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Gebiet der Erfindung.
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Die
Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung mit einem
Allergen und zumindest einem weiteren physiologisch wirksamen Stoff, die
Verwendung einer solchen pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung
oder zur Prevention bzw. Prophylaxe einer allergischen Reaktion,
ein Verfahren zur Herstellung einer solchen pharmazeutischen Zusammensetzung
sowie ein Verfahren zur Behandlung und/oder Prevention einer allergischen Erkrankung.
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Hintergrund der Erfindung
und Stand der Technik
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Immunkrankheiten
entstehen, wenn Immunreaktionen zu einer Schädigung von Körperzellen führen. Zu
den Immunkrankheiten gehören
die Überempfindlichkeits-reaktionen,
zu welchen wiederum die Allergien gehören, die sogenannten Überempfindlichkeiten
des Soforttyps bzw. des Typs I. Allergien werden durch Kontakt mit
Antigenen bzw. Allergenen ausgelöst
und können
zu Krankheitsbildern führen,
welche von unangenehmen Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen
anaphylaktischen Schock reichen. Bei einer allergischen Erkrankung
binden nach Erstkontakt einer Person mit dem Allergen hierfür spezifische
IgE Antikörper über einen
hoch affinen Oberflächenrezeptor
der CH4-Domäne an Mastzellen bzw. an basophile
Zellen. Hierdurch sind die Mastzellen sensibilisiert. Ein weiterer
Kontakt mit dem Allergen führt zur
Quervernetzung der IgE Antikörper
auf den Zellen, Degranulation der Zellen und dadurch zur Freisetzung
von allergischen Mediatoren, insbesondere von Histamin und Serotonin.
Diese Mediatoren verursachen letztendlich eine Ausdehnung der Blutgefäße und Kontraktion
glatter Muskelzellen, beispielsweise des Bronchialtraktes, wodurch
die typischen Symptome der allergischen Reaktion, wie Atemschwierigkeiten,
gerötete
Haut, starke Schleimproduktion, Niesen und juckende sowie tränende Augen,
auftreten.
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Allergische
Reaktionen lassen sich auf verschiedene Weisen verhindern bzw. behandeln.
Zum ersten kann ein Kontakt mit dem Allergen bzw. Antigen vermieden
werden. Zum zweiten kann eine medikamentöse Behandlung bei Auftreten
der allergischen Reaktion erfolgen, beispielsweise durch β-adrenerge
Wirkstoffe, wie Adrenalin oder Isoprotenerol. Solche Wirkstoffe
führen
zu einer Anhebung der intrazellulären cAMP Konzentration, die
ihrerseits die Histaminfreisetzung verhindert. Andere Wirkstoffe,
wie beispielsweise Dinatrium cromoglycat oder Nedocromil (Antiparasitikum),
verhindern eine Kontaktierung zwischen dem Antigen und den IgE Antikörpern auf
den Mastzellen und so die Freisetzung der allergischen Mediatoren.
Schließlich
ist die therapeutische Strategie bekannt, die Bildung von Targetmolekülen, die
mit einer allergischen Reaktion assoziiert sind, zu inhibieren.
Hierzu ist es beispielsweise aus der Literaturstelle
DE 10 2004 026 309 A1 bekannt,
dass die Bildung des Transkriptionsfaktors Stat6 durch eine inhibitorische
RNA unterdrückt
wird. Stat6 ist u.a. für
die intrazelluläre
Signaltransduktion des Interleukins IL-13 essentiell. IL-13 stimuliert
u.a. die Schleimproduktion in Lungenepithelzellen.
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Des
Weiteren besteht ein Therapieansatz darin, zunächst das Allergen bzw. das
Antigen zu identifizieren und dann damit eine Desensibilisierung durchzuführen. Diese
Allergenspezifische Immuntherapie führt u.a. zur Induktion von
Toleranz gegen das Allergen durch Stimulation regulatorischer T-Zellen, zum
Anstieg Allergen-bindender IgG, zur Induktion von die IgE-Bildung
modulierenden CD8+ T-Zellen, zur Verminderung der Mastzellen und
eosinophilen Granulozyten sowie zur erniedrigten Produktion der von
T-Helferzellen des Type 2 gebildeten Cytokine. Insgesamt wird eine
erhöhte
Immuntoleranz induziert.
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Die
klassischen medikamentösen
Therapieansätze
können
nur die Symptome lindern. Die Langzeittherapie ist mit erheblichen
Nebenwirkungen verbunden. Die Desensibilisierung ist aufwändig und
ihr therapeutischer Erfolg dennoch erheblich verbesserungsfähig.
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Technisches Problem der Erfindung.
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Der
Erfindung liegt das technische Problem zu Grunde, verbesserte Mittel
zur Behandlung von allergischen Erkrankungen zur Verfügung zu
stellen.
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Grundzüge
der Erfindung und Ausführungsformen.
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Zur
Lösung
dieses technischen Problems lehrt die Erfindung eine pharmazeutische
Zusammensetzung enthaltend eine RNA, insbesondere eine synthetische
und/oder nicht-natürliche
RNA, und ein hiervon verschiedenes definiertes Allergen, jeweils in
physiologisch wirksamer Dosis. Die RNA ist dabei insbesondere verschieden
von allen in dem Allergen eventuell natürlicherweise vorkommenden RNAs.
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Der
Begriff des Allergens schließt
auch (isolierte) Epitope von Allergenen, rekombinante Allergene,
hypoallergene Derivate, Hybridmoleküle und Gemische von Allergenen
im vorstehenden Sinne ein. Des Weiteren sind von dem Begriff des
Allergens auch Antigene im allgemeinsten Sinne umfasst.
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Die
Erfindung beruht auf der überraschenden
Erkenntnis, dass die kombinierte Gabe eines Allergens, für welches
eine Person sensibilisiert ist, mit einer RNA eine besonders effektive
Desensibilisierung des Immunsystems der Person bewirkt. Hierbei kann
die RNA unspezifisch sein und wie ein Adjuvans funktionieren. Es
ist aber auch möglich,
dass die RNA an den Toll-like Rezeptor bindet. Schließlich ist es
möglich,
dass die RNA spezifisch für
ein Targetmolekül
ist, dessen Expression in einer Zelle mit einer allergischen Reaktion
gegen das Allergen einhergeht. In diesem Falle modifiziert die RNA
die Expression des Targetmoleküls
durch die Einflussnahme auf die Transkription, die Translation,
oder die Bindung an das Targetmolekül oder auf den Abbau der Target-RNA.
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Als
Targetmoleküle
für die
RNA kommen u.a. in Frage: Interleukine und ihre Rezeptoren (z.B.
IL-4, IL-5, IL-13), Transkriptionsfaktoren (z.B. Stat6, GATA3),
Chemokine und ihre Rezeptoren (z.B. Eotaxin, TARC), Protein-Kinasen
(z.B. Lyn, Syk), Toll-Like Rezeptoren (z.B. TLR3, TLR8).
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Die
RNA kann ausgewählt
sein aus der Gruppe bestehend aus „RNA-Interferenz (RNAi)-induzierenden
Moleküle
siRNA, shRNA, miRNA, dsRNA, katalytische RNA, der Decoys und der
Aptamere". RNAi-Moleküle, wie
small interfering RNA (siRNA), small hairpin RNA (shRNA), microRNA
(miRNA) und lange, doppelsträngige
RNA (dsRNA), sowie katalytische Nukleinsäuren, wie Ribozyme und DNAzyme,
sind geeignet, die Expression von Genen durch Degradation der Target-RNA
zu inhibieren. Die zelluläre,
unter der Wirkungen des Enzyms Dicer erfolgende Spaltung von dsRNA
und miRNA führt
zur Bildung von siRNA, d.h. kurzer, ca. 21 Nukleotide langer, doppelsträngiger RNA
mit 3'-terminalen
Einzelstrangüberhängen. Exogen
applizierte synthetische oder unter Verwendung von Vektoren generierte
siRNA, shRNA oder miRNA verfügt über Wirkungen,
die der durch zelluläre
Mechanismen gebildeten siRNA entspricht. RNAi-Moleküle inhibieren
die Expression von Genen in Zellen und lassen sich anhand der bekannten
Sequenzen der für
Targetmoleküle
codierenden zellulären
Nukleinsäuren
modellieren. Katalytische Nukleinsäuren verfügen sowohl über eine Nukleinsäure-Sequenz,
welche die katalytische Reaktion realisiert, als auch über eine
Nukleinsäure-Sequenz, die
spezifisch an die Target-Nukleinsäure bindet.
Es wird insbesondere zwischen aus Ribonukleotiden und aus Desoxyribonukleotiden
aufgebauten Ribozymen bzw. DNAzymen unterschieden. Vertreter der Ribozyme
mit Eindungs-spezifischer RNA-Spaltung sind das Hammerhead, Hepatitis
deta Virus, Hairpin und VS Ribozym bzw. mit selbstspaltenden Eigenschaften
sind die Group 1 Intron, Group II Intron und das Ribonuklease P
Ribozym; Vertreter der DNAzyme sind z.B. das 10-23- und das DEC22-18
DNAzym sowie das Zn2 +-abhängige, Imidazol
enthaltende DNAzym (J.Am.Chem.Soc. 122 (2000) 2433),
das LANzym (J.Am.Chem.Soc. 124 (2002) 13682) oder das
Metall-unabhängige,
imidazo- und kationisches Amin-enthaltende DNAzym (J.Am.Chem.Soc.
124 (2002) 9960). Diese katalytischen Nukleinsäuren spalten
RNA. Die Sequenzabschnitte der Spaltung sind charakteristisch für die katalytische
Nukleinsäure.
Die Spaltung der Target-RNA führt
zur Hemmung der Genexpression. Decoys sind Nukleinsäuren, die an
DNA-Bindungsstellen von Proteinen binden. Aptamere sind Nukleinsäuren, die
spezifisch an Verbindungen, z.B. an ein Protein oder Peptid, binden.
Aptamere gegen eine Verbindung lassen sich beispielsweise mittels
des SELEX Verfahren identifizieren und amplifizieren. RNAi-Moleküle und katalytische
Nukleinsäuren
können
durch kommerzielle RNA- oder DNA-Synthese sowie unter Verwendung
von Vektoren, die u.a. Expressionskassetten mit eukaryontischen
U6/H 1 -Promotoren (Ambion) oder prokaryontischen T7/T3/SP6-Promotoren
enthalten, hergestellt werden. Ihre Stabilität in Stoffwechsel-aktiven Systemen
wird durch die Einführung
chemischer Modifikationen erhöht.
Die Modifikationen erfolgen u.a. als Substitution der Phosphat-Reste durch Phosphorothioate,
der 2'-OH-Gruppe
der Zucker-Ribonukleotide
durch 2'-O-Methyl,
2'-O-Allyl oder
2-Amino sowie durch Einführung
von Desoxyribonukleotiden, z.B. von 3'-terminalen Desoxy-Thymidinen in den
Einzelstrangüberhängen der
siRNA oder in den Bindungsarmen der Ribozyme, oder von 3',3'-invertierten Desoxyribonukleotiden.
RNAi-Moleküle
und Nukleinsäuren,
insbesondere durch chemische Modifikation stabilisierte Derivate,
können
direkt oder unter Verwendung von Transfektionsreagentien sowie von
Vektoren in Zellen, Geweben, Organen oder Organismen zur Wirkung
gebracht werden.
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Das
Allergen bzw. Antigen kann ausgewählt sein aus der Allergen-Gruppe
der Pflanzen und Pflanzenteile, wie von Gräsern und Bäumen (z.B. Pha a 1, Bet
v 1.0101), der Tiere und Tierteile (z.B. Bla g 1, Can
f 1), der Mikroorganismen, wie Schimmelpilze (z.B. Asp f 1, Asp
fl 139), der Insekten (z.B. Bom
p 1) und der Hausstaubmilbe (z.B. Der
f 1, Der f 2.0108), der Nahrungsmittel, der chemischen
Substanzen sowie der Heilmittel bzw. pharmazeutischen Substanzen.
Der Begriff des Allergens ist dabei nicht auf die Substanzen an
sich bezogen, sondern auf deren Funktion in Verbindung mit einer
Sensibilisierung einer Person. Eine Substanz ist also nur dann ein
Allergen, wenn eine bestimmte Person gegen das Antigen eine allergische
Reaktion zeigt. Insofern ist der Begriff des Allergens auch personenspezifisch.
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Im
Einzelnen bestehen verschiedene Möglichkeiten der Kombination
des Allergens mit der RNA. Einerseits können die RNA und das Allergen
in Mischung vorliegen. Andererseits kann eine Koppelung des Allergens
und der RNA erfolgen, beide sind konjugiert. In Falle der Koppelung
kann eine covalente Bindung eingerichtet sein. Zur Bildung von Konjugaten
zwischen Nukleinsäuren
und anderen Substanzen wird beispielsweise auf die Literaturstelle
US 2005/0153337 A1 verwiesen.
Des Weiteren kann das Allergen mit RNA-bindenden Verbindungen (z.B.
Histone, Polylysine, kationische Lipide) konjugiert bzw. fusioniert
sein.
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Des
Weiteren lehrt die Erfindung die Verwendung einer RNA und eines
Allergens zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
zur Behandlung einer allergischen Erkrankung, insbesondere zur Desensibilisierung
gegen das Allergen. Dabei können
die beiden Wirkstoffkomponenten in separaten Zubereitungen oder
in einer einzigen Zubereitung vorliegen.
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Die
allergische Erkrankung ist beispielsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus „Asthma,
atopische Dermatitis, Rhinitis und Pollinose, Erkrankungen der Lunge,
wie Entzündungen,
Bronchoobstruktion, pulmonale Vasokonstriktion, Bronchitis, Emphysem,
Nesselfieber, Konjunktivitis".
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Des
weiteren lehrt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer
pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung einer allergischen
Erkrankung, wobei eine RNA und ein definiertes Allergen miteinander
in physiologisch wirksamer Dosis gemischt oder miteinander gekoppelt
und optional unter Zugabe zumindest eines physiologisch verträglichen
Hilfsstoffes und/oder Trägerstoffes
galenisch hergerichtet wird.
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Schließlich lehrt
die Erfindung ein Verfahren zur Behandlung einer allergischen Erkrankung und/oder
zur Desensibilisierung, wobei ein Allergen, gegen welches eine zu
behandelnde Person eine allergische Reaktion zeigt oder droht zu
zeigen, mit einer RNA in jeweils physiologisch wirksamer Dosis zu einer
pharmazeutischen Zusammensetzung hergerichtet und der Person dargereicht
wird.
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In
aller Regel wird es sich empfehlen, dass die pharmazeutische Zusammensetzung
zusätzlich physiologisch
verträgliche
galenische Hilfs- und/oder Trägerstoffe
enthält.
Die galenische Herrichtung einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung
kann in fachüblicher
Weise erfolgen. Als Gegenionen für
ionische Verbindungen kommen beispielsweise Na+,
K+, Li+ oder Cyclohexylammonium
in Frage. Geeignete feste oder flüssige galenische Zubereitungsformen
sind beispielsweise Granulate, Pulver, Dragees, Tabletten, (Mikro-)Kapseln,
Suppositorien, Sirupe, Säfte,
Suspensionen, Emulsionen, Tropfen oder Lösungen zur Injektion (i.v.,
i.p., i.m., s.c.) oder Vernebelung (Aerosole), transdermale Systeme,
Systeme zur sublingualen Darreichung, sowie Präparate mit protrahierter Wirkstoff-Freigabe, bei
deren Herstellung übliche
Hilfsmittel wie Trägerstoffe,
Spreng-, Binde-, Überzugs-,
Quellungs-, Gleit- oder Schmiermittel, Geschmacksstoffe, Süßungsmittel
und Lösungsvermittler,
Verwendung finden. Als Hilfsstoffe sei Magnesiumcarbonat, Titandioxid,
Lactose, Mannit und andere Zucker, Talcum, Milcheiweiß, Gelatine,
Stärke,
Zellulose und ihre Derivate, tierische und pflanzliche Öle wie Lebertran,
Sonnenblumen-, Erdnuss- oder Sesamöl, Polyethylenglycole und Lösungsmittel,
wie etwa steriles Wasser und ein- oder mehrwertige Alkohole, beispielsweise
Glycerin, genannt. Eine erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung
ist dadurch herstellbar, dass die erfindungsgemäßen Wirkstoffe in definierter
Dosis mit einem pharmazeutisch geeigneten und physiologisch verträglichen
Träger
und ggf. weiteren geeigneten Wirk-, Zusatz- oder Hilfsstoffen mit
definierter Dosis gemischt und zu der gewünschten Darreichungsform hergerichtet
werden.
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Als
Dosis für
die RNA kommt in Frage 0,005 bis 1000 mg, insbesondere 1 bis 500
mg, vorzugsweise 1 bis 100 mg bezogen auf eine erwachsene Person
von 75 kg. Als Dosis für
das Allergen kommt in Frage 1 bis 1000 μg, insbesondere 5 bis 200 μg. Hierbei
handelt es sich nicht um eine kumulative Dosis (Gesamtmengen einer
Behandlung) sondern um die Dosis einer einzelnen Darreichung. Die
kumulative Dosis kann 1 bis 80, insbesondere 20 bis 50, vorzugsweise
25 bis 40, Darreichungen umfassen. Im Falle einer Rush Immunotherapie
können
die Darreichungen auf einen Zeitraum von 1 bis 30 Tage verteilt werden,
wobei die Obergrenze der Anzahl der Darreichungen im Bereich außer, wie
vorstehend angegeben alternativ auch bei 1 bis 20, beispielsweise
bei 1 bis 10, liegen kann. Im Falle einer Standard-Immuntherapie,
beispielsweise durch übliche
s.c. Injektionen, können
die Darreichungen auf 1 bis 60 Monate, insbesondere 12 bis 48 Monate
verteilt werden. In der Regel wird eine zeitliche Verteilung etwa äquidistant
sein.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert, wobei
für das Verständnis wichtig
ist, dass die beispielhaften RNAs und Allergene keineswegs bevorzugte
Beispiele darstellen, sondern lediglich eine von vielen Möglichkeiten
darstellen. Die beschriebenen RNAs können durch beliebige andere
RNAs ersetzt werden, die der Durchschnittsfachmann unschwer nach
Maßgabe des
Targetmoleküls
bzw. des Targetgens und seiner Sequenz erstellen kann. Ebenso kann
das Allergen durch ein beliebiges anderes Allergen ersetzt sein, wobei
die Auswahl des Allergens nach Maßgabe einer vorherigen Untersuchung
des die Sensibilisierung der zu behandelnden Person verursachenden Allergens
erfolgt.
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Beispiel 1: Auswahl einer inhibitorischen
RNA.
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In
diesem Beispiel ist zu Grunde gelegt, dass die RNA Stat6 als Targetmolekül inhibieren
soll. Hierfür
ist eine Vielzahl von Oligonukleotiden geeignet. Besonders geeignet
sind doppelsträngige
siRNA-Moleküle
folgender grundsätzlicher
Zusammensetzung:
Sensestrang | 5'-(N)19-23 (X)0-5 |
Antisensestrang | 5'-(N')19-23 (X)0-5 |
wobei X, X' =
Ribonukleotide, bevorzugt Thymidin und Desoxy-Thymidin, N = aufeinanderfolgende Ribonukleotide
der mRNA-Sequenz
des Stat6 (GI: 23397677, NCBI) beziehungsweise Teilsequenz der Länge 19 bis
23 aus der Stat6 Sequenz, und N' =
ein zu diesem Sequenzabschnitt der stat6-mRNA komplementäres Ribonukleotid.
Es sind auch Homologe zu den genannten Sequenzen mit einer Homologie von
zumindest 80 %, vorzugsweise zumindest 90 % einsetzbar (berechnet
mit dem Programm MEGALIGN, DNASTAR LASERGENE, in der zum Anmeldezeitpunkt
gültigen
Fassung).
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Weiterhin
sind alle mit erfindungsgemäß eingesetzten
RNAs hybridisierende RNAs einsetzbar, nämlich solche, die unter stringenten
Bedingungen (5°C
bis 25°C
unterhalb der Aufschmelztemperatur; siehe ergänzend J.M. Sambrook
et al., A laboratory manual, Cold Spring Harbor Laboratory Press
(1989) und E.M. Southern, J Mol Biol, 98:503ff
(1975)) hybridisieren. Doppelsträngige RNA-Moleküle, wie
vorstehend angegeben, können
a) integraler Bestandteil langer RNA-Moleküle, wie microRNA oder doppelsträngiger RNA,
sein und aus diesen durch katalytische Spaltung, z.B. durch Dicer
oder Target-spezifisches Ribozym bzw. DNAzym, generiert werden,
und b) kurze, doppelsträngige
RNA, wie shRNA, sein, die dem Wirkungsprinzip der vorstehenden siRNA
folgen. Es kann sich auch um katalytische Nukleinsäuren, wie
Ribozyme und DNAzyme, handeln, die spezifisch an die stat6 mRNA
binden, diese an den für Ribozyme
und DNAzyme charakteristischen Bindungsstellen spalten und die Genexpression
inhibieren.
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Folgende
siRNA und shRNA sind RNAi-Moleküle
sind konkrete Beispiele zur Inhibierung der Expression der humanen
stat6-mRNA:
- ss1:
Sensestrang 5'-UGCCUUCUCUGAGAUGGAC(tt)
Antisensestrang
5'-GUCCAUCUCAGAGAAGGCA(tt)
- ss2:Sensestrang 5'-ACGCUGUCUCCGGAGCUAC(tt)
Antisensestrang
5'-GUAGCUCCGGAGACAGCGU(tt)
- ss3: Sensestrang 5'-AGACCUGUCCAUUCGCUCA(tt)
Antisensestrang
5'-UGAGCGAAUGGACAGGUCU(tt)
- hs1: 5'-GACCCCCUGAAGCUGGUGGCUCUGCCACCAGCUUCAGGGGGUC(tt)
- hs2: 5'-GUAAGCAAUATGUCACUAGCCACGCUAGUGACUTAUUGCUUAC(tt)
- hs3: 5'-GCCAAAGACCUGUCCAUUCGAGACGAAUGGACAGGUCUUUGGC(tt)
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Die
vorstehenden Sequenzen sind in dieser Reihenfolge die Seq.-ID 1
bis 9. "t" steht hierbei für Desoxythymidin.
Desoxythymidin dient der Stabilisierung der RNA und ist aber auch
entbehrlich, weshalb diese Gruppen in Klammern als fakultativ angegeben sind.
Die Herstellung der siRNA erfolgt durch Standardmethoden der RNA-Oligonukleotid-Synthese (Dharmacon)
und die der shRNA durch in vitro Transkription unter Verwendung
von T7-Promotor-Sequenz-enthaltenden Oligonukleotiden (BioTez) und T7-RNA-Polymerase
(Promega).
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Der
Nachweis der Wirkung der inhibitorischen RNAs auf Stat6 wird wie
folgt durchgeführt. Zunächst wird
eine Transfektion von Zellen durchgeführt. Die Zelllinien HeLa, A549,
L929, BaF3 sowie humane Hautfibroblasten werden mit siRNA und dem kationischen
Transfektionsreagenz (Tfx-20, Tfx-50 bzw. DOTAP) mit einem Ladungsverhältnis von
1:1 über
2 Stunden transfiziert. Die siRNA-Konzentration beträgt 0,1 μM. Die Transfektionsreagenzien
werden mit OptiMEM-Medium (Invitrogen) nach den Vorschriften der
Hersteller eingesetzt. Der Nachweis der Wirkung der siRNA auf die
stat6-Expression in Zellkulturen erfolgt durch quantitative mRNA-Bestimmung
mit der real time PCR und semiquantitativer Stat6-Protein-Bestimmung mit dem
Western blot. Acht Stunden nach Beginn der Transfektion wird die RNA
mit dem RNeasy Kit (Qiagen) unter Einsatz von RNase-freier DNase
1 isoliert. Die cDNA-Synthese erfolgt mit dem SuperScript Reverse
Transkriptase (RT) Kit (Invitrogen) unter Verwendung eines Oligo(dT)-Primers.
Die real time PCR wird mit dem LightCycler (Roche) und dem FastStart
DNA Master SYBRGreen 1 Kit (Roche) durchgeführt. Die stat6 mRNA-Expression
wird unter Bezugnahme auf das konstitutiv exprimierte Referenzgen
Pyruvat-Dehydrogenase quantifiziert. Zur Charakterisierung der Stat6-Proteinexpression
werden die zellulären
Proteine 48 Stunden nach Transfektion der Zellen durch Lyse gewonnen,
mit der Polyacrylamid-Gelelektrophorese in 7 % SDS aufgetrennt und
Stat6 mit dem Western blot unter Verwendung des M20-Antikörpers (Santa
Cruz Biotechnology) auf der Trans-Blot Nitrocellulose-Membran (Bio-Rad)
mit ECL-Detektion (Amersham) nachgewiesen. Die Inhibition der Proteinexpression
des Stat6 in der humanen HeLa-Zelllinie durch siRNA ist in 1 dargestellt.
5 × 10^4
Hela-Zellen wurden in einer 12-well Mikrotiterplatte mit 0,1 μM siRNA und
Tfx-20 mit einem Ladungsratio von 1:1 über 2 Stunden transfiziert.
Nach 48 h wurden die Proteine extrahiert und mit einer 7,5 % SDS-PAGE aufgetrennt.
Das Stat6 wurde durch Immunoblot mit dem M20-Stat6-Antikörper nachgewiesen. Spur 1,
2, 3, 4 und 5: Kontrolle ohne siRNA, Kontroll-siRNA, ss1, ss2 und
ss3. 1 demonstriert, dass die siRNA ss3 noch wirksamer
als ss1 und ss2 ist. Die siRNA ss3 ist auch in der humanen Lungenepithel-Karzinomzelllinie
A549 und in der murinen pro-B-Zelllinie BaF3 und Lungenfibroblasten-Zelllinie
L929 wirksam.
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Beispiel 2: Auswahl eines Allergens
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Eine
Person, die in der Vergangenheit allergische Reaktionen zeigte,
wird z.B. unter Verwendung des Prick-Testes auf das verursachende
Allergen untersucht. Eine Substanz oder ein Extrakt eines die Substanz
enthaltenen Gemisches wird auf eine Hautregion aufgetropft und anschließend durch
Anstechen mit der Pricklanzette in die oberste Hautschicht eingeimpft.
Die Allergen-sensibilisierte Person bildet innerhalb von ca. 15
Minuten an der Teststelle eine Quaddel aus, die zumeist von einer
Rötung
(Erythem) umgeben ist. Somit ist die Substanz als Allergen identifiziert,
z.B. das Birkenpollenprotein Bet v 1.
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Beispiel 3: Herstellung einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung.
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Eine
inhibitorische RNA gemäß Beispiel
1 wird mit dem Allergen gemäß Beispiel
2 sowie galenischen Hilfsstoffen gemischt, wobei die erhaltende Zubereitung
in einer Gabeeinheit eine Dosis der inhibitorischen RNA von 5 bis
5000 μg
und eine Dosis des Allergens von 5 bis 200 μg enthält. Die Zubereitung ist als
s.c. Injektionslösung
oder System zur sublingualen Gabe hergerichtet.