DE10005643A1 - Kombination eines Antigens mit einem Sulphatase-Inhibitor - Google Patents
Kombination eines Antigens mit einem Sulphatase-InhibitorInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Arzneimittel, umfassend Inhibitoren der Steroid-Sulphatase in Kombination mit einem Antigen zur Verbesserung und Optimierung der Toleranzinduktion.
Description
Die Erfindung betrifft eine Zusammensetzung umfassend ein Antigen und
einen Sulphatase-Inhibitor. Insbesondere betrifft die Erfindung ein
Arzneimittel für die Induktion von Toleranz, umfassend Inhibitoren der
Steroid Sulphatase (SS) in Kombination mit einem Antigen.
Das Immunsystem zeichnet sich durch die Eigenschaft aus, zwischen
gefährlichen, krankheitsfördernden körpereigenen und/oder
körperfremden und ungefährlichen Antigenen unterscheiden zu können.
Als Toleranz wird dabei der Zustand bezeichnet, der sich durch
systemische "Passivität" oder auch "Ignoranz" des Immunsystems
gegenüber einem spezifischen Antigen auszeichnet. Dabei spielt es keine
Rolle, ob dieses Antigen körpereigen (Selbstantigene) oder körperfremd
ist. Ein Zusammenbruch der Toleranz führt, wenn körpereigene Antigene
kontinuierlich eine Immunabwehr aufrecht erhalten, zu
Autoimmunerkrankungen. Überreaktionen gegen per se nicht
krankheitsfördernde Umweltantigene werden unter dem Begriff Allergien
zusammengefasst. Im Bereich der Transplantationsmedizin spricht man
bei unerwünschten Immunreaktionen von einer Abstoßungsreaktion
gegen das Transplantat oder, im Falle einer Abwehrreaktion des
transplantierten Materials gegen den Empfänger, von "Graft versus Host
Disease" (GVHD).
Die Qualität der immunologischen Toleranz ist abhängig von der Art des
Antigens, sowie von der Form und Dosis, mit welcher es dem
Immunsystem präsentiert wird.
Man nimmt an, dass Toleranz auf mindestens drei verschiedenen
Mechanismen basieren kann. Zum einen werden gefährliche, potentiell
autoreaktive T-Zellen, die im Thymus mit dort vorhandenen Antigenen
reagieren, negativ selektiert, d. h. sie werden abgetötet (Deletion). Ein
weiterer Mechanismus ist die klonale Anergie. Dabei werden T-Zellen, die
zwar ein Antigen auf einer antigenpräsentierenden Zelle erkennen, jedoch
nicht bei gleichzeitig vorhandenen costimulatorischen Signalen,
deaktiviert und können gegen dieses Antigen auch später keine
Immunreaktion mehr hervorrufen. Einen dritten Bestandteil der Toleranz
bilden vermutlich regulatorische T-Zellen, sogenannte Suppressor-T-
Zellen, welche immunmodulatorisch auf bereits ausgelöste
immunologische Vorgänge wirken können.
Im Falle einer Immunreaktion z. B. bei der Eliminierung eines Virus oder
auch bei unspezifischen Entzündungen tragen regulatorische T-Zellen zur
Wiederherstellung eines immunologischen Gleichgewichts und zur
Beendigung der Immunreaktion bei. Ein Mangel an Selbstregulation aus
ungeklärter Ursache oder die Behinderung derselben, z. B. durch
Medikamente, kann zu einem pathologischen Zustand, wie etwa
Autoimmunität oder Allergien, oder zu einer unerwünschten
Immunreaktion im Bereich der Transplantationsmedizin führen.
Autoimmunerkrankungen stellen eine Situation dar, in der die Toleranz
ganz oder teilweise zusammengebrochen ist. Sie verlaufen beim
Menschen in der Regel chronisch degenerativ. Eine Remission, spontan
oder unter immunsuppressiver Therapie, ist bisher nur selten zu
beobachten. Je länger der Krankheitsprozess andauert, desto schwieriger
scheint es, den Circulus Vitiosus der chronisch degenerativen
Entzündung zu durchbrechen. Mechanismen wie das sog. Epitop-
Spreading scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen (Craft und
Fatenejad 1997; Kumar 1998, Moudgil 1998; Vaneden, Vanderzee et al.
1998).
Orale Toleranz beruht auf der Tatsache, dass oral aufgenommene
Antigene in der Regel keine Immunreaktionen hervorrufen und zudem
verhindern, dass dasselbe Antigen eine Immunreaktion zur Folge hat,
wenn es zu einem späteren Zeitpunkt über eine normalerweise
Immunreaktionen erzeugende Route in den Organismus gerät. Dies führte
zu intensiven Versuchen, durch die Präsentation (insbesondere durch
mukosale Verabreichung) eines geeigneten spezifischen Antigens oder
eines anderen Antigens, welches eine dem krankheitsrelevanten Antigen
ähnliche Immunreaktion bewirkt, den Zustand der Toleranz zu
modifizieren bzw. wieder herzustellen (Liblau, Tisch et al. 1997; Weiner
1997; Strobel und Mowat 1998).
In der Medizin spielt die Toleranzinduktion eine zunehmend größere Rolle,
insbesondere bei der Bekämpfung von Autoimmunkrankheiten, weiterhin
bei der Desensibilisierung gegen Umweltantigene, wie etwa bei der
Behandlung von Heuschnupfen und anderen Allergien.
Neueste Erkenntniss schreiben der Induktion von Toleranz auch
Bedeutung im Bereich der klassischen Impfung zu (McSorley 1999)
Moderne immunsuppressive Therapien weisen jedoch immer noch
erhebliche Nebenwirkungen auf und sind unzureichend, wenn die
Krankheit bereits eingesetzt hat, d. h sie bringen keine Heilung.
Der Erfolg der Toleranzinduktion oder Immunmodulation hängt nach
derzeitigem Wissensstand sowohl von der Art der Präsentation des
Antigens als auch von dem immunologischen Milieu des
Gewebes/Organismus in dem die gewünschte Immunreaktion ablaufen
soll ab.
Bezüglich der immunologischen Abläufe, die zur Toleranzinduktion in vivo
führen, werden verschiedene Theorien zum Teil sehr kontrovers
diskutiert.
Bisher ging man davon aus, dass Toleranz und insbesondere oral
induzierte Toleranz mit bestimmten Cytokinmustern zusammenhängt.
Diese Cytokinmuster lassen wiederum auf verschiedene T-
Helferzellpopulationen schließen. Man unterscheidet Th1-, Th2- und
neuerdings auch Th3-Zellen. So wird im allgemeinen angenommen, dass
Autoimmunität hauptsächlich von Th1-Zellen und Toleranz mehr von
Th2-Zellen dominiert ist. Allerdings konnte gezeigt werden, dass eine
immunologische Toleranz im Tiermodell auch in Abwesenheit von
funktionellen Th1- und Th2-Zellen aufrechterhalten werden kann.
Einige Fachleute gehen davon aus, dass bei hohen Dosen eines mukosal
verabreichten Antigens autoreaktive T-Zellen, die das jeweilige Antigen
erkennen, selektiv eliminiert werden (klonale Eliminierung) (Gutgemann,
Fahrer et al. 1998). Bei der Anwendung niedriger Antigendosen geht
diese Theorie von der Induktion regulatorischer T-Zellen aus, welche die
pathologische Immunreaktion aktiv supprimieren (Bystander-
Suppression). Diese ebenfalls antigenspezifischen T-Zellen werden dem
Th2- oder auch Th3-Typ bzw. nicht näher charakterisierten T-Zellklassen
zugeordnet (Weiner 1997; Mason und Powrie 1998; Seddon und Mason
1999). Die pathologische Situation wird dabei oft so definiert, dass sie
im allgemeinen von Th1-T-Zellen verursacht wird. Eine weitere Theorie
postuliert eine bisher nicht näher charakterisierte, von einem direkten
Kontakt zwischen einzelnen T-Zellen abhängige Regulation als möglichen
Mechanismus einer "Bystander-Suppression" (Tsitoura, DeKruyff et al.
1999). Wieder andere Hypothesen postulieren jeweils unterschiedliche
Einflüsse verschiedener Cytokine oder von Cytokinen unabhängige
Mechanismen der Toleranzinduktion (Segal und Shevach 1998; Lundin,
Karlsson et al. 1999; Rizzo, Morawetz et al. 1999; Seddon und Mason
1999).
Im Rahmen der Theorie, welche auf der Gegenregulation zwischen Th1-
und Th2/3-Cytokinen basiert, scheint das Cytokinmilieu, in dem die
Immunreaktionen ablaufen, von entscheidender Bedeutung bei der
Induktion von aktiver Bystander-Suppression zu sein; d. h. die
vorwiegende Proliferation von vermutlich protektiven Th2/3 T-Zellen kann
nur in einem geeigneten Milieu stattfinden (Liblau, Tisch et al. 1997;
Weiner 1997; Strobel und Mowat 1998).
Unter "Milieu" versteht man dabei in der Immunologie die
Zusammensetzung verschiedener rein immunologischer Faktoren, welche
die Richtung einer antigeninduzierten Immunreaktion bestimmen.
Hormone und andere Faktoren, die das Immunsystem beeinflussen, sind
in diesen klassisch immunologischen Denkansatz allerdings nicht mit
einbezogen.
Ein Ziel bei der Entwicklung von neuartigen Substanzen bzw. Methoden
besteht darin, dieses Milieu zu optimieren. Dabei soll erstens die
gewünschte Immunreaktion sicher und gezielt ablaufen können und
zweitens die notwendige Menge des Antigens minimiert werden.
Nach derzeitigem Stand der Technik ist das Erzielen einer
therapeutischen Induktion von Toleranz in fortgeschrittenen Stadien ein
bisher unüberwindbares Problem, z. B. bei rheumatioder Arthritis. So
scheint dieser neue Therapieansatz derzeit nur bei einer Krankheitsdauer
von unter 2 Jahren erfolgreich zu sein. Danach erschweren vermutlich
Mechanismen wie Epitop-Spreading und auch unspezifische
Entzündungsreaktionen eine orale Toleranzinduktion (Albani, UCSD,
persönliche Mitteilung).
WO 98/21951 (Haas et al.) offenbart allgemeine Verfahren zur oralen
Toleranzinduktion, wobei ein Antigen mit einer derivatisierten Aminosäure
als Adjuvans verwendet wird.
In US Patent Nr. 5,935,577 von Weiner et al. wurde versucht, die
Toleranzinduktion durch die Verabreichung eines Bystander-Antigens in
Kombination mit Methotrexat zu verbessern. Ein Ziel war es, die Menge
des aufgrund seiner Toxizität mit schweren Nebenwirkungen behafteten
Methotrexats zu verringern. Es ist jedoch nach heutiger Sicht
wünschenswert, ganz auf Stoffe wie Methotrexat verzichten zu können,
da Methotrexat eine kumulative Toxizität besitzt, d. h. ab einer gewissen
Menge treten Leberschäden ein.
Es wurde auch versucht, eine Modifikation des immunologischen Milieus
v. a, in Richtung eines vermutlich protektiven und die Proliferation
regulatorischer Th-2/3 begünstigenden Milieus mittels verschiedener
Hilfssubstanzen wie zum Beispiel Cytokinen bzw. Antikörper gegen
Cytokine zu erzielen (Patent Nr. WO 95/27500, WO 98/16248).
WO 95/27500 offenbart ein Verfahren zur oralen Toleranzinduktion unter
Verwendung eines Bystander-Antigens zusammen mit Cytokinen,
insbesondere IL-4 (Interleukin-4), welche das Immunsystem hin zu einer
mehr durch T-Helfer-Zellen des Typs 2 (Th2) dominierten Antwort
dirigieren. WO 98/16248 verwendet Inhibitoren von IL-12 bei der oralen
Toleranzinduktion.
Es gibt jedoch nur sehr wenig Studien, die versuchen, über körpereigene
Mechanismen die immunologischen Vorgänge zu steuern, die für eine
gezielte Toleranzinduktion notwendig sind.
Aufgrund komplexer Funktionen der Cytokine bei der Immunregulation
und damit möglichen unkontrollierbaren Nebenwirkungen ist eine
Manipulation von Cytokinen als Möglichkeit zur Optimierung von
Immunreaktionen und damit zum klinischen Einsatz bei der Induktion von
Toleranz allerdings hochproblematisch. Es hat sich gezeigt, dass Eingriffe
in das Cytokinnetzwerk häufig von gefährlichen Nebenwirkungen und
unkalkulierbaren Risiken begleitet werden. So hat die FDA jüngst darauf
hingewiesen, dass es bei der Verabreichung von TNF-Antiköpern im
Rahmen einer Rheumatherapie bereits zu 10 Todesfällen gekommen ist,
weil eine entzündliche Reaktion im Rahmen einer anderen Erkrankung als
der Grunderkrankung Rheuma nicht mehr kontrollierbar und damit letal
ablief. Ähnliche Befürchtungen hat man auch bezüglich des Einsatzes von
IL-12 neutralisierenden Antikörpern, bzw. bei IL-4 wegen bekannter
Nebenwirkungen.
Ein weiterer Gesichtspunkt bei heutigen Therapiemethoden ist die
Tatsache, dass orale Toleranzinduktion zum Teil Therapiezyklen umfasst,
bei denen das Antigen täglich über mehrere Wochen eingenommen
werden muss. Es ist derzeit davon auszugehen, dass diese Zyklen
mehrmals wiederholt werden müssen, da der Status der Toleranz unter
Umständen die kontinuierliche Präsenz des Antigens erfordert, zumindest
bis komplette Heilung eingetreten ist. Ob eine komplette Heilung
überhaupt möglich ist, kann aus den bisher veröffentlichten Daten nicht
abgeleitet werden.
Die bisherigen Strategien zur Toleranzinduzierung beruhen meist auf einer
Verabreichung von supraphysiologischen Mengen sowohl des Antigens
als auch der Adjuvantien. Der Nachteil bei der Verwendung hoher
Konzentrationen der eingesetzten Mittel sind hohe Kosten und teilweise
schwerwiegende Nebenwirkungen, wie etwa bei Methotrexat.
Ein weiterer Nachteil der bisher durchgeführten und veröffentlichten
Studien zur Toleranzinduktion ist, dass meist Tiermodelle verwendet
werden, bei denen die Induktion von Toleranz dadurch gezeigt wird, dass
in den behandelten Tieren die in Kontrolltieren auftretenden Krankheit
erst gar nicht ausgelöst wird. Von viel größerer Bedeutung sind jedoch
Mittel, die in der Lage sind, auch in die bereits bestehende Krankheit
einzugreifen.
Glucocorticoide sind bekannt für ihre anti-inflammatorischen
(entzündungshemmenden) und immunsuppressiven Eigenschaften (Cupps
und Fauci 1982; Chrousos 1995; Marx 1995; Almawi, Beyhum et al.
1996, Wilckens und Derijk, 1997). Sie werden daher bevorzugt zur
Behandlung von Entzündungskrankheiten und auch zur Behandlung von
Autoimmunkrankheiten eingesetzt.
Es ist seit längerem bekannt, dass Glucocorticoide (GCs) in der Lage
sind, die Produktion von bestimmten Cytokinen herabzuregulieren. Die
antiinflammatorische Wirkung von Glucocorticoiden beruht neben ihrer
Fähigkeit zur Inhibition von Interleukin-2 (IL-2) und Interferon-γ (IFN-γ)
auf der Herabregulierung von IL-1, Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α) und
IL-6.
Während sich im Rahmen der Forschung zur Toleranzinduktion ein
umfangreiches Wissen zur Rolle z. B. von Cytokinen angesammelt hat, ist
über den Einfluss von Steroidhormonen im allgemeinen und von
Glucocorticoiden im speziellen nur wenig oder nichts bekannt.
Interessanterweise wurde aber nachgewiesen, dass Östrogene, die in
Ihrer Wirkung auf das Immunsystem als immunsuppressiv eingestuft
werden (Jansson und Holmdahl 1998), die Induktion von Toleranz
verhindern (Mowat, Lamont et al. 1988). Dies ist in sofern besonders
bemerkenswert, als Östrogene per se eine Th2-Immunantwort fördern,
welche in manchen Systemen orale Toleranz unterstützen soll (Weiner
1997). Die Kombination von jeweils allein verabreichten inaktiven bzw.
suboptimalen Konzentrationen von Östrogenen zusammen mit
Glucocorticoiden bewirkt eine synergistische Immunsuppression
(Carlsten, Verdrengh et al. 1996). Daraus wird im allgemeinen gefolgert,
dass auch Glucocortikoide die Toleranzinduktion hemmen.
Über den Einfluss von Glucocorticoiden auf die Toleranzinduktion
existieren keine publizierten Daten. Allerdings wurde im Rahmen einer
präklinischen Phase I Studie an der Universität San Diego/Californien
festgestellt, dass eine Glucocorticoidtherapie einem Therapieversuch zur
Induktion von oraler Toleranz entgegensteht. Dies spiegelt sich auch in
der Tatsache wieder, dass mit Glucocorticoiden behandelte Patienten von
klinischen Studien zur Toleranzinduktion bei Autoimmunerkrankungen
generell ausgeschlossen werden. Die Verabreichung sogar niedriger
Steroidkonzentrationen blockiert die aktive Induktion von Toleranz. (S.
Albani, University of California, San Diego und H. Weiner, Harvard
University, Boston, persönliche Mitteilungen, (Weiner 1997; Bonnin und
Albani 1998)).
Zwar kann es unter dem Einfluss von Glucocorticoiden unter bestimmten
Vorraussetzungen zu einer Shift des Cytokinmusters in Richtung eines
Th2-ähnlichen Cytokinprofiles kommen. Letzteres ist aber als Therapie
eines Autoimmunprozesses auch im Rahmen von Maßnahmen zur
Induktion von Toleranz nicht ausreichend. Sowohl die Applikation von
Th2-Cytokinen, als auch der Transfer von Th2-Zellen kann eine
Autoimmunreaktion nicht komplett verhindern (Mason und Powrie 1998;
Segal und Shevach 1998). Es ist bekannt, dass Glucocorticoide auf
periphere T-Zellen und auf undifferenzierte, naive und unreife T-Zellen
eine ähnliche Wirkung haben (Cupps und Fauci 1982). Die Induktion von
Toleranz propagiert dagegen u. a. die Aktivierung und Proliferation von
dieser unreifen T-Zellen, während Gedächtniszellen anscheinend nicht
tolerisiert werden können (Chung, Chang et al. 1999). Zusätzlich wird
angenommen, dass Glucocorticoide die Antigenpräsentation hemmen
(Piemonti, Monti et al. 1999; Piemonti, Monti et al. 1999), was einer
Unterstützung von Toleranzinduktion per Definition zusätzlich
entgegensteht.
Immunologische Therapiemethoden scheitern derzeit somit an der
mangelhaften Steuermöglichkeit der Immunreaktion und auch an den
Kosten, da sehr hohe Mengen sowohl an Protein-, Peptidantigen als auch
DNA zum Einsatz kommen müssen, um relevante klinische Effekte beim
Menschen zu induzieren. Während an der Identifikation möglicher
Antigene beachtliche Fortschritte erzielt wurden, stehen für den Einsatz
beim Menschen derzeit keine geeigneten Methoden zur Verfügung, die
sich für einen Langzeiteinsatz eignen. Immunologische Ansätze scheinen
derzeit aufgrund unkontrollierbarer Nebenwirkungen wenig
erfolgversprechend.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, die
Toleranzinduktion durch die Verabreichung von bestimmten Antigenen in
Kombination mit einem neuen Adjuvans zu verbessern und/oder zu
optimieren.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein neues Arzneimittel umfassend als
Wirkstoff Inhibitoren der Steroid-Sulphatase in Kombination mit einem
oder mehreren Antigenen und die Verwendung des Arzneimittels zur
Induktion von Toleranz.
Die Steroid-Sulphatase (SS) ist ein Enzym, welches u. a. für die
Interkonvertierung von Dehydroepiandrosteronsulphat (DHEAS) in
biologisch aktives Dehydroepiandrosteron DHEA verantwortlich ist. Im
Stand der Technik wird beschrieben, dass eine Inhibition der SS eine
Verstärkung der immunsuppresiven Wirkung endogenen Cortisol
bewirken soll (Suitters 1997). Überraschenderweise wurde nun
gefunden, dass Inhibitoren von SS in Kombination mit einem Antigen in
der Lage sind, Toleranz zu induzieren.
Dies ist insofern unerwartet, als allgemein bekannt ist, dass eine
Steigerung des Cortisolspiegels im Plasma (z. B. bei der Verabreichung
von Glucocorticoiden) eine immunsupprimierende Wirkung hat, wie hierin
zuvor ausgeführt. Ferner ist gezeigt worden, dass eine Verabreichung
von DHEA per se experimentell induziertes Rheuma im Tierversuch
abschwächt (Williams 1997), also eine immunsuppressive Wirkung hat.
Ein Einfluss von DHEA auf die Induktion von nasaler Toleranz konnte
nicht festgestellt werden (Wolvers 1998).
Das erfindungsgemäße Arzneimittel enthält als Wirkstoff eine
Kombination von zwei oder mehr Substanzen, welche sowohl als
Gemisch oder Formulierung, als auch getrennt, z. B. als Kit vorliegen
können.
Zum einen enthält das Arzneimittel ein oder mehrere Antigene, welche
zum Auslösen einer spezifischen immunologischen Toleranzreaktion
dienen.
Als derartige Antigene eigenen sich alle Stoffe, die unerwünschte
Immunreaktionen hervorrufen, wie etwa solche, die mit
Autoimmunkrankheiten assoziiert sind, z. B. Rheumatoide Arthritis
einschließlich juveniler Formen, Lupus Erythemadotes, Multiple Sklerose,
Uveitis, Diabetes Typ I, sowie solche, die mit Allergien assoziiert sind.
Als Antigene können aber auch Stoffe eingesetzt werden, die eine
Infektion bewirken, wobei durch das erfindungsgemäße Arzneimittel eine
Toleranz induziert werden kann, die nachteilige oder pathologische
Reaktionen auf den infektiösen Erreger vermindern oder beseitigen kann.
Beispiele für infektiöse Krankheitserreger sind beispielsweise Bakterien,
Viren oder andere Mikroorganismen. Das erfindungsgemäße Arzneimittel
kann spezifische Epitope oder Antigene solcher infektiöser
Krankheitserreger umfassen, es ist aber auch möglich, den gesamten
Mikroorganismus oder Teile davon zu verwenden.
Üblicherweise wird bei einer klassischen Impfung ein Pathogen dem
Patienten intravenös verabreicht, wodurch eine schützende Immunität
hervorgerufen wird. Es wurde nun aber festgestellt, dass ein Impfschutz
nicht nur auf herkömmliche Weise, sondern auch durch eine
Toleranzinduktion durch mukosale Verabreichung von Antigenen erzielt
werden kann (McSorley, 1999). Durch die erfindungsgemäße
Arzneimittelkombination wird eine solche Wirkung noch verstärkt, sodass
eine Kombination aus Steroidsulphatase-Inhibitor und Antigen vorteilhaft
als tolerogenes orales Vaccin eingesetzt werden kann.
Überraschenderweise wurde festgestellt, dass die Induktion von Toleranz
eine vorteilhafte Wirkung auf eine anschließende Infektion nicht nur bei
Autoimmunerkrankungen sondern auch bei infektiösen Erkrankungen hat.
So konnte festgestellt werden, dass durch Induzieren einer Toleranz
Infektionen aufgelöst werden konnten. Es wird vermutet, dass folgender
Wirkmechanismus einem Impfschutz durch Toleranzinduktion
zugrundeliegt: Viele infektiöse Erreger umfassen mehrere Antigene,
wobei offensichtlich einige dieser Antigene eine Überreaktion des Wirts
hervorrufen. Diese Überreaktion kann beispielsweise eine Überführung
von T-Zellen in Th2-Zellen bewirken, wobei Th2-Zellen das eindringende
Pathogen nicht bekämpfen können. Bei einer infektiösen Erkrankung
bewirken nun solche Antigene, dass das Immunsystem des Wirts in
schädlicher Weise überreagiert, während es gleichzeitig den infektiösen
Erreger nicht wirksam bekämpft. Durch Induzieren einer Toleranz,
beispielsweise durch mukosale Verabreichung des Antigens und
gleichzeitige Verabreichung eines Steroidsulphatase-Inhibitors kann die
nachteilige Wirkung der eine Überreaktion hervorrufenden Antigene
ausgeschaltet werden, sodass der Rest des Immunsystems seiner
Schutzfunktion nachkommen kann. Bei der Toleranzinduktion zum Schutz
vor oder zur Heilung von infektiösen Erkrankungen ist es üblicherweise
bevorzugt, eine Th1-artige Reaktion zu fördern und eine Th2-artige
Reaktion auszuschalten. Entsprechend wird vorteilhafterweise eine
Toleranz für Antigene erzeugt, die eine Th2-artige Reaktion hervorrufen.
Grundsätzlich ist es möglich, durch geeignete Auswahl des Antigens
gemäß der hierin gegebenen Anleitung einen Impfschutz durch
Toleranzinduktion für praktisch alle infektiösen Erkrankungen
bereitzustellen. Bevorzugt wird ein Antigen ausgewählt, das mit einer
bakteriellen oder viralen Infektion assoziiert ist, beispielsweise Grippe,
Leishmania, Pilzinfektionen, Cytomegalie, Pneumonie, Streptokokken B,
Chlamydien, Helicobakter, Hepatitis C, Herpes, Human Papilloma Virus,
Mycobacterien Tuberculosis und anderen.
Das erfindungsgemäß eingesetzte Antigen kann bevorzugt ein natürliches
oder synthetisches Protein, Proteinbestandteil oder Peptid sein,
insbesondere auch ein sogenannter Altered Peptide Ligand (APL), aber
Kohlenhydrate einschließlich Polysaccharide und Lipopolysaccharide sind
ebenfalls geeignet, sowie Antigene aus biologischen Ressourcen. Letztere
umfassen Antigene welche bei der Entstehung und/oder Heilung von
Autoimmunerkrankungen, Allergien, oder erwünschten und
unerwünschten Immunreaktion im Rahmen der Transplantationsmedizin
eine Rolle spielen.
Das Antigen kann dabei eines sein, gegen welches direkt eine
Immunantwort erzeugt wird. Es kann aber auch ein sogenanntes
Bystander-Antigen sein, welches eine (Auto)immunreaktion gegen auf
einem Protein benachbarte oder verwandte Epitope hervorruft.
Altered Peptide Ligands (APLs) sind Peptide, welche im wesentlichen
einem Antigen entsprechen, gegen welches eine Immunreaktion
ausgelöst wird. Allerdings wurden in APLs einzelne Aminosäuren
ausgetauscht. Man hat festgestellt, dass bei der Gabe von APLs im
Rahmen einer oralen Toleranzinduktion kein oder wenig zusätzliches
Adjuvans notwendig ist.
Im Bereich Allergieprävention können prinzipiell alle nicht toxischen
Umweltantigene als erfindungsgemäß geeignete Antigene zum Einsatz
kommen. Bevorzugt sind Benzylpenicilloyl, Insulin, Ovalbumin,
Lactalbumin, aber auch diverse Pollen, Nahrungsmittelantigene,
Hausstaubmilben und deren Bestandteile, deren Exkremente und dgl.
Weitere geeignete Antigene umfassen körpereigene und andere Heat
Shock Proteine, Thyroglobulin, Zellbestandteile der Uvea, der Haut,
verschiedener Epithelien, der Schilddrüse, der Basalmembran, der
Muskeln, der Myelinscheiden, der Nervenzellen, des Thymus, roter
Blutkörperchen, weiterer Blutbestandteile und -zellen, Proteolipid, Myelin
basisches Protein (MBP), Myelin-Oligodendrozyten-Glycoprotein (MOG),
oder andere Bestandteile normalen oder erkrankten Körpergewebes.
Das Antigen kann im erfindungsgemäßen Arzneimittel auch als
Nukleinsäure oder Oligonukleotid vorliegen. Dabei kann die Nukleinsäure
oder das Oligonukleotid einerseits selbst das Antigen darstellen.
Andererseits kann die Nukleinsäure für ein bestimmtes Peptidantigen
kodieren. Sie kann über verschiedene Verabreichungsrouten gegeben
werden, z. B. durch Injektion, intravenös, intramuskulär, subkutan oder
mit Hilfe der Gen-Pistole.
Als Inhibitoren der Steroid-Sulphatase kommen grundsätzlich alle bisher
bekannten, aber auch gegebenfalls noch nicht identifizierte Inhibitoren in
Frage.
Bekannte Steroidsulphatase-Inhibitoren sind z. B. Donazol, Bis-
Sulphatderivate von 2-(Hydroxyphenyl)indol und Oestron-3-O-
methylthiophosphat.
Geeignete Steroidsulphatase-Inhibitoren weisen als aktives Pharmacophor
zur Inhibition der Steoridsulphataseaktivität insbesondere eine an einen
Arylring angebrachte Sulphamatgruppe auf. Veranschaulichende Beispiele
für geeignete Inhibitoren umfassen Verbindungen mit einem
Östrongrundgerüst, wie etwa Östron-3-O-sulphamat, sowie Derivate
davon, die bevorzugt am A-Ring oder am D-Ring modifiziert sind.
Beispiele hierfür umfassen 2-Methoxy-, 2-Nitro-, 4-Nitro-, 2-n-Propyl-, 4-
n-Propyl-, 2-Allyl- und 4-Allyl-östron-3-O-sulphamate sowie 17-Deoxy-
östron-3-O-sulphamat. Weiterhin umfassen geeignete Inhibitoren
Sulphamatverbindungen, die einen Ring, zwei nicht anilierte Ringe oder
zwei anilierte Ringe aufweisen. Beispiele hierfür sind Mono-Sulphamat-
und Bis-Sulphamatderivate von Diethylstilboestrol, E-Capsaizinsulphamat,
4-n-Heptyloxyphenyl-O-sulphamat, (p-O-Sulphamoyl)-N-
tetradecanoyltyramin, N-Tetradecanoyltyramin, p-O-(4-(n-
Hexyloxybenzoyl)-N-(4-n-Hexyloxybenzoyl)tyramin und N-(4-n-
Hexyloxybenzoyl)tyramin. Sulphamatderivate von THN und
Cumarinsulphamatderivate sind Beispiele für Inhibitoren mit 2-Ring-
Strukturen. Bevorzugte Cumarinsulphamatderivate sind Cumarin-7-O-
Sulphamat, 4-Methyl-cumarin-7-O-sulphamat, 3,4,8-Trimethylcumarin-7-
O-sulphamat und 4-(Trifluoromethyl)cumarin-7-O-sulphamat. Aber auch
tricyclische Sulphamate auf Cumarinbasis stellen geeignete Inhibitoren
dar.
Eine weitere Gruppe von geeigneten Steoridsulphatase-Inhibitoren sind
Flavonoidverbindungen, insbesondere mindestens eine Sulphamatgruppe
enthaltende Flavonoide. Beispiele für solche Verbindungen sind die
natürlichen Flavonoide Quercetin, Kaempferol und Narigenin, sowie
Isoflavone, wie etwa Daidzein-4'-O-sulfat und Daidzein-7,4'-O-disulfat
sowie 5,7-Dihydroxy-isoflavon-4'-O-sulphamat und 5-Hydroxy-isoflavon-
4',7-bis-sulphamat. Weitere geeignete Flavonoide und Isoflavonoide die,
insbesondere wenn sie mit einer Sulphamatgruppe versehen werden, als
Inhibitoren eingesetzt werden können, sind beispielsweise bei R. Dickson
et al., Trends In Plant Science Reviews, Vol. 4, No. 10 (1999) 394-400
beschrieben und umfassen Sulphamatderivate von Dadzcein, Genistein,
Resveratrol, Maackiain, Pisatin, Coumestrol, Antocyanin, Isovitexin,
Quercetin und Flavon.
Weitere Verbindungen, die als Steoridsulphatase-Inhibitor eingesetzt
werden können umfassen Antioestrogene, wie etwa Tamoxifen, 4-
Hydroxy-tamoxifen und Antioestrogen (ICI 164384) sowie Progestogene,
wie etwa Progmesteron und Nomegestrolacetat. Die Inhibitoren werden
bevorzugt in einer Menge von mindestens 0,01, bevorzugt mindestens
0,1 und besonders bevorzugt mindestens 1 mg/kg Körpergewicht und
Tag und bis zu 100, bevorzugt bis zu 50, besonders bevorzugt bis zu 10 mg/kg
pro Tag verabreicht. Als Inhibitor der Steroidsulphatase wird eine
Verbindung angesehen, die die in vivo Steroidsulphataseaktivität um
mindestens 10%, bevorzugt mindestens 30%, mehr bevorzugt
mindestens 50%, besonders bevorzugt mindestens 70% und am
meisten bevorzugt mindestens 80% inhibiert. Es kann aber vorteilhaft
sein, Stoffe zu verwenden, die die in vivo Steroidsulphataseaktivität um
mindestens 90%, bevorzugt um mindestens 95% inhibieren. Die
Inhibitoren weisen bevorzugt IC50-Werte, wie in plazentalen Mikrosomen
oder MCF-7-Zellen bestimmt von < 100 µM, bevorzugt < 30 µM,
besonders bevorzugt < 1 µM auf. Besonders potente Inhibitoren weisen
IC50-Werte von < 100 nM, bevorzugt < 10 nM und besonders bevorzugt
< 1 nM auf.
Die Ki-Werte der erfindungsgemäß eingesetzten Inhibitoren sind
bevorzugt < 1200 µM, mehr bevorzugt < 100 µM und besonders
bevorzugt < 1 µM.
Bevorzugte Dosierungen der Inhibitoren betragen beim Menschen bis zu 1 g
pro Dosiseinheit.
Außer der Verwendung der genannten Inhibitoren ist es auch möglich
und im Sinne der Erfindung, als Inhibitor eine Antisense-Nukleinsäure zu
verwenden, welche mit Sequenzen hybridisiert, die für Steroid-
Sulphatasen kodieren. Das kann insbesondere dann von Vorteil sein,
wenn eine SS in einem bestimmten Gewebe spezifisch gehemmt werden
soll.
Das Gewichtsverhältnis der Bestandteile Inhibitor und Antigen beträgt
bevorzugt 0,1 zu 99,9 bis 99,9 zu 0,1, besonders bevorzugt 90 zu 10
bis 10 zu 90. Das Arzneimittel der Erfindung kann als Gemisch oder
Formulierung der beiden Komponenten Antigen(e) und Inhibitor vorliegen.
Bevorzugt werden die beiden Bestandteile jedoch nicht als eine
Formulierung sondern getrennt verabreicht. Zusätzlich kann das
Arzneimittel bzw. die beiden Wirkstoffkomponenten pharmazeutisch
annehmbare Hilfs- und/oder Zusatzstoffe (z. B. geeignete Lösungs- oder
Verdünnungsmittel) und/oder Adjuvantien enthalten. Geeignete Stoffe
können vom Fachmann auf dem Gebiet leicht ermittelt werden.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung
des erfindungsgemäßen Arzneimittels bzw. der Kombination aus
Hemmstoff der SS mit einem oder mehreren Antigenen zur
Toleranzinduktion in einem Säugetier, insbesondere dem Menschen.
Anwendungsgebiete liegen im Bereich der Autoimmunkrankheiten, z. B.
Rheumatoide Arthritis, einschließlich juveniler Formen, Lupus
Erythemadotes, Multiple Sklerose, Uveitis, Diabetes Typ I, sowie bei
Allergien und der Transplantationsmedizin, insbesondere
Transplantatabstoßung und GVHD.
Die Toleranzinduktion kann aber auch bei der Immunisierung gegen
Infektionserreger eingesetzt werden, wie oben ausgeführt.
Die Verabreichung des Arzneimittels kann über verschiedene Wege
erfolgen. Es ist möglich, den/die Inhibitoren der SS zusammen mit
dem/den Antigenen und gegebenenfalls zusätzlichen Adjuvantien zu
verabreichen, wobei die genannten Komponenten als eine Formulierung
vorliegen können. Die beiden Wirkstoffkomponenten und die
gegebenenfalls zusätzlichen Hilfsstoffe oder Adjuvantien können aber
auch separat, und, falls gewünscht, über unterschiedliche
Verabreichungsrouten gegeben werden. Möglich sind einerseits mukosale
Routen, z. B. intranasal, oral oder durch Inhalation, aber auch weitere,
wie etwa intravenös, subkutan, intramuskulär und intraperitoneal.
Weiterhin kommt bei der Verabreichung von Nukleinsäuren die Gen-
Pistole in Betracht.
Zur Präsentation des Antigens kommen insbesondere folgende
Applikationsmöglichkeiten in Betracht: die sogenannte mukosale, d. h.
orale oder nasale Toleranzinduktion und neuerdings durch Gabe von DNA
(Ragno, Colston et al. 1997; Lee, Corr et al. 1998; Lobell, Weissert et al.
1999; McCluskie und Davis 1999; McCluskie, Millan et al. 1999),
welche für das betreffende Antigen codiert und in den zu behandelnden
Organismus, z. B. einem Menschen, injiziert wird.
Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Mittel zur mukosalen
Toleranzinduktion eingesetzt. Dabei bedeutet mukosal die Aufnahme über
Schleimhäute und umfasst die Verabreichung eines Antigens unter
anderem durch orale Einnahme oder Instillation in die Nase, bzw.
Inhalation und Resorption über die Lunge. Die Verabreichung kann aber
auch subkutan, intravenös und/oder intramuskulär erfolgen.
Inhibitor und Antigen können gemeinsam oder getrennt über
verschiedene Routen und auch zeitlich versetzt verabreicht werden.
Der Inhibitor kann über alle bekannten Routen verabreicht werden und
wird dazu jeweils in die entsprechende Form gebracht, z. B. für die
Injektion in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst. Dabei ist es auch
möglich, zuerst den Inhibitor, z. B. durch Injektion intravenös,
intramuskulär oder subkutan, und dann das oder die Antigene über
mukosale Routen zu verabreichen. Es kann von Vorteil sein, den Inhibitor
in mehrmaliger Dosis zu geben.
Die Erfindung betrifft schließlich eine Zusammensetzung, die
- a) einen Inhibitor der Steroidsulphatase und
- b) ein Antigen umfasst.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält insbesondere die oben
als bevorzugt angegebenen Komponenten.
Dieses Tiermodell, bei dem eine der Multiplen Sklerose (MS) ähnliche
Autoimmunkrankheit induziert werden kann, ist im Stand der Technik
bekannt (Kumar 1998, Weissert 1998, Stefferl 1999):
Dabei wird Ratten 100 µl Suspension aus Myelin-basischem Protein
(MBP) oder Myelin-Oligodendrozyten-Glycoprotein (MOG) (50 µg) in
Kochsalzlösung als Emulsion (1 : 1) mit Öl/Mycobacterium (Complete
Freund's Adjuvant Suspension mit 200 µg Mycobacterium tuberculosis)
in den Schwanz injiziert. Nach etwa 10-14 Tagen entwickeln die Ratten
die für die Experimentelle Autoimmune Enzephalitis (EAE) typischen
Symptome bzw. Pathologien, welche diejenigen der MS des Menschen
widerspiegeln. Die Ausbildung dieser Enzephalitisform wird als Resultat
einer sog. Kreuzreaktion der Immunabwehr sowohl gegen Antigene des
MBP oder MOG als auch weitere Autoantigen interpretiert (Kumar 1998).
Die Entstehung bzw. der Verlauf der Erkrankung können positiv
beeinflusst bzw. verhindert werden. Hierzu wird bei den Ratten vor der
Induktion der EAE eine Toleranz gegen bestimmte Antigene des MBP
oder MOG induziert. Dabei wird das Antigen oder ein sog. Altered
Peptide Ligand (APL) entweder oral bzw. nasal als Protein oder Peptid
dem Immunsystem präsentiert (Liu, 1998, Anderton, 1998, Bai, 1997,
Li 1998, Kumar 1998), oder als DNA verabreicht (Ragno, Colston et al.
1997), bevor die Sensibilisierung mittels der Öl/Mycobakterium Mischung
erfolgt. Die Verabreichung z. B. des APL erfolgt hierzu am Tag -15, -10, -5,
und am Tag der Sensibilisierung (jeweils 100 µg intranasal).
In diesem Beispiel wurden zudem jeweils spezifische Inhibitoren der
Steroidsulphatase verwendet, wie sie von Suitters 1997 und Purohit
1999 beschrieben wurden. Es wurden u. a. Oestron-3-O-sulphamat, 4-
Nitro-oestron-3-Q-sulphamat, 17-Deoxyoestron-3-O-sulphamat, p-O-
Sulphamoyl-N-tetradecanoyltyramin, 4-Methylcoumarin-7-O-sulphamat,
Daidzein-4'-O-sulphat, Daidzein-7,4'-O-disulphat, 5,7-Dihydroxy
isoflavon-4'-O-sulphamat und 5-Hydroxy-isoflavon-4',7-bis-sulphamat
verwendet.
Wird der Inhibitor (z. B. 1-8 mg subcutan in Öl bzw. in 20%
Dimethylsulphoxid/80% Öl) zusammen mit dem Antigen bis zur
Injektion des Öl/Mycobakterium-Gemischs, d. h. vor der Sensibilisierung,
verabreicht, wird letzteres in seiner Wirkung verstärkt und die
notwendige Menge Antigen zur Induktion von Toleranz reduziert. Die
Erkrankung der Ratten wird dosisabhängig verhindert bzw. in ihrer
Inzidenz und Stärke des Verlaufs abgeschwächt. Ferner kann durch
Zugabe des Inhibitors die zur Toleranzinduktion notwendige Menge
Peptid verringert werden.
Die induzierte EAE verläuft nach Einsetzen der entzündlichen Reaktion 10
Tage nach der Injektion von MOG in Freund's Complete Adjuvant
fulminant mit mehreren rezdivierenden Schüben.
Der Verlauf der Erkrankung und der Entzündungsreaktionen lässt sich
durch eine nasale Verabreichung von Antigenen alleine zur Erzeugung
einer Toleranz bisher nicht signifikant positiv beeinflussen. Wenn die
Behandlung allerdings in in Kombination mit einem SS-Inhibitor innerhalb
von 24-48 Stunden nach dem Eintreten der ersten Symptome erfolgt und
täglich fortgesetzt wird, lassen sich die Schübe abmildern, bzw. ganz
verhindern.
Dazu wird Ratten gleichzeitig während der nasalen Applikation des
Proteinantigens (MOG) der Inhibitor injiziert oder über die Nase instilliert,
wobei Inhibitoren und Konzentrationen wie in Beispiel 1 verwendet
werden.
Der Anstieg der Symptominzidenz wird hierbei signifikant günstiger
beeinflusst als ohne die Hemmung der SS. Bezüglich der Anwendung des
Inhibitors in Kombination mit APLs lässt sich eine Abschwächung und
Verkürzung des Krankheitsverlaufs bereits mit suboptimalen
Peptidkonzentrationen erzielen.
Die Tatsache, dass die Hemmung der SS zusammen mit der Verwendung
des bisher nicht zum therapeutischen Einsatz geeigneten Peptids (MOG)
eine Abschwächung des Krankheitsverlaufs erlaubt, bzw. die notwendige
Menge an APL verringert, zeigt an, dass es gelingen kann, auch in
Spätstadien Heilversuche mittels oraler Toleranzinduktion erfolgreich zu
initieren. Somit ermöglichen die Daten aus dem Tierversuch einen ad hoc
Heilversuch zur Unterstützung der Toleranzinduktion beim Menschen.
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Claims (27)
1. Arzneimittel, umfassend als Wirkstoff einen Inhibitor der Steroid
Sulphatase (SS) in Kombination mit einem Antigen.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor und das Antigen getrennt vorliegen.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor ausgewählt ist aus endogenen und exogenen
Hemmstoffen der SS und Antisense-Nukleinsäuren, die mit
Sequenzen, die für Steroidsulphatase codieren, hybridisieren.
4. Arzneimittel nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor ausgewählt ist aus Verbindungen, die als aktives
Pharmacophor zur Inhibition der Steroidsulphatase-Aktivität eine an
einen Arylring gebundene Sulphamatgruppe aufweisen.
5. Arzneimittel nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor ausgewählt ist aus Oestronsulfamaten, p-O-
sulphamoyl)-N-alkanoyltyraminen und Coumarinsulphamaten.
6. Arzneimittel nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor ausgewählt ist aus Flavonoiden und Derivaten
davon.
7. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt ist aus synthetischen und natürlichen
Proteinen, Peptiden, Nukleinsäuren, Altered Peptide Ligands (APL),
Kohlenhydraten, einschließlich Polysacchariden und
Lipopolysacchariden.
8. Arzneimittel nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass es das Antigen in Form einer dafür kodierenden Nukleinsäure
enthält.
9. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ein Bystander-Antigen ist.
10. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen aus Antigenen ausgewählt ist, welche mit den
Krankheiten Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Uveitis,
Diabetes Typ I, Lupus Erythematodes oder infektiösen
Krankheitserregern assoziiert sind.
11. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt ist aus körpereigenen und anderen
Heat Shock Proteinen, Proteolipid, MBP, MOG und
Zellbestandteilen der Uvea, der Haut, Epithelien, der Schilddrüse,
der Basalmembran, der Muskeln, der Nervenzellen, des Thymus
oder der roten Blutkörperchen.
12. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche 5 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt ist aus Benzylpenicilloyl, Insulin,
Ovalbumin, Lactalbumin, Pollenbestandteilen, Nahrungsmittel
bestandteilen und Hausstaubmilbenbestandteilen.
13. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass es zusätzlich pharmazeutisch annehmbare Hilfsstoffe, Zusatz
stoffe oder/und Adjuvantien umfasst.
14. Arzneimittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche für die
Toleranzinduktion.
15. Arzneimittel nach Anspruch 14, für die mukosale
Toleranzinduktion.
16. Verwendung von Inhibitoren der SS in Kombination mit einem
Antigen zur Toleranzinduktion.
17. Verwendung nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass man als Inhibitor eine Substanz einsetzt, welche für ein oder
mehrere Isoenzyme der SS spezifisch ist.
18. Verwendung nach Anspruch 16 oder 17,
dadurch gekennzeichnet,
dass man als Inhibitor endogene oder exogene Hemmstoffe der SS
oder Antisense-Nukleinsäuren einsetzt.
19. Verwendung nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Inhibitor auswählt wird aus Verbindungen, die als aktives
Pharmacophor zur Inhibition der Steroidsulphatase-Aktivität eine an
einem Arylring gebundene Sulphamatgruppe aufweisen.
20. Verwendung nach einem der Ansprüche 16 bis 19, zur mukosalen
Toleranzinduktion.
21. Verwendung nach einem der Ansprüche 16 bis 20,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt wird aus synthetischen und
natürlichen Proteinen, Peptiden, Kohlenhydraten einschließlich
Polysacchariden, Lipopolysacchariden und Antigenen aus
biologischen Ressourcen.
22. Verwendung nach Anspruch 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ein Bystander-Antigen ist.
23. Verwendung nach einem der Ansprüche 16 bis 22,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen aus Antigenen ausgewählt wird, welche mit den
Krankheiten Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Uveitis,
Diabetes Typ I, Lupus Erythematodes oder infektiösen
Krankheitserregern assoziiert sind.
24. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 16 bis
23,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt wird aus körpereigenen und anderen
Heat Shock Proteinen, Proteolipid, MBP, MOG und
Zellbestandteilen der Uvea, der Haut, verschiedener Epithelien, der
Schilddrüse, der Basalmembran, der Muskeln, der Nervenzellen,
des Thymus oder der roten Blutkörperchen.
25. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 16 bis
24,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Antigen ausgewählt wird aus Benzylpenicilloyl, Insulin,
Ovalbumin, Lactalbumin, Pollenbestandteilen, Nahrungsmittel
bestandteilen und Hausstaubmilbenbestandteilen.
26. Verfahren zur Induktion von Toleranz zur Bekämpfung von Auto
immunkrankheiten, Allergien und der Transplantatabstoßung und
GVHD, umfassend
Behandeln eines Säugetieres oder eines Menschen, der einer
solchen Behandlung bedarf, mit einer wirksamen Menge eines
Inhibitore der Steroid Sulphatase in Kombination mit einer
Verabreichung eines Antigens oder einer Verabreichung einer für
das Antigen kodierenden Nukleinsäure.
27. Zusammensetzung umfassend
- a) einen Inhibitor der Steroid Sulphatase und
- b) ein Antigen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10005643A DE10005643A1 (de) | 2000-02-09 | 2000-02-09 | Kombination eines Antigens mit einem Sulphatase-Inhibitor |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10005643A DE10005643A1 (de) | 2000-02-09 | 2000-02-09 | Kombination eines Antigens mit einem Sulphatase-Inhibitor |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10005643A1 true DE10005643A1 (de) | 2001-08-16 |
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ID=7630301
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DE10005643A Withdrawn DE10005643A1 (de) | 2000-02-09 | 2000-02-09 | Kombination eines Antigens mit einem Sulphatase-Inhibitor |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10005643A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2008049424A2 (de) * | 2006-10-24 | 2008-05-02 | Halmon Beheer B.V. | Pharmazeutische zusammensetzung zur behandlung allergischer erkrankungen |
-
2000
- 2000-02-09 DE DE10005643A patent/DE10005643A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2008049424A2 (de) * | 2006-10-24 | 2008-05-02 | Halmon Beheer B.V. | Pharmazeutische zusammensetzung zur behandlung allergischer erkrankungen |
WO2008049424A3 (de) * | 2006-10-24 | 2008-08-21 | Halmon Beheer B V | Pharmazeutische zusammensetzung zur behandlung allergischer erkrankungen |
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