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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einstellung eines Sitzes für
Personen in Beförderungsmitteln, wobei der Sitz eine Rückenlehne,
eine Sitzfläche und eine Abstützungsvorrichtung
zur Verbindung von Sitz und Boden oder zur Verbindung von Sitz und
einer am Boden angebrachten weiteren Vorrichtung umfasst, wobei
Sitzeinstellmittel vorgesehen sind, die zur Überführung
des Sitzes von einem ersten Betriebszustand (A) in einen zweiten
Betriebszustand (B), bzw. von einem zweiten Betriebszustand (B)
in den ersten Betriebszustand (A) ausgebildet sind, nach den Merkmalen
des Anspruches 1.
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Weiter
wird ein Sitz für Personenbeförderungsmittel vorgeschlagen,
wobei der Sitz eine Rückenlehne, eine Sitzfläche
und eine Abstützungsvorrichtung zur Verbindung von Sitz
und Boden oder zur Verbindung von Sitz und einer am Boden angebrachten
weiteren Vorrichtung umfasst, nach den Merkmalen des Anspruches
11.
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Zu
den Beförderungsmitteln sollen alle Mittel zum Personentransport
gerechnet werden, wie Personenkraftwagen, Lastkraftwagen, Flugzeuge, Schienenfahrzeuge,
Schiffe und ähnlichen Bewegungsmittel, in welchen Sitzen
zum Teil auch über lange Zeitspannen erforderlich ist oder
möglich sein kann.
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Aus
dem Stand der Technik sind bereits zahlreiche konstruktive Ausführungen
von einstellbaren Beförderungsmittelsitzen bekannt und
damit in Verbindung stehender Verfahren zu deren Einstellungen.
Die Ausführungen dieser Sitze orientieren sich stets an
den Gegebenheiten in den Beförderungsmitteln und an den
Erfordernissen für die zu transportierenden Personen. Dabei
ist es nicht selten der Fall, dass die vom Befördernden
im Beförderungsmittel verbrachten Zeitspannen sehr lang
sind. Verbringen die beförderten Personen diese Transportzeit
vorwiegend in sitzender Haltung, so sind dadurch gesundheitliche
Probleme nicht auszuschließen.
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Die
durch solches Verhalten hervorgerufenen Probleme sind meist orthopädischer
Natur, wobei ebenso auch Auswirkungen auf die Blutzirkulation, wie
etwa in den Beinen, und auf die Verdauungsfunktionen der beförderten
Personen bekannt sind. Zudem stehen auch physiologische Veränderungen in
und an den Weichteilen, vor allem den Genitalien, zu befürchten.
Dabei sind naturgemäß die inneren wie auch die äußeren
Geschlechtsorgane des Mannes stärker betroffen als die
der Frau, da sie exponierter liegen und äußeren
Einflüssen wie Druck und Temperatur stärker ausgesetzt
sind.
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Zahlreiche
technische Ausführungen von einstellbaren Sitzen in Beförderungsmitteln
versuchen, die gesundheitlichen Risiken für den Benutzer zu
vermindern. Meistens jedoch werden aus hauptsächlich ökonomischen
Erwägungen heraus die Sitze für einen Durchschnittspassagier
nicht bzw. sogar falsch an die speziellen Erfordernisse angepasst. Dies
kann in Konsequenz jedoch dazu führen, dass eine größere
Anzahl von Sitzbenutzern einen Sitz verwendet, der unter Umständen
falsch eingestellt ist.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Sitzeinstellung
und einen Sitz für die Verwendung in Personenbeförderungsmitteln
bereitzustellen, bei dem bzw. denen gesundheitliche Risiken, die
einer Person durch die Benutzung eines nicht auf ihn angepassten
Sitzes entstehen, reduziert werden.
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Diese
Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren zur Sitzeinstellung
nach den Merkmalen des Patentanspruchs 1, bzw. mit einem Sitz nach
den Merkmalen des Patentanspruchs 11.
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Ein
Kerngedanke des vorliegenden Verfahrens besteht dabei darin, dass
ein erster Betriebszustand (A) eine geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
definiert, die an die männliche Anatomie angepasst ist
und die zweite Sitzkonfiguration (B) eine Sitzkonfiguration definiert,
die an die weibliche Anatomie angepasst ist, wobei weiterhin in
einem Erfassungsschritt die angestrebte geschlechtsspezifische Sollkonfiguration
erfasst und ausgelesen wird und schließlich in einem Einstellschritt
der Sitz in die vordefinierte geschlechtsspezifische Soll-Konfiguration überführt
wird.
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Der
vorgeschlagene Sitz zeichnet sich dadurch aus, dass Sitzeinstellmittel
vorgesehen sind, über die der Sitz in verschiedene Betriebszustände (A,
B) gebracht werden kann, wobei weiterhin eine Steuerung vorgesehen
ist, welche die Sitzeinstellmittel so ansteuert, dass die Sitzfläche
von einem ersten Betriebszustand (A), der eine geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
definiert, die an die männliche Anatomie angepasst ist,
in einem Betriebszustand (B), der eine geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
definiert, die an die weibliche Anatomie angepasst ist, bzw. vorn
zweiten Betriebszustand (B) in den ersten Betriebszustand (A) überführt
werden kann.
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Aus
der
DE 101 17 602
C1 ist es bereits bekannt, einen Satz geschlechtsspezifisch
unterschiedlicher Stühle bereitzustellen, so dass der Bürostuhlsatz
eine erste Gattung von Stühlen umfasst, bei der die Sitzfläche
an die männliche Anatomie angepasst ist sowie eine zweite
Gattung von Stühlen, bei der die Sitzfläche an
die weibliche Anatomie angepasst ist. Während dort im Prinzip
gelehrt wird, geschlechtspezifisch für unterschiedliche
Benutzer zwei verschiedene Stühle vorzusehen, ist dies
in Beförderungsmitteln meist nicht oder nur mit erheblichem
Aufwand möglich. Ein spezieller Sitz müsste, würde
man dem Grundgedanken der
DE
101 17 602 C1 folgen, jeweils dann ausgetauscht werden,
wenn an der gleichen Sitzposition geschlechtsspezifisch unterschiedliche
Personen befördert werden sollen. Dies ist unpraktikabel,
so dass die vorliegende Erfindung einen hiervon abweichenden Weg
vorschlägt.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung kann der Erfassungsschritt die
Erfassung der Stellung oder Betätigung eines Mann/Frau-Betätigungsschalters umfassen,
bzw. das Auslesen der Stellung eines solchen Schalters. Alternativ
kann der Erfassungsschritt das Erfassen bzw. Auslesen von Passagierlisten
beinhalten, um eine geschlechtsspezifische Konfiguration eines für
eine Person vorgesehenen Sitzes zu erreichen.
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Der
Einstellschritt kann beispielsweise die Vorgabe einer geschlechtsspezifisch
unterschiedlichen Temperatur zumindest für die Sitzfläche
oder für einen Teilbereich hiervon oder aber auch für
andere Sitzkomponenten umfassen. Prinzipiell wäre auch die
Vorgabe einer geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Temperaturverteilung
denkbar etwa dahingehend, dass im Betriebszustand (A) ein Bereich der
Sitzfläche unterhalb der Genitalien kälter gehalten
bzw. besonderes gekühlt wird, wohingegen in der Sitzkonfiguration
(B) eine hiervon abweichende, beispielsweise eine weitgehend einheitliche
Temperaturverteilung für die Sitzfläche vorgegeben
wird.
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Alternativ
oder zusätzlich kann der Einstellschritt die Vorgabe einer
geschlechtsspezifisch unterschiedlich vorgegebenen Sitzlänge
umfassen. Konkret kann im Betriebszustand (A) die Sitzfläche länger
als im Betriebszustand (B) vorgegeben sein. Dazu kann die Rückenlehne
an so am Sitz angeschlossen sein, dass eine Translation der Sitzfläche gegenüber
der Rückenlehne ermöglicht ist. Im Betriebszustand
(B) ist eine kürzere Sitzflächenlänge vorgesehen,
da durch die Reduzierung von Auflagefläche der Unterschenkel
eine Verminderung der Durchblutung und damit einhergehender gesundheitlicher
Beeinträchtigungen vorgebeugt oder entgegengewirkt werden
soll. Hierzu ist anzumerken, dass es als erwiesen gelten kann, dass
bei Frauen das Problem der Bildung und Auftretens von Cellulite
direkt mit einer Beeinträchtigung der Durchblutung in den
Beinen in Verbindung steht. Durch eine verkürzte Sitzauflage
der Sitzfläche wird demnach die Beindurchblutung unterstützt
und Cellulite vorgebeugt oder ihr entgegengewirkt. Im Betriebszustand
(A) wäre eine längere Sitzflächenlänge
einzustellen ist, da dies im Vergleich zur Sitzflächeneinstellung
für Frauen zu einer relativ besseren Gewichtsverteilung auf
die gesamten Sitzpartien des Benutzers führt und damit
zu einem entspannteren Sitzen beiträgt.
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Alternativ
oder auch zusätzlich kann der Einstellschritt die Vorgabe
einer geschlechtsspezifisch unterschiedlich vorgegebenen Sitzhärte
bzw. Sitzfederung umfassen. So kann in einer besonders vorteilhaften
Ausgestaltung des Sitzes der Betriebszustand (A), beispielsweise
eine weichere Sitzhärte bzw. Sitzfederung aufweisen als
im Betriebszustand (B). Die Sitzhärte bzw. die Sitzfederung
haben direkten Einfluss auf die Einsinktiefe des Benutzers in die
Sitzfläche bzw. Rückenlehne und können
damit die für das Sitzen oder Lehnen geeigneten Körperpartien
anatomisch richtig unterstützen, bzw. die Körperregionen entlasten,
die auf Grund von übergroßen Druck- und Wärmeeinwirkungen
infolge des Sitzprozesses beeinträchtigt werden. Für
männliche Benutzer wäre demnach eine Sitzflächenkonfiguration
einzustellen, welche zu starke direkte Druckausübung in
dem Genitalbereich vermindert oder ausschließt. Für
den Betriebszustand (B) im Gegensatz dazu wäre eine durchschnittlich
harte Sitzflächenkonfiguration einzustellen.
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In
einer vorteilhaften alternativen oder zusätzlichen Ausführung
des Einstellschritts kann auch die Bereitmachung besonderer Entlastungszonen bzw.
besonderer Unterstützungszonen umfasst sein. Hierbei können
sich diese Entlastungszonen bzw. Unterstützungszonen entweder
auf der Sitzfläche befinden, auf der Rückenlehne
oder auf beiden Körperauflageflächen des Sitzes.
Auf der Sitzfläche kann zusätzlich ein Beckenstützbereich
ausgebildet sein, welcher den unteren Beckenboden je nach Höhe
der Einstellung dieses Sitzflächenbereichs anatomisch günstig
unterstützt oder entlastet. Zusätzlich kann auch
ein Stützbereich nahe zur Vorderkante der Sitzfläche
so ausgebildet sein, dass durch Hebung oder Senkung dieses Stützbereichs
entweder eine Abstützung oder aber eine Entlastung eines
entsprechenden Auflagebereichs der Unterschenkel erfolgt. In einer
anderen Ausfertigung kann auch eine Entlastungszone in einem zentralen
Bereich der Sitzfläche beinhaltet sein, welcher zur Druckentlastung
und Verminderung von Wärmezufuhr bzw. der Entstehung von
Wärme in der Genitalgegend des Benutzers vorgesehen ist.
Die konkrete Ausgestaltung eines solchen Bereichs könnte
etwa eine zentrale Aussparung aus der Sitzfläche besitzen,
welche unterhalb der Genitalgegend des Benutzers befindlich ist und
mit den Genitalien des Benutzers nicht in Druck- und folglich Wärmewechselwirkung
steht. In dem Einstellschritt zur Bereitmachung der Unterstützungszonen
bzw. Entlastungszonen des Sitzes werden Einstellungen vorgenommen,
welche die besagten Zonen so konfigurieren, dass sie zur Unterstützung
bzw. Entlastung der entsprechenden Körperregionen bereit
stehen.
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In
einer weiterhin vorteilhaften alternativen oder auch zusätzlichen
Ausführung des Einstellschritts kann fernerhin neben geschlechtsspezifischen
Einstellungen der Sitzfläche auch die Rückenlehne
und/oder die Abstützungsvorrichtung geschlechtsspezifisch
eingestellt werden. Dazu werden die Einstellungen des Unterstützungszonen
bzw. Entlastungszonen in der Sitzfläche wie auch in der Rückenlehne
derart ausgeführt, so dass sie die Körperregionen
des Benutzers oder der Benutzerin anatomisch gut oder sogar optimal
aufnehmen. Da jedoch Männer und Frauen auf Grund ihrer
unterschiedlichen Anatomie auch unterschiedliche Anforderungen an
die Sitzkonfigurationen haben, müssen die Einstellungen
der Unterstützungszonen bzw. Entlastungszonen so vorgenommen
werden, dass sie diesen Anforderungen mit einer geschlechtsspezifischen
Einstellung Rechnung tragen. Die Rückenlehne kann entsprechend
einer besonders vorteilhaften Ausführung des Einstellschritts
zusammen mit der Abstützvorrichtung des Sitzes bzw. alternativ
dazu eingestellt werden. Die Abstützvorrichtung kann direkten
Einfluss auf die Neigung der gesamten Sitzfläche und damit
den gesamten Sitz haben und damit auch indirekt auf den Sitzbereich
des Benutzers, welche er auf dem zentralen vorderen Bereich zur
Genitalentlastung einnimmt. Die Sitzposition des Benutzers hängt
zunächst vornehmlich von der individuellen Sitzvorliebe
ab. Wird jedoch die Neigung der Sitzfläche verändert,
kann dies dazu führen, dass der Benutzer sein Gewicht auf
der Sitzfläche differenziert ausrichten muss und eine Sitzposition
weiter vorne oder weiter hinten auf der Sitzfläche einnimmt.
Demnach muss für Frauen etwa, die Sitzfläche nach
vorne abfallend angeordnet sein, was zur Folge hat, dass sich die
Benutzerin weiter vorne auf der Sitzfläche sitzend positioniert
und die Unterschenkel weniger Auflagefläche erhalten. Für
Männer wäre im Gegensatz dazu eine Konfiguration
der Sitzfläche zu wählen, die verstärkt
waagrecht oder leicht nach vorne zur Sitzkante hin ansteigend ausgerichtet
ist. Der Neigungswinkel der Sitzfläche kann mittels dafür
vorgesehener Einstellmittel eingerichtet werden, welche an der Abstützvorrichtung
des Sitzes angreifen, und eine geschlechtspezifische Sitzeinstellung
erlauben.
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Das
Verfahren zur Einstellung der Rückenlehen eines Sitzes
kann zudem noch die Einstellung einer geschlechtsspezifischen Lordosenabstützung umfassen,
wobei im Betriebszustand (A) eine Abstützung einer schwächer
gekrümmten Lordose und im Betriebszustand (B) eine Abstützung
einer stärker gekrümmten Lordose erfolgt. In einer
konkreten Ausfertigung des Sitzes kann dabei die Auflagefläche, auf
welcher der Rücken des Benutzers zu hegen kommt, einen
Bereich umfassen, welcher zur anatomisch vorteilhaften Abstützung
der Lordose des Benutzers konstruiert ist. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass
Frauen im Durchschnitt eine stärker gekrümmte Lordose
besitzen als Männer und deswegen einer Einstellung der
Lordoseabstützvorrichtung bedürfen, welche diesem
Umstand etwa mit der Einstellung einer stärker ausgebuchteten
Abstützung entsprechend Rechnung trägt.
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Andere
konkrete Ausgestaltungen des Sitzes können als Lordosestütze
eine Gas- oder Flüssigkeitskammer umfassen, ebenfalls umfassend
eine Pumpe mit oder ohne Flüssigkeitsreservoir. Vorteilhaft
an einer derartigen Ausführung wäre der Umstand,
dass die Erhöhung des Drucks in der Gas- oder Flüssigkeitskammer
zur Versteifung oder die Verringerung des Drucks zur Erweichung
des besagten Bereichs ausgenutzt werden könnte und damit die
Einsinktiefe des Rückens des Benutzers in die Lordosestütze
regulierte werden kann. Die Ausführung der Lordoseabstützung
kann aber alternativ auch Form- oder Polsterelemente enthalten.
Weiter alternativ kann die Lordoseabstützvorrichtung auch mit
Hilfe von in den Sitz integrierter mechanischer Apparaturen als
Einstellmittel ausgebildet sein, wie etwa mit Hilfe von Walzen,
Gestänge und/oder Spiralen. Ein elektromotorischer Antrieb
ist auch denkbar. Durch Einstellung derartiger Mittel zur Ausbildung der
Lordoseabstützung im Einstellschritt kann eine geschlechtsspezifische
Einstellung des Sitzes bewirkt werden. Zusätzlich wäre
auch denkbar, den Bereich der Rückenlehne zur Abstützung
der Lordose heizbar auszubilden, da so dem Sitzenden nicht nur ein
behagliches Temperaturgefühl vermittelt werden kann, sondern
auch direkt Einfluss auf die Rückenmuskulatur genommen
wird. Der Wärmeeinfluss kann so zur Auflockerung von Muskelverspannungen führen
und folglich das Wohlbefinden des Sitzenden weiter erhöhen.
Aus vergleichbaren Überlegungen heraus ließe sich
auch der Einsatz einer Massagevorrichtung in Kombination mit einer
Lordosestütze erwägen.
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In
einer speziellen Ausgestaltung wird das Geschlecht des Benutzers
automatisch, insbesondere nachdem der Benutzer auf dem Sitz Platz
genommen hat, vorzugsweise über Geschlechtserkennungsmittel
erfasst. Derartige Geschlechtserkennungsmittel nehmen über
das Gewicht und/oder die Weichheit der Muskulatur bzw. des Gewebes und/oder über
die Druckverteilung, beispielsweise Eindringtiefe der Sitzbeinknochen,
und/oder die Größe des Benutzers eine Bestimmung
vor, ob die jeweils erfassten Parameter eher mit einem männlichen
Benutzer oder mit einem weiblichen Benutzer in Einklang zu bringen
sind. Diese mit einem verbleibenden Restfehler behaftete Methode
gestattet das Geschlecht des Benutzers automatisch zu bestimmen
und mit dieser Erfassung auf die Sitzeinstellmittel einzuwirken.
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Erfindungsgemäß wird
auch ein Sitz für Personenbeförderungsmittel vorgeschlagen,
wobei der Sitz eine Rückenlehne, eine Sitzfläche
und eine Abstützungsvorrichtung zur Verbindung von Sitz
und Boden oder zur Verbindung von Sitz und einer am Boden angebrachten
weiteren Vorrichtung umfasst. Dabei sind Sitzeinstellmittel vorgesehen, über
die der Sitz in verschiedene Betriebszustände (A, B) gebracht
werden kann, wobei weiterhin eine Steuerung vorgesehen ist, welche
die Sitzeinstellmittel so ansteuert, dass die Sitzfläche
von einem ersten Betriebszustand (A), der eine geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
definiert, die an die männliche Anatomie angepasst ist,
in einen Betriebszustand (B), der eine geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
definiert, die an die weibliche Anatomie angepasst ist, bzw. vom
zweiten Betriebszustand (B) in den ersten Betriebszustand (A) überführt
werden kann.
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Darüber
hinaus kann der erfindungsgemäße Sitz auch Geschlechtserkennungsmittel
umfassen und/oder mit Geschlechtserkennungsmitteln zusammenwirken
derart, dass das Geschlecht eines Nutzers erfasst und für
die nachfolgende Sitzeinstellung herangezogen werden kann. Derartige
Geschlechtserkennungsmittel können Sensoren umfassen zur Bestimmung
des Körpergewichts und/oder der Körpergröße
und/oder der Weichheit des Gewebes bzw. der Muskulatur, insbesondere
des Oberschenkelgewebes, der Oberschenkelmuskulatur und/oder zur Bestimmung
der Gewichtsverteilung auf der Sitzfläche, beispielsweise
der Eindringtiefe der Sitzbeinhöcker. Alternativ oder zusätzlich
können Geschlechtserkennungsmittel auch einen manuell betätigbaren Schalter
umfassen, mit dem der Benutzer die Geschlechtsvorgabe von Mann auf
Frau bzw. vice versa und ggf. auch neutral stellen kann. Weiter
können die Geschlechtserkennungsmittel auch eine Softwareroutine
umfassen, um vorgegebene Daten im Hinblick auf die Geschlechtsinformation,
beispielsweise Passagierlisten auszulesen.
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In
der erfindungsgemäßen Ausführung des Sitzes
ist eine Abstützvorrichtung vorgesehen, welche zur Verbindung
des Sitzes mit einer Bodenfläche des Beförderungsmittels
dient. Die Anbringung der Abstützvorrichtung kann beispielsweise
an der Unterseite der Sitzfläche erfolgen oder an den Seiten der
Sitzfläche. Die mechanische Verbindung von Abstützvorrichtung
mit dem Boden des Beförderungsmittels bzw. mit einer Vorrichtung
zur Aufnahme der Abstützvorrichtung kann durch Schrauben,
Stecken, Klemmen, Nieten, Schienenhalterungen, Bolzen, Schweißungen,
oder sonst technisch genutzten Verbindungsgeräten oder
Verbindungsmethoden erfolgen. Vorteilhaft könnte sich an
dieser Sitzausführung auch erweisen, dass durch den Austausch
der Abstützvorrichtung alleine sich auch ohne Neukonstruktion
des gesamten Sitzes die Einpassung des Sitzes in verschiedene Beförderungsmittel
leicht bewerkstelligen lässt und sich damit nicht nur die
Herstellungskosten deutlich reduzieren, sondern auch der Einbau,
Wartung und Reparatur erheblich vereinfachen lassen.
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In
einer vorteilhaften Ausführung des Sitzes wirkt die Steuerung
mit einem bereits erwähnten Mann/Frau-Betätigungsschalter
zusammen, über den die Überführung der
Sitzkonfiguration in eine gewünschte vordefinierte geschlechtsspezifische Soll-Sitzkonfiguration
ausgelöst werden kann. Diese Steuerung bewirkt entsprechend
der Stellung des Mann/Frau-Betätigungsschalter die Überführung
der Sitzkonfiguration in eine gewünschte Soll-Konfiguration,
die dem Geschlecht des Benutzers Rechnung trägt. Die Steuereinheit
selbst kann etwa von einfachster mechanischer Ausführung
sein, aber auch eine elektronische und/oder mikro-elektronische Ausführung
besitzen. Über den Mann/Frau-Betätigungsschalter,
kann entsprechend der vom Benutzer gewählten Stellung veranlasst
werden, den Betriebszustand A oder den Betriebszustand B einzustellen. Auf
Bestätigung des Mann/Frau-Betätigungsschalters
ermöglicht die Steuerung, alle oder eine definierte Anzahl
von Einstellmittel mit einem einfachen steuertechnischen Handgriff
anzusprechen und eine möglichst schnelle Überführung
der Sitzkonfiguration in eine gewünschte geschlechtsspezifische
Soll-Konfiguration auszulösen.
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In
einer fernerhin alternativen oder zusätzlichen Ausführung
kann die Steuerung eine Schnittstelle umfassen, über die
externe Daten, wie beispielsweise eine Passagierliste, eingelesen
werden können, um anhand der externen Daten eine Sitzkonfiguration
auszulösen. Die Schnittstelle könnte beispielsweise
in Form eines Computerinterfaces ausgebildet sein, über
welches externe Daten der Steuereinheit zugeführt werden
können.
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So
ist es durchaus denkbar, in einem Beförderungsmittel zur
Aufnahme von mehreren Personen, Informationen aus einer geschlechtsunterscheidenden
Passagierliste der Steuereinheit zuzuführen, welche folglich
die Einstellung der Sitzkonfiguration entsprechend des Geschlechts
des vorgesehenen Benutzers vornimmt. In einem Flugzeug etwa kann die
Passagierliste computer-unterstützt nach Geschlecht des
Passagiers ausgewertet werden und mittels Datenleitungen, welche über
die Schnittstellen mit den Sitzen verbunden sind, könnte
ein zentraler Rechner die Steuerung der Sitze anweisen, bestimmte
geschlechtsspezifische Soll-Konfiguration einzustellen. Der Grad
der Automatisierung und die Methode der Auswertung von Passagierlisten
zur Erzeugung der geschlechtspezifischen Informationen kann dabei
von einfacher manueller Analyse reichen bis hin zur Verwendung von
computer-implementierter künstlicher Intelligenz.
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In
einer besonders vorteilhaften zusätzlichen oder alternativen
Ausführung des Sitzes sind zumindest in der Sitzfläche
Heizeinrichtungen und/oder Kühleinrichtungen integriert.
Die Heizungs- und/oder Kühleinrichtungen sind dafür
vorgesehen, die thermischen Folgen des Sitzprozesses und/oder von
Umgebungseinflüssen zu mildern und ihnen entgegenzuwirken.
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Speziell
kann eine Sitzflächenkühlung vorgesehen werden,
die bei männlichen Benutzern eine zu große Hitzeentwicklung
während des Sitzprozesses in und um die Genitalgegend vermeiden
soll. Mit einer derartigen Sitzflächenkühlung
könnte etwa dafür gesorgt werden, dass eine Veränderung
der Hodentemperatur beim männlichen Benutzer nur begrenzt eintreten
kann und physiologische Störungen der Weichteile wie auch
Störungen der Keimzellenproduktion weitgehend unterbleiben.
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Heizungs-
und/oder Kühlvorrichtungen können neben der Sitzfläche
ebenso auch in die Rückenlehne integriert sein, was zur
Muskellockerung im Falle der Verwendung eines Heizsystems ausgenutzt werden
kann, oder aber einer allgemeinen Körperermüdung
vorbeugen kann. Letztgenannte Funktion stellt sich vor allem beim
Lenken von Fahrzeugen über längere Zeitspannen
als überaus günstig dar, da während dieser
Zeit unkontrollierbare Ermüdungsphasen mitunter schwerste
Konsequenzen haben können.
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Ähnlich
vorteilhafte physiologische Effekte können auch hervorgerufen
werden durch den Einbau eines Massagesystems in den Sitz. Dieses
könnte die Blutzirkulation des Benutzers stimulieren und so
die Muskulatur vor dem Ermüden bewahren und Versorgungsstörungen
in beeinträchtigten Gewebeteilen des Körpers des
Benutzers vermindern oder unterbinden.
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Ein
Massagesystem kann auch dazu eingesetzt werden, Gewebe und/oder
Muskelerschlaffung entgegenzuwirken, insbesondere die Muskulatur
gerade bei längerem Sitzen trainiert zu halten. Insofern könnte
in einer möglichen Ausgestaltung vorgesehen sein, dass
dieses Massagesystem gerade im Betriebszustand B aktiviert, im Betriebszustand
A bzw. im Betriebszustand neutral dagegen deaktiviert ist. Das Massagesystem
könnte in diesem Fall besonders bevorzugt auch in der Sitzfläche
integriert sein und insbesondere dafür ausgebildet und
vorgesehen sein, auf die Gesäßpartien eines weiblichen
Benutzers einzuwirken.
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In
einer vorteilhaften zusätzlichen oder alternativen Ausführung
des Sitzes umfasst dieser auch besondere Entlastungszonen bzw. besondere
Unterstützungszonen. Mit Hilfe dieser ausgewiesenen Zonen
wird es dem Benutzer ermöglicht, eine geschlechtsspezifische
Konfiguration des Sitzes über eine entsprechende Einstellung
vorzunehmen.
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Weiter
alternativ oder zusätzlich zu dieser Ausführung
ist in einem zentralen, vorderen Bereich der Sitzfläche
eine genitalentlastende Aussparung ausbildbar. Der zentrale vordere
Bereich kommt dabei etwa von der vorderen Sitzkante ca. 10–25
cm zur Rückenlehne hin zu liegen und kann sich über
eine Ausdehnung von ca. 5 bis 20 cm in beliebiger Richtung erstrecken.
Dabei können Vorkehrungen getroffen werden, um die durch
das Sitzen hervorgerufenen Einwirkungen auf die Genitalien des Benutzers, insbesondere
auf die männlichen inneren und äußeren
Geschlechtsteile, zu reduzieren. Diese Vorkehrungen in dem zentralen
Bereich können, wie in der alternativen Ausführung
vorgesehen, die Ausbildung einer genitalentlastenden Aussparung
in der Sitzfläche umfassen, welche sich über den
gesamten zentralen vorderen Bereich oder nur Teile davon erstreckt.
In anderer Form kann auch eine zentrale Rinne vorgesehen bzw. ausbildbar
sein, welche sich entlang der Mittelachse von vorne nach hinten
in den zentralen Bereich erstreckt und am Abschluss in dem zentralen
Bereich etwa eine größere Breite ausweist als
an der vorderen Sitzkante. Aussparungen anderer Formen sind ebenso
denkbar.
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Ebenso
kann unterstützend die Sitzhärte oder Sitzfederung
der Sitzfläche variiert werden, was zusammen mit der genitalentlastenden
Aussparung eine Druckverminderung auf die Genitalien des Benutzers
bewirken kann, bzw. die Sitzposition des Benutzers derart beeinflussen
kann, dass andere geschlechtsspezifischen Sitzeinstellungen in ihrer
Wirkung verstärkt oder verbessert werden.
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Alternativ
zu der einfachen freiliegenden Aussparung in der Sitzfläche
könnte die Aussparung auch mit einer Gas- oder Flüssigkeitskammer
versehen sein. In diesem Fall könnte durch Betätigung
einer in den Sitz integrierten Pumpe mit oder ohne Reservoir eines
Pumpmediums wie Gasen oder Flüssigkeiten das Volumen der
Kammer in der Aussparung verändert werden. Mit Aktivierung
der Pumpe etwa, füllt sich das Kammervolumen mit dem Pumpmedium und
der ausgesparte Platz wird reduziert. Bei umgekehrt betriebenem
Pumpfluss wird die Kammer geleert und zusätzlicher Platz
in der Aussparung geschaffen. Mittels dieser von einer Pumpe angetriebenen
Vorrichtung zur Füllung bzw. zur Leerung einer Kammer in
der Sitzfläche, lassen sich wieder zwei geschlechtsspezifische
Grundeinstellungen vorsehen. Die Einstellung des ersten Betriebszustandes
A, für männliche Benutzer vorgesehen, erfordert,
dass die Kammer abgepumpt wird und so eine Vertiefung in der Aussparung
entsteht. Beim Sitzvorgang kommen die Genitalien eines männlichen
Benutzers über der Aussparung zu liegen und werden folglich
von direktem Druck durch die Sitzfläche und der mit dem Sitzprozess
einhergehenden Wärmeentwicklung bewahrt. In der Einstellung
des zweiten Betriebszustandes B, für weibliche Benutzer
vorgesehen, wird die zentrale Kammer mit dem Pumpmedium gefüllt
und eine durchgehende, glatte Sitzfläche geschaffen.
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Dieses
System aus Aussparung und Gas- oder Flüssigkeitskammer
lässt sich etwa auch mit dem für die Sitzfläche
vorgesehenen Kühlsystem kombinieren. So wäre es
denkbar, eine Flüssigkeitskammer in der genitalentlastenden
Aussparung mit einer temperaturkontrollierten gekühlten
Flüssigkeit zu füllen und damit einen direkten
oder indirekten kühlenden Temperatureffekt in der Genitalgegend des
Benutzers hervorzurufen.
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In
einer beispielhaften Ausführung ist ferner vorgesehen,
dass in einem zentralen, der Rückenlehne zugewandten Bereich
der Sitzfläche eine Aussparung aus einem Beckenstützbereich
ausbildbar ist. Mittels in den Sitz integrierter Einstellmittel
lässt sich der Beckenstützbereich anheben oder
absenken und durch eine vorteilhafte Höheneinstellung dieses Bereichs
eine anatomisch günstige Unterstützung des posturalen
Beckens während des Sitzprozesses bewirken. Eine konkrete
Ausführungsform dieses Beckenstützbereichs könnte
etwa als streifenförmiger Bereich im hinteren Viertel der
Sitzfläche ausgebildet sein, quer zur Längsmittelachse.
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Bekanntermaßen,
leiden Frauen wegen ihres Körperbaus vermehrt unter einer
Hyperlordose, also einem Hohlkreuz, als im Vergleich dazu Männer. Für
ein anatomisch richtiges Sitzen für Frauen, welches die
Einstellung einer normalen Lordose des Rückgrats zum Ziel
hat, könnte der Beckenstützbereich flach oder
sogar abfallend ausgebildet sein. Auf diese Weise wird das Rückgrat
der Benutzerin gestreckt und einer Hyperlordose entgegengewirkt
oder auch vorgebeugt.
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Um
das Sitzen mit übermäßiger Druckeinwirkung
auf das Steißbein, welches, über längere
Zeit betrieben, zu einer abnormen Wirbelsäulenausbildung
führen kann, zu verhindern, ist eine Aussparung in dem
Beckenstützbereich ausbildbar. Durch diese Einrichtung
kommt es beim Sitzen zu einer Druckentlastung der Wirbelsäule,
wobei sich das Körpergewicht in Konsequenz mehr auf die
Beckenknochen verteilt, welche zum Sitzen besser geeignet sind.
Die Aussparung aus dem Beckenstützbereich kann keilförmig,
rund oder in anderer Form ausgeführt sein und könnte
in einer beispielsweisen Ausfertigung ein Sechstel bis zu einem
Viertel der Gesamtbreite des Beckenstützbereichs einnehmen.
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Die
technische Ausgestaltung der Einstellmittel dieses Beckenstützbereichs
kann wiederum zahlreiche Ausführungen finden. Mögliche
Ausführungen können eine in die Sitzfläche
integrierte Luft- oder Flüssigkeitskammer umfassen, angepasste Polsterung
gleicher oder auch unterschiedlicher Härte im Vergleich
zur übrigen Sitzpolsterung, eine in die Sitzfläche
integrierte mechanische Hebe- und Senkvorrichtungen, oder auch eine
Kombination aus den genannten Einrichtungen.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung des Sitzes ist in einem
Bereich angrenzend an der vorderen Sitzflächenkante ein
Stützbereich ausbildbar, welcher angehoben oder abgesenkt
werden kann. In einer derartigen Ausführungsform kann dieser
Stützbereich ungefähr ein Sechstel bis zu einem Viertel
der Sitzflächenlänge beanspruchen. Durch Anheben
oder Absenken dieses Stützbereichs kann die Beinauflage
des Benutzers beim Sitzvorgang reguliert werden, was zu einer verbesserten
Gewichtsverteilung im Betriebszustand A und zu einer Entlastung
von Ober- bzw. Unterschenkeln im Betriebszustand B genutzt werden
kann.
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Hierzu
ist auch bekannt, dass eine angeregte Blutzirkulation in den Beinen
bei Frauen eine Verminderung oder Vorbeugung von Cellulite bewirkt.
Unter diesem Gesichtspunkt, wäre demnach für Frauen eine
Absenkung des vorderen Stützbereichs der Sitzfläche
zu empfehlen, da hierbei die Blutzirkulation durch den Sitzvorderrand
weniger beeinträchtigt wird. Für Männer
wäre eine flache Neutralstellung zu bevorzugen, da es so
relativ zu einer Vergrößerung der Beinauflagefläche
kommt und damit zu einer besseren Körpergewichtsverteilung
auf den Unterschenkeln, was ein entspannteres Sitzen zur Folge hat.
Die Ausgestaltung der Einstellmittel des vorderen Stützbereichs
kann zahlreiche Ausführungen annehmen. Eine mögliche
Ausführung kann mindestens eine in die Sitzfläche
integrierte Gas- oder Flüssigkeitskammer beinhalten, welche
mittels einer Pumpe mit oder ohne Pumpmediumreservoir die Kammer
füllen oder auch leeren kann. Weitere Ausführungen
können als Polsterung gleicher oder auch unterschiedlicher
Härte im Vergleich zur übrigen Sitzpolsterung,
als eine in die Sitzfläche integrierte mechanische Vorrichtungen,
oder auch als eine Kombination aus den vorher genannten Vorrichtungen
getroffen werden.
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In
einer alternativen Ausführungsform des Sitzes könnte
auch erwogen werden, eine Variation der Sitzflächenlänge
in bestimmten Grenzen und relativ zur Rückenlehne hin vorzunehmen,
und diese Variation zur geschlechtsspezifischen Anpassung der Sitzlänge
zu nutzen. Dabei müsste die Sitzfläche gegenüber
dem Anschluss der Rückenlehne entsprechend nach vorne oder
nach hinten verschoben werden. Für Frauen ist dementsprechend
eine Konfiguration mit einer kürzeren Sitzflächenlänge
zu wählen, wohingegen für Männer eine
längere Sitzflächenlänge einzustellen
ist, da dies zu einer besseren Blutzirkulation bei Frauen und zu
einer entspannteren Sitzhaltung bei Männern führt.
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In
einer besonders vorteilhaften alternativen oder zusätzlichen
Ausgestaltung des Sitzes sind auch Sitzeinstellmittel vorgesehen,
die zusätzlich eine geschlechtsspezifische Anpassung der
Rückenlehne und/oder der Abstützvorrichtung bewirken. Dazu
wird etwa die Unterstützungszone der Rückenlehen
durch die entsprechenden Einstellmittel konfiguriert, so dass sie
die Körperregionen des Benutzers oder der Benutzerin anatomisch
gut oder sogar optimal unterstützen kann. Da jedoch Männer
und Frauen auf Grund ihrer unterschiedlichen Anatomie auch unterschiedliche
Anforderungen an die Konfigurationen dieser Unterstützungszone
haben, müssen die Einstellungen der Unterstützungszonen
geschlechtspezifisch vorgenommen werden. Die Rückenlehne
kann entsprechend der besonders vorteilhaften Ausgestaltung des
Sitzes mit der Abstützvorrichtung des Sitzes bzw. alternativ
dazu geschlechtspezifisch eingestellt werden. Die Abstützvorrichtung
besitzt beispielsweise direkten Einfluss auf die Neigung der gesamten
Sitzfläche und damit auch indirekt auf die Sitzposition
des Benutzers.
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Eine
weiter besonders vorteilhafte Ausbildung des Sitzes sieht vor, dass
die Sitzeinstellmittel auf die Lordosestütze einwirken
und diese in einem ersten Betriebszustand (A), der an die männliche Anatomie
angepasst ist, eine Abstützung einer schwächer
gekrümmten Lordose und in einem zweiten Betriebszustand
(B), der an die weibliche Anatomie angepasst ist, eine Abstützung
einer stärker gekrümmten Lordose bewirkt. Zur
dieser geschlechtsspezifischen Anpassung muss wiederum die Tatsache
berücksichtigt werden, dass Frauen im Durchschnitt eine
stärker gekrümmte Lordose besitzen als Männer,
und deswegen eine Abstützvorrichtung benötigen,
welche dem Umstand etwa mit einer stärker ausgebuchteten
Abstützung entsprechend Rechnung trägt.
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Konkrete
Ausführungen dieser Lordosestütze können
als Gas- oder Flüssigkeitskammer, kombiniert mit einer
Pumpe mit oder ohne Flüssigkeitsreservoir, ausgeführt
sein. Vorteilhaft an einer derartigen Ausführung wäre
auch der Umstand, dass die Erhöhung des Drucks in der Gas-
oder Flüssigkeitskammer zur Versteifung oder die Verringerung
des Drucks zur Erweichung des besagten Bereichs ausgenutzt werden
könnte und damit die Einsinktiefe des Benutzerrückens
in die Sitzlehne reguliert. Die Ausführung der Lordoseabstützung
kann alternativ auch Form- oder Polsterelemente enthalten. Weiter
alternativ kann die Abstützvorrichtung für den
Rücken auch mit Hilfe von in den Sitz integrierten mechanischen
Apparaturen als Einstellmittel ausgebildet sein, wie etwa mit Hilfe
von Walzen, Gestänge und/oder Spiralen. Ein elektromotorischer
Antrieb ist auch denkbar.
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Zusätzlich
wäre auch möglich, den Bereich der Rückenlehne
zur Abstützung der Lordose heizbar auszubilden, da so dem
Sitzenden nicht nur ein behagliches Temperaturgefühl vermittelt
werden kann, sondern auch direkt Einfluss auf die Rückenmuskulatur
genommen werden kann. Der Wärmeeinfluss kann so etwa zur
Auflockerung von Muskelverspannungen führen und folglich
das Wohlbefinden des Sitzenden weiter erhöhen. Alternativ
zu einer Heizvorrichtung käme auch der Einsatz einer Kühlvorrichtung
in der Rückenlehne in Frage, da so beispielsweise Ermüdungserscheinungen,
hervorgerufen von zu großer Wärmeeinwirkung auf
den Benutzer, entgegnet werden kann, und etwa die Konzentration
und die Aufmerksamkeit des Benutzers gesteigert werden kann, was
sich vor allem beim aktiven Lenken von Fahrzeugen als überaus
vorteilhaft erweisen würde.
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In
einer alternativen Ausführung des Sitzes sind such Einstellmittel
vorgesehen, die zur Überführung des Sitzes in
einen dritten geschlechtsneutralen Betriebszustand (C) ausgebildet
sind. In diesem nicht-geschlechtsspezifischen Betriebszustand, werden
mit Hilfe der Sitzeinstellmittel die Entlastungs- und Unterstützungszonen
des Sitzes so eingestellt, dass der Sitz in eine Sitzkonfiguration überführt
wird, welche für einen hypothetisch geschlechtsneutralen Standardbenutzer
konzipiert ist. Die konkrete Einstellung der Entlastungs- und Unterstützungszonen
des Sitzes kann sich etwa an einer Sitzkonfiguration eines durchschnittlichen
nicht-geschlechtsspezifischen Sitzes wie bislang im Stand der Technik üblich anlehnen.
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Die
Erfindung wird nachstehend auch hinsichtlich weiterer Merkmale und
Vorteile anhand der Beschreibung von Ausführungsbeispielen
und unter Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen näher
erläutert. Hierbei zeigen:
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1 eine
schematische Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen
Sitzes in perspektivischer Ansicht
-
2 eine
Aufsicht auf die Sitzfläche des Sitzes nach 1
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In 1 ist
eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Sitzes in schematischer Perspektivansicht veranschaulicht. Der Sitz 11 umfasst
hierbei eine Abstützungsvorrichtung 15, die am Boden
eines Fahrzeuges, beispielsweise eines Kraftfahrzeuges montiert
werden kann. An der Abstützungsvorrichtung 15 um
eine Querachse verschwenkbar und in Längsrichtung verschieblich
gelagert ist eine Sitzfläche 14 angeordnet. Weiter
ist an der Abstützungsvorrichtung 15 über
einem hinteren Ende der Sitzfläche 14 eine Rückenlehne 13 um
eine Querachse verschwenkbar angeordnet.
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Ein
Mann/Frau-Betätigungsschalter 24 kann in drei
disjunkte Stellungen, nämlich M = Mann/male, N = Neutral/neutrale
und F = Frau/female gebracht werden. Der Mann/Frau-Betätigungsschalter 24 kann am
Sitz 11 oder vom Sitz 11 getrennt, beispielsweise am
Armaturenbrett eines Kraftfahrzeuges angebracht sein. Der Mann/Frau-Betätigungsschalter 24 wirkt
mit einer Steuerung 23 zusammen, die auf eine Reihe von
Sitzeinstellmitteln einwirkt. Im vorliegenden Fall sind dies ein
Rückenstützbereich 17 innerhalb der Rückenlehne 13 sowie
an bzw. innerhalb der Sitzfläche 14, ein der Rückenlehne 13 zugewandter Beckenstützbereich 18 mit
einer darin vorgesehenen Aussparung 19, Heizeinrichtungen 26 sowie
Kühleinrichtungen 27 in einem mittleren Bereich
der Sitzfläche 14, im vorderen Bereich der Sitzfläche
eine ausbildbare genitalentlastende Aussparung 21 sowie einstellbare
Auflagebereiche 22 für Ober- bzw. Unterschenkel
eines Benutzers.
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Die
Steuerung 23 kann weiterhin mit einer Schnittstelle 25 versehen
sein, beispielsweise um in einem Erfassungsschritt externe Daten
einzuspeisen, etwa ob der Sitz 11 in einem vorgegebenen
Zeitraum von einem männlichen oder weiblichen Benutzer
benutzt wird oder in Neutralstellung gehalten werden soll. Weiterhin
kann die Schnittstelle 25 aber auch dazu benutzt werden,
um eine Standardeinstellung für eine männliche
Sitzeinstellung bzw. eine Standardeinstellung für neutrale
Sitzkonfiguration bzw. eine Standardeinstellung für eine
weibliche Sitzkonfiguration in einzelnen Parametern abzuändern, etwa
einzelne der vor erwähnten Sitzeinstellmittel an einer
Einstellung zwischen männlicher Konfiguration, weiblicher
Konfiguration, neutraler Konfiguration nicht teilhaben zu lassen
oder die vorgegebenen Voreinstellungen für die drei Konfigurationen
abzuändern.
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In
einer für einen männlichen Benutzer angepassten
Sitzkonfiguration (Betriebszustand A) kann die Steuerung 23 beispielsweise
die genitalentlastende Aussparung 21 im zentralen vorderen
Bereich 20 der Sitzfläche 14 ausbilden,
nämlich konkret dadurch, dass ein entsprechendes Element
der Sitzfläche 14 gegenüber der übrigen
Sitzfläche 14 verfahren wird. Alternativ kann
die genitalentlastende Aussparung 21 auch dadurch ausgebildet
werden, dass eine ansonsten fluidgefüllte Kammer entleert
wird, so dass sich die bereits erwähnte Aussparung ausbildet. In
Neutral-Position bzw. im Betriebszustand B kann diese Kammer wiederum
mit Fluid befüllt werden bzw. ein abgesenktes Element der
Sitzfläche 14 wieder angehoben werden.
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Weiter
können die Auflagebereiche 22 für Ober-
bzw. Unterschenkel eines Benutzers mit Wechsel vom Betriebszustand
A in Betriebszustand B bzw. Betriebszustand neutral zwischen für
diese Zustände jeweils vorgegebenen Standardeinstellungen
verstellt werden, beispielsweise von einer hochgeklappten Stellung
im Betriebszustand B in eine mittlere Stellung im Betriebszustand
neutral und in eine abgesenkte Stellung im Betriebszustand B.
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Mittels
der Heizeinrichtungen 26 bzw. der Kühleinrichtungen 27 kann
eine für den jeweiligen Betriebszustand als Standardtemperatur
vorgegebene Temperatureinstellung vorgenommen werden, beispielsweise
eine Kühlung des zentralen vorderen Bereichs 20 auf
eine Temperatur von 15°C im Betriebszustand A sowie Einstellung
einer mittleren Temperatur von 18°C im restlichen Bereich
der Sitzfläche 14, über eine möglichst
homogene mittlere Temperatur von 20°C im Betriebszustand
neutral auf eine möglichst homogene durchschnittliche Temperatur
von 23°C im Betriebszustand B.
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Mittels
des Beckenstützbereichs 18 kann im Betriebszustand
B das Becken eines Benutzers weiter angehoben werden als dies im
Betriebszustand A bzw. Betriebszustand neutral vorgegeben ist. Gleichzeitig
wird mit der Aussparung 19 für eine Entlastung des
Steißbeins trotz Anhebung des übrigen Beckens mittels
des Beckenstützbereichs 18 gesorgt.
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Über
den Rückenstützbereich 17 kann eine geschlechtsspezifische
Abstützung der Wirbelsäule eines Benutzers erfolgen.
Bei Ausbildung des Rückenstützbereichs 17 in
Gestalt einer mit Fluid befüllbaren Kammer können
für die unterschiedlichen Betriebszustände unterschiedliche
Füllgrade vorgegeben sein.
-
In
speziellen Ausgestaltungen kann es zugelassen oder aber auch ausgeschlossen
sein, dass die erfindungsgemäß durch die Steuerung 23 vorgegebenen
mindestens zwei Betriebszustände A und B bzw. drei Betriebszustände
A, neutral, B auch noch durch individuelle Einwirkung gegenüber
der durch die Steuerung 23 zunächst vorgegeben
Standardeinstellung modifiziert werden. Beispielsweise kann eine im
Betriebszustand A bzw. B vorgegebene Temperatur auch durch den Benutzer
noch korrigiert bzw. verstellt werden. Gleiches gilt für
eine gemäß den zwei bzw. drei Betriebszuständen
standardmäßig vorgegebene Stellung des Beckenstützbereiches 18,
einer standardmäßig vorgegebenen Befüllung
des Rückenstützbereiches 17 oder der
standardmäßig vorgegebenen Einstellungen für
die genitalentlastende Aussparung 21 oder die Auflagenbereiche 22 für
Unter- bzw. Oberschenkel sowie die wirksame Länge der Sitzfläche 14.
-
- 11
- Sitz
- 13
- Rückenlehne
- 14
- Sitzfläche
- 15
- Abstützungsvorrichtung
- 17
- Rückenstützbereich
- 18
- Beckenstützbereich
- 19
- Aussparung
aus dem Beckenstützbereich
- 20
- Zentraler
vorderer Bereich
- 21
- genitalentlastende
Aussparung
- 22
- Auflagebereich
für Unterschenkel, Stützbereich für Unterschenkel
- 23
- Steuerung
- 24
- Mann/Frau-Betätigungsschalter
- 25
- Schnittstelle
- 26
- Heizeinrichtungen
- 27
- Kühleinrichtungen
- L
- Längsmittelachse
der Sitzfläche
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 10117602
C1 [0011, 0011]