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Gebiet der Erfindung:
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Die
Erfindung betrifft neue Lysolipin Derivate, Verwendungen solcher
Lysolipin Derivate, pharmazeutische Zusammensetzungen mit solchen
Lysolipin Derivaten, Verfahren zur Herstellung solcher Lysolipin
Derivate und Zwischenprodukte der Herstellung modifizierter Lysolipin
Derivate.
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Hintergrund
der Erfindung und Stand der Technik:
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Der
Bakterienstamm Streptomyces tendae Tü4042 (CB28) produziert das
Polyketid-Antibiotikum Lysolipin (1),
das zur Gruppe der polyzyklischen Xanthone gehört. 1975 wurde Lysolipin, erstmals
als ein Metabolit des Stammes Streptomyces violaceoniger Tü96 beschrieben
(Drautz et al., 1975, Arch Microbiol. 106, 175–190). Lysolipin I, das durch
Umlagerung des primär
vom Produzentenstamm ausgeschiedenen Lysolipin X entsteht, wirkt
sehr effizient gegen ein breites Spektrum Gram-positiver (MIC 0,001 μg/ml), sowie
gegen einige Gram-negative Bakterien. Desweiteren konnte eine starke
tumorstatische Wirkung gegen verschiedene Tumorzelllinien (IC50 0,001 μg/ml)
nachgewiesen werden (Pultar, 1988, Disseration Uni Tübingen).
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Einbaustudien
haben gezeigt, dass die Biosynthese des Lysolipin-Rückgrats
aus 12 Malonyl-CoA-Einheiten nach einem typischen Polyketidsyntheseschema
des Typs II erfolgt (Bockholt et al. 1994, J. Org. Chem. 59, 2064–2069).
Nach der Biosynthese des Grundgerüstes müssen zahlreiche Modifikationen
stattfinden, um das Endprodukt Lysolipin X bzw. I zu erzeugen. Dazu
zählen
eine Zyklisierung und Aromatisierung, Einführen von Sauerstoffatomen (9
der 12 Sauerstoffatome in Lysolipin X werden aus molekularem Sauerstoff
vermutlich durch Oxygenasen eingeführt), Chlorierung vermutlich
durch eine Halogenase, und Einführung
von Methylgruppen an den Hydroxygruppen (C6, C16, C24), der Methylengruppe
C28 und am Stickstoff vermutlich durch Methyltransferasen.
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Der
pharmazeutische Einsatz von Lysolipin als neues Antiinfektivum wurde
bisher durch die schlechte Wasserlöslichkeit und vor allem durch
eine starke Cytotoxizität
verhindert. Der Einsatz als Antibiotikum erfordert allerdings eine
signifikante Senkung der Cytotoxizität. Somit sind gegenüber der
insofern bekannten Substanz verbesserte physikochemische und pharmakologische
Eigenschaften, insbesondere auch verringerte Toxizität, wünschenswert.
Veränderungen
von toxischen aber auch physikochemischen Eigenschaften von Substanzen
werden in der Regel durch Substanz-Derivatisierungen erreicht. Eine
Totalsynthese von neuen Derivaten dieser komplexen Substanzklasse
ist bisher nicht beschrieben und damit, wenn überhaupt, nur mit extrem großen Aufwand
durchführbar.
Die Möglichkeiten
der chemischen Variation sind durch das Vorhandensein „natürlicher
Schutzgruppen",
auf bestimmte Funktionen beschränkt.
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Im übrigen ist
es auf Grund auftretender Resistenzen besonders wünschenswert,
neue Lysolipin Derivate zur Verfügung
zu stellen, die in solchen Resistenzfällen eine Therapie überhaupt
erst möglich
machen.
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Technisches
Problem der Erfindung:
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Der
Erfindung liegt daher das technische Problem zu Grunde, neue Lysolipin-Derivate zur Verfügung zu
stellen, mit welchen Infektionen behandelbar werden, die auf grund
auftretender Resistenzen nicht mehr oder nur schwer therapierbar
sind. Des Weiteren liegt der Erfindung das technische Problem zu
Grunde, neue Lysolipin Derivate zur Verfügung zu stellen, welche verbesserte
pharmakologische Eigenschaften, insbesondere verringerte Cytotoxizität bei gleichzeitig
guter antibakterieller Aktivität,
aufweisen.
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Grundzüge der Erfindung und Ausführungsformen:
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Zur
Lösung
dieses technischen Problems lehrt die Erfindung Lysolipin Derivate
gemäß Formel
I
Formel
I wobei R1 bis R11 gleich oder verschieden und unabhängig voneinander
sein können:
R1
= H, F, Cl, Br, oder I, R2 = H oder C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl,
linear oder verzweigt, gesättigt
oder ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, jeweils ggf. substituiert, R3 = H, OH,
OR11, oder über
O oder direkt gebundenes Pentenoyl, Allyl, oder C1-20 Acyl, ggf.
substituiert, R4 = H, OH, oder OR11, R5 = H, OH, oder OR11, R6 =
H, OH, oder OR11, R7 = H, C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl, linear
oder verzweigt, gesättigt
oder ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, Allyl, oder C1-20 Acyl, jeweils ggf.
substituiert, R8 = H, OH, OR11, C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl,
linear oder verzweigt, gesättigt
oder ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, oder O-CO-O-R11, jeweils ggf. substituiert,
R9 = OR11, C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl, linear oder verzweigt, gesättigt oder
ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, jeweils ggf. substituiert, H, oder OH,
R10
= H, C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl, linear oder verzweigt, gesättigt oder
ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, oder Allyl, jeweils ggf. substituiert,
R11 = C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl, linear oder verzweigt, gesättigt oder
ungesättigt,
C3-6 Aryl oder Heteroaryl, jeweils ggf. substituiert,
wobei
R4 und R5 alternativ zusammen einen Ring bildend -O-CH2-O- sein
können,
wobei X1 und X2 durch eine Einfachbindung oder eine Doppelbindung
miteinander verbunden sein können,
wobei X3 ein C-Atom, ein N-Atom, oder, in Abwesenheit von R10, ein
O-Atom sein kann, wobei X4 -O- oder -CO- sein kann, wobei alle freien
Valenzen mit H gebunden sind, wobei jedoch H an C12 durch OH ersetzt
sein kann, wobei eine OH Gruppe oder mehrere OH Gruppen unabhängig voneinander
mit einer C1-16 gesättigten
oder ungesättigten aliphatischen,
aromatischen oder aliphatisch/aromatischen Carbonsäure, einer
Sulfonsäure,
oder einer Phosphorsäure,
ggf. substituiert, verestert sein können, und wobei eine OH Gruppe
oder mehrere OH Gruppen unabhängig
voneinander mit einem C1-16 gesättigten
oder ungesättigten
aliphatischen, aromatischen oder aliphatisch/aromatischen ein- oder
mehrwertigem Alkohol, ggf. substituiert, verethert sein können, sowie
Isomere, Diastereomere, Enantiomere und Salze solcher Verbindungen,
wobei
die folgenden Kombinationen ausgenommen sind:
- i)
R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 und R5 = -O-CH2-O-, R6 = OCH3, R7
= H, R8 = OH, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung zwischen X1 und
X2, X3 = N, sowie X4 = O; wobei jedoch H an C12 durch OH ersetzt
sein kann
- ii) optional, R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = O-Acetyl, R4 und R5 =
-O-CH2-O-, R6 = OCH3, R7 = H, R8 = OH, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O
- iii) optional, R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 und R5 = -O-CH2-O-,
R6 = OCH3, R7 = Acetyl, R8 = OH, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O
- iv) optional, R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = O-Acetyl, R4 und R5 =
-O-CH2-O-, R6 = OCH3, R7 = Acetyl, R8 = OH, R9 = OCH3, R10 = CH3,
Einfachbindung zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- v) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = O-Acetyl, R4 und R5 = -O-CH2-O-,
R6 = OCH3, R7 = Acetyl, R8 = Acetyl, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- vi) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = O-Acetyl, R4 und R5 = -O-CH2-O-,
R6 = OCH3, R7 = H, R8 = Acetyl, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- vii) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 und R5 = -O-CH2-O-, R6 =
OCH3, R7 = H, R8 = Acetyl, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- viii) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 und R5 = -O-CH2-O-, R6
= OCH3, R7 = H, R8 = H, R9 = OCH3, R10 = CH3, Doppelbindung zwischen
X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- ix) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 = OH, R5 = OH, R6 = OCH3,
R7 = H, R8 = OH, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung zwischen X1
und X2, sowie X3 = N, sowie X4 = O,
- x) R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 und R5 = -O-CH2-O-, R6 = OCH3,
R7 = H, R8 = 2-Phenylbutyrat, R9 = OCH3, R10 = CH3, Einfachbindung
zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 = O,
- xi) optional, R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = O-Acetyl, R4 und R5 =
-O-CH2-O-, R6 = OCH3, R7 = Acetyl, R8 = 2-Phenylbutyrat, R9 = OCH3,
R10 = CH3, Einfachbindung zwischen X1 und X2, X3 = N, sowie X4 =
O,
- xii) optional, R1 = Cl, R2 = CH3, R3 = OH, R4 = OH, R5 = OH,
R6 = OCH3, R7 = H, R8= =O, R9 = =O, R10 = CH3, Einfachbindung zwischen
X1 und X2, sowie X3 = N, sowie X4 = O.
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Vorzugsweise
ist: R1 = H, Cl, oder Br, R2 = H oder CH3, R3 = OH, OCH3, Pentenoyl,
Allyl, oder Acetyl, R4 = H, OH, oder OCH3, R5 = H, oder OH, R6 =
H, OH, oder OCH3, R7 = H, CH3, Allyl, oder Acetyl, R8 = H, OH, Propyl,
oder O-CO-O-CH3, R9 = OCH3, CH3, H, oder OH, R10 = H, CH3, oder
Allyl, wobei R4 und R5 alternativ zusammen einen Ring bildend -O-CH2-O-
sein können,
wobei X1 und X2 durch eine Einfachbindung oder eine Doppelbindung
miteinander verbunden sein können,
wobei X3 ein C-Atom, ein N-Atom, oder, in Abwesenheit von R10, ein
O-Atom sein kann, wobei X4 -O- oder -CO- sein kann, wobei alle freien
Valenzen mit H gebunden sind, wobei eine OH Gruppe oder mehrere
OH Gruppen unabhängig
voneinander mit einer aliphatischen Carbonsäure, insbesondere Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Pentansäure, einer
gesättigten
oder ungesättigten
Fettsäure,
einer Hydroxysäure
(z.B. Milchsäure),
einer α-, β-, und ω-Ketocarbonsäure (z.B.
Brenztraubensäure),
einer Aminosäure,
einer Sulfonsäure,
oder einer Phosphorsäure
verestert sein können.
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Höchstvorzugsweise
ist R1 = H, Cl, oder Br, R2 = H oder CH3, R3 = OH, OCH3, Pentenoyl,
oder Allyl, R4 = H, oder OCH3, R5 = H, oder OH, R6 = H, OH, oder
OCH3, R7 = H, CH3, oder Allyl, R8 = H, OH, Propyl, oder O-CO-O-CH3,
R9 = OCH3, oder CH3, R10 = H, CH3, oder Allyl, wobei R4 und R5 alternativ
zusammen einen Ring bildend -O-CH2-O- sein können, wobei X1 und X2 durch
eine Einfachbindung oder eine Doppelbindung miteinander verbunden
sein können,
wobei X3 ein C-Atom, ein N-Atom, oder, in Abwesenheit von R10, ein
O-Atom sein kann, wobei X4 -O- oder -CO- sein kann, wobei alle freien
Valenzen mit H gebunden sind, wobei eine OH Gruppe oder mehrere
OH Gruppen unabhängig
voneinander mit einer aliphatischen Carbonsäure, insbesondere Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Pentansäure, einer
gesättigten
oder ungesättigten
Fettsäure,
einer Hydroxysäure
(z.B. Milchsäure),
einer α-, β-, und ω-Ketocarbonsäure (z.B.
Brenztraubensäure),
einer Aminosäure,
einer Sulfonsäure,
oder einer Phosphorsäure
verestert sein können.
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Weiterhin
bevorzugt sind Lysolipin Derivate gemäß einer der folgenden Formeln,
optional an einer oder mehreren OH Funktionalitäten verestert oder verethert,
oder Isomere, Diastereomere, Enantiomere oder Salze solcher Verbindungen:
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Bei
einem erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivat ist zunächst
von erheblichem Vorteil, dass es als Ersatztherapie bei Resistenz
gegen einen bekannten Wirkstoff Verwendung findet. Mittels des erfindungsgemäßen Wirkstoffes
ist in einem solchen Fall überhaupt
erst wieder eine Therapie möglich.
Eine Reihe der neuen Lysolipin Derivat weisen aber auch zudem eine
verbesserte Wirksamkeit gegenüber
bekannten Wirkstoffen auf. Hinzu kommt, dass zumindest einige der
neuen Lysolipinderivate des Weiteren reduzierte Nebenwirkungen haben
können,
und veränderte
physikochemischen und/oder pharmakologische Eigenschaften aufweisen.
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Als
C1-12 Alkyl, Alkenyl und Alkinyl kommen beispielsweise in Frage
Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, sek. Butyl, tert.
Butyl, Pentyl, Isopentyl, Neopentyl, Hexyl, Vinyl, Propen-1-yl,
Propen-2-yl, But-1-en-1-yl, But-1-en-2-yl, But-2-en-1-yl, But-2-en-2-yl,
2-Methyl-prop-2-en-1-yl, 2-Methyl-prop-1-en-1-yl, But-1-en-3-yl,
But-3-en-1-yl, Allyl, Acetylenyl, Propin-1-yl, Propargyl, But-1-in-1-yl, But-1-in-4-yl,
But-2-in-1-yl, But-1-in-3-yl, 3-Methyl-but-1-in-3-yl, Isoprenyl,
Terpene, cyclische Terpene, monozyklische Alkylringe, wie Cyclopropyl,
Cyclobutyl, Cyclopentyl, Cyclohexyl, oder Cycloheptyl, mit Alkyl
substituierte zyklische Alkylringe, mit Alkyl substituierte Heteroalicyclen
(z.B. Morpholinoethyl, 2,2-Dimethyl-1,3-dioxolan-4-methanol, Pyrrolidin-N-alkyl),
Acetale (z.B.: Zucker: Pyranosen, Furanosen, z.B. Glucosyl, Mannosyl,
Ribosyl, Arabinosyl; Zucker mit geschützten OH-Gruppen) Disaccharide,
Oligosaccharide, Glucuronsäuren.
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Als
C1-20 Acyl kommen beispielsweise in Frage Acetyl, Propanoyl, n-Butanoyl,
iso-Butanoyl, n-Pentanoyl, 2-Methyl-Butanoyl, 3-Methyl-Butanoyl,
n- und iso-Formen
der Alkansäuren
CnH2n+1COOH (n =
5 bis 19) (z.B. Fettsäuren),
ungesättigte
Fettsäuren,
Aminosäuren,
Dipeptide, Oligopeptide, Glykolsäure.
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Zur
Veresterung von OH-Gruppen geeignete Säuren sind beispielsweise: Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Pentansäure, gesättigte und
ungesättigte
Fettsäuren,
Hydroxysäuren
(z.B. Milchsäure), α-, β-, und ω-Ketocarbonsäuren (z.B.
Brenztraubensäure),
Aminosäuren.
Hierbei ist mit dem Begriff der Veresterung gemeint, dass in dem
Derivat eine Esterstruktur eingerichtet ist, die von besagter Säure abgeleitet
ist. Es muss nicht notwendigerweise eine Veresterungsreaktion durchgeführt werden,
die Funktionalität
kann auch auf anderem Wege eingerichtet sein.
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Zur
Veretherung von OH-Gruppen geeignete Alkohole sind beispielsweise:
Methanol, Ethanol, 1,2-Ethandiol, n-Propanol, Isopropanol, n-Butanol,
tert-Butanol, Glycerin,
1,2-Propandiol, 1,3-Propadiol, 1,2-Butandiol, 1,3-Butandiol, 1,4-Butandiol,
n-Pentanol, iso-Pentanol, Methoxyethanol, Polyalkohole (z.B. Zucker).
Hierbei ist mit dem Begriff der Veretherung gemeint, dass in dem
Derivat eine Etherstruktur eingerichtet ist, die von besagtem Alkohol
abgeleitet ist. Es muss nicht notwendigerweise eine Veretherungsreaktion
durchgeführt
werden, die Funktionalität
kann auch auf anderem Wege eingerichtet sein.
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Als
Heteroaryl kommen beispielsweise in Frage: Thiophen, Furanyl, Oxazolyl,
Thiazolyl, Imidazolyl, Pyridinyl, Pyrimidinyl, Triazinyl, Chinolinyl,
Isochinolinyl, Indolyl, Pyrrolyl, Pyrazolyl, Pyrazinyl.
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Unter
Isomeren sind chemische Verbindungen der gleichen Summenformel aber
unterschiedlicher chemischer Struktur zu verstehen. Man unterscheidet
im Allgemeinen Konstitutionsisomere und Stereoisomere. Konstitutionsisomere
besitzen die gleiche Summenformel, unterscheiden sich jedoch durch
die Verknüpfungsweise
ihrer Atome oder Atomgruppen. Hierzu zählen funktionelle Isomere,
Stellungsisomere, Tautomere oder Valenzisomere. Stereoisomere haben
grundsätzlich
die gleiche Struktur (Konstitution) – und damit auch die gleiche
Summenformel – unterscheiden
sich aber durch die räumliche
Anordnung der Atome. Man unterscheidet im allgemeinen Konfigurationsisomere
und Konformationsisomere. Konfigurationsisomere sind Stereoisomere,
die sich nur durch Bindungsbruch ineinander überführen lassen. Hierzu zählen Enantiomere,
Diastereomere und E/Z (cis/trans) Isomere. Enantiomere sind Stereoisomere,
die sich wie Bild und Spiegelbild zueinander verhalten und keine
Symmetrieebene aufweisen. Alle Stereoisomere, die keine Enantiomere
sind, bezeichnet man als Diastereomere. Ein Spezialfall sind E/Z
(cis/trans) Isomere an Doppelbindungen. Konformationsisomere sind
Stereoisomere, die sich durch die Drehung von Einfachbindungen ineinander überführen lassen.
Zur Abgrenzung der Isomerie-Arten voneinander siehe auch die IUPAC
Regeln Sektion E (Pure Appl. Chem. 1976, 45, 11–30.).
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Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
der allgemeinen Formel I beinhalten auch die möglichen tautomeren Formen und
umfassen die E- oder Z-Isomeren oder, falls ein chirales Zentrum
vorhanden ist, auch die Racemate und Enantiomeren. Hierunter sind
auch Doppelbindungsisomeren zu verstehen.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivats zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung,
insbesondere zur Behandlung und/oder Prophylaxe einer bakteriellen
oder viralen Infektion oder einer Pilzerkrankung. Eine solche pharmazeutische
Zusammensetzung läßt sich
herstellen, indem eine physiologisch wirksame Dosis des erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivates mit zumindest einem galenischen Hilsstoff gemischt und
zu einer Darreichungsform, vorzugsweise einer oralen oder parenteralen
(z.B. i.v., i.m. oder subkutane Injektion) Darreichungsform, hergerichtet
wird.
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Die
galenische Herrichtung einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung
kann in fachüblicher
Weise erfolgen. Als Gegenionen für
ionische Verbindungen kommen beispielsweise Na+,
K+, Li+ oder Cyclohexylammonium
in Frage. Geeignete feste oder flüssige galenische Zubereitungsformen
sind beispielsweise Granulate, Pulver, Dragees, Tabletten, (Mikro-)
Kapseln, Suppositorien, Sirupe, Säfte, Suspensionen, Emulsionen,
Salben, Tropfen oder Lösungen
zur Injektion (i.v., i.p., i.m., s.c.) oder Vernebelung (Aerosole),
transdermale Systeme oder sonstige topische Applikation, sowie Präparate mit
protrahierter Wirkstoff-Freigabe, bei deren Herstellung übliche Hilfsmittel
wie Trägerstoffe,
Spreng-, Binde-, Überzugs-,
Quellungs-, Gleit- oder Schmiermittel, Geschmacksstoffe, Süßungsmittel
und Lösungsvermittler,
Verwendung finden. Als Hilfsstoffe sei Magnesiumcarbonat, Titandioxid,
Lactose, Mannit und andere Zucker, Talcum, Milcheiweiß, Gelatine,
Stärke,
Zellulose und ihre Derivate, tierische und pflanzliche Öle wie Lebertran,
Sonnenblumen-, Erdnuss- oder Sesamöl, Polyethylenglycole und Lösungsmittel,
wie etwa steriles Wasser und ein- oder mehrwertige Alkohole, beispielsweise
Glycerin, genannt. Eine erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung
ist dadurch herstellbar, dass mindestens ein erfindungsgemäß verwendeter
Wirkstoff in definierter Dosis mit einem pharmazeutisch geeigneten
und physiologisch verträglichen
Träger
und ggf. weiteren geeigneten Wirk-, Zusatz- oder Hilfsstoffen mit
definierter Dosis gemischt und zu der gewünschten Darreichungsform hergerichtet
ist. Vorzugsweise ist eine erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung
galenisch hergerichtet zur oralen, parenteralen oder topischen Gabe.
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Als
Dosierungen kommen für
einen 75 kg Erwachsenen 0,01 bis 25 mg/kg/Tag, 0,01 bis 10 mg/kg/Tag, 0,01
bis 5,0 mg/kg/Tag, insbesondere 0,01 bis 1,0 mg/kg/Tag, (oral),
oder 0,001 bis 25 mg/kg/Tag, 0,001 bis 10 mg/kg/Tag, 0,001 bis 2,5
mg/kg/Tag, insbesondere 0,005 bis 1,0 mg/kg/Tag, (parenteral) in
Frage. Im Falle der topischen Anwendung kann die Wirkstoffkonzentration
0,001 bis 10 Gew.-%, 0,001 bis 1,0 Gew.-%, insbesondere 0,01 bis
0,1 Gew.-%, derfertigen Salbe betragen.
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Insofern
betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Behandlung oder Prophylaxe
einer bakteriellen oder viralen Infektion oder einer Pilzerkrankung,
wobei eine pharmazeutische Zusammensetzung enthaltend eine physiologisch
wirksame Dosis eine erfindungsgemäßen Lysolipin Derivates einer
Person verabreicht wird, welche an der Infektion oder Erkrankung
erkrankt ist oder zu erkranken droht, vorzugsweise in einer der
o.g. Darreichungsformen und einer der genannten Dosen.
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Viele
der erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivate sind totalsynthetisch, wenn überhaupt, nur sehr schwer darstellbar.
Sie können
dagegen nach gezielter molekulargenetischer Manipulation des Lysolipin-Biosynthesegenclusters
in den die Biosynthese ausführenden
Mutanten exprimiert werden.
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Die
Inaktivierung bestimmter Modifikationsgene und die Analyse der von
den jeweiligen Mutanten erzeugten Strukturen, erlaubt eine Funktionszuweisung
für viele
der inaktivierten Gene. So ist es z.B. durch ein Inaktivierungsexperiment
und die Strukturaufklärung
der von der Mutante CB3818LlpMVI_A synthetisierten Substanz gelungen,
der Methyltransferase LlpMVI die spezifische Funktion der Methylierung
der Hydroxylgruppe am C16 (1) zuzuweisen.
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Generell
kann eine gewünschte
Derivatisierung eines natürlicherweise
von der Zelle synthetisierten Wirkstoffs dadurch erreicht werden,
dass in eine Wirkstoff produzierende Zelle an Stelle oder zusätzlich zu
einem natürlichen
korrespondierenden Gen für
einen definierten Teilsyntheseschritt ein hiervon verschiedenes fremdes
Gen für
einen von dem definierten Teilsyntheseschritt verschiedenen anderen
definierten Teilsyntheseschritt eingeführt ist. Dies kann durch Konstruktion
und Einführung
des gesamten fremden bzw. mutierten Wirkstoff-Biosynthesegenclusters
oder Teilen hiervon erfolgen. Es wird gleichsam eine mutierte Biosynthese maßgeschneidert
nach Maßgabe
der gewünschten
Derivatisierung. Es ist gleichzeitig möglich, ein natürlicherweise
in der Zelle enthaltenes Gen codierend für ein Protein oder Peptid,
welches für
einen Teilsyntheseschritt der Biosynthese des Wirkstoffs oder eines
Wirkstoffderivates funktional ist, zu inhibieren oder zu mutieren,
insbesondere ganz oder teilweise zu deletieren. Dies kann auch für mehrere
natürlicherweise
in der Zelle enthaltene solche Gene erfolgen.
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Geeignete
Zellen sind vorzugsweise ausgewählt
aus der Gruppe der Actinomyceten, wie z.B. die Streptomyceten, oder
Enterobakterien, wie z.B. E. coli. Es versteht sich, dass eine erfindungsgemäße Zelle eine
mit einem erfindungsgemäßen Transformationsvehikel
erzeugte Mutante bzw. Rekombinante bekannter Stämme ist, und dass der damit
erzeugbare Wirkstoff gegenüber
bekannten Verbindungen derivatisiert ist.
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Daher
lehrt die Erfindung auch ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivates mit den folgenden Verfahrensschritten: a) es wird eine
gewünschte
Modifikation gegenüber
Lysolipin I oder Lysolipin X definiert, b) es wird ein Gen oder
werden mehrere der Gene gemäß Seq.-ID
47 bis 92 anhand ihrer Funktionalitätszuordung mit der Maßgabe ausgewählt, dass
das Gen, dessen Mutation und/oder dessen Inhibierung, insbesondere
teilweise oder totale Deletion, für die Synthese der Modifikation
funktional ist, c) es wird eine Zelle durch Transformation erzeugt,
welche das Gen oder die Gene gemäß Stufe
b), ggf. mutiert und/oder inhibiert, enthält, wobei das Gen bzw. die
Gene in funktionalem Zusammenhang des Lysolipin Biosyntheseclusters
der Zelle angeordnet sind, d) die Zelle wird kultiviert, e) das
Lysolipin Derivat wird aus der Zelle oder dem Kulturüberstand
isoliert, f) optional erfolgt eine chemisch synthetische Derivatisierung
des Produktes aus der Stufe e).
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Erfindungsgemäße Lysolipin
Derivate müssen
nicht notwendigerweise per se die gewünschten pharmakologischen Eigenschaften
aufweisen bzw. sind möglicherweise
in Hinblick auf die pharmakologischen Eigenschaften noch nicht optimiert.
Um die gewünschten
pharmakologischen Eigenschaften zu erhalten, kann es ausreichend
sein, eine chemisch synthetische Modifikation des Derivates durchzuführen. Daher
betrifft die Erfindung auch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Lysolipin
Derivates als Zwischenprodukt für
die chemisch synthetische Herstellung von modifizierten Lysolipin
Derivaten.
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Schließlich ist
es möglich,
die im Rahmen der Erfindung charakterisierten und eingesetzten Proteine bzw.
Enzyme für
eine biokatalytische Derivatisierungsreaktion einzusetzen. Daher
lehrt die Erfindung auch die Verwendung eines Proteins oder mehrere
der Proteine gemäß der Sequenzen
Seq.-ID 1 bis 46 zur enzymatisch katalytischen Derivatisierung von
Lysolipin, wobei das Protein mit einem Lysolipinvorläufer oder
einem Lysolipinderivat sowie mit allen für die mit dem Protein enzymatisch
katalysierte Derivatisierung notwendigen Metaboliten kontaktiert
wird und wobei das erhaltene Lysolipin Derivat isoliert wird. Geeignete
Proteine bzw. Gene sind auch in der Dissertation P. Lopez, 2005,
beschrieben.
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Im
Folgenden wird die Erfindung durch Beschreibung der Herstellung
der neuen Lysolipin-Derivate, ihre Strukturaufklärung und die biologische Charakterisierung
näher erläutert. Die
beschriebenen besonderen Ausführungsformen
dienen lediglich zur Erläuterung
und zum besseren Verständnis
der Erfindung und sind in keinster Weise beschränkend zu verstehen.
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Beispiel 1:
Identifizierung und Charakterisierung des Lysolipin Biosyntheseclusters
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Mit
Hilfe von Gensonden konnte in Hybridisierungen das gesamte Gencluster
wie folgt identifiziert werden [s. auch
DE 10 2004 047 269.6 ,
DE 10 2005 026 103.5 ,
und PCT/DE2005/001494, hiermit „incorporated by reference"]:
Die chemische
Struktur von Lysolipin und Fütterungsexperimente
führten
zu der Vermutung, dass Lysolipin aus 12 Malonyl-CoA-Einheiten nach
einem typischen Polyketidsyntheseschema des Typs II synthetisiert
wird. Die Biosynthese des Rückgrats
aromatischer Polyketide erfolgt iterativ mit Hilfe der so genannten
Minimal PKSII, die aus 3 separaten Enzymen besteht: 2β-Ketoacylsynthase
Untereinheiten KSα und
KSß und
dem „Acyl
Carrier Protein" (ACP).
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Vergleicht
man die drei Minimal-PKS kodierenden Gene unterschiedlicher PKSII-Biosynthesen
untereinander, so fällt
auf, dass diese hochkonserviert sind und meist die charakteristische
Organisation KSα-KSβ-ACP aufweisen.
KSα bzw.
KSβ sind
somit geeignete Markergene für
aromatische Polyketide (Metsä-Ketelä et al.,
2002, Appl. Environ. Micorbiol., 68, 4472–4479) und der Einsatz abgeleiteter
Gensonden führte
daher auch im Falle des Lysolipin-Produzenten, zur Identifizierung
von PKSII-Clustern.
-
Da
Lysolipin ein halogenierter Naturstoff darstellt, der an C1 einen
Cl-Substituenten
trägt,
sollte innerhalb des Lysolipin Biosynthesegenlusters auch ein Gen
für eine
NADH/FAD abhängige
Halogenase (van Pée, 2001,
Arch. Microbiol. 175, 250–258)
vorhanden sein. Auch von Halogenasegenen abgeleitete Primer lassen sich
zur Identifikation von Halogenasegenen und dazugehöriger Biosynthesegencluster
einsetzen (Piraee and Vining, 2002, J. Ind. Microbiol. Biotechnol.
29, 1–5).
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Entsprechend
erfolgte die Identifizierung des Lysolipin-Biosynthesegenclusters
unter Verwendung von PKSII- und Halogenase-spezifischen Gensonden
gegen gespottete Klone einer Cosmid-Genbank des Stammes CB28.
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Dazu
wurde ein Genbank von CB28 wie folgt hergestellt: Homogenisierte
Bakterienkulturen wurden in 0.5% "low melting point agarose" (SeaPlaque GTG,
Biozym) eingebettet und anschließend mit 2 mg/ml HEW-Lysozym
(Roth) für
14 h bei Raumtemperatur und mit 1 mg/ml Proteinase K (Merck) für 24 h bei
50°C inkubiert.
Die eingebettete DNA wurde partiell mit Sau3AI gespalten, mit Gelase
(Epicentre) extrahiert und nach beschriebenen Methoden dephosphoryliert.
Die genomische DNA wurde mit 750 ng BamHI gespaltenen Cosmidvektor
pOJ436 (Kieser et al., 2000, Practical Streptomyces Genetics, The
John Innes Foundation, Norwich, England.) ligiert, entsalzt, verpackt
(Gigapack III Gold Packaging Extract, Stratagene) und in DH5α (Invitrogen)
transfiziert.
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Cosmidklone
wurden in 384 MTP gepickt und anschließend auf Nylonfilter (Amersham)
gespottet. Nachdem die Kolonien auf den Membranen gewachsen waren,
wurden diese nach Nizetic et al., 1991, PNAS 88: 3233–7 prozessiert
und unter Verwendung der Standard-Methoden nicht-radioaktiv hybridisiert
(Roche). Zur Identifizierung von PKSII-kodierenden Cosmiden wurde
zunächst
eine homologe Sonde mit Hilfe der genomischen DNA aus CB28 hergestellt
(PCR-Primer s. Metsä-Ketelä et al.,
Appl. Environ. Micorbiol., 68, 4472–4479). Der PCR-Ansatz hatte
folgende Zusammensetzung: 1,0 μl
genomische DNA von CB28 (ca. 0,2 μg),
2,5 μl 10 × Puffer,
2,5 μl PCR-DIG
probe Synthesis Mix (Roche), 5,0 μl
Q-Solution, 0,5 μl
PKSII-FOR-Primer (50 pmol), 0,5 μl
PKSII-REV-Primer
(50 pmol), 0,5 μl
Qiagen-Taq-Polymerase (2,5 u), 14,5 μl H2O.
Die PCR wurde in einem PCR-Gerät
von MJ Research (PTC-225) unter folgenden Bedingungen durchgeführt: 1 × (2 min,
95°C), 30 × (95°C, 1 min;
72°C, 2
min; 72°C,
1.30 min), 1 × (72°C, 5 min).
Ein Einsatz der so amplifizierten homologen PKSII-Sonde in einer
Hybridisierung gegen die CB28 Cosmidbibliothek ergab 13 hybridisierende
Cosmidklone. Um aus diesen Cosmiden solche auszuwählen, die
mit hoher Wahrscheinlichkeit Teile des oder das gesamte Lysolipin-Biosynthesegencluster
kodieren, wurde eine weitere Sonde, die gegen Halogenasegene gerichtet
war, eingesetzt. Dazu wurde ebenfalls mit Hilfe der genomischen
DNA von CB28 folgende konservierte Primer eingesetzt: Halo-For:
GCG GCT GCA G(GC)T GG(AGT)(AT)(GC)A T(CT)C CG(CT) T Halo-Rev: CC(GC)
(GC)TG GAT CC(GC) CGGGTC (GC)A(GCT) GAA GC (s. auch: van Pée, Zehner,
S., 2003. Enzymology and molecular genetics of biological halogenation.
In: Gribble, G. (Ed.), The Handbook of Environmental Chemistry,
Part P Natural Production of Organohalogen Compounds. Springer Verlag,
Heidelberg, Vol. 3). Die PCR wurde mit Hilfe des PCR DIG Probe Synthesis
Kit (Roche) durchgeführt
und hatte folgende Zusammensetzung: 1,0 μl genomische DNA von CB28 (ca.
0,2 μg),
5 μl 10 × Puffer,
5 μl PCR
DIG Labeling Mix, je 1 μl
Halo-For- und Halo-Rev-Primer (50 pmol), 0,75 μl Enzym-Mix, 36,25 μl H2O.
Die PCR wurde in einem PCR-Gerät
von MJ Research (PTC-100)
unter folgenden Bedingungen durchgeführt: 1 × (2 min, 94°C), 25 × (94°C, 1 min;
61°C, 1
min; 72°C,
1 min), 1 × (72°C, 10 min).
Ein Einsatz der so amplifizierten homologen Halogenase-Sonde in
einer Hybridisierung gegen die CB28 Cosmidbibliothek ergab 11 hybridisierende
Cosmidklone, die sich durch eine Kontroll-Hybridisierung bestätigen ließen. Insgesamt
3 Cosmidklone (28-4H04,
28-4O22 und 28-3J01) zeigten eine Cohybridisierung gegen PKSII-
und Halogenase-Sonde, so dass diese mit einer großen Wahrscheinlichkeit
Teile bzw. das vollständige
Lysolipin Biosynthesegencluster kodieren sollten.
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Durch
heterologe Expression von Lysolipin in S. albus konnte wie folgt
der Nachweis erbracht werden, dass das identifizierte cohybridisierende
Cosmid 28-4H04 alle
für die
Biosynthese von Lysolipin notwendigen Gene kodiert:
Das cohybridisierende
Cosmid 28-4H04 wurde nach S. albus J1074 transferiert, der u.a.
erfolgreich als heterologer Wirt zur Produktion von Rebeccamycin
eingesetzt wurde (Sanchez et al. 2002, Chem Biol. 9(4): 519–31). Der
Cosmidvektor 28-4H04 verfügt
neben einen origin of transfer (oriT) auch über eine Integrationsfunktion
des Actinomycetenphagen PhiC31. Dies stellte die Voraussetzung dafür dar, dass
das Cosmid von E. coli nach S. albus intergenerisch konjugiert werden
konnte (Standard-Methode siehe Kieser et al., 2000, Streptomyces
Genetics, The John Innes Foundation, Norwich, England) und anschließend über die
Integrationsfunktion in das Chromosom von S. albus integrierte.
Ein erfolgreicher Transfer und Integration der Cosmide konnte durch
Selektion auf den Apramycin-Resistenzgenmarkers aacC4 (Selektion
durch Überschichtung
mit 1 mg Apramycin) nachgewiesen werden. Zur Abtötung der E. coli Donoren wurde
zusätzlich
mit 1 mg Phosphomycin überschichtet.
Nach 4– 6
Tagen Inkubation bei 28°C
wurden mehrere Transkonjuganden sichtbar, deren Apramycin-Resistenz
erfolgreich verifiziert werden konnte.
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Um
eine potentielle heterologe Lysolipin-Produktion im Transkonjuganten
S. albus/28-4H04 (CB3818) nachzuweisen, wurde dieser unter Produktionsbedingungen
fermentiert und nach Extraktion mit Hilfe der LC(DAD)-MS analysiert. Als
Negativ-Kontrolle diente eine S. albus Kultur ohne Cosmid, die unter
identischen Bedingungen kultiviert und extrahiert wurde.
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Die
Anzucht erfolgte mit folgenden Kulturen. Vorkultur: 50 ml R5-Medium
mit 25 μg/ml
Apramycin [Zusammensetzung R5 (s. Kieser et al., 2000) pH 7,2] wurden
mit der Transkonjugante CB3818 angeimpft und für 48 h bei 28°C und 160
rpm inkubiert; Hauptkultur: 100 ml R5-Medium mit 25 μg/ml Apramycin
[Zusammensetzung R5 s.o.] wurden mit 1 ml der Vorkultur beimpft
und für
120 h bei 28°C
und 160 rpm inkubiert. Die Kontrollkultur (S. albus) wurde ohne
Zugabe von Apramycin kultiviert.
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Die
Extraktion wurde wie folgt durchgeführt: i) jeweils 1 ml der Hauptkultur
wurde nach Zugabe von 50 μl
1N HCl mit 1 ml Essigsäureethylester
extrahiert und die organische Phase zur Trockne eingeengt, ii) der Rückstand
wurde in 100 μl
Methanol aufgenommen und die Produktion von Lysolipin mittels LC(DAD)-MS
untersucht. Das Injektionsvolumen betrug 20 μl.
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Gerätespezifikation HPLC:
-
Waters
Alliance 2790; Säule:
Grom Sil 120 ODS-4 HE, 3 μm,
Dim. 40 mm L × 4.0
mm ID; Vorsäule: Phenomenex
C18 ODS, 4.0 mm L × 3.0
mm ID;
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Gerätespezifikation MS:
-
Micromass
Q-TOF 2; verwendet wurde die ESI Technik; Scan-Bereich m/z im positiven
Modus: 100–1700;
für die
Quasimolekülionen
[M+H]+ und Fragmentionen wurde eine Kapillarspannung
von 2,70 kV, eine Cone-Spannung von 33 V und eine Ionenquellen-Temperatur
von 120°C
angewandt. Der N2-Desolvationsgasfluß betrug 600 l/h bei 250°C
-
Die
LC(DAD)-MS-Analyse wurde mit folgendem Gradientensystem durchgeführt (Eluent
A: Reinstwasser mit 0.1% (v/v) Ameisensäure, Eluent B: Acetonitril):
-
-
Die
LC(DAD)-MS-Analyse des Transkonjuganten S. albus/28-4H04 (CB3818)
zeigt deutlich, dass diese im Gegensatz zur Negativkontrolle (S.
albus) eine Substanz synthetisiert, deren Retentionszeit, UV/Vis-Spektrum
sowie Masse der des Lysolipin I entspricht. Hierzu sind in 2 bis 4 die
fokussierten Ionenchromatogramme (positiver Modus, fokussiert zwischen
m/z 597 bis 599 (Lysolipin I [M+H]+: 598); 2),
die UV/Vis(DAD)-Chromatogramme (Base Peak Index (BPI); 3)
sowie die auf den Bereich von 260 bis 280 nm (BPI) fokussierten
UV(DAD)-Chromatogramme (4) des Transkonjuganten CB3818
(oben) im Vergleich zur Negativkontrolle S. albus (mitte) und Lysolipin
I (unten; reines Lysolipin I aus einem Biokatalyse-Ansatz) abgebildet.
Das Transkonjuganten Chromatogramm zeigt einen zusätzlichen
Peak, der eine Retentionszeit von ca. 4,6 min aufweist. Die diesem
Peak entsprechende Substanz zeigt ein UV/Vis-Spektrum (5,
oben), das dem UV/Vis-Spektrum von Lysolipin I (reines Lysolipin
I aus einem Biokatalyse-Ansatz; 5, unten)
entspricht. Ein massenspektrometrischer Vergleich dieser heterolog
synthetisierten Substanz (Retentionszeit: 4,7 min; 6,
oben) mit Lysolipin I (Retentionszeit des reinen Lysolipin I aus
einem Biokatalyse-Ansatz: 4.7 min; 6, unten)
zeigt, dass im Transkonjuganten CB3818 eine Substanz gebildet wurde, deren
Masse und Isotopenverteilungsmuster der des einfach chlorierten
Lysolipin I entspricht.
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Da
die erfolgreiche heterologe Expression von Lysolipin in CB3818 gezeigt
hat, dass das Cosmid 28-4H04 alle zur Synthese von Lysolipin notwendigen
Gene trägt,
konnte das Gencluster durch Sequenzierung identifiziert und wie
folgt annotiert werden.
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Durch
Shotgunsequenzierung wurde die Sequenz des Inserts mit 43.202 bp
doppelsträngig
ermittelt, wozu auf das Sequenzprotokoll verwiesen wird (SEQ.-ID 93). Der GC-Gehalt
des gesamten sequenzierten Bereiches wurde mit für Actinomyceten typischen 72,2%
bestimmt. Zur Identifizierung potentieller Lysolipin-Biosynthesegene
wurden umfassende ORF (Open Reading Frame Analysen unter Verwendung
des ORF-Finders "zCurve" (Guo et al., 2003,
Nucleic Acids Res. 31(6): 1780–9)
und BlastP-Analysen durchgeführt.
Insgesamt konnten 46 putative ORFs identifiziert werden, wobei 'ORF46 unvollständig ist
(die Charakteristika und Bezeichnungen der ORFs sind in 7 zusammengefasst). Diese ORFs sind in
9 Gruppen unterschiedlicher Transkriptionsrichtung organisiert (8).
Aufgrund der Annotation umfasst das Lysolipin-Biosynthesegencluster
44 ORFs (Llp-Gene) mit einem Kodierbereich von ca. 38,6 kb. Das
Genprodukt des im 5'-Bereich,
vermutlich außerhalb
des Cluster lokalisierten ORFs 1 zeigt höchste Homologie zu einem konservierten
hypothetischen Protein aus S. coelicolor (75% Identität), während im
3'-Bereich des Clusters
der unvollständige 'ORF46 höchste Ähnlichkeit
(86% Identität)
zu dem terminalen Protein TpgR2 aus Streptomyces rochei zeigt. Generell
ist auffallend, dass die Produkte von insgesamt 16 Lysolipin-Biosynthesegenen
(LlpOII, LlpOIII, LlpZI, LlpB, LlpCI, LlpD, LlpE, LlpF, LlpCII,
LlpClll, LlpOVI, LlpMI, LlpMII, LlpQ, LlpZIII, LlpRIV, s. 7) höchste
Homologien zu Genprodukten der Biosynthesen von Pradimicin, Rubromycin
bzw. Griseorhodin aufweisen (Pradimicin-Typ-Antibiotika). Diese
drei Substanzen stellen ebenfalls durch eine TypII-PKS synthetisierte,
polyzyklische Polyketide dar. Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass
aufgrund der Annotation 16 Llp-Genprodukte höchste Ähnlichkeit zu Enzymen aufweisen,
die an Redoxprozessen beteiligt sind. Diese Tatsache erklärt den hoch
oxidierten Charakter von Lysolipin. Derzeit ist kein anderes Cluster
bekannt, das mehr Enzyme dieser Klasse aufweist.
-
Die
aufgrund des Proteinsequenzvergleichs zu postulierenden Funktionen
der einzelnen Lysolipin-Biosynthesegene bzw. Genprodukte legen nahe,
dass die Biosynthese von Lysolipin wie folgt abläuft: Innerhalb des Clusters
ist mit llpA ein Gen zu finden, dessen Genprodukt höchste Ähnlichkeit
zu Asparaginsynthasen/Glutaminamidotransferasen aufweist. Diese
Enzyme übertragen
Aminogruppen von Glutamin auf Aspartat, was die Synthese von Asparagin
und Glutamat zur Folge hat. In ähnlicher
Weise könnte
LlpA die Aminogruppe von Glutamin auf Malonyl-CoA übertragen,
was die Bildung von Malonamid-CoA zur Folge hätte.
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Die
Kondensation der putativen Malonamid-Einheit mit 11 weiteren Malonat-Einheiten wird durch
die Minimal-PKS katalysiert. Diese wird durch die drei Gene llpD,
llpE und llpF kodiert. Die abgeleiteten Genprodukte zeigen höchste Ähnlichkeiten
(52, 69 und 78%) zum ACP und zu den β-Ketoacylsynthase Untereinheiten KSβ und KSα des Rubromycin-Biosynthesegenclusters.
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Die
Biosynthese von Lysolipin erfordert mehrere präaromatische Deoxygenierungen,
die eventuell schon während
der Bildung des Polyketids initiiert werden (Bockholt et al. 1994,
J. Org. Chem. 59, 2064–2069). Im
Lysolipin-Biosynthesegencluster sind mit llpZI, llpZIII und llpZIV
drei Gene vorhanden, deren Genprodukte höchste Identität zu 3-oxoacyl-ACP
Reduktasen aufweisen. Diese Enzyme könnten für die in Bockholt et al., 1994
beschriebenen Reduktionen verantwortlich sein, die die Voraussetzung
für die
Deoxygenierung der entsprechenden Ketogruppen darstellt.
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Die
Biosynthese eines aromatischen Backbones wird meist mit Hilfe von
Cyclasen bzw. Aromatasen abgeschlossen, wobei mindestens 2 Cyclasen
benötigt
werden. Im Lysolipin-Biosynthesegencluster sind mit den Genen IIpCI-III drei Gene vorhanden,
deren Genprodukte höchste
Identität
zu Cyclasen der Griseorhodin/Rubromycin-Biosynthese zeigen.
-
Da
9 der 12 in Lysolipin X (Bockholt et al., 1994) vorhandenen Sauerstoffatome
aus molekularem Sauerstoff stammen, ist das Vorhandensein einer
großen
Anzahl von Sauerstoff-einführenden
Oxidoreduktasen nicht verwunderlich. Die zu den Oxidoreduktasen
gehörenden
Oxygenasen katalysieren die Einführung
von einem (Monooxygenase) oder zwei Sauerstoffatomen (Dioxygenasen)
in das entsprechende Substrat. Im Lysolipin-Biosynthesegencluster
sind aufgrund der Sequenzannotation 3 Gene vorhanden, die für drei FAD-abhängige Mono- oder Dioxygenasen
(LlpOI, LlpOV und LlpOVIII) kodieren. Die abgeleiteten Genprodukte
weisen eine Größe von 461,
397 und 541 Aminosäuren
(AS) auf. Aufgrund der Proteinsequenz und Homologie, lässt sich
nicht vorhersagen, an welcher konkreten Oxygenierung die jeweilige
FAD-abhängige
Oxygenase beteiligt ist. Dennoch erscheint es wahrscheinlich, dass
eines dieser Enzyme an der Bildung des Xanthons bzw. an der oxidativen
Ringspaltung beteiligt ist, da eine solche Baeyer-Villiger Oxidation
in der Mithramycin-Biosynthese durch die FAD abhängige Monooxygenase MtmOIV
katalysiert wird (Rodriguez et al. 2003, J Bacteriol. 185(13): 3962–5). Interessant
ist allerdings die Tatsache, dass LlpOVIII höchste Ähnlichkeit (47% Identität) zur Tetracenomycin-Hydroxylase
TcmG aufweist, die für
eine 3-fach Hydroxylierung verantwortlich ist (Rafanan et al., 2000,
Org Lett. 5; 2(20): 3225–7).
-
Darüber hinaus
befinden sich im Cluster 3 Gene llpOIV, llpOVI und llpOVII, deren
abgeleitete Genprodukte höchste
Identität
zu Cytochrom P450-abhängigen Monooxygenasen
(CYP450) aufweisen. LlpOIV zeigt höchste Ähnlichkeit zu MycG (48% Identität), eine
CYP450, die im Verlauf der Mycinamycin-Biosynthese sowohl für eine Hydroxylierung
als auch Epoxidierung verantwortlich ist (Inouye et al., 1994 Mol
Gen Genet. 245(4): 456–64).
Wie bei einigen anderen CYP450, die an der Biosynthese von Sekundärmetaboliten
beteiligt sind, befindet sich auch stromabwärts von llpOIV mit llpK ein
Gen, das für
ein Ferrodoxin kodiert. LlpOVI zeigt größte Ähnlichkeit zu einer CYP450
aus dem Pradimicin-Biosynthesegencluster. Die abgeleiteten Genprodukte
LlpOII und LlpOIII zeigen ebenfalls höchste Ähnlichkeit zu Genen der Pradimicingruppe
(RubT, GrhV, GrhU), für
die keine Funktion beschrieben ist. Eine Motivsuche (Pfam-Analyse)
ergibt jedoch für
beide Enzyme ein eindeutiges „Antibiotic
biosynthesis monooxygenase"-Motiv,
so dass auch diese beiden Enzyme an Oxygenierungsreaktionen beteiligt
sein sollten. Weiterhin kodiert IIpL für ein Genprodukt, das höchste Homologie
zu dem als Hydroxylase annotierten Enzym SnoaW aufweist. Die genaue
Funktion dieses Enzyms innerhalb der Lysolipin-Biosynthese bleibt
ebenso wie die Funktion aller übrigen
Lysolipin Oxygenasen zu klären.
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Darüber hinaus
sind im Cluster noch folgende weitere Gene lokalisiert, deren Genprodukte
höchste Ähnlichkeiten
zu Oxidoreduktasen zeigen:
LlpU: | Genprodukt
weist „alcohol
dehydrogenase" Motiv
auf und zeigt höchste Ähnlichkeit
zu Dehydrogenasen. |
LlpZII: | Genprodukt
zeigt höchste
Identität
(42%) zu MmcJ, einer F420 abhängigen
Tetrahydromethanopterin (H4MPT)-Reduktase der Mitomycin-Biosynthese. Dieses
Enzym katalysiert eine Carbonyl-Reduktion und
könnte
eventuell an der Biosynthese des Lysolipinstarters beteiligt sein. |
LlpS: | Genprodukt
zeigt höchste
Identität
(37%) zu 3-Hydroxybutyrat-Dehydrogenasen,
die im Lipidstoffwechsel involviert sind. |
-
Eine
mögliche
Funktion der beiden Dehydrogenasen, LlpU oder LlpS könnte in
der Oxidation einer Lysolipin-Vorstufe bestehen, die zur Einführung der
Methylengruppe notwendig sein könnte.
-
Das
Gen llpH kodiert ein Genprodukt, das höchste Ähnlichkeiten zu NADH/FAD-abhängige Halogenasen
(37–39%)
zeigt. Somit wird LlpH für
die Halogenierung an C1 verantwortlich sein.
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Für die Biosynthese
von Lysolipin sind 4 O-Methylierungen und eine N-Methylierung notwendig. Im Cluster können 6 Gene
identifiziert werden (llpMI bis llpMVI), deren Genprodukte höchste Ähnlichkeiten
zu O-Methyltransferasen unterschiedlicher Antibiotika-Biosynthesen,
wie Tetracenomycin, Griseorhodin und Enterocin aufweisen. Auffallend
ist, dass das Cluster für
6 O-Methyltransferasen
kodiert, obwohl nur 5 benötigt werden.
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Im
Cluster befinden sich 4 Regulatorgene (llpRI-llpRIV). LlpRIV weist
hohe Homologie (39%) zu dem Regulator RubS der Rubromycin-Biosynthese
auf, der zu den sog. SARPs („Streptomyces
antibiotic regulatory protein")
gehört.
SARP-Regulatoren
stellen Biosynthese-spezifische Transkriptionsaktivatoren dar. Vor
einigen Lysolipin-Genen können
dementsprechend typische SARP-spezifische Erkennungssequenzen gefunden
werden. LlpRI zeigt Homologie zu einem Transkriptionsregulator (vermutlich
einem Repressor) und könnte
den Beginn des Clusters markieren. LlpRII und LlpRIII zeigen höchste Ähnlichkeit
zu Transkriptionsaktivatoren (s. Tabelle 1).
-
Das
Cluster beherbergt mit llpN ein Gen, dessen abgeleitetes Genprodukt
höchste
Identität
(30%) zu einem „multidrug
transporter" aus
Lactococcus lactis zeigt. Dieses Protein ist wahrscheinlich an der
Resistenzvermittlung beteiligt. Darüber hinaus kodiert das Lysolipin-Biosynthesegencluster
mit LlpB und LlpQ, 2 Genprodukte, die die höchste Identität (40–50%) zu
den Membranproteinen RubQ und GrhM der Rubromycin- bzw. Griseorhodin-Synthese
zeigen. Eine Funktion dieser Proteine ist bisher nicht beschrieben.
Dennoch könnten beide
Membranproteine ebenfalls zur Resistenzvermittlung beitragen. Überraschenderweise
ist im Lysolipin-Gencluster mit llpG ein Gen lokalisiert, dessen
abgeleitetes Genprodukt signifikante Identität (42%) zu Glykosyltransferasen
zeigt. Es gibt mit Kigamycin sehr wohl glykosylierte Lysolipin-ähnliche
Xanthone (Kunimoto et al., 2003, 56, 1012–1017), allerdings sind glykosylierte
Lysolipin-Derivate bisher nicht bekannt. Ob wie bei Makroliden eine
evtl. intermediäre
Glykosylierung ein Resistenzmechanismus darstellt, bleibt zu prüfen.
-
Im
Cluster befinden sich mit llpT und llpV weiterhin 2 Gene, deren
Genprodukte höchste
Homologie zu einer als Polyketidsynthase CurD annotierten Sequenz
bzw. zu WhiE aufweisen. Die Funktion innerhalb der Synthese ist
aufgrund dieser Homologien jedoch nicht vorhersagbar. Weitere Gene/ORFs
unbekannter Funktion sind llpJ und llpW.
-
Im
Cluster befinden sich mit llpT und llpV weiterhin 2 Gene, deren
Genprodukte höchste
Homologie zu einer als Polyketidsynthase CurD annotierten Sequenz
bzw. zu WhiE aufweisen. Die Funktion innerhalb der Synthese ist
aufgrund dieser Homologien jedoch nicht vorhersagbar. Weitere Gene/ORFs
unbekannter Funktion sind llpX, llpY, llpP und llpJ.
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Für die Funktionalitäten bzw.
Zuordnungen wird auf die 7 und 8 verwiesen.
Für das
Sequenzprotokoll ergibt sich die folgende Genliste (ID Nukleinsäure/ID Protein):
ORF1
47/1; llpX 48/2; llpY 49/3; llpP 50/4; llpRI 51/5; llpOI 52/6; llpJ
53/7; llpOII 54/8; llpOIII 55/9; llpZI 56/10; llpB 57/11; llpCI
58/12; llpD 59/13; llpE 60/14; llpF 61/15; llpCII 62/16; llpCIII
63/17; llpU 64/18; llpG 65/19; llpA 66/20; llpRII 67/21; llpOIV
68/22; llpK 69/23; llpT 70/24; llpL 71/25; llpOV 72/26; llpN 73/27;
llpRIII 74/28; llpOVI 75/29; llpMI 76/30; llpOVII 77/31; llpMII
78/32; llpOVIII 79/33; llpMIII 80/34; llpQ 81/35; llpZII 82/36;
llpMIV 83/37; llpS 84/38; llpV 85/39; llpZIII 86/40; llpH 87/41;
llpRIV 88/42; llpZIV 89/43; llpMV 90/44; llpMVI 91/45; und ORF46
92/46.
-
SEQ.-ID
93 ist die Gesamtnukleinsäuresequenz.
-
Beispiel 2: Beschreibung
der Darstellung neuer Lysolipin-Derivate
-
Zur
Synthese neuer Lysolipinderivate wurden die drei folgenden Strategien
zum Teil auch in Kombination eingesetzt:
-
2.1 Gezielte Fermentation
zur Erzeugung von unchlorierten und bromierten Lysolipin-Derivaten
-
Lysolipin
trägt an
Position 1 einen Cl-Rest, der durch die NADH/FAD-abhängige Halogenase
LlpH eingeführt
wird. Einige Halogenasen besitzen eine erstaunliche Flexibilität hinsichtlich
des Halogenidions, so dass durch einen Austausch von Chloridionen
gegen Bromidionen im Fermentationsansatz, wie am Beispiel der Glykopeptid-Antibiotika
beschrieben (Bister, B. et al., 2003 ChemBioChem. 4(7): 658–662), die
Biosynthese von bromierten Derivaten möglich sein könnte. Da
bei strukturverwandten Xanthonen, wie Actinoplanon die Anwesenheit
des Cl-Restes die Cytotoxizität
der Substanz erhöht,
erscheinen Modifikationen des Halogenierungsstatus von Lysolipin
sinnvoll.
-
Aus
diesem Grund wurde der Lysolipin heterolog produzierende S. albus
Stamm CB3818 unter Zugabe von NaBr fermentiert (Produktion wie unter
2. beschrieben, zum Vorkultur Medium und Hauptkultur-Medium wurde
5 g NaBr anstelle von NaCl zugegeben).
-
Im Überstand
konnte nach Extraktion durch LC-DAD-MS (s. 2.) das dechlorierte
Lysolipinderivat CBS44 und das bromierte Lysolipinderivat CBS49
nachgewiesen werden (Beschreibung der Isolierung und Strukturaufklärung s.
3).
-
Die
erfolgreiche fermentative Herstellung eines Lysolipin Dechloro-
und Brom-Derivates
in einem Medium, das NaBr aber kein NaCl enthält, eröffnet die Möglichkeit, aus allen Lysolipin-Derivat
produzierenden Geninaktivierungsmutanten (s. 2.2) nach NaBr-Fermentation
entsprechende Dechloro- bzw. Brom-Derivate biosynthetisch zu erzeugen.
So konnte z.B. durch gezielte Fermentation (Zugabe von NaBr, s.o.)
der Apramycin-Insertionsmutante CB3919LlpOI_A ein neues dechloriertes
CBS40 gewonnen werden, das mit CBS48 bezeichnet wurde (s. 3.).
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2.2 Inaktivierung von
Lysolipinbiosynthesegenen
-
Die
Biosynthese von Lysolipin ist durch eine Vielzahl von Post-PKS Modifikationsreaktionen
gekennzeichnet. Diese Reaktionen werden durch „Tailoring"-Enzyme wie Sauerstoff-einführende Oxidoreduktasen, Methyltransferasen
und einer Halogenase katalysiert.
-
Mit
Hilfe der Inaktivierung von Tailoring-Enzymen können Mutanten generiert werden,
die bestimmte Vorstufen bzw. Zwischenprodukte anhäufen. Diese
Derivate können
per se interessante, neue pharmakologische und physikochemische
Eigenschaften aufweisen bzw. als Ausgangsmaterial für weitere
chemische Derivatisierungen eingesetzt werden.
-
Die
gezielte Inaktivierung von ausgewählten Biosynthesegenen kann
prinzipiell durch unterschiedliche Methoden erreicht werden. Da
im Falle des Lysolipins eine heterologe Expression des gesamten
Clusters durch Cosmid 28-4H04 möglich
ist, besteht die Möglichkeit,
bestimmte Gene in E. coli zu inaktivieren und anschließend das
modifizierte Cosmid nach S. albus zur heterologen Expression des
entsprechenden Derivats zu transferieren. Zur Inaktivierung der
auf dem Cosmid lokalisierten Lysolipin-Biosynthesegene in E. coli
sind folgende Methoden denkbar: i. die ortsspezifische Mutagenese
von Genen eventuell kombiniert mit einer „long range PCR"; ii. das Auffüllen von
Schnittstellen in den zu inaktivierenden Genen, das die Einführung von
frame shift Mutationen zur Folge hätte; iii. die Inaktivierung
von Genen nach Anwendung der in vivo Rekombination (s. z.B. Gust
et al., 2004, Adv Appl Microbiol. 2004; 54: 107–28). Alternativ ist es ebenfalls
möglich,
Biosynthesegene nach Transfer und Integration des gesamten Lysolipingenclusters
ins Chromosom traditionell durch homologe Rekombination zu inaktivieren.
Bei dieser Methode wird das zu inaktivierende Zielgen gegen eine Resistenzgenkassette
oder ein „in
frame" deletiertes
Allel mit Hilfe der homologen Rekombination im heterologen Produzentenstamm
ausgetauscht („gene
replacement").
-
Zur
Inaktivierung von Lysolipin-Biosynthesegenen bietet sich die klassische
Methode der „gene
replacement" Mutagenese
im heterologen Lysolipin- Produktionsstamm
S. albus an, der über
eine sehr gute genetische Handhabbarkeit verfügt.
-
Die
Durchführung
dieses Ansatzes für
das Lysolipin-Biosynthesegencluster erfordert folgende Schritte:
- • Austausch
des Cosmid-Resistenzmarkers aac(C3(IV) gegen das Kanamycin-Resistenzgen
aphII
- • Inaktivierung
einer singulären
SpeI site des Lysolipingenclusterkodierenden Cosmids 28-4H04-aphII durch
Insertion einer Ampicillin-Resistenzgenkassette
- • Transfer
des modifizierten Cosmids 28-4H04-aphII-bla nach S. albus
- • Konstruktion
von Inaktivierungsplasmiden und Generierung von gezielten Insertions-
und in frame Deletionsmutanten in Genen des Lysolipinbiosynthesegenclusters
in S. albus 28-4H04-aphII-bla (CB3919)
-
Übertragen
auf das Lysolipin-Biosynthesegen-tragende Cosmid können die
einzelnen Schritte wie folgt durchgeführt werden:
-
Austausch des Cosmid-Resistenzmarkers
aac(C3(IV) gegen das Kanamycin-Resistenzgen
aphII:
-
Zur
Inaktivierung von Biosynthesegenen des Lysolipin-Genclusters bietet
sich die Apramycin-Resistenzgenkassette aac(3)IV an, da die Apramycin-Resistenz
in Streptomyceten und E. coli sehr zuverlässig ist. Da diese Resistenz
bereits im Grundvektoranteil pOJ436 des Lysolipingencluster tragenden
Cosmids 28-4H04 vorhanden ist, muss dieser Marker zunächst z.B.
gegen das Kanamycin-Resistenzgen
ausgetauscht werden. Das Kanamycin-Resistenzgen kann nicht als Inaktivierungsmarker
eingesetzt werden, da das Apramycin-Resistenzgen aac(3)IV gleichzeitig
Resistenz gegen Apramycin und Kanamycin vermittelt, während das
Kanamycin-Resistenzgen als Vektormarker keine Kreuzresistenz gegen
Apramycin zeigt. Der Austausch des Apramycin-Resistenzgens aac(3)IV
gegen das Kanamycin-Resistenzgen aphII kann mit Hilfe einer „überlappenden PCR"-basierte Strategie
durchgeführt
werden, da im Hybridcosmid 28-4H04 keine geeigneten Restriktionsenzymschnittstellen
vorhanden sind. Dazu wird ausgehend vom Hybridcosmid 28-4H04 ein
ca. 3450 bp Bereich, der stromaufwärts und ein 4520 bp Bereich
der stromabwärts
von aac(3)IV lokalisiert ist, mit den Primern aac-upA und aac-upB,
bzw. aac-downA und aac-downB
in getrennten PCR-Reaktionen amplifiziert. Primer zur Amplifikation
des stromaufwärts
von aac(3)IV gelegen DNA-Bereichs sind:
-
Primer
zur Amplifikation des stromabwärts
von aac(3)IV gelegen DNA-Bereichs sind:
-
Der
Primer aac-upA weist eine XbaI-Schnittstelle und Primer aac-downB
eine SpeI-Schnittstelle am 5'-Ende
auf (fett hervorgehoben). Primer aac-upB weist ein 20 bp umfassendes überhängendes
5'-Ende auf, das
homolog zu dem stromaufwärts
gelegenen DNA-Bereichen des aphII-Gens ist. Primer aac-downA weist dementsprechend
ein 20 bp umfassendes überhängendes
5'-Ende auf, das
homolog zu dem stromabwärts
gelegenen DNA-Bereichen des aphII-Gens ist.
-
PCR-Reaktion:
-
Als
Template wird isolierte DNA des Hybridcosmids 28-4H04 eingesetzt.
Zur Amplifikation kann der ProofStart DNA-Polymerase Kit (Qiagen
GmbH, Hilden, Germany) nach Beschreibung des Herstellers eingesetzt
werden. Folgendes PCR-Programm ist für die Amplifikation der ca.
3450 bzw. 4520 bp großen
PCR-Fragmente einzusetzen:
Programm:
Schritt 1: 5 min 95°C,
Schritt
2: 1 min 94°C
Schritt
3: 1 min 50–70°C
Schritt
4: 10 min 72°C
Schritt
5: 5 min 72°C
Schritte
2 bis 4 wurden 35 mal wiederholt
-
Das
eigentliche aphII-Gen wird als 1165 bp DNA-Fragment mit den Primern
aphII-up und aphII-down amplifiziert:
-
Als
Template wird das Streptomycetenplasmid pGM9 eingesetzt (Muth et
al. 1989, Mol. Gen. Genet. 219, 341–348). Die PCR-Reaktion erfolgt
wie oben beschrieben, wobei die Zeit für Schritt 4 jedoch 1,5 min
beträgt.
-
Die
drei erhaltenen PCR-Produkte werden aufgereinigt und in einer PCR-Reaktion eingesetzt
(Bedingungen wie zur Amplifikation des aphII-Gens), bei der jedoch
kein Primer zugesetzt wird. Anschließend wird das erhaltene Produkt
als Template-DNA in einer PCR-Reaktion eingesetzt (Bedingungen wie
oben, wobei die Zeit für
Schritt 4 20 min beträgt),
bei als Primer aac-upA und aac-downB
dienen. Das ca. 9 kb große
Fragment wird zunächst
in einem Vektor mit blunt end Schnittstelle, wie z.B. pBluescript
II KS (-) nach EcoRV-Spaltung, zwischen kloniert. Alle Klonierungen
und DNA-Modifikationen werden wie unter Sambrook et al., 1989 (Molecular
cloning: A laboratory manual, 2nd ed. Cold Spring Harbor Laboratory,
Cold Spring Harbor, NY) beschrieben, durchgeführt.
-
Abschließend wird
das in pBluescript klonierte PCR-Produkt (ca. 9 kb) mit XbaI und
SpeI verdaut und mit XbaI-SpeI verdauter 28-4H04-DNA ligiert. E.
coli XL1-blue wird
mit dem Ligationsansatz transformiert und auf LB-Platten mit Kanamycin
(50 μg/ml)
selektioniert. Kanamycin-resistente und Apramycin-sensitive Klone enthalten
das Hybridcosmid 28-4H04-aphII.
-
Inaktivierung einer singulären SpeI
site des Lysolipingencluster-kodierenden Cosmids 28-4H04-aphII durch
Insertion einer Ampicillin-Resistenzgenkassette
-
Apramycin-Insertionsmutanten
können über homologe
Rekombination durch Plasmidkonstrukte generiert werden, die anstelle
des zu inaktivierenden Gens die Apramycin-Resistenzgenkassette aac(3)IV
aufweisen und flankierende homologe Genregionen aufweisen. Die zur
Insertionsmutagenese einzusetzenden Plasmidkonstrukte kann man auch
zur Herstellung von Hybridplamiden nutzen, die für eine in-frame Deletionsmutagenese
geeignet sind. Dazu wird die inserierte Apramycin-Resistenzgenkassette
durch PCR mit singulären, kompatiblen
SpeI und NheI Schnittstellen versehen. Die Schnittstellen können so
konzipiert werden, dass nach SpeI und NheI-Verdau und Religation
eine in frame Deletion im zu inaktivierenden Gen entsteht. Die entsprechenden
Hybridplasmide sind zur Generierung von in frame Deletonsmutanten
geeignet. Um diese Strategie für
alle zu inaktivierenden Lysolipin-Biosynthesegene einzusetzen, muss
zuvor die in 28-4H04-aphII vorhandene singuläre SpeI-Schnittstelle, die
sich angrenzend zum Cosmidinsert befindet, eliminiert werden. Dies
ist durch Integration einer Ampicillin-Resistenzgenkassette (bla) in diese
SpeI-Schnittstelle möglich
und aufgrund der zusätzlichen
Resistenz in E. coli selektionierbar
-
Daher
wird das bla-Gen mit folgenden Primern amplifiziert, wodurch ein
939 bp DNA-Fragment erhalten wird, das nach Aufreinigung mit XbaI-verdautem
pK18 (Schäfer
et al., 1994, Gene, 145, 69–73)
ligiert wird:
Bla_xba_For:
5'-CCGCTCTCTAGACAATAACCCTGATAAATG-3'
Bla_xba_Rev
5'-TGAGTATCTAGAGTCTGACAGTTACCAATGCTTAATC-3'
-
Als
Template dient das isolierte Plasmid pBluescript II KS (-). Zur
Amplifikation wurde die Taq DNA-Polymerase (Qiagen GmbH, Hilden,
Germany) nach Beschreibung des Herstellers eingesetzt.
Programm:
Schritt 1: 5 min 95°C,
Schritt
2: 1 min 94°C
Schritt
3: 1 min 50–70°C
Schritt
4: 1 min 72°C
Schritt
5: 5 min 72°C
Schritte
2 bis 4 wurden 29 mal wiederholt.
-
Das
PCR-Produkt wird mit dem GFXTM PCR DNA and
Gel Band Purification Kit (Amersham Biosciences UK Limited, Little
Chalfont Buckinghamshire, UK) isoliert.
-
Das
isolierte DNA-Fragment wird mit XbaI verdaut und anschließend mit
XbaI-linearisierter
pK18-DNA ligiert. Mit dem Ligationsansatz wird E. coli XL1-blue
transformiert und Transformanden auf Carbenicilin-haltigem (50 μg/ml) LB-Medium selektiert.
Aus dem so erhaltenen Hybridplasmid pK18-bla wird die bla-Resistenzgenkassette
nach Verdauung mit XbaI präparativ
isoliert, und mit SpeI verdauter 28-4H04-aphII-DNA ligiert. Anschließend wird
E. coli XL1-blue mit dem Ligationsansatz transformiert und Selektion
erfolgt auf LB-Platten mit Carbenicillin (50 μg/ml) und Kanamycin (50 μg/ml).
-
Die
Cosmide werden aus den erhaltenen Transformanden isoliert und die
Integration des bla-Gens in die SpeI-Schnittstelle mittels Spaltung
mit SpeI und XbaI bestätigt.
Das entsprechende Hybridcosmid erhält die Bezeichnung 28-4H04-aphII-bla.
-
Transfer des modifizierten
Cosmids 28-4H04-aphII-bla nach S. albus
-
Durch
intergenerische Konjugation kann das modifzierte 28-4H04-aphII-bla
Cosmid nach S. albus gebracht und die Lysolipin-Produktion wie oben
beschrieben überprüft werden.
Die S. albus Rekombinante, die das modifizierte Cosmid 28-4H04-aphII-bla
trägt,
bekommt die Bezeichnung CB3919.
-
Konstruktion von Inaktivierungsplasmiden
und Generierung von gezielten Insertions- und in frame Deletionsmutanten
in Genen des Lysolipinbiosynthesegenclusters in S. albus 28-4H04-aphII-bla
(CB3919)
-
Zur
gezielten Erzeugung von Mutanten in ausgewählten Genen des Lysolipin-Biosynthesegenclusters wird
einerseits die Apramycin-Resistenzgenkassette (aac(3)IV) ins Zielgen
integriert (Insertionsmutante) und andererseits an gleicher Stelle
eine „in
frame"-Deletion
erzeugt (in frame Deletionsmutante). Die Erzeugung von in frame
Deletionsmutanten hat neben der Vermeidung polarer Effekte den Vorteil,
dass ausgehend von entsprechenden Deletionsmutanten die Apramycinkassette
erneut als Marker auf dem Weg zur Herstellung von Doppel- bzw. Mehrfachmutanten
eingesetzt werden kann.
-
Die
generelle Strategie zur Mutagenese der Zielgene kann wie folgt beschrieben
werden (s. 9 und 10):
Zunächst wird
das Apramycin-Resistenzgen mit Primern amplifiziert, die eine anschließende Klonierung
als SpeI-NheI-Fragment zulassen. Darüber hinaus werden zwei weitere
PCR-Fragmente (jeweils ca. 2000 bp) erzeugt, die von DNA-Bereichen
stromaufwärts
(„upstream") und stromabwärts („downstream") des zu inaktivierenden
Gens durch PCR amplifiziert werden und ebenfalls mit einer SpeI
bzw. NheI Schnittstelle versehen sind. Alle 3 PCR-Fragmente werden
in den in Streptomyceten nicht replikativen Inaktivierungsvektor
pDH5 (Hillemann et al., 1991 Nucleic Acids Res. 19(4): 727–31) kloniert.
Nach erfolgreicher Klonierung tragen die entsprechenden Inaktivierungsplamide
ein Insert, in dem der Upstream-Bereich des zu inaktivierenden Zielgens über eine
SpeI-Schnittstelle mit der Apramycin-Resistenzgenkassette fusioniert
ist und diese wiederum über
eine NheI-Schnittstelle vom Downstream-Bereich des Zielgens flankiert
ist (s. 9).
-
Entsprechende
Hybridplasmide werden durch eine PEG-induzierte Protoplastentransformation
(Kieser et al., 2000, Practical Streptomyces Genetics, The John
Innes Foundation, Norwich, England) in den S. albus Stamm CB3919 übertragen,
der bereits das Lysolipin-Biosynthesegenclustertragende Cosmid 28-4H04-aphII-bla
enthält.
Durch Selektion auf Apramycin können
Klone selektiert werden, bei denen entweder das pDH5-Hybridplasmid
durch homologe Rekombination über
den Upstream- oder Downstream-Bereich ins Chromsom integriert sind
(einfaches cross over) oder es bereits durch ein doppeltes cross-over
zu einem Genaustausch des Zielgens gegen die Apramycin-Kassette
gekommen ist (s. 10, oberer Teil). Durch Selektion
auf Thiostrepton haltigem Medium kann eine Plasmidintegrationen
(Thiostrepton resistent) von Apramycin-Insertionsmutanten (Thiostrepton-sensitiv)
unterschieden werden.
-
Zur
Erzeugung der „in-frame"-Deletionsmutanten,
werden die zur Generierung der entsprechenden Apramycin-Insertionsmutanten
verwendeten pDH5-Hybridplasmide
einer Doppelverdauung mit NheI und SpeI unterzogen. Anschließend erfolgt
eine Ligation über
die von beiden Enzymen erzeugten kompatiblen Einzelstrang-Enden.
Auf diese Weise wird das Apramycin-Resistenzgens eliminiert (s. 10). Hybridplasmide zur Generierung von Deletionsmutanten
werden ebenfalls durch PEG-induzierte Protoplastentransformation
in den S. albus Stamm CB3919 übertragen.
Durch Selektion auf Thiostrepton-haltigem Medium können Klone selektiert
werden, bei denen es zu einer Integration des pDH5-Hybridplasmids über den
Upstream- oder Downstream-Bereich
gekommen ist.
-
Um
nun aus der entsprechenden Plasmid-Integrationsmutante eine in frame-Deletionsmutante
zu erzeugen, muss das integrierte Plasmid über ein 2. cross-over derart aus dem
Chromosom desintgrieren, dass das zu inaktivierende Zielgen gegen
die in frame deletierte Genkopie ausgetauscht wird (s. 10). Bei dieser über homologe Rekombination
vermittelten Desintegration besteht allerdings auch die Möglichkeit,
dass das integrierte Hybridplasmid über das Fragment rekombiniert, über das
es ursprünglich
integrierte. Ein solches Ereignis hätte die unerwünschte Widerherstellung
des Wildtyps zur Folge.
-
Untersuchungen
haben gezeigt, dass ein solches Desintegrationsereignis durch Stressfaktoren
wie Hitze und Ultraschall forciert werden kann. Aus diesem Grund
wurden die Integrationsmutanten einem Stressprotokoll unterzogen,
das im Detail in Puk et al. 2002 beschrieben ist (Chem. & Biol. 9, 225–235). Die
nach dem Stressprotokoll unter nichtselektiven Bedingungen erhaltenen
Klone werden parallel auf HA-Agar (20 g Agar, 4 g Bacto Yeast Extrakt,
10 g Malz Extrakt, 4 g Glucose, pH 7,3; nach dem Autoklavieren 1
ml 1 M CaCl2 zugeben) und HA-Agar mit 25 μg/ml Thiostrepton
gepickt und 3–4
d bei 28°C
inkubiert. Klone, die die Thiostrepton-Resistenz verloren haben,
sind entweder gewünschte
in frame Deletionsmutanten oder zum Wildtyp revertiert. Mit Hilfe
eines PCR-Experimentes, das so konzipiert ist, eine potentielle
Deletion des Zielgens nachzuweisen, kann zwischen Wildtyp und Deletionsmutante
unterschieden werden.
-
Im
Folgenden wird die Herstellung von Apramycin-Insertionsmutanten
und in frame Deletionsmutanten in den Lysolipin-Biosynthesegene
llpH, llpMI, llpMIII, llpMVI, llpOI, llpOIV, llpOVI, und llpZIII
detailliert beschrieben:
Zur Generierung der Mutanten muss
zunächst
wie in 9 dargestellt das Apramycin-Resistenzgen
amplifiziert werden. Dazu wird das aac(3)IV-Gen als 1325 bp DNA-Fragment
mit den Primern aac(3)IV-up und aac(3)IV-down amplifiziert.
aac(3)IV-up(SpeI):
5'-AAAACTAGTCTGCTCGCGCAGGCTGGGTG-3'
aac(3)IV-down(NheI):
5'-AAAGCTAGCGGCTGTGAGCAATTATGTGC-3'
-
Primer
aac(3)IV-up weist eine SpeI-Schnittstelle und Primer aac(3)IV-down
eine NheI-Schnittstelle am 5'-Ende
auf (fett markiert). Als Template für die PCR-Reaktion dient das Plasmid pHP45Ωaac (Blondelet-Rouault
et al., 1997, 190, 315–317).
Zur Amplifikation wird der ProofStart DNA-Polymerase Kit (Qiagen
GmbH, Hilden, Germany) nach Beschreibung des Herstellers eingesetzt.
Folgendes PCR-Programm ist für
die Amplifikation des 1325 bp großen PCR-Fragments einzusetzen:
Programm:
Schritt 1: 5 min 95°C,
Schritt
2: 1 min 94°C
Schritt
3: 1 min 50–70°C
Schritt
4: 1,5 min 72°C
Schritt
5: 5 min 72°C
Schritte
2 bis 4 wurden 35 mal wiederholt
-
Das
PCR-Fragment wird zunächst
in einem Vektor mit blunt end Schnittstelle, wie z.B. pBluescript
II KS (-) nach EcoRV-Spaltung, zwischen kloniert und kann anschließend in
großer
Konzentration aus diesem Vektor als SpeI/NheI Fragment isoliert
werden.
-
Die
zur Erzeugung der Hybridplasmide notwendigen „Upstream" und „Downstream" Bereiche (s. 9)
der zu inaktivierenden Biosynthesegene llpH, llpMI, llpMII1, llpMVI,
llpOI, llpOIV, llpOVI, und llpZIII wurden wie folgt amplifiziert
und anschließend
kloniert:
Für
den Austausch durch homologe Rekombination werden für jedes
zu inaktivierende Gen ein „Upstream"- und ein „Downstream"-Bereich von ca.
2000 bp (ca. 1000 bp im Falle von llpMVI) durch PCR amplifiziert.
-
Für die Erzeugung
von Mutanten in den Genen llpMIII, llpOI, llpOIV weist der jeweilige „A"-Primer für den „Upstream"-Bereich eine EcoRI
Schnittstelle, die kompatibel zur multiple cloning site (MCS) von
pDH5 ist, auf und der „B"-Primer für den „Upstream"-Bereich des Zielgens
eine SpeI-Schnittstelle. Der jeweilige „A"-Primer für den „Downstream"-Bereich des Zielgens
weist eine NheI-Schnittstelle
auf und der jeweilige „B"-Primer für den „Downstream"-Bereich weist eine
zur MCS von pDHS kompatible HindIII Schnittstelle auf.
-
Für die Erzeugung
von Mutanten in den Genen llpH, llpMI, llpMVI, llpMVI, und llpZIII
weist der jeweilige „A"-Primer für den „Upstream"-Bereich eine EcoRI
Schnittstelle, die kompatibel zur MCS von pDH5 ist, auf und der „B"-Primer für den „Upstream"-Bereich des Zielgens
eine NheI-Schnittstelle. Der jeweilige „A"-Primer
für den „Downstream"-Bereich des Zielgens
weist eine SpeI-Schnittstelle auf und der jeweilige „B"-Primer für den „Downstream"-Bereich eine zur
MCS von pDH5 kompatible HindIII Schnittstelle auf (führt in diesen
Genen nach Ligation mit dem amplifizierten aac(3)IV-Gen zu einer
zum Zielgen entgegengesetzten Orientierung der Apramycin-Resistenzgenkassette).
-
Alle
Primersequenzen, die zur Amplifikation des „Upstream"- bzw. „Downstream"-Bereichs der Zielgene
eingesetzt werden können,
sind in 11 aufgelistet. Als Template
in den PCR-Reaktionen dient jeweils DNA des Lysolipin-Biosynthesegencluster-tragenden
Cosmids 28-4H04.
-
Zur
Amplifikation wird der ProofStart DNA-Polymerase Kit (Qiagen GmbH,
Hilden, Germany) nach Beschreibung des Herstellers eingesetzt. Folgendes
PCR-Programm wird für
die Amplifikation der 1000 bis 2000 bp großen PCR-Fragmente eingesetzt:
Programm:
Schritt 1: 5 min 95°C,
Schritt
2: 1 min 94°C
Schritt
3: 1 min 50–70°C
Schritt
4: 2,5 min 72°C
Schritt
5: 5 min 72°C
Schritte
2 bis 4 wurden 35 mal wiederholt
-
Alle
PCR-Fragmente werden ebenfalls in einem Vektor mit blunt end Schnittstelle,
wie z.B. pBluescript II KS (-) nach EcoRV-Spaltung, zwischen kloniert,
um diese anschließend
in großer
Konzentration aus diesem Vektor nach Spaltung mit den jeweils flankierenden
Restriktionsschnittstellen (s. 11)
zu isolieren.
-
Die
jeweiligen PCR-Fragmente (Downstream und Upstream-Bereich des Zielgens
und das Apramycin-Resistenzgen) wurden anschließend in den Vektor pDHS kloniert
(s. 9). Für
jedes zu inaktivierende Zielgen entsteht somit ein pDH5-Derivat,
das zur Herstellung von Apramycin Insertionsmutanten geeignet ist. Durch
SpeI/NheI Spaltung kann darüber
hinaus aus allen pDHS Hybridplamiden die Apramycin-Resistentkassette
entfernt und das jeweilige Hybridplasmid religiert werden. So entsteht
für jedes
zu inaktivierende Zielgen ein weiteres pDH5-Hybridplamid, das zur
Generierung von in frame Deletionsmutanten eingesetzt werden kann.
-
Nach
Transfer der jeweiligen Apramycin Insertions- und Deletions-Hybridplasmide und
Selektion der entsprechenden Klone können, wie oben beschrieben,
Apramycin-Insertionsmutanten und in frame Deletionsmutanten eines
jeden zu inaktivierende Zielgens erzeugt werden. Alle Mutanten werden
durch PCR-Experimente verifiziert.
-
Folgende
Mutanten wurden durch Geninaktivierung erzeugt (die Bezeichnung
_A symbolisiert eine Apramycin-Insertion im entsprechenden Zielgen,
während
_D eine in frame Deletion im Zielgen markiert):
Gen: | Mutante: |
llpOI | CB3919LlpOI_A |
llpOIV | CB3919LlpOIV_D |
llpOVI | CB3919LlpOVI_A |
llpMI | CB3919LlpMI_A |
llpMIII | CB3919LlpMIII_A |
llpMVI | CB3919LlpMVI_A |
llpZIII | CB3919LlpZIII_D |
-
Zusätzlich konnte
folgende Doppelmutante erzeugt werden:
Gen: | Mutante: |
llpOIV/llpH | CB3919LlpOIV_D/LlpH_A |
-
Diese
Mutanten wurden wie unter 3. beschrieben durch LC-DAD-MS Analytik
analysiert und evtl. neu gebildete Lysolipin-Derivate aufgereinigt.
-
2.3 Chemische Modifikation
von Lysolipin
-
Durch
den Lysolipin-Geninaktivierungsansatz (2.2) wurden in erster Linie
Substanzen generiert, die im Vergleich zum Lysolipin Idurch den
Verlust bestimmter dekorativer Gruppen gekennzeichnet sind. Durch
chemische Modifikation wurden darüber hinaus Lysolipin-Derivate
erzeugt werden, die an den der Modifikation zugänglichen Gruppen neue Substituenten
aufweisen.
-
In
einem ersten Ansatz wurden Lysolipin I Derivate nach der Einführung selektiver
Schutzgruppen wie folgt dargestellt: Bis-TBS-Lysolipin
(2)
-
41
mg Lysolipin I (1) (69 μmol)
40 mg Imidazol, 78 mg DMAP und 120 mg TBSCI wurden in 2 mL trockenem
DMF 24 h bei RT gerührt.
Es wurde mit Ether/Pentan 1:1 wässrig
aufgearbeitet und über
MgSO4 getrocknet.
-
Chromatographie
erfolgte an Kieselgel mit Ether/Pentan 1:2. Ansatz lieferte als
2. Fraktion 56 mg (68 μmol;
98%) die Titelverbindung (2). Mono-TBS-Lysolipin
(3)
-
47
mg Bis-TBS-Lysolipin (2) wurden in 2.4 ml DMSO gelöst. Nach
Zugabe von 0.6 ml Wasser wurde der Ansatz auf 80°C erwärmt. Die klare Lösung wurde
nicht gerührt.
Das Produkt kristallisierte bereits während der Reaktion. Nach 2
h ließ man
den Ansatz auf RT abkühlen
und filtrierte die gelben Nadeln. Waschen mit Wasser und trocknen
lieferte 31 mg (3) (77%). Bisacetyl-mono-TBS-Lysolipin
(4)
-
20
mg (3) wurden in 1 ml trockenem THF gelöst. Nach Zugabe von 1 ml NEt3, 0.5 ml Acetanhydrid und 20 mg DMAP wurde
der Ansatz 48 h bei RT gerührt.
-
Wässrige Aufarbeitung
mit Ether lieferte nach Chromatographie an Kieselgel mit Ether 14
mg (4) (17.6 μmol;
63%). Bisacetyl-Lysolipin
(5)
-
14
mg (4) (17.6 μmol)
wurden in 10 ml trockenem THF bei –78°C vorgelegt. 23 μL einer 1
M TBAF-Lösung
in trockenem THF wurden zugetropft. Der Ansatz wurde auf 0°C aufgetaut
(ca. 1 h). Wässrige
Aufarbeitung mit Ether lieferte nach Chromatographie an Kieselgel
mit Ethylacetat 10 mg (5) (14.7 μmol;
83%). Die Substanz (5) wurde als CBS53 bezeichnet und die Struktur
wie unter 3. beschrieben bestätigt.
-
Diallyl-mono-TBS-Lysolipin
(6)
-
9.6
mg (3) (13.5 μmol),
14 mg Kaliumcarbonat und 30 μL
Allylbromid wurden in 1 ml trockenem DMF bei RT unter Stickstoff
intensiv gerührt.
Nach 6 h wurden weitere 50 μL
Allylbromid zugegeben. Der Ansatz wurde noch 16 h gerührt und
wässrig
mit Ether/Pentan 1:1 aufgearbeitet. Chromatographie mit Ether an
Kieselgel lieferte 10 mg (12.6 μmol;
88%) (6).
-
-
10
mg (12.6 μmol)
(6) wurden bei –78°C in 5 mL
trockenem THF vorgelegt. 16 μl
einer 1M-TBAF-Lösung
in trockenem THF wurden zugetropft und langsam auf RT auftauen lassen
(ca. 1 h). Wässrige
Aufarbeitung mit Ether lieferte nach Chromatographie an Kieselgel
mit Ethylacetat 5 mg (7) (7.4 μmol;
59%) als 2. Fraktion. Die Substanz (7) wurde als CBS64 bezeichnet
und die Struktur wie unter 3. beschrieben bestätigt.
-
Bisacetyl-monoallyl-Lysolipin
(8)
-
9
mg (5) (13 μmol)
wurden mit 0.1 ml Allylbromid, 0.1 g Silber-I-oxid und 10 mg MgSO4 14 Tage in 1 mL trockenem Ether unter Lichtausschluß gerührt. Der
Ansatz wurde filtriert. Der feste Rückstand wurde 3 × mit Dichlormethan/Methanol
10:1 gewaschen. Die vereinigten organischen Phasen wurden eingedampft
und mit Etylacetat/Hexan 2:1 an Kieselgel chromatographiert. Man
erhielt 8 mg (11 μmol;
85%) (8).
-
-
8
mg (11 μmol)
(8) wurden in 0.2 ml Dichlormethan gelöst und zu 0.3 ml Methanol und
0.1 ml Hydrazinhydrat gegeben. Es wurde 2 h bei RT gerührt und
ohne Wärmezufuhr
zur Trockne evaporiert. Der Rückstand
wurde mit Dichlormethan/Methanol 10:1 an Kieselgel chromatographiert.
Man erhielt 4 mg (6.3 μmol; 57%)
(9). Die Substanz (9) wurde als CBS63 bezeichnet und die Struktur
wie unter 3. beschrieben bestätigt.
-
Bispentenoyl-mono-TBS-Lysolipin
(10)
-
10
mg (3) (14 μmol)
wurden in 1 ml trockenem THF gelöst.
Nach Zugabe von 0.28 ml (2 mmol; 202 mg) Triethylamin wurde der
Ansatz auf –5°C abgekühlt. 50 μL Pentenoylchlorid
in 0.5 ml trockenem THF wurden langsam zugetropft. Der Ansatz wurde
2 h bei RT gerührt
und wieder auf –5°C abgekühlt. Es
wurden weitere 50 μL
Pentenoylchlorid in 0.5 ml THF zugetropft. Nach einer 2 h Inkubation
bei RT und wurde der Ansatz wässrig
aufgearbeitet.
-
Chromatographie
an Kieselgel mit Ether/Pentan 2:1 lieferte 6.9 mg (7.9 μmol; 56%)
(10).
-
Monopentenoyl-Lysolipin
(11)
-
6.9
mg (7.9 μmol)
(10) wurden in 6 mL trockenem THF bei –78°C vorgelegt. 10μL einer 1M
TBAF-Lösung
in trockenem THF wurden langsam zugetropft. Der Ansatz wurde innerhalb
1 h auf 0°C
aufgetaut. Nach wässriger
Aufarbeitung wurde mit Dichlormethan/Ether 4:1 an Kieselgel chromatographiert.
Man erhielt 2.6 mg (3.8 μmol;
48%) (11). Die Substanz (11) wurde als CBS56 bezeichnet und die
Struktur, wie unter 3. beschrieben, bestätigt.
-
In
einem weiteren Ansatz wurde Lysolipin I direkt ohne Schutzgruppenmodifikation
wie folgt derivatisiert: 11-Monoallyl-Lysolipin
(12)
-
15
mg Lysolipin I (1) wurden mit 10 Äquivalenten Allylbromid und
10 Äquivalenten
K2CO3 in trockenem DMF
für 20
h bei RT gerührt.
Nach wässriger
Aufarbeitung wurde der Ansatz mittels präparativer LC (Bed. s.u.) aufgearbeitet.
Aus dem Produktgemisch konnten ca. 3 mg 11-Monoallyl-Lysolipin (12)
aufgereinigt werden. Die Substanz (12) wurde als CBS90 bezeichnet
und die Struktur, wie unter 3. beschrieben, bestätigt.
-
11,19-Bismethoxy-23-Acetoxy-Lysolipin
(13)
-
15
mg Lysolipin I (1) wurden mit 10 Äquivalenten Methyljodid und
10 Äquivalenten
KzCO3 in trockenem DMF bei RT gerührt. Nach
wässriger
Aufarbeitung wurde der Ansatz mittels präparativer LC (Bed. s. 2.) aufgearbeitet.
Aus dem Produktgemisch konnten ca. 4 mg 11,19-Bismethoxy-23Acetoxy-Lysolipin (13) aufgereinigt
werden. Die Substanz (13) wurde als CBS76 bezeichnet und die Struktur,
wie unter 3. beschrieben, bestätigt.
-
Zusätzlich wurde
die nach Geninaktivierung von llpOI in der Mutante CB3919LlpOI_A
generierte Substanz CBS40 zur chemischen Derivatisierung (Allylierung)
wie folgt eingesetzt: 11,25-Diallyl-CBS40
(15)
-
20
mg CBS40 (14) wurden mit 10 Äquivalenten
Allylbromid und 5 Äquivalenten
K2CO3 in trockenem DMF
2 Tage bei RT gerührt.
DMF wurde im Hochvakuum abdestilliert, der Rückstand in Wasser aufgenommen und
mit Ether extrahiert. Die weitere Aufreinigung erfolgte mit Hilfe
von Säulenchromatographie
und mittels präparativer
HPLC (Bed. s. 2.). Aus dem Produktgemisch konnten 3,7 mg 11, 25-Diallyl-CBS40
(15) aufgereinigt werden. Die Substanz (15) wurde als CBS89 bezeichnet
und die Struktur, wie unter 3. beschrieben, bestätigt.
-
Beispiel 3: Identifizierung
und Strukturaufklärung
neuer Derivate
-
Zur
Identifizierung neuer Substanzen wurden die unter 2.1. beschriebenen
gezielten Fermentationsansätze
bzw. die Fermentationsüberstände der
unter 2.2 beschriebenen Mutanten einer LC-DAD-MS-Analyse unterzogen.
-
Die
Anzucht der Kulturen erfolgte im analytischen Maßstab wie folgt. Vorkultur:
50 ml TSB-Medium [Tryptic Soy Broth, Beckton Dickinson] wurden mit
den zu analysierenden Rekombinanten/Mutanten angeimpft und für 48 h bei
28°C und
160 rpm inkubiert; Hauptkultur: 100 ml E1-Medium [20 g Glucose,
20 g lösliche
Stärke,
5 g Hefeextrakt, 2,5 g Pharmamedia (Traders Protein, Southern Cotton
Oil Company, Memphis, USA), 1 g MgSO4 × 7 H2O, 1,3 g KH2PO4 × 3H2O, 3 g NaCl, 3 g CaCO3 mit
Leitungswasser auf 1 l auffüllen,
pH 7,5] wurden mit 1 ml der Vorkultur beimpft und für 168 h
bei 28°C
und 160 rpm inkubiert. In den gezielten Fermentationen wurde 5 g/l
NaBr zum Vorkulturmedium bzw. 5 g/l NaBr anstelle von NaCl ins Hauptkulturmedium
gegeben. Je nach Mutante wurden zur Selektion während der Anzucht folgende
Antibiotika zugegeben: 25 μg/ml Apramycin
zu CB3818 (S. albus plus Lysolipingenclustercosmid 28-4H04) und
allen CB3919 Apramycin-Insertionsmutanten und zur Doppelmutante;
50 μg/ml
Kanamycin zur CB3919-Deletionsmutante.
-
Die
Extraktion und die LC(DAD)-MS-Analyse der Überstände wurde wie vorstehend beschrieben durchgeführt.
-
Die
LC(DAD)-MS-Analyse der oben beschriebenen Rekombinanten und Mutanten
ergab, dass diese im Gegensatz zur Lysolipin-produzierenden Kontrolle
(CB3818,
2-
6) folgende
neuartige Substanzen synthetisieren:
Rekombinante/Mutante | Neue
Substanzen |
CB3818
(S. albus + 28-4H04) + NaBr | CBS44,
CBS49 |
CB3919LlpOI_A | CBS40 |
CB3919LlpOI_A
+ NaBr | CBS48 |
CB3919LlpOIV_D | CBS62,
CBS68 |
CB3919LlpOVI_A | CBS61,
CBS84 |
CB3919LlpMI_A | CBS60 |
CB3919LlpMIII_A | CBS68,
CBS73 |
CB3919LlpMVI_A | CBS70,
CBS72 |
CB3919LlpZIII_D | CBS66 |
CB3919LlpOIV_D/LIpH_A | CBS86,
CBS87 |
-
Um
die Struktur der neuen Substanzen aufzuklären, wurden die entsprechenden
Mutanten/Rekombinanten im 10–20
l Maßstab
(jeweils in 250 ml Glaskolben mit 3 Schikanen und Cellulose Stopfen
mit je 100 ml Kulturlösung)
angezogen:
-
Vorkulturmedium: |
TSB
(s.o.), 28°C,
160 rpm, 72h |
Hauptkulturmedium: |
E1
(s.o.), 28°C,
160 rpm, 120h–168h |
-
Nach
der Inkubation wurde das Kulturmedium bei 4000 rpm (15°C) abzentrifugiert.
Der klare Überstand
wurde mit 1 N HCl auf pH 4 eingestellt. Der dabei ausfallende flockige
Niederschlag enthält
die Hauptmenge an Lysolipinderivaten und wurde bei 4500 rpm, 15°C abzentrifugiert,
mit Ethylacetat versetzt und im Ultraschallbad für 15 min belassen. Anschließend wurde über einen
Büchnertrichter
filtriert. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt bis das Ethylacetat
fast farblos blieb. Das klare Filtrat wurde ebenfalls mit Ethylacetat
ausgeschüttelt
bis die organische Phase fast farblos blieb.
-
Die
vereinigten organischen Phasen wurden bis zur Trockne eingeengt.
-
Die
Aufreinigung des Rohextrakts der Lysolipin-Derivate erfolgte in
folgenden 3 Schritten:
- 1 Schritt: Rohprodukt wurde an einer
Kieselgelsäule
(400 × 50
mm, Bettvolumen: 800 ml, Kieselgel 60; 0,063–0,200 mm) mit CH2Cl2/MeOH 9:1 chomatographiert.
- 2 Schritt: Sephadex LH20 (MeOH oder MeOH + 0,01% TFA)
- 3 Schritt: Semipräparative
HPLC (XTerra PrepMSC18, 10 μm, 19 × 300mm) Laufmittel:
Acetonitril/Wasser (mit TFA 0%–0.05%).
Die Gradienten wurden so eingestellt, dass eine gute Trennung der
einzelnen Derivate möglich
war.
-
Je
nach Rekombinante/Mutante konnten zwischen 0.5 mg und 30 mg der
einzelnen Lysolipin-Derivate einer Reinheit > 90% aufgereinigt werden. Mittels NMR-Analyse
wurde die Struktur der neuen Derivate aufgeklärt und auch die Struktur der
chemischen Derivate aus 1.3 bestätigt:
Die
Strukturaufklärung
der einzelnen Lysolipinderivate wurde mit Hilfe hochaufgelöster 1D-
und 2D-NMR-Spektroskopie (1H, 13C,
H,H-COSY (Long Range-Correlation Spectroscopy), HMQC (Heteronuclear Multiple
Quantum Coherence), HMBC (Heteronuclear Multiple Bond Connectivity))
in Kombination mit UV, ESI- und HR-Massenspektoskopie durchgeführt. Alle
Spektren wurden mit XWIN-NMR Software Bruker prozessiert. Chemische
Verschiebungen wurden in δ-Werten
(ppm) relativ zum jeweiligen Lösungsmittel
als internen Standard angegeben. Kopplungskonstanten (J) in [Hz].
- Verwendete Abkürzungen:
s = Singulett, d = Dublett, t = Triplett, q = Quartett, m = Multiplett,
br = breit, ESI = Electron Impact Ionization, HRMS = High Resolution
Mass Spectrometry.
- Gerätespezifikationen:
Bruker Avance 600 (600 MHz) und 400 MHz Spektrometer.
-
Die
NMR-Daten und die daraus für
die einzelnen neuartigen Lysolipin-Derivate resultierenden Strukturen
sind in folgenden Abbildungen zusammengefasst:
Derivate aus
der „biologischen" Modifikation:
CBS40 – Beispiel
5
CBS44 – Beispiel
6
CBS48 – Beispiel
7
CBS49 – Beispiel
8
CBS60 – Beispiel
9
CBS61 – Beispiel
10
CBS62 – Beispiel
11
CBS66 – Beispiel
12
CBS68 – Beispiel
13
CBS70 – Beispiel
14
CBS72 – Beispiel
15
CBS73 – Beispiel
16
CBS84 – Beispiel
17
CBS86 – Beispiel
18
CBS87 – Beispiel
19
-
Derivate
der „chemischen" Derivatisierung
(s. 2.3):
CBS53 – Beispiel
20
CBS56 – Beispiel
21
CBS63 – Beispiel
22
CBS64 – Beispiel
23
CBS76 – Beispiel
24
CBS89 – Beispiel
25
CBS90 – Beispiel
26
-
Die
Struktur der von den Mutanten generierten Lysolipin-Derivate legt
nahe, dass die Produkte der inaktivierten Zielgene für folgende
Funktionen verantwortlich sind (Zuordnung s. 1):
LlpOI:
Oxygenierung am A-Ring
LlpOIV: Oxygenierung an C15
LlpOVI:
Oxygenierung an C16
LlpMI: Methyltransfer am C24 Sauerstoff
LlpMIII:
Methyltransfer am C6 Sauerstoff
LlpMVI: Methyltransfer am C16
Sauerstoff
LlpH: Halogenase am C1
-
Beispiel 4: Biologische
Charakterisierung neuer Derivate
-
Alle
neuartigen Lysolipin-Derivate wurden einer biologischen Charakterisierung
unterzogen. Dabei wurde zum einen die in vitro efficacy (Minimale
Hemmkonzentration = MIC) gegen 5 Testkeime und zum anderen die in
vitro Cytotoxizität
gegen 3 Zelllinien im Vergleich zur Ausgangssubstanz Lysolipin I
(CBS42) bestimmt.
-
In vitro efficacy:
-
Von
einigen Substanzen wurde der MIC Wert mit Hilfe des Makrodilutionsverfahren
(Testvolumen 1 ml) bestimmt mit den folgenden Ergebnissen.
-
Folgende
Medien wurden für
die Testkeime eingesetzt:
E. faecalis VRE ATCC51575: TSB plus
7% Fetales Rinderserum
S. aureus Me/GM/TC ATCC33592: Müller Hinton
Broth (3,7 mg Ca++/l)
S. epidermidis
ATCC12228: Müller
Hinton Broth (3,7 mg Ca++/l)
S. pneumoniae
EM & AM: TSB
plus 7% Fetales Rinderserum
E. coli ATCC10536: Müller Hinton
Broth (3,7 mg Ca++/l)
-
Die
Inkubation erfolgte für
20 h bei 37°.
Die MIC-Werte wurden durch Trübungsmessung
bestimmt.
-
Weitere
Lysolipin-Derivate wurden mit Hilfe des "Broth-Mikrodilutionsverfahrens" nach den Richtlinien der
CLSI (ehemals NCCLS) getestet (National Committee for Clinical Laboratory
Standards. 2003. Methods for dilution antimicrobial susceptibility
tests for bacteria that grow aerobically; approved standard – 6th ed. Document M7-A6. Clinical and Laboratory
Standards Institute, Wayne, PA, USA) mit den folgenden Ergebnissen.
-
-
In vitro Cytotoxizität:
-
Die
Cytotoxizität
der neuen Lysolipinderivate wurde in vitro durch die Bestimmung
der IC50 Werte gegen definierte Zelllinien im sogenannten Resazurin-Test
(Zugabe eines Vitalitätsfarbstoffes)
untersucht. Folgende Zellinien wurden eingesetzt:
- • humane
Leberzelllinie Huh-7
- • Mauszellinie
J774a.1
- • humane
Lymphoblastenzelllinie THP-1
-
Die
Ergebnisse sind folgend dargestellt.
-
-
Der
eigentliche Test wurde wie folgt durchgeführt:
-
• Vorbereitung der Zellen
-
Definierte
Kryokonserven der Testzellen wurden aufgetaut und die Zellen unter
den für
sie optimalen Bedingungen expandiert. Adherente Zellen wurden für das Passagieren
trypsiniert. Nach Erreichen einer ausreichenden Zellzahl wurden
die Zellen mit 100 μl
Medium je Well in 96 well Platten eingesäht. Die Vitalität der Zellen
war > 95%. Die Zellen
wurden im Anschluss für
24 Stunden bei 37°C
und 5% CO2 in feuchter Atmosphäre
inkubiert.
-
• Inkubation mit den Testsubstanzen
-
100 μl jeder Verdünnungsstufe
der Substanzen wurde zu den Zellen in die Wells gegeben. Hierbei
wurden je Stufe drei Wells verwendet. Als Lösungsmittelkontrolle wurde
Medium mit der höchsten
im Assay befindlichen Konzentration an DMSO verwendet. Hier wurde
eine Vierfachbestimmung vorgenommen (100% Wert). Als Positivkontrolle
wurde Cycloheximid in einer Konzentration von 20 μg/ml eingesetzt
(0% Wert). Die Zellen wurden im Anschluß für 48 Stunden bei 37°C und 5%
CO2 in feuchter Atmosphäre
inkubiert.
-
• Durchführung des Resazurin-Assays
-
Resazurin
wird durch die Mitochondrien lebender Zellen reduziert. Hierbei
entsteht die fluoreszenzaktive Form Resofurin. Die Menge an entstandenem
Resofurin kann über
einen Fluoreszenzreader quantifiziert werden und steht in direktem
Zusammenhang mit der Anzahl an lebenden Zellen. Zu den Zellen werden
100 μl einer
50 μM Resazurinlösung (Sigma-Aldrich)
gegeben. Diese Lösung
wurde zuvor angesetzt, über
0,2 μm Filter
steril filtriert und aliquotiert. Die Aliquots wurden bei –20°C gelagert.
Die Platten wurden im Anschluß für 4 Stunden
bei 37°C
und 5% CO2 in feuchter Atmosphäre
inkubiert. Die Entwicklung der fluoreszierenden Verbindung kann
optisch durch eine Verfärbung
der Testlösung
von blau nach pink verfolgt werden. Zur Auswertung wurden die Platten
in einem Fluoreszenzreader (Genios, Tecan) ausgelesen. Hierfür wurde
eine Anregungswellenlänge
von 560 nm und ein Emissionsfilter von 590 nm gewählt. Die
Daten wurden über
Microsoft Excel und eine Anwenderapplikation (XFluor4, Tecan) ermittelt.
-
• Auswertung
-
Die
Rohdaten wurden normalisiert. Hierbei gab die Positivkontrolle den
Wert für
die Wells mit den toten Zellen (0% Wert) und die Negativ-/Lösungsmittelkontrolle
den 100% Wert. Die erhaltenen Mittelwerte wurden zur Berechnung
des IC50 Wertes herangezogen. Die Berechnung wurde mit Hilfe des
Analyseprogramms Graph Pad Prism 4.0 durchgeführt.
-
Die
biologische Validierung der generierten Lysolipinderivate und ein
Vergleich der zur Ausgangssubstanz Lysolipin I erzeugten strukturellen
Veränderungen
führen
zu folgenden überraschenden
Erkenntnissen:
- • die durch biologische Modifikation
erzeugten Lysolipin-Derivate sind weiterhin antibakteriell aktiv
- • das
Halogen beeinflusst die Cytotoxizität (Br anstelle von Cl => 30 fache Reduktion
der Cytotoxizität
gegen THP-1 bei unveränderter
in vitro efficacy)
- • die
Methylendioxybrücke
ist für
in vitro efficacy entbehrlich
- • Folgende
Substanzen sind deutlich weniger cytotoxisch aber weiterhin antibiotisch
aktiv:
biologisch generiert:
CBS70 [30 fach weniger cytotoxisch
bei unveränderter
antibiotischer Aktivität]
CBS73
[700 fach weniger cytotoxisch bei moderatem Aktivitätsverlust
(15 fach geringer: z.B. S. aureus MIC 0.5)]
chemisch modifiziert:
Lysolipinderivate
CBS64 und CBS90 (Diallyl- und Monoallylderivat) zeigt starke Verringerung
der Cytotoxizität
(100 x) bei moderatem Aktivitätsverlust
-
Die
Generierung und Validierung neuer Lysolipinderivate hat somit überraschenderweise
gezeigt, dass die Cytotoxizität
und die antibiotische Aktivität
strukturell zu trennen sind.
-
Beispiel 5: CBS40
-
- Molekulare Formel: C28H20ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 252 nm; 273 nm; 301 nm; 327 nm; 363 nm; 378
nm
- ESI-MS: m/z = 550.10 [M+H], 1121.39 [2M+Na]
- HRMS C28H21ClNO9 ber. 550.0905, gef. 550.0901
-
-
1H-NMR (600 MHz, CDCl
3),
13C-NMR (150.9 MHz, CDCl
3)
-
-
Beispiel 6: CBS44
-
- Molekulare Formel: C29H25NO11
- UV/Vis (Maxima): 237 nm; 262 nm; 320 nm; 349 nm; 363 nm; 395
nm
- ESI-MS: m/z = 564.21 [M+H], 1149.50 [2M+Na]
- HRMS C29H25NO11: ber. 563.1428, gef. 563.1421
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
-
Beispiel 7: CBS48
-
- Molekulare Formel: C28H21NO9
- UV/Vis (Maxima): 254 nm; 301 nm; 325 nm; 378 nm
- ESI-MS: m/z = 516.19 [M+H], 1053.41 [2M+Na]
- HRMS C28H22NO9: ber. 516.1295, gef. 516.1311
-
-
1H-NMR (600 MHz, CDCl
3)
13C-NMR (150.9 MHz, CDCl
3)
-
-
- 1,2)Zuordnungen vertauschbar
-
Beispiel 8: CBS49
-
- Molekulare Formel: C29H24BrNO11
- UV/Vis (Maxima): 241 nm; 256 nm; 274 nm; 304 nm; 348 nm; 397
nm;
- ESI-MS: m/z = 642.12 [M+H], 1307.27 [2M+Na]
- HRMS C29H25BrNO11: ber. 642.0611, gef. 642.0589
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
- 1)Signale überlappen
- 2)Signale kollabieren zu einem Singulett
-
Beispiel 9: CBS60
-
- Molekulare Formel: C29H22ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 253 nm; 273 nm; 303 nm; 329 nm; 364 nm; 379
nm
- ESI-MS: m/z = 564.09 [M+H], 1149.29 [2M+Na]
- HRMS C29H23ClNO9: ber. 564.1061, gef. 564.1071
-
-
1H-NMR (600 MHz, CD
2Cl
2),
13C-NMR (150.9
MHz, CD
2Cl
2)
-
-
- 1)Zuordnungen vertauschbar
-
Beispiel 10: CBS61
-
- Molekulare Formel: C28H20ClNO8
- UV/Vis (Maxima): 253 nm; 302 nm; 329 nm; 356 nm; 369 nm
- ESI-MS: m/z = 534.10 [M+H], 1089.24 [2M+Na]
- HRMS C28H20ClNO8: ber. 533.0877, gef. 533.0881
-
-
1H-NMR (600 MHz, CD
2Cl
2),
13C-NMR (150.9
MHz, CD
2Cl
2)
-
-
Beispiel 11: CBS62
-
- Molekulare Formel: C29H26ClNO10
- UV/Vis (Maxima): 245 nm; 272 nm
- ESI-MS: m/z = 584.06 [M+H], 1189.27 [2M+Na]
- HRMS C29H26ClNO10: ber. 583.1245, gef. 583.1271
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
Beispiel 12: CBS66
-
- Molekulare Formel: C28H22ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 250 nm; 298 nm; 323 nm; 354 nm; 367 nm
- ESI-MS: m/z = 552.06 [M+H], 1125.18 [2M+Na]
- HRMS C28H22ClNO9: ber. 551.0983, gef. 551.0964
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
Beispiel 13: CBS68
-
- Molekulare Formel: C27H20ClNO8
- UV/Vis (Maxima): 256 nm; 323 nm; 359 nm
- ESI-MS: m/z = 522.08 [M+H], 1065.29 [2M+Na]
- HRMS C27H21ClNO8: ber. 522.0956, gef. 522.0960
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO)
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
Beispiel 14: CBS70
-
- Molekulare Formel: C26H18ClNO8
- UV/Vis (Maxima): 257 nm; 323 nm; 354 nm; 366 nm
- ESI-MS: m/z = 508.11 [M+H], 1037.24 [2M+Na]
- HRMS C26H18ClNO8Na: ber. 530.0619, gef. 530.0618
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO,
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
- 1)überlagert von Wassersignal
-
Beispiel 15: CBS72
-
- Molekulare Formel: C27H20ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 251 nm; 299 nm; 323 nm; 353 nm; 368 nm
- ESI-MS: m/z = 538.07 [M+H], 1097.16 [2M+Na]
- HRMS C27H20ClNO9: ber. 537.0827, gef. 537.0821
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
Beispiel 16: CBS73
-
- Molekulare Formel: C27H20ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 257 nm; 299 nm; 324 nm; 354 nm; 368 nm
- ESI-MS: m/z = 538.12 [M+H], 1097.28 [2M+Na]
- HRMS C27H21ClNO9: ber. 538.0905, gef. 538.0919
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150,9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
Beispiel 17: CBS84
-
- Molekulare Formel: C27H20ClNO8
- UV/Vis (Maxima): 251 nm; 324 nm; 352 nm; 366 nm
- ESI-MS: m/z = 522.04 [M+H], 1065.18 [2M+Na]
- HRMS C27H20ClNO8Na: ber. 544.0775, gef. 544.0790
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
Beispiel 18: CBS86
-
- Molekulare Formel: C27H21NO8
- UV/Vis (Maxima): 256 nm; 321 nm; 360 nm
- ESI-MS: m/z = 488.11 [M+H]
- HRMS C27H21NO8Na: ber. 510.1165, gef. 510.1155
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
- 1,2)Zuordnungen vertauschbar
-
Beispiel 19: CBS87
-
- Molekulare Formel: C28H23NO8
- UV/Vis (Maxima): 254 nm; 320 nm; 360 nm
- ESI-MS: m/z = 502.09 [M+H]
- HRMS C28H23NO8Na: ber. 524.1321, gef. 524.1308
-
-
1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
-
-
-
Beispiel 20: CBS53
-
- Molekulare Formel: C33H28ClNO13
- UV/Vis (Maxima): 237 nm; 280 nm; 354 nm
- ESI-MS: m/z = 640.19 [M-acetyl+H], 682.25 [M+H], 1385.50 [2M+Na]
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- 1,2,3)Zuordnungen vertauschbar
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Beispiel 21: CBS56
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- Molekulare Formel: C34H30ClNO12
- UV/Vis (Maxima): 267 nm; 340 nm
- ESI-MS: m/z = 680.28 [M+H]
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Beispiel 22: CBS63
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- Molekulare Formel: C32H30ClNO11
- UV/Vis (Maxima): 245 nm; 273 nm; 305 nm; 349 nm; 400 nm
- ESI-MS: m/z = 640.19 [M+H], 1301.47 [2M+Na]
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Beispiel 23: CBS64
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- Molekulare Formel: C35H32ClNO11
- UV/Vis (Maxima): 239 nm; 270 nm; 281 nm; 363 nm
- ESI-MS: m/z = 678.10 [M+H], 1377.32 [2M+Na]
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- 1,2,3)Signale überlappen
- Die Zuordnungen für
die Allylreste C-11 und C-19 basieren nur auf 1H-Daten
und können
deshalb auch vertauscht sein
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Beispiel 24: CBS76
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- Molekulare Formel: C33H30ClNO13
- UV/Vis (Maxima): 268 nm; 323 nm
- ESI-MS: m/z = 684.04 [M+H], 1389.23 [2M+Na]
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1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO)
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
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- 1)Signale überlappen
- 2)Signale kollabieren zu einem Singulett
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Beispiel 25: CBS89
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- Molekulare Formel: C34H28ClNO9
- UV/Vis (Maxima): 258 nm; 310 nm; 363 nm; 382 nm
- ESI-MS: m/z = 588.84 [M-allyl], 630.05 [M+H], 1281.15 [2M+Na]
- HRMS C34H28ClNO9Na: ber. 652.1350, gef. 652.1354
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1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO),
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
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Beispiel 26: CBS90
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- Molekulare Formel: C32H28ClNO11
- UV/Vis (Maxima): 243 nm; 269 nm; 344 nm
- ESI-MS: m/z = 638.08 [M+H], 1297.31 [2M+Na]
- HRMS C32H28ClNO11Na: ber. 660.1249, gef. 660.1240
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1H-NMR (600 MHz, d
6-DMSO,
13C-NMR (150.9 MHz, d
6-DMSO)
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Es
folgt ein Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
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des DPMA heruntergeladen werden.