oben genannten Art. Z.B. wird ein Hydrogel verwendet, wie Kollagen, Fibrinogen, Alginat, Hyaluronan, Gelatine, Agarose, Chitosan, Matrigel™, Hydrogele auf Basis von Heparin und Elastin, Polyacrylsäure und dessen Derivate, Polyethylenoxid und dessen Co-Polymere, Polyvinylalkohol, Polyphosphazene und Polypeptide, einschließlich chemisch, biologisch oder physikalisch modifizierter Formen der genannten Hydrogele. Geeignete Gele umfassen eine Kombination von Agarose und Gelatine. In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Gewebemodell somit ein Tumorgewebemodell mit einer Tumorzellen enthaltenen Gewebestruktur, wobei die Suspension enthaltend lebende Zelle eine ist, die Tumorzellen, wie primäre Tumorzellen enthält. In einer Ausführungsform enthält die Suspension dabei lebende Tumorzellen und Stromazellen, wie Endothelzellen, Fibroblasten, Myofibroblasten, Immunzellen einschließlich Makrophagen und Leukozyten. Hierbei handelt es sich insbesondere um Primärzellen einschließlich Stammzellen und Vorläuferzellen (Progenitorzellen) dieser genannten Zellarten.
Die Suspension ist dabei in Form eines Hydrogels oder eines biokompatiblen Polymers.
Das so erhältliche Gewebemodell mit der Gewebestruktur und der Versorgungs- struktur wird in einer Ausführungsform anschließend eingebettet. Als Einbettmedien können die oben genannten Medien, nämlich Gele, wie Agarose, Gelatine, Polyacrylamid, Polyacrylsäure und deren Derivate, Polyethylenoxid und dessen Co-Polymere, Polyvinylalkohole, Polyphosphazene, Polypeptide, Polydime- thylsiloxan, Polymethylmethacrylat, Silikone, sowie chemisch, biologisch oder physikalisch modifizierte Varianten der genannten Materialien, verwendet werden. Alternativ kann das Gewebemodell in Kulturmedien, wie sie dem Fachmann allgemein bekannt sind, eingesetzt werden.
Die Einbettmasse bzw. das Einbettmedium, diese Begriffe werden vorliegend synonym eingesetzt, ist dabei eines das zytokompatibel ist. Unter dem Ausdruck zytokompatibel wird verstanden, dass das Einbettmedium bzw. die Einbettmas- se eine Zell- und Gewebeverträglichkeit aufzeigt.
Das Aufbringen der Suspension mit lebenden Zellen und/oder das Aufbringen der Zusammensetzung mit den lebenden Zellen erfolgt in einer Ausführungsform durch das sogenannte Bioprinting. Unter dem Ausdruck Bioprinting wird das Aufbringen von mit Zellen beladenen Hydrogelen bezeichnet. Diese Hydrogele ahmen dabei die extrazelluläre Matrix natürlichen Gewebes nach und bieten so eine zellfreundliche Umgebung für das vorliegende Herstellungsverfahren. In nicht polymerisierter Form lassen sich die Hydrogele entsprechend gut Handhaben und durch Induktion, z.B. chemisch, thermisch oder durch Licht, durch Po- lymerisation verfestigen.
Das Aufbringen kann dabei mittels Drucken, Sprühen oder Extrudieren erfolgen. In einer Ausführungsform erfolgt dabei das Aufbringen durch Drucken z.B. durch einen 3D-Drucker.
Wie oben angemerkt, kann das die erste Struktur ausbildende vorgeformte Material nach Beschichtung und ggf. Ausbildung der Versorgungsstruktur wieder entfernt werden. Zur Nutzung des Gewebemodells bei dem die Versorgungsstruktur als Versorgungsweg für die im Gewebemodell vorliegenden Zellen dient, wird diese erste Struktur entfernt, z.B. durch Auflösen hiervon. Dem Fachmann sind geeignete Verfahren zum Entfernen z.B. Auflösen dieser ersten Struktur gebildet z.B. aus Gelen bekannt. Diese Gele können Gelatine, Wachse, Fette oder leicht lösliche Polymere, wie z.B. Polyethylenglykol, sein . Ein geeignetes Gel ist eine Kombination von Agarose und Gelatine. Durch entsprechende thermische oder chemische Bedingungen, können diese Gele dann aufgelöst werden, so dass ein Kanal innenliegend in der Versorgungsstruktur ausgebildet wird. Durch diesen Kanal können dann die notwendigen, der Versorgung des
Gewebemodells dienenden Nährmittel usw. zugeführt werden. Weiterhin können durch die Versorgungsstruktur die zu testenden potentiellen Wirkstoffkandidaten sowie chemische Substanzen, biochemische/biologische Faktoren (z.B. Zytokine, Hormone, Wachstumsfaktoren) oder weitere Zelltypen (z.B. Makrophagen) zugeführt werden, um deren Wirkungen auf das Gewebemodell zu testen .
Der Träger auf dem die erste Struktur aufgebracht ist oder der in der ersten Struktur integriert ist, kann dabei derart ausgebildet sein, dass er temperierbar ist, z.B. gekühlt werden kann oder erwärmt werden kann. Dadurch ist es mög- lieh, die die erste Struktur ausbildenden Materialien nach Beschichtung und Härtung zu entfernen . Im Falle von PEG oder Gelatine kann ein Erwärmen auf 37 °C zu einem Verflüssigen hiervon führen, während das die Beschichtung ausbildende Gel nach Härtung in seiner Form verbleibt und somit ein Kanal in dieser Versorgungsstruktur ausgebildet wird, die ein Versorgen sowohl der Zellen in der Versorgungsstruktur als auch in der Gewebestruktur erlaubt.
Im Gegensatz zum Stand der Technik, bei dem die verschiedenen Zellarten gleichzeitig eingebracht werden, basiert das erfindungsgemäße Verfahren auf der Idee, durch sequentielles Ausbilden der Strukturen ein verbessertes Gewe- bemodell bereitzustellen.
In einem weiteren Aspekt richtet sich die vorliegende Erfindung auf ein so erhältliches Gewebemodell. Das so erfindungsgemäß erhältliche Gewebemodell zeichnet sich dadurch aus, dass es eine Versorgungsstruktur und eine Gewe- bestruktur aufweist. Durch die Versorgungsstruktur ist eine vollständige Versorgung möglich. Durch die Versorgungsstruktur werden sowohl die Zellen der Versorgungsstruktur als auch die Zellen der Gewebestruktur versorgt. Hierzu wird die Angiogenese in der Gewebestruktur/Tumor und somit die Anbindung dieser Gewebestruktur/Tumor an die Versorgungsstruktur gefördert. Je nach Anforde- rung können dabei unterschiedliche Bedingungen simuliert werden. So können in entsprechender Atmosphäre hypoxische Milieus bereitgestellt werden. Über die Versorgungsstruktur und daran angeschlossene Versorgungsgefäße kann
eine Langzeitkultivierung des Gewebemodells erfolgen. Dabei können zu zeitlich begrenzten Zeitpunkten Zusatzstoffe dem Gewebemodell zugeführt werden, z.B. potentielle Wirkstoffkandidaten, um deren Wirkung auf das Gewebemodell zu testen. Zusätzlich können verschiedene physikalische oder chemische als auch zelluläre Parameter an diesem Gewebemodell verändert werden. Hierzu zählen Parameter wie pH-Werte, CO2-Niveau, Druck, Flussgeschwindigkeit und Temperatur, aber auch die Bereitstellung von Zusatzstoffen, wie Wachstumsfaktoren und Zytokine sowie ein Durchführen von Zellen usw. Das erfindungsgemäße Gewebemodell ist vielfältig einsetzbar. Wie ausgeführt können Untersuchungen zum Einfluss von potentiellen Wirkstoffkandidaten auf das Gewebemodell durchgeführt werden. Dabei kann das Gewebemodell sowohl Gewebestrukturen gesunden Ursprungs als auch Gewebestrukturen mit Tumorzellen oder anderen zu behandelnde Zellen aufzeigen. Das Gewebemodell erlaubt somit die Beurteilung einer Wirkung dieser potentiellen Wirkstoffkandidaten auf gesundes und verändertes Gewebe. Es erlaubt eine systematische Analyse der verschiedenen Parameter. Dadurch kann ein reproduzierbares Modell bereitgestellt werden, das z.B. in der Pharmaindustrie eingesetzt werden kann z.B. als Zwischenschritt zwischen der Untersuchung von potentiellen Wirkstoffkandidaten in der Zellkultur und den sich anschließenden /n-\//Vo-Tierversuchen. Hierdurch lässt sich die Zahl von Tierversuchen wesentlich reduzieren.
Das erfindungsgemäße Gewebemodell lässt sich als Modell zur Gewebegenese, insbesondere Tumorgenese einsetzen. Insbesondere lässt sich die Angiogenese im Gewebe induzieren und untersuchen.
Eine andere Verwendungsmöglichkeit ist eine in dem das Tumorgewebemodell zur Testung bei einer Therapie einer vorbestimmten Therapieform genutzt wird oder zur Stratifizierung der Therapie zur Behandlung eines Tumors. Hierdurch ist z.B. die Entwicklung einer individualisierten Therapieform eines zu behan- delnden Individuums möglich. Das Gewebemodell wird dabei aus Zellen des zu behandelnden Individuums etabliert, um anschließend die Therapiemöglichkeiten in vitro zu testen. Dies hat den Vorteil, dass der ohnehin geschwächte Pati-
ent nur die für ihn optimale Therapieform erfährt, anstatt dass er vorab zum Testen einer Reihe von Therapiemöglichkeiten einschließlich ihrer Nebenwirkungen herangezogen werden muss. An dem Gewebemodell können dabei sowohl anti-Angiogenese als auch antiinflammatorische sowie zytostatische und zytotoxische Effekte untersucht werden. Dabei kann dieses Gewebemodell nach individuellen Anforderungen aufgebaut werden, z.B. kann die Gewebestruktur verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Zusammensetzungen an Zellen und Zellarten aufzeigen. Gleiches gilt für die Versorgungsstruktur.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Gewebemodells ist die Möglichkeit der Untersuchung der Angiogenese, Gewebegenese und von Tumortherapieeffekten mit Hilfe von bildgebenden Verfahren. Diese bildgebenden Verfahren schließen ein: US (Ultraschall), MRT, CT, PET, Spect (Single photon emission computed tomography), optische Bildgebungsverfahren einschließlich Mikroskopie. In Abhängigkeit vom jeweiligen Bildgebungsverfahren können dabei über die Versorgungsstruktur unterschiedliche Kontrastmittel verabreicht werden, wie z.B. CT-Kontrastmittel, DS-Microbubbles usw. Die Kontrastmittel können zur Besseren Visualisierung und Kontrastierung des 3D-TAM Modells, der Gefäßstruktur im 3D-TAM Modell sowie zur Detektion und Lokalisierung spezifischer Zelltypen innerhalb des 3D-TAM Modells dienen. Ferner kann das 3D-TAM Modell aber auch zur Entwicklung, Untersuchung und Etablierung neuer Kontrastmittel für oben genannte Bildgebungsverfahren angewandt werden.
Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren zum Testen potentieller Wirkstoffkandidaten. Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst dabei den Schritt des Bereitstellen eines erfindungsgemäßen Gewebemodells und Einbringen der Wirkstoffkandidaten über die Versorgungsstruktur in die Gewebestruktur sowie analysieren der Wirkung der Wirkstoffkandidaten auf das Gewebemodell, wobei ein Wirkstoffkandidat als potentieller Wirkstoff identifiziert wird, wenn dieser eine gewünschte Wirkung auf das Gewebemodell zeigt.
In einer Ausführungsform ist dabei dieses Verfahren eines wobei die potentiellen Wirkstoffkandidaten solche sind, die eine zytostatische, zytoxische auf Tumor- zellen oder solche Zellen, die zur Versorgung des Tumors beitragen einschließ- lieh Endothelzellen, Fibroblasten und glatte Muskelzellen, anti-Angiogene und/oder antiinflammatorische Wirkung zeigen. Das Verfahren umfasst die Schritte des Bereitstellens eines erfindungsgemäßen Gewebemodells enthaltend Tumorzellen, Einbringen der potentiellen Wirkstoffkandidaten über die Versorgungsstruktur in die Tumorzellen enthaltene Gewebestruktur und analysieren der Wirkung der potentiellen Wirkstoffkandidaten auf das Gewebemodell, wobei ein potentieller Wirkstoff identifiziert wird, wenn dieser einen Tumorwachstum verringernden, wie Tumorwachstum stoppenden Effekt oder ein Tumorwachstum verkleinernden Effekt, einen anti-angiogenen oder einen anti-inflammatorischen Effekt aufzeigt.
Beispiele:
Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert, ohne darauf beschränkt zu sein.
1 . Herstellung einer vorbestimmten ersten Struktur
Auf einer Trägeroberfläche, z.B. einer Kulturschale, einer Glasoberfläche, einer dem späteren Einbettmaterial gleichen Grundschicht (z.B. Agarose) oder der Oberfläche des Bioreaktorgefäßes wird die vorgeformte erste Struktur ausgebil- det. Dieses Ausbilden kann durch Drucken oder Extrudieren durchgeführt werden . Vorliegend wird eine Gelatinelösung, mit einem auf etwa 37 °C beheizten Druckkopf, aufgebracht. In einem zweiten Versuch wird Polyethylenglykol (PEG) als Biomaterial verwendet. 2. Aufbringen einer Beschichtung auf eine vorgeformte erste Struktur
A) Auf eine erste Struktur aus Gelatine oder PEG wird eine mit lebenden Zel-
len vermischte, Hydrogel basierte Beschichtung, vorliegend Alginat, aufgebracht. Hierzu wird eine Suspension bestehend aus Alginat (z.B. 2 Gew.-%, Natriumsalz der Algininsäure von Braunalgen, Sigma) und Fibroblasten oder HUVECs mit Hilfe eines 3D-Druckers bei Raumtemperatur auf die vorgeformte erste Struktur aufgetragen und anschließend durch Aufsprühen einer Vernetzungslösung bestehend aus Calciumchlorid (30 mg/ml) verfestigt.
B) Eine vorgeformte erste Struktur wird wie oben beschrieben aus Gelatine oder Polyethylenglykol hergestellt.
Mit Hilfe eines 3D-Druckers wird eine Zusammensetzung aus Alginat (2 Gew.-%, Natrimsalz der Alginsäure von der Braunalge, Sigma) mit Endothelzellen als erste Schicht auf diese Struktur aufgebracht (10 Millionen Zellen pro Milliliter). Nach Härten dieser Alginatschicht wird gegebenenfalls eine zweite, Fibroblasten (10 Millionen Zellen pro Milliliter) enthaltene Zusammensetzung als äußere Schicht aufgebracht.
3. Einbetten der beschichteten ersten Struktur
Die so erhaltene, beschichtete Struktur wird in Agarose (3 Gew.-%) eingebettet.
4. Entfernen der ersten Struktur
PEG kann einfach mit Hilfe von Wasser aus der ausgehärteten Beschichtung entfernt werden. Die Gelatine wird durch Erwärmen z.B. auf 37 °C verflüssigt und z.B. mit Hilfe einer Spritze abgesaugt. Während und nach Entfernen des PEGs bzw. der Gelatine bleibt die mit Zellen beladene Alginatbeschichtung erhalten und bildet eine stabile Kanalwandung .
Es zeigte sich, dass die eingebettete, mit Alginat und Zellen beschichtete Hohl- struktur ein Austreten von Flüssigkeit verhindert, so dass durch den so gebildeten Kanal einfach Flüssigkeiten durchgeführt werden können.
Nach ca. zweiwöchiger Kultivierung unter üblichen Kultivierungsbedingungen entsteht ein biofunktionales Gewebe, das einem vaskulären Gefäß ähnelt.
5. Einbringen des Tumorgewebes (Fertigstellung des 3D-TAM Modells)
Das Tumorgewebe kann auf drei unterschiedlichen Wegen in das 3D-TAM Modell eingebracht werden.
5.1 Einspritzen von Tumorzellen
Die Herstellung des Versorgungskanals, das Einbetten und die Kultivie- rung erfolgen wie oben beschrieben (Pkt. 1 -4). Nachdem sich eine den
Versorgungskanal verkleidende, homogene, dicht gewachsene Endothel- schicht ausgebildet hat, gegebenenfalls mit einer zusätzlichen, Fibroblasten aufweisenden Schicht, werden Tumorzellen mit Hilfe einer in den SD- Drucker integrierten Spritze mittig, wenige 100 μιτι oberhalb des Versor- gungskanals in die Einbettmasse gespritzt.
5.2 Drucken des Tumors auf den Versorgungskanal
5.2.1 Drucken des Tumors auf eine Trennschicht
Der Versorgungskanal wird wie beschrieben hergestellt (Pkt. 1 -2). Auf den
Versorgungskanal wird eine biodegradierbare Trennschicht aus z.B. Poly- caprolacton aufgetragen. Auf die Trennschicht wird das Tumorgewebe in Form einer Tumorzellen enthaltende Hydrogel Suspension aufgedruckt, z.B. Tumorzellen in Matrigel. Ggf. kann das Tumorgewebe mit weiteren Zelltypen und weiteren Hydrogelen strukturiert werden. Das so hergestellte Konstrukt wird wie in Pkt. 3-5 beschrieben weiter bearbeitet und kultiviert. Die Trennschicht verhindert hierbei das Wuchern der Tumorzellen in Richtung des Versorgungskanals während der ersten Wochen der Kultivierung. Die Trennschicht ist so auszulege, dass sie sich erst dann aufge- löst hat, wenn die Endothelschicht in der Wandung des Kanals voll ausgeprägt ist. Nach Auflösen der Trennschicht wird dem Tumorgewebe der Zugang zum Versorgungskanal gewährt und ein Anschluss mittels Ge-
fäßneubildung ermöglicht.
5.2.2 Drucken des Tumors nach vorheriger Kultivierung des Versorgungskanals
Die Herstellung des Versorgungskanals, das Einbetten und die Kultivierung erfolgen wie beschrieben (Pkt. 1 -4). Nachdem sich eine den Versorgungskanal verkleidende, homogene, dicht gewachsene Endothelschicht ausgebildet hat, wird das Konstrukt aus der Kultur entnommen und die Einbettmasse bis wenige hundert Mikrometer oberhalb des Versorgungskanals entfernt (z.B. Abschneiden mit Hilfe eines Skalpells). Auf die Versorgungskanal nahe Oberfläche wird das Tumorgewebe in Form einer Tumorzellen enthaltende Hydrogel Suspension aufgedruckt, z.B. Tumorzellen in Matrigel. Ggf. kann das Tumorgewebe mit weiteren Zelltypen und weiteren Hydrogelen strukturiert werden. Anschließend wird das gesamte Konstrukt erneut eingebettet und weiter kultiviert.