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Die
Erfindung betrifft ein kontinuierliches Verfahren zur Herstellung
einer hochreinen Harnstofflösung (Handelsprodukt
AdBlue® – DIN 70070/AUS32),
die als Reduktionsmittel in einem auf selektiver katalytischer Reduktion
basierenden Verfahren (selective catalytic reduction – SCR-Verfahren)
eingesetzt wird.
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Die
Industrialisierung und das ständig
steigende Verkehrsaufkommen erhöhen
die Schadstoffkonzentrationen in der Umgebungsluft in bedenklichem
Maße.
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Einen
großen
Anteil haben Stickstoffoxidemissionen, die auf die Verbrennung von
Dieselkraftstoffen in Industrieanlagen und in Automobilen zurückzuführen sind.
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Aus
der
DE-OS 3830045 ist
bekannt, dass aus Harnstoff freigesetztes NH
3 als
Reduktionsmittel für
die selektive katalytische Reduktion von Stickoxiden in sauerstoffhaltigen
Abgasen genutzt werden kann.
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Entsprechend
DE 10 2004 013 165
A1 wird dem Katalysator eine Harnstofflösung durch Eindüsen zugeführt, die
häufig
einen Harnstoffanteil von 32,5% besitzt und unter der Bezeichnung
AdBlue
® bekannt
ist.
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Im
SCR-Katalysator wird das im Abgas enthaltene NOx in
die ökoneutralen
Komponenten (N2, O2, H2O) umgesetzt.
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In
der
DE 102 51 498
A1 wird darauf hingewiesen, dass die Herstellung von wässrigen
Harnstofflösungen
teuer ist, da sie zur Vermeidung von Ablagerungen am Katalysator
mit deonisiertem Wasser hergestellt werden müssen, deshalb wird hier der
Einsatz von festem Harnstoff beansprucht.
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Darüber hinaus
sind die Anforderungen an den aufzulösenden Harnstoff groß. Üblicher
Düngeharnstoff
(Granulat, Prills) kann häufig
nicht verwendet werden, da er mit dem Anticaking-Mittel Formalin
behandelt ist und für
die Harnstoffherstellung typische Verunreinigungen wie Schwermetalle
und Öl
enthält.
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Schwermetalle
und Öle
verkürzen
die Laufzeit der Katalysatoren.
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Aus
diesem Grund können
auch Harnstofflösungen,
die direkt in Harnstoffprozessanlagen, wie in
DE-AS 2015781 ,
DE-AS 1913121 ,
DE-AS 2411205 beschrieben, in den
Prozessstufen Synthese und Rezirkulation anfallen, nicht verwendet
werden.
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In
diesen Lösungen
befinden sich darüber
hinaus NH3 und CO2 mit
Konzentrationen von mehr als 0,1% und Biuret mit Gehalten von 0,5–1%. Diese
Harnstofflösungen
emittieren NH3.
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So
wird im technischen Merkblatt AdBlue-Service-de, März 2004
darauf hingewiesen, dass nach gegenwärtigen Verfahren die hergestellte
AdBlue®-Lösung eine
schwach alkalische Reaktion hat und der pH-Wert zwischen 9 und 9,5
liegt.
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In
der
DE-PS 1169916 wird
ein Verfahren zur Kristallisation von Harnstoff aus biurethaltigen
Harnstofflösungen
beschrieben. Dieses Verfahren ist sehr kompliziert, da es ein zweites
Kristallisationsgerät
zur Auskristallisation von Biuret erfordert und die Kristalle getrocknet
werden müssen.
Außerdem
ist die Handhabung und die Lagerung von Harnstoffkristallen auf
Grund der bekannten Verbackungstendenz sehr aufwendig. Ebenso schwierig
stellt sich der diskontinuierliche Löseprozess dieser verbackenen
Kristalle in deonisiertem Wasser auf Grund der erforderlichen Zufuhr
von Lösungswärme dar.
Deshalb werden die Kristalle häufig
geschmolzen und zur Herstellung von Harnstoff-Entstickungslösung genutzt
(
US-PS 3,594,416 ). Dieser
Vorgang ist energetisch sehr aufwendig und führt im Schmelzeprozess zur
Bildung von Biuret und Ammoniak.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen,
mit dem energetisch effektiv eine hochreine Harnstofflösung kontinuierlich
produziert werden kann, die als Reduktionsmittel für die selektive
katalytische Reduktion von Stickoxiden geeignet ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem
Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass die nach der beanspruchten Erfindung hergestellten feuchten
Kristalle sehr sauber sind und außerdem im kontinuierlichen
Lösungsprozess
in dem bei der Aufkonzentrierung der Harnstofflösung anfallenden Dampfkondensat
sowohl kein qualitätsminderndes
Biuret als auch kein Ammoniak durch Biuretbildung und Hydrolyse
von Harnstoff entsteht.
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Entsprechend
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird eine nach einem herkömmlichen
Harnstoffsyntheseverfahren erzeugte Harnstofflösung die z. B. 75–90 Gew.-%
Harnstoff, 10–24
Gew.-% Wasser, 0,5–1 Gew.-%
Biuret, 0,1–0,2
Gew.-% NH3 und 0,1–0,2 Gew-% CO2 enthält, einem
beheizten Sammelbehälter
zugeführt.
Es ist klar, dass die verwendbaren Harnstofflösungen keinen besonderen Beschränkungen
unterliegen und sich auch solche mit anderer Zusammensetzung eignen.
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Vom
Sammelbehälter
wird die Harnstofflösung
einem Umlaufkristaller zugeführt.
Nach Vermischung der Harnstofflösung
mit der umlaufenden Kristallsuspension entstehen im Kristallisator
bei Unterdruck, beispielsweise 0,05–0,2 bar abs., und einem Umlaufverhältnis von
10–30
kg/kg Kristalle Kristalle mit einer mittleren Kristallgröße > 150 μm. Die Kristallgröße unterliegt
keinen besonderen Beschränkungen.
Große
Kristalle werden von der Mutterlauge abgetrennt. Zum Abtrennen kann
neben einem Sieb jede Vorrichtung verwendet werden, die sich für den gleichen
Zweck eignet. Kleine Kristalle werden gemeinsam mit der Mutterlauge
in den Vorlagebehälter
geführt.
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Die
großen
Kristalle gelangen in Maschinen mit Zentrifugalabscheidung wie z.
B. Zentrifugen. Hier wird weitere Mutterlauge von den Kristallen
abgetrennt. Zur Erhöhung
der Reinheit der Kristalle werden die Kristalle erfindungsgemäß gespült. Dazu kann
frische Harnstofflösung
bzw. bevorzugt das Dampfkondensat aus der Aufkonzentrierungsstufe
der Harnstoffsynthese verwendet werden. Die aus der Zentrifuge auslaufenden
Flüssigkeiten
werden in den Vorlagebehälter
rezirkuliert und zum Kristaller gegeben.
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Die
feuchten Kristalle werden in einen Entgaser gegeben, der mit vorgeheizter
Luft von beispielsweise 50–100°C beaufschlagt
wird. Die Luft führt
zu einer Teiltrocknung der Kristalle auf 0–1,0 Gew.-% Wasser. Durch ein
Luft-Kristall-Verhältnis
von 1–3
kg/kg wird in den Kristallen eingelagertes NH3 sowie
anhaftendes NH3 abgestrippt, so dass fast
völlig
NH3-freie Kristalle entstehen. Das aus dem
Entgaser austretende Kristall/Luft-Gemisch wird getrennt. Die Gasphase
gelangt in ein übliches
Abluftreinigungssystem, dass mit einer Waschlösung, die in den Düngemittelherstellungsprozess
rezirkuliert wird, betrieben wird.
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Die
Kristalle fallen in ein hochturbulentes Lösesystem mit Umlaufmengen,
die 10 bis 30 mal so hoch sind wie die aufzulösende Kristallmenge. Diesem
Umlaufsystem wird so viel Dampfkondensat aus den Aufkonzentrierungsstufen
der Harnstoff-Syntheselösungen
mit einer Temperatur von 40–60°C zugeführt, dass
eine Harnstofflösung
von 31,8–33,2
Gew.-% entsteht. Durch das Lösen
der Harnstoffkristalle sinkt die Temperatur der Umlauflösung auf
die für
AdBlue® handelsübliche Temperatur
von unter 30°C.
Unter diesen Bedingungen konnte überraschenderweise
keine NH3-Bildung durch Harnstoffhydrolyse beobachtet
werden, so dass eine klare geruchslose Lösung entsteht.
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Diese
Lösung
wird durch in Abhängigkeit
von der Endkonzentration geregelte Zugabe von Kondensat auf die
für AdBlue® handelsübliche Konzentration
von 32,5 ± 0,7
Gew.-% eingestellt. Zur Bestimmung der Konzentration eignen sich
erfindungsgemäß kontinuierliche
physikalische Analysenmessungen, wie Dichte-, bzw. Brechzahlmessung,
die unter Beachtung der Temperaturabhängigkeit als Konzentrationsmessung
eingeeicht werden müssen.
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Die
entstehende AdBlue
®-Lösung, die entsprechend dem
erfindungsgemäßen Verfahren
produziert wird, entspricht folgenden Qualitätsparametern.
Ammoniak | < | 20
ppm |
Biuret | < | 0,02
ppm |
Schmutz | < | 0,05
ppm |
pH | < | 7,5 |
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Durch
die Kristallisation und Abfuhr reiner Harnstoffkristalle reichern
sich sowohl Verunreinigungen als auch Biuret bis zu Konzentrationen
von max. 12 Gew.-% im Sammelbehälter
an.
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Erfindungsgemäß wird deshalb
eine Teilmenge Mutterlauge einem Reinigungssystem zugeführt, wo Öl und mechanische
Verunreinigungen entfernt werden. Die gereinigte Lösung gelangt
mit NH3 und CO2 in
einen Reaktor, wo bei Drücken
zwischen 120 und 180 bar bei Temperaturen zwischen 150 und 180°C und einem molaren
NH3/CO2-Verhältnis zwischen
2:1 und 6:1 Biuret in Harnstoff rückverwandelt wird. Zur Biuretzersetzung
kann auch ein in Harnstoffanlagen üblicher Reaktor genutzt werden.
Die so produzierte Lösung
rezirkuliert in den Sammelbehälter.
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Die
Erfindung wird durch die Zeichnung näher veranschaulicht, die eine
bevorzugte Ausführungsform an
Hand eines Flussdiagrammes schematisch wiedergibt.
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14
329 kg/h Harnstofflösung
mit einer Temperatur von 117°C,
die 83,4% Harnstoff, 0,6% Biuret, 0,3% Kohlendioxid, 0,7% Ammoniak,
0,1% Verunreinigungen, 14,9% Wasser enthält, läuft durch Rohrleitung 21 in den
Rührbehälter 1,
wo sie mit rücklaufender
Mutterlauge aus Rohrleitung 28 vermischt wird.
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Die
Pumpe 2 fördert
162 000 kg/h Mutterlauge, die 77,3% Harnstoff, 7,2% Biuret, 0,03%
Kohlendioxid, 0,06% Ammoniak, 1,21 Verunreinigungen und 14,2% Wasser
enthält, über Rohrleitung 23 in
den Kristallisator 3, wo bei Temperaturen von 71°C und Drücken von
0,13 bar Wasser verdampft und Harnstoffkristalle mit einer Größe von bis
zu 400 μm
entstehen.
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Die
bei der Wasserverdampfung anfallenden kohlendioxid- und ammoniak-haltigen
Brüden
werden einem herkömmlichen
Brüdenkondensationssystem
zugeführt.
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Die
aus dem Kristallisator 3 ablaufende Kristallmaische gelangt über Rohrleitung 25 über das
Sieb 4 und Rohrleitung 26 in die Zentrifuge 5,
wo Mutterlauge und Verunreinigungen von den Kristallen abgetrennt werden.
Die Kristalle werden mit 1840 kg/h Harnstofflösung, die über Rohrleitung 22 der
Zentrifuge zugeführt wird,
gespült.
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Dadurch
werden der größte Teil
des an den Kristallen anhaftenden Biurets und die in der Mutterlauge enthaltenen
Verunreinigungen in den Rührbehälter rezirkuliert
(Leitung
28), so dass über
Rohrleitung
27 11097 kg/h Kristallmaische folgender Zusammensetzung
anfällt:
Harnstoff | 98,4% |
Biuret | 0,07% |
Kohlendioxid | 0,04% |
Ammoniak | 0,04% |
Wasser | 1,42% |
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Diese
Kristallmaische fällt über Rohrleitung 27 in
den Entgaser 8.
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Die
Entgasung erfolgt mittels Luft. 25 000 Nm3/h
Luft werden mittels Gebläse 6 verdichtet
(Rohrleitung 29), im Heizer 7 auf 80°C aufgeheizt
und über
Leitung 30 dem Entgaser 8 zugeführt. Im
Entgaser 8 werden durch Partialdruckabsenkung NH3 und CO2 aus der
Kristallmaische ausgetrieben und ein Teil des Wassers verdampft.
Das Kristall-Luftgemisch gelangt über Rohrleitung 31 in
den Zyklon 9, wo die Kristalle von der Luft getrennt werden.
Die Abluft wird in eine Abluftreinigungsanlage geführt.
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10
982 kg/h Kristalle mit einer Zusammensetzung von 99,38% Harnstoff,
0,07% Biuret, 0,02% Ammoniak und 0,5% Wasser fallen durch Leitung 32 in
einen hochturbulenten (größer 100.000
Re) Lösebehälter 10, durch
den eine Harnstofflösungs menge
von 200 000 kg/h zirkuliert. Die Zirkulation wird durch die Pumpe 11 erzeugt,
die Harnstofflösung
aus dem Lösebehälter 10 über Rohrleitung 33 abzieht
und über
Rohrleitung 34 und den Mischer 12 über Rohrleitung 35 in
den Lösebehälter 10 zurückführt.
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In
den Mischer 12 werden über
Rohrleitung 37 22 602 kg/h Dampfkondensat aus der Aufarbeitungsstufe
von Harnstofflösung
mit einer Temperatur von 61°C
zugeführt.
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Durch
die negative Lösungswärme der
Harnstoffkristalle kühlt
sich die rezirkulierende Harnstofflösung auf 30°C ab.
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Die
Zugabe des Dampfkondensates erfolgt dichtegeregelt.
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Mittels
Pumpe
15 werden über
Rohrleitung
36 33 790 kg/h fertige AdBlue
®-Lösung mit
folgenden Parametern zum Versand gebracht:
Konzentration | 32,5%
Harnstoff |
Biuret | 23
ppm |
NH3 | 6
ppm |
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Zur
Konstanthaltung des Biuretgehaltes und zur Abführung von Verunreinigungen
werden über
Leitung 24 997 kg/h Mutterlauge mit einem Biuretgehalt
von 7,2% über
den Filter 14 zur Entfernung von Öl und sonstigen Verunreinigungen
zu einem Reaktor zurückgeführt, wo
die Umsetzung von Biuret zu Harnstoff erfolgt.