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Die
Erfindung betrifft ein Sitzmöbel,
insbesondere einen Sessel, mit Aufstehhilfe, welcher ein mit einem
Sitzteil gekoppeltes Gestellteil sowie einen mit diesem gekoppelten
Standfuß aufweist,
wobei ein erster Funktionshebel der Aufstehhilfe im vorderen Bereich
und ein zweiter Funktionshebel im hinteren Bereich des Sessels angeordnet
ist. Ein derartiges Sitzmöbel
ist beispielsweise aus der
DE
295 08 236 U1 bekannt.
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Bei
dem aus der
DE 295
08 236 U1 bekannten Sitzmöbel ist die Aufstehhilfe in
Form eines Viergelenks realisiert, das aus parallel angeordneten
Bodenträgern,
zu diesen in Sitzstellung des Sitzes parallel verlaufenden Anschraubplatten
sowie die Bodenträger
mit den Anschraubplatten verbindenden Lenkern gebildet ist. Die
Anschraubplatten sind mit dem Außengestell des Sitzmöbels fest
verbunden.
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Ein
aus der
DE 199 02
467 A1 bekannter Sessel weist zwei schwenkbare Funktionshebel
auf, welche vielfältige
Verstellmöglichkeiten
bereitstellen sollen. Beispielsweise kann durch Betätigung des vorderen
Funktionshebels der Sessel in diesem Bereich angehoben und damit
nach hinten gekippt werden. In entsprechender Weise ist der Sessel
durch Betätigung
des hinteren Funktionshebels nach vorn kippbar. Zum parallelen Anheben
der Sitzfläche
sind beide Funktionshebel in genau aufeinander abgestimmter Art
synchron zu betätigen.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sitzmöbel, insbesondere einen Sessel,
mit Aufstehhilfe anzugeben, welches sowohl steuerungstechnisch als
auch hinsichtlich des mechanischen Aufbaus einfach realisierbar
ist und eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten bietet.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein Sitzmöbel
mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Dieses Sitzmöbel, insbesondere Sessel, mit
Aufstehhilfe weist einen Standfuß sowie ein mit diesem beweglich
gekoppeltes Gestellteil auf, an welchem das Sitzteil des Sessels
befestigt ist. Ein vorderer und ein hinterer Funktionshebel, welche
als Verstellelemente der Aufstehhilfe dienen, sind jeweils einerseits
am Standfuß und
andererseits an einem Zwischenrahmen schwenkbeweglich angelenkt.
Mit dem Zwischenrahmen, welcher nicht notwendigerweise geschlossen
ist, sondern ebenso beispielsweise eine U-Form aufweisen kann, ist das
Gestellteil beweglich gekoppelt, so dass der Zwischenrahmen im Wesentlichen
zwischen dem Standfuß und
dem Gestellteil angeordnet ist. Mittels des Zwischenrahmens ist
eine erste Verstellmöglichkeit,
nämlich
die Verstellung des Zwischenrahmens relativ zum Standfuß, von einer
zweiten Verstellmöglichkeit,
nämlich der
Verstellung des Gestellteils relativ zum Zwischenrahmen, entkoppelt.
Diese Entkopplung verschiedener Bewegungen ermöglicht vielfältigste
Einstellungen der Aufstehhilfe bei einfacher steuerungstechnischer
Realisierung sowie einfacher Bedienung.
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Die
Funktionshebel der Aufstehhilfe sind vorzugsweise L-förmig ausgebildet,
wobei ein erster L-Schenkel am Standfuß einerseits und an einem Drehpunkt
am Zwischenrahmen andererseits angelenkt ist, während ein zweiter, bevorzugt
kürzerer L-Schenkel
am Drehpunkt am Zwischenrahmen sowie an einem Zwischenlenker angelenkt
ist. Hierbei verbindet der Zwischenlenker die zweiten L-Schenkel
der Funktionshebel und ist damit zusätzlich zum Zwischenrahmen ein
Kraft übertragendes
Element zwischen den Funktionshebeln. Die Funktionshebel weisen
vorzugsweise die gleiche Form auf und sind in gleicher Höhe am Standfuß angelenkt,
so dass der Zwischenrahmen sowie der Zwischenlenker bei Betätigung der
Funktionshebel parallel angehoben oder abgesenkt werden. Bei vollständig abgesenkter
Aufstehhilfe ist nach bevorzugter Ausgestaltung der Zwischenrahmen
in Raum sparender Weise unterhalb der Anlenkpunkte der Funktionshebel
am Standfuß angeordnet.
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Während in
der beschriebenen Weise die Funktionshebel zwischen dem Standfuß und dem Zwischenrahmen
vorzugsweise Teile einer Hubvorrichtung sind, ist eine zusätzliche
Kippvorrichtung oder Hub-Kipp-Vorrichtung durch eine weitere Verstellvorrichtung
zwischen dem Zwischenrahmen und dem Gestellteil gebildet. Diese
Kippvorrichtung umfasst zwei jeweils am Zwischenrahmen sowie am
Gestellteil angelenkte Kipplenker, so dass am Zwischenrahmen insgesamt
vier verschiedene Lenker, nämlich
ein vorderer und ein hinterer Funktionshebel sowie ein vorderer
und ein hinterer Kipplenker angelenkt sind. Sowohl die Hubvorrichtung
als auch die Kippvorrichtung sind vorzugsweise jeweils mittels eines
separaten Linearan triebs verstellbar, wobei beide Linearantriebe
am Zwischenrahmen angelenkt sind. Der Zwischenrahmen bildet damit
ein zentrales Funktionsteil der Aufstehhilfe.
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Die
den Zwischenrahmen mit dem Gestellteil koppelnde Kippvorrichtung
weist vorzugsweise Kipplenker unterschiedlicher Länge auf,
wobei der hintere Kipplenker länger
als der vordere Kipplenker, insbesondere mindestens doppelt so lang
wie der vordere Kipplenker, ist. Beide Kipplenker sind bevorzugt
an einem gemeinsamen, starr am Gestellteil befestigten oder ein
Teil des Gestellteils bildenden Gestellträger angelenkt. Hierbei ist
der Gestellträger
bei vollständig
abgesenkter Kippvorrichtung zumindest annähernd in gerader Verlängerung
des hinteren Kipplenkers angeordnet. Die Kippvorrichtung ist damit
in abgesenktem Zustand mit besonders geringer Bauhöhe aufgebaut.
Die Ausbildung der Kippvorrichtung mit vergleichsweise kurzem vorderen
Kipplenker bewirkt, dass bei Betätigung
der Kippvorrichtung das Gestellteil sowohl nach vorn gekippt, als
auch an der Sitzvorderkante zumindest geringfügig angehoben wird. Dieses
Anheben des Sitzes während
der Kippbewegung erfolgt unabhängig
von der mittels der Hubvorrichtung durchführbaren Höhenverstellung des Sessels.
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Nach
einer bevorzugten Weiterbildung weist der Sessel eine Sitzfläche mit
verstellbarer Sitztiefe auf. Alternativ oder zusätzlich ist nach einer weiteren vorteilhaften
Ausgestaltung die Sitzfläche
und/oder Rückenlehne
mittels Luftkissen verstellbar, insbesondere in wählbaren
Bewegungsprogrammen zyklisch oder in sonstiger Weise alternierend
verstellbar. Vorzugsweise wird durch ein solches Bewegungsprogramm
der Füllgrad
des Luftkissens beziehungsweise der Luftkissen stochastisch oder
quasi stochastisch verändert.
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Zur
Ansteuerung der Aufstehhilfe ist vorzugsweise eine Steuereinheit
vorgesehen, welche einen einstellbaren Primärhub, betreffend die Verstellbewegung
der Hubvorrichtung, sowie einen einstellbaren Kippwinkel, betreffend
die Verstellbewegung der Kippvorrichtung, aufweist. Hiermit können die Verstellmöglichkeiten
der Aufstehhilfe, abgestimmt auf den Körperbau und die Konstitution
des Nutzers, derart beschränkt
oder vorgegeben werden, dass die Gefahr von Fehlbedienun gen minimiert
wird. Vorzugsweise sind unterschiedliche Einstellwerte des Primärhubs sowie
des Kippwinkels für
verschiedene Nutzer festlegbar. Damit ist mindestens ein Nutzerprofil
speicherbar, welches zusätzlich
zu den festgelegten Parametern der Aufstehhilfe gegebenenfalls auch
individuell eingestellte Parameter des Bewegungsprogramms zur Ansteuerung
des Luftkissens umfasst.
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Nachfolgend
wird ein Ausführungsbeispiel der
Erfindung näher
erläutert.
Hierin zeigen:
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1 in
perspektivischer Ansicht einen Sessel mit Aufstehhilfe,
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2 bis 5 in
vereinfachten Querschnitten den Sessel in verschiedenen Positionen,
und
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6 schematisch
eine Luftkissenpolsterung des Sessels.
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Einander
entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
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Die 1 zeigt
einen Sessel 1 als Sitzmöbel mit Aufstehhilfe 8,
deren Funktion hier nicht ersichtlich ist. Die Aufstehhilfe 8 ist
zum Anheben und Kippen einer Sitzfläche 2 zusammen mit
einer Rückenlehne 3 vorgesehen
und mittels einer Eingabevorrichtung 4 bedienbar, welche
an einer Armstütze 5 angeordnet
ist. Die Eingabevorrichtung 4 dient weiterhin der Betätigung zweier
Luftkissen 6, 7 im Bereich der Sitzfläche 2 bzw.
der Rückenlehne 3,
welche individuell einstellbar sowie in verschiedenen wählbaren
Programmen alternierend, insbesondere in stochastischer Abfolge,
befüll-
und entleerbar sind. Unabhängig
von dieser Funktion ist die Sitzfläche 2 in Verstellrichtung
V tiefenverstellbar, wobei zur Nutzung dieser Verstellfunktion ebenfalls
die Eingabevorrichtung 4, welche vorzugsweise eine berührungssensitive
Oberfläche
aufweist, vorgesehen sein kann. Die Eingabevorrichtung 4 weist
eine Mehrzahl an Eingabefeldern 4a, 4b auf, welche
in bevorzugter Weise zugleich Teile einer Anzeigevorrichtung sind. Damit
ist es möglich
und zweckmäßig, die
den Eingabefeldern 4a, 4b zugeordneten Funktionen,
auf welche nachstehend noch näher
eingegangen wird, gemäß den jeweiligen
Anforderungen zu variieren, insbeondere in Abhängigkeit vom jeweiligen Nutzer
des Sessels 1. Unabhängig
von der hohen Variabilität bietet
die großflächige, ebene
Gestaltung der Oberfläche
der Eingabevorrichtung 4 den Vorteil, dass diese auch von
Personen mit eingeschränkten
motorischen Fähigkeiten
und/oder eingeschränktem
Sehvermögen
einfach bedienbar ist.
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Die 2 bis 5 zeigen
im Detail die Funktion der Aufstehhilfe 8 des Sessels 1.
Funktionsteile der Aufstehhilfe 8 sind ein Standfuß 9,
ein Zwischenrahmen 10 sowie ein Gestellteil 11,
welches ein Sitzteil 12 mit der Sitzfläche 2 sowie ein Rückenteil 13 mit
der Rückenlehne 3 trägt. Der
Zwischenrahmen 10 ist mit dem Standfuß 9 über zwei
Funktionshebel 14, 15 gekoppelt, welche Teile
einer Hubvorrichtung 16 bilden. Das Gestellteil 11 ist
mit dem Zwischenrahmen 10 über zwei Kipplenker 17, 18 gekoppelt,
welche Teile einer Kippvorrichtung 19 bilden. Die Anlenkpunkte
der Funktionshebel 14, 15 am Standfuß 9 sind mit
P1, P2 und die Anlenkpunkte der Funktionshebel 14, 15 am
Zwischenrahmen 10 als Drehpunkte D1, D2 bezeichnet. Die
Anlenkpunkte der Kipplenker 17, 18 am Zwischenrahmen 10 tagen
die Bezeichnung P3, P4, die Anlenkpunkte der Kipplenker 17, 18 am Gestellteil 11 die
Bezeichnung P5, P6. Hierbei befinden sich beide Anlenkpunkte P5,
P6 der Kipplenker 17, 18 an einem gemeinsamen
Gestellträger 20.
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Die
Aufstehhilfe 8 umfasst somit zwei Viergelenkketten, nämlich die
Hubvorrichtug 16 einerseits und die Kippvorrichtung 19 andererseits,
wobei beide Viergelenkketten jeweils zwei Dreh- bzw. Anlenkpunkte
D1, D2, P3, P4 am Zwischenrahmen 10 aufweisen.
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Die
Funktionshebel 14, 15 der Hubvorrichtung 16 sind
jeweils L-Förmig
ausgebildet und an einer starren Stütze 21 des Standfußes 9 angelenkt. Jeder
Funktionshebel 14, 15 umfasst einen kürzeren L-Schenkel 22 und
einen längeren
L-Schenkel 23, wobei
letztgenannter L-Schenkel 23 am Standfuß 9 angelenkt ist
und der Drehpunkt D1, D2 im Bereich des Knickes zwischen den L-Schenkeln 22, 23 angeordnet
ist. Am kürzeren
L-Schenkel 22 der Funktionshebel 14, 15 befindet
sich jeweils ein Anlenkpunkt P7, P8, an welchem ein die Funktionshebel 14, 15 verbindender
Zwischenlenker 24 angelenkt ist.
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In
der Position nach 2 ist sowohl die Hubvorrichtung 16 als
auch die Kippvorrichtung 19 und damit die gesamte Aufstehhilfe 8 vollständig abgesenkt.
Hierbei steht der Sessel 1 auf Standbeinen 25 auf
dem Boden auf, während
der Standfuß 9 der Aufstehhilfe 8 etwas
vom Boden abgehoben ist. Von einem Querrahmen 26 des Standfußes 9 ist
der Zwischenrahmen 10 geringfügig parallel beabstandet, während die
Stützen 21 des
Standfußes 9 den
Zwischenrahmen 10 etwas überragen. Bezeichnungen mit
dem Wortbestandteil „rahmen" implizieren nicht zwangsläufig, dass
es sich hierbei um geschlossene Rahmenkonstruktionen handelt, sondern
umfassen auch hiervon abweichende Formen, beispielsweise U- oder T-Formen sowie
einzelne Trägerprofile,
soweit die Funktionalität
der jeweiligen Teile prinzipiell vergleichbar ist. Analog können Teile
mit Bezeichnungen wie „-träger" beispielsweise auch
rahmenförmig
ausgebildet sein.
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Die
Anlenkpunkte P1, P2 der Funktionshebel 14, 15 an
den Stützen 21 des
Standfußes 9 sind
in der in 2 dargestellten, auch als Grundposition bezeichneten
tiefsten Position des Sessels 1 höher angeordnet als der Zwischenrahmen 10.
Der Zwischenrahmen 10 befindet sich damit raumsparend in einer
tiefen Position knapp oberhalb des Querrahmens 26 des Standfußes 9.
Der vordere Funktionshebel 14 sowie der hintere Funktionshebel 15 sind derart
flach angeordnet, dass sich die Anlenkpunkte P1, P2 am Standfuß 9 und
die Anlenkpunkte P7, P8 am Zwischenlenker 24 annähernd in
der gleichen Höhe
befinden. Der Zwischenlenker 24 befindet sich damit wie
der Zwischenrahmen 10 in waagrechter Position. Der Gestellträger 20 weist
dagegen entsprechend der Positionierung des Sitzteils 12 eine leicht
nach vom ansteigende Winkellage auf. In gerader Verlängerung
des einen Teil des Gestellteils 11 bildenden Gestellträgers 20 befindet
sich der hintere Kipplenker 18. Der vordere Kipplenker 17 ist
in Relation zum Gestellträger 20 sowie
zum hinteren Kipplenker 18 etwas stärker schräg gestellt.
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Die
Kippvorrichtung 19 ist derart aufgebaut, dass die oberen
Anlenkpunkte P5, P6 der Kipplenker 17, 18 in jeder
Stellung der Kippvorrichtung 19 weiter vorne angeordnet
sind, das heißt
weiter vom Rückenteil 13 beabstandet
sind, als die unteren Anlenkpunkte P3, P4 der Kipplenker 17, 18.
Der hintere obere Anlenkpunkt P6 des hinteren Kipplenkers 18 ist
in jeder Stellung der Kippvorrichtung 19 weiter hinten
angeordnet als der vordere untere Anlenkpunkt P3 des Kipplenkers 17.
Die Länge
des vorderen Kipplenkers 17 übersteigt die Länge des
Funktionshebels 14, bestimmt durch den Abstand zwischen
dem Anlenkpunkt P1 an der Stütze 21 und
dem Anlenkpunkt P7 am Zwischenlenker 24, um ca. 20% bis
80%, insbesondere um etwa 50%. Der hintere Kipphebel 18 ist wesentlich
länger
als der vordere Kipphebel 17, insbesondere zwei bis drei
mal so lang, bevorzugt etwa 2,5 mal so lang. Dabei ist der hintere
Kipphebel 18 ungefähr
zwei bis fünf
mal, insbesondere etwa 3,5 mal so lang wie der hintere Funktionshebel 15.
Die Länge
des Gestellträgers 20,
definiert als Abstand zwischen den oberen Anlenkpunkten P5, P6 der Kipplenker 17, 18,
weicht von der Länge
des vorderen Kipplenkers 17 um nicht mehr als 50% ab, wobei die
Länge des
Gestellträgers 20 die
Länge des
vorderen Kipplenkers 17 bevorzugt übersteigt, beispielsweise um
ca. 10%. Der hintere Kipplenker 18 ist länger als
der Gestellträger 20,
insbesondere 1,5 bis drei mal so lang, bevorzugt etwa doppelt so
lang. Mit diesen geometrischen Verhältnissen wird das Gestellteil 11 einschließlich des
Sitzteils 12 sowie des Rückenteils 13 beim
Betätigen
der Kippvorrichtung 19 in Relation zum Zwischenrahmen 10 sowohl
angehoben als auch nach vorn gekippt, wobei der Gestellträger 20 etwas
nach hinten verlagert wird, so dass sich insgesamt in gewünschter
Weise die Vorderkante der Sitzfläche 2 im
Wesentlichen nur vertikal verlagert.
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In
der Position nach 3 ist die Hubvorrichtung 16 vollständig angehoben,
während
die Kippvorrichtung 19 entsprechend 2 weiterhin
vollständig abgesenkt
ist. Der Sessel 1 wird in der angehobenen Position nach 3 vom
Standfuß 9 getragen,
wobei die Funktionshebel 14, 15 etwa vertikal
nach oben geschwenkt sind, so dass sich die Anlenkpunkte P7, P8,
an welchen die Funktionshebel 14, 15 mit dem Zwischenlenker 24 gekoppelt
sind, annähernd
senkrecht oberhalb der unteren Anlenkpunkte P1, P2 der Funktionshebel 14, 15 angeordnet
sind. Bevor die Kippvorrichtung 19 betätigbar ist, muss die Hubvorrichtung 16 soweit
angehoben werden, dass der Sessel 1 ausschließlich auf
dem Standfuß 9 aufsteht.
Ein vorheriges Bedienen der Kippvorrichtung 19 ist gesperrt.
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In
der Position des Sessels 1 nach 4 sind sowohl
die Hubvorrichtung 15 als auch die Kippvorrichtung 19 unter
Nutzung der jeweiligen maximalen Betätigungswege angehoben. Der
vertikale Verstellweg der Hubvorrichtung 16, gegeben durch
den Hub des Zwischenrahmens 10, welcher in 4 zusätzlich gestrichelt
in der abgesenkten Position nach 2 dargestellt
ist, wird als Primärhub
H bezeichnet. Ein weiterer, als Sekundärhub S bezeichneter Hub, welcher
sich auf die Anhebung des vorderen oberen Anlenkpunktes P5 des vorderen
Kipplenkers 17 bezieht und geringer als der maximale Primärhub H ist,
ergibt sich bei Betätigung
der Kippvorrichtung 19 gleichzetig mit der Kippbewegung
des Gestellteils 11. Zur Verdeutlichung ist in 4 auch
die Position des nicht gekippten Gestelträgers 20 nach 3 gestrichelt
angedeutet.
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In 5 sind
zusätzlich
Linearantriebe 27, 28 der Hubvorrichtung 16 sowie
der Kippvorrichtung 19 dargestellt, welche in den 2 bis 4 der Übersichtlichkeit
halber nicht dargestellt sind. Beide Linearantriebe 27, 28 sind
am Zwischenrahmen 10 angelenkt. Die weiteren Anlenkpunkte
der Linearantriebe 27, 28 befinden sich am hinteren
Funktionshebel 15 beziehungsweise am Gestellteil 11 im
Eckbereich zwischen dem Sitzteil 12 und dem Rückenteil 13.
Zur Ansteuerung der Linearantriebe 27, 28 ist eine
symbolisch dargestellte Steuereinheit 29 vorgesehen, die
eine nicht dargestellte Verbindung mit der Eingabevorrichtung 4 aufweist.
Es können
verschiedene Möglichkeiten
der Bedienung der Eingabevorrichtung 4 vorgesehen sein:
Die Bedienung der Hubvorrichtung 16 einerseits und der
Kippvorrichtung 19 andererseits mittels gesonderter Bedienungsvorrichtungen,
beispielsweise Schalter oder Eingabefelder 4a, 4b (6),
oder die kombinierte Betätigung
sowohl der Hubvorrichtung 16 als auch der Kippvorrichtung 19,
das heißt
die Auslösung
der der gesamten Aufstehhilfe 8, mittels eines einzigen
Bedienungsvorgangs, beispielsweise durch Betätigung einer hierfür vorgesehenen
Taste oder eines Tastenfeldes als Teil der Eingabevorrichtung 4.
In beiden Fällen
können die
jeweiligen Verstellwege der Hubvorrichtung 16 sowie der
Kippvorrichtung 19, insbesondere durch medizinisches oder
medizintechnisches Fachpersonal, patientenspezifisch vorgegeben
oder begrenzt werden. Einstellbare Parameter der Steuereinheit 29 sind
insbesondere der Primärhub
H der Hubvorrichtung 16 sowie der Kippwinkel α der Kippvorrichtung 19,
der durch den Winkel zwischen der Horizontalen, das heißt in der
Regel der Lage des Zwischenrahmens 10, und dem Gestellträger 20 definiert
ist. Durch geeignete Einstellung der Parameter H, α ist beispielsweise
im Fall eines unter Osteoporose leidenden Patienten sichergestellt,
dass dieser den Sessel 1 beim Aufstehen nicht zu weit anhebt,
was zur Gefahr einer zu hohen mechanischen Belastung durch die Osteoporose
geschwächter
Knochen beim Aussteigen aus dem Sessel 1 führen könnte. Die Möglichkeit,
den gesamten Bewegungsablauf der Aufstehhilfe 8, das heißt die sukzessive
Verstellung der Hubvorrichtung 16 und der Kippvorrichtung 19, durch
einen einzigen Bedienvorgang, insbesondere Tastendruck, auszulösen, bedeutet
darüber
hinaus einen sehr hohen Bedienungskomfort, insbesondere für Menschen
mit Behinderungen. Durch die vorherige Einstellung der Parameter
H, α der
Verstellvorrichtungen 16, 19 ist trotz einfachster
Bedienung eine bestmögliche
Anpassung auf den Nutzer gegeben.
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In 6 ist
die das Luftkissen 6 des Sitzteils 12 sowie das
Luftkissen 7 des Rückenteils 13 umfassende
Lufkissenpolsterung 30 des Sessels 1 näher dargestellt.
Die Lufkissenpolsterung 30 weist zusätzlich zu den Luftkissen 6, 7 ein
an die Eingabevorrichtung 4 angeschlossenes Steuermodul 31,
welches vorzugsweise mit der Steuereinheit 29 der Aufstehhilfe 8 zusammengefasst
ist, sowie eine vom Steuermodul 31 angesteuerte, schallgedämmt in den
Sessel 1 eingebaute Betätigungseinheit 32 auf.
Die Luftkissen 6, 7 sind mit pneumatischen Anschlussleitungen 33 an
die Betätigungseinheit 32 angeschlossen, welche
eine Pumpe 34 sowie eine Anzahl in einem Ventilblock 35 zusammengefasster
Ventile 36 enthält.
Jedes der Luftkissen 6, 7 umfasst mehrere mit Luft
befüllbare
Kammern 37. Darüber
hinaus weist das Luftkissen 7 im Bereich der Lordose eine
Zusatzkammer 38 auf, welche mittles einer manuell betätigbaren
Pumpvorrichtung 39, nämlich
einer Ballpumpe, unabhängig
vom Steuermodul 31 einstellbar ist, um eine Grundeinstellung
der Luftkissenpolsterung 30 vorzunehmen.
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Im
Unterschied zur Zusatzkammer 38 werden die Kammern 37 vorzugsweise
mit schwankenden Füllgraden
betrieben. Hierzu ist ein zuschaltbarer Taktvariationsgenerator 40 vorgesehen,
welcher in das Steuermodul 31 integriert und beispielsweise softwaretechnisch
realisiert ist. Der Taktvariationsgenerator 40 ist dabei
bevorzugt in der Art eines Zufallsgenerators zur stochastischen
Ansteuerung der Kammern 37 vorgesehen. Der Begriff "Zufallsgenerator" bedeutet in diesem
Zusammenhang nicht, dass die Ansteuerung der einzelnen Kammern 37 tatsächlich im
mathematisch strengen Sinn zufällig
erfolgen muss. Vielmehr wird unter einer zufälligen Ansteuerung jegliche
Ansteuerung verstanden, die keine vom Nutzer wahrnehmbare Regelmäßigkeit
aufweist. Die Grenzen, innerhalb welcher die Zyklusdauern schwanken,
können
hierbei beispielsweise im Bereich zwischen zehn Sekunden und zehn
Minuten festgelegt sein.
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Im
dargestellten Ausführungsbeispiel
weisen die Kammern 37 des Rückenteils 13 eine
nach oben abnehmende Breite auf. Abweichend hiervon kann die Breite
der Kammern 37 beispielsweise auch im Schulterbereich zunehmen.
Auch eine gezielte Unterstützung
des Nackens des Nutzers durch eine oder mehrere einzeln befüllbare Kammern 37 ist möglich. Schließlich besteht
die Möglichkeit,
die Luftkissen 6, 7 individuell je nach den Anforderungen
eines bestimmten Nutzers beziehungsweise Patienten zu gestalten.
In jedem Fall sollte die Verstellung der einzelnen Kammern 37 der
Luftkissen 6, 7 nicht derart ausgeprägt sein,
dass der Nutzer zur bewussten Einnahme verschiedener Sitzhaltungen
in Abhängigkeit
vom jeweiligen Füllzustand
der Kammern 37 der Luftkissen 6, 7 gezwungen
wird.
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Die
Verstellung der Luftkissen 6, 7 erfolgt daher
bevorzugt nur mit relativ geringen Amplituden. Würde diese Verstellung mit vorgegebener
konstanter Zyklusdauer geschehen, so würde sich der Nutzer unwillkürlich diesen
Verstellzyklen anpassen und unbewusst seine Körperhaltung darauf abstimmen.
Mit zunehmender Anzahl der Verstellzyklen der Luftkammer 37 würde sich
ein Gewohnheitseffekt einstellen, der dazu führt, dass der Nutzer mit minimalem
Aufwand auf die wiederkehrenden Geometrieänderungen des Sitzmöbels 1 reagiert.
Dieser unbewusste Lerneffekt wäre
mit einem entsprechend geringen positiven Effekt auf die Muskulatur und
den gesamten Bewegungsapparat des Nutzers verbunden. Dagegen sind
die stochastisch oder zumindest ohne irgendwie wahrnehmbare Regelmäßigkeit
ablaufenden Verstellvorgänge
der Luftkissen 6, 7 des Sessels 1 durch
den Nutzer weder bewusst noch unbewusst vorhersehbar. Damit wird
vermieden, dass der Nutzer Bewegungsabläufe unbewusst erlernt. Obwohl die
Variation der Gestalt der Luftkissen 6,7 vorzugsweise
derart gering ist, dass der Nutzer dadurch nicht zu einer bewussten Änderung
seiner Sitzhaltung gezwungen ist, wird eine gezielte Reaktion der
Muskulatur verursacht. Dieses unbewusst stattfindende Muskeltraining
durch reflektorisches Anspannen von Muskelgruppen wird auch als
Bio-Feedback bezeichnet.
Damit werden sowohl Muskelverspannungen verhindert als auch Schmerzen
gelindert, die im Zusammenhang mit Muskelverspannungen auftreten. Hierbei
sind verschiedene Parameter des Bewegungsprogramms einstellbar.
Beispielsweise kann festgelegt werden, nur einen Teil der Kammern 37 alternierend
zu befüllen
und entleeren, während
eine oder mehrere andere Kammern 37 eine stets gleichen
Füllgrad
aufweisen, um damit eine bestimmte Körperregion des Nutzers oder
Patienten gleichbleibend zu unterstützen. Soweit der Gesundheitszustand
des Nutzers dies zulässt,
sollte ein möglichst großer Anteil
der Kammern 37 mit sich während der Nutzung mehrfach,
insbesondere in Zyklen variierender Dauer, änderndem Füllgrad betrieben werden. Dies
dient insbesondere der Vorbeugung von Dekubitus. Darüber hinaus
werden damit auch positive Effekte für Patienten mit Rückenleiden
und anderen Krankheiten erzeugt.
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Ebenso
wie die Aufstehhilfe 8 ist auch die Luftkissenpolsterung 30 auf
unterschiedliche Nutzer, in typischer Ausgestaltung beschränkt auf
zwei Nutzer, einstellbar. Die Einstellungen können beispielsweise von einem
Orthopädietechniker
vorgenommen werden, wobei in der Regel keine spätere Änderung der gespeicherten Parameter
durch den Nutzer vorgesehen ist. Die Eingabevorrichtung 4 bietet
dem Nutzer beispielsweise die Möglichkeit,
mittels der Eingabefelder 4a, 4b zunächst eines
der gespeicherten Nutzerprofile auszuwählen. Ist dies geschehen, so
schaltet die Oberfläche
der Eingabevorrichtung 4 auf eine neue Anzeige um, welche
zur Betätigung
der verschiedenen Verstellfunktionen des Sessel 1 vorgesehen
ist, wobei in bevorzugter Ausgestaltung die Eingabefelder 4a, 4b leicht
ver ständliche
Symbole, beispielsweise zur Betätigung
der Aufstehhilfe 8, anzeigen. Durch die Kombination der
individuell einstellbaren Luftkissenpolsterung 30 mit der
ebenfalls individuell einstellbaren Aufstehhilfe 30 ist
sowohl das Sitzen als auch das Aufstehen aus dem Sessel 1 gezielt
auf die spezifischen gesundheitlichen Anforderungen des Nutzers
abstimmbar.
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- 1
- Sitzmöbel, Sessel
- 2
- Sitzfläche
- 3
- Rückenlehne
- 4
- Eingabevorrichtung
- 4a
- Eingabefeld
- 4b
- Eingabefeld
- 5
- Armstütze
- 6
- Luftkissen
- 7
- Luftkissen
- 8
- Aufstehhilfe
- 9
- Standfuß
- 10
- Zwischenrahmen
- 11
- Gestellteil
- 12
- Sitzteil
- 13
- Rückenteil
- 14
- Funktionshebel
- 15
- Funktionshebel
- 16
- Hubvorrichtung
- 17
- Kipplenker
- 18
- Kipplenker
- 19
- Kippvorrichtung
- 20
- Gestellträger
- 21
- Stütze
- 22
- L-Schenkel
- 23
- L-Schenkel
- 24
- Zwischenlenker
- 25
- Standbein
- 26
- Querrahmen
- 27
- Linearantrieb
- 28
- Linearantrieb
- 29
- Steuereinheit
- 30
- Lufkissenpolsterung
- 31
- Steuermodul
- 32
- Betätigungseinheit
- 33
- Anschlussleitung
- 34
- Pumpe
- 35
- Ventilblock
- 36
- Ventil
- 37
- Kammer
- 38
- Zusatzkammer
- 39
- Pumpvorrichtung
- 40
- Taktvariationsgenerator
- α
- Kippwinkel
- H
- Primähub
- D1,
D2
- Drehpunkt
- P1,
..., P8
- Anlenkpunkt
- S
- Sekundärhub
- V
- Verstellrichtung