DE102006056324A1 - Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien ud B/C-Kampfstoffen - Google Patents
Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien ud B/C-Kampfstoffen Download PDFInfo
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Abstract
Ein neues Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien und B/C-Kampfstoffen soll so ausgebildet sein, dass eine realitätsnahe Ausbildung bei einfacher Handhabung erfolgen kann. Hierzu weist das Übungsmittel als Grundlage eine karamelisierte, wässrige Zucker-Glycerin-Lösung auf.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien und B/C-Kampfstoffen.
- Streitkräfte besitzen ABC-Abwehrkräfte. Diese sind realitätsnah auszubilden. Hierzu setzt man Übungsmittel ein. Mit den Übungsmitteln stellt man giftige Chemikalien und B/C-Kampfstoffe dar. Die Übungsmittel selbst sind ungiftig und ungefährlich. Sie sollen jedoch vom Verhalten her den giftigen Chemikalien und Kampfstoffen ähnlich sein.
- Aus der
DD 299 547 A5 - Aus der
DE 42 20 392 A1 ist ein Übungsmittel zur Darstellung von sesshaften, verdickten C-Kampfstoffen bekannt. Das Übungsmittel enthält Polyglykole. - Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien und B/C-Kampfstoffen derart auszubilden, dass eine realitätsnahe Ausbildung bei einfacher Handhabung erfolgen kann.
- Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Übungsmittel mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
- Die Vorteile der Erfindung resultieren daher, dass das Übungsmittel als Grundlage eine karamellisierte, wässrige Zucker-Glycerin-Lösung aufweist. Der verwendete Begriff Grundlage soll bedeuten, dass das Übungsmittel auf der Basis einer karamellisierten, wässrigen Zucker-Glycerin-Lösung besteht. Das Darstellungsmittel ist hautfreundlich und gegenüber Materialoberflächen nicht korrosiv. Es ist ohne Umwelt- oder Arbeitsschutzbeschränkungen im Gelände nutzbar. Der Zucker sorgt für ein gutes Haftverhalten an Oberflächen. Auf Grund der Wasserlöslichkeit kann das Übungsmittel mit einem Übungsentgiftungsmittel, einer Schmierseifenlösung oder klarem Wasser rückstandsfrei entfernt werden. Das Übungsmittel, das als Grundlage eine karamellisierte, wässrige Zucker-Glycerin-Lösung aufweist, kann einen oder mehrere Zusatzstoffe ausweisen. Dadurch ergeben sich viele Einstellmöglichkeiten für das Übungsmittel. Je nach Zucker-, Glycerin- und Wassergehalt und Gehalt an einem oder mehreren Zusatzstoffen kann das Übungsmittel eine honigartige bis dunkelbraune Farbe annehmen und eine ölige bis klebrig-pastöse Viskosität aufweisen. Das Übungsmittel kann leicht so eingestellt werden, dass es einem bestimmten Kampfstoff ähnlich ist, wie beispielsweise einem Hautkampfstoff oder einem dickflüssigen Nervenkampfstoff.
- Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung beträgt der Anteil des Zuckers mindestens 30 Gewichtsprozent. Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung beträgt der Anteil des Zuckers maximal 85 Gewichtsprozent. Einen niedrigen Zuckergehalt wählt man, um ein Übungsmittel mit einer niedrigen Viskosität zu erhalten und umgekehrt.
- Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung beträgt der Anteil des Glycerins mindestens 12 Gewichtsprozent. Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung beträgt der Anteil des Glycerins maximal 60 Gewichtsprozent. Durch einen höheren Glycerin-Anteil wird die Viskosität verringert.
- Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist das Übungsmittel einen ersten Zusatzstoff zur Einstellung des pH-Wertes auf. ABC-Abwehrtruppen verfügen über ein Übungsspürpapier. Der erste Zusatzstoff zur Einstellung des pH-Wertes dient dazu, mit dem Übungs-Spürpapier arbeiten zu können. Wenn das Übungsmittel sauer eingestellt ist, verfärbt sich das Übungsspürpapier rot, wenn es basisch eingestellt ist, kommt es zu einer grünen Verfärbung. Mit dem Übungsspürpapier in Verbindung mit dem Übungsmittel können ABC-Abwehrkräfte die Vergiftung der Bekleidung, der Ausrüstung und des Geländes simulieren.
- Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist das Übungsmittel einen zweiten Zusatzstoff auf, der ein Farbstoff ist. Als Farbstoff ist beispielsweise Fluorescein geeignet. Bei Dekontaminationsübungen mit einer wässrigen Übungsentgiftungsemulsion wird das Fluorescein herausgelöst. Dieser Lösungsvorgang lässt sich optisch verfolgen und vermittelt einen Eindruck des Vorganges der Entgiftung. ABC-Abwehrkräfte erhalten eine klare Vorstellung vom Verhalten einer chemischen Kontamination und werden der Gefahr einer Kontaminationsverschleppung bewusst. Neben dem Vorgang der Dekontamination lässt sich auch der Vorgang der Probennahme gut simulieren. Entnommene Boden- und Pflanzenproben können durch Ausschütteln mit klarem Wasser auf das Anhaften des Übungsmittels geprüft werden. Durch das Ausschütteln löst sich der Farbstoff im Wasser. Aufgrund der Verfärbung kann der Erfolg der Probennahme ohne weitere Hilfsmittel festgestellt werden.
- Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist das Übungsmittel einen dritten Zusatzstoff auf, der mit einem Gefahrstoff-Nachweisgerät feststellbar ist. Hierdurch erweitert man die Übungsmöglichkeiten auf dem Gebiet des Nachweises und des Umganges mit Gefahrstoff-Nachweisgeräten.
- Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend beschrieben.
- Das Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien und B/C-Kampfstoffen weist als Grundlage eine karamellisierte, wässrige Zucker-Glycerin-Lösung auf.
- Der Anteil des Zuckers beträgt mindestens 30 und maximal 85 Gewichtsprozent. Als Zucker eignet sich auf Grund des günstigen Preises der Haushaltszucker, der auch Saccharose genannt wird.
- Der Anteil des Glycerins beträgt mindestens 12 und maximal 60 Gewichtsprozent. Gemeint ist der Anteil an reinem Glycerin. Im Handel ist jedoch überwiegend ein 85%iges Glycerin zu erhalten. Dies bedeutet, dass der Wasseranteil in diesem Fall 15 Gewichtsprozent beträgt. Rechnet man um, dann erhält man bezogen auf ein 85%iges Glycerin einen Mindestanteil in Höhe von rund 14 Gewichtsprozent und einen Maximalanteil in Höhe von rund 70 Gewichtsprozent.
- Das Übungsmittel kann einen ersten Zusatzstoff zur Einstellung des pH-Wertes aufweisen.
- Das Übungsmittel kann einen zweiten Zusatzstoff aufweisen, der ein Farbstoff ist.
- Das Übungsmittel kann einen dritten Zusatzstoff aufweisen, der mit einem Gefahrstoff-Nachweisgerät feststellbar ist. Der dritte Zusatzstoff kann Dithian, Methylsalicylat, Essigsäure-Vinylester, Dipropylenglycolmonomethylether oder eine Mischung der vorgenannten Chemikalien sein. Als Nachweisgeräte kommen beispielsweise Prüfröhrchen oder kontinuierlich messende Nachweisgeräte in Frage.
- Im Labormaßstab erfolgt eine Herstellung eines Übungsmittels mit einem ersten und einem zweiten Zusatzstoff in folgenden Schritten:
- • Ausgegangen wird von 49 g Zucker, 40 g Glycerin (85%ig) und 10 g Wasser.
- • Das Ganze wird gemischt und unter Rühren erhitzt, bis sich der Zucker vollständig gelöst hat und karamellisiert ist, sowie durch die Verdunstung von Wasser ein Gewichtsverlust von 10 g eingetreten ist.
- • Nach dem Abkühlen der Masse auf ca. 70°C gibt man einen in 10 g Wasser gelösten ersten Zusatzstoff und zweiten Zusatzstoff hinzu. Der erste Zusatzstoff ist eine basische Substanz (empfohlen: 1 g Natriumcarbonat), um einen basischen pH-Wert zu erzielen. Der erste Zusatzstoff kann alternativ auch eine saure Substanz (empfohlen 1 g Natriumhydrogensulfat) sein, um einen sauren pH-Wert einzustellen. Der zweite Zusatzstoff, ein Farbstoff, ist 0,05 g Natriumfluorescein.
- • Die in Wasser gelösten Zusatzstoffe werden eingerührt.
- • Dann füllt man das Übungsmittel in ein Gefäß um. Zum Übungsbetrieb für kleine Flächen ist eine Tropfflasche geeignet.
- Das zuvor hergestellte Übungsmittel hat eine vergleichbare Sesshaftigkeit, eine ähnliche Viskosität und ein ähnliches Haftverhalten auf Oberflächen wie viele chemische Kampfstoffe und Industriechemikalien.
- Im Rahmen der ABC-Abwehrausbildung lässt sich das Übungsmittel vielseitig verwenden.
- Für die Ausbildung in der Selbst- und Kameradenhilfe trägt man das Übungsmittel auf die Kleidung und persönliche Ausrüstung auf. Der Nachweis der simulierten Kontamination erfolgt mit einem Übungsspürpapier. Zur Beseitigung kann ein ABC-Selbsthilfesatz oder ein Übungs-Entgiftungspuder verwendet werden.
- Ferner kann ein größerer Geländeabschnitt mit dem Übungsmittel versehen werden. Das Übungsmittels kann mit einem modifizierten C-Feuerwerkskörper oder einem modifizierten Wurfkörper einer Nebelwurfanlage eines Gefechtsfahrzeuges ausgebracht werden. ABC-Abwehrkräfte haben dann festzustellen, wo die Grenzen zwischen dem vergifteten Bereich und dem nicht kontaminierten Bereich liegen. Dazu kann wiederum das Übungsspürpapier eingesetzt werden. Auch kann die Probennahme und die Auswertung der Probe geübt werden.
- Ebenso lässt sich die behelfsmäßige Dekontamination von Fahrzeugen durch ihre Besatzung und die gründliche Dekontamination von Fahrzeugen, Geräten und Gelände durch ABC-Abwehrkräfte üben.
Claims (8)
- Übungsmittel zur Darstellung von toxischen Industriechemikalien und B/C-Kampfstoffen, das als Grundlage eine karamellisierte, wässrige Zucker-Glycerin-Lösung aufweist.
- Übungsmittel nach Anspruch 1, bei dem der Anteil des Zuckers mindestens 30 Gewichtsprozent beträgt.
- Übungsmittel nach Anspruch 1 oder 2, bei dem der Anteil des Zuckers maximal 85 Gewichtsprozent beträgt.
- Übungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem der Anteil des Glycerins mindestens 12 Gewichtsprozent beträgt.
- Übungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem der Anteil des Glycerins maximal 60 Gewichtsprozent beträgt.
- Übungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, das einen ersten Zusatzstoff zur Einstellung des pH-Wertes aufweist.
- Übungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, das einen zweiten Zusatzstoff aufweist, der ein Farbstoff ist.
- Übungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, das einen dritten Zusatzstoff aufweist, der mit einem Gefahrstoff-Nachweisgerät feststellbar ist.
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2006
- 2006-11-29 DE DE200610056324 patent/DE102006056324B4/de not_active Expired - Fee Related
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