DE10351457B4 - Sitzmöbel mit Aufstehhilfe - Google Patents

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Abstract

Sitzmöbel, insbesondere Sessel, mit Aufstehhilfe (8), umfassend ein mit einem Sitzteil (12) gekoppeltes Gestellteil (11) sowie einen mit diesem gekoppelten Standfuß (9), wobei ein vorderer Funktionshebel (14) und ein hinterer Funktionshebel (15) jeweils zur Verstellung des Gestellteils (11) vorgesehen und die Funktionshebel (14, 15) jeweils einerseits am Standfuß (9) und andererseits an einem Zwischenrahmen (10) angelenkt sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Gestellteil (11) beweglich an den Zwischenrahmen (10) gekoppelt ist, wobei die Funktionshebel (14, 15) zwischen Standfuß (9) und Zwischenrahmen (10) Teile einer Hubvorrichtung (16) bilden, während jeweils am Zwischenrahmen (10) einerseits sowie am Gestellteil (11) andererseits angeordnete Kipplenker (17, 18) Teile einer Kippvorrichtung (19) bilden.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere einen Sessel, mit Aufstehhilfe, welcher ein mit einem Sitzteil gekoppeltes Gestellteil sowie einen mit diesem gekoppelten Standfuß aufweist, wobei ein erster Funktionshebel der Aufstehhilfe im vorderen Bereich und ein zweiter Funktionshebel im hinteren Bereich des Sessels angeordnet ist. Ein derartiges Sitzmöbel ist beispielsweise aus der DE 295 08 236 U1 bekannt.
  • Bei dem aus der DE 295 08 236 U1 bekannten Sitzmöbel ist die Aufstehhilfe in Form eines Viergelenks realisiert, das aus parallel angeordneten Bodenträgern, zu diesen in Sitzstellung des Sitzes parallel verlaufenden Anschraubplatten sowie die Bodenträger mit den Anschraubplatten verbindenden Lenkern gebildet ist. Die Anschraubplatten sind mit dem Außengestell des Sitzmöbels fest verbunden.
  • Ein aus der DE 199 02 467 A1 bekannter Sessel weist zwei schwenkbare Funktionshebel auf, welche vielfältige Verstellmöglichkeiten bereitstellen sollen. Beispielsweise kann durch Betätigung des vorderen Funktionshebels der Sessel in diesem Bereich angehoben und damit nach hinten gekippt werden. In entsprechender Weise ist der Sessel durch Betätigung des hinteren Funktionshebels nach vorn kippbar. Zum parallelen Anheben der Sitzfläche sind beide Funktionshebel in genau aufeinander abgestimmter Art synchron zu betätigen.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sitzmöbel, insbesondere einen Sessel, mit Aufstehhilfe anzugeben, welches sowohl steuerungstechnisch als auch hinsichtlich des mechanischen Aufbaus einfach realisierbar ist und eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten bietet.
  • Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Sitzmöbel mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Dieses Sitzmöbel, insbesondere Sessel, mit Aufstehhilfe weist einen Standfuß sowie ein mit diesem beweglich gekoppeltes Gestellteil auf, an welchem das Sitzteil des Sessels befestigt ist. Ein vorderer und ein hinterer Funktionshebel, welche als Verstellelemente der Aufstehhilfe dienen, sind jeweils einerseits am Standfuß und andererseits an einem Zwischenrahmen schwenkbeweglich angelenkt. Mit dem Zwischenrahmen, welcher nicht notwendigerweise geschlossen ist, sondern ebenso beispielsweise eine U-Form aufweisen kann, ist das Gestellteil beweglich gekoppelt, so dass der Zwischenrahmen im Wesentlichen zwischen dem Standfuß und dem Gestellteil angeordnet ist. Mittels des Zwischenrahmens ist eine erste Verstellmöglichkeit, nämlich die Verstellung des Zwischenrahmens relativ zum Standfuß, von einer zweiten Verstellmöglichkeit, nämlich der Verstellung des Gestellteils relativ zum Zwischenrahmen, entkoppelt. Diese Entkopplung verschiedener Bewegungen ermöglicht vielfältigste Einstellungen der Aufstehhilfe bei einfacher steuerungstechnischer Realisierung sowie einfacher Bedienung.
  • Die Funktionshebel der Aufstehhilfe sind vorzugsweise L-förmig ausgebildet, wobei ein erster L-Schenkel am Standfuß einerseits und an einem Drehpunkt am Zwischenrahmen andererseits angelenkt ist, während ein zweiter, bevorzugt kürzerer L-Schenkel am Drehpunkt am Zwischenrahmen sowie an einem Zwischenlenker angelenkt ist. Hierbei verbindet der Zwischenlenker die zweiten L-Schenkel der Funktionshebel und ist damit zusätzlich zum Zwischenrahmen ein Kraft übertragendes Element zwischen den Funktionshebeln. Die Funktionshebel weisen vorzugsweise die gleiche Form auf und sind in gleicher Höhe am Standfuß angelenkt, so dass der Zwischenrahmen sowie der Zwischenlenker bei Betätigung der Funktionshebel parallel angehoben oder abgesenkt werden. Bei vollständig abgesenkter Aufstehhilfe ist nach bevorzugter Ausgestaltung der Zwischenrahmen in Raum sparender Weise unterhalb der Anlenkpunkte der Funktionshebel am Standfuß angeordnet.
  • Während in der beschriebenen Weise die Funktionshebel zwischen dem Standfuß und dem Zwischenrahmen vorzugsweise Teile einer Hubvorrichtung sind, ist eine zusätzliche Kippvorrichtung oder Hub-Kipp-Vorrichtung durch eine weitere Verstellvorrichtung zwischen dem Zwischenrahmen und dem Gestellteil gebildet. Diese Kippvorrichtung umfasst zwei jeweils am Zwischenrahmen sowie am Gestellteil angelenkte Kipplenker, so dass am Zwischenrahmen insgesamt vier verschiedene Lenker, nämlich ein vorderer und ein hinterer Funktionshebel sowie ein vorderer und ein hinterer Kipplenker angelenkt sind. Sowohl die Hubvorrichtung als auch die Kippvorrichtung sind vorzugsweise jeweils mittels eines separaten Linearan triebs verstellbar, wobei beide Linearantriebe am Zwischenrahmen angelenkt sind. Der Zwischenrahmen bildet damit ein zentrales Funktionsteil der Aufstehhilfe.
  • Die den Zwischenrahmen mit dem Gestellteil koppelnde Kippvorrichtung weist vorzugsweise Kipplenker unterschiedlicher Länge auf, wobei der hintere Kipplenker länger als der vordere Kipplenker, insbesondere mindestens doppelt so lang wie der vordere Kipplenker, ist. Beide Kipplenker sind bevorzugt an einem gemeinsamen, starr am Gestellteil befestigten oder ein Teil des Gestellteils bildenden Gestellträger angelenkt. Hierbei ist der Gestellträger bei vollständig abgesenkter Kippvorrichtung zumindest annähernd in gerader Verlängerung des hinteren Kipplenkers angeordnet. Die Kippvorrichtung ist damit in abgesenktem Zustand mit besonders geringer Bauhöhe aufgebaut. Die Ausbildung der Kippvorrichtung mit vergleichsweise kurzem vorderen Kipplenker bewirkt, dass bei Betätigung der Kippvorrichtung das Gestellteil sowohl nach vorn gekippt, als auch an der Sitzvorderkante zumindest geringfügig angehoben wird. Dieses Anheben des Sitzes während der Kippbewegung erfolgt unabhängig von der mittels der Hubvorrichtung durchführbaren Höhenverstellung des Sessels.
  • Nach einer bevorzugten Weiterbildung weist der Sessel eine Sitzfläche mit verstellbarer Sitztiefe auf. Alternativ oder zusätzlich ist nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung die Sitzfläche und/oder Rückenlehne mittels Luftkissen verstellbar, insbesondere in wählbaren Bewegungsprogrammen zyklisch oder in sonstiger Weise alternierend verstellbar. Vorzugsweise wird durch ein solches Bewegungsprogramm der Füllgrad des Luftkissens beziehungsweise der Luftkissen stochastisch oder quasi stochastisch verändert.
  • Zur Ansteuerung der Aufstehhilfe ist vorzugsweise eine Steuereinheit vorgesehen, welche einen einstellbaren Primärhub, betreffend die Verstellbewegung der Hubvorrichtung, sowie einen einstellbaren Kippwinkel, betreffend die Verstellbewegung der Kippvorrichtung, aufweist. Hiermit können die Verstellmöglichkeiten der Aufstehhilfe, abgestimmt auf den Körperbau und die Konstitution des Nutzers, derart beschränkt oder vorgegeben werden, dass die Gefahr von Fehlbedienun gen minimiert wird. Vorzugsweise sind unterschiedliche Einstellwerte des Primärhubs sowie des Kippwinkels für verschiedene Nutzer festlegbar. Damit ist mindestens ein Nutzerprofil speicherbar, welches zusätzlich zu den festgelegten Parametern der Aufstehhilfe gegebenenfalls auch individuell eingestellte Parameter des Bewegungsprogramms zur Ansteuerung des Luftkissens umfasst.
  • Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert. Hierin zeigen:
  • 1 in perspektivischer Ansicht einen Sessel mit Aufstehhilfe,
  • 2 bis 5 in vereinfachten Querschnitten den Sessel in verschiedenen Positionen, und
  • 6 schematisch eine Luftkissenpolsterung des Sessels.
  • Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
  • Die 1 zeigt einen Sessel 1 als Sitzmöbel mit Aufstehhilfe 8, deren Funktion hier nicht ersichtlich ist. Die Aufstehhilfe 8 ist zum Anheben und Kippen einer Sitzfläche 2 zusammen mit einer Rückenlehne 3 vorgesehen und mittels einer Eingabevorrichtung 4 bedienbar, welche an einer Armstütze 5 angeordnet ist. Die Eingabevorrichtung 4 dient weiterhin der Betätigung zweier Luftkissen 6, 7 im Bereich der Sitzfläche 2 bzw. der Rückenlehne 3, welche individuell einstellbar sowie in verschiedenen wählbaren Programmen alternierend, insbesondere in stochastischer Abfolge, befüll- und entleerbar sind. Unabhängig von dieser Funktion ist die Sitzfläche 2 in Verstellrichtung V tiefenverstellbar, wobei zur Nutzung dieser Verstellfunktion ebenfalls die Eingabevorrichtung 4, welche vorzugsweise eine berührungssensitive Oberfläche aufweist, vorgesehen sein kann. Die Eingabevorrichtung 4 weist eine Mehrzahl an Eingabefeldern 4a, 4b auf, welche in bevorzugter Weise zugleich Teile einer Anzeigevorrichtung sind. Damit ist es möglich und zweckmäßig, die den Eingabefeldern 4a, 4b zugeordneten Funktionen, auf welche nachstehend noch näher eingegangen wird, gemäß den jeweiligen Anforderungen zu variieren, insbeondere in Abhängigkeit vom jeweiligen Nutzer des Sessels 1. Unabhängig von der hohen Variabilität bietet die großflächige, ebene Gestaltung der Oberfläche der Eingabevorrichtung 4 den Vorteil, dass diese auch von Personen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten und/oder eingeschränktem Sehvermögen einfach bedienbar ist.
  • Die 2 bis 5 zeigen im Detail die Funktion der Aufstehhilfe 8 des Sessels 1. Funktionsteile der Aufstehhilfe 8 sind ein Standfuß 9, ein Zwischenrahmen 10 sowie ein Gestellteil 11, welches ein Sitzteil 12 mit der Sitzfläche 2 sowie ein Rückenteil 13 mit der Rückenlehne 3 trägt. Der Zwischenrahmen 10 ist mit dem Standfuß 9 über zwei Funktionshebel 14, 15 gekoppelt, welche Teile einer Hubvorrichtung 16 bilden. Das Gestellteil 11 ist mit dem Zwischenrahmen 10 über zwei Kipplenker 17, 18 gekoppelt, welche Teile einer Kippvorrichtung 19 bilden. Die Anlenkpunkte der Funktionshebel 14, 15 am Standfuß 9 sind mit P1, P2 und die Anlenkpunkte der Funktionshebel 14, 15 am Zwischenrahmen 10 als Drehpunkte D1, D2 bezeichnet. Die Anlenkpunkte der Kipplenker 17, 18 am Zwischenrahmen 10 tagen die Bezeichnung P3, P4, die Anlenkpunkte der Kipplenker 17, 18 am Gestellteil 11 die Bezeichnung P5, P6. Hierbei befinden sich beide Anlenkpunkte P5, P6 der Kipplenker 17, 18 an einem gemeinsamen Gestellträger 20.
  • Die Aufstehhilfe 8 umfasst somit zwei Viergelenkketten, nämlich die Hubvorrichtug 16 einerseits und die Kippvorrichtung 19 andererseits, wobei beide Viergelenkketten jeweils zwei Dreh- bzw. Anlenkpunkte D1, D2, P3, P4 am Zwischenrahmen 10 aufweisen.
  • Die Funktionshebel 14, 15 der Hubvorrichtung 16 sind jeweils L-Förmig ausgebildet und an einer starren Stütze 21 des Standfußes 9 angelenkt. Jeder Funktionshebel 14, 15 umfasst einen kürzeren L-Schenkel 22 und einen längeren L-Schenkel 23, wobei letztgenannter L-Schenkel 23 am Standfuß 9 angelenkt ist und der Drehpunkt D1, D2 im Bereich des Knickes zwischen den L-Schenkeln 22, 23 angeordnet ist. Am kürzeren L-Schenkel 22 der Funktionshebel 14, 15 befindet sich jeweils ein Anlenkpunkt P7, P8, an welchem ein die Funktionshebel 14, 15 verbindender Zwischenlenker 24 angelenkt ist.
  • In der Position nach 2 ist sowohl die Hubvorrichtung 16 als auch die Kippvorrichtung 19 und damit die gesamte Aufstehhilfe 8 vollständig abgesenkt. Hierbei steht der Sessel 1 auf Standbeinen 25 auf dem Boden auf, während der Standfuß 9 der Aufstehhilfe 8 etwas vom Boden abgehoben ist. Von einem Querrahmen 26 des Standfußes 9 ist der Zwischenrahmen 10 geringfügig parallel beabstandet, während die Stützen 21 des Standfußes 9 den Zwischenrahmen 10 etwas überragen. Bezeichnungen mit dem Wortbestandteil „rahmen" implizieren nicht zwangsläufig, dass es sich hierbei um geschlossene Rahmenkonstruktionen handelt, sondern umfassen auch hiervon abweichende Formen, beispielsweise U- oder T-Formen sowie einzelne Trägerprofile, soweit die Funktionalität der jeweiligen Teile prinzipiell vergleichbar ist. Analog können Teile mit Bezeichnungen wie „-träger" beispielsweise auch rahmenförmig ausgebildet sein.
  • Die Anlenkpunkte P1, P2 der Funktionshebel 14, 15 an den Stützen 21 des Standfußes 9 sind in der in 2 dargestellten, auch als Grundposition bezeichneten tiefsten Position des Sessels 1 höher angeordnet als der Zwischenrahmen 10. Der Zwischenrahmen 10 befindet sich damit raumsparend in einer tiefen Position knapp oberhalb des Querrahmens 26 des Standfußes 9. Der vordere Funktionshebel 14 sowie der hintere Funktionshebel 15 sind derart flach angeordnet, dass sich die Anlenkpunkte P1, P2 am Standfuß 9 und die Anlenkpunkte P7, P8 am Zwischenlenker 24 annähernd in der gleichen Höhe befinden. Der Zwischenlenker 24 befindet sich damit wie der Zwischenrahmen 10 in waagrechter Position. Der Gestellträger 20 weist dagegen entsprechend der Positionierung des Sitzteils 12 eine leicht nach vom ansteigende Winkellage auf. In gerader Verlängerung des einen Teil des Gestellteils 11 bildenden Gestellträgers 20 befindet sich der hintere Kipplenker 18. Der vordere Kipplenker 17 ist in Relation zum Gestellträger 20 sowie zum hinteren Kipplenker 18 etwas stärker schräg gestellt.
  • Die Kippvorrichtung 19 ist derart aufgebaut, dass die oberen Anlenkpunkte P5, P6 der Kipplenker 17, 18 in jeder Stellung der Kippvorrichtung 19 weiter vorne angeordnet sind, das heißt weiter vom Rückenteil 13 beabstandet sind, als die unteren Anlenkpunkte P3, P4 der Kipplenker 17, 18. Der hintere obere Anlenkpunkt P6 des hinteren Kipplenkers 18 ist in jeder Stellung der Kippvorrichtung 19 weiter hinten angeordnet als der vordere untere Anlenkpunkt P3 des Kipplenkers 17. Die Länge des vorderen Kipplenkers 17 übersteigt die Länge des Funktionshebels 14, bestimmt durch den Abstand zwischen dem Anlenkpunkt P1 an der Stütze 21 und dem Anlenkpunkt P7 am Zwischenlenker 24, um ca. 20% bis 80%, insbesondere um etwa 50%. Der hintere Kipphebel 18 ist wesentlich länger als der vordere Kipphebel 17, insbesondere zwei bis drei mal so lang, bevorzugt etwa 2,5 mal so lang. Dabei ist der hintere Kipphebel 18 ungefähr zwei bis fünf mal, insbesondere etwa 3,5 mal so lang wie der hintere Funktionshebel 15. Die Länge des Gestellträgers 20, definiert als Abstand zwischen den oberen Anlenkpunkten P5, P6 der Kipplenker 17, 18, weicht von der Länge des vorderen Kipplenkers 17 um nicht mehr als 50% ab, wobei die Länge des Gestellträgers 20 die Länge des vorderen Kipplenkers 17 bevorzugt übersteigt, beispielsweise um ca. 10%. Der hintere Kipplenker 18 ist länger als der Gestellträger 20, insbesondere 1,5 bis drei mal so lang, bevorzugt etwa doppelt so lang. Mit diesen geometrischen Verhältnissen wird das Gestellteil 11 einschließlich des Sitzteils 12 sowie des Rückenteils 13 beim Betätigen der Kippvorrichtung 19 in Relation zum Zwischenrahmen 10 sowohl angehoben als auch nach vorn gekippt, wobei der Gestellträger 20 etwas nach hinten verlagert wird, so dass sich insgesamt in gewünschter Weise die Vorderkante der Sitzfläche 2 im Wesentlichen nur vertikal verlagert.
  • In der Position nach 3 ist die Hubvorrichtung 16 vollständig angehoben, während die Kippvorrichtung 19 entsprechend 2 weiterhin vollständig abgesenkt ist. Der Sessel 1 wird in der angehobenen Position nach 3 vom Standfuß 9 getragen, wobei die Funktionshebel 14, 15 etwa vertikal nach oben geschwenkt sind, so dass sich die Anlenkpunkte P7, P8, an welchen die Funktionshebel 14, 15 mit dem Zwischenlenker 24 gekoppelt sind, annähernd senkrecht oberhalb der unteren Anlenkpunkte P1, P2 der Funktionshebel 14, 15 angeordnet sind. Bevor die Kippvorrichtung 19 betätigbar ist, muss die Hubvorrichtung 16 soweit angehoben werden, dass der Sessel 1 ausschließlich auf dem Standfuß 9 aufsteht. Ein vorheriges Bedienen der Kippvorrichtung 19 ist gesperrt.
  • In der Position des Sessels 1 nach 4 sind sowohl die Hubvorrichtung 15 als auch die Kippvorrichtung 19 unter Nutzung der jeweiligen maximalen Betätigungswege angehoben. Der vertikale Verstellweg der Hubvorrichtung 16, gegeben durch den Hub des Zwischenrahmens 10, welcher in 4 zusätzlich gestrichelt in der abgesenkten Position nach 2 dargestellt ist, wird als Primärhub H bezeichnet. Ein weiterer, als Sekundärhub S bezeichneter Hub, welcher sich auf die Anhebung des vorderen oberen Anlenkpunktes P5 des vorderen Kipplenkers 17 bezieht und geringer als der maximale Primärhub H ist, ergibt sich bei Betätigung der Kippvorrichtung 19 gleichzetig mit der Kippbewegung des Gestellteils 11. Zur Verdeutlichung ist in 4 auch die Position des nicht gekippten Gestelträgers 20 nach 3 gestrichelt angedeutet.
  • In 5 sind zusätzlich Linearantriebe 27, 28 der Hubvorrichtung 16 sowie der Kippvorrichtung 19 dargestellt, welche in den 2 bis 4 der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt sind. Beide Linearantriebe 27, 28 sind am Zwischenrahmen 10 angelenkt. Die weiteren Anlenkpunkte der Linearantriebe 27, 28 befinden sich am hinteren Funktionshebel 15 beziehungsweise am Gestellteil 11 im Eckbereich zwischen dem Sitzteil 12 und dem Rückenteil 13. Zur Ansteuerung der Linearantriebe 27, 28 ist eine symbolisch dargestellte Steuereinheit 29 vorgesehen, die eine nicht dargestellte Verbindung mit der Eingabevorrichtung 4 aufweist. Es können verschiedene Möglichkeiten der Bedienung der Eingabevorrichtung 4 vorgesehen sein: Die Bedienung der Hubvorrichtung 16 einerseits und der Kippvorrichtung 19 andererseits mittels gesonderter Bedienungsvorrichtungen, beispielsweise Schalter oder Eingabefelder 4a, 4b (6), oder die kombinierte Betätigung sowohl der Hubvorrichtung 16 als auch der Kippvorrichtung 19, das heißt die Auslösung der der gesamten Aufstehhilfe 8, mittels eines einzigen Bedienungsvorgangs, beispielsweise durch Betätigung einer hierfür vorgesehenen Taste oder eines Tastenfeldes als Teil der Eingabevorrichtung 4. In beiden Fällen können die jeweiligen Verstellwege der Hubvorrichtung 16 sowie der Kippvorrichtung 19, insbesondere durch medizinisches oder medizintechnisches Fachpersonal, patientenspezifisch vorgegeben oder begrenzt werden. Einstellbare Parameter der Steuereinheit 29 sind insbesondere der Primärhub H der Hubvorrichtung 16 sowie der Kippwinkel α der Kippvorrichtung 19, der durch den Winkel zwischen der Horizontalen, das heißt in der Regel der Lage des Zwischenrahmens 10, und dem Gestellträger 20 definiert ist. Durch geeignete Einstellung der Parameter H, α ist beispielsweise im Fall eines unter Osteoporose leidenden Patienten sichergestellt, dass dieser den Sessel 1 beim Aufstehen nicht zu weit anhebt, was zur Gefahr einer zu hohen mechanischen Belastung durch die Osteoporose geschwächter Knochen beim Aussteigen aus dem Sessel 1 führen könnte. Die Möglichkeit, den gesamten Bewegungsablauf der Aufstehhilfe 8, das heißt die sukzessive Verstellung der Hubvorrichtung 16 und der Kippvorrichtung 19, durch einen einzigen Bedienvorgang, insbesondere Tastendruck, auszulösen, bedeutet darüber hinaus einen sehr hohen Bedienungskomfort, insbesondere für Menschen mit Behinderungen. Durch die vorherige Einstellung der Parameter H, α der Verstellvorrichtungen 16, 19 ist trotz einfachster Bedienung eine bestmögliche Anpassung auf den Nutzer gegeben.
  • In 6 ist die das Luftkissen 6 des Sitzteils 12 sowie das Luftkissen 7 des Rückenteils 13 umfassende Lufkissenpolsterung 30 des Sessels 1 näher dargestellt. Die Lufkissenpolsterung 30 weist zusätzlich zu den Luftkissen 6, 7 ein an die Eingabevorrichtung 4 angeschlossenes Steuermodul 31, welches vorzugsweise mit der Steuereinheit 29 der Aufstehhilfe 8 zusammengefasst ist, sowie eine vom Steuermodul 31 angesteuerte, schallgedämmt in den Sessel 1 eingebaute Betätigungseinheit 32 auf. Die Luftkissen 6, 7 sind mit pneumatischen Anschlussleitungen 33 an die Betätigungseinheit 32 angeschlossen, welche eine Pumpe 34 sowie eine Anzahl in einem Ventilblock 35 zusammengefasster Ventile 36 enthält. Jedes der Luftkissen 6, 7 umfasst mehrere mit Luft befüllbare Kammern 37. Darüber hinaus weist das Luftkissen 7 im Bereich der Lordose eine Zusatzkammer 38 auf, welche mittles einer manuell betätigbaren Pumpvorrichtung 39, nämlich einer Ballpumpe, unabhängig vom Steuermodul 31 einstellbar ist, um eine Grundeinstellung der Luftkissenpolsterung 30 vorzunehmen.
  • Im Unterschied zur Zusatzkammer 38 werden die Kammern 37 vorzugsweise mit schwankenden Füllgraden betrieben. Hierzu ist ein zuschaltbarer Taktvariationsgenerator 40 vorgesehen, welcher in das Steuermodul 31 integriert und beispielsweise softwaretechnisch realisiert ist. Der Taktvariationsgenerator 40 ist dabei bevorzugt in der Art eines Zufallsgenerators zur stochastischen Ansteuerung der Kammern 37 vorgesehen. Der Begriff "Zufallsgenerator" bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass die Ansteuerung der einzelnen Kammern 37 tatsächlich im mathematisch strengen Sinn zufällig erfolgen muss. Vielmehr wird unter einer zufälligen Ansteuerung jegliche Ansteuerung verstanden, die keine vom Nutzer wahrnehmbare Regelmäßigkeit aufweist. Die Grenzen, innerhalb welcher die Zyklusdauern schwanken, können hierbei beispielsweise im Bereich zwischen zehn Sekunden und zehn Minuten festgelegt sein.
  • Im dargestellten Ausführungsbeispiel weisen die Kammern 37 des Rückenteils 13 eine nach oben abnehmende Breite auf. Abweichend hiervon kann die Breite der Kammern 37 beispielsweise auch im Schulterbereich zunehmen. Auch eine gezielte Unterstützung des Nackens des Nutzers durch eine oder mehrere einzeln befüllbare Kammern 37 ist möglich. Schließlich besteht die Möglichkeit, die Luftkissen 6, 7 individuell je nach den Anforderungen eines bestimmten Nutzers beziehungsweise Patienten zu gestalten. In jedem Fall sollte die Verstellung der einzelnen Kammern 37 der Luftkissen 6, 7 nicht derart ausgeprägt sein, dass der Nutzer zur bewussten Einnahme verschiedener Sitzhaltungen in Abhängigkeit vom jeweiligen Füllzustand der Kammern 37 der Luftkissen 6, 7 gezwungen wird.
  • Die Verstellung der Luftkissen 6, 7 erfolgt daher bevorzugt nur mit relativ geringen Amplituden. Würde diese Verstellung mit vorgegebener konstanter Zyklusdauer geschehen, so würde sich der Nutzer unwillkürlich diesen Verstellzyklen anpassen und unbewusst seine Körperhaltung darauf abstimmen. Mit zunehmender Anzahl der Verstellzyklen der Luftkammer 37 würde sich ein Gewohnheitseffekt einstellen, der dazu führt, dass der Nutzer mit minimalem Aufwand auf die wiederkehrenden Geometrieänderungen des Sitzmöbels 1 reagiert. Dieser unbewusste Lerneffekt wäre mit einem entsprechend geringen positiven Effekt auf die Muskulatur und den gesamten Bewegungsapparat des Nutzers verbunden. Dagegen sind die stochastisch oder zumindest ohne irgendwie wahrnehmbare Regelmäßigkeit ablaufenden Verstellvorgänge der Luftkissen 6, 7 des Sessels 1 durch den Nutzer weder bewusst noch unbewusst vorhersehbar. Damit wird vermieden, dass der Nutzer Bewegungsabläufe unbewusst erlernt. Obwohl die Variation der Gestalt der Luftkissen 6,7 vorzugsweise derart gering ist, dass der Nutzer dadurch nicht zu einer bewussten Änderung seiner Sitzhaltung gezwungen ist, wird eine gezielte Reaktion der Muskulatur verursacht. Dieses unbewusst stattfindende Muskeltraining durch reflektorisches Anspannen von Muskelgruppen wird auch als Bio-Feedback bezeichnet. Damit werden sowohl Muskelverspannungen verhindert als auch Schmerzen gelindert, die im Zusammenhang mit Muskelverspannungen auftreten. Hierbei sind verschiedene Parameter des Bewegungsprogramms einstellbar. Beispielsweise kann festgelegt werden, nur einen Teil der Kammern 37 alternierend zu befüllen und entleeren, während eine oder mehrere andere Kammern 37 eine stets gleichen Füllgrad aufweisen, um damit eine bestimmte Körperregion des Nutzers oder Patienten gleichbleibend zu unterstützen. Soweit der Gesundheitszustand des Nutzers dies zulässt, sollte ein möglichst großer Anteil der Kammern 37 mit sich während der Nutzung mehrfach, insbesondere in Zyklen variierender Dauer, änderndem Füllgrad betrieben werden. Dies dient insbesondere der Vorbeugung von Dekubitus. Darüber hinaus werden damit auch positive Effekte für Patienten mit Rückenleiden und anderen Krankheiten erzeugt.
  • Ebenso wie die Aufstehhilfe 8 ist auch die Luftkissenpolsterung 30 auf unterschiedliche Nutzer, in typischer Ausgestaltung beschränkt auf zwei Nutzer, einstellbar. Die Einstellungen können beispielsweise von einem Orthopädietechniker vorgenommen werden, wobei in der Regel keine spätere Änderung der gespeicherten Parameter durch den Nutzer vorgesehen ist. Die Eingabevorrichtung 4 bietet dem Nutzer beispielsweise die Möglichkeit, mittels der Eingabefelder 4a, 4b zunächst eines der gespeicherten Nutzerprofile auszuwählen. Ist dies geschehen, so schaltet die Oberfläche der Eingabevorrichtung 4 auf eine neue Anzeige um, welche zur Betätigung der verschiedenen Verstellfunktionen des Sessel 1 vorgesehen ist, wobei in bevorzugter Ausgestaltung die Eingabefelder 4a, 4b leicht ver ständliche Symbole, beispielsweise zur Betätigung der Aufstehhilfe 8, anzeigen. Durch die Kombination der individuell einstellbaren Luftkissenpolsterung 30 mit der ebenfalls individuell einstellbaren Aufstehhilfe 30 ist sowohl das Sitzen als auch das Aufstehen aus dem Sessel 1 gezielt auf die spezifischen gesundheitlichen Anforderungen des Nutzers abstimmbar.
  • 1
    Sitzmöbel, Sessel
    2
    Sitzfläche
    3
    Rückenlehne
    4
    Eingabevorrichtung
    4a
    Eingabefeld
    4b
    Eingabefeld
    5
    Armstütze
    6
    Luftkissen
    7
    Luftkissen
    8
    Aufstehhilfe
    9
    Standfuß
    10
    Zwischenrahmen
    11
    Gestellteil
    12
    Sitzteil
    13
    Rückenteil
    14
    Funktionshebel
    15
    Funktionshebel
    16
    Hubvorrichtung
    17
    Kipplenker
    18
    Kipplenker
    19
    Kippvorrichtung
    20
    Gestellträger
    21
    Stütze
    22
    L-Schenkel
    23
    L-Schenkel
    24
    Zwischenlenker
    25
    Standbein
    26
    Querrahmen
    27
    Linearantrieb
    28
    Linearantrieb
    29
    Steuereinheit
    30
    Lufkissenpolsterung
    31
    Steuermodul
    32
    Betätigungseinheit
    33
    Anschlussleitung
    34
    Pumpe
    35
    Ventilblock
    36
    Ventil
    37
    Kammer
    38
    Zusatzkammer
    39
    Pumpvorrichtung
    40
    Taktvariationsgenerator
    α
    Kippwinkel
    H
    Primähub
    D1, D2
    Drehpunkt
    P1, ..., P8
    Anlenkpunkt
    S
    Sekundärhub
    V
    Verstellrichtung

Claims (11)

  1. Sitzmöbel, insbesondere Sessel, mit Aufstehhilfe (8), umfassend ein mit einem Sitzteil (12) gekoppeltes Gestellteil (11) sowie einen mit diesem gekoppelten Standfuß (9), wobei ein vorderer Funktionshebel (14) und ein hinterer Funktionshebel (15) jeweils zur Verstellung des Gestellteils (11) vorgesehen und die Funktionshebel (14, 15) jeweils einerseits am Standfuß (9) und andererseits an einem Zwischenrahmen (10) angelenkt sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Gestellteil (11) beweglich an den Zwischenrahmen (10) gekoppelt ist, wobei die Funktionshebel (14, 15) zwischen Standfuß (9) und Zwischenrahmen (10) Teile einer Hubvorrichtung (16) bilden, während jeweils am Zwischenrahmen (10) einerseits sowie am Gestellteil (11) andererseits angeordnete Kipplenker (17, 18) Teile einer Kippvorrichtung (19) bilden.
  2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionshebel (14, 15) jeweils L-förmig ausgebildet sind, wobei ein erster L-Schenkel (23) am Standfuß (9) einerseits und an einem Drehpunkt (D1, D2) am Zwischenrahmen (10) andererseits angelenkt ist, während ein zweiter L-Schenkel (22) am Drehpunkt (D1, D2) am Zwischenrahmen (10) sowie an einem die Funktionshebel (14, 15) verbindenden Zwischenlenker (24) angelenkt ist.
  3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei vollständig abgesenkter Aufstehhilfe (8) der Zwischenrahmen (10) unterhalb der Anlenkpunkte (P1, P2) der Funktionshebel (14, 15) am Standfuß (9) angeordnet ist.
  4. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Hubvorrichtung (16) sowie die Kippvorrichtung (19) jeweils einen Linearantrieb (27, 28) aufweisen.
  5. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass beide Linearantriebe (27, 28) am Zwischenrahmen (10) angelenkt sind.
  6. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein vorderer Kipplenker (17) kürzer als ein hinterer Kipplenker (18) ist.
  7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass beide Kipplenker (14, 15) an einem gemeinsamen, starr am Gestellteil (11) befestigten Gestellträger (20) angelenkt sind.
  8. Sitzmöbel nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei vollständig abgesenkter Kippvorrichtung (19) der Gestellträger (20) in zumindest annähernd gerader Verlängerung des hinteren Kipplenkers (18) angeordnet ist.
  9. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzfläche (2) tiefenverstellbar ist.
  10. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch ein verstellbares Luftkissen (6, 7) zumindest in einem Teilbereich der Sitzfläche (2) und Rückenlehne (3).
  11. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch eine zur Ansteuerung der Aufstehhilfe (8) vorgesehene Steuereinheit (29), welche einen einstellbaren Primärhub (H), betreffend die Verstellbewegung der Hubvorrichtung (16), sowie einen einstellbaren Kippwinkel (α), betreffend die Verstellbewegung der Kippvorrichtung (19), aufweist.
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